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Full text of "Drahtlose Telegraphie und Telephonie"

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^ 



1 



DIE Schwachstromtechnik 



IN 



Einzeldarstellungen. 



Herausgegeben von 

J. Baumann, und Dr. K Rellstab, 

München. Hannover. 



II. Band: 

Drahtlose TelegrapMe und Telephonie 



von 



Prof. D. MAZZOTTO 
deutsch bearbeitet von J. BAIJMANN. 




München und Berlin. 

Druck und Verlag von R. Oldenbourg. 



lOOO. 



Dralitlose Telegraphie 
und Telephonie 



von 



Prof. D. Mazzotto 



deutsch bearbeitet von 



J. Baumann. 



Mit 235 Textabbildungen und einem Vorwort von R. Ferrini. 




München und Berlin. 

Druck und Verlag von R. Oldenbourg. 



lOOO. 



d 



Vorwort. 



U nter den glänzenden Errungenschaften der Physik, welche 
sich in unseren Tagen mit erstaunlicher Schnelligkeit folgen- 
den Schatz unserer Kenntnisse vermehren und der Erforschung 
der Zusammenhänge neue Aushlicke eröfbien, kommt der Ent- 
deckung der elektrischen Wellen eine ganz besondere Be- 
deutung zu. 

Hochbewertet von der Wissenschaft drängt sich diese Be- 

t deutung auch der nichtwissenschaftlichen Welt durch die prak- 

tischen Folgen eindrucksvoll auf. Doch wer hätte solches Schicksal 

-\ der Tat, mit welcher Hertz die Grenzen der Erkenntnis verschob, 

\^ vorauszusehen gewagt, wenn nicht Marconi den Gedanken ge- 

faßt hätte, die Leistung des Gelehrten für das praktische Leben 

^ zur Übertragung von Nachrichten durch den Äther auf die 

^ weitesten Entfernungen zu verwerten? 

' Die Geschichte der scharfsinnigen und unermüdlichen Be- 

mühungen Marconis um die Vervollkommnung und Ausbreitung 

^ seines Systems, seine großartigen Erfolge, seine Apparate und 

N die anderer Forscher bilden den Gegenstand vorliegenden Buches. 

^ Das reizvolle Thema erfährt eine anziehend einfache und klare 

N Darstellung, welche es auch dem Leser mit elementaren Vor- 

kenntnissen ermöglicht, den Ausführungen ohne Ermüdung zu 
folgen. 



R. Perrini. 



o 



36312 



Einleitung des Verfassers. 



Gegen Ende des Jahres 1896 verbreitete sich in der Presse 
die Nachricht, daß ein junger Italiener die drahtlose Telegraphie, 
ein telegraphisches System, welches die Übermittelung von Nach- 
richten ohne eine Sende- und Empfangsstation verbindende Draht- 
leitung ermöglicht, erfunden habe. 

Die Nachricht erregte sofort außerordentliches Aufsehen, 
wenn auch in geringerem Maße unter den Technikern und den 
Männern der Wissenschaft. 

Das Publikum, empfänglicher für die sog. Wunder der Wissen- 
schaft und unbeschwert von den Zweifeln über das Mögliche und 
Unerreichbare, nahm die Nachricht ohne weiteres als die An- 
kündigung einer unbestreitbaren Tatsache von unbegrenzter Trag- 
weite, durch welche die zahllosen Telegraphendrähte, die nach 
allen Richtungen auf allen Wegen und Stegen, auf den höchsten 
Berggipfeln und in den tiefsten Tiefen der Ozeane unsere Erd- 
kugel umspannen, fortan zu altem Eisen geworden seien. 

Kühler verhielt sich die Welt der Technik und Wissenschaft. 
Gewohnt an die Erscheinung, daß fast täglich irgend eine welt- 
bewegende Erfindung mit meist verschwindend unbedeutendem 
realen Kern angekündigt wird, sündigen die Praktiker und Ge- 
lehrten eher durch ein Übermaß des Mißtrauens. Sie nahmen 
denn auch die Nachricht von des jungen Italieners Entdeckung 
mit umso größerer Vorsicht und Zurückhaltung auf, als das Ge- 
heimnis über die Mittel, auf welche sich die Erfindung stützte, 
eifersüchtig behütet wurde. 

Bald ließen jedoch die einwandfreien Zeugnisse über die 
praktischen Erfolge, welche Guglielmo Marconi — so hieß der 
junge Italiener — in London erzielt hatte, keinen Zweifel mehr 
darüber, daß es sich um eine durchaus ernsthafte Sache handelte, 
und man begann nun sofort trotz des Geheimnisses, mit welchem 



Einleitung des Verfassers. VII 

die Versuche umgeben waren, nach den Mitteln zu forschen, 
welche Marconi die angekündigten Erfolge erzielen ließen. 

Die Kenner der Frage dachten sogleich daran, daß es sich 
um eine Anwendung jener elektrischen Wellen handelte, welche 
seit einigen Jahren bekannt und wesensgleich mit den Lichtwellen 
erkannt worden waren und sich vorzüglich zu Übertragungen in 
die Ferne eignen mußten. Die Vermutung gentigte einigen dieser 
Forscher, wie Lodge in England, Tissot in Frankreich, Ascoli in 
Italien usw., ohne weiteres Apparate zu konstruieren, mit welchen 
sie die Versuche Marconis zu wiederholen imstande waren. 
Die dabei verwendeten Apparate stellten sich in der Folge als 
tibereinstimmend mit den von Marconi benutzten heraus. 

Wenn jedoch in diesem Zeitpunkte in der Tat die wissen- 
schaftlichen Voraussetzungen für die drahtlose Telegraphie ver- 
mittelst elektrischer Wellen gegeben waren, sodaß die Nachricht 
von der Lösung der Aufgabe gentigte, um die Wiederholung zu 
ermöglichen, so traf ein Gleiches nicht zu hinsichtlich der prak- 
tischen Aufgaben, welche das neue Verkehrsmittel stellte. Die 
Aufgabe, große Entfernungen zu tiberwinden und die nicht weniger 
wichtige, die einzelnen Stationen voneinander so unabhängig 
zu machen, daß keine den Verkehr anderer stören oder durch 
deren Verkehr gestört werden kann, harren heute noch der voll- 
kommenen Lösung, welche erst eine unbegrenzte Anwendbarkeit 
versprechen könnte. 

Bei der Beschreibung der in diesen beiden Richtungen von 
Marconi und anderen allmählich erzielten Vervollkommnungen 
werden wir sehen, wie es verhältnismäßig einfach war, die Über- 
tragungsentfernungen mehr und mehr bis zur Überbrtickung des 
atlantischen Ozeans zu steigern, während es nur unvollkommen 
gelang, die Unabhängigkeit der gleichzeitig in gleichem Wirkungs- 
bereich tätigen Stationen zu erreichen, so sehr sich die besten 
Kräfte mit den reichsten Mitteln um das Ziel bemühten. 

Die Angaben in vorliegendem Werke gehen bis August 1904 
(siehe Vorwort des Herausgebers), d. h. bis zur Eröffnung der 
Linie Bari — Antivari. Sie wurden hauptsächlich den zahlreichen 
italienischen und fremden Veröffentlichungen über den Gegen- 
stand entnommen, insbesondere dem Hauptwerk von Righi, erste 
Ausgabe, dann den Arbeiten von Zammarchi, Leone, Murani, 
Prasch, Arldt, Boulanger und Ferrie und Ducretet, der wissen- 
schaftlichen Zeitschriftenliteratur und der Tagespresse. 

Der Zweck des vorliegenden Werkchens besteht in einer 
möglichst einfachen Darstellung der Grundlagen, auf welchen 



VUI Einleitung des VerfaBsers. 

das neue Verkehrsmittel beruht, der erforderlichen Apparate, der 
Einrichtung der Stationen, der von den einzelnen Forschem und 
Erfindern im Lauf der Zeit erzielten Vervollkommnungen und 
endlich der zeitlichen Folge der in der praktischen Anwendung 
errungenen Fortschritte von den ersten Versuchen Marconis an 
bis zur Eroberung des atlantischen Ozeans. 

Zum Schluß soll ein Überblick über den augenblicklichen 
Stand der drahtlosen Telegraphie, die Dienste, die sie heute schon 
leistet und die Schwierigkeiten, denen sie noch begegnet, und 
die Aussichten für die Zukunft gegeben werden. 

Ein besonderes Kapitel soll der noch in den Anfängen be- 
findlichen, doch vielversprechenden drahtlosen Telephonie ge- 
widmet sein. 



Prof. D. Mazzotto. 



Vorwort des Herausgebers. 



Die vorliegende Darstellung der drahtlosen Telegraphie und 
Telephonie von Prof. Dom. Mazzotto empfahl sich für die Samm- 
lung der Einzeldarstellungen der Schwachstromtechnik durch 
eine Reihe von Vorzügen, welche gerade für das mit den ab- 
straktesten und wenigst geläufigen Vorstellungen arbeitende 
Kapitel der Elektrizitätsanwendungen besonders wertvoll er- 
schienen. Ungezwungene Sicherheit des Vortrags, größte Ein- 
fachheit der Darstellung, Übersichtlichkeit und Folgerichtigkeit 
der Stoffanordnung verbinden sich mit einem im fremden Idiom 
freilich notwendig geminderten Eeiz der Sprache zu einer Ge- 
samtwirkung, welche den ausgiebigsten Nutzen gerade nach 
Sinn und Absicht unserer Sammlung verspricht, klare Einsicht 
und gründliche Belehrung auch in die weiten Kreise zu tragen 
verbürgt, welchen die anspruchsvolleren Darstellungen des 
schwierigen Themas verschlossen bleiben. 

Die deutsche Bearbeitung hält sich, von gelegentlichen Kür- 
zungen und Ergänzungen im Text abgesehen, im allgemeinen 
treu an die Fassung des Originals. Eine belangvollere Erweiterung 
erfuhr nur das Kapitel über die verschiedenen Systeme der elek- 
trischen Wellentelegraphie, insofern als das System Telef unken 
an dieser Stelle eine eingehende zusammenhängende Behand- 
lung erfahren hat. Für solche Erweiterung sprachen mehrfache 
Gründe. Zunächst kann das System als das deutsche System 
bezeichnet werden, das zudem durch seine Verbreitung in der 
ganzen Welt, durch welche es die Gesamtheit aller übrigen 
Systeme überflügelt hat, eine Sonderbehandlung rechtfertigt. 
Dann entspricht es insbesondere dem Plan der vorliegenden 
Sammlung von Einzeldarstellungen, in einem abgerundeten 
Beispiel zu zeigen, welche konstruktive Ausgestaltung die Gesamt- 
heit der zahlreichen zusammenbestehenden Arbeitsbedingungen 
in ihrer letzten Vollendung gefunden hat. 



X Vorwort des HerausgeberB. 

Wenn dabei die Ausführungen sieb der Darstellung der 
Vertreter des Systems mögliebst ansebließen, so sebien dies um 
deswillen wünschenswert, dem Leser ein eigenes Urteil über 
Eigenart und Abhängigkeit gerade daraus zu ermögliehen, wie 
sieb der Zusammenhang des Systems mit andern im Geiste 
seiner Vertreter darstellt. Um dieses Vorteiles willen sebeinen 
die an dieser Stelle so hereingekommene Änderung des Tons 
und die unvermeidlichen Wiederholungen in Kauf genommen 
werden zu können. 



Der Herausgeber. 



Inhaltsveraeichnis. 



Seite 

Vorrede von Femni V 

Einleitung des Verfassers VI 

Vorwort des Herausgebers VIII 

Inhaltsverzeichnis X 

Namens- und Sachregister XX 

1. Kapitel. Allgremeines 

2. Kapitel. Drahtlose Telegrrapliie Termittfeltst Leitnsf . 

Theoretische Grundlagen 

Übertragungen durch das Wasser 1 

Versuche von Morse und Lindsay 1 

System Smith 13 

System Highton 13 

System Bourbouze 14 

System Rathenau und Rubens 14 

Verbindungen mit der Erde als Leiter 16 

System Steinheil und Michel 16 

Versuche von Strecker, Orling und Armetroiig . . 17 

System Maiche 18 

3. Kapitel. Drahtlose Telerraphfe TemiittelBt Indiiklioii 18 

Theoretische Grundlagen 18 

Anwendungen der elektrostatischen Induktion ... 20 

Anwendungen der elektrodynamischen Induktion . . 21 

Elektrostatische Systeme 26 

Die Systeme von Smith und Edison 26 

System Dolbear 27 

Andere Systeme Edison 28 

System Kitsee 30 

System Tesla 31 

Elektrodynamische Systeme 31 

System Trowbrigde 31 

System Phelps und Woods-Adler 32 



xn 



Inhaltsverzeichnis. 



Seite 

System Everstedt-Lennet 32 

Versuche von Preece 33 

Abgestimmtes System Lodge 36 

4. Kapitel. Badiophonisches System 36 

Theoretische Grundlagen 36 

Versuche und Anwendungen 41 

Radiophon Bell-Tainter 41 

Radiophon Mercadier 42 

Radiotelephon Simon und ReicL 42 

Radiophotophon Ruhmer 44 

Radiophon Clausen und von Bronck 44 

5. Kapitel. Systeme vermittelst ultravioletter and ultra- 
roter Strahlung^en 45 

Theoretische Grundlagen 45 

System mit ultravioletten Strahlen 48 

Apparat Zickler 48 

System Sella 50 

System Dussaud 51 

System durch ultrarote Strahlen 51 

6. Kapitel. Drahtlose Teleg^raphie vermittelst elek- 
trischer Wellen 53 

Erzeugung der elektrischen Wellen 53 

Hertzscher Oszillator 53 

Der Oszillator Marconi 58 

Oszillator Lecher 60 

Fortpflanzung der elektrischen Wellen 60 

Aufnahme der elektrischen Wellen 66 

Abstimmung und Dämpfung 69 

Einfluß des Tageslichts 75 

7. Kapitel. Apparate für die elektrische Wellentele- 
grraphie 76 

Energiequellen 77 

Taster 78 

Selbsttätige Sendevorrichtungen 82 

Funkeninduktoren und Unterbrecher 83 

Funkeninduktoren 83 

Der Funkeninduktor Ruhmkorff 83 

Einpoliger Transformator 85 

Unterbrecher 86 

Unterbrecher mit trockenem Kontakt 87 



Inhaltsverzeichnis. XTTT 

Seite 

Quecksilberunterbrecher 87 

Der Unterbrecher Lodge-Muirhead 89 

Turbinen Unterbrecher 89 

Unterbrecher Wehnelt 91 

Unterbrecher Cooper-Hewitt 92 

Umwandler 92 

Erreger und Oszillator 93 

Der Oszillator Righi-Marconi 94 

Oszillator Tissot 95 

Erreger Ruhmkorff 96 

Erreger Armstrong und Orling . 96 

Erreger Slaby-Arco 96 

Erreger Fessenden 97 

Erreger von Lodge-Muirhead 97 

Sende- und Empfangsdrähte 98 

Empfangsdraht Popoff 99 

Sende- und Empfangsdraht Marconi 99 

Mehrfache Empfangs- und Sendedrähte 100 

Drahtgitter 102 

Sendevorrichtungen für große Entfernungen . . . 104 
Sende- und Empfangseinrichtungen mit konzen- 
trischen Zylindern 104 

Neue Vorrichtung Fessenden 105 

Empfangs Vorrichtung 0. Squire 105 

Empfangs- und Sendevorrichtungen für gerichtete 

Wellen 105 

Sendevorrichtung Artom 106 

System Magni 108 

Sende Vorrichtung ohne Drähte 108 

Erdverbindungen 109 

Transformatoren 111 

Empfangstransformatoren Marconi-Kennedy .... 112 

Der Transformator Marconi für die Sendestation . 115 

Der Transformator Braun 115 

Transformator Tesla 116 

Transformator Ouidin und d'Arsonval 117 

Kondensatoren 118 

Kondensatoren Braun 120 

Kondensator Slaby-Arco 122 

Kondensator von Poldhu 123 



XIV Inhaltsverzeichnis. 

Seite 

Abstimmungsmittel 123 

Transportable Abstimmungsspule 123 

Wellen messer Dönitz 125 

Wellenanzeiger 126 

Der Fritter 126 

Geschichtliches 127 

Theorie des Fritters 129 

Die verschiedenen Arten der Fritter 133 

Gewöhnliche Feilspänfritter 134 

Fritter von Lodge 134 

Fritter Marconi 134 

Fritter Slaby 135 

Fritter Blondel 136 

Fritter Ferri 137 

Fritter Ducretet 137 

Fritter Rochefort 138 

Die magnetischen Fritter 138 

Der Fritter Tissot 138 

Fritter Braun 139 

Fritter mit einfachem Kontakt 139 

Fritter Lodge 139 

Fritter Orling und Braunerhjelm 139 

Fritter Popoff-Ducretet 140 

Fritter Branly 140 

Vorrichtungen zum Entfritten 140 

Mechanische Entfritter 140 

Magnetische Entfritter 142 

Selbstentfrittende Fritter 143 

Fritter von Hughes ... - 144 

Telephonfritter Tomasina 144 

Der Fritter Popoff 145 

Fritter der italienischen Marine 145 

Selbstentfrittender Fritter Lodge 146 

Fritter Dormann 147 

Umgekehrte Fritter 147 

Die Schaf ersehe Platte 148 

Die Anordnung De Forest und Smithe 149 

Verschiedene Wellenanzeiger 150 

Wellenanzeiger Eutherford 150 

Wellenanzeiger Wilson 150 

Wellenanzeiger Marconi .... 150 



Inhaltsyerzeiebnis. XV 

Seite 

Wellenanzeiger Tissot 152 

Wellenanaeiger Ewing- Watter 153 

Wellenanzeiger Arno 154 

Der thermische Wellenanzeiger Fessenden .... 155 

Wellenanzeiger L. H. Walten 157 

Wellenanzeiger Schlömilch 157 

Elektrokapillarer Wellenanzeiger »Armorl* .... 157 

Wellenanzeiger Plecher 158 

Empfindlichkeit der Wellenanzeiger 158 

Relais 158 

Polarisiertes Relais 159 

Relais mit beweglicher Bewicklung 161 

Das elektrokapillare Relais > Armorl« 161 

Schreibvorrichtungen 163 

Das Morse-Schreibwerk 163 

Schreibwerk Hughes 164 

Andere Druckapparate 165 

Schreibwerk Lodge-Muirhead 166 

Übertrager 166 

System Oole-Oohen 167 

System Guarini 169 

System Armorl 169 

8. Kapitel. Yersehiedene Systeme der etektriselMB 

Wellentelegraphie 169 

Allgemeines 169 

Die Systeme Marconi 171 

Marconis Apparate des ersten Systems 171 

Apparate mit Reflektoren 172 

Apparate mit strahlenden Fläche» 175 

Mit der Erde verbundene Apparate 175 

Apparate mit Mast 186 

Doppelte Stationen 178 

Empfänger mit vom Fritter isolierten Luftdraht . . 178 

Abgestimmte Apparate mit konzentrischen Zylindern 180 

Apparate Marconi zweites System 182 

Transportable Stationen 185 

Apparate großer Tragweite 186 

Anordnungen der Apparate 187 

Sendeschaltung 188 

Empfangsschaltung 188 

Neueste Empfängerschaltung Marconi 189 



XVI Inhaltsverzeichnis. 

Seite 

Die Systeme Lodge-Muirhead 190 

Abgestimmte Apparate vermittelst Induktion . . . 190 

Abgestimmte Apparate für elektrische Wellen . . 192 

Neuer Apparat Lodge-Muirhead 194 

Felddienstapparate 196 

Die Systeme Braun 197 

Grundlagen des Verfahrens 197 

Apparate 197 

Praktische Versuche 198 

Übertragung durch die Luft 198 

Grundschaltungen 199 

Andere Schaltungen 203 

Praktische Ausführung 204 

Parabolische Sender 204 

System Slaby-Arco 206 

Grundlagen des Systems 207 

Abgestimmte Systeme 209 

Die praktischen Ausführungen der Apparate . . . 212 

Sendeapparat 212 

Empfangsapparat 214 

System Popoff-Ducretet 216 

System Fessenden 217 

System Forest 219 

System Telefunken 223 

Luftleiteranordnungen 223 

Sender 224 

Empfänger 229 

Hilfsapparate 232 

Gesamter neuer Stationsaufbau 234 

Der Empfangsapparat 235 

Stromkreis des Empfangsluftleiters 236 

Stromkreis des geschlossenen Sekundärempfangs- 
systems 237 

Der Stromkreis des Frittergleichstroms 237 

Der Stromkreis des Klopfers 238 

Der Niederspannungskreis des Gebers 238 

Einstellung 288 

Der Hörempfänger 243 

Beschreibung der einzelnen Stromkreise des Apparates 244 

Stromkreis des Empfangsluftleiters 244 

Der Batteriestromkreis . 245 



Inhaltsverzeichnis. XVII 

Seite 

Gebrauchsanweisung 246 

Abstimmung beim Empfang 247 

Allgemeines 248 

Tragbare Stationen 248 

Allgemeines 248 

Äußere Ausrüstung 249 

Stromquelle 249 

Dynamo 249 

Batterie 250 

Motorfahrrad 250 

Telegraphische Apparate 250 

Der Geber 250 

Der Empfänger 251 

Transport der Stationen 253 

Die fahrbaren Militär-Stationen 253 

Allgemeines . -. 253 

Der Kraftkarren 254 

Der Apparatekarren 254 

Der Gerätekarren 255 

Anweisung für Inbetriebsetzung der Station . . . 255 

Der Kraftkarren 255 

Der Benzinmotor 255 

Stromerzeugende Maschinen 257 

Das Schaltbrett 257 

Der Apparatekarren 258 

Allgemeine Bestimmungen 258 

Das Telegraphieren 258 

Das Geben 258 

Mit der langen Welle 258 

Mit der kurzen Welle 259 

Empfangen 259 

Mit der langen Welle 259 

Mit der kurzen Welle 260 

Funktion und Behandlung der Apparate .... 261 

Intensitätsregulierungen 261 

Der Empfangsapparat 262 

Einstellung des Relais 262 

Der Klopfer 263 

Morse 263 

Einstellung des Fritterkreises 264 

Hörempfänger mit elektrolyt. Detektor Schlömilch 264 



XVni Inhaltsverzeichnis. 

Seite 

Zweck des Apparats 264 

Erklärung des Apparats 264 

Einstellung des Apparats 265 

Schaltung beim Empfang 266 

Der Morse-Taster 266 

Induktor 267 

Die Erregerfunkenstrecke 267 

Die Schaltungen der Apparate 267 

Der Niederspannungskreis 267 

Der Hochspannungskreis 268 

Der Empfangsstromkreis 269 

Verschiedene Systeme 269 

System Rochefort-Tissot 270 

System Popp-Pilsoudski 270 

System Guarini 271 

System Cervera 272 

System Armorl 272 

Svstem Preece 272 

System Schäfer 273 

System Blochmann • . . . . 273 

System Tesla-Stone 273 

System Artom 276 

System Duddel-Campos 277 

System Cooper-Hewitt 279 

System Valbreuze 281 

Andere Systeme 282 

9. Kapitel. Abstimmangr und MehrfachTerkelir .... 282 

Verschiedene Absti mm ungs verfahren 284 

Abstimmungsverfahren Blondel 284 

Abstimmungsverfahren Ascoli 285 

Abstimmungsverfahren Stone 286 

Abstimmungsverfahren Anders Bull 287 

Abstimmungsverfahren Walter 292 

Verwendung des Hughes-Apparats 293 

Mehrfachverkehr 293 

Mehrfachverkehr Slaby-Arco 294 

Mehrfach verkehr Marconi 296 

Mehrfach verkehr Tommasi 298 

Verfahren J^gou 299 

Verfahren Magni 299 

Mehrfachverkehr Cohen-Cole 301 



Inhaltsverzeichnis. XIX 

Seite 

10. Kapitel. Praktische Versuche und Anwendungren . . 301 

Marconis Versuche in London und im Kanal von 

Bristol im Jahre 1896 305 

Versuche von Marconi in Rom und in Spezia im 

Juni 1897 307 

Versuche mit anderen Systemen 309 

Versuche von Lodge und Muirhead 309 

Versuche von Slaby in Deutschland im September 

und Oktober 1897 310 

Versuche der Jahre 1898 und 1899 311 

Versuche Marconis im Jahre 1898 311 

Verbesserungen an den Apparaten 312 

Versuche Marconis im Ärmelkanal 313 

Marconis Versuche zwischen Schiffen auf der Fahrt 

im Oktober 1899 315 

Versuche von Schäfer im Sommer 1899 316 

Erste Versuche mit abgestimmten Apparaten . . . 316 

Versuche von Braun im Sommer 1899 316 

Die Patente von Slaby 318 

Die Anlage Marconis und dessen Patente bezüglich 

des neuen Systems vom Jahre 1900 318 

Versuche von Slaby 3J9 

Versuche in Frankreich und Rußland . . . . 319 

Versuche Guarini-Poncelet 319 

Versuche mit dem zweiten System Marconi im Jahre 

1901 320 

Versuche zwischen Frankreich und Korsika . . . 322 

Erste transatlantische Versuche im Dezember 1901 . 323 
Versuche Marconis an Bord der Philadelphia im 

Februar 1902 324 

Die Versuche mit dem Carlo Alberto im Sommer 1902 326 

Transatlantische Übertragungen im Dezember 1902 . 331 

Weitere Versuche Marconis 332 

Versuche auf dem Duncan 334 

Versuche auf der Campania 335 

Pläne neuer Versuche 335 

Neue Versuche mit anderen Systemen 336 

Die drahtlose Telegraphie in der italienischen Marine 340 

Drahtloser Telegraphenverkehr in Italien 344 

Verbindung Bari-Antivari 345 

Station für große Entfernungen von Coltano . . . 347 



XX Inhaltsverzeichnis. 

Seite 

11. Kapitel. Drahtlose Telephonie 348 

Verschiedene Systeme 348 

Versuche von Gavey und Preece 348 

Versuche von Ducretet und Maiche 349 

Versuche von Ruhmer 350 

Systeme vermittelst elektrischer Wellen 350 

Empfangsapparat Plecher 351 

System Lonardi 351 

System Oollins 352 

12. Kapitel. Yersehiedene Anwendimgren und Sehluß- 

folgrerungen 358 



Namens- und Sachregister. 



A. 



Abstimmung 282. 

Abstimmungsmittel 123. 

Adler 4, 32. 

Alexander der Grofae 1. 

Alphabet Morse 78. 

Alun-Bay 311. 

Amsterdam 336, 337. 

Ancona 844. 

Anders Bull 282, 287» 
289, 292. 

Antibes 321, 360. 

Antivari VH, 345. 

Antwerpen 168, 271, 320. 

Anwendungen 301. 

Apparate für Wellen- 
telegraphie 76. 

— , vermittelst elektro- 
statischer Induktion 20. 

— , vermittelst der elek- 
trodynamischen In- 
duktion 20. 

Applegard 147. 

Arco 75, 96, 109, 122, 
164, 170, 206, 207, 209, 
223, 294, 296, 319, 336. 

Arldt Vn. 

Armorl 17, 157, 161, 169, 
272, 351. 

Armstrong 17, 96 161,170. 

Arno 154. 

Arons 131, 148. 

d'Arsonval 117, 187. 

Artom 106, 108, 170, 276. 
287, 344. 

Ascoli 282, 285 306. 

Asinara 344. 

d'Assar 354. 

Aufnahme der elektr. 
Wellen 66. 

B. 

Bari VH, 345. 

Batelli 348. 

Becco di Vela 343, 344. 

Beifort 361. 

Berlin 170, 310, 819, 336, 

350, 361. 
Blot 110, 188, 297, 821, 

322, 324. 



Biscaya 334. 

Biskan 361. 

Blake 4. 

Blochmann 108, 206, 273. 

Blondel 132, 136, 282, 284. 

Bola 316. 

Bologna 304. 

Bolometer 45. 

Bonelli 4. 

Bonomo 146, 341,842, 343, 
344. 

Borkum 318. 

Bouchet 4. 

Boulanger VII. 

Boulogne 313, 315. 

Bourbouze 14. 

Bournemont 311. 

Branly 127, 128, 131, 140, 
148, 336. 

Braun 101,. 109, 115, 120, 
139 142, 159, 170, 197, 
198 199, 200, 203, 204, 
223, 312, 313, 316, 317. 

Braun erhjelm 139. 

Brean-Down 806. 

Bremen 318, 338. 

Brest 319. 

Breton Cap 77, 331. 

Brin 307. 

Bristol 34, 176, 305, 806, 
307. 

Bronck von 44. 

Brüssel 169, 320. 

C. 

Cadix 329. 
Cagliari 326, 329. 
Calais 313. 
Calzechi-Onesti 128. 
Calvl 110, 297,321,322,324. 
Cambridge 31, 287. 
Camerino 363. 
Campania 334. 
Campos 170, 277, 278, 279, 

285, 356. 
Cape-Cod 77, 324, 332,333. 
Capeder-Telescar 354. 
Cap Mele 344. 
Caprera 342, 344. 



CardifE 306. 

Carlo Alberto 326, 327, 

328, 329, 338. 
Castelli 146, 341. 
Cemlin 349. 
Cervera-Baviera 80, 170, 

272. 
Chamonix 361. 
Chant 99. 
Chappe 2. 

Charlottenburg 206, 310. 
Chelmsford 315. 
Chicago 334. 
Christiania 292. 
Claude 161, 270. 
Clausen 44. 
Cohen 167, 301. 
Cole 167, 301. 
CoUins 352, 353. 
Coltano 335, 347. 
Conway 24. 
Cooper-Hewitt 92, 171, 

278, 279, 280, 283. 
Coney-Island 222. 
Corfu 344. 
Com Wallis 186, 324, 328, 

332. 
Cowes-Bay 312. 
Cozzo Spadaro 344. 
Cr^che 314. 
Crespi 348. 
Cunard-Line333, 334,358. 

D. 

Dämpfung 55, 56. 

Deckert 348. 

Delaware 353. 

Deprez 161. 

Dervin 143. 

Doenitz 125, 233. 

Dolbear 4, 27. 

Donat 4. 

Dormann 147. 

Dorsetshire 318. 

Dover 313, 327. 

Downe 195. 

Drahtlose Telegraphie 
vermittelst Leitung 7. 

vermittelst Induk- 
tion 18. 



xxn 



Namens- und Sachregister. 



Drahtlose Telegrapbie 
vermittelst elektri- 
scher Wellen 53. 

Drammond 44. 

Dublin 312. 

Ducretet VII, 81, 89, 100, 
123, 137, 138, 140, 145, 
170, 210, 217, 270, 349. 

Duddell 39, 170, 277, 278, 
279, 280, 283, 28ö, 356, 
357. 

Duncan 384. 

Dussaud 51. 

E. 

East-Cowes 312. 

Ebert 47. 

Edison 4, 26, 27, 28. 29. 

Eduard Vn. 321. 

Eiffel 361. 

Elba 344. 

Elbe 198, 317. 

Elektrostatische Syste- 
me 26. 

Elektrodynamische Sy- 
steme 31. 

Eimersend 195. 

Emden 318. 

Ems 318. 

Empfangsdrähte 98. 

Energiequellen 77. 

Erdverbindungen 109. 

Erreger 93. 

Essex 315. 

Europa 316. 

Evershed 4. 

Eyerstedt 32. 

Ewing 153. 

F. 

Faraday 21. 
Fastnet 13. 
Feilspänfritter 134. 
Feld, elektrisches Kl. 
— , elektromagnetisches 

66. 
— , FerrarJssches 164. 
— , magnetisches 9, 22. 
— , rotierendes 108, 154. 
Femwirkung 19. 
Ferraris 154. 
Ferrit VII, 79, 110, 130, 

137, 161. 



Fessenden 81, 97, 101, 
102, 105, 123, 155, 156, 
157, 158, 171, 217, 218, 
219, 283, 285, 836. 

Finzi 151. 

Fiat Holm 35, 306. 

Fleeming 170, 320, «21. 

Flying Huntress 312. 

de Forest 148, 149, 171, 
219, 220, 221. 222, 340. 

Fortpflanzung der el. 
Wellen 60. 

Fritter, magnet. 138. 

— mit einlachem Kon- 
takt 139. 

— , umgekehrte 147. 

— , telephonischer 144. 

— ,8elbstentfrittende 143. 

Frodsham 24. 

Froserbnrg 360. 

Fürth 354. 

Funkeninduktoren 83. 

Gadaut 319. 
Gallerani 363. 
Galvani 363. 
Gardener 359. 
Gargano 344. 
Gavey 348, 349. 
Geifsler 30, 60, 71, 278. 
Genua 354. 
Gerosa 151. 
Gibraltar 826, 329. 
Gintl 4. 
Glace-Bay 331. 
Gllenicke 810. 
Gloucester 34. 
Goodwln 314. 
Gorgona 340. 
Gramm-Ring 152. 
Grätz 278. 

Graham Bell 7, 36, 41. 
Grisson 92. 
Grls-Nez 314. 
Greenwich 326, 327. 
Guarini 100, 105, 169, 170, 

271, 272, 862. 
Guthe 131. 

H. 

Halmun 340. 
Halscke 120, 170, 206. 



Hampshire 311. 
Harwich 315. 
Havel 15, 310. 
Helgoland .817 
Hertz 5, 45, 53, 57, 59, 

70, 93. 303, 304. 
Highton 4, 13. 
Holtz 89. 
Honkong 222. 
Honolulu 222. 
Hughes 144, 164, 292, 

293, 302, 303. 

I. 

Ibis 814. 
Island 864. 
Janssen 362. 
J^gou 299. 
Jennet 4. 
Jersey 354. 
Joule 40. 
Juno 316. 

K. 

Kaiser Wilhelm 319. 
Kalifornien 222. 
Kamm 165. 
Kampen 386. 
Kanada 219, 222, 881, 835. 
Kapazität, elektrische 

118. 
Kapsel, manometrische 

39. 
Karlskrona 386. 
Kennedy 117. 
K^ramezee 819. 
Kiel 328, 329, 350. 
Kilbrannan Sund 24. 
Kingstown 312. 
Kitsee 4, 30, 106. 
Kondensatoren 118. 
König 41. 
Kohland 319. 
Korsika 188. 
Kotka 319. 
Kronstadt 327, 328. 
Kuxhaven 198, 317. 



Lavemock-Polnt 36, 306. 
Lebigh-Valley 27. 
Lecher 60, 71, 200. 
Leclanchä 35. 



Namens- und Sachregister. 



XXUI 



Lennet 82. 

Leone VII. 

Leydener Flasche 119. 

Lichtbogen , hörender 
41. 

— , singender 39. 

Lindsay 3, 11, 12, 13. 

Lippmann 161, 169, 170. 

Lippold 149. 

Liverpool 320, 333. 

LiTomo298, 340, 341, 342. 

Lizard 186, 320, 321, 323, 
324, 327, 333. 

Lodge 36, 70, 75. 89, 101, 
109, 127, 129, 130, 131, 
132, 134, 139, 140, 142, 
146, 147, 158, 166, 170, 

183, 190, 192, 193, .194, 
195, 196, 304, 305, 306, 
309, 312. 

Lofoten 387. 
Lonardl 351, 357. 
London 99, 175, 298, 305, 

324, 334, 362. 
Loomis 302. 
Lucania 333. 
Luftdraht 98. 
Lynn 287. 

M. 

Magni 108, 299, 300. 301. 

Maiche 18, 349. 

Majorana 357. 

Malagoli 131. 

Malamocco 344. 

Malines 271, 320. 

Manila 222. 

Marcais 349. 

Marcantonio Colonna 
344. 

Marconi 58, 63, 67, 68, 
75, 79, 94, 98, 99, 109, 
112, 113, 114, 116, 134, 
136, 141, 146. 150, 158, 
161, 165, 170, 171, 172, 
173, 174, 175, 176, 178, 
179, 180, 181, 182, 183, 

184, 189, 190, 194, 196, 
199, 206, 209 216, 270, 
272, 273, 287, 296, 298, 
302, 303, 304, 305, 306, 
307, 309, 310. 311, 312, 



313, 314, 315, 316, 317, 
318, 319, 320, 821, 324, 
325, 326, 327, 330, 331, 
332, 333, 334. 335, 336, 
340, 341, 345, 346, 347, 
351, 354, 364, 366, 367. 

Marescal 143. 

Mariotte 162. 

Maskelyne 330. 

Massachusetts 315, 324. 

Massimiliano 316. 

Memel 337. 

Mercadier 6, 38, 42, 284. 

Mehrfachverkehr 293. 

Messina 344. 

Michel 16, 143. 

Michigan 334. 

Mizuno 356. 

Monaco, Fürst von 349. 

Montblanc 361. 

Monte Mario 166, 343,344. 

Montenegro 346. 

Moritz 359. 

Morse 3, 4, 11, 13, 78, 163. 

Muirhead 89, 97, 101, 134, 
143, 146, 166, 170, 190, 
191, 194, 195. 196, 309. 

Munck of Rosenschöld 
128. 

Murani VII, 209. 

Musso 165. 

K. 

Narberth 353 
Neapel 364. 
Neptun 350. 
Ness See 24. 
Neugschwendner 148. 
Neufundland 324, 331. 
Neu-Gladow 15. 
Neu- Schottland 331. 
New-York 43, 315, 325, 

354, 361. 
Nürnberg 364. 
North 354. 
North-Haven 326. 

0. 

Orling 17, 96, 189, 143, 

161, 169, 170. 
Osbome 312. 
Oszillator 93. 
Ottawa 334. 



Oudin 117. 
Oue8san^Sti£C 319. 

P. 

Palmaria 248, 309, 340. 

Pansa 355. 

Paris 323, 361. 

Parkin 78. 

Pasqualini 340. 

Passero Cap 344. 

Phelps 4, 32. 

Philadelphia 325, 353. 

Pisa 335. 

Plecher 158, 351. 

Plymouth 332. 

Poldhu 77, 186, 325, 326, 
327, 328, 329, 330, 331, 
332. 333, 334, 360. 

Poncelet 319. 320. 

Ponza 344. 

Poole 298, 311. 

PopofE 67, 68, 81, 99, 101, 
140, 141, 145, 170, 216, 
217, 270, 304, 305, 319, 
339. 

Popp 336. 

Popp-Pllsoudsky 170,270. 

Porthcurnow 330. 

Portland 318. 

Port Arthur 362. 

Porto Ferraio 340 

Portsmouth 318. 

Potsdam 15. 

Prasch VII. 

Preece 4, 5, 14, 24, 25, 26, 
33,34,306,306,348,849. 

Pristan 344. 

B. 

Radiophonisches Sy- 
stem 36. 

Rangsdorf 310. 

Rapido 354. 

Rathenau 4, 14, 15, 17. 

Rathlin 349. 

Rayleigh 147. 150, 161. 

Reich 42, 43, 280, 860. 

Relais 158. 

Renz 149. 

Ricaldoni 171. 

Righl VII, 46, 94, 206, 
303, 304, 361. 



XXIV 



Namens- und Sachregister. 



de la Riye 94. 
Rachefort 85, 138, 170, 

270, 272, 319. 
Roccia 334. 
Rockland 353. 
Rocky Mountains 302. 
Röntgen 52. 
Rola 273. 
Rom 165, 298. 306, 307, 

344, 356. 
RooseTeldt 332. 
Rosenschöld 128. 
Rnbens 14, 17. 
Rnhmer 40, 44, 350. 
Rohmkorff 83, 96, 111. 
Rnpp 142. 
Rntherford 150. 

8. 

Sacrow 310. 

Salisbury-Hain 305. 

S. Bartolomeo 307, 309. 

S. Cataldo 344. 

S. Catharine 186, 311, 

320, 321, 328. 
S. Ginliano 344. 
8. John 324. 
8. Loois 363. 
8. Maria di Lenca 344. 
8. Martino 308, 309. 
Sarasln 94. 
Schälfer 148, 149, 171, 

273, 316. 
Scheveningen 338. 
Schöneberg 310. 
8chloemJlch 157, 264,286. 
8choll 359. 
8chreibvorrichtangen 

163. 
Seine 14. 
Sella 50. 
Sendediähte 98. 
Sennet 4. 
Sevem 34. 
Siemens 115, 120, 159, 

161, 170, 206, 359. 
Simon 42, 43, 280, 350. 
Simione 340. 
Skerries 349. 
Slaby 75, 96, 100, 109, 

122, 124, 135, 141, 161, 

164, 170, 206, 207. 208, 



209, 210, 211, 216, 223, 

233, 294. 296. 310, 311, 

312, 318. 
Smith 4, 13, 26, 27. 
Smitfae 148, 149, 220. 
Solan 158, 327, 329, 333, 

334. 
Somsee 4. 
Sonihampton 325. 
Sonth-Foreland 314. 
Sperone Cap 344. 
Spezla 298, 307, 311. 314, 

329, 331, 340, 344. 
Spadaro Cap 344. 
Spitzbergen 864. 
Spnria 344. 
Sqnire 105. 
Steep-Holm 35. 
Steinheil 3, 7, 11, 16. 
Stephenson 4. 
Stevenson 4. 
Stollergmnd 350. 
Stone 286, 287. 
Strafsborg 197, 198, 317. 
Strecker 17. 165. 
Snllino 165. 
Sommer-Tainter 36, 41, 

97. 
Sydney 331, 332. 
Systeme yermittelst nl- 

travloletter und nltra- 

roter Strahlen 46. 
— , verschiedene der el. 

Wellen telegraphie 169. 

T. 

Table Head 331, 332, 

333. 334. 
Tainter 36, 41, 97. 
Taster 78. 
Tay 3, 11. 
Telajone 342. 
Telefunken IX, 170, 223, 

338. 
Telephonie, drahtl. 348. 
Telesca 354. 
Tesla 31, 116, 171, 273,283. 
Teplitz 361. 
Thsushima 340. 
Times 340. 
Tissot 59, 72, 85, 96, 138, 

139, 142, 152, 161, 170, 

270, 272. 



Tomasina 130, 131, 144^ 
145. 146. 

Tommasi 282. 289, 299. 

Transformatoren 111. 

Trapani 344. 

Triest 316. 
i Trowbridge 31, 131. 
• Toma 116. 

Tarin 106. 

U. 

Übertrager 166. 
Übertragung durch das 

Wasser 11. 
Unterbrecher 86. 

T. 

Valbreuze 170, 281. 
Venedig 273, 316, 344. 
Verbindungen mit der 

Erde als Leiter 16. 
Versuche, prakt. 301. 
Vesinet 271. 
Vienne 314. 
ViUard 278. 
Villarey 297. 
Volovotza 34ß. 

Vorrichtungen zum Ent- 
fritten 140 

W. 

Walten 157. 
Walter 153, 292. 
Wannsee 5 

Warren de la Rue 281. 
Washington 42. 
Wehnelt 91. 
Wei-Hai-Wei 340. 
Wellenanzeiger 126, 150. 
Weston 206. 
Wiedemann 47. 
Wight 186, 311. 
Wilkings 4. 
Wilson 106. 150, 151. 
Wimereux 99, 313. 314. 
Wimshurst 80. 
Winterthur 341. 
Woods 4, ;52. 
Wyelts 85. 

Z. 

Zammarehi VII, 164. 
Zioklere. 46, 48, 49, 50, 51. 
Zossen 361. 
Zuidersee 336. ** 



1. Kapitel. 

Allgemeines. 

Bei allen Zeichengebungen in die Ferne sind drei wesent- 
liche Stücke beteiligt. Das Organ, welches die Zeichen hervor- 
bringt, das, welches sie fortleitet, und das, welches sie aufnimmt. 
Man kann sie bezeichnen mit Sender, Linie und Empfänger. 
Das häufigste Mittel zur Zeichengebung in die Feme ist die 
Stimme. Dabei sind jene drei Teile durch das Stimmorgan, die 
Luft, welche die Schallschwingungen überträgt, und das Ohr des 
Hörers gegeben. In diesem Beispiel besteht die Linie nicht aus 
einem künstlichen Mittel. Wenn wir dagegen eine Zugglocke 
läuten, so stellt der Draht, welcher den Handgriff mit der Glocke 
verbindet, eine künstliche Linie dar. Offenbar vereinfacht die 
Unterdrückung der künstlichen Linie die Übertragung. Zu allen 
Zeiten wurden daher mehr oder minder wirksame Mittel ange- 
wandt, um die Übertragung von Zeichen in die Feme ohne 
künstliche Linie zu bewirken. Viele Jahrhunderte hindurch 
waren es optische oder akustische Mittel, welche zu diesem 
Zwecke angewandt wurden, insbesondere wenn es sich darum 
handelte, eine große Schnelligkeit der Übertragung zu erzielen. 

Die Feuer, mit welchen Alexander der Große den Sieg der 
Mazedonier über die Perser anzeigte, die Turmglocken, welche 
mit ihren schweren Tönen das Nahen des Feindes, den Ausbruch 
eines Brandes oder eine Überschwemmung ankündigen, der 
Kanonenschuß, welcher ein ganzes Lager alarmiert, sind eben- 
so viele Beispiele einer Telegraphie ohne Draht, welche seit 
langer Zeit im Gebrauche sind. 

Die optischen Mittel haben gegenüber den akustischen den 
Vorteil, auf größere Entfernungen wirksam zu sein, insbesondere 
infolge der außerordentlichen Empfindlichkeit des Auges, dessen 
Leistungsfähigkeit als Empfänger zudem vermittelst Femrohre 
und anderer optischer Apparate außerordentlich gesteigert 
werden kann, was bezüglich des Ohres nur in geringerem 
Mazzotto, Telegraphie ohne Draht. 1 



2 1. Kapitel. 

Maße der Fall ist. Die opÜBche Telegraphie fand daher weite 
Anwendong, inBbesondere nachdem die Brüder Chappe im 
Jahre 1792 ihr System der Zeichengebung mit Masten, an 
welchen Arme angebracht waren, die, in verschiedenen Stel- 
lungen znr Senkrechten, die verschiedenen Zeichen angaben 
erfanden hatten. Trotz der späteren außerordentlichen Entwick- 
lung der elektrischen Zeichengebung haben die optischen Mittel 
doch noch eine beträchtliche Bedeutung bewahrt, was die un- 
geheueren Dienste, welche die Zeichengebungen vermittelst 
Fahnen zwischen Schiffen auf der Reise oder zwischen Schiffen 
und Landstationen leisten, und der Nutzen, welcher heutigen- 
tags noch aus der optischen Telegraphie im Kriege gezogen 
wird, beweisen. 

Doch auch die optische Art der Zeichengebung weist ver- 
schiedene Übelstände auf. Vor allem ist die Übertragungs- 
entfemung infolge der Absorption durch die Atmosphäre, 
insbesondere bei nebliger und stauberfüllter Luft verhältnis- 
mäßig gering und schwankt im hohen Grade mit dem Zustand 
der Atmosphäre. Die Bewegungen der Luft, welche durch die 
Wärme oder durch den Wind hervorgerufen werden, beein- 
trächtigen femer, bei einer gewissen Entfernung die Schärfe 
der Signale, welche dadurch häufig unverständlich werden, noch 
bevor sie unsichtbar geworden sind. Da die optischen Signale 
sich der Person, welche sie empfangen soll, nicht in gleich un- 
mittelbarer Weise wie die akustischen ankündigen, so erfordern 
sie von Seite der letzteren eine ständige, ermüdende Aufmerk- 
samkeit. Ein weiterer Übelstand besteht darin, daß die optischen 
Zeichen, auch wenn sie absichtlich gerichtet sind, doch inner- 
halb eines weiten Umkreises um den Empfängerpunkt sichtbar 
sind und daher die Geheimhaltung der Mitteilungen erschweren. 

Infolge dieser Mängel hat die optische Telegraphie der 
elektrischen beinahe gänzlich das Feld räumen müssen, die 
wenigen Fälle ausgenommen, in welchen letztere unanwendbar 
ist, wie bei dem Verkehr zwischen Schiffen auf See und zwischen 
solchen und den Küsten, und zwar obgleich die Anwendung 
von Drahtleitungen zwischen der sendenden und empfangenden 
Station außerordentlich hohe Kosten für Anlage und Unter- 
haltung verursachte und, wie in den überseeischen Verbindungen, 
technische Schwierigkeiten ernster Art darbot. 

Die Fortschritte in der Erkenntnis der magnetelektrischen 
und elektromagnetischen Erscheinungen haben jedoch noch 
andere Wege eröffnet, um die Zeichengebung in die Ferne durch 



Allgemeines. 3 

die von der Natur gegebenen Hilfsmittel wie Luft, Wasser, Erde 
und den kosmischen Äther und ohne die Zuhilfenahme akusti- 
scher oder optischer Hilfsmittel zu erreichen. Zu den offen- 
kundigsten Beispielen der Wirkung in die Feme durch den 
Kaum kann die Wirkung eines Magneten auf einen anderen, 
die Elektrisierung eines neutralen Körpers unter dem Einflüsse 
eines anderen elektrisierten Körpers, die Erzeugung eines elek- 
trischen Stromes in einem Stromkreis, wenn die Stärke des einen 
benachbarten Stromkreis durchfließenden Stromes sich ändert, ge- 
rechnet werden. Auch die Fortleitung des elektrischen Stromes 
durch das Wasser oder die Erde bildet ein Mittel, um Zeichen in 
die Feme ohne künstliche Linie zu übertragen. Man kann sagen, 
daß jede neue Entdeckung einer Wirkung in die Ferne, und manch- 
mal mit einigem Erfolg, für die Anwendung zur Telegraphie ohne 
Draht versucht wurde. Das ist nur natürlich, insofeme die Aufgabe 
der Zeichenübermittlung eines der dringendsten Bedürfnisse des 
Gesellschaftslebens berührt und daher antreibt, alle möglichen 
Lösungen zu versuchen und den verschiedenen Fällen der Praxis 
anzupassen. 

Schon seit zwei Jahrhunderten, scheint es, wurden Versuche 
angestellt, um vermittelst rein magnetischer Wirkungen Zeichen 
in die Ferne zu übertragen. Die Versuche führten jedoch infolge 
der damaligen beschränkten Kenntnisse und Mittel nicht zu ent- 
scheidenden Ergebnissen. 

Der erste Erfolg in dieser Richtung scheint dem Schotten 
James Bowmann Lindsay zuzusprechen zu sein, welchem es im 
Jahre 1831 gelungen sein soll, durch das Wasser des Flusses 
Tay auf eine Entfernung von mehr als 1 engl. Meile zu tele- 
graphieren. Da jedoch von anderen der Zeitpunkt dieses Ver- 
suchs in das Jahr 1854 gesetzt wird, so bleibt es zweifelhaft, ob 
in der Tat Lindsay jener Anspruch gebührt oder vielmehr dem 
Erflnder der Morsetelegraphie, Samuel Finsley Morse. Dieser 
versuchte im Jahre 1842, da ihm ein durch einen Kanal ge- 
zogener Draht durch ein Schiff, welches den Anker lichtete, zer- 
rissen worden war, seine Drähte längs des Ufers anzubringen 
und dem Wasser die Aufgabe, den elektrischen Strom von einem 
Ufer zum anderen zu leiten, zu überlassen. 

Früher jedoch als dieser Versuch Morses ist die Entdeckung 
Steinheils anzusetzen, welcher im Jahre 1838 klar die Aufgabe 
der elektrischen Telegraphie ohne Draht formulierte. 

Vor allem hatte Steinheil versucht, als Mittelwegs zwischen 
einer telegraphischen Übertragung mit besonderer künstlicher 

1* 



4 1. Kapitel. 

Linie und durch einen gänzlich natürlichen Leiter sich der 
Eisenbahnschienen als Leiter zu bedienen. Da ihm dies infolge 
der Schwierigkeit, die beiden Schienen genügend zu isolieren, 
nicht gelang, ein Umstand, welcher ihn zu der Entdeckung 
führte, daß es möglich sei, mit einem einzigen Draht und der 
Benutzung der Erde als Rückleitung zu telegraphieren, veran- 
staltete er Versuche, um die Gesetze festzustellen, nach welchen 
ein Rückstrom sich durch die Erde, in diesem unbegrenzten 
Leiter, verteile, und erkannte hierbei, daß ein Galvanometer 
einen Strom anzeigt, sobald es mit der Erde an zwei Punkten 
verbunden wird, welche in großer Entfernung von den beiden 
Punkten sind, an welchen die beiden Pole der Batterie zur Erde 
geführt sind. Er fügt hinzu: >Die Zukunft wird entscheiden, 
ob es gelingen wird, auf große Entfernungen ohne metallische 
Leitungen zu telegraphieren. Auf geringere Entfernungen bis 
zu 50 Fuß habe ich die Möglichkeit durch Versuche nachgewiesen, 
aber auf größere Entfernungen kann die Möglichkeit nur ver- 
mutet werden, sei es, daß die Anwendung stärkerer galvanischer 
Kräfte oder besonders gebauter Multiplikatoren oder endlich 
größerer Oberflächen der Erdplatten an den Enden des Galvano- 
meters zum Ziele führt, c Nachdem Morse die Ergebnisse seiner 
obenerwähnten Versuche, bei welchen er im Jahre 1842 von 
einem Ufer eines Flusses zum andern durch das Wasser zu tele- 
graphieren vermochte, veröffentlicht hatte, schlug der Telegraphen- 
ingenieur J. H. Wilkings im Jahre 1849 eine Einrichtung vor, 
mit welcher es möglich sein sollte, von England nach Frank- 
reich durch die Luft ohne Drahtleitung zu telegraphieren. Mit 
derselben Aufgabe beschäftigten sich dann Bonelli in Italien, 
Gintl in Österreich, Bouchet und Donat in Frankreich, ohne daß 
Einzelheiten über ihre Versuche bekannt geworden wären. Zu 
praktischen Ergebnissen von einiger Bedeutung gelangten die 
von H. Highton im Jahre 1852 begonnenen Versuche, welche 
ungefähr 20 Jahre andauerten. In der Folge wurden zahlreiche 
Patente auf Systeme drahtloser Telegraphie genommen, von 
welchen wir die folgenden anführen: Smith 1881 und 1887, 
Phelps 1884 und 1886, Dolbear 1886, Woods 1887, Ader 1888, 
Somsee 1888, Edison 1891 und 1892, Stevenson 1892, Sennet 
1892, Eversheld 1892 und 1896, Preece 1893, Rathenau 1893, 
Blake 1894 und Kitsee 1895. 

Alle diese Patente beziehen sich auf Übertragungen durch 
einfache Leitung oder Induktionswirkungen, bei welchen Mitteln 
die erreichbaren Entfernungen immer beschränkte blieben. 



Allgemeines. 5 

Einige dieser Patente beziehen sich nur auf Entwürfe von 
Apparaten, andere jedoch auch auf Apparate, mit welchen tat- 
sächlich praktische Proben ausgeführt wurden. Unter letzteren 
sind zu erwähnen die Apparate von Preece, dem früheren Direktor 
der englischen Telegraphen, welcher, wie wir sehen werden, eine 
Reihe vom praktischen Standpunkt aus wertvoller Versuche aus- 
geführt hat. 

Ein neues Feld für die Versuche mit der Telegraphie ohne 
Draht wurde durch die berühmten Entdeckungen von Hertz im 
Jahre 1887 und 1888 über die elektrischen Schwingungen er- 
öffnet. Diese außerordentlich schnellen Schwingungen, welche 
nach 10 Millionen pro Sekunde zählen und sich mit der Schnellig- 
keit des Lichtes, d. h. 300000 km in der Sekunde, fortpflanzen, 
üben, wie wir sehen werden, ihre Wirkung in die Feme auf 
gewisse, Resonatoren genannte Apparate, wodurch sie sich zur 
Zeichenübermittlung in die Feme eignen. GlückÜcherweise fand 
sich ein Apparat, Kohärer oder Fritter genannt, welcher mit 
einer außerordentlichen Empfindlichkeit gegen elektrische Wellen 
begabt ist. Vermittelst dieses Apparats und der elektrischen 
Wellen wurde die erste Einrichtung zur elektrischen, drahtlosen 
Telegraphie gewonnen, welche, allmählich vervollkommnet, ge- 
stattet, die drahtlose Übertragung auf die enorme Entfernung 
von 5000 km zu bewirken, eine Entfernung, welche sicher durch 
künftige Vervollkommnungen noch überschritten werden wird. 

Angesichts dieser Ergebnisse, welche vermittelst der elek- 
trischen Wellen erreicht werden, verlieren die übrigen Systeme 
drahtloser Telegraphie einen großen Teil ihrer Bedeutung und 
behalten nur den Wert ruhmreicher Versuche in der Richtung 
auf das Ziel, welches die Telegraphie vermittelst elektrischer 
Wellen schließlich erreicht hat. 

Doch dürfen diese Versuche nicht mit Stillschweigen über 
gangen werden. Es wäre, als wollte man die Eroberung einer 
Festung erzählen und dabei nur die Kämpfer erwähnen, welche 
in die gefallene eingedrungen, und nicht die Toten, welche die 
Schar der Sieger zurücklassen mußte. 

Jede neue Entdeckung im Gebiet der Naturwissenschaften 
gleicht einer neuen Eroberung. Das Leben von Tausenden von 
Gelehrten muß sich verzehren in abstrakten wissenscbaftlichen 
Untersuchungen, welche keinen anderen Zweck als das Suchen 
nach der Wahrheit haben, bevor eine der entdeckten Wahrheiten 
den Triumph einer großen praktischen Anwendung erzielt. 



6 1. E^pitel. AllgemeineB. 

Vor den Ergebnissen der Telegraphie vermittelst elektrischer 
Wellen verlieren, wie erwähnt, die übrigen Methoden der draht- 
losen Telegraphie ihre Bedeutung, doch mögen von diesen noch 
zwei erwähnt werden. Die erste gründet sich auf den Gebrauch 
des Radiophons, eines von Graham Bell, des bekannten Erfinders 
des Telephons, im Jahre 1878 entdeckten Apparates. Das System 
wird später eingehender beschrieben werden. Hier soll nur 
daran erinnert werden, daß es auf der Eigenschaft des Selens 
beruht, unter Belichtung einem elektrischen Strom geringeren 
Widerstand als im Dunklen entgegenzustellen. Läßt man näm- 
lich auf ein Selenstück, welches mit einer Batterie und einem 
Telephon zu einem Stromkreis vereinigt ist, abwechselnd einen 
Lichtstrahl fallen, so werden im Telephon den abwechselnden 
Lichtwirkungen entsprechende Töne erzeugt, welche zur tele- 
graphischen Zeichengebung dienen können. 

Das andere System ist jenes der Telegraphie mit ultra- 
violetten Strahlen, welches von Zickler im Jahre 1898 angegeben 
wurde und auf der Entdeckung von Hertz beruht, daß durch 
ultraviolette Strahlen das Überspringen von Funken zwischen 
zwei elektrisch geladenen Leitern erleichtert wird. Vermittelst 
einer Stromquelle werden zwei Leiter geladen und nach und 
nach so weit voneinander entfernt, daß der Funkenübergang 
aufhört. Läßt man dann auf die Leiter ultraviolette Strahlen 
fallen, so findet sofort ein Funkenübergang statt, welcher solange 
andauert, als die Beeinflussung durch die ultraviolette Bestrahlung 
dauert. Man hat damit ein Mittel, den telegraphischen Zeichen 
ähnliche zu übermitteln. Es ist zu bemerken, daß die ultra- 
violetten Strahlen unsichtbar sind, ein System der Telegraphie 
dieser Art daher nicht den Mangel'aufweist, daß die Mitteilungen 
ähnlich wie im Falle der optischen Telegraphie aufgefangen 
werden können. Indem wir die Systeme der drahtlosen Tele- 
graphie, welche auf rein optischen oder akustischen Hilfs- 
mitteln, beruhen, beiseite lassen, wollen wir zunächst eingehender 
die anderen obenerwähnten Systeme beschreiben, welche man 
elektrotelegraphische nennen könnte, insofeme als elektrische 
Wirkungen in verschiedener Form dabei in Anwendung kommen. 
Wir werden ferner noch ein System erwähnen, welches, zwar bis 
jetzt noch nicht angewendet, die infraroten Strahlungen verwertet. 

Die verschiedenen Systeme lassen sich auf folgende Weise 
einteilen : 

1. Systeme vermittelst Leitung. 

2. Systeme vermittelst Liduktion. 



Drahtlose Telegraphie vermittelst Leitang. 7 

3. Radiophonisches System. 

4. Systeme vermittelst ultravioletter und ultraroter 
Strahlen. 

5. Systeme vermittelst elektrischer Wellen. 

Natürlich werden wir der Beschreibung des letztgenannten 
Systems infolge seiner höheren Wichtigkeit eine eingehendere 
Behandlung widmen. 



2. Kapitel. 

Drahtlose Telegraphie vermittelst Leitung. 

Theoretische Grundlagen. 

Es ist wohlbekannt» daß die Körper hinsichtlich ihres Ver- 
haltens gegenüber der Elektrizität gewöhnlich in Leiter und 
Nichtleiter unterschieden werden. Unter Leiter versteht man 
jene Körper, welche leicht von der Elektrizität durchflössen 
werden, während mit Nichtleiter jene Körper bezeichnet werden, 
welche den Durchgang der Elektrizität aufhalten. 

In Wirklichkeit gibt es weder vollkommene Leiter noch 
vollkommene Nichtleiter, sondern nur Körper, welche die Elektri- 
zität mehr oder weniger vollkommen leiten. Die besten Leiter 
sind die Metalle, dann auch Salzlösungen, das Seewasser und 
'das Süßwasser, welches ja in der Kegel gelöste Salze enthält. 

Auch die Erdoberfläche leitet die Elektrizität. Diese Eigen- 
schaft wurde, wie oben erwähnt, von C. A. Steinheil in München 
im Jahre 1838 entdeckt, als er versuchte, die Eisenbahnschienen 
zur Fortleitung telegraphischer Ströme zu verwenden. Er be- 
merkte dabei, daß es unmöglich sei, den Übergang der Elektri- 
zität von einer Schiene zur andern durch den Boden zu ver- 
hindern. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden die telegraphischen 
Ströme vermittelst Doppeldrahtes übertragen. Als Steinheil die 
Leitfähigkeit des Bodens entdeckt hatte, kam er auf den Ge- 
danken, die Erde als Rückleitung zu benutzen, und verwirklichte 
damit einen der wichtigsten Fortschritte der Telegraphie, näm- 
lich die Telegraphie mit einem einzigen Draht, dessen beide 
Enden vermittelst zweier großen Metallplatten mit der Erde in 
Verbindung gebracht wurden. 

Steinheil war es auch, wie oben erwähnt, welcher zuerst 
versuchte, telegraphische Zeichen ohne Draht unter ausschließ- 



lieber Benuteaog des Erdbodens zn abertragen, und welcbem 
es aucb gelang, diese Überlragaog auf kunse Entfernungen von 
ca. 15 m zu verwirklichen. 

Der Erdboden eignet sich jedoch infolge seiner Ungleich 
mäßigkeit und geringea Leitfähigkeit für derartige tlbertragmigen 
nicht so gut als d&a Meerwasser, das Wasser von FlOssen und 
Seen, weshalb auch die gelungensten Verenche der Telegraphie 
ohne Draht dnrch Leitung vermittelst des WasaerB auBgefOhrt 
wurden. Außer dem Wasser und dem Erdboden sind keine ge- 
nügend au^edehttten ECrper vorhanden, welche zn dem Zwecke 
dienen könnten. 

Sehen wir nun zu, wie man sich eine elektrische Über- 
tragung dmv;h ein nach allen Richtungen zur Verfügung stehen- 



Flg. 1. 

des Mittel vorzastellen hat. Wenn man zwei leitende Platten EE 
(Fig. 1) in einen unbegrenzten Körper von genügender Leit^ 
fahigkeit, beispielsweise in Wasser, eintaucht und mit den Polen 
einer Batterie verbindet, so strömt die Elektrizität von einer 
Platte zur anderen und folgt dabei gewisHen Linien, welche man 
elektrische Kraftlinien oder Stromfäden nennt und welche, in 
Kurvenform verlaufend, dichter in der Nähe der Platten auf- 
treten und sich mehr und mehr ausbreiten, wie die Figur dies 
angibt 

Die Anordnung dieser Kraftlinien gleicht vollkouimen jener 
der m^netiscben Kraftlinien, welche mit dem bekannten Ex- 
periment vermittelst Feilspänen zwischen den Polen eines Mag- 
neten erbalten werden. (Fig. 2.) 



DrahtloBe Telegraphie Temüttelet Leitung. d 

Legt m&n Ober die beiden Pole eines Hufeiaenmagneten 
eine Glasscheibe oder ein Blatt Papier und streut darüber feine 
Feilspftne aus Bisen, so verteilen neb die letzteren nach be- 
atinunten Linien, welche von den beiden Polen ausgehen und 
im Bogen von einem 
Pol zum anderen ver- *' 
laufen. Diese Linien 
sind die magnetischen 
Kraftlinien, d. h. ele 
gehen die Ricbtang an, 
in welcher aich ein 
freier Mi^netpol, wel- 
cher sieb an ii^nd 
einem Ponkte des 
Magnetfeldes befände, 
bewegen würde. rig. 2, 

Insofeme die 
Kraftlinien die Bichtung der magnetiecben Kraft anzeigen, ist 
die magnetische Kraft senkrecht zu diesen Linien gleich Null. 
Wenn wir daher nach Fig. 3, in welcher die Kraftlinien, die 
von den beiden magnetiBchen Pankten -(- E und — E ausgeben, 
mit ausgezogenen Linien gezeichnet sind, punktierte Linien 
rieben derart, daß letztere die Kraft- 
linien immer senkrecht schneiden, 
so geben diese letzteren Linien die 
Kichtangen an, in welchen ein 
freier Pol keinen Antrieb zur Be- 
wegung erfahrt, weil längs dieser 
Linien die magnetische Kraft Null 
ist. Linien dieser Art heißen Equi- 
potentiallinien. 

Wenn die beiden Punkte -|- E 
nnd — E statt zweier Magnetpole 
zwei mit positiver bzw. negativer 
Elektrizität geladene Pnnkte wären, 
Bo könnten die KraftverhaltniBse 
in dem so gebildeten elektriscben pj^. %_ 

Feld in gleicher Weise dai^stellt 

werden. Die angezogenen Linien wtlrden die Richtung an- 
geben, in welcher sieb ein positiv elektrisierter freier Körper 
in diesem Felde bewegen würde, nnd die auf jene senk- 
rechten Equipotentiallinien würden die Richtungen angeben, 



10 2. Kapitel. 

in welchen eine Bewegung dieses Körpers nicht stattfinden 
kann. 

Kehren wir zum Fall der Fig. 1 zurück, welche die Ver- 
teilung der elektrischen Kraftlinien oder Stromfäden, welche 
von den beiden Platten EE ausgehen, darstellt. 

Wenn die Leitfähigkeit des Mittels an allen Punkten gleich 
ist, so ist die Verteilung der Kraftlinien eine regelmäßige. Wenn 
dagegen an einzelnen Punkten die Leitfähigkeit größer wiid» 
wie beispielsweise in ee, wo zwei große Metallplatten, die unter 
sich metallisch verbunden sind, eingetaucht sind, so neigen sich 
die Kraftlinien diesen Platten zu und ein Teil der Elektrizität 
fließt von einer zur anderen dieser beiden Platten durch den 
Draht, welcher sie verbindet. Ein anderer Teil des Stroma 
zwischen den beiden Platten E fließt in dem allgemeinen 
Mittel, ohne in den die beiden Punkte ee verbindenden Draht 
einzudringen. Welcher Teil des Gesamtstromes in diesen Draht 
eindringt, hängt von der Ausdehnung der Platten ««ab und ist 
um so größer, je größer diese Platten sind. 

Es ist jedoch zu bemerken, daß die Stärke des Stroms, 
welcher den Draht von c nach « durchfließt, auch von der Stel- 
lung der Platten ee und ihrem Abstand abhängt. 

Wenn diese beiden Platten sich auf derselben Equipotential- 
linie befinden, so findet ein Stromübergang von einer Platte zur 
anderen nicht statt, da die elektrische Kraft längs dieser Linie 
Null ist. Befinden sich dagegen die beiden Platten an zwei 
Punkten, welche Linien verschiedenen Potentials angehören, so 
wird der Draht ee von einem Strom durchflössen, der um so 
stärker ausfällt, je größer die Potentialdifferenz der Punkte ist, 
an welchen die beiden Platten eingetaucht sind. Insofeme das 
Potential sich gleichmäßig von einer Potentiallinie zur anderen 

ändert, so wird die Potentialdifferenz zwischen den beiden 

I 

Platten ee und daher die Stromstärke in dem Drahte ee um so 
größer, je mehr Equipotentiallinien geschnitten werden, d. h. je 
größer der Abstand der beiden Platten senkrecht zu den Equi- 
potentiallinien ist oder, was dasselbe ist, je mehr sich die 
Verbindungslinie zwischen ee dem Parallelismus mit den Kraft- 
linien nähert! ' 

Li Fig. 1, welche sich auf später zu besprechende Versuche | 

bezieht, ist der Draht ee absichtlich derart angeordnet, daß ein | 

Maximum der Equipotentiallinien geschnitten wird oder daß 
er nahezu parallel zu den Kraftlinien verläuft. 



Drahtlose Telegraphie vermittelst Leitung. 11 

Ähnlich, aber etwas unregelmäßiger wäre der Verlauf der 
Kraftlinien in dem Fall, daß die Platten EE ee im. Erdboden 
eingegraben wären, wie in dem erwähnten Versuche Steinheils. 
Wenn in den Draht ee ein Empfangsapparat, beispielsweise ein 
Galvanometer, ein Morseapparat, ein Telephon eingeschaltet 
wird und die Verbindung der Platten E mit der Stromquelle 
nicht dauernd besteht, sondern in mehr oder minder großen 
Zeitabständen unterbrochen und wiederhergestellt wird, so wird 
auch der Empfangsapparat in gleichen Zeitabständen beeinflußt 
werden, wodurch dann eine Übertragung telegraphischer Zeichen 
zwischen der sendenden Station, welche die Platten ee elektrisch 
beeinflußt, und dem Punkt, an welchem der Empfangsapparat 
eingeschaltet ist, ermögUcht wird. 

Übertragungen durch das Wasser. 

Versuche von Morse und Lindsay. — Das erste 
Patent auf eine Anordnung der drahtlosen Telegraphie durch 

™ E 



i °7 

1 ;i 



8 



Fig. 4. 



ooooo 



das Wasser wurde im Jahre 1854 von dem Schotten James 
Bowmann Lindsay angemeldet, in welchem die wesenthchen 
Bedingungen für die Übermittlung von Nachrichten beschrieben 
sind. Es scheint jedoch, daß er sein System schon seit dem 
Jahre 1831 zum Telegraphieren über den Fluß Tay auf eine 
Entfernung von mehr als 1600 m angewendet habe. Sein System 
unterscheidet sich jedoch nicht von dem, welches im Jahre 1842 
von Samuel Finsley Morse angewendet wurde. 

Es wurde schon oben erwähnt, daß Morse infolge eines 
Drahtbruches, der bei einem praktischen Versuche mit seinem 
System vorgekommen war, auf die Idee kam, durch das Wasser 
zu telegraphieren. 

Die Fig. 4 zeigt die von Morse angewendete Anordnung. 
AB CD sind die Ufer des Flusses, NP die Batterie, E der 
Empfangselektromagnet, WW sind die Leitungsdrähte, welche 



12 



2. Kapitel. 



längs der Ufer ausgelegt und mit den Platten ifng, die ins 
Wasser eingetaucht waren, verbunden waren. Nach dem Ge- 
dankengange Morses ging die von der Batterie erzeugte Elektrizität 
von dem positiven Pol P zur Platte n, von dieser durch den zirka 
25 m breiten Kanal zur Platte % zu dem Elektromagneten E^ 
durch die Platten / und Qy zu dem zweiten Pol N der Batterie. 
Die wenigen theoretischen oben angeführten Angaben ge- 
nügen um anzudeuten, wie man die Übertragung sich nach der 
heutigen Auffassung vorzustellen hat. Auf alle Fälle bewiesen 
die mit verschiedenen Drahtlängen und verschiedenen Batterie- 
stärken angestellten Versuche, daß die Elektrizität den Y\\x& in 
einer Stärke durchfloß, welche mit der Größe der Platten wuchs, 
daß jedoch diese Stärke auch von dem Abstand der auf dem 
gleichen Ufer des Flusses befindlichen Platten abhing. Nach 
Morse sollte dieser Abstand das Dreifache der Flußbreite be- 
tragen. Ein Über- 
B 

9 ,.., 



"h. 



n 




iiH 



1 



8 



^ 



Flg. 5. 




schreiten dieserEnt- 
fernung sollte kei- 
nen Vorteil bieten. 
Das von Lindsay 
patentierte System 
zeigt Fig. 5 und ist 
fast identisch mit 
dem von Morse. 
Auf den beiden 
Ufern befinden sich 
gleichartige Appa- 
rate, welche an je zweien im Wasser versenkten Metallplatten 
endigen. Der die beiden Platten verbindende Draht enthält 
eine Batterie, einen Taster und ein Galvanometer. Die beiden 
Batterien BB sind in Eeihenschaltung angeordnet. Die Länge 
der beiden parallel zum Ufer verlaufenden Leitungsdrähte wurde 
derart berechnet , daß der Leitungswiderstand zusammen mit dem 
der Batterie und der Apparate kleiner ausfiel als der Widerstand 
des Wassers zwischen den beiden am selben Ufer angeordneten 
Platten, so daß nach den Gesetzen der Stromverteilung der 
größere Teil des Stroms durch die Erdleitung fließen sollte. So 
oft man daher auf eine der Taster S drückte, mußte infolge 
der Unterbrechung des Stroms in der zugehörigen Leitung eine 
Schwächung des Stroms in der Leitung des anderen Ufers auf- 
treten und sich in einer Verminderung des Ausschlags am 
Galvanometer kund geben. Um dies Ergebnis zm erzielen, 



Drahtlose Telegraphie vennittelst Leitung. 13 

mußte die Länge der beiden Leitungen bedeutend größer sein 
als die Breite des Flusses. 

Lindsay ersann das System, um die Kosten für ein teures 
Kabel zu ersparen, welches zudem infolge starker Strömungen 
und Veränderungen auf dem Grunde des Flusses häufigen Be- 
schädigungen ausgesetzt war. Er mußte jedoch wieder an Stelle 
des Kabels eine bedeutend längere Erdleitung anwenden. Die 
Methode ist nur anwendbar auf kurze Entfernungen und wo 
starke Erdströme nicht vorkommen. 

System Smith. Um eine telegraphische Verbindung 
zwischen dem Leuchtturm von Fastnet und der Küste, wo in- 
folge der Gefährlichkeit des Meeres ein Kabel nicht verlegt 
werden konnte, herzustellen, bediente sich Willoughby Smith 
folgender Anordnung: 

Vom Leuchtturm aus wurden über die Felsen in entgegen- 
gesetzter Richtung zwei Wanke Drähte gespannt, welche mit 
zwei ins Meer versenkten Platten verbunden wurden. Von der 
Küste aus ging ein ca. 15 km langes, in der Nähe der Felsen 
verankertes Kabel. Indem starke Liduktionsströme verwendet 
wurden, konnten von den Platten Ströme abgenommen werden, 
vennittelst welcher die Empfangsapparate betätigt werden konnten. 
Wenn der Anprall der Wellen die Drähte von den Platten losriß 
und gegen die Felsen schleuderte, so genügte es einfach, die 
Drähte in das Wasser zu tauchen, um sofort die telegraphische 
Verbindung wieder herzustellen. 

System Highton. H. Highton beschäftigte sich seit 
1852 20 Jahre lang mit der Aufgabe, telegraphische Verbin- 
dungen durch das Wasser herzustellen und schlug drei ver- 
schiedene Methoden vor. Die erste ist nichts anderes als die 
von Morse angewendete Anordnung und besteht demnach in vier 
zu je zwei einander gegenüberstehenden und im Wasser ver- 
senkten Platten, welche zu je zweien durch Leitungen an den 
beiden Ufern des Flusses verbunden sind. Die zweite besteht 
darin, daß vermittelst blanker ins Wasser versenkter Drähte die 
Enden zweier an den beiden Flußufern ausgespannten Leitungen 
verbunden werden. Die dritte Anordnung ist eine Abänderung 
der zweiten, in welcher der eine der beiden blanken Drähte 
unterdrückt ist und das Wasser als Rückleitung benutzt wird. 
Highton fand in der Mehrzahl der Fälle die zweite Anordnung 
zweckmäßiger. Sie wurde hauptsächlich in Indien von den eng- 
lischen Telegrapheningenieuren angewandt, welche sie geeignet 
fanden, selbst sehr breite Ströme zu überwinden, wenn nur die 



14 2. Kapitel. 

beiden nicht isolierten ins Wasser getauchten Drähte in mäßiger 
Entfernung voneinander sich befanden. 

'System Bourbouze. Während der Belagerung von 
Paris im Jahre 1870 versuchte man die Leitungsfähigkeit des 
Wassers zu benutzen, um eine telegraphische Verbindung zwi- 
schen der Stadt und dem jenseits des Belagerungsgdrtels liegen- 
den Lande herzustellen. 

Es wurden außerhalb jenes Gürtels in der Seine zwei mit 
zwei Leitungen und einer Batterie verbundene Platten versenkt, 
Tim so Ablenkungen an einem Galvanometer, welches mit zwei 
Anderen in der Seine versenkten Platten innerhalb der Stadt 
verbunden war, zu erhalten. Die Vorversuche ergaben ein gutes 
Resultat. Bevor jedoch die Apparate in Betrieb genommen wer- 
den konnten, war die Stadt übergeben worden. 

System Eathenau und Rubens. Die Fig. 1 zeigt 
«chematisch die Anordnung in *den Versuchen, welche 1894 
in Deutschland auf die Anregung der Marinebehörden zu dem 
Zwecke, die Mögüchkeit, durch das Wasser durch Leitung zu 
telegraphieren, festzustellen, unternommen worden waren. Zu- 
gleich sollte ermittelt werden, welchen Anteil die Leitung bei 
den ähnlichen, damals von Preece unternommenen Versuchen 
liatte, bei welchen, wie wir später sehen werden, vornehmlich 
Induktionswirkungen verwendet wurden. 

Rathenau und Rubens verwendeten demnach ausschließ- 
lich Gleichstrom. 

In der genannten Figur bedeutet B die Elektrizitätsquelle, 
-B einen Regulierwiderstand, ü einen Stromunterbrecher, der 
von einem Motor angetrieben wird, A ein Amperemeter, T einen 
Telegraphiertaster, EE ^e Platten von je 15 qm Oberfläche, 
"welche in einem Abstand von 500 m ins Wasser getaucht waren 
und an welche der primäre Stromkreis anschloß. V ist ein in 
Abzweigung an diesen Stromkreis angelegtes Voltmeter, C und D 
fiind zwei Kähne, unter sich verbunden vermittelst eines Kabels, 
dessen beide Enden mit den ins Wasser getauchten Platten ee 
verbunden sind. Der Abstand zwischen den beiden Kähnen 
w^echselte zwischen 50 und 300 m. Auf einem der Kähne be- 
fand sich das Telephon N, welches in den sekundären Strom- 
kreis eingeschaltet war und als Empfänger diente. 

Da der Motor und Unterbrecher in ständiger Bewegung 
war, so hörte man im Telephon ein andauerndes, gleichmäßiges 
Geräusch, so lange keine Zeichen gegeben wurden. Die letzteren 



Drahtlose Telegraphie vermittelst Leitung. 



15 



wurden durch Bewegung des Tasters und Unterhrechung des 
Stromes in mehr oder minder langen Ahständen nach Art der 
Morsezeichen gegehen, so daß man im Telephon mehr oder 
minder lange Pausen in dem andauernden Geräusche wahr- 
nahm. 

Die Versuche fanden auf dem Wannsee statt, einem von 
der Havel in der Nähe von Potsdam gebildeten See. Die Sende- 
station war an dem mit P der Fig. 6 bezeichneten Punkt an- 
geordnet, während die Empfangsstation der Reihe nach an den 
mit i, 2, 3 bezeichneten Punkten sich befand. Die Stärke des 
primären Stroms betrug 3 Ampere, während die Zahl der Strom- 
unterbrechungen 150 in 
der Sekunde erreichte. 
Obgleich die größte Em- 
pfindlichkeit desTelephons 
für eine Zahl der Unter- 
brechungen von 600 pro 
Sekunde bestand, so wur- 
den doch die Zeichen bis 
auf eine Entfernung von 
4,5 km deutlich wahrge- 
nommen. Über diese Ent- 
fernung konnte nicht 
hinausgegangen werden. 
Die Empfangsstation be- 
fand sich dabei bei 1 in 
der Nähe von Neu- 
Oladow. 

Die vergleichenden 
Versuche, welche bei einer 
Anordnung der Empfangs- 
station in 2 oder in 5, d. h. 

vor oder hinter einer Insel, welche von dem Ufer durch einen 
engen und seichten Kanal getrennt ist, angestellt wurden, zeig- 
ten, daß die zwischenliegende Insel kein Hindernis für die Zeichen- 
gebung bildete. 

Eathenau ist der Ansicht, was übrigens auf Grund der 
eingangs dieses Kapitels entwickelten Theorie vorauszusehen 
ist, daß die erreichte Entfernung durch Anwendung stärkerer 
Ströme, Vermehrung des Abstands zwischen den primären und 
sekundären Platten und Abstimmung zwischen dem Unterbrecher 
und dem Telephon sich wesentlich vergrößern ließe. 




16 2. Kapitel. 

Verbindungen mit der Erde als Leiter. 

Systeme Steinbeil aad Michel. Wir haben bereits 
Seite 7 die von Steinheil im Jahre 1838 angestellten Versuche 
erwähnt, vermittelst welcher festgestellt wurde, daß durch den 
Erdboden Ströme zu einem Galvanometer auf eine Entfernung 
von 15 m übertr^en werden konnten. Nach diesem Versuch 
erstreckten sich die Forsch un|i|;en hauptsächlich auC die Über- 
tragungen durch da« Wasser. Erst nachdem mit der Erfindung 
des Telephons ein außerordentlich empfindlicher neuer Empfangi- 
apparat gegeben war, wurden die Versuche zur Zeichengebung 
durch die Erde wieder aufgenommen. Im Jahre 1894 gelang es 



Flg. 7. 

dem Abb^ L. Michel, durch die Erde auf eine Entfernung von 
1 km zu telegraphieren, indem er sich der in Fig. 7 dargestellten 
Anordnung bediente. Eine Batterie von Akkumulatoren B ist 
mit einem Pol mit den oberen Schichten der Erde, mit dem 
anderen mit einem Taster 8 verbunden, von welchem ein Draht 
abzweigt und durch einen Brunnen eine schlechtleitende Erd- 
schicht durchdringt, um endlich in einer neuen, gntleitenden 
Schichte des Erdbodens zu endigen. Ahnlich sind an der Empfangs- 
station von den beiden Enden eines Telephons das eine in eine 
obere Erdschicht, daa andere in eine tieferliegende, von der 
ersten durch eine schlechtleitende Lage getrennte Schicht ein- 
gebettet. Aus der dargestellten Anordnung ergibt sich, daß der 
Strom zum Empfangetelephon gelangen und zurückkehren kann, 
indem er fast ausschließlich die gutleitenden Schichten und die 



Drahtlose Telegraphie vermittelst Leitung. 17 

metallischen Drähte durchfließt, ohne sich wesentlich im Erd- 
boden zu verzweigen. 

Versuche von Strecker, Orling und Armstrong. 
Kurze Zeit nach den Versuchen, welche Rathenau und Rubens 
im Wasser angestellt hatten, führte Strecker ähnüche unter Be- 
nutzung des Erdbodens aus. Er erreichte eine Zeichenüber- 
tragung bis auf beinahe 17 km, wobei er allerdings eine primäre 
Linie von 3 km Länge, eine sekundäre von 1 km und einen 
Strom von 14 bis 19 Ampere benützte. Er stellte fest, daß die 
Grenze der Übertragung mit der Stärke des primären Stroms 
und mit dem Abstand der Endplatten sowohl der einen als wie 
der anderen Linie hinausrückte, und daß die besten Ergebnisse 
erzielt wurden, wenn die beiden Linien senkrecht auf die ihre 
Mittelpunkte verbindende Gerade gerichtet waren. 

Diese Resultate, welche sich unmittelbar aus der eingangs 
dieses Kapitels gegebenen Theorie erklären, beweisen, daß, 
wollte man die von Strecker erreichten Grenzen überschr^ten 
und weniger starke Ströme, welche für eine praktische Anwen- 
dung sich eigneten, benützen, es notwendig wäre, ziemlich große 
Leitungslängen zu verwenden, was die Vorteile des Systems für 
die Praxis zum großen Teil wieder aufwiegen würde. 

Die neueren Versuche von Orling und Armstrong wurden 
in ähnlicher Weise wie die von Rathenau und Rubens und 
Strecker vermittelst einer sendenden primären Leitung und einer 
empfangenden sekundären Leitung, welche beide mit Erdplatten 
endigten, angestellt. 

Der Unterschied bestand darin, daß als Empfänger ein 
außerordentlich empfindliches Relais, welches mit ähnlichen 
anderen Apparaten 1 später beschrieben werden soll, verwendet 
wurde. Dieses Relais, von dem ankommenden noch so schwachen 
Strom erregt, schließt den Stromkreis einer Ortsbatterie, welche 
einen gewöhnÜchen Telegraphenapparat betätigt. 

Mit diesem System, welches seine Urheber mit >Amorl< 
bezeichnen, wäre daher der Vorteil verbunden, daß die tele- 
graphischen Mitteilungen schriftlich aufgenommen werden und 
daß man bei gleichen Entfernungen mit geringeren Strömen, 
bei gleichen Strömen auf größere Entfernungen arbeiten könnte, 
vorausgesetzt, daß das Relais an EmpflndUcbkeit wirklich die 
telephonischen Empfänger übertrifft. Nach den Angaben von 
Orling und Armstrong beträgt die größte erreichte Übertragungs- 
entfemung 35 km, welche Entfernung vermehrt werden könnte, 
wenn man das Relais als Übertrager, d. h. zum Offnen und 
Mazzotto, Telegraphie ohne Draht. 2 



18 3. Kapitel. 

Bchließen einer zweiten Batterie, deren Ströme erst auf den 
weiter entfernten Empfangsapparat zu wirken hätte, benützte, 

System Maiche. L. Maiche hat sich kürzlich ein System 
der Übertragung telegraphischer und telephonischer Zeichen 
durch den Boden patentieren lassen, welche sich auf die in 
den bisherigen Methoden angegebenen Einrichtungen gründet. 

In der Sendestation ist eine Batterie mit Taster angeordnet, 
von welcher zwei Luftleitungen in entgegengesetzter Bichtung 
und senkrecht auf die Richtung, in welcher sich die Empfangs- 
station befindet, ausgehen. Die beiden Drähte endigen an zwei 
Platten, welche in zwei poröse mit Wasser gefüllte Gefäße oder 
in feuchtes Erdreich eintauchen. Die Einrichtungen der Emp- 
fangsstation ist jener der Sendestation ähnlich, nur daß an 
Stelle der Batterie und des Tasters ein Empfangsapparat, z. B, 
ein Telephon, vorgesehen ist. Nach Angabe des Erfinders bilden 
sich, sobald der Stromkreis am Sendeapparat geschlossen wird, 
an den beiden Polen zwei magnetische Felder entgegengesetzter 
Vorzeichen, was auf der parallelen Linie in der Empfangsstation 
wahrnehmbar werde. 

Um die Zerstreuung zu vermeiden, schlägt der Erfinder 
vor, hinter den Drähten der sendenden Station auf der entgegen^ 
gesetzten Seite, auf welcher die Empfangsstation liegt, ein nicht 
leitendes Diaphragma anzubringen oder einen tiefen Graben 
zu ziehen. 

Die Leitungsfähigkeit des Erdbodens und des Wassers 
wurde auch für verschiedene Systeme der drahtlosen Telephoni© 
verwertet, über welche später Näheres anzugeben ist. 



3. Kapitel. 

Drahtlose Telegraphie vermittelst Induktion. 

Theoretische GraDdlagen. 

Man bezeichnet mit Erscheinungen der Induktion oder der 
Lifluenz gewisse Wirkungen, welche ein Körper auf einen anderen 
entfernten hervorbringen kann, ohne daß zwischen beiden Kör- 
pern eine sichtbai-e Verbindung bestünde. 

Bringt man beispielsweise ein Stück Eisen in die Nähe 
eines Magneten, so wird ersteres durch Induktion magnetisch» 
In gleicher Weise wird ein Körper durch Induktion elektrisch^- 



Drahtlose Telegraphie vermittelst Iiidoktion. 19 

wenn er in die Nähe eines elektrisierten Körpers gebracht wird. 
Nähert man einen stromdurchflossenen Stromkreis einem anderen 
Stromkreis, so wird letzterer von einem Strom durchflössen, 
welchen man Indoktionsstrom nennt. Die heutige Auffassung 
kennt keine Wirkungen in die Feme ohne ein die Wirkung 
übertragendes Mittel; da sich jedoch viele Wirkungen in die 
Feme auch im leeren Raum fortpflanzen, so wird angenommen, 
daß auch in dem Raum, den wir leer nennen, ein Mittel vor- 
handen sei, welches imstande ist, jene Wirkungen zu über- 
tragen. Man nennt dieses Mittel den Äther. Genau wie ein 
tönender Körper die Luft erschüttert und die Erschütterung sich 
bis zu unserem Ohre fortpflanzt, so würde ein Körper, welcher 
imstande ist, den Äther in Schwingungen zu bringen, den Anlaß 
geben, daß diese Schwingungen sich fortpflanzen und auf einem 
Körper in die Feme wirken, welcher imstande ist, jene Erschütte- 
rungen des Äthers aufzunehmen. 

Wir verfügen demnach über ein weiteres natürliches Mittel 
zur Telegraphie ohne Draht, über den Äther, ein Mittel, dessen 
Anwendung übrigens nicht neu ist, da es dasselbe ist, welches 
die Natur unablässig verwendet, um Licht und Wärme von einem 
Stern zum andern zu übertragen und dasselbe, welches wir 
schon so lange Zeit, auch ohne daß wir uns dessen bewußt 
wurden, in der optischen Telegraphie gebrauchen. 

Der übertragenden Wirkung des Äthers werden nun die 
elektrischen Fernwirkungen zugeschrieben, welche den oben 
erwähnten Erscheinungen der Induktion zugrunde liegen. 

Die Erscheinungen der elektrischen Induktion pflegt man 
in zwei Arten einzuteilen: Elektrostatische und elektrodynami- 
sche Erscheinungen. Die Erzeugung einer induzierten Ladung 
auf einem leitenden Körper durch Annäherung eines elektri- 
sierten Körpers gehört zur Kategorie der elektrostatischen Er- 
scheinungen, weil die Ladung das Streben zeigt, auf dem in- 
duzierten Körper unveränderlich zu beharren, während der durch 
Annäherung eines Stroms in einem Stromkreis erzeugte Strom 
eine Erscheinung der elektrodynamischen Induktion ist, insofern 
der induzierte Strom als eine gewisse Menge bewegter Elektrizität 
betrachtet werden kann. 

Die Unterscheidung ist jedoch nicht ganz genau, da auch 
im Falle der elektrostatischen Induktion die Bewegung des in- 
duzierenden elektrisierten Körpers zur Bewegung von Elektrizität 
and daher zu einem elektrischen Strom Veranlassung gibt und 

2* 



20 



3. Kapitel. 



ein elektrischer Strom auf dem induzierten Körper während 
seiner Ladung statthat 

Halten wir jedoch aus Zweckmäßigkeitsgründen die Unter- 
scheidung zwischen elektrostatischer und elektrodynamischer 
Induktion aufrecht. 



"^ 



Anwendungen der elektrostatischen Indaktion. 

Die elektrostatische Induktion kann auf zweierlei Weise 
zur drahtlosen Telegraphie verwendet werden: 

Erste Art: Es seien A und B (Fig. 8) zwei gegenüher- 
stehende Leiter. Der Leiter A kann mit einer Elektrizitäts- 
quelle E vermittelst des 
Tasters T verbunden 
werden, während der 
Leiter B mit einem 
Telephon T' in Verbin- 
dung steht. Sobald man 
den Taster nieder- 
drückt, wird der Lei- 
ter A geladen und im 
selben AugenbUck tritt 
ein elektrischer Strom 
in B auf, um letzteren 
Leiter zu laden, wobei das Telephon den Übergang der Elek- 
trizität anzeigt. Wenn man hierauf A in Verbindung mit dem 
Boden setzt, so wird dieser Leiter entladen und zugleich B, 
wobei das Telephon T* wiederum ein akustisches Zeichen gibt. 

Zweite Art: Ein Leiter C, welcher mit einem Telephon T' 
(Fig. 9) verbunden ist, befindet sich in der Nähe eines Drahtes AB, 

durch welchen man ver^ 

^Vr^MI'l— - 

aI '. 




Fig. 8. 



D 



D. 



I 



hJI 



t 







mittelst eines Tasters 
einen Strom schicken 
kann. Im AugenbUck, 
in welchem der Strom 
beginnt, wird der Lei- 
ter C geladen, wie wenn 
man ihm einen elektri- 
sierten Körper näherte, und der Ladungsstrom erregt das Tele- 
phon. Sobald der Strom in AB aufhört, wird der Leiter C ent- 
laden, wie wenn sich von ihm ein elektrisierter Körper entfernte, 
wobei das Telephon wiederum ein Zeichen gibt. 



Fig. 9. 



) 



Drahtlose Telegrapbie vermittelst Induktion. 21 

In beiden Fällen kann man durch zweckmäßiges Bewegen 
des Tasters vermittelst vereinbarter akustischer Zeichen einen 
telegraphischen Verkehr zwischen den beiden Stationen her- 
stellen. 

Auwendangen der elektrodynamischen Indaktion. 

Die Grunderscheinung, welche in der drahtlosen Telegraphie, 
durch Induktion verwertet wird, wurde von Faraday im Jahre 1881 
entdeckt und ist unter dem Namen elektrodynamische Induktion 
bekannt. 

Sie besteht in Folgendem: 

Es seien zwei Stromkreise gegeben, von welchen der eine 1 
(Fig. 10) eine Batterie P und einen Taster T enthält, vermittelst 
dessen dieser Strom im Stromkreis beliebig geschlossen oder ge- 
öffnet werden kann, während ein anderer Stromkreis P direkt 
über das Galvanometer G geschlossen ist. So oft nun durch 
den Taster T der Strom ^^^ ' 

in 1 geschlossen oder un- J\. rHll ll ' — * — " ■ 

terbrochen wird, entsteht | >* tJ I _ 

in dem Stromkreis I' ein r, 1 \ 

rasch vorübergehender V / T ^ ^.^ 

Strom, der sog. Induktions- ^ig. lo. 

Strom, welcher sich durch 

eine Bewegung der Galvanometemadel ankündigt. Der Strom, 
welcher sich beim Schließen des Stromkreises in I entwickelt, 
ist von entgegengesetzter Richtung, wie sie der beim öffnen jenes 
Stromkreises entstehende Strom aufweist; infolgedessen sind 
auch die beiden aufeinanderfolgenden Wirkungen auf das Galvano 
meter von entgegengesetzter Richtung. 

Wird die Entfernung von den beiden Stromkreisen I 
und F vergrößert, so nimmt die Stärke der Induktionsströme 
in 7' ab, doch können dieselben auch bei ziemlich großen Ent- 
fernungen durch Anwendung empfindlicher Galvanometer oder 
eines anderen empfindlicheren Empfangsapparates oder durch Er- 
höhung der Stromstärke in dem induzierenden Stromkreis oder 
andere künstliche Mittel wahrnehmbar gemacht werden. 

Um den Vorgang dieser Femübertragung zu erklären, em- 
pfiehlt es sich, daran zu erinnern, daß sich rings um einen 
Draht, welcher von einem Strom durchflössen ist, ein Magnet- 
feld bildet, dessen Kraftlinien Kreise darstellen in senkrecht 
zum Draht stehenden Ebenen, deren Mittelpunkt der Draht 
selbst bildet. Das Dasein dieses Magnetfeldes wird durch die 



22 



3. Kapitel. 



ErBcheinung bewieBen, daß sich eine in der Nähe des strom- 
dorchflossenen Drahtes befindliche Magnetnadel N8 (Fig. 11) 
senkrecht auf die. Bichtung des Stromes einstellt. Aach ver- 
mittels des Versuches mit den magnetischen Figuren ähnlich 
der Fig. 2 läßt sich der Nachweis des Daseins eines Magnet- 
feldes erbringen. Der Draht AB durchdringt senkrecht ein 
Papierblatt, auf welchem Eisenfeilspäne ausgestreut sind. So- 
bald der Draht AB vom Strom durchflössen wird, ordnen sich 
die Eisenfeilspäne in konzentrischen Ejreisen um den Draht 
wie die Figur angibt. 

Umgekehrt erzeugt das Entstehen und Verschwinden eines 
Magnetfeldes einen Strom in einem Draht, welcher senkrecht 

auf den Kraftlinien 
des Feldes steht. 
Wenn demnach pa^ 
rallel zu dem Draht 
AB ein weiterer . 
Draht A' B' ange- 
ordnet ist, so wird 
letzterer jedesmal 
von einem Induk- 
tionsstrom durch- 
flössen, sobald das 
magnetische Feld» 
welches von dem 
Strom in AB er- 
zeugt wird, den 
Draht A'B' erreicht. Wird dagegen der Strom unterbrochen, so 
verschwindet das magnetische Feld und im Drahte A'B' ent- 
steht ein zweiter Strom von entgegengesetzter Bichtung, der sog. 
Öffnungsstrom. 

Ein magnetisches Feld kann jedoch auch auf andere Weise 
erzeugt werden, wie z. B. dadurch, daß man dem Drahte A'B^ 
einen Magnet nähert, derart, daß dessen Ejraftlinien den Draht 
senkrecht schneiden. Auch in diesem Falle erzeugt das 
magnetische Feld, welches in der Nähe des Drahtes sich ent- 
wickelt, in letzterem einen Induktionsstrom und einen diesem 
entgegengesetzten Strom, wenn der Magnet wieder entfernt wird; 
Diese Erscheinung hat, wie bekannt, eine außerordentlich 
praktische Bedeutung, insofeme sie das Mittel an die Hand 
gibt, in den dynamoelektrischen Maschinen Ströme ohne die 
Beihilfe von Batterien durch einfache Bewegung eines ipag- 




¥ig. 11. 



Drahtlose Telegraphie vermittelst Induktion. 2B 

netischen Feldes gegenüber einem geschlossenen Stromkreise zu 
erzeugen. Es ist wichtig, an dieser Stelle darauf aufmerksam 
zu machen, daß, wenn der Draht AB von unterbrochenen oder 
wechselnden elektrischen Ladungen durchflössen wird, jeder 
dieser Entladungen die Hervorbringung und Vernichtung des 
magnetischen Feldes und daher die Hervorbringung ebensovieler 
Wechselströme in dem Leiter A*B' entspricht, da ja jede Ent- 
ladung in einem Übergang von Elektrizität, d. h. in einem 
elektrischen Strome besteht 

Gehen wir nun zum Fall der Fig. 10 zurück. Wünscht 
man in i' eine rasche Folge von Liduktionsströmen, so kann 
man in dem Stromkreis / an Stelle des Tasters einen auto- 
matischen, beispielsweise durch einen Motor bewegten, Unter- 
brecher einschalten. In. [diesem Falle wird man das Galvano- 
meter durch ein Telephon ersetzen, welches jeden Induktions- 
strom durch ein Geräusch anzeigt, welches zu einem andauern- 
den Ton werden kann, wenn die Unterbrechungen mit 
genügender Schnelligkeit aufeinander folgen. Wenn außer dem 
Unterbrecher in dem Stromkreis noch der Taster T eingefügt 
ist., so kann man durch längeres oder kürzeres Schließen des 
Stromkreises im Telephon Töne verschiedener Länge, welche 
den Strichen und Punkten des Morse-Alphabetes entsprechen, 
hervorbringen und so Telegramme zwischen dem induzierenden 
und induzierten Stromkreis austauschen. Diese Anordnung findet, 
wie wir sehen werden, ihre Anwendung, wenn man beispiels- 
weise eine telegraphische Verbindung zwischen einer festen, 
stromdurchflossenen Leitung und einer beweglichen Empfangs- 
station, welche den induzierten Stromkreis enthält, herstellen 
will, wie dies in den telegraphischen Verbindungen mit Eisen- 
bahnzügen auf der Fahrt oder mit Leuchtschiffen stattfindet, 
welche je nach der Richtung des Windes ihre Stellung wechseln, 
so daß es nicht möglich ist, dieselben vermittelst Kabel mit der 
Küste zu verbinden. 

Obgleich in diesen Fällen ein Verbindungsdraht zwischen 
beiden Stationen fehlt, so befinden sich doch der induzierende 
Draht und der induzierte in verhältnismäßig geringer Entfernung 
voneinander. Für größere Entfernungen sind noch weitere Be- 
dingungen zu erfüllen. 

Die zwei Stromkreise I und I' der Fig. 11 können ent- 
weder in derselben Ebene liegen oder aber in parallelen Ebenen. 

Theorie und Erfahrung zeigen, daß die Stärke des in- 
duzierten Stroms im zweiten Fall größer ist als im ersten. Es 



24 



3. Kapitel. 



wurden jedoch, wie wir sehen werden, auch Versuche zur Tele- 
graphie durch Induktion mit beiden Stromkreisen in gleicher 
Ebene angestellt. Wenn es sich um Übertragungen auf große 
Entfernungen handelt und dabei die Anordnung der Stromkreise 
in parallelen Ebenen angewendet wird, so müssen diese Ebenen 
offenbar vertikal sein, wobei sich zwei Methoden darbieten: 
Entweder man benützt zwei in sich geschlossene Stromkreise 
oder man verwendet die Erde oder das Wasser als Rückleitung, 
wie]|Fig. 12 zeigt. Dabei ist ein einziger über der Erde gespannter 
Draht an beiden Enden mit zwei eingegrabenen versenkten 
Platten mit der Erde oder dem Wasser in Verbindung. 

Die beiden Fälle erscheinen auf den ersten Blick sehr ver- 
schieden, kommen in Wirklichkeit aber auf dasselbe hinaus. In 
der Tat bilden sich im Falle der Fig. 12 zwischen den beiden 
versenkten Platten die Stromfäden, von welchen wir oben ge- 






/ « • • • \ ^. 




Flg. 12. 



sprochen haben, in großer Anzahl. Die Gesamtheit dieser Ströme 
kommt jedoch einem einzigen Strome, welcher einen einzigen 
Leiter B durchfließt, gleich, welch letzterer in Verbindung mit 
der Luftleitung L einen geschlossenen Stromkreis wie im ersten 
Falle darstellt. 

Die Tiefe, auf welche die Stromfäden eindringen und bis 
zu welcher man den Leiter B sich versenkt vorzustellen hat, 
nimmt mit der Entfernung zwischen den beiden Erdplatten zu. 

In den von Preece und Frodsham angestellten Versuchen, 
bei welchen die Luftleitung eine Länge von 100 m aufwies, fand 
sich, daß der Draht R in eine Tiefe von ungefähr 100 m an- 
genommen werden mußte. Bei den Versuchen von Conway mit 
einem Primärdraht von 410 m Länge berechnete man diese Tiefe 
auf 116 m, während bei den Versuchen zu Ness-See und Kil- 
brannau-Sund, bei welchen die Entfernung der Platten zwischen 
3,5 und 6,5 km betrug, die Tiefe, bis zu welcher die Stromfäden 
wahrnehmbar waren, bis zu 300 m sich erstreckte. 



Drahtlose Telegraphie vennittelst Induktion. 25 

Hieraus ergibt sich, daß mit der Verlängerung der Linie 
und deren Erhebung über der Erde die von dem Stromkreis 
umfafite Fläche beträchtlich zunimmt, nicht nur infolge des Teils 
der Fläche, welcher über der Erde liegt, sondern auch weil die 
resultierende Leitung R immer tiefer in die leitende Erdober- 
fläche eindringt. 

Die Versuche von Preece haben gezeigt, daß mit der Zu- 
nahme dieser Fläche auch die Induktionswirkung zwischen dem 
induzierenden und induzierten Stromkreis wächst. 

Bei diesen Versuchen wurden Drahtspulen verwendet, von 
welchen die eine den induzierenden Stromkreis, die andere den 
induzierten bildete, während vermittelst eines Telephons die in- 
duzierten Ströme beobachtet wurden. Es ergab sich, daß die 
induzierende Wirkung der einen Rolle auf die andere vielmehr 
mit dem Wachsen des Durchmessers der Spiralen als mit der 
Anzahl der letzteren zunahm. Nun kann, wie wir gesehen haben, 
ein einfacher oberirdisch gespannter Leitungsdraht, dessen beide 
Enden mit der Erde in Verbindung stehen, als eine Drahtspule 
mit einer einzigen Windung angesehen werden, eine Spule, 
deren Durchmesser sehr viel größer ist als der Durchmesser 
einer Spirale wäre, welche aus dem metallisch in sich ge- 
schlossenen Draht hergestellt werden könnte. Das ist ohne weiteres 
klar, wenn man bedenkt, daß im ersten Falle der Luftleitungs- 
draht in Verbindung mit der durch den Erdboden gebildeten, 
tief unter der Erdoberfläche liegenden resultierenden Leitung 
eine weitaus größere Fläche umschließt, als dies vermittelst eines 
in sich geschlossenen Drahtes möglich wäre. 

Ergibt sich hieraus, daß je größer die vom induzierenden 
Stromkreis umschlossene Fläche ist, um so größer die Induktions- 
fläche ausfällt, so ist klar, daß zur Übertragung auf große Ent- 
fernungen lange, hochgeführte Primär- und Sekundär-I^itungen 
erforderlich sind, deren Enden mit Platten verbunden sind, 
welche im Erdboden oder besser noch im Wasser versenkt sind. 
Wenn die beiden Stromkreise der Fig. 10 statt aus einem Leiter 
mit einer einzigen Windung aus einer Spirale und mehreren 
Windungen bestünden, so liegt es nahe, anzunehmen, da jede 
Spirale des Stromkreises I auf jede Windung des Stromkreises I * 
induzierend einwirkt, daß der induzierte Strom größer aus- 
fällt, woraus man schließen könnte, daß bei den Übertragungen 
auf große Entfernung Spulen mit zahlreichen Windungen vorzu- 
ziehen seien. 



26 3. Kapitel. 

Allzu zahlreich sind jedoch die Einzelheiten, welche das 
Schlußergebnis bestimmen , als daß man auf dem Wege der 
Überlegung über die Yorzüglichkeit der einen oder anderen An- 
ordnung entscheiden könnte. Dies wird um so klarer, wenn 
man sich auch den Fall der Spulen mit geerdeten Enden vor- 
stellt, bei welchen die resultierende Erdleitung eine weniger 
bestimmte Form annimmt. Unmittelbar einleuchtend ist jedoch, 
daß mit der Zunahme der Windungen die Länge des Leiters 
und damit dessen Widerstand zunimmt und daß mit dem Wider- 
stand die Stärke des induzierenden Stromes abnehmen muß, 
woraus folgt, daß zur Erhaltung der letzteren eine verhältnis- 
mäßige Vermehrung der im primären Stromkreis aufzuwendenden 
Arbeit erforderlich ist. Zudem ist zu bedenken, daß mit der Zu- 
nahme der Windungszahl die Selbstinduktion des primären 
Stromkreises zunimmt, wodurch ebenfalls die Stromstärke im in- 
duzierenden Stromkreis bald erhöht, bald aber auch vermindert 
wird. Aus diesen Gründen empfiehlt es sich, die Entscheidung 
bei dem praktischen Experiment zu suchen. 

Preece verfuhr dabei auf folgende Weise : Zwei Drähte von 
bestimmter Länge wurden in zwei Spulen gewickelt. Dann 
wurde die Stärke ihrer gegenseitigen Induktionswirkungen bei 
einer gegebenen Entfernung bestimmt. Hierauf wurden die 
Windungen aufgelöst und die Drähte geradlinig ausgespannt, 
während die Erde als Rückleitung diente. Unter Verwendung 
derselben elektrischen Energie wie im ersten Falle fand sich, 
daß die Induktionswirkungen im zweiten Falle bedeutend größer 
waren als bei der ersten Anordnung. 

Diese Versuche bestätigen, daß bei Übertragungen auf 
große Entfernungen sich die Anwendung eines einzigen Luft- 
leitungsdrahtes von großer Länge in möglichst großem Abstand 
von der Erdoberfläche und parallel zu letzterer empfiehlt und 
daß dieser Draht an beiden Enden mit der Erde oder dem 
Wasser vermittelst versenkter Endplatten zu verbinden ist. 

Elektrostatische Systeme. 

Die Systeme von Smith und Edison. Die ersten 
Anwendungen der Telegraphie vermittelst elektrostatischer In- 
duktion beabsichtigten die Verbindung zwischen den Eisenbahn- 
stationen und auf der Fahrt befindlichen Eisenbahnzügen her- 
zustellen. Smith schlug 1881 vor, zu diesem Zweck eine Tele- 
graphenlinie parallel zur Eisenbahnlinie und möglichst nahe am 
Dache der Eisenbahnwagen anzulegen. Das Dach der Wagen 



Drahtlose Telegraphie vermittelst Induktion. 27 

war mit einer metallisch vollkommen isolierten Schicht bedeckt» 
von welcher ein Draht zu einem Telephon im Innern de^ 
Wagens führte, dessen anderes Ende vermittelst der Bäder mit 
dem Boden in Verbindung stand. 

Das Telephon im Wagen gab die Gespräche wieder, welche 
längs der Leitung geführt wurden. 

Etwas verwickelter ist der Apparat, welchen Edison im 
Jahre 1885 sich patentieren ließ und der gleichem Zwecke 
dienen sollte. Das Prinzip desselben ist identisch mit dem des 
Apparats von Smith, doch glauben wir die Beschreibung über- 
gehen zu sollen, um nicht das Feld der Telegraphie ohne Draht 
zu verlassen. In der Tat wird eine solche Bezeichnung für diese 
Systeme nicht zutreffen, bei welchen wohl ein Abstand zwischejn 
Linie und Empfänger vorhanden ist, bei welchen es jedoch 
unerläßlich, daß ein 

Draht die ganze Cj jlC' 

Linie durchläuft, ^ 1 • ^ 

längs welcher die 1 r Ua;J^ HrTJ} 




T 



Verbindungen statt- -=- ^ 1^1 J—a' 

finden sollen "^ ^ 

Edison er- 
probte sein System 
im Jahre 1889 auf Fig. 13. 

einer Eisenbahn- 
linie von 86 km der Lebigh Valley Railroad. Die Telegramme 
wurden vermittelst akustischen Morsezeichen, welche von einem 
Telephon aufgenommen wurden, übertragen. Die Übertragungen 
gelangen längs der ganzen Linie tadellos. 

System Dolbear. Das von Dolbear angegebene, in 
Fig. 13 schematisch dargestellte System gestattet Übertragungen 
auf viel größere Entfernungen. 

Auf der Sendestation befindet sich eine Batterie -B, von 
einer elektromotorischen Kraft von wenigstens 100 Volt, deren 
einer Pol bei E über eine Spirale der Rolle I mit der Erde ver- 
bunden ist, während der andere Pol über den Mikrophon- 
kontakt M mit der Platte C und der anderen Windung der 
Bolle I in Verbindung steht. An der Empfangsstation befindet 
sich eine schwächere Batterie B', deren Pole einerseits in JS?' 
mit der Erde, anderseits vermittelst des Telephons T mit der 
Platte C* verbunden sind. 

Die beiden Platten CC bilden die Belegungen eines Kon- 
densators von geringer Kapazität, infolge des großen Abstands 



28 



3. Kapitel. 



6' 



B 






I 



zwischen ihnen. Insofeme jedoch diese Platten in der Nähe 
des Erdbodens sich befinden, kann eine jede als die eine Be- 
legung eines Kondensators, dessen andere durch den Erdboden 
gebildet wird, angesehen werden. Die Kapazität dieses Kon- 
densators ist infolge der Nähe der Belegungen viel größer als 
die des Kondensators, welcher durch die zwei Platten CC ge- 
bildet wird. 

Wenn man nun gegen das Mikrophon M spricht, so ver- 
ändern die Widerstandsänderungen des Mikrophontakts die 
Ladung der Belegung C, was einerseits auf die Ladung des 
Erdbodens bei E, anderseits auf die Ladung der Platte C ein- 
wirkt. Die letztere verursacht demnach Ströme durch das Tele- 
phon T, welches die auf das Mikrophon M treffenden Schall- 
schwingungen und 
damit die vor M ge- 
sprochenen Worte 
wiederholt. 

Andere Sy- 
steme Edison. 
Lif olge der größeren 
Entfernung zwi- 
schen C und C* ge- 
genüber der Entfer- 
nung zwischen C 
und dem Erdboden 
ist die Energie, 
welche zwischen C und E verloren geht, viel größer als jene, 
welche von C auf C* tibergeht. 

Um den Verlust zwischen C und der Erde zu verringern, 
ist es erforderlich, die Kapazität des Kondensators, dessen eine 
Belegung durch C, dessen andere durch die Erde gebildet wird, 
herabzusetzen, was dadurch erreicht werden kann, daß man C 
erhöht Über der Erdoberfläche anbringt. 

Einer der Ersten, welcher diesen Zusammenhang erkannte, 
war Edison, welcher in einem seiner Patente, betreffend die ober- 
irdische drahtlose Telegraphie, die Notwendigkeit betonte, die 
Kondensatorbelegung so hoch anzubringen, daß die absorbierende 
Wirkung von Häusern, Bäumen, Bergen, möglichst verringert 
Würde. 

Um derartige Kondensatorbelegungen zu beschaffen, schlug 
er außer langen Pfählen oder Antennen auch Drachen oder Luft- 
ballone vor. 




J 



t 



Fig. 14. 




Drahtlose Telegraphie vermittelst Induktion. 



29 




Fig. 14 zeigt die von Edison angegebene Anordnung. Die 
beiden Kondensatorbelegungen CC sind in erheblicher Höhe 
über der Erdoberfläche angebracht und vermittelst eines Metall- 
drahts mit dem Empfangsapparat R^ dem sog. Elektromotograph» 
und mit der sekundären Wicklung einer Induktionsrolle I ver- 
bunden. Der Elektromotograph besteht aus einem rotierenden 
Zylinder, auf welchem eine metallische Feder aufruht, welche 
infolge der Reibung mit dem Zylinder einen Ton von bestinmiter 
Höhe erzeugt. Sobald die Feder von einem Strom durchflössen 
wird, verändert sich die Beibung und damit die Höhe des er- 
zeugten Tones. Diese Änderungen des Tones bilden die Zeichen 
zur telegraphischen Übertragung. 

An Stelle des Zylinders B kann 
selbstverständlich jeder andere Em- 
p&ngsapparat verwendet werden, 
welcher auf Wechselströme an- 
spricht. 

Die primäre Wicklung der In- 
duktionsspule Jist mit einem Taster T 
und einer Batterie B zu einem Strom- 
kreis vereinigt. 

Sobald der Taster gedrückt 
wird, durchfließt der Strom der 
Batterie den Botationsunterbrecher 
U, wodurch in der primären Wick- 
lung der Bolle I eine Beihe von 
Stromstößen entsteht, welche in der 
sekundären Wicklung entsprechende 
Wechselströme hervorrufen. Letz- 
tere erreichen die Oberfläche des 
Kondensators C und laden dieselbe abwechselnd mit positiver 
und negativer Elektrizität. 

Diese elektrostatischen Impulse übertragen sich durch In- 
duktion auf die Platte C der Empfangsstation und erzeugen in 
dem zu dem Empfänger R' gehenden Draht Ströme, welche in 
oben angegebener Weise die Signale vermitteln. 

Eine andere einfachere Anordnung, ebenfalls von Edison 
1891 angegeben, ist in Fig. 15 dargestellt. In der Sendestation 
wird vermittelst eines Tasters der primäre Stromkreis einer 
Induktionsrolle geöffnet und geschlossen, während der sekundäre 
Stromkreis einerseits mit einer auf einer Antenne angebrachten 
Metallbelegung, anderseits mit dem Erdboden in Verbindung 



im 



/7tr 



30 



3. Kapitel. 



steht Auf der Empfangsstation steht eine zweite auf einer 
Antenne angebrachte Platte über ein Telephon mit der Erde in 
Verbindung. Nach der Angabe des Erfinders bildet seine An- 
ordnung einen Kondensator, in welchen die Drähte und Platten 
die Belegungen, die Luft die isolierende Zwischenschicht bilden. 

Auch in diesem Falle werden die telegraphischen Zeichen 
dadurch hervorgebracht, daß die Ladung der Platte in der 
Empfangsstation sich durch Induktion ändert und die hierdurch 
entstehenden Ströme die Platte des Telephons in Schwingungen 
bringen. 

System Kitsee. Ähnlich der Edisonschen Anordnung 
ist die von Kitsee angegebene (Fig. 16) schematisch dargestellte 
Einrichtung. 

Als Empfänger wird eine Geislersche Röhre G verwendet, 
welche durch ihr Aufleuchten die von der Sendestation ab- 






f * V G 



-ri 




r' 



G YS 



3' 







Pig. 16. 



gegebenen Zeichen wiedergibt. Die primäre Windung der In- 
duktionsrolle I ist mit einer Batterie, einem Taster und einem 
Unterbrecher zu einem Stromkreis vereinigt. 

Die zweite Wicklung steht einerseits mit der Kondensator- 
belegung C, anderseits je nach der Stellung des Hebelumschal- 
ters U mit der Geislerschen Röhre Q oder unmittelbar mit der 
Erde in Verbindung. Die eine Stelle des Hebelumschalters U 
gibt die Schaltung zum Empfang, die andere die Schaltung zur 
Abgabe der Zeichen. 

Durch die Bewegung des Tasters kann demnach die Geisler- 
sche Röhre der Empfangsstation für mehr oder minder lange 
Zeiten zum Aufleuchten gebracht werden, wodurch dem Morse- 
alphabet ähnliche Zeichen hervorgebracht werden. Zur Erhöhung 
der Übertragungsentfemung können zwischen den Platten C 
und (/weitere isolierte Platten C C eingefügt werden. Der Kunst- 



Drahtlose Telegraphie yermittelst Induktion. 31 

griff kann jedoch nicht über eine gewisse Grenze hinausgetrieben 
werden, da der Übergang von einer Belegung zur andern immer 
mit einem gewissen Energieverlust verbunden ist. Im ganzen 
bleibt die mit den angegebenen Mitteln erreichbare Übertragungs- 
entfemung iminer eine sehr begrenzte. 

System Tesla. Auch Tesla versuchte, bevor man daran 
dachte, die elektrischen Wellen zur drahtlosen Telegraphie an- 
zuwenden, die elektrostatischen Wirkungen nutzbar zu machen. 
Er bediente sich der Wirkungen eines Leiters mit großer Ober- 
fläche, welcher mit einem Pol einer Wechselstrommaschine mit 
ca. 20000 Stromwechsel in der Minute verbunden war, während 
der andere Pol der Maschine an die Erde gelegt war. Er war 
der Meinung, daß, wenn in der Empfangsstation ein zweiter mit 
der Erde in Verbindung stehender Leiter von gleicher Schwin- 
gungsdauer, wie sie der Leiter in der Sendestation aufwies, an- 
gebracht würde, der erstere infolge der Resonanz in elektrische 
Schwingungen geraten müßte, welche zur Übermittelung tele- 
graphischer Zeichen zwischen den beiden Stationen dienen 
könnte. Diese Anordnung kann als Übergang zwischen der 
elektrostatischen Anordnung Edisons und den Einrichtungen 
mit elektrischen Wellen, in welchen Wechselzahlen von der 
Ordnung von 10 Millionen pro Sekunde zur Anwendung kommen, 
betrachtet werden. Tesla nahm im Jahre 1898 ein Patent, nach 
welchem das erwähnte Prinzip zur Lenkung eines Schrauben- 
schiffes auf Entfemung verwendet werden sollte. 

Elektrodynamische Systeme. 

System Trowbridge. Die erste bemerkenswerte An- 
wendung der Erscheinungen der elektrodynamischen Induktion 
auf die Übertragung von Zeichen in die Feme wurde im Jahre 
1880 von Prof. Trowbridge in Cambridge in den Vereinigten 
Staaten von Amerika gemacht. Die beiden Drähte, zwischen 
welchen die Zeichen ausgetauscht wurden, waren in einer Ent- 
femung von 1600 m voneinander angebracht. Der induzierende 
Draht bestand aus einer Telegraphenleitung, welche das Obser- 
vatorium von Cambridge mit der Stadt verband. Die zu über- 
tragenden Zeichen waren die Schläge einer Uhr, welche in 
gleichen Zeitabständen den induzierenden Strom unterbrach. 
Im induzierten Stromkreis, welcher von einem 150 bis 180 m 
langen Draht gebildet wurde, besorgte ein Begistrierapparat die 
durch die induzierten Ströme übermittelten Zeichen. 



32 3. Kapitel. 

System Phelps und Woods -Ad 1er. Im Jahre 1884 
gedachte Phelps in ähnlicher Weise telegraphische Yerhindungen 
zwischen den Eisenhahnstationen und den Eisenhahnzügen auf 
der Fahrt herzustellen. 

Der induzierende Stromkreis hestand aus einem isolierten 
Draht, welcher von Station zu Station angelegt war und eine 
zwischen den Schienen untergebrachte Röhre durchlief, außer: 
dem mit den Sendeapparaten der Stationen in Verbindung stand. 
In einem Wagen des Zuges befand sich der induzierte Strom- 
kreis, welcher aus einem ungefähr 2500 m langen, in 90 Win- 
dungen um einen senkrechten rechteckigen Rahmen gewickelten 
Kupferdraht bestand. Eine Seite dieses Rahmens ragte unter 
dem Boden des Wagens hervor und näherte sich auf ca. 0,175 n^ 
dem darunter liegenden Draht des induzierenden Stromkreises, 

Die Enden des induzierten Stromkreises waren mit einem 
empfindlichen Relais verbunden, welches auf jeden Induktions- 
strom den Stromkreis einer Ortsbatterie schloß, welche in ge- 
wöhnlicher Weise einen Morseapparat betätigte. So oft in dem 
induzierenden Stromkreis in einer der sendenden Stationen eine 
Taste gedrückt wurde, wurde der Draht der Linie von einem 
intermittierenden Strom durchflössen, worauf der in dem Strom- 
kreis des Wagens induzierte Strom das Relais erregte und damit 
das gewünschte Zeichen übertrug. 

Die auf einer linie von 20 km angestellten Versuche er- 
gaben zufriedenstellende Resultate. 

Um von dem Zug nach den Stationen zu telegraphieren, 
benutzte man den Ortsstrom des Zuges, und vermittelst eines 
Tasters erzeugte man in dem Stromkreis des Wagens inter- 
mittierende Gleichströme, welche durch Induktion im Draht der 
Linie Wechselströme erzeugten, die in den Stationen vermittelst 
des Telephons aufgenommen wurden. 

In den Jahren 1887 und 1888 wurden zu gleichem Zwecke 
von Woods-Adler ähnliche Apparate angegeben, welche zwar mit 
Erfolg erprobt wurden, doch wie es scheint keine ausgedehntere 
Anwendung fanden. 

System Eversted-Lennet. Die Fig. 17 zeigt eine An- 
ordnung von Eversted und Lennet, vermittelst welcher zwischen 
der Küste und einem verankerten Leuchtschiff oder einem 
anderen in bestimmter Entfernung sich nähernden Schiffe tele- 
graphische Zeichen ausgetauscht werden können. Mit B ist ein 
verankertes Leuchtschiff bezeichnet, welches je nach der Rich- 
tung des Windes verschiedene Stellungen in einem Kreis, dessen 



Drahtlose Telegraphie vermittelst InduktioD. 



33 



Mittelpunkt durch den Anker gebildet wird, einnehmen kann. 
Damit nun das Schiff in jeder dieser Stellungen Nachrichten 
von der Küste empfangen kann, wird auf dem Meeresgrund 
kreisförmig ein Kabel ausgelegt, welches die erwähnte Fläche, 
innerhalb welcher sich das Schiff bewegen kann, umschließt. 
Das Kabel ist mit den Sendeapparaten an der Küste in Ver- 
bindung. Das Schiff ist außen von einer Drahtwicklung von 
wenigstens 50 Windungen aus isoliertem Draht umwickelt, welch 
letzterer den sekundären Stromkreis bildet und ein Telephon ent- 
hält. Vermittelst des Tasters und des Unterbrechers ü werden 
in das Kabel intermittierende Ströme geschickt, welche durch In- 
duktion auf die auf dem Schiffe befindlichen Rollen wirken und im 




Fig. 17. 



Telephon des Schiffes die gewünschten Zeichen hervorbringen. 
Offenbar kann die Anordnung auch zum Verkehr mit einem 
nichtverankerten Schiff, welches in den Wirkungsbereich des 
kreisförmigen Kabels A gelangt und mit den erforderlichen 
Empfangsapparaten ausgerüstet ist, dienen. 

Versuche von Preece. Die bisher beschriebenen 
Systeme gestatten eine Übertragung nur auf eine sehr geringe 
Entfernung zwischen induziertem und induzierendem Stromkreis, 
und gehören nur insofern zur Kategorie der drahtlosen Tele- 
graphie, als keine metallische Verbindung zwischen den beiden 
Stromkreisen vorhanden ist. Sie erfordern jedoch Leitungs- 
drähte, welche von der sendenden Station sehr nahe an die 
empfangende heranreichen müssen. Die Notwendigkeit, zwischen 
den Küsten und Leuchttürmen und Leuchtschiffen telegraphisch 
zu verkehren, hat jedoch zu Versuchen einer allgemeineren und 
wirksameren Lösung der Aufgabe geführt. Preece, der frühere 
Chefingenieur der englischen Telegraphen, hat zu diesem Zweck 
drei verschiedene Anordnungen vorgeschlagen, welche mit reichen 
Mitteln einer praktischen Prüfung unterzogen wurden. 
Mazzotto, Telegraphie ohne Draht. 3 



34 3. Kapitel. 

Das erste Verfahren bestand darin, längs der Küste eine 
Leitung von mehreren Kilometern anzulegen und eine zweite 
Leitung auf dem Schiffe anzubringen. Wenn der erste Strom- 
kreis von intermittierenden Strömen durchflössen wurde, so er- 
zeugten diese im zweiten induzierte Ströme, deren Stärke von 
der Länge der beiden Stromkreise, deren Abstand und der Stärke 
des primären Stromes abhingen. 

Bei dem zweiten Verfahren wurde an der Seite des Schiffes 
eine metallische Leitung parallel mit einer an der Küste befind- 
lichen Leitung angebracht, deren Enden in das Meer tauchten, 
so daß der Stromkreis, welcher die Empfangsapparate bewegte, 
durch das Meerwasser geschlossen war. 

Bei der dritten Methode wurde ein leichtes Unterseekabel 
verwendet, welches einerseits mit der Landstation verbunden 
war, anderseits in der Nähe des Schiffes mit einer Spule 
endigte. An Bord des Schiffes befand sich eine zweite Spule, 
auf welche die erste induzierend einwirkte und so die Signale 
übermittelte. 

Die erwähnten Methoden sind auch zum Verkehr zwischen 
zwei entfernten Küsten anwendbar, und zwar um so leichter, 
als die Schwierigkeiten der Übertragung sich in dem Maße ver- 
mindern, als man der empfangenden Linie eine größere Aus- 
dehnung geben kann, als dies auf Schift'en, kleinen Li sein und 
Felsen möglich ist. 

Die Versuche von Preece begannen im Jahre 1884 und 
hatten zunächst nur den Zweck, die Gesetze der Übertragung 
durch elektrodynamische Induktion durch den Raum zu ermitteln, 
um das geeignete Verfahren auszuwählen und die Bedingungen 
festzustellen, unter welchen die besten Ergebnisse erzielt würden. 
Im Jahre 1886 wurde die erste der erwähnten Methoden zwischen 
Gloucester und Bristol an den Ufern des Severn auf eine Ent- 
fernung von ca. 6,5 km angewendet. Auf den beiden Ufern 
wurden parallel zueinander auf Telegraphenstangen zwei Drähte 
von ungefähr 22 km Länge gespannt und mit anderen Drähten, 
welche in großer Entfernung von ersteren verliefen, verbunden, 
so daß zwei geschlossene Stromkreise entstanden. In dem einen 
dieser Stromkreise wurde ein regelmäßig unterbrochener Strom 
von 0,5 Ampere unterhalten, welcher in einem eingeschalteten 
Telephon einen andauernden Ton hervorbrachte. Ein in dem 
zweiten Stromkreis eingeschaltetes Telephon gab diesen Ton 
wieder. Im Jahre 1899 wurden die Versuche im größeren Maß- 



Drahtlose Telegraphie vermittelst Induktion. 



35 




>-7 



HFiat Holm 



Stabe im Kanal von Bristol zwischen dem Vorgebirge Lavemock- 
Point und zwei kleinen Inseln Fiat -Holm und Steep-Holm 
(Fig. 18) aufgenommen. Die Übertragungen gelangen vollkommen 
mit Fiat-Holm, weniger gut mit Steep-Holm. 

Die Einrichtung bestand aus einer 1157 m langen Leitung 
bei Lavernock-Point, welche von einem Wechselstrom mit 
192 Stromwechseln in der Sekunde und einer größten Strom- 
stärke von 15 Ampere durchflössen war, und aus einer Leitung 
von je 546 m auf jeder der beiden Inseln. Die Leitungen waren 
auf Telegraphenstangen angebracht und an beiden Enden ge- 
erdet. Es wurde auch versucht, Zeichen mit einem Dampfer 
auszutauschen, auf welchem sich das eine Ende eines 800 m 
langen mit Gutta- 
percha isolierten 
Drahtes befand, 
während das an- 
dere Ende an eine 
Boje angeschlossen 
war. 

Für die Ent- 
fernungen unter 
1600 m gelang die 

Übertragung, 
gleichgültig ob der 
Draht in der Luft 
ausgespannt oder 
im Wasser versenkt 
war. Bei größeren 

Entfernungen 
konnte eine Über- 
tragung nur erreicht werden, wenn der Draht in der Luft aus- 
gespannt war. Infolge der guten Ergebnisse dieser Versuche 
wurde die Anlage zwischen Lavernock-Point und Fiat -Holm 
zum Zwecke telegraphischen Verkehrs zwischen der Küste und 
dem Leuchtturm auf der Insel endgültig belassen und seit 
März 1898 besteht infolgedessen ein regelmäßiger Nachrichten- 
dienst zwischen den beiden Stationen. 

Man ersetzte jedoch dabei die Wechselstrommaschine durch 
eine Batterie von 50 Leclanchö- Elementen und einen Unter- 
brecher, welcher 400 Unterbrechungen erzeugt, eine Frequenz, 
bei welcher das verwendete Empfangstelephon den höchsten 
Grad der Empfindlichkeit aufwies. 

3» 



^^ 




Steep Holm 



Orean De 



Vig. 18. 



36 4. Kapitel. 

Die Zeichen werden mit aller wünschenswerten Vollkommen- 
heit tibertragen, wobei die Übertragungsgeschwindigkeit bis zn 
40 Worten in der Minute reicht. 

Abgestimmtes System Lodge. Dieses System kann 
als ein Zwischenglied zwischen den Anordnungen mit elektro- 
dynamischer Induktion und jenen mit elektrischen Wellen auf- 
gefaßt werden, insofeme als dabei wohl die Induktion zwischen 
zwei Spulen benutzt wird, letztere jedoch mit Kapazitäten ver- 
bunden werden, derart, daß elektrische Wellen erzielt werden, 
welche von den gewöhnlicheren nur durch eine viel größere 
Wellenlänge sich unterscheiden. Das Verständnis dieses Systems 
erfordert jedoch die Kenntnis der Grundlagen, auf welchen die 
Methoden mit elektrischen Wellen beruhen, weshalb die Be- 
schreibung desselben zusammen mit der Beschreibung letzterer 
erfolgen soll. 



4. Kapitel. 

Radiophonisches System. 

Theoretische Grandlagen. 

Die amerikanischen Physiker Graham Bell und Sumner- 
Tainter machten im Jahre 1878 im Verlaufe von Versuchen über 
die Wiedergabe des Schalles vermittelst des Lichtes die Beobach- 
tung, daß ein intermittierendes Licht, welches auf eine zarte, 
gegen das Ohr gehaltene Platte fällt, einen Ton von sich gibt, 
dessen Schwingungszahl der Zahl der Unterbrechungen des 
Lichtstrahls entspricht. 

Der Apparat, mit welchem die Erscheinung hervorgebracht 
werden kann, wurde von den Erfindern Photophon genannt. 
Mercadier jedoch, welcher über denselben Gegenstand inter- 
essante Untersuchungen anstellte, schlug den Namen Radiophon 
vor, da nicht nur Lichtstrahlen, sondern auch Wärme- und akti- 
nische Strahlen die gleiche Wirkung hervorbringen können. Der 
Apparat ist in Fig. 19 dargestellt. 

Ein Bündel Sonnenstrahlen wird von dem Spiegel E zurück- 
geworfen, dann in den Brennpunkt der Linse L vereinigt, hierauf 
vermittelst zweier weiterer Linsen M und N neuerdings auf die 
geschwärzte Membrane A vereinigt. Letztere wird dem Ohr 
direkt oder vermittelst eines Hörrohrs C nahe gebracht. An dem 




Radiophonisches System. 37 

Punkt, an welchem sich die von der Linse L ausgehenden 
Strahlen treffen, befindet sich eine drehbare Scheibe, in deren 
Band in regelmäßigen Abständen Durchbohrungen angebracht sind. 

Wird nun die Scheibe D in Umdrehung versetzt, so wird 
durch die am Bande befindlichen Öffnungen der Durchgang des 
lichtes abwechselnd ermöglicht und unterbrochen, wodurch die 
Membrane A in Schwingungen gerät und einen um so höheren 
Ton von sich gibt, je schneller die Scheibe D gedreht wird. 

Dieser Ton entsteht infolge der aufeinanderfolgenden Aus- 
dehnungen und Zusammenziehungen der Luftschicht, welche 
der Membrane an- 
liegt, welche Aus- 
dehnungen und Zu- 
sanmienziehungen 
von der Erwärmung 
und Abkühlung her- 
rühren , welche in- Fig. 19. 
folge des Eintretens 

und Verschwindens der Belichtung auftreten. Der Apparat wurde 
daher auch Thermophon genannt. 

Die Anordnung kann offenbar leicht zur Hervorbringung 
vereinbarter Zeichen, wie sie beispielsweise den Punkten und 
Strichen des Morsealphabets entsprechen, verwendet werden. Es 
genügt z. B. , vor der Lichtquelle einen Schirm einzuschalten, 
durch dessen Bewegung die Licht Wirkung längere oder kürzere 
Zeit unterbrochen und wieder hergestellt wird. 

Die vermittelst des eben beschriebenen thermophonischen 
Empfängers erreichbare Entfernung der Übertragung ist verhältnis- 
mäßig klein. Sie kann jedoch erheblich vergrößert werden, wenn 
man sich als Empfänger eines Selenwiderstandes bedient, welcher 
mit einer Batterie und einem Telephon zu einem Stromkreis 
vereinigt ist. 

Ein Empfänger der Art beruht auf der Eigenschaft des 
metallischen Selens, den Widerstand gegen den elektrischen 
Strom unter Belichtung zu verringern. Wenn man daher einen 
solchen Selenwiderstand wechselnder Belichtung aussetzt, so 
erzeugen diese Wechsel entsprechende Änderungen des Wider- 
standes im Selen und daher des Stromkreises, in welchem dieser 
Widerstand eingeschaltet ist. Diese Widerstandsänderungen er- 
zeugen demnach entsprechende Änderungen in der Stärke des 
Stromes, welcher das Telephon durchfließt, welch letzteres dann 
Töne von sich gibt, deren Schwingungszahl den Widerstands- 



88 i. Kapitel. 

änderungen und im weiteren den Änderungen der Belichtung 

entapricht- 

Die Pig. 20 zeigt eine Anordnung eines Selen widerstände 8, 
yiie sie Mercadier angegeben hat, um einerseits eine möglichst 
große Selenoberfläche deni Liebte darzubieten und gleicbzeitdg 
die Dicke der Selenscbicht zwiecben den Elektroden berunter- 
Eiieetzen. 

Die Elektroden werden von zwei langen Eupferbändem ab, 
welche voneinander durcb eine gleicbmÄßig breite Papierlage 
isoiiert sind und welcbe spiralförmig aufgewunden durch einen 
kleinen Spannrahmen dd' zunammengehalten werden, gebildet. 
Die beiden Metallbänder sind mit je einer Klemme e und e' verbun- 
den. Nachdem eine Seite des Bündels wohl geebnet ist, wird das 
Ganze erhitzt, bis ein über die Oberfläche geführter glasiger 
Selenatab schmilzt und so die Papierzwischenlage tränkt. Hierauf 
wird der Apparat in einen 
Ofen gebracht, um das Selen 
I in metalliachen Zusbind über- 
auf Ohren. Vermittelst der beiden 
Klemmen e und e' wird der 
Selen widerstand in den Strom- 
1 kreis der Batterie und des Tele- 
phons eingeschaltet. Um den 
PIg. 20. thermophonischen oder Selen- 

empfänger zu betätigen, ist es 
nicht nötig, daß das Lichtbündel völlig unterbrochen, werde wie 
es die Scheibe der Fig. 19 bewirkt. Es genügt, daß dieses Licht- 
bündel Änderungen der Belichtungsstärke hervorbringe, um die 
entsprechenden Töne im Telephon zu erzeugen. Um diese Ände- 
rungen in der Belichtungsstärke zu erzielen , kann man so- 
wohl auf den Spiegel B als auch direkt auf die Lichtqawelle ein. 
wirken. 

Im ersteren Falle genügt es, den Spiegel in kleine Schwin- 
gungen za versetzen, so daß das Lichtbündel kleine Bichtunge- 
änderungen erfährt und so sich die Menge des auf den Empfänger 
fallenden Lichtes ändert. Das einfachste Mittel, dem Spiegel 
derartige Schwingungen mitzuteilen, besteht darin, daß man ihn 
aus dünnem Glas oder versilbertem Glimmer herstellt und einen 
Ton vor dem Spiegel hervorbringt. Die Oberfläche des letzteren 
gerät hierdurch in Schwingungen, und am Empfänger können 
dieselben Schallach wingungen wahrgenommen werden , welche 
an dem Spiegel hervorgebracht werden. 



Radiophonisches System. 39 

Die Wiedergabe ist eine so Yollkommenej daß, wenn man 
gegen den Spiegel spricht, im Empfänger die Sprache wieder- 
gegeben wird, so daß hierdurch ein System der Telephonie ohne 
Draht verwirklicht ist. 

In den Systemen, in welchen man unmittelbar auf die 
Lichtquelle einwirken will, muß man sich offenbar einer künst- 
Uchen Lichtquelle, wie Gas, Azetylen oder elektrisches Licht, 
bedienen. Eine Leuchtgas- oder Azetylenflamme läßt sich in 
ihrer Lichtstärke beeinflussen, indem man den Gasdruck ändert, 
was leicht dadurch erzielt werden kann, daß die Gaszufuhr von 
einer manometrischen Kapsel abhängig gemacht wird, in welcher 
die Änderung des Gasdrucks durch die Schwingungen einer 
elastischen Membrane hervorgebracht wird (siehe Fig. 22). 
Auch in dieser Anordnung kann die Empfindlichkeit so weit 
gesteigert werden, daß, wenn die Schwingungen der Membrane 
durch die Sprache hervorgebracht werden, der Empfangsapparat 
letztere wiedergibt, woraus sich ein zweites System der Tele- 
phonie ohne Draht ergibt. 

Für größere Entfernungen greift man zum elektrischen 
Lichtbogen als Lichtquelle, bei dessen Anwendung die erforder- 
lichen Schwankungen in der Lichtstärke durch Beeinflussung 
der Stromstärke erzielt werden. Die hierbei angewendeten Schal- 
tungen wurden erst in den letzten Jahren von Duddel ange- 
geben, dessen Versuche späterhin zu der Bezeichnung des singen- 
den Lichtbogens Anlaß gaben. 

Der singende Lichtbogen beruht auf folgendem: 

Wenn dem Gleichstrom, welcher einen elektrischen Licht- 
bogen erzeugt, ein Wechselstrom auch nur von geringer Stärke 
übergelagert wird, so entsendet der Lichtbogen einen Ton in 
einer Höhe, welche der Schwingungszahl des Wechselstroms 
entspricht, und zu gleicher Zeit schwankt in gleichen Perioden 
die von dem Lichtbogen entsendete Lichtmenge. Wird der 
Wechselstrom einem Mikrophonstromkreis entnommen, so gibt 
der Lichtbogen die Worte wieder, welche vor dem Mikrophon 
ausgesprochen werden. Wird der Lichtstrahl dann auf einen 
Selenempfänger geleitet, so erzeugen die Lichtschwankungen die 
am Mikrophon gesprochenen Worte im Telephon des Empfangs- 
apparates wieder. Damit ist nun ein drittes System der draht- 
losen Telephonie gegeben. 

Der Wechselstrom kann sowohl vermittelst Induktion dem 
Lichtbogenstrom überlagert als auch dadurch zur Wirksamkeit 
gebracht werden, daß eine Abzweigung von dem Hauptstrom 



40 



4. Kapitel. 






R 



M 



über ein Mikrophon hergestellt wird. Die zweite Art der Schal- 
tung führt zn einfacheren und wirksameren Anordnungen. Eine 
derselben, wie sie von Ruhmer angegeben wurde, ist in Fig. 21 
dargestellt. B ist eine Spule, welche um einen Weicheisenkem 
gewickelt ist und welche von dem ganzen Lampenstrom durch- 
flössen wird. Von den beiden Enden der Spule ist eine Lei- 
tung abgezweigt, in welcher das Mikrophon M eingeschaltet ist. 
Wird nun der Widerstand .B entsprechend gewählt, so bedarf 
es keiner besonderen Batterie für das Mikrophon. 

Wenn man gegen das Mikrophon spricht, so ändert sich 
infolge der durch die Schallwellen hervorgebrachten Widerstands- 
schwankungen die Stromstärke im Lampenstromkreis und die 
Lichtentsendung erfährt Schwankungen, welche den Schwin- 
gungen der Mikrophonplatte ent- 
sprechen. 

Es ist zu vermuten, daß sich mit dem 
Lichtbogen die gleichen Wirkungen, 
jedoch in erhöhtem Maße, erzielen 
lassen, wenn man die Spule mit dem 
Mikrophon im Nebenschluß in den in- 
duzierenden Stromkreis der Dynamo, 
welche den Lichtstrom erzeugt, ein- 
schaltet, da jede Änderung in diesem 
Stromkreis das magnetische Feld verändert, wodurch in gleicher 
Weise auch der Lichtstrom, wie er von dem in diesem Felde 
sich bewegenden Anker erzeugt wird, verändert wird. 

Von den zur Erklärung dieser Erscheinungen aufgestellten 
Theorien gründet sich die von Simon auf das Joulesche Gesetz. 
Nach diesem Gesetze ist die in einem Leiter vom Strom 
entwickelte Wärme proportional dem Quadrat der Stromstärke, 
weshalb kleine Schwankungen in der Stromstärke verhältnis- 
mäßig große Schwankungen in der entwickelten Wärme hervor- 
bringen. Lu singenden Lichtbogen erzeugen die durch die 
Überlagerung des Mikrophon Stroms im Lichtbogenstrom erzeugten 
Schwankungen infolge dieses Gesetzes entsprechende Schwan- 
kungen in der Wärmeerzeugung des Lichtbogens und infolge- 
dessen ähnliche Schwankungen in den glühenden Gasen, welche 
den Lichtbogen bilden, und in der Temperatur der Kohlenspitzen. 
Diese Volumenschwankungen erzeugen Bewegungen der Luft, 
welche Schallwellen analoger Art, wie sie den Schwingungen 
der Mikrophonplatte entsprechen, hervorbringen. Die Temperatur- 
schwankungen der Kohlenspitzen sind von gleichlaufenden 




Fig. 21. 



Kadiophoniecbee System, 41 

Sctawauknngen in der Lichten tsendung begleitet, wie sie durch 
den Selenempfänger angezeigt werden. SchlieJllich sei noch 
darauf autmerkeam gemacht, daß der epreehende Lichtbogen 
aach in einen hörenden eich verwandebi kann. Man hat nur 
das Mikrophon durch ein Telephon zu ersetzen, und letzteres 
gibt die Worte winder, welche gegen den Lichtbogen geaprocben 
werden. Ea liegt hier die umgekehrte Erscheinung wie im 
Torigen Falle vor. Die Volamenscbwankungen der Gase im 
Lichtbogen, wie sie durch die Schallwellen hervorgebracht wer- 
den, erzeugen gleichlaufende Schwankungen im Widerstand des 
Lichtbogens, wodurch im Stromkreis Schwankungen der Strom- 
stärke auftreten, welche im Telephon die vor dem Lichtbogen 
gesprochenen Worte wiedergeben. 

VersDche und Anwendongen. 

Radiophon Bell-Tain ter. Das Eadiophon Bell-Taint«r 

entspricht der in Fig. 19 angegebenen Anordnung, enthält jedoch 
einen Selenempfänger. 

Unter Verwendung von Sonnenlicht erhielten die Erfinder 
im Telephon wahrnehmbare Zeichen, auch wenn die Entfernung 
zwischen dem Spiegel und 
dem Selen empfänger mehr als 
200 m betrug. Auch mit dem 
Liebt einer Kerze wurden 
deutliche Töne, doch nur auf 
kleine Entfemnng, erzielt. 
Die Forscher bildeten hierauf 
ihren Apparat in ein wirk- 
liches optisches Telephon um, 
vermittelst dessen eine über- 
tragnng der Sprache ermög- 
licht wurde. 

Eines der Mittel zu diesem Flg. 12. 

Zwecke bestand darin, daß als 

Lichtquelle eine Gasflamme diente, welche mit einer manometri- 
schen Kapsel von König verbünden war (Fig. 22). Eine solche 
Kapsel besteht aus einer kleinen Schachtel R, welche durch eine 
Kautechukmembrane in zwei Teile geteilt ist. Durch eine dieser 
Abteilungen strömt das I.«uchtgas oder noch besser Azetylen, 
welches die Flamme speist. In die andere Abteilnng mündet 
ein Sprachrohr, vermittelst dessen der Kautschnkmembrane die 
Schallschwingungen zugeführt werden. Die Schwingungen dieser 



42 4 Kapitel. 

Membrane veränderD den Znflaß des Gases zur Flamme, welche 
infolgedessen den Schallschwingungen entsprechende Ände- 
rungen in der Lichtstärke erfährt. Der Selenwiderstand er- 
fährt demnach entsprechende Widerstandsschwankungen, welche 
in dem angeschlossenen Telephon die durch das Sprachrohr 
gesprochenen Worte wiedergeben. Um größere Übertragungs- 
entfemungen zu erreichen, benutzten die Erfinder vorzugsweise 
ein anderes Verfahren, welches darin besteht, daß man das 
Licht auf eine dünne versilberte Platte aus Glas oder Glimmer 
fallen läßt, gegen welche gesprochen wird. Das auf die ver- 
silberte Seite der Membrane fallende Licht wird, wie im Falle 
der Fig. 19, zurückgeworfen und vermittelst Linsen der Empfangs- 
station und dem Selenempfänger zugeführt. Bei den in Washington 
ausgeführten Versuchen gelang die Übertragung der Sprache auf 
eine Entfernung von 213 m. Doch ist kein Zweifel, daß mit 
den heute zu Gebote stehenden Hilfsmitteln bedeutend größere 
Entfernungen überwunden werden könnten. 

Das RadiophonMercadier. Das Radiophon Mercadier 
enthält einen thermophonischen Empfänger. Der Sender ent- 
spricht dem soeben beschriebenen und besteht aus einer ver- 
silberten Membrane, welche das Ende eines Sprachrohrs, in 
dessen anderes Ende gesprochen wird, abschließt. Das Sonnen- 
licht oder das Licht einer elektrischen Lampe wird von der 
spiegelnden Fläche der Membrane zurückgeworfen und auf den 
entfernten Empfänger gerichtet. Letzterer besteht aus einem 
Glasröhrchen mit dünnen Wandungen, das an einem Ende ge- 
schlossen ist und in dessen Innern eine berußte Glimmerplatte 
sich befindet. An dem offenen Ende der Glasröhre ist ein 
Gummischlauch angesetzt, dessen Ende an das Ohr gehalten 
wird. Die Schwankungen in der Intensität des Lichtstrahls, 
welcher auf das Röhrchen fällt, erzeugt an der Glimmerplatte 
Schwingungen, welche jenen der sendenden versilberten Mem- 
brane entsprechen, Schwingungen, welche dann als Sprache dem 
Ohre des Hörers zugeführt werden. 

Radiotelephon Simon und Reich. Die Fig. 23 stellt 
die wesentlichen Teile dieser Anordnung dar, welche sich auf 
die Eigenschaften des singenden Lichtbogens gründet. 

In dieser Anordnung wirkt der Stromkreis des Mikrophons 
MBSi durch Induktion auf den Stromkreis des Lichtbogens 
FS^B^. Letzterer ist im Brennpunkt eines Parabolspiegels P^ 
angebracht, welcher das Licht einem zweiten Parabolspiegel Pf 
an der Empfangsstation zuführt. Von diesem Spiegel werden 



Radiophomsches System. 



4B 



die ankommenden Lichtstrahlen dem Selenempfänger Z sage- 
führt. Mit letzterem ist das Telephon T und die Batterie J5, ver^ 
hunden. 

Die tatsächlich angewendete Schaltung ist etwas verwickelter 
als die in Fig. 23 dargestellte, insofern sie (Fig. 24 und 25) eine 





Fig. 23. 



Kapazität C, im Nebenschluß zum Lichtbogen, Regulierwider- 
stände B. und Selbstinduktionsspulen I enthält. Die Fig. 24 
gibt die Anordnung für die Sendestation, Fig. 25 die für die 
Empfangsstation. Simon und Reich fanden in ihren Unter- 
suchungen es vorteilhaft, kurze Lichtbogen und Ströme geringerer 
Stärke anzuwenden, sei es weil dabei die Lichtschwankungen 
größer ausfallen und daher den Selenempfänger wirksamer be- 



T 



B 




N 



6: 



ng. 24. 




J Fig. 26. 



ein Aussen, sei es weil dabei die Lichtstrahlen wirksamer von 
den Parabolspiegeln gesammelt werden. 

Auf der elektrotechnischen Ausstellung in Neuyork im 
Jahre 1899 wurde der erwähnte Apparat angewendet, indem 
man den Selenempfänger durch einen radiophonischen Empfänger 
ersetzte, welcher aus einem Glasballon, der mit Kohlenfäden 
gefüllt und mit Gummihörschläuchen verbunden war, bestand. 



44 4. Kapitel. Kadiophonisches System. 

Der Abstand zwischen den beiden Stationen betrug 120 m, 
und man schätzte die Schallstärke in der Empfangsstation auf 
Vs der Schallstärke, welche in der Sendestation aufgewendet 
wurde. 

Radiophotophon Kuhmer. Die Schaltung ist ähnlich 
der in Fig. 23 dargestellten. An Stelle des elektrischen Licht- 
bogens ist eine Drummondlampe und an Stelle des Selen- 
empfängers ein radiophonischer Empfänger verwendet, welcher 
aus einem Glasröhrchen, in welchem sich Kohlenkömer be- 
finden, besteht. Letztere sind mit einer Batterie und einem 
Telephon zu einem Stromkreis verbunden. 

Das Drummondlicht wird durch die Flamme eines Gas- 
gemisches aus Sauerstoff und Wasserstoff, welche seinen Zylinder 
aus Kalk oder Zirkonium bespült, erzeugt. Ruhmer verwendet hinter 
diesem Zylinder die Membrane eines Telephons, welches mit dem 
Mikrophon, gegen welches gesprochen wird, in einem Stromkreis 
liegt. Die Schwingungen der Telephonmembrane bringen den Kalk- 
zylinder in Schwingungen, wodurch gleichlaufende Änderungen 
in der Lichtaussendung der Lampe hervorgebracht werden. Der 
in seiner Lichtstärke schwankende Strahl trifft auf die Kohle 
des Empfängers, ändert hierdurch entsprechend den Widerstand 
des Stromkreises, dessen Telephon die von dem sendenden 
Mikrophon erzeugten Schallschwingungen wiedergibt. 

Radiophon Clausen und vonBronck. Clausen und 
von Bronck haben kürzlich der Akademie der Wissenschaften 
in Berlin einen Apparat vorgeführt, in welchem Azetylenlicht dazu 
dient, auf mehrere Kilometer Entfernung einen Selenempfänger zu 
betätigen. An der Sendestation werden die Schallschwingungen 
eines Sprachrohrs von einem Mikrophon aufgenommen und 
durch einen telephonischen Apparat zur Erzeugung von Licht- 
schwankungen eines Azetylenbrenners verwendet. Die Licht- 
strahlen werden vermittelst einer gewöhnlichen Linse dem 
Empfänger zugeleitet. Der Empfangsapparat ist mit einem großen 
parabolischen Reflektor aus Metall ausgerüstet, in dessen Brenn- 
punkt eine kleine Selenzelle angebracht ist. 



Systeme vermittelst ultravioletter und ultraroter Strahlungen. 45 

5. Kapitel. 

Systeme vermittelst ultravioletter und ultra- 
roter Strahlungen. 

Theoretische Grundlagen. 

Man nimmt an, daß, wie der Schall auf Schwingungen der 
Luft oder eines anderen elastischen Körpers beruht, das Licht 
von Schwingungen des Äthers herrührt, und daß wie die Schall- 
höhe sich mit der Zahl der Schwingungen in der Zeiteinheit 
ändert, so das Licht mit der Anzahl der Ätherschwingungen die 
Farbe ändert. Während jedoch die Zahl der Schwingungen in den 
wahrnehmbaren Tönen zwischen 16 Schwingungen und 27 Tausend 
in der Sekunde schwankt, zeigt das Ijicht Ätherschwingungen von 
40 Bilhonen — rote Strahlen bis 800 Billionen in der Sekunde — 
violette Strahlen. Außerhalb dieser Grenzen gibt es selbstver- 
ständlich sowohl in der Luft als im Äther Schwingungen von 
anderen Schwingungszahlen, aber das Ohr ist taub gegen die 
ersteren, wie das Auge blind ist für die letzteren. Ätherschwin- 
gungen mit weniger als 400 Billionen Schwingungen in der 
Sekunde heißen ultrarote Strahlen, Schwingungen mit mehr als 
800 Billionen heißen ultraviolette Strahlen. Beide Strahlenarten 
sind imstande, Wirkungen hervorzubringen, welche auf künst- 
lichem Wege wahrnehmbar gemacht werden können. So er- 
wärmen die ultraroten die Körper, auf welche sie fallen, und 
können durch besonders empfindliche Thermometer, Bolometer, 
Thermosäulen etc. nachgewiesen werden, während die ultra- 
violetten Strahlen photochemische Wirkungen hervorbringen und 
auf photographischen Platten ihre Spuren hinterlassen. 

Wie man sieht, bewahren die unsichtbaren Strahlungen 
einige Eigenschaften der sichtbaren, zeigen jedoch auch be- 
sondere, und eine der letzteren ist es, welche zu einer Anwen- 
dung der ultravioletten Strahlungen für ein System der draht- 
losen Telegraphie führte. 

Diese von Hertz im Jahre 1887 entdeckte und von Zickler 
1898 zu dem erwähnten Zwecke verwendete Eigenschaft besteht 
im wesentlichen in der Fähigkeit, welche die ultravioletten 
Strahlen besitzen, den Funkenübergang zwischen zwei entgegen- 
gesetzt elektrisierten Körpern zu erleichtern. Nähert man z. B. 
die beiden Entladungsspitzen eines Ruhmkorff, bis ein regel- 



46 5. Kapitel. 

mäßiger Funkenstarom übergeht, und entfernt sie hierauf allmäh- 
lich, 80 wird endlich eine Stelle erreicht, in welcher der Funken- 
übergang aufhört, da die Potentialdifferenz zwischen den Spitzen 
nicht mehr hinreicht, den Luftwiderstand zu überwinden. Der 
Funkenstrom setzt jedoch sofort wieder ein, wenn man ultraviolette 
Strahlen auf die Spitzen fallen läßt, und er hört ebenso wieder 
auf, wenn diese Strahlen unterbrochen werden, mit anderen 
Worten, das Entladungspotential sinkt unter der Wirkung der 
ultravioletten Strahlen. 

Die ultravioletten Strahlen können ebenso wie Lichtstrahlen 
in die Feme geleitet werden, und es ist leicht einzusehen, daß 
durch abwechselndes Unterbrechen des Bündels der ultravioletten 
Strahlen, welches in der Feme auf die Entladungsspitzen eines 
Ruhmkorff trifft, beliebig lange und kurze Entladungen hervor- 
gebracht werden können und daß damit eine Zeichenübertragung 
nach Art der Morsebuchstaben herzustellen ist. 

Zum besseren Verständnis der Einzelheiten des von Zickler 
angewendeten Apparats muß auf die Herstellung und Unter- 
brechung der ultravioletten Strahlen und auf einige Kunstgriffe, 
welche sich bei der Erforschung der Hertzschen Wellen zur Er- 
höhung der Wirksamkeit der ultravioletten Strahlen auf den 
Funkentibergang ergeben haben, zurückgegriffen werden. 

Um ultraviolette Strahlen zu erhalten, bedarf es leuchtender 
Körper von sehr hoher Temperatur,* welche jedoch nicht nur 
ultraviolette Strahlen, sondern in Verbindung mit diesen auch 
leuchtende und ultrarote Strahlen entsenden. Das Sonnenlicht 
enthält zwar ultraviolette Strahlen, doch sind dieselben für 
unseren Zweck nicht wirksam genug, wahrscheinlich weil deren 
Schwingungszahlen immer noch zu niedrig sind. Es ist nicht 
unwahrscheinlich, daß die Sonne ultraviolette Schwingungen von 
höherer Schwingungszahl entsendet, daß dieselben jedoch in den 
unteren Schichten der Atmosphäre absorbiert werden. 

Reicher an wirksamen ultravioletten Strahlen ist die Mag- 
nesiumlampe. Die wirksamsten aber werden vom elektrischen 
Funken abgegeben, insbesondere wenn der Funke zwischen 
Elektroden aus Kadmium, Zink oder Aluminium übergeht, und 
von elektrischen Bogenlampen, besonders wenn, wie Righi be- 
obachtete, die positive Kohle durch einen Zinkstab ersetzt wird. 

Gewöhnlich bedient man sich des elektrischen Lichtbogens 
«Is bequemer und gleichmäßiger Quelle für die ultravioletten 
Strahlen. 



Systeme vermittelst ultravioletter und ultraroter Strahlungen. 47 

Die ultravioletten Strahlen haben, wie die Lichtstrahlen, 
die Fähigkeit, verschiedene Körper leichter oder schvsrerer zu 
durchdringen, und wie es durchscheinende und für das Licht 
undurchlässige Körper gibt, so gibt es auch Körper, welche die 
ultravioletten Strahlen beinahe unverändert durchlassen, und 
solche, welche sie aufhalten oder mehr oder minder vollkommen 
absorbieren. Wenn auch die ultravioletten Strahlen sich von 
den Lichtstrahlen nur durch eine geringere Wellenlänge unter- 
scheiden, so sind doch nicht alle Körper, welche die ersteren 
durchlassen, auch durchlässig für die letzteren und umgekehrt. 
So hält z. B. eine dünne, für das Licht völlig durchlässige Glas- 
oder Glimmerplatte die ultravioletten Strahlungen fast voll- 
kommen auf, während eine dicke Platte von Selenit, beinahe 
undurchdringlich für das Licht, die ultravioletten Strahlen un- 
geschwächt durchläßt. 

Bei der Wiederholung des Hertzschen Versuches genügt 
es daher, zwischen der Quelle der ultravioletten Strahlen und 
der Funkenstrecke eine Glasscheibe einzuschieben, um den 
Funkenübergang, welchen diese Strahlen eingeleitet haben, so- 
fort zu unterbrechen, während das Einschieben einer Selenit- 
platte keine derartige Wirkung hervorbringt. 

Es gibt jedoch auch Körper, wie das Quarz, welche in 
gleicher Weise von beiden Strahlenarten durchdrungen werden, 
und man bedient sich der Quarzlinsen, wenn es sich darum 
handelt, ein Mittel anzuwenden, welches sowohl die sichtbaren 
als die ultravioletten Strahlen durchläßt, während man Glas- 
linsen oder Glasplatten verwendet, wenn nur der Durchgang der 
Lichtstrahlen beabsichtigt ist. 

Ein Mittel, das Auftreten der Hertzschen Erscheinung zu 
begünstigen, besteht darin, daß man die von den ultravioletten 
Strahlen hervorgerufenen Funken in verdünnten Gasen über- 
gehen läßt. 

La der praktischen Anwendung wird daher die Funken- 
strecke in einem luftleeren Kaum untergebracht. Die Verdün- 
nung der Luft darf jedoch nicht zu weit getrieben werden, damit 
nicht beim Funkenübergang die anderen Formen der Entladung, 
welche sich in Röhren mit verdünnten Gasen zeigen, auftreten. 
Die Stelle, an welcher die ultravioletten Strahlen in den Raum • 
mit dem verdünnten Gase eintreten, enthält eine Quarzplatte 
oder einen anderen Körper, welcher diese Art Strahlen durchläßt. 

Endlich ist noch die von E. Wiedemann und Ebert be- 
obachtete Erscheinung zu erwähnen, daß es zur Erzeugung der 



48 5. Kapitel. 

HertzBchen Erscheinung nicht erforderlich ist, daß die ultra- 
violetten Strahlen heide Elektroden der Funkenstrecke treffen, 
sondern daß es genügt, wenn die Kathode getroffen wird, und 
daß es gleichgültig ist, ob die Strahlen die positive Elektrode 
treffen oder nicht und ob sie das zwischen den Elektroden be- 
findliche Glas durchdringen oder nicht. 

System mit altrayioletten Strahlen« 

Apparat Zickler. Die Fig. 26 zeigt schematisch den 
von Zickler in seinem System der Telegraphie verwendeten 
Sendeapparat. Innerhalb der Laterne G befindet sich die Bogen- 
lampe L, welche die Licht- und ultravioletten Strahlen liefert. 
Der Bogen steht im Mittelpunkt des sphärischen Spiegels 8 und 
im Brennpunkt der Quarzlinse 0. Letztere sendet daher aus 
der Laterne in paralleler Richtung sowohl die Strahlen, welche 
(^ der Lichtbogen ihr direkt zu- 

sendet, als auch diejenigen, 
welche vom Bogen auf den 
Spiegel 8 treffen und von 
letzterem zurückgeworfen 
werden. Die in parallelem 
Bündel von der Laterne aus- 
Fig. 26. gehenden Strahlen dringen 

so mit dem geringsten Ver- 
lust in die Ferne. An irgend einer Stelle ihres Weges kann 
nach Belieben der Glasschirm eingeschoben werden. 

An der Empfangsstation werden die Strahlen von dem in 
Fig. 27 schematisch dargestellten Apparat aufgenommen. 

Die beiden Elektroden der Funkenstrecke bestehen aus 
einem Platinscheibchen und einer kleinen Metallkugel, welche 
in geringer Entfernung voneinander in einem Glasgefäß, welches 
bei p von einer Quarzlinse abgeschlossen ist, untergebracht sind. 
Sie stehen bei c^ und e^ vermittelst eingeschmolzener Drähte 
mit den beiden Polen eines kleinen Ruhmkorffs I in Verbindung. 
Die Luft in dem Gefäß r ist entsprechend verdünnt. 

Die Quarzlinse l^ vereinigt auf dem Plättchen p, welches 
etwas geneigt gegen die Linse angebracht ist, die von der Sende- 
station kommenden parallelen Strahlen. 

In den beiden Stationen kann man auch an Stelle der 
Quarzlinse einen konkaven Spiegel anwenden, in dessen Brenn- 
punkt einerseits der Lichtbogen, anderseits das Platinscheibchen 
sich befindet. Selbstverständlich müssen dabei die Spiegel aus 



t?^f^:---::Z 



Systeme vermittelst ultravioletter und ultraroter Strahlungen. 49 




Fig. 27. 



Metall bestehen, weil solche aus Glas die wirksamen Strahlen 
absorbieren würden. Die Anordnung wftre [etwa nach Fig. 23 
zu treffen. 

Bevor nun die ultravioletten Strahlen zugelassen werden, 
wird der Widerstand R, welcher in dem primären Stromkreis 
des Buhmkorff eingeschaltet ist, derart geregelt, daß zwischen 
den Elektroden in dem Glasgefäß r ein Funkentibergang nicht 
stattfindet, daß aber die geringste Verringerung dieses Wider- 
standes, d. h. die geringste Vermehrung des Primärstroms, den 
Funkenübergang von neuem einleitet. In dieser Verfassung ist 
der Apparat zum Empfange der Zeichen bereit. Die Wirkungs- 
weise ist folgende: In der Sendestation durchdringen die ultra- 
violetten Strahlen beinahe ungeschwächt die Quarzlinse und 
gelangen in parallelen 

Bündeln zusammen mit > ^^ ♦ 

den Lichtstrahlen zur 
Efhpfangsstation . 

Hier werden die 
ultravioletten Strahlen 
von der Quarzlinse auf 
die aus Platin bestehende 
Kathode des Ruhmkorff 

vereinigt, wodurch nach der Hertzschen Beobachtung das zur 
Überwindung des Widerstandes zwischen den Elektroden erforder- 
liche Potential vermindert wird, so daß nun der Funkenübergang 
einsetzt. Dieser Übergang dauert so lang, als der Strom der ultra- 
violetten Strahlen ununterbrochen von der Sendestation ausgeht. 

Zickler verband seinen Apparat mit einem gewöhnlichen 
Telegraphenapparat, welcher durch einen Strom betätigt wurde, 
der durch ein im Sekundärkreis des Buhmkorff liegendes Beiais 
in Wirksamkeit gebracht wurde und mit dem Funkenstrom, 
wie er von den ultravioletten Strahlen hervorgebracht wurde, 
einsetzte und aufhörte. 

Da die Entladungen des Buhmkorff zugleich immer von 
elektrischen Wellen begleitet sind, so konnte Zickler die Auf- 
zeichnung der Signale auch dadurch bewirken, daß er den Tele- 
graphenapparat mit einem der in der Telegraphie vermittelst 
elektrischer Wellen benützten Empfänger verband. 

Nach den Versuchen im Laboratorium wandte Zickler seine 
Anordnung im Freien an am 25. April 1898, wobei auf eine Ent- 
fernung von 50 m gute Ergebnisse erzielt wurden. Am 6. Mai 
gelang die Übertragung auf 200 m und am 6. Oktober auf 1300 m. 
MazEotto, Telegraphie ohne Draht. 4 



50 5. Kapitel. 

Bei dem letzterwähnten Versuche wurde ein Lichtbogen 
mit 60 Ampere Stromstärke verwendet und dessen Licht direkt 
vermittelst eines konkaven Spiegels von 80 cm Durchmesser der 
Empfangsstation zugeleitet. Der Luftdruck in dem Glasgefäß, 
welches die Funkenstrecke enthielt, war anfänglich 340, dann 
200 mm. 

Trotz dieser aussichtsvollen Versuche scheint eine Anwen- 
dung des Systems im großen Maßstab ausgeschlossen im Hin- 
blick auf die Erfolge, welche seitdem mit der elektrischen Wellen- 
telegraphie erzielt wurden. Doch hat das System Zickler einen 
Vorzug sow^ohl vor allen optischen Übertragungsarten als auch 
vor den Systemen, welche sich der elektrischen Wellen bedienen, 
insoferne als von dem Sendeapparat ausgehende Zeichen nur 
von dem Empfangsapparat an der Empfangsstation wahrgenommen 
werden können, da die im weiteren Umkreise sichtbaren, von 
der Sendestation ausgehenden Lichtstrahlen durch Unterbrechung 
der ultravioletten Strahlen nicht beeinflußt werden, die Unter- 
brechungen der letzteren aber nur an der Funkenstrecke des 
Empfangsapparates zur Wirkung kommen. 

System Sella. Bei diesem System wird das Bündel der 
ultravioletten Strahlen, welches von einer Laterne mit elektri- 
schem Lichtbogen und Quarzlinse von ähnlicher Einrichtung, 
wie sie Fig. 26 zeigt, ausgeht, dadurch unterbrochen, daß eine 
Scheibe, welche auf ihrem Rande eine Reihe in gleichen Ab- 
ständen angebrachte Löcher aufweist, vor der Linse in Um- 
drehung versetzt wird. Auf der Empfangsstation werden die 
Strahlen wie in dem Empfangsapparat von Zickler (Fig. 27) von 
einer Quarzlinse auf eine platinierte Messingplatte, welche unter 
45° auf die Richtung des Lichtbündels geneigt ist, vereinigt. 
Die Platte bildet die Kathode der Funkenstrecke, deren Anode 
aus einem Platinkügelchen besteht. Diese beiden Elektroden 
stehen jedoch nicht mit den Polen eines Funkeninduktors, son- 
dern vermittelst eines Telephons mit den Polen einer starken 
Elektrisiermaschine, welche in ständiger Umdrehung erhalten 
wird, in Verbindung. Wenn die Scheibe stillsteht und dabei 
den Lichtstrahl unterbricht, so gibt das Telephon einen Ton, 
dessen Höhe der Zahl der Entladungen der Elektrisiermaschine 
in der Zeiteinheit entspricht. Wenn jedoch die Scheibe in Um- 
drehung versetzt wird und eines der vorübergehenden Löcher 
dem Bündel der ultravioletten Strahlen den Durchgang gewährt, 
so verändern diese, indem sie auf die Kathode des Empfangs- 
apparats fallen, erheblich den im Telephon auftretenden Ton, 



Systeme vermittelst ultravioletter und ultraroter Strahlungen. 51 

so daß in gegebener Zeit so viele Änderungen des Tons wahr- 
genonamen werden, als in dieser Zeit Löcher der Scheibe an 
der Laterne vorübergegangen sind. Indem die Geschwindigkeit 
der Scheibe erhöht wird, entsteht ein einzelner Kombinations- 
ton, dessen Schwingungszahl der Zahl der Unterbrechungen des 
Lichtbildes entspricht. Dieser Ton kann daher durch Verände- 
rung der Geschwindigkeit erhöht oder vertieft werden. 

Um nach diesem Mittel akustische Zeichen, welche nach 
dem Morsealphabet gedeutet werden können, zu übertragen, 
genügt es, durch eine Glasplatte den Lichtstrahl mehr oder 
minder lang zu unterbrechen. Will man den Ton des Telephons 
in einem großen Saal hörbar machen, so genügt es, in den 
Stromkreis der Elektrisiermaschine an Stelle des Telephons die 
sekundäre Wicklung eines Ruhmkorffs einzuschalten, das Tele- 
phon aber in den primären Stromkreis des Funkeninduktors 
einzufügen, wobei letzterer als Transformator wirkt, und endlich 
das Telephon mit einem Schalltrichter zu versehen. Man kann 
die Einrichtung jedoch auch so treffen, daß eine wirkliche Schall- 
übertragung in die Feme stattfindet. Zu diesem Zwecke wird 
die Beeinflussung des Lichtstrahls statt durch eine rotierende 
Scheibe vermittelst eines Spiegels, der an einer am Ende eines 
Sprachrohrs angebrachten Membrane befestigt ist, erreicht. Der 
Spiegel ist derart angeordnet, daß er das Licht der Laterne von 
einer zur anderen Station überführt. Erzeugt man vor der Mem- 
brane einen Ton, so wird der Spiegel durch letztere in Schwin- 
gungen versetzt. Der von dem Spiegel zurückgeworfene Strahl 
erfährt daher Winkelverschiebungen und damit periodische Ände- 
rungen in der Belichtung der Kathode des Empfängers, infolge- 
dessen das Telephon einen Ton von sich gibt, welcher dem vor 
der Membrane der gebenden Station entspricht. 

System Dussaud. Dussaud läßt das intermittierende 
Bündel der ultravioletten Strahlen auf einen fluoreszierenden 
Körper fallen, in dessen Nähe sich ein Selenempfänger, wie er 
in den radiophonischen Systemen benutzt wird, befindet. Unter 
dem Einfluß der Strahlen und insbesondere der ultravioletten 
gerät der fluoreszierende Körper ins Leuchten und wirkt damit 
auf den Selenempfänger, welch letzterer vermittelst des Telephons 
die Belichtungsänderungen in Tonschwingungen umsetzt. 

System durch ultrarote Strahlen« 

Dem System Zickler wird vielfach jede praktische Bedeu- 
timg für die drahtlose Telegraphie abgesprochen, da die violetten 



52 5. Kapitel. Systeme yermittelst ultravioletter etc. 

und ultravioletten Strahlen von in der Luft schwebenden Staub- 
teilchen vom Wasserdampf und von den Gasen der atmosphäri- 
schen Luft stark absorbiert werden. Das Aufsteigen eines Nebels, 
welcher, wie die Erfahrung zeigte, die wirksamen ultravioletten 
Strahlen aufhebt, würde genügen, die Verbindung gänzlich zu 
unterbrechen, welche auch bei klarem Wetter nur auf eine 
sehr geringe Entfernung beschränkt bleiben muß. Dies hat 
seinen Grund in der geringen Wellenlänge, welche die ultra- 
violetten Strahlen aufweisen, da die Absorption irgend welcher 
Ätherwellen durch Gase und Dämpfe um so größer ausfällt, je 
kleiner die Wellenlängen und je größer deren Schwingungszahl 
ist. So werden beispielsweise die aus außerordentlich kurzen 
Wellen bestehenden Böntgenstrahlen schon von ganz dünnen 
Luftschichten absorbiert, während die Hertzschen Wellen, welche, 
wie wir sehen werden, lang und von viel geringerer Schwingungs- 
geschwindigkeit sind, mit großer Leichtigkeit die Luft, Wasser- 
dampf, atmosphärische Niederschläge, wie Nebel und Regen, 
und den größten Teil fester und flüssiger Körper durchdringen. 
Und gerade diese Eigenschaft ist es nun, welche die Hertzschen 
Wellen so sehr zur Telegraphie ohne Draht geeignet macht. 

Außer diesen Wellen erfreuen sich auch die dunklen 
ultraroten Wärmewellen, obwohl sie viel kürzer sind als die 
Hertzschen, der Fähigkeit, die mit Wasserdampf oder Staub- 
teilchen erfüllte Atmosphäre zu durchdringen, ohne dabei merk- 
bar absorbiert zu werden. Aus diesem Grunde können auch die 
dunklen Wärmewellen als Mittel für die drahtlose Telegraphie 
in Betracht kommen, um so mehr, als mächtige Wärmequellen 
zur Hervorbringung derselben nicht fehlen. 

Als Empfänger könnte in den Anordnungen dieser Art das 
Bolometer oder die Thermosäule, zwei außerordenthch empfind- 
liche Apparate, verwendet werden, vermittelst welcher Beiais 
betätigt werden können. 

Der Sender könnte aus einer möglichst kräftigen Quelle 
von dunklen Wärmestrahlen, einem Parabolspiegel, welcher die 
Strahlen parallel in die Ferne zu schicken hätte, und einem die 
Strahlen unterbrechenden Schirm, welcher die Rolle eines Tele- 
graphentasters zu spielen hätte, bestehen. 

Es ist nicht bekannt geworden, daß auf dieser Grundlage 
bereits praktische Versuche einer Telegraphie ohne Draht aus- 
geführt worden wären. 



Drahtlose Telegraphie vermittelst elektrischer Wellen. 53 



6. Kapitel. 

Drahtlose Telegraphie vermittelst elektrischer 

Wellen. 

Erzeugung der elektrischen Wellen. 

Hertzscher Oszillator. Der Fundamentalapparat, dessen 
sich Hertz zur Erzeugung elektrischer Schwingungen bediente, 
ist schematisch in Fig. 28 dargestellt. 

Die kleinen massiven Messingkugeln hh', welche sich nahe 
gegenüberstehen, sind vermittelst zweier Metallstäbe mit zwei 
großen metallischen Hohlkugeln AA' verbunden. Das Ganze der 
vier Kugeln mit den beiden Stäben bildet den sog. Hertzschen 
Oszillator, vermittelst dessen die elek- 
trischen Wellen erzeugt werden. 

Zu diesem Zwecke ist es nötig, 
die beiden Teile Ab und A' b* auf 
hohes Potential von entgegengesetztem 
Vorzeichen zu laden. Es geschieht dies 
beispielsweise, indem man den einen 
Teil mit dem positiven, den anderen 
mit dem negativen Pol einer Elektri- 
siermaschine verbindet. Einfacher 
und sicherer ist es jedoch, die beiden 

Teile, wie die Figur angibt, mit den Enden der sekundären Wick- 
lung eines Funkeninduktors J zu verbinden, welche sich ja bei 
jeder Unterbrechung des Primärstroms mit entgegengesetzter 
Elektrizität laden. 

In dem Maße als die beiden Kugeln AA* geladen werden, 
bestreben sich die auf denselben befindlichen Elektrizitäten aus- 
zugleichen und eine Entladung über den Zwischenraum zwischen 
b und b' herbeizuführen. Da der Zwischenraum jedoch von 
der schlechtleitenden Luft ausgefüllt ist, bedarf es zur Entladung 
emer Potentialdifierenz zwischen b und 6' von genügendem 
Betrage, um den Widerstand der Luftschicht zu überwinden. 
Ist dieser Betrag erreicht, so findet der Ausgleich der Elektrizität 
und die Entladung dadurch statt, daß zwischen den Punkten 
b und b' ein elektrischer Funke übergeht. Der Vorgang läßt 
sich durch den hydraulischen Apparat, wie er in Fig. 29 dar- 
gestellt ist, veranschaulichen. Die beiden kommunizierenden 




Fig. 28. 



54 



6. Kapitel. 



Röhren ÄA' enthalten im Verbindungsstück eine elastische 
Membrane bb', der Kolben P zieht das Wasser aus dem Schenkel A 
und drückt es in den Schenkel A'. In dem Maße als der 
Wasserstand in A ' steigt, gegenüber A, wird die Membrane b b ' 
gegen A ausgebaucht, bis endlich diese Membrane, dem Über- 
druck nicht mehr standzuhalten vermag, zerreißt und das Wasser 
von A' nach A überströmen läßt. 

Bei der elektrischen Anordnung, wird die Membrane b b' 
von der Luftstrecke b b' der Fig. 28, die beiden Röhren AA* von 
den Kugeln AA', der Wasserstandsunterschied zwischen AA' 
von der Potentialdifferenz der beiden Kugeln und der Pumpen- 
kolben P von der Induktionsrolle gebildet, welche zur Ladung 
der Kugeln dient. 

Die Ähnlichkeit zwischen den beiden Vorgängen reicht 
jedoch auch noch über den Moment der Entladung bezw. des 

Durchbruchs der Membrane hinaus. In 
dem Augenblick, in welchem in dem 
hydraulischen Fall die Membrane durch- 
brochen und der Übergang des Wassers 
von A' nach A hergestellt ist, stürzt 
sich das Wasser aus A' nach A und 
erhöht den Wasserstand in diesem 
Schenkel. Aber wenn auch in beiden 
Schenkeln das Wasser die gleiche 
Höhe erreicht hat, so hört doch die 
Wasserbewegung nicht sofort auf, sondern setzt sich infolge der 
lebendigen Kraft der Wassermasse weiter fort, indem der Wasser- 
stand in A höher steigt als in A*. Hierauf sinkt das Wasser 
in A wieder und steigt in A ' über den Stand in A, worauf das 
Spiel sich umkehrt, bis nach einer gewissen Anzahl von ab- 
nehmenden Schwingungen, das Wasser endlich in beiden Röhren 
gleich hoch und in Ruhe steht. Ähnlich wird bei der Entladung 
des elektrischen Oszillators das Potential zwischen A und A' 
nicht sofort völlig ausgeglichen, sondern ist, wenn es anfänglich 
höher in A' war, dann höher in A, dann wieder höher in A 
und so weiter, so daß der Leiter AA' der Sitz äußerst rasch 
aufeinanderfolgender Wechselströme wird, welche die sog. 
elektrischen Schwingungen ausmachen. 

Um jedoch den hydraulischen und elektrischen Fall noch 
vergleichbarer zu machen, müßte man, was praktisch ziemlich 
schwer zu verwirklichen wäre, voraussetzen, daß bei jeder 
Oszillation die beide Schenkel trennende elastische Membrane 




Drahtlose Telegraphie vermittelst elektrischer Wellen. 55 



sich wieder herstellte, deren Durchbrechung dem Durchbruch 
der isolierenden Schicht infolge des Funkenüberganges entspricht. 
Nach dem Übergang des ersten Funkens nämlich, welcher die 
Funkenbahn 55' auf einen Augenblick leitend machte, wird 
letztere wieder zum Isolator, weshalb jede Schwingung von einem 
neuen Funken begleitet ist. Diese Schwingungen werden all- 
mählich schwächer und dauern nur so lange an, bis die dem 
schwingenden System von der ersten Entladung der Induktions- 
spule mitgeteilte Energie soweit verbraucht ist, um keine weitere 
Entladung über die Funkenstrecke zu gestatten. Ein folgender 



\y 





Fig. 30. 

Funke aus dem Funkeninduktor gibt jedoch dem System die 
verlorene Energie wieder, und es erfolgt eine neue Reihe von 
Wellen. 

Fig. 30 zeigt eine solche Beihe von Wellen mit abnehmender 
Schwingungsweise, wie sie von drei aufeinanderfolgenden Ent- 
ladungen des Funkeninduktors erzeugt werden. 

Die Ähnlichkeit zwischen den hydraulischen und elektrischen 
Erscheinungen zeigt sich auch in anderen Einzelheiten. Wäre 
in dem hydraulischen Beispiel die Verbindung 
zwischen A und A' ziemlich enge, so würde 
das Wasser von einem Schenkel zum anderen 
mit geringerer Schnelligkeit übergehen und nur 
wenig den Wasserstand des Gleichgewichts- 
zustandes überschreiten, vielmehr nach einer 
geringeren Anzahl von Schwingungen die Ruhe- 
lage einnehmen. Man sagt, die Schwingungen 
würden stärker gedämpft. Wäre endlich die Ver- 
bindungsröhre sehr fein, z. B. eine Kapillarröhre, 
so würde das Wasser von einem Schenkel zum 
andern äußerst langsam übergehen, den Stand 
der Gleichgewichtslage überhaupt nicht über- 
schreiten und so überhaupt nicht zu hydraulischen Oszillationen 
Veranlassung geben. In gleicher Weise werden die elektrischen 



-OO 



/^^MS<- 




I 



Fig. 31. 



56 



6. Kapitel. 



Schwingungen mit der Zunahme des Widerstandes, welchen der 
Leiter AA' und inshesondere der Zwischenraum bb* dem Über- 
gang der Elektrizität entgegenstellen, mehr und mehr gedämpft, 
d. h. es wird eine geringere Anzahl derselben zwischen dem einen 
und dem anderen Punkte hervorgebracht und endlich- hören die 
elektrischen Schwingungen, wenn dieser Widerstand ein be- 
stimmtes Maß überschreitet, überhaupt auf. 

Umgekehrt, wenn dieser Widerstand vermindert wird, und 
wenn anderseits die Enden der Funkenstrecke so weit genähert 
werden, daß ein in sich geschlossener Leiter entsteht, wie Fig. 31 
angibt, so wird die Dämpfung gering ausfallen. In Fig. 32 ist 
der Verlauf der Oszillationen eines Hertzschen Oszillators bei 



\{W^ 




Fig. 32. 

starker Dämpfung mit dem Verlauf der wenig gedämpften Schwin- 
gungen eines Hertzschen Resonators mit fast in sich geschlosse- 
nem Stromkreis dargestellt. 

Es begreift sich hieraus, daß die Erzeugung elektrischer 
Wellen und ihre mehr oder minder rasche Dämpfung von den 
Maßen und anderen Bedingungen des Leiters, in welchem sie 
auftreten, abhängen, Bedingungen, welche von der Theorie 
vorausgesehen und von dem Versuch bestätigt werden können. 

Die elektrischen Wellen sind wie jede wellenförmige Be- 
wegung durch verschiedene Elemente gekennzeichnet, von 
welchen die einen, wie die Schwingungsdauer, die Schwingungs. 
weite und die Dämpfung, von der Natur des schwingenden 
Körpers abhängen, während andere von dem Mittel bestimmt 
werden, in welchem sich die Schwingungen fortpflanzen, wie die 
Fortpflanzungsgeschwindigkeit und die Wellenlänge. 

Die Schwingungsperiode der Hertzschen Wellen ist, wie 
wir bereits erwähnt, außerordentlich kurz. Die Zahl der 
Schwingungen, welche innerhalb einer Sekunde stattfinden 



Drahtlose Telegraphie vermittelst elektrischer Wellen. 57 

(Frequenz) beträgt Millionen, die Schwingungsperiode daher 
Milliontel einer Sekunde. Sie hängt ab von der Größe und 
Oestalt des Oszillators und kann vermehrt werden : 

1. durch Erhöhung der elektrischen Kapazität des Systems, 
d. h. durch Vergrößerungen der Länge und Dicke der 
Verbindungen zwischen den Kugeln bb' und AA* 
(Fig. 28), Vergrößerung der Kugeln AA ' oder Ersatz 
derselben durch Leiter von großer Kapazität, wie z. B. 
elektrische Kondensatoren, nach Fig. 33, welche einen 
Hertzschen Oszillator darstellt, deren Kapazitäten AA' 
von Kondensatoren mit je einer geerdeten Belegung 
bestehen. 

2. Durch Vermehrung der Selbstinduktion des Systems, 
durch Vergrößerung der Länge der Zuleitungen zu A 
und A' oder besser durch Aufwicklung dieser Drähte 
in Spiralen und 
Einführen von 
weichen Eisen- 
massen in letz- 
tere. 

Man kann selbst ver- 
ständlich umgekehrt die Pig. 33. 
Schwingungszahl veirin- 

gern, indem man die Abmessungen des Oszillators bis zur 
Unterdrückung der Kugeln AA ' abnehmen läßt und den Verbin- 
dungsdraht beseitigt, so daß nur die beiden Kugeln b und b' 
übrig bleiben. 

Die von Hertz benutzten Oszillatoren zeigten Perioden von 
1/50—1/500 Milliontel einer Sekunde, d. h. sie führten 50—500 
Millionen Schwingungen in der Sekunde aus. Diese Schwingungs- 
zahlen bewegen sich zwischen den akustischen Schwingungen, 
welche nach Hunderten pro Sekunde zählen und den optischen 
Schwingungen, welche Hunderte von Billionen in der Sekunde 
betragen. 

Die Wellenlänge in dem Fortpfianzungsmittel ist der kon- 
stante Abstand, welcher zwischen dem Punkt, an welchem eine 
Welle beginnt und dem Punkt, an welchem die zweite einsetzt, 
besteht. Sie ist die Entfernung, welche die Welle während einer 
Schwingung durchmißt. Sie wird daher erhalten aus dem Produkt 
aus der Periode und der Fortpflanzungsgeschwindigkeit. Da 
diese Geschwindigkeit für elektromagnetische Wellen, die sich 
in der Luft oder in Metallen fortpflanzen, dieselbe ist wie die 




58 6. Kapitel. 

des Lichtes, d. h. 800 Millionen Meter in der Sekunde, so haben 
die oben erwähnten elektrischen Wellen, wie sie Hertz benutzte, 

Wellenlängen von r^^^u^^ww. mal 300.000.000 bis zu 



50.000.000 500.000 000 

mal 300.000.000, d. h. zwischen 6 m und 60 cm. 

Auch diese Wellen waren hunderttausendmal länger als 
die Lichtwellen, deren Identität mit den elektrischen Wellen 
Hertz und die Fortsetzer seiner Arbeiten nachzuweisen suchten. 
Sie richteten daher ihr Hauptaugenmerk darauf, die Wellenperiode 
und damit die Wellenlänge herunterzudrücken, um möglichst 
genau mit den elektrischen Wellen analoge Erscheinungen mit 
denen der Lichtstrahlen zu erzielen. 

Zu diesem Zwecke wurden Oszillatoren verwendet, bei denen 
Wellenlängen von einigen Zentimetern, ja sogar von wenigen 
Millimetern erreicht wurden. 

Der Oszillator Marconi. In den folgenden An- 
wendungen der elektrischen Schwingungen auf die Telegraphie 
benutzte man zunächst diese neuen Oszillatoren geringer Wellen- 
länge. Man erkannte jedoch bald, daß die ursprünglichen 
Hertzschen Oszillatoren mit erheblichen Kapazitäten die Über- 
tragung auf größere Entfernung zuließen und daß diese Ent- 
fernung wuchs, wenn man dem Draht, welcher die Erregerkugeln 
mit der Endkapazität verband, eine senkrechte Stellung gab und 
immer mehr verlängerte. Da dieser lange Draht an sich eine 
hinreichende Kapazität und Selbstinduktion mit sich brachte, so 
erwies es sich als überflüssig, am Ende noch besondere Kapazität 
anzubringen und es genügte die Anwendung eines einzigen 
Drahtes, d. h. die Verbindung einer der Erregerkugeln mit einem 
langen Draht oder einer senkrechten Antenne. 

In der Tat vermehrte man mit der Länge des vertikalen 
Drahtes die Kapazität und Selbstinduktion des ganzen Systems 
und damit die Schwingungsdauer und Wellenlänge. 

Um dem System die Symmetrie des Hertzschen Oszillators 
zu bewahren, hätte man auch die zweite Erregerkugel mit einer 
zweiten entgegengesetzt gerichteten Antenne verbinden müssen ; 
diese zweite Antenne zeigte sich jedoch entbehrlich, wenn man 
an deren Stelle die zweite Erregerkugel mit der Erde in gute 
Verbindung brachte. Diese Erdverbindung stellte sich in der 
Folge als eines der wichtigsten Mittel, die Entfernung der Über- 
tragung zu erhöhen, heraus. 

Der Oszillator nahm demnach die in Fig. 34 schematisch 
dargestellte Form an, in welcher hb' die Kugeln der Funken- 



Drahtlose Telegraphie vermittelst elektrischer Wellen, ß9 

strecke, T die Erdplatt«, welche die Kugel b mit dem Boden ver- 
bindet, A die mit b' in Verbindung stehende Antenne und R 
den Funkenindnktor bedeutet. 

Die Länge der von einem aolchen OBiüUtor entsandten 
Welle ist angenähert der von einem gnullinigen Draht von der 
Lttnge der Antenne entsandten gleich und erreicht daher das Vier- 
fache der Antennenlänge. In der Tat, da die Wellenlange nach der 
obigen Begrifisbestimmung der Baum ist, welchen ein elektrischer 
Impuls während einer ganzen Schwingung durchläuft, und da 
eine ganze Schwingung sich vollzieht, während der elektrische 
Impuls, der von b aasgeht, nach A gelangt und nach b Eurttck- 
kehrt und von einem Impuls entgegengesetzten Yoizeichens ge- 
folgt ist, welcher denselben Weg durchläuft, so wird der elektrische 
Impuls während einer vollkommenen Schwingung viermal die 
Längeder Antenne durchlaufen. Die Länge i^ 

der Welle längs der Antenne wird daher i 

gleich dem Vierfachen der Antennenlänge j 

sein und denselben Betrag auch für die 
in dem Baume sich ausbreitenden Wellen 
aufweisen, da, wie erwähnt, die Fortpäan- 
zungsgesch windigkeit der elektrischen 
Wellen in der Luft sowohl wie in Metallen 
jener des Lichtes gleichkommt. 

Der Fall ähnelt dem einer geschlosse- 
nen Scballröhre. Auch eine solche wird 
während einer ganzen Schwingung zwei* pjg, 34. 

mal durchlaufen, zweimal von der Ver- 
dichtung und zweimal von der Verdünnung untl gibt daher als 
Grundton denjenigen Ton, dessen Wellenlänge dem Vierfachen 
der Böhrenlänge gleichkommt. Anßer der Grundschwingang 
können die Antennen, ganz ebenso wie die Scbatlröhren auch 
Schwingungen von einer drei-, fünf-, siebenmal etc. geringeren 
Wellenlänge abgeben, doch bleibt die Grundschwingung am wirk- 
samsten. 

Auch der direkte Versach bestätigt, daß die von der Antenne 
abgegebenen Wellen sehr lang sind. In der Tat konnte der 
Schiftsleutnant Tisaot vermittelst eines drehenden Spiegels den 
von einem Antennenoszillator ausgehenden Funken in mehrere 
Funken zerlegen. Dies beweist, daß die Schwingungen viel 
weniger rasch sind als die von Hertz, welche durch einen 
drehenden Spiegel nicht aufgelöst werden können. Aus dem 
Abstand der Spiegelbilder der einzelnen Funken wurde die 



60 



6. Kapitel. 





Schwingungsdauer auf 0,06 bis 1,8 Milliontel Sekunden, d. h. 
hunderte Male länger als die eines gewöhnlichen Hertzschen 
Oszillators bestimmt. 

Oszillator Lech er. — In diesem (Fig. 35) dargestellten 
Oszillator sind die beiden Kugeln AA* des Oszillators Hertz 
(Fig. 28) durch " zwei Metallplatten AA ' ersetzt, welchen zwei 
andere Platten gleicher Art, in kurzer Entfernung gegenüber- 
stehen. Von diesen beiden Platten BB* führen zwei parallele 
Drähte ab. Längs dieser parallelen Drähte kann ein Querdraht pp ' 
verschoben werden. 

Wenn zwischen den Kugeln die Funken des Induktors 
übergehen, ist das fast geschlossene System zwischen der Funken- 
strecke und dem Querdraht der Sitz elektri- 
scher Schwingungen von wohlbestinmiter 
Periode, welche sich zu den jenseits des 
Querdrahtes liegenden Drahtabschnitten mit 

um so größerer In- 
P tensität übertragen, 

^ *' je länger der Quer- 

draht ist. 

Diese Schwin- 
gungen können mit 

irgendwelchem 
Wellenanzeiger fest- 
gestellt werden, doch benutzt Lecher eine die 
beiden Drähte verbindende Geislersche Röhre ^, 
welche um so intensiver aufleuchtet, je heftiger 
Fig. 35. ^® elektrischen Schwingungen an den Punk- 

ten, an welchen die Röhre angelegt ist, sind. 
Durch Verschieben des Querdrahts längs der parallelen 
Drähte kann man zwischen ziemhch weiten Grenzen die 
Schwingungsdauer des Systems verändern. 

Wenn auch der Oszillator Lecher nicht direkt für die 
Zwecke der drahtlosen Telegraphie angewendet wurde, so kann 
doch die Sendevorrichtung einiger Systeme der drahtlosen Tele- 
graphie, wie wir sehen werden, mit einem derartigen Oszillator 
verglichen 'werden. 

Fortpflanzung der elektrischen Wellen« 

Suchen wir uns nun darüber klar zu werden, wie ein 
Oszillator, welcher der Sitz elektrischer Schwingungen ist, in die 
Feme wirken kann, und untersuchen wir zu diesem Zweck 





Drahtlose Telegraphie vermittelst elektrischer Wellen. 61 



zunächst die Wirkung des Hertzschen Oszillators, um hierauf zu 
der des Oszillators Marconi überzugehen. 

Kehren wir zu dem Fall der Fig. 28 'zurück und fassen 
den Augenblick ins Auge, in welchem die Kugel A des Oszillators 
auf positivem und die Kugel A' auf negativem Potential sich 
befindet. Wenn man an irgendeinem Punkte P der Fig. 36 in 
dem umliegenden Mittel einen kleinen positiv elektrisierten 
Körper anbrächte, so würde derselbe von A abgestoßen und 
von A' angezogen und würde sich von A gegen A' zu bewegen, 
indem er eine bestimmte Linie AFA* verfolgen würde, welche 
Linie man Kraftlinie, ähnlich den magnetischen Kraftlinien, 
nennt Wenn die Ladung von AA' unverändert bleibt, so 
bleibt auch die elektrische Kraft in P konstant. Wenn jedoch 
die Ladungen zu- oder abnehmen, 
so nimmt in gleichem Maße zugleich 
die elektrische Kraft in dem Punkt P 
zu oder ab. 

Man stellt sich vor, daß die 
größere oder kleinere Stärke der 
elektrischen Kraft auf einem Zustand 
größerer oder geringerer Spannung 
des Äthers in dem elektrischen Feld, 
d. h. in dem Kaum, in welchem die 
erwähnten elektrischen Kräfte sich 
betätigen, zurückzuführen ist. 

Wenn in einer gewissen Ent- 
fernung von dem Erreger ein 

Leiter MM' sich befindet^ so neigen sich die Kraftlinien letzteren 
zu und trennen sich in zwei Teile AB und A* B' und letzterer 
wird durch Induktion geladen, indem er aus dem Mittel eine 
gewisse Menge von Energie aufnimmt. Es ist jedoch klar, daß 
die Energiemenge, welche der Leiter in verschiedenen Ent- 
fernungen aufnehmen kann, ungefähr im Verhältnis zum Kubus 
der Entfernungen, abnehmen muß, weil alle Kraftlinien mit A 
und A' verbunden sind und ein einziges elektrisches Feld 
geben, daher zur Erzeugung einer Wirkung auf die Entfernung d 
der ganze im Kugelraum mit dem Radius d sich befindliche Äther 
unter Spannung sich befindet. Das erklärt auch die Tatsache, daß 
einfach elektrostatische oder elektrodynamische Wirkungen nur 
auf verhältnismäßig kleine Entfernungen wahrnehmbar sind. 

Wenn jedoch die Entladungen zwischen A und A ' mit der 
außerordentlichen Schnelligkeit, welche die Hertzschen elek- 




Fig. 36. 



M' 



€3 6. Kapitel. 

tiischen Scbwingungen kennzeichnen, vor eich gehen, so Ändert 
die Erscheinung ihren Charakter. Die Eraftlinien, welche im. 
FaUe mhender Entladungen oder von langsamen Ladungen und 
Entladungen immer mit ihren Enden auf den Leitern Ä und Ä' 
aufruhen, Ibsen sich andernfalls infolge der Heftigkeit der Entr 
ladung ab von letzteren, schließen sich in sich selbst, wie Fig. 37 
neigt und pflanzen sich mit der ächnelligkeit des Lichtes im 
Ranme fort, indem sie die aus der Spannung des in ihnen ein- 
geschlossenen Äthers herrührende Energie mit sich fahren und 
so von den Vorgangen, am Ursprungsraum der Schwingungen 
unahhan^ werden, genau wie dies für die aknataschen Wellen 
zutrifft, welche sieb unahhikngig von der Schallquelle fortpflansen 
und andauern, auch wenn letztere zu wi^en aufgehört hat 

Die Fig. 38 stellt den Zustand der Kraftlinien nach der 
ersten halben Schwingung dar, d. h. nachdem der erste Funke, 




Fig. 88. 

-welcher die heiden Kugeln entlud, übergegangen ist, und während 
sich letztere in entgegengesetztem Sinne laden, d. h. während 
<3ie zweite Gruppe von Kraftlinien von entgegengesetzter Richtung 
sich vorhereitet. 

Von solchen unabhängigen Wellen werden zwischen zwei 
aufeinanderfolgenden Funken so viele erzeugt, als elektrische 
"Wellen im Oszillator zwischen einem und dem anderen Fnnken 
auftreten. Eine gleiche Eeihe von Wellenzügen wird nach einem 
zweiten Funken des Indnktora erzeugt. 

Wenn die Schwingungen des Oszillators atark gedampft 
werden, wie dies bei dem bisher betrachteten Hertzschen 
Oszillator der Fall ist, so sind in jeder Reihe nur eine geringe 
Anzahl von Wellenzügen die Folge, wie dies in Fig. 30 dar- 
gestellt ist und zwischen einem Funken und dem folgenden be- 
steht eine mehr oder minder lange wetlenlose Pause. Mit 
anderen Oszillatoren, wie beispielsweise mit dem in Fig. 31 dar- 
gestellten, kann die Dämpfung bedeutend herabgedrückt werden, 
«o daQ die elektrischen Schwingungen zwischen zwei aufeinander- 



Drahtlose Telegraphie vermittelst elektrischer Wellen. 63 

folgenden Funken nicht abgebrochen werden, vielmehr eine 
nnunterbrochene Strömung elektrischer Wellen in dem Baum er- 
hielt wird. 

Auf dieser Enteendui^ von in sich geschloBsenen Kraft- 
Unien, welche einen Teil der dem Funke nindnktor und damit dem 
Oszillator zugefübrten Energie Obertragen, beruht die Aasstrahlung 
der Energie in Form elektrischer Wellen, auf welcher das neue 
System der drahüoaen Telegraptiie, die Telegraphie vermittelat 
elektrischer Wellen beruht. 

Indem die so au^iestrahlten elektrischen Wellen nun un- 
abhängig von dem erzeugenden Oszillator geworden. Oben sie 
eme Wirkung aus, welche nicht mehr von dem Spannunga- 
zustand des zwischen ihnen und dem Oszillator liegenden Äthers 
abhängt. Die Intensität ihrer Wirkung steht daher, obwohl sie 
sieb nach allen Richtungen ausbreiten und immer mehr der 



Ke.m. 

Kngelform sich nähern, im umgekehrten Verhältnis zu der Ober- 
fläche, die sie einnehmen, und nicht zu dem Volumen, das sie 
umschließen, d. h. im umgekehrten Verhältnis zum Quadrat und 
nicht znm Kubus der Entfernung vom Scbwingungsmittelpunkt. 

Die von Marconi eingeführten Abänderungen am Oszillator 
haben jedoch bewirkt, daß die Wirkung noch weniger schnell 
abnimmt. 

Um über die Wirkungsweise des Oszillalors Marconi klar 
zu werden, ist an die beiden hauptsächlichen Kunstgriffe, welche 
die Anordnung von dem Hertzechen Oszillator unterscheiden, zu 



1. Die Verbindung einer der beiden Kugeln des Oszillatora 
mit einem langen vertikalen Sendedraht. 

2. Die Verbindung der anderen Kugel mit dem Erdboden. 
Das System der Kraftlinien, welches sich von einem solchen 

Oszillator loslöst, läßt sich graphisch nach Fig. 39 darstellen, 
insofern die leitende Erde eine Verlängerung der Erd Ver- 
bindung b T (Fig. 34) bildet. Die Kraftlinien, welche von einem 



64 6. Kapitel. 

LeiMr xnm anderen übergeben müßten, verlaufen von dem 
isolierten Leiter zur Erde in Gestalt von Halbkreisen und die- 
enteprechenden Wellen im Baum sind Halbkugeln, welche den 
Sendedraht als Achse haben. Im Momente des FonkenOber- 
gangs geechiebt es, wenn letzterer die gewünschten Eigenschaften 
hat, wie im Fall der Fig. 37 und 38, daü die Enden der Kraft- 
linien, welche auf dem metallischen, isolierten Leiter autruhen, 
sich von letzterem loslösen und sich dnrch den Boden mit dem 
anderen Erde, welches die Erde nicht verlassen hat, vereinigen. 
Die Kraftlinieneysteme, welche demnach durch die aufeinander- 
folgenden Schwingungen von dem OsifiüLator vermittelst des 
Sendedrahte ao^eetrEkhlt werden, geben das in Fig. 40 dar- 
gestellte Bild, auf welchem zwei ExattlinienSTSteme entgegen- 
gesetiter Richtung, wie eie in zwei aufeinanderfolgendea 
\ / 



Schwingungen ausgestrahlt werden und die Kraftlinien, welche 
vom Sendedrabt beim Beginn der folgenden Schwingung aos- 
gehen, dargestellt sind. 

Die Dbertn^ung findet demnach fast gänzlich durch die 
Luft statt, wird jedoch vervollständigt durch die Erdoberfläche, 
ober welche die Ströme gewisHermaßen hingleiten, welche die 
Kraftlinien ergänzen und zwar um so leichter, je leitungsfäbiger 
diese Oberfläche ist, woraus sich erklart, daß die Übertragung 
leichter über dem Meer als Ober dem Festlande vor eich geht 

Diese Wellen, welche in ständiger Berührung mit der Erde 
bleiben, pflanzen sich nicht im ganzen Räume fort, sondern be- 
wegen eich längs der Erdoberfläche und werden nicht von der 
Erde in den Baum zurückgeworfen, wie es bei jenen vOllig in 
sich geschlossenen Wellen der Fig. 38 der Fall wäre. Damit ist 
auch eine Zerstreuung der Energie in unvorteilhafter Richtung 
vermieden und der Übergang in der vorteilhaftesten, nämlich 



Drahtlose Telegraphie vermittelst elektrischer Wellen. 65 

der horizontalen erleichtert. In der praktischeii Anwendung 
zeigt sich endlich^ daß die Intensität solcher Wellen nicht viel 
schneller als umgekehrt mit der Entfernung von dem Aus> 
Strahlungspunkt ahnimmt. 

Diese Eigenschaft der Wellen ermöglicht auch, daß sie den 
Krümmungen der Erdoberfläche auch dann folgen, wenn sich 
Hindemisse verschiedener Art, wenn letztere nur nicht im Ver- 
gleich zu den Wellendimensionen zu groß sind, entgegen- 
stellen. Hieraus ergibt sich die Zweckmäßigkeit langer Sende- > 
drahte, welche lange Wellen mit großer Schwingungsweite liefern, 
die geeignet sind, nicht nur die Krümmungen der Erdoberfläche 
sondern auch zwischenstehende Hindernisse bei den Über-, 
tragungen auf große Entfernungen zu überwinden. 

Mit der Entfernung vom Sendedraht nehmen die Ab-* 
messungen der Wellen zu, weshalb ein entferntes Hindernis 
leichter überwunden wird als ein benachbartes. 

Die hierbei auftretende Erscheinung wird mit Diffraktion 
der Wellen bezeichnet und äußert sich um so deutlicher, je 
länger die Wellen sind. Die bei den Hindernissen angekommenen 
Wellen werden infolge jener Erscheinung nicht aufgehalten, 
sondern derart herumgeführt, daß auch hinter dem Hindernis 
die Schwingungen wahrnehmbar bleiben. 

Die Wellen des Meeres z. B. umgehen leicht einen Felsen, 
die akustischen Wellen werden zum Teil auch hinter nicht allzu- 
großen Hindernissen wahrgenommen, während die außerordent- 
lich kurzen Lichtwellen hinter undurchsichtigen Körpern einen 
vollkommenen Schatten zurücklassen, es sei denn diese Körpei' 
sind von sehr geringen Abmessungen, in welchem Falle auch 
hier die Erscheinung der Diffraktion auftritt. * 

Um die Darstellung zu vereinfachen, beschränken wir uns 
auf die elektrischen Kraftlinien, welche von dem Oszillator aus- 
gehen. Wie der Oszillator als ein von rasch aufeinanderfolgenden 
Wechselströmen durchflossener Leiter aufzufassen ist, und wie 
von jedem stromdurchflossenen Leiter eine zu letzterem senk- 
rechte, magnetische Kraft ausgeht, so ist die Entsendung der 
elektrischen Kraftlinien von einer gleichzeitigen Entsendung 
magnetischer Kraftlinien, welche auf ersteren senkrecht stehen, 
begleitet, welche magnetische Kraftlinien im Falle des Oszillators 
mit vertikalem Sendedraht horizontale Kreise mit dem Sende ' 
draht als Mittelpunkt bilden. 

Die Intensität der von den verschiedenen Punkten des 
Sendedrahts ausgehenden magneitischen Kraft ist um so größer, 
Mazzotto, Telegraphie ohne Draht. 5 



66 6. Kapitel. 

je großer die Stromstärke an dem betrachteten Pnnkte ist. Da 
die Stromstärke am oberen Ende des Sendedrahts, welches einen 
Knotenpunkt bildet, von welchem die elektiische Erregung 
zurückkehrt, Null ist und am größten an der Funkenstrecke, so 
findet die größte Intensität der magnetischen Kraft in der 
horizontalen Ebene des Funkens, d. h. in der Nähe des Erd- 
bodens statt Dies bedeutet» daß auch die yon den magnetischen 
Kraftlinien übertragene Energie in der wirksamsten Richtung» 
d. h. in der horizontalen, ihren größten Wert aufweist 

Yon dieser doppelten Entsendung von Kraftlinien, nämlich 
yon elektrischen und magnetischen, erhält das yon dem Oszillator 
erzeugte ^eld die Bezeichnung elektromagnetisches Feld und 
die zugehörigen Wellen die Bezeichnung elektromagnetische 
Wellen. 

Aufnahme der elektrischen WeUeii. 

Wir haben bereits gesehen, daß die elektrischen Kraft- 
linien, welche auf einen Leiter auftrefEen, in] letzterem eine Be- 
wegung der Elektrizität heryorrufen. Zur Beobachtung dieser 
Bewegungen dienen die sog. Wellenanzeiger, welche sehr yer- 
schiedene Formen annehmen können. 

Hertz benutzt sog. Funkenanzeiger, welche er aus später 
zu erörternden Gründen als Besonatoren bezeichnete. Die ein- 
fachste Anordnung eines solchen Resonators besteht aus einem 
gradlinigen Draht yon geeigneter Länge, welcher in seiner Mitte 
eine Unterbrechungsstelle aufweist Wird ein solcher Draht in 
einer durch die Gerade MM* der Fig. 86 dargestellten Lage aus- 
gespannt» so gibt sich die in ihm infolge auffallender elektrischer 
Wellen auftretende elektrische Strömung dadurch kund, daß an 
der XJnterbrechungsstelle elektrische Funken übergehen. 

Da es sich bei den Hertzschen Versuchen nur um sehr 
geringe Entfernungen handelte, so genügte die an einem solchen 
Wellenanzeiger ankommende Energie, um die Ankunft der 
Wellen festzustellen. Die Wirksamkeit der Einrichtung wäre 
jedoch durchaus ungenügend für Übertragungen auf große Ent^ 
femungen, in welchen die in der Empfangsstation ankommende 
Energie außerordentlich klein ist Glücklicherweise wurde in 
der Folge ein Wellenanzeiger, der sog. Kohärer oder Fritter ent- 
deckt, dessen Empfindlichkeit beinahe mit der des menschlichen 
Auges, welches die überaus geringen Energien der Lichtstrahlen 
wahrzunehmen yermag, yerglichen werden kann. 



Drahtlose Telegraphie vermittelst elektrischer Wellen. 67 



In Kapitel 7 sollen die verschiedenen Formen des Flitters 
beschrieben werden. An dieser Stelle sei nor erwähnt, daß die 
häufigste Anordnung eines derartigen Wellenanzeigers aus einem 
mit metallischen' Feilspänen gefüllten Böhrchen, das von einem 
kleinen Hammer erschüttert werden kann, besteht Der Inhalt 
dieser Bohre bildet für gewöhnlich nahezu einen Nichtleiter, 
wird jedoch zum Leiter der Elektrizität, sobald er von elektrischen 
Wellen getrofEen wird und verliert seine Leitfähigkeit sofort, 
wenn er durch das Hämmerchen erschüttert wird und die 
elektrischen Wellen aufhören. Wird der Fritter mit einer 
Batterie und einem 
Stromanzeiger, z. B. 
einer elektrischen 
Glocke verbunden, so 
wird die Ankunft elek- 
trischer Wellen sofort 
durch ein Glocken- 
zeichen angekündigt, 
welches Zeichen mit 
dem Aufhören der elek- 
trischen Wellen eben- 
falls aufhört, um unter 
neuerdings ankom- 
mendenWellen wieder 
aufzutreten. In Fig. 41 
ist ein Empfangsappa- 
rat mit Fritter darge- 
stellt Der Fritter 
selbst ist mit T be- 
zeichnet, während F 

das Hämmerchen bedeutet Unter der Wirkung ankommender 
elektrischer Wellen durchfließt der Strom der Batterie P den Fritter 
und den Elektromagneten B, dessen Anker bei C den Stromkreis 
eines zweiten Elektromagneten F schließt, welcher nach Art 
einer gewöhnlichen elektrischen Klingel einen Klöppel gegen 
den Fritter schlagen läßt und zugleich durch ein Glockenzeichen 
die Ankunft der Wellen kundgibt. Diese Anordnung wurde im 
Jahre 1895 von PopofE zur Aufnahme elektrischer Wellen an- 
gegeben und bOdet noch heute die Grundlage der Empfangs- 
apparate. 

Marconi benutzt jedoch außer dem Fritter zur Aufnahme 
elektrischer Wellen einen durchaus verschiedenen Apparat, einen 

5* 




Fig. 41. 



68 



6. Kapitel. 




ß 



Tfr7 



E ^ 

Flg. 42. 



magnetischen Wellenanzeiger, welcher zusammen mit den übrigen 
Anordnungen der Art beschrieben werden soll. 

So empfindlich auch ein Wellenanzeiger sein mag, so be- 
darf es doch noch einer Einrichtung, um einen möglichst großen 
Teil der in der Nähe des Empfangsapparats ankommenden 
Energie [der elektrischen Wellen, dem Wellenanzeiger zaza- 
führen. Popoff benutzte zu diesem Zweck einen Blitzableiter, 
später bei den ersten Versuchen Marconis wurden große 
zylindrische oder parabolische Spiegel angewendet, 
welche die Wellen auf den Fritter, der im Brenn- 
punkte angebracht war, konzentrieren sollten« ähnlich 
wie dies die gekrümmten Spiegel hinsichtlich der die. 
spiegelnde Fläche treffenden Licht- oder Wärmestrahlen 
besorgen. Dies Auskunftsmittel wurde jedoch immer 
unbrauchbarer, je längere Wellen man in der Folge 
ll I anzuwenden veranlaßt war. Man ersetzte die Spiegel, 
'^ indem man auch in der Empfangsstation einen ver- 
tikalen Draht, wie er sich für die Entsendung der Wellen 
so wirksam erwiesen hatte, anwendete, wodurch die 
Empfangseinrichtung die in Fig. 42 dargestellte Form 
annahm. An Stelle der Funkenstrecke der Sendestation 
befindet sich hier der Fritter F einerseits in Verbindung mit dem 
Sendedraht -4, anderseits mit der Erde bei -B und der Funken- 
induktor ist durch die Batterie B und die Signalvorrichtung 
ersetzt. 

Nimmt man an, daß bei dem Empfangsdraht A^ Fig. 43, ein 
Wellenzug von der Fig. 40 dargestellten Form anlangt, so richten 

^ sich, wie Fig. 36 zeigt, die Kraft- 
linien gegen diesen leitenden 
Körper, um durch denselben zum 
Boden überzugehen. Je höher 
dieser Draht geführt ist, desto 
höhere Teile der Kraftlinien 
werden von ihm erfaßt und desto 
höher ist das Potential, auf wel- 
chen der Empfangsdraht ge- 
bracht wird. 

Da der Empfangsdraht von aufeinanderfolgenden Kraft- 
linien geschnitten wird, so wird er auf abwechselnd wachsende 
und abnehmende Potentiale gebracht; er wird daher von 
elektrischen Schwingungen durchlaufen, welche den Fritter und 
damit den zugehörigen Empfangsapparat betätigen. 




Fig. 48. 



\ 



Drahtlose Telegraphie vermittelst elektrischer Wellen. 69 

Die magnetlBchen Kraftlinien, welche die elektrischen be- 
gleiten und welche, wie erwähnt, aus parallelen Reihen horizontaler 
konzentrischer Kreise bestehen, schneiden den Empfangsdraht A 
in senkrechter Richtung. Der Empfangsdraht befindet sich dem- 
nach in ähnlicher Verfassung wie der Leiter A' B' der Fig. 11, 
und der Durchgang der magnetischen Kraftlinien hat die Er- 
zeugung undulatorischer Ströme zur Folge, welche sich längs 
des Empfangsdrahts bewegen und zur Betätigung des Fritters 
beitragen. 

Je länger der Empfangsdraht ist, desto größer ist die An- 
zahl der ihn gleichzeitig treffenden magnetischen Kraftlinien, 
deren 'Vi^kungen sich addieren und eine um so kräftigere Beein- 
flussung des Empfangsapparats erzeugen, je länger derEmpfangs- 
draht ist. 

Ein so empfindlicher Apparat der Fritter ist, so darf doch 
zur Betätigung desselben die Intensität der Schwingungen im 
Empfangsdraht nicht unter einen gewissen Betrag sinken. Da 
nun aber bei den Übertragungen auf große Entfernungen die 
Schwingungen, selbst wenn sie von den kräftigsten Sendeein- 
richtungen ausgehen, nur sehr geschwächt ankommen können, 
so sind Vorkehrungen nötig, welche gestatten, den Fritter an 
der Grenze seiner Empfindlichkeit zu verwenden. 

Abstimmung und Dämpfung. Die Grundbedingungen 
zur Erreichung dieses Zieles sind: 

1. Daß Sende- und Empfangsvorrichtung abgestimmt seien, 
d. h. gleiche Schwingungszahlen aufweisen ; 

2. daß die vom Sendedraht abgegebenen Schwingungen 
so wenig als möglich gedämpft werden. 

Was die erste Bedingung anlangt, so ist daran festzuhalten, 
daß der Empfangsapparat einen Oszillator ähnlich dem Sende- 
apparat darstellt. Sobald daher an ersterem ein elektrischer 
Impuls ankommt, so werden sich in demselben elektrische 
Schwingungen entwickeln, welche die Eigenperiode des Empfangs- 
apparats aufweisen. Dasselbe wird bei jeder ankommenden 
Welle eintreten und da sich die von den verschiedenen Wellen- 
systemen hervorgerufenen Wirkungen addieren, so ist es nötig, daß 
die ankommenden Wellen gleichen Rhythmus und dieselbe Periode 
mit jenen haben, welche im Empfangsdraht entstehen, da sonst 
die von den aufeinanderfolgenden Impulsen erregten Schwin- 
gungen sich unregelmäßig übereinanderlagern und sich gegenseitig 
schwächen, welche Erscheinung man bekanntlich mit dem 
Namen der Interferenz der Wellen bezeichnet. 



70 6. Kapitel. 

Da jedoch die ankommenden Wellen die Periode des Sende- 
apparats aufweisen, so ist es nötig, am die möglichst größte 
Wirkung zu erzielen, daß die im Empfangsapparat erregten 
Wellen die gleichen Perioden mit den ankommenden haben. 

Genau derselbe Fall liegt vor, wenn man beispielsweise 
eine große Glocke läuten will. Mit dem ersten Zug am Seil ist 
kaum eine Bewegung der Glocke zu bemerken. Die Glocke 
gerät jedoch bald mit ihrer eignen Schwingungszahl in Bewegung, 
wenn der zweite Zug am Seil in dem Moment erfolgt, in welchem 
die zweite Schwingung der Glocke beginnt, da sich die Wirkung 
des zweiten Zuges zu jener des ersten addiert Wird nun jeder 
folgende Zug am Seil in dem Augenblicke ausgeübt, in welchem 
die Glocke eine neue Schwingung beginnt» so nimmt die 
Schwingungsweite ständig zu, bis der Klöppel anschlägt und die 
Glocke läutet In gegebener Zeit muß daher so oft an dem Seil 
gezogen werden, als die Glocke in dieser Zeit Schwingungen 
ausführt, d. h. die beiden Bewegungen müssen abgestinmit 
sein. Aus demselben Grunde sind die Resonatoren von Hertz 
am wirksamsten, wenn sie eine solche Länge aufweisen, daß 
sie dieselbe Schwingungszahl wie die Erreger haben. Der er- 
regende Oszillator und der empfangende stehen demnach in 
einem ähnlichen Verhältnis^ wie es durch akustische Resonanz 
gegeben ist, welches zur Bezeichnung Resonator die Veranlassung 
gegeben hat. 

Ein sehr anschaulicher Versuch, um die elektrische Resonanz 
vorzuführen, wurde im Jahre 1894 von Lodge angegeben. 

Die Belegungen zweier Leydener Flaschen Co Co ' (Fig. 44) 
sind [vermittelst zweier metallischer Leitungen in Verbindung« 
Der Stromkreis der Flasche Co hat unveränderliche Abmessungen, 
während der Stromkreis von Co' in seinen Maßen dadurch] ge- 
ändert wird, daß ein Querdraht T längs der parallelen Drähte 2,3 
verschoben werden kann. Die Funkenstrecke der ersten Flasche 
ist bei E jener der zweiten Jbei c. Werden die beiden Be- 
legungen der Flasche Co vermittelst der Drähte i V mit einer 
Elektrisiermaschine verbunden, so gehen lebhafte Funken, sowohl 
bei E als bei e über, wenn T sich in solcher Stellung befindet, 
daß. die beiden Stromkreise übereinstinmien. Verschiebt man 
jedoch T in irgend einer Richtung nur um ein Geringes, so 
werden die Funken bei e schwächer und hören bei einer größeren 
Verschiebung vollkommen auf. 

Bei diesem Versuch erregen die im Stromkreis der Flasche Co 
erzeugten Schwingungen entsprechende Schwingungen im Strom 



Drahtlose Telegraphie vermittelst elektrischer Wellen. 71 

kreis der Flasche Co'; yollkommenei Resonanz hat jedoch nur 
dann statt, wenn die heiden Stromkreise gleiche Schwingungs- 
zahlen aufweisen, d. h. wenn sie ahgestimmt oder in Resonanz sind. 

Aach der in Fig. 35 dargestellte Apparat Lechers ist sehr 
geeignet, das Prinzip der Resonanz zu veranschaulichen. Man 
bemerkt deutlich, daß die Lichtstärke der Geislerschen Röhre, 
welche am Ende der parallelen Drähte angelegt ist, am größten 
ist, wenn der Querdraht eine bestimmte Stellung einninmit. In 
dieser Stellung ist das zwischen Funkenstrecke und Querdraht 
eingeschlossene System in vollkommener Resonanz mit dem vom 
Querdraht und dem Ende gebildeten. 

Verschiebt man den Querdraht nach rechts oder links, so 




nimmt die Lichtstärke in der Röhre merklich ab zum Zeichen, 
daß die Resonanz gestört ist. In der Tat nimmt die Schwingungs- 
periode in dem System zu, welches durch die Verschiebung des 
Querdrahts an Umfang gewinnt und umgekehrt, wodurch die 
beiden Perioden ungleich werden. 

Das Beispiel mit der Glocke ist auch imstande, die Wirkung 
der Dämpfung zu veranschaulichen. In der Tat, wenn man mit 
einer kleinen Kraft eine schwere Glocke in Schwingungen bringen 
will, so muß man die Wirkung einer größeren Anzahl von auf- 
einanderfolgenden Zügen ansammeln. Ähnlich muß im Fall der 
elektrischen Wellen, wenn die Energie der einfallenden Wellen 
gering ist, die Wirkung mehrerer aufeinanderfolgender Wellen 



72 6. Kapitel. 

eusammengefaßt werden , damit die Schwingungen deä Empr 
fangsdrahts die zur Erregung des Empfängers erforderliche 
Stärke erreichen. 

Wenn der Erreger der Sendestation stark gedämpfte 
Schwingungen beispielsweise nach Fig. 30 hervorbringt, so kann 
eine solche Zusammenfassung nicht stattfinden, und die Wirkung 
auf den Empfangsdraht bleibt auf die ersten wenigen Impulse 
beschränkt. In solchem Falle ist es fast überflüssig, daß die 
beiden Apparate abgestimmt sind, und der Fritter wird nur dann 
erregt, wenn die dem Empfangsdraht von diesen wenigen Im- 
pulsen zugeführte Energie groß ist, weshalb auch in diesejn 
Falle nur geringe Entfernungen überwunden werden können. 

Der Senderoszillator ist genau in diesem Falle. Aus direkten 
Versuchen Tissots ergibt sich, daß zwischen einem und dem 
anderen Punkte des Induktors nur drei rasch abnehmende 
Schwingungen auftreten, nach welchen die Schwingung unwahr- 
nehmbar wird. Um eine Eeihe von zahlreichen weitausladenden 
Wellen nach Art der Fig. 32 zu erhalten, ist es daher nötig, 
einen wenig gedämpften Oszillator zu benutzen. 

Aus der Anwendung der eben besprochenen beiden Mittel 
der Besonanz und der Verminderung der Dämpfung ergibt sich, 
wenigstens theoretisch die Mögüchkeit, ein anderes wichtiges Er- 
fordernis der drahtlosen Telegraphie, nämlich die Unabhängig- 
keit der Stationen voneinander, daß nämlich eine Station A 
mit irgendeiner Station B verkehren kann, ohne daß hierdurch 
die Empfänger anderer Stationen beeinflußt würden, zu erreichen. 
Es würde zu diesem Zweck genügen, daß jede Station sich einer 
besonderen Schwingungszahl bediente, oder daß sie die Zahl der 
entsandten Schwingungen je nach der Zahl, wie sie den ver- 
schiedenen übrigen Stationen zugeordnet sind, verändern kann. 
Man hätte damit den Fall des bekannten akustischen Versuchs 
der Besonanz, in welchem eine Anzahl von Stimmgabeln ver- 
schiedener Schwingungszahl auf einem Tische aufgestellt werden 
und nach Belieben die eine oder andere dieser Stimmgabeln 
betätigt werden kann, je nachdem man eine Gabel gleicher Note 
mit der zu betätigenden anschlägt. 

Leider besteht zwischen dem akustischen und dem ent- 
sprechenden elektrischen Phänomen der Besonanz ein erheb- 
licher Unterschied. In der akustischen Besonanz besteht ein 
scharf ausgeprägtes Maximum der Übereinstimmung. Eine Stimm- 
gabel antwortet auf die Schwingungen einer anderen nur dann, 
wenn die Übereinstimmung vollkommen ist. Ein elektrischer 



Drahtlose Telegraphie vermittelst elektrischer Wellen. TS 

Osdllator dagegen antwortet auf die Schwingungen eineö anderea 
zwar mit einem Funkenmaximum, wenn die Schwingungs- 
perioden gleich flind, er antwortet jedoch auch, wenn auch 
schwächer, wenn die Schwingungszahlen ziemlich verschieden, 
sind. Genügt nur, wie erwähnt, die am Empfangsdraht an- 
kommende Energiemenge, so wird der Fritter betätigt, gleich- 
gültig, welches die Schwingungszahlen dos Sendeoszillators sind,, 
infolge der Schwingungen, welche die Eigenperiode des Emp- 
fangsdrahts aufweisen. Bei Oszillatoren mit vertikalen Drähteut 
deren Wellenlängen dem Vierfachen der Drahtlänge entspricht^ 
genügt es zur Herstellung der Eesonanz, daß die beiden Drähte 
gleich lang sind. In Wirklichkeit wurde auch der größte Teil 
der Versuche mit Anordnungen ausgeführt, in welchen Sende- 
draht und Empfangsdraht gleich lang waren. Doch ist mit 
Oszillatoren dieser Art infolge der starken Dämpfung, wie er- 
wähnt, auch die Abstimmung nur von geringer Wirkung. 

Teilweise erreicht man eine Verminderung der Dämpfung- 
durch Verlängerung der Drähte, da mit der Wellenlänge auch 
die Dämpfung abnimmt, wie auch in der Akustik die Erscheinung- 
besteht, daß die hohen Töne stärker gedämpft werden als die 
tiefen. Die Aufgabe bietet jedoch erhebliche Schwierigkeiten, 
insofern der Hauptgrund der Dämpfung bei den vertikalen 
Drahtoszillatoren in der Ausstrahlung der großen Energiemenge 
besteht und gerade diese nicht vermindert werden kann, da sie 
nötig ist, um die zur Erregung der empfangenden Station erforder- 
liche Energie in die Feme zu übertragen. 

Oszillatoren mit verhältnismäßig geringer Dämpfung sind 
z. B. die in sich selbst geschlossenen, wie sie in Fig. 31 dar- 
gestellt sind. Da dieselben jedoch aus zwei benachbarten Teilen 
bestehen, welche im entgegengesetzten Sinne schwingen, so ver 
nichten sich deren Wirkungen in der Ferne. Da sie femer nur 
eine geringe Fläche einschließen, ist auch das Volumen des an 
der Schwingung beteiligten Nichtleiters klein, weshalb sie zwar 
sehr andauernde Schwingungen, jedoch von geringerer strahlen- 
der Kraft liefern. Insofeme daher die Erzielung geringer 
Dämpfung und starker Strahlung sich bis zu einem gewissen 
Grade widersprechen, mußte man zu einem gemischten System, 
•wie es Fig. 45 zeigt, greifen. 

Der Funkeninduktor steht mit einem in sich selbst ge- 
schlossenen Oszillator, welcher einen Kondensator C enthält, in 
Verbindung. Der Stromkreis des Oszillators wirkt auf den 
Sendedraht A durch elektrodynamische Induktion. Damit letztere 



74 



6. Kapitel. 



möglichst groß ausfalle, sind die beiden Stromkreise spiralförmig 
gewunden, wie der primäre Draht und der Sekundftrdraht .einer 
Induktlonsrolle einen sog. Transformator bildet. 

Der Sendedraht strahlt frei in den Raum die Energie, 
welche er vom Transformator erhält, und obzwar die Schwin 
jungen gedämpft werden, so werden sie doch durch die an 
haltenden Schwingungen des primären Oszillatorstromkreises PC 
wieder aufgefrischt, so daß dieselbe Wirkung erzielt wird, wie 
wenn die Schwingungen des Sendedrahts nur geringe Dämpfung 
erführen. 

Der Oszillator FC verliert mit jeder Schwingung die 
Energie, welche er dem Sendedraht mitteilt, hat jedoch einen 
für viele Schwingungen hinreichenden |Vorrat, wenn 
der Kondensator C, welcher gewöhnlich aus einer 
Batterie Leydener Flaschen besteht» eine genügende 
Kapazität aufweist. 

Eine unerläßliche Bedingung jedoch, 
daß sich der Vorgang möglichst wirk- 
sam abspielt, besteht darin, daß sich 
die beiden Oszillatoren AS und PC in 
Resonanz befinden, was verhältnismäßig 
leicht zu erreichen ist, indem man die 
Selbstinduktion von 8 und die Kapa- 
zität von C entsprechend wählt. 

Eine ähnliche Anordnung wurde für 
den Empfangsdraht getroffen, welch 
letztere durch Induktion auf den Strom- 

aFig. 46. kreis des Fritters vermittelst eines 

Transformators wirkt, welcher die 
Potentialdifferenz an den Fritterelektroden erhöht. Damit jedoch 
nach dem Prinzip der Resonanz die von dem Empfangsdraht 
aufgenommenen Impulse sich addieren und auch die sich 
addieren, welche der Empfangsdraht auf den Fritterstromkreis 
abgibt,] ist es nötig, daß der Sendedraht dieselbe Schwingungs- 
periode wie der Empfangsdraht habe, und daß letzterer dieselbe 
Periode wie der Stromkreis des Fritters aufweist. Und da der 
Sendedraht mit seinem Oszillator abgestimmt sein muß, so er« 
gibt sich, daß zur Erziel ung allgemeiner Resonanz und der 
größten Wirkung es notwendig ist, daß die beiden Drähte, der 
Sendeoszillator und der Stromkreis [des Fritters, vollkommen 
gleiche Schwingungszahl aufweisen. 




Drahtlose Telegraphie vermittelst elektrischer Wellen. 75 

Um diese Übereinstimmung zu erreichen, wird in der 
Sendestation die Zahl der Windungen von 8 entsprechend ver* 
ttndert) um die Schwingungszahlen von Sende- und Empfangsdraht 
in Übereinstimmung zu bringen^ und es wird die Kapazität 
nötigenfalls verändert, um die Resonanz zwischen den beiden 
Schwingungskreisen der Empfangsstation aufrecht zu erhalten. 

Nicht alle Systeme der elektrischen Wellentelegraphie 
gründen sich ausschließlich auf die eben besprochenen Prinzipien* 
noch werden letztere in allen auf die gleiche Weise angewendet. 
So wird beispielsweise in einem der verbreitetsten Systeme, dem 
von Slaby-Arcoi der Sendedraht nicht durch Induktion in 
Schwingungen versetzt, anderseits wird in dem ebenfalls viel- 
fach angewendeten System Braun der Sende- bzw. [Empfangs- 
draht nicht mit der Erde, sondern mit einem Kondensator ver- 
bunden. Diese und andere Abweichungen werden bei der Be- 
schreibung der einzelnen Systeme eingehender behandelt werden. 

Einfluß des Tageslichtes. Eine ziemlich erhebliche 
Schwierigkeit entsteht für die Übertragungen auf große Ent- 
fernungen vermittelst elektrischer Wellen dadurch, daß das 
Tageslicht eine schädliche Wirkung ausübt. Marconi bemerkte 
diesen Einfluß bei Entfernungen welche 800 km über- 
steigen. Als er auf der »Philadelphia« nach Amerika reiste, 
wurden die von der Station Poldhu in England ausgehenden 
Zeichen sowohl bei Tag als wie bei Nacht gleichgut erhalten, 
bis das SchifE jene Entfernung von 800 km erreicht hatte. Jen- 
seits dieser Entfernung kamen die Zeichen nach dem Aufgang 
der Sonne immer schwächer an und wurden bei einer Ent- 
fernung von 1100 km unwahrnehmbar, während in der Nacht 
die Übermittelung bis auf 3300 km gelang. 

Man könnte dieser schwächenden Wirkung des Tageslichtes 
durch größeren Energieaufwand in der Sendestation begegnen, 
doch scheint es bis jetzt noch nicht gelungen zu sein, während 
des Tages Nachrichten über den Ozean zu befördern. 

Marconi schreibt diesen schädlichen Einfluß der von vielen 
Beobachtern festgestellten Tatsache zu, daß das Tageslicht die 
negativ elektrisierten Körper zu [entladen sucht, infolgedessen 
die Sendedrähte während jener Hälfte der Schwingungsperiode, 
in welcher sie negativ geladen werden, teilweise entladen würden. 

Lodge ist dagegen der Ansicht, daß eine stärkere Zer- 
streuung der Energie der elektrischen Wellen während des Tages 
längs ihres ganzen Verlaufes statthabe. Nach den neuesten 
Ansichten und Versuchen über den Zusammenhang zwischen 



76 7. Kapitel; :< : 

eÜBktriscben und optischen Erscbeinungen himmt man an, daß 
unter dem Einfloß der ultravioletten Sonnenstrahlen von den 
in der Luft schwebenden materiellen Molekülen sich die sog. 
Elektronen oder elektrischen Atome loslösen, deren Dasein die 
Atmosphäre schwach leitend macht. 

Die elektrischen Wellen, welche in dem Falle, daß die 
Atmosphäre vollkommen isoliert, horizontal von der leitenden 
Oberfläche des Meeres geführt, verlaufen würden, zerstreuen sich 
nun, indem sie sich in einem teilweise leitenden Körper be- 
finden, im Baume, indem sie schneller an Kraft abnehmen. 



7. Kapitel. 

Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 

Im folgenden Abschnitt soll nicht eine genaue Beschreibung 
all der Apparate, welche bei der elektrischen Wellentelegraphie 
Anwendung finden können und welche auch in anderen Nutz- 
anwendungen der Elektrizität gebraucht werden, gegeben werden. 
Von letzteren soll nur das angeführt werden, was zum Ver- 
ständnis der Abänderungen nötig ist, welche diese Apparate für 
den Gebrauch bei der elektrischen Wellentelegraphie erfahren 
mußten. 

Die eingehende Darstellung soll auf die ausschließlich für 
die elektrische Wellentelegraphie dienenden Apparate Oszilla- 
toren, Resonatoren, Wellenanzeiger etc. beschränkt bleiben. 

Um eine gewisse Ordnung in der Beschreibung festzuhalten, 
sollen die einzelnen Apparate in der Reihenfolge aufgeführt 
werden, in welcher sie während einer Übertragung in Tätig- 
keit kommen, daher zunächst die der Sendestation eigentüm- 
lichen, dann die beiden Stationen gemeinsamen, dann die 
der Empfangsstation eigentümlichen und endlich die, welche 
in beiden Stationen vorkommen können, beschrieben werden 
sollen. 

Bei dieser Beschreibung werden wir uns, soweit möglich, 
auf die Beschreibung der einzelnen Apparate beschränken und 
deren Zusammenfügung bis zur Beschreibung der verschiedenen 
Systeme vorbehalten. 



\ 



Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 77 

BnergiequelleD* 

Der zur Erregiing des Funkenindnktors nötige Strom kann 
von einer elektrischen Zentrale oder an Ort und Stelle von 
einer Batterie galvanischer Elemente oder Akkumulatoren geliefert 
werden. In einzelnen Fällen kann man unmittelbar den Strom 
einer Gleichstrom- oder Wechselstromdynamo benutzen. 

Die direkte Verbindung einer Gleichstronmiaschine mit 
dem Primärdraht des Funkeninduktors kann Unbequemlichkeiten 
mit sich bringen, insofern auch der Primärdraht von hoch- 
gespannten Strömungen durchflössen werden kann^ welche die 
Isolation des Ankers der Dynamo gefährden können. AuJßerdem 
kann die Übermittelung der Zeichen, welche ein abwechselndes 
Schließen und Offnen des Primärstromkreises erfordert, heftige, 
Schwankungen in der Beanspruchung der Dynamo und damit 
Beschädigungen der letzteren verursachen. 

An Bord von Schiffen jedoch, auf welchen ein ausgedehntes 
Starkstromnetz sich befindet, kann man ohne erheblichere Un- 
hequemlichkeit den Primärdraht in Abzweigung an das Leitungs- 
netz unter Zwischenschaltung einös Begulierwiderstandes 
anlegen. 

Meistenteils empfiehlt es sich, Akkumulatoren von 50 oder 
100 Amperestunden anzuwenden, welche entweder im Falle einer 
vorübergehenden Anlage vermittelst galvanischer Elemente oder 
besser aus einer kleinen elektrischen Kraftanlage mit Gas oder 
Petroleummotor und einer Dynamo von 500 Watt Leistung ge- 
laden werden können. 

Bei den abgestimmten Systemen ist die zur Übertragung 
erforderliche Energie so gering, daß man mit transportablen 
Apparaten bis 30 km überwinden kann, ohne einer anderen 
Stromquelle zu bedürfen, als sie in einer Batterie von Trocken- 
elementen mitgeführt werden kann. 

In den Übertragungen auf sehr große Entfernungen ist 
jedoch das Mißverhältnis zwischen der auf der Sendestation 
aufgewendeten und der an der Empfangsstation nutzbar ge- 
machten Energie so groß, daß an ersterer verhältnismäßig 
äußerst leistungsfähige Energiequellen angewendet werden 
müssen. So wird die für die transatlantischen Übertragungen 
bestimmte elektrische Arbeit in Poldhu von einem Motor von 
31 Pferdekräften geliefert, welcher eine entsprechende Wechsel- 
strommaschine betätigt. Noch kräftiger sind die in den trans- 
atlantischen Stationen von Kap Breton und Kap Kod auf- 



78 7. Kapitel. 

gestellten Energiequellen, welche durch Wechselstrommaschinen 
von 40 — 60 Kilowatt gebildet werden. 

Berücksichtigt man die ungeheuer kurze Zeitspanne von 
ungefähr 1 Millionstel Sekunde für Wellen von 300 m Wellen- 
länge, in welcher die Energie einer jeden Schwingung aus- 
gestrahlt wird, so berechnet sich die vom Sendeapparat im 
Augenblicke abgegebene strahlende Ejnft auf mehrere Zehn- 
tausende von Kilowatt. 

Um eine Vorstellung von der außerordentlichen Gewalt 
der Entladungen bei jedem Niederdrücken der Sendetasten zu 
geben, vergleicht Parkin den Gebrauch der Marconiapparate in 
Kap Breton mit kleinen künstlichen Gewittern, in welchen 
die Blitze scheinbar über 1 cm Durchmesser haben und ein 
derartiges Geräusch hervorbringen, daß sich die Umstehen- 
den die Ohren mit Baumwolle verstopfen müssen. Über die 
beim System Slaby-Arco für Übertragungen auf mittlere Ent- 
fernungen verwendeten Energiemengen geben folgende Zahlen 
Aufschluß. Bis auf 40 km wird ein Funkeninduktor bis zu 
15 cm Funkenlänge mit Hammerunterbrecher verwendet Der 
Erregerstrom wird von einer galvanischen Batterie von 16 Volt 
Spannung geliefert, wobei die aufgewendete Arbeit zwischen 500 
und 1000 Watt beträgt. Für Entfernungen bis zu 80 km wird 
ein Funkeninduktor von 30 cm Funkenlänge, mit Quecksilber- 
turbinenunterbrecher und direkt von einer Wechselstrommaschine 
gespeist, verwendet. Der Arbeitsverbrauch beträgt unge&hr 
1 Kilowatt. Für größere Entfernungen steigt letzterer auf 3 Kilo- 
watt und darüber. 

Taster. 

Die Taster haben wie die gewöhnlichen Telegraphentaster 
die Aufgabe, den Strom des Funkeninduktors zu unterbrechen, 
und wieder herzustellen, derart, daß die Funken nicht ohne> 
Unterbrechung aufeinander folgen, sondern in mehr oder minder 
langen Abständen, welche den Strichen und Punkten des Morse- 
alphabets entsprechen. Die Zeichen des letzteren sind folgende l 

a • — h • • • • o — — — 

b — •■• i •• p .— — . 

d •— • • k — • •— • r • — • 

ö . 1 • ■■» • • s • • • 

f . . .mm^ . m — »— t *— 

g — — . n — • u •• — 



Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 



79 



w — 



1 

2 
3 
4 
5 



6 

7 
8 
9 






oo 



Im Gegensatz zum Telegraphentaster, welcher nnr yer- 
hältnißmäßig schwache Ströme zu unterhrechen und wieder her- 
zustellen hat, muß der Taster für die drahtlose Telegraphie für 
Yiel stärkere Ströme eingerichtet sein. Er muß daher Kontakte 
mit viel größeren Ober- 
flächen aufweisen. a 

Im Augenblick der 
Stromunterbrechung ent- 
stehen heftige Funken in- 
folge der Selbstinduktion, 
welche häufig vermieden 
werden müssen. Zu die- 
sem Zwecke wird ein 
Kondensator K, welcher 
die Unterbrechungsstelle 
des Tasters überbrückt, 
angelegt. Fig. 46. 

Die Fig. 47 zeigt die 
Bauart eines Tasters, wie 

er von Marconi angewendet wird. Der Kontakt findet zwischen 
Platin statt, und im Grundbrett ist der Kondensator K der Fig. 46 
angebracht. Ferriö benutzte mit gutem Erfolge eine Anordnung 



MA/WWW I . 

AAAAAA ^ 1^1 L^M 



c 



.l.l,l,l.l.l.l.i.l.l.llhJ 

Flg. 46. 




Flg. 47. 



nach Fig. 48, in welcher die Stromunterbrechung zwischen zwei 
Kupferstücken, welche in ein Petroleumgefäß eintauchen, statt- 
findet. Eine andere Anordnung, ebenfalls von Marconi benutzt, 
zeigt die Fig. 49, welche jedoch nur dazu^dient, den Empfangs- 



fO 



7. 




Fl^. 49. 



draht mit dem Emp£uig8appfti«t so Teibinden, nicht aber als 
Sender la arbeiten. T ist ein £bonitBtü<^ In der gezeichneten 
Siellang steht der Sendediaht mit a und fibra- den Taster mit / 
in Vcrbindong, von wo die Leitung sank Fritter führt Wenn 
der Taster niedeigedrflckt wird, so wird der Kontakt xwischen a 
und f anterbn>chen^ und der Strom der Quelle S dorchl&iift den 
Pfimäidraht P des Fnnkenindoktors. 

In den Anlagen fOr sehr grofie Entfemnugen, wie in der 
Yon Poldhn, in welcher ein Strom von 2000 Volt Spannung und 

20 — 25 Amp. su unter- 
brechen ist, kann man 
nicht direkt mit einem 
Morsetaster arbeiten. 
Die Sendevorrichtung 
(Fig. 50) ist daher der- 
art angeordnet, daß sie 
eine Spule ü, deren 
Reaktanz bei vollkom- 
men eingetauchtem Eisenkern A^ den Erregerstrom vollkommen 
dämpft, kurzschließt So oft daher der Taster niedeigedrückt wird, 
wird der Transformator erregt und* damit der Fnnkenübergang 
eingeleitet. Bei erhobenem Taster dagegen wird der Erreger- 
strom durch die eingefügte Reaktanz gedrosselt, und die Funken 

hören auf, ohne daß man 
weiter auf die Stromabgabe 
der Wechselstrommaschine 
einzuwirken hätte. 

In dem System des Oenie- 
hauptmanns Giulio Cervera 
Ba\'iera, welches im spani- 
schen Heere benutzt wird, 
werden zwei besondere Sendevorrichtungen verwendet Die eine 
ähnelt der Tastervorrichtung an Schreibmaschinen. Indem der 
Ebonitknopf, welcher den zu übertragenden Buchstaben aufge- 
schrieben enthält, niedergedrückt wird, werden selbsttätig jene 
Stromschlüsse und Stromunterbrechungen hervorgebracht, welche 
die den betreffenden Buchstaben in der Morseschrift zugehörigen 
Punkte und Striche ausmachen. 

Vermittelst des anderen Tasters unterdrückt Cervera den 
TJnterbrechungsfunken vollkommen. Dies geschieht dadurch, 
daß von den beiden Punkten, zwischen welchen die Stromunterf 




Apparat« fflr die elektrische Wellentelegraphie. 81 

brechang stattfindet, der eine direkt, der andere Qbei einen Kon- 
densator an Erde gelegt ist. 

In Fig. 61 ist eine Bendevoirichtnng dargestellt, wie sie in 
dem System der drahtlosen Telegraptiie von Popoff-Dticretet An- 
wendung findet Die Btromnnt«rbrechungen finden Ewischen 
ewei in Petroleum oder VaaelinOl eintancbenden EupferstBcken 
statt. Das Olgefäfi L ist swischen den beiden voneinander 
isolierten Stlnlen CC angebracht. C ist mit dem oberen Knpfer- 
etfick T vermittelst eines biegsamen Drahtes verbunden, während 
die andere Sftale mit dem unteren Kupferstock in Verbindung 
steht. I>er Eontakt wird hergestellt, indem auf den Ebonit- 
knopf M gedrückt wird, während 
die Unterbrechnng durch eine 
Feder bewiifet wird, welche das 
obere KupferstOck bei Aufhören 
des Dmckea auf M wieder nach 
oben führt 

Fesaenden l>enutzt in sei- 
nem System der elektrischen 
Wellentelegraphie eine Sende Vor- 
richtung, welche statt einen 
Stromkreis zu Offnen und zu 
schließen die Resonanz üwischen 
dem Sender und Empfangsdraht 
henitellt oder vernichtet, wah- 
rend die Erregervorrichtung un- 
unterbrochen in Tätigkeit ist Der 
von Fessendeu benutzte Taster 
(Fig. 52) hat die Anordnung eines ^^ ^j 

gewOhnlichenTelegraphentasters. 

Unterhalb dieses befindet sich eine lange rechteckige Kassette, 
in welcher sich Ol befindet, in dem parallel gespannte Metall- 
drtthte eingetaucht sind. Diese Drähte sind zu je zweien in 
Verbindung mit beweglichen Kontakten, welche an ihrem unteren 
Teile kleine Rädchen tragen, in deren Bandrillen die unterliegen- 
den Drtthte eingreifen, und welche längs dieser Drflht« verschoben 
werden können. 

Das Niederdrücken des Tasters bewirkt vermittelst eines 
Winkelhebele die seitliche Verschiebnng von Metallansätzen, 
welche nach und nach die parallelen Drfthte berühren und in 
den Stromkreis des Oszillators die Kapazität und Selbstinduktion 
je eines Drahtpaares einschalten. Diese Kapazitäten und Selbst- 
KBiEotto, Tfllegraphle ohne Draht. 6 



82 



7. Kapitel. 



induktionen sind von Drahtpaar zu Drahtpaar verschieden in- 
folge der verschiedenen Stellungen, welche die beweglichen Kon- 
takte auf den einzelnen Drahtbahnen einnehmen. 

Mit einem einzigen Niederdrücken des Tasters werden 
daher so viel verschiedene Akkorde erzielt, als Metallstdcke von 
dem Taster bewegt werden und wenn eine der so erzeugten Schwin- 
gungszahlen mit der Schwingungszahl jener Station, für welche 
die Nachricht bestimmt ist, übereinstimmt, so wird letztere die 
Zeichen erhalten, und es ist leicht die Schwingungszahl^zu 
ändern, wenn Grund zu der Annahme vorhanden ist, daß die 



-^ [=D 




Fig. 52. 



Zeichen von einer anderen Station aufgefangen werden. Offenbar 
können die Zeichen übermittelt werden, sowohl indem im ge- 
wollten Augenblick die Resonanz zu den beiden Stationen her- 
gestellt oder die bestehende Resonanz gestört wird. 

Selbsttätige Sende vor rieh tun gen. Auch für die 
drahtlose Telegraphie wurden statt der von Hand zu betätigen- 
den Sender selbsttätige Sendevorrichtungen angewendet. Die 
Anordnung ist ganz ähnlich jener, wie sie bei den Wheatstone- 
Apparaten im Gebrauche ist. Ein Papierstreifen wird mit fort- 
laufenden Löchern in solchen Abständen, wie sie den zu über- 
mittelnden Morsezeichen entsprechen, durchbohrt. Dieser Streifen 
durchläuft einen zweiten Apparat, in welchem der Vorübergang 
eines Loches an einem feststehenden Körper abwechselnd Strom- 



Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 83 

Schlüsse und Stromunterbrechungen des Erregerstroms hervor- 
bringt. Infolgedessen wird die Funkenentsendung in solchen 
Zeitabständen unterbrochen, wie c*die zu übermittelnden Morse- 
buchstaben erfordern. 

Funkeninduktoren und Unterbrecher« 

Fonkeninduktoren. 

Die Funkeninduktoren haben den Zweck, die Ströme 
niedriger Spannung, wie sie von der Stromquelle geliefert wer- 
den, in Ströme von hoher Spannung, die imstande sind, den 
Funkenübergang zwischen den Kugeln des Oszillators und da- 
mit die Ausstrahlung der elektrischen Wellen zu bewirken, zu 
übersetzen. In Wirklichkeit wären auch die Funken einer elektro- 
statischen Maschine wie die von Holtz, Wimshurst usw. imstande, 
den Oszillator zu erregen, und viele Untersuchungen über elek- 
trische Wellen wurden in der Tat mit Elektrisiermaschinen an- 
gestellt. In der Praxis der drahtlosen Telegraphie jedoch werden 
vorzugsweise Induktionsspulen, welche sicherer arbeiten und 
leicht reguliert werden können, verwendet. In den Apparaten, 
in welchen der Funke unmittelbar am Sendedraht hervorgebracht 
wird, hat man, da die Kapazität des letzteren verhältnismäßig 
klein ist, kein anderes Mittel, um die entsandte Energie zu ver- 
mehren, als die Erhöhung der Spannung, d. h. die Vergrößerung 
der Induktionsspule. Die Vergrößerung der letzteren aber wird 
durch die. Schwierigkeit, die Isolation bei hohen Spannungen in 
der Spule aufrecht zu erhalten, beschränkt. 

Dagegen kann in den Apparaten, in welchen der Sende- 
draht durch Induktion erregt wird, die Kapazität des Oszillator- 
stromkreises beliebig vergrößert werden, indem man die Kapazität 
des eingeschalteten Kondensators vermehrt. Man greift daher 
bei den Stationen für die Übertragung auf sehr weite Entfernungen 
zu den Transformatoren für hohe Spannungen, welche von 
Wechselströmen gespeist werden. In den meisten Anlagen jedoch 
werden InduktionsroUen angewendet. 

Der Funkeninduktor von Ruhmkorff besteht im 
wesentlichen aus zwei isoliert übereinander gewickelten Draht- 
spulen. Die innere Spule ist aus kurzem, dicken Draht und 
bildet einen Teil des primären Stromkreises, welcher von dem 
Strom der Stromquelle durchflössen wird. Die äußere Spule ent- 
hält zahlreiche Windungen sehr dünnen Drahts und bildet einen 
Teil des sekundären oder induzierten Stromkreises, dessen Enden 

6* 



M 1. Kapital. 

£u den Engeln des Oszillators, zwisdien welchen die Funken 
übergehen Bollen, geführt sind. Im Innern der Spole befindet 
sich ein Bündel aus DrfthteJ von weichem Eisen (Fig. 63). Bei 
grauen Funkenindoktoren besteht der induzierte Stromkreis »us 
mehreren nebeneinander gesetzten Spulen, ho daß im Falle einer 
Beschädigung nur die beschlldigte Spule ausgetauscht zu werden 
braucht. 

Da die Induktionsströme nur im AugenbUcke des Strom- 
schlnsses und der StromCSaung im induzierenden Stromkreis 
stattfinden, so sind zum Schließen und Offnen dieses Strom- 
kreises besondere Unterbrecher erforderlich. Info^ der Induktion 



Fig. 63. 

von einer Windung auf die andere entstehen jedoch auch im 
induzierenden Stromkreis Ströme von hoher Spannnng, welche 
zur Funkenbildung an der Unterbrechungsstelle Veranlassung 
geben. Da diese Funken bei dem Gebrauch der Apparate 
mancherlei Störung bewirken, versucht man sie auf verschiedene 
Weise zd vermeiden, beispielsweise durch Anwendung von 
Kondensatoren nach Fig. 46. 

Gewöhnlich gibt man die Leistungsfähigkeit eines Funken- 
induktors durch die Länge ' des Funkens , welche er erzeugen 
kann, an. Es werden gegenwärtig Funkenindukt«ren mit einer 
FuokenlSnge von 40 bis 50 cm und darüber gebaut. Zur Ver- 
größerung der Funkenlange kann man auch mehrere Induk- 
toren derart verwenden, daß man die primären Drähte parallel 



Apparate für die elektriscbe Wellen telegraphie. 85 

nnil die sekundären in Keitie hintereinander achalteL Alle Aus- 
fflbrungsformen von Funkeninduttoren können znr elektriechen 
Wellentel^raphie verwendet werden, insofern 
sie gestatten, d&O ein Pol der eeknndären Wick- 
Itini; an Erde gelegt wird, venn man die An- 
ordnung der direkten Verwendung des Funkens 
benutzt Die I^nge der Fnnken, welche durch 
einen Funkeninduktor unter gewöhnlichen Ver- 
hältnissen erhielt wird, gibt jedoch keinen An- 
haltspunkt, um die größere oder kleinere Brauch- 
barkeit für die Zwecke der elektriBchen Wellen- 
telegniphie zn beurteilen. Manche Konetrok- 
Uonen, welcbe ohne Sendedraht und ohne Erd- 
yerbindung bis zu 46 cm Funkenlänge ergeben, 
geben mit einem Sendedraht von 30 m und mit 
ErdverbinduE^ niclit mehr ala 2 bis 8 cm Fun- 
kenlänge oder noch weniger bei Anwendung von 
Kondenaatoren. Andere Konstniktionen d^egen, 
welche im ersten Falle nnr 80 cm Funken geben, 
geben im zweiten noch 5 bis 6 cm bei gleichem 
Energieverbrauch im primären Stromkreis. 

Gewöhnlich wird die Achse der Spulen wag- pj^ g, 

recht angeordnet, wenn es auch Ausführungen 
mit senkrechter Achse, Fig. 54, gibt zu dem Zweck, die Apparat« 
bequemer anwenden au können. Man kann sich Ton der Ver- 
vollkommnung im Bau der Funkeninduk- 
toren, welcbe bis jetzt fast ausschließUch 
tOr wiesenschafUiche Zwecke verwendet 
worden, noch viel versprechen, nachdem 
eine aus^ebige induetrielle Anwendung durch 
die elektrische Wellentelegraphie gegeben 
ist, anderseits der Hutseffekt dieser Apparate 
kaum noch 20 "/o Oberechreitet. 

EinpoligerTransformator. Der 
sog. einpolige Transformator von Wydts und 
de Rochefort, welcher insbesondere in den 
französischen Anli^n für elektrische Wellen- 
telegraphie in ansgedehnt«r Verwendung 
steht, ist in flg. 55 dargeBt«llt. Er besteht p, ^ 

aus einem Primärdraht von zwei Lagen, 
welcher auf einem Kern von weichen Eisendräht«n aufgewickelt 
and von einer isolierenden Röhre umschlossen ist. Der Sekundär- 



86 7. Kapitel. 

draht besteht aus kurzem und dickem Draht, welcher, in einer 
oder zwei Spulen aufgewickelt, nur einen kleinen mittleren Teil 
der Kemlänge einnimmt. 

Der Draht ist derart aufgewickelt, daß das dem Kern be- 
nachbarte der beiden Enden eine sehr niedrige Spannung auf- 
weist, während das andere eine sehr hohe Spannung zeigt. Die 
Spule ist in ein Isoliermittel eingetaucht, welches durch Auf- 
lösung von Paraffin in heißem Petroleum gewonnen wird. Bei 
der Schaltung mit direkter Verbindung der Funkenstrecke mit 
dem Sendedraht ist das Ende des Sekundärdrahts von niedriger 
Spannung mit der Erde verbunden, so daß die Länge des 
Funkens durch die Erdverbindung nicht beeinträchtigt wird, wie 
dies bei einem gewöhnlichen Funkeninduktor der Fall ist. 

Tissot soll mit einem Funkeninduktor dieser Art Nach- 
richten auf 65 km Entfernungen übermittelt haben, während mit 
einem Induktor gewöhnlicher Anordnung und gleicher Funken- 
länge 35 km nicht tiberschritten werden konnten. 

Unterbrecher. 

Die in der drahtlosen Telegraphie angewendeten Unter- 
brecher müssen von einfacher Anordnung sein und regelmäßig 
und dauernd ohne Störungen arbeiten. Diese Anforderungen 
machen verschiedene Anordnungen, welche für Laboratoriums- 
zwecke manche Anwendung finden, für den Gebrauch für die 
elektrische Wellentelegraphie un verwendbar. 

Vor allem müssen die Unterbrechungen sehr rasch vor 
sich gehen, da infolge der raschen Dämpfung der Schwingungen 
zwischen einem Funken und dem anderen ein gewisser Zeit- 
raum besteht, in welchem die Schwingungen ausgelöscht sind, 
und welcher so kurz wie möglich gemacht werden muß. Wenn 
diese Zeiträume zu lange sind, so hat der Empfangsapparat Zeit, 
zwischen zwei aufeinanderfolgenden Schwingungen in die Ruhe- 
lage zurückzukehren, wodurch statt einer fortlaufenden Linie 
eine Reihe von Punkten übertragen wird. Es werden daher 
Unterbrecher mit trockenen Kontakten und Turbinenunterbrecher 
vorzugsweise angewendet. 

Wenn der Funkeninduktor statt von einem Gleichstrom 
von einem Wechselstrom gespeist wird, so ist offenbar kein 
Unterbrecher nötig. Die Fig. 56, 57 und 60 zeigen scheraatisch 
die drei Hauptunterbrechertypen, den Hammerunterbrecher mit 
trockenen Kontakten, den Quecksilberunterbrecher und den 
Turbinenunterbrecher. In allen drei Figuren ist nur der um 



Apparate för die elektrische Welientelegraphie. 



87 



ein Eisendrahtbündel gewundene primäre Draht h' als geschlossene 
Stromhahn gezeichnet. In allen drei Fällen ist das Ende des 
Primärdrahts direkt mit einem Pol der Elektrizitätsquelle S ver- 
bunden. Das andere Ende geht zum anderen Elektrizitätspol 
unter Zwischenschaltung des Unterbrechers. 

Unterbrecher mit trockenem Kontakt. Die in 
Fig. 56 dargestellte Anordnung besteht aus einem Elektromag- 
net &, einer Batterie S und der Schraube K, welche eine Feder 
berührt, deren Ende den. Eisenanker h trägt. Letzterer steht 
der Spule mit Weicheisenkern b gegenüber. In der Ruhelage 
besteht Kontakt zwischen der Schraube K und der Feder. Wird 
der Strom geschlossen, so wird der Eisenkern kräftig magneti- 
siert, letzterer zieht den Anker an, die Feder entfernt sich 
von der Schraube K, wodurch der Strom unterbrochen wird. 



hO/\^ 



^ 



' d 




s 

FTg. 66. 



Mit Aufhören des Stromes wird der Eisenkern wieder unmag- 
netisch , läßt den Anker h los und die in die Ursprungslage 
zurückkehrende Feder stellt den Kontakt in K wieder her. Der 
Strom ist von neuem geschlossen .und wird durch erneute Anker- 
anziehung wieder unterbrochen, worauf der Anker in die Ruhe- 
lage zurückkehrt, um das Spiel von neuem zu beginnen. 

Quecksilber Unterbrecher. In dem Fig. 57 dargestell- 
ten Unterbrecher taucht das eine Ende eines Winkelhebels h aus 
Metall in das Quecksilbergefäß K, während das andere Ende 
einen Eisenanker trägt. Wird der Strom der Batterie S über 
dem Elektromagnet b geschlossen, so wird der Anker angezogen 
und das andere Ende des Hebels verläßt das Quecksilber. Da 
der Strom von der Elektrizitätsquelle über das Quecksilber und 
den Drehpunkt des Winkelhebels h, über den Elektromagnet b und 
den Primärdraht der Induktionsspule führt, so wird er durch die 
Ankeranziehung und das Emportauchen des einen Arms des Winkel- 
hebels aus dem Quecksilber unterbrochen. Durch die Unter- 
brechung fällt der Winkelhebel in seine Ruhelage zurück und 



das bozOgUche Ende tancht wieder in dae Quecksilber, den 
Strom von neuem herstellend. Der wiederhergeatellte Sljoin 
nebt den Anker neuerdings tui, wodurch eine erneute Unter- 



brechung dee Strome, der neue ROckgang des Ankere and damit 
der Wiederbeginn dee Bpiele veranlaßt wird. 

Bei einigen Bauarten diener Unterbrecherkon stroktion wird 
die Bewegung der in dae Quecksilber eintaachenden Unter- 



Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 



89 



brecherspitze, unabhängig vom Primärstrom, von einem kleinen 
elektrischen Motor, welcher den eintauchenden Körper auf und 
ab bewegt, hervorgerufen. Man kann hierdurch die Anzahl der 
Stromunterbrechungen nach Belieben wählen. Fig. 58 zeigt einen 
derartigen Unterbrecher nach der Bauart Ducretet Das die 
Unterbrechungen ausführende Metallstück T wird von einem 
auf der Säule P angebrachten kleinen elektrischen Motor, dessen 
Geschwindigkeit durch einen Regnlierwiderstand auf 600 bis 
800 Unterbrechungen in der Minute eingestellt werden kann, 
auf und ab bewegt 

Der Unterbrecher Lodge-Muirhead. In dem System 
der drahtlosen Telegraphie von Lodge-Muirhead wird ein Unter- 
brecher nach Fig. 59 angewandt. 

Der Apparat besteht aus einem gewöhnlichen Quecksilber- 
unterbrecher, welcher statt von einem von zwei in Beihe ge 




Fig. 59 



schalteten Elektromagneten betätigt wird. Der erste dieser Elek- 
tromagneten J wirkt wie ein gewöhnlicher Klingelunterbrecher. 
Der bewegliche Arm schwingt auf und ab und schließt dabei den 
Stromkreis des zweiten Elektromagneten K, an dessen Anker eine 
in Quecksilber eintauchende Spitze angebracht ist. Diese Anord- 
nung soll eine regelmäßigere Funkenfolge als der gewöhnliche 
Quecksilberunterbrecher geben. 

Turbinen Unterbrecher. 
In dem Turbinenunterbrecher, 
wie er Fig. 60 dargestellt ist, ist 
der freie Draht der primären 
Wicklung der Induktionsspule b 
mit einem Metallring m ver- 
bunden. Letzterer ist mit Fen- 
stern versehen und befindet sich 
in dem zylindrischen Gefäß g, 
dessen Boden mit Quecksilber 

bedeckt ist. In das Quecksilber taucht die Turbine /, welche mit 
großer Geschwindigkeit um ihre senkrechte Achse gedreht wird. 




Fig. 60. 



90 T. Kapitel. 

Sie besteht ans einer Röhre, welche mit ihrem unteren Teil ine 
Queckeilber taucht und eich im oberen Teil im rechten Winkel dem 
Ringe zuwendet. Die Umdrehung bewirkt, daß das Quecksilber in 
der Röhre k aufsteigt und als Strahl aus dem oberen Röhrenende 
gegen den Ring geschleudert wird. Da das Quecksilber mit dem 
andern Pol der ElekCriütStaquelle verbunden ist, so ist der Strom 
über die Frim&rrolle des Funkeninduktors gescblossen so oft 
der Quecksilberstrahl anf die Metallwände des Ringes trifft. 
Er wird jedoch unterbrochen, sobald der Strabl auf ein Fenster 



trifft. Durch geeignete Wahl der Zahl der Fenster und der 
Umdrehungsgeschwindigkeit können bis zu 1000 Unterbrechungen 
in der Sekunde erreicht werden. 

In den beiden letzterwähnten Anordnungen des Unter- 
brechers wird das Quecksilber mit einer Schicht isolierender 
Flüssigkeit, Alkohol, Vaselinöl etc., bedeckt, wodurch die Oxy- 
dation und Verdampfung des Quecksilbers durch den Unter- 
brecherfunken verhindert wird, anderseits die Unterbrechung 
des Stromkreises sich plötzlicher gestaltet. Fig. 61 zeigt die 
»ußere Gestalt, Fig. 62 die innere Einrichtung des von der 
Allgemeinen Elektrizitä tage Seilschaft in Berlin gebauten Queck- 
silberunterbrechers. 



Apparate für die elektrische Welleatelegraphie. 91 

Unterbrecher Wehnelt. Auf einem durchaus anderen 
Prinrip beruht der elektrolytiache Unterbrecher Wehnelt, wie er 
schematiacb in Fig. 63 dargestellt iet. Die Kathode besteht aus 
der Bleiplatte p, die Anode aus einem Platindraht k, welcher 
AUS dem unteren Ende einer Glaaröbre a in eine Schwefelsäm«- 



'////////////l 



löBung taucht. Die beiden Elektroden sind mit dem Primärdraht 
des Funke ninduitors 6, und mit einer Batterie 8 von wenigetene 
20 Akkumulatoren verbunden. Sobald der Strom geBchloBeen 
wird, erhitzt sich der Platindraht, wenn der Strom genügend stark 
ist, das anliegende Wasser verdampft, und es bildet sich zwischen 
der Flüssigkeit und der 
Elektrode eine nichtlei- 
tende Gaasohicht, welche 
den Strom unterbricht. 
Durch Aufhören des Stro- 
mes wird die Platinspitze 
wieder abgekühlt, die 
Flüssigkeit kommt von 
neuem in Berührung mit 
dem Platin, der Strom setzt 
von neuem ein, und eine 
gleiche Folge von Stromunterbrechungen 
wiederholt die Erscheinung. 

Mit diesem Apparat können mehrere Hunderte von Unter- 
brechungen in der Sekunde hervorgebracht werden. Für die 
Zwecke der elektrische» Wellentelegraphie bietet diese Form des 
Unterbrechers jedoch geringe Vorteile. 




Plg. S3. 
und StromschlUssen 



92 T. Kapitel. 

Unterbrecher Cooper-Hewitt. Die TOn Cooper- 
Hewitt benUhrende elektrische QaecksUberlampe kann, wie wir 
später sehen werden, anch als Unterbrecher verwendet werden. 
Umwandle r. Der Gebrauch der Q>iecksilbeninterbTecher 
bietet eine Reihe von Bchwieri^eiten, wenn es eich um die An- 
wendung bedeutender StromslArken 
handelt. InsolchenFällenziehtmandie 
Verwendnng von Wechselströmen, sei 
es aus WecbBelBtrommaBchinen, sei 
es durch Umformung vort 
Gleichströmen in Wecbsel- 
ströme vermittelst beson- 
derer Umwandler, vor. Die 
Fig. 64 zei^ scbematdsch den 
Umwandler Grisson, wie er 
in einigen Anlagen nach 
dem System Slaby-Areo an- 
gewendet iet. Die primfire 
Wicklung des Induktors 
weist auBer den beiden 
Endklemmen tt die Klem- 
men P, P, P, auf; der 

Gleichstrom durchfließt 
durch einen Kommutator 
zuerst die Windungen der 
Spule P, P, and dann 
die Windnngen der swei- 
ten Spule P, P,. Die 
beiden Spulen haben 
einen gemeinsamen 
Eisenkern und mag- 
netäaieren letzteren 
im entgegengesetzten 
Sinne derart, daA, 
wenn der Strom P, P, 
durchfließt, in P, P, 



moMm 



Flg. 64. em< 

motorische Kraft er- 
regt wird, welche den in derselben fließenden Strom nahezu auf 
Null berabdrflckt. Zu gleicher Zeit wird der erste Stromkreis nntei^ 
brechen und der Strom in P, P, erreicht sein Maximum, usw. 
Um die selbsttätige Schließung und OtTnung der beiden Strom- 



Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 93 

kreise za erreichen, werden die beiden Kommutatoren, üi und Z7, 
welche voneinander elektrisch isoliert sind und auf einer gemein- 
samen Achse sitzen, verwendet. Jeder dieser Kommutatoren 
ist elektrisch mit einem Ring verbunden, an welchem vermittelst 
Schleif stücken die Drähte Bi und B^ anliegen. Ein gemeinsames 
Schleifstück kommt abwechselnd mit den Segmenten auf Z7, und 
dann mit den Segmenten auf CT, in Berührung. Die beiden Kom- 
mutatoren und die zugehörigen Schleifstücke werden von einem 
kleinen Elektromotor in Umdrehung gebracht. Der Strom des 
ümwandlers wird auf diese Weise zum Wechselstrom, dessen 
Wellenform innerhalb weiter Grenzen geändert werden kann. 

Die Wechselzahl kann leicht zwischen 50 und 100 vollen 
Wechseln in der Sekunde variiert werden, und da der Strom, 
während er den höchsten Wert erreicht, nicht unterbrochen 
wird, so ist die Funkenbildung sehr gering, wodurch es möglich 
wird, den Funkeninduktor mit sehr starken Strömen zu speisen. 

Erreger und Ossillator. 

Mit Erreger soll derjenige Teil der Apparate für die draht- 
lose Telegraphie bezeichnet werden, in welchem die die elek- 
trischen Schwingungen hervorbringenden Funken in dem System 
hervorgebracht werden, welches dann direkt oder vermittelst 
Um Wandler die Schwingungen in den Raum ausstrahlen soll. 

Anderseits soll der Name Oszillator jenem mit dem Erreger 
verbundenen Apparat vorbehalten bleiben, welcher an den elek- 
trischen Schwingungen teilnimmt, und welcher infolge der physi- 
kalischen Konstanten, der Kapazität und der Selbstinduktion 
des Apparats die Schwingungszahlen selbst bestimmt. 

Die Oszillatoren werden eingehender bei der Beschreibung 
der einzelnen Systeme behandelt werden. 

Der Erreger besteht im allgemeinen aus zwei Metallkugeln, 
welche mit den übrigen Teilen des Oszillators, d. h. dem Sende- 
draht, der Erde, den Umwandlern, den Kondensatoren etc., in 
den verschiedenen Systemen verbunden sind. An diese beiden 
Kugeln schließen sich die Enden des Funkeninduktors oder des 
die Schwingungen speisenden Ümwandlers an. In dem Urtypus 
von Hertz, Fig. 28, besteht der Erreger aus den beiden Kugeln bb' 
und der Oszillator aus dem ganzen System Abb' Ä'. 

Bei der Hervorbringung elektrischer Wellen für die wissen- 
schaftliche Untersuchung war man darauf gekommen, daß der 
Zustand des Erregers eine entscheidende Bedeutung für die 
Regelmäßigkeit der erzeugten Schwingungen hatte, und daß es 



94 



7. Kapitel. 



zur Erzielung Bolcher Regelmäßigkeit notwendig war, die Kugeln 
häufig von der Oxydschicht, welche sich durch den Funken- 
übergang bildet, zu reinigen. Um dieser lästigen Notwendigkeit 
zu entgehen, schlugen Sarasin und De La Rive vor, die Funken- 
strecke in eine isolierende Flüssigkeit zu verlegen, welcher Aus- 
weg auch in den Anfängen der drahtlosen Telegraphie betreten 
wurde. 

Wenn der Funke in die Luft übergeht und bedeutende 
Energiemengen im Spiele sind, so tritt das Bestreben auf, daß- 
sich zwischen den Polen ein elektrischer Lichtbogen bildet^ 
welcher dadurch, daß er den Stromkreis dauernd schließt, nicht 
nur die Entwicklung der elektrischen Schwingungen hindern^ 
sondern auch die Apparate gefährden würde. Um die Bildung 
des Funkens zu verhindern, wird der Funke ausgeblasen oder 
die Funkenstrecke zwischen dem Pol eines Elektromagnets an- 
geordnet, welch letzterer das Ausblasen des Funkens besorgt. 




Fig. 65. 



Der Hertzsche Oszillator erfuhr seitens der einzelnen. 
Forscher verschiedene Abänderungen, welche hauptsächlich sich 
darauf richteten, eine möglichst geringe Wellenlänge zu erzielen. 
Eine der erfolgreichsten Formen ist die von Righi angegebene. 

Der Oszillator Righi-Marconi. Der Oszillator Righi 
in der Form, wie ihn Marconi in seinen ersten Versuchen der 
elektrischen Wellentelegraphie verwendete, ist in Fig. 65 dar- 
gestellt. Jedes der Kugelpaare d e ist in einer kurzen Ebonit- 
röhre d2 untergebracht, welche in einer größeren Röhre d3 ver- 
schoben werden kann. Jede Kugel dd ist mit dem Metallstück 
d5 verbunden, welches zum Anlegen des äußeren Stromkreises 
und zur Regelung des Abstandes zwischen den Kugeln e e dient. 
Zu diesem Zweck ist das Metallstück dJ 5 mit der Kugel d mit einem 
Kugelgelenk verbunden, welches gestattet, das Metallstück (i 5 zu 
drehen, ohne daß sich damit auch die Kugel d dreht. Die 
MetaUstücke d5 sind mit Gewinde versehen und durchdringen 
eine Schraubenmutter im Deckel dd, so daß, wenn man die 
Endknöpfe dreht, die Röhren d2 sich verschieben, wodurch so- 
wohl die Stellung der Kugeln cc in der Röhre d3 als auch der 



Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 95 

Abstand zwischen ihnen reguliert werden kann. Der zwischen 
den Kugeln ee eingeschlossene Raum d6 wird von der äußeren 
Eöhre umschlossen und bildet einen Behälter, in welchem sich 
Yaselinöl befindet. 

Der Apparat geht auch unter dem Namen eines Oszillators 
mit drei Funken. Die Kugeln ddy welche den Erreger bilden^ 
werden mit dem Fünkeninduktor verbunden. Die beiden Funken, 
welche zwischen d und e übergehen, bestimmen die elektrischen 
Schwingungen in den Kugeln e, zwischen welchen ein dritter 
Funke überspringt. 

In der Folge verließ man den Gebrauch der Olzwischen- 
Schicht zwischen den Kugeln e e, weil man beobachtete, daß sich 
bei den gewaltigen Entladungen, die für die elektrische Wellen- 
telegraphie nötig sind, das Ol teilweise zersetzte und Kohlen- 
partikelchen ausschied, welche die Isolierfähigkeit der Flüssig- 
keit verminderten, weshalb man zu den trockenen Kugeln zurück- 
kehrte. 

Die Oszillatoren mit Kugeln entsenden nur Wellen von 
kleiner Länge, beispielsweise von 25 cm bei Kugeln von 10 cm 
Durchmesser, welche geeignet sind, von zylindrischen Spiegeln 
bescheidener Abmessungen zurückgeworfen zu werden. Solche 
Oszillatoren wurden in der Tat benutzt, um den Wellen eine be- 
stinmite Richtung zu geben. 

Die Kugeln dd wurden in der Folge von Marconi einer- 
seits mit dem Sendedraht, anderseits mit der Erde verbunden. 
Hierdurch wurde die Wellenlänge in der Art vergrößert, daß die 
Anwendung von Spiegeln ausgeschlossen war. 

Oszillator Tissot. Der Schiffsleutnant Tissot, welcher 
systematische Untersuchungen über die Telegraphie mittelst 
Hertzscher Wellen angestellt hat, bevorzugt für kleinere Ent- 
fernungen die Verbindung einer der beiden mittleren Kugeln 
mit dem Sendedraht, während die andere an Erde liegt, und die 
beiden äußeren mit dem Funkeninduktor in Verbindung stehen. 
Diese Anordnung rechtfertigt sich durch den Umstand, daß die 
äußeren Kugeln nur zur Ladung der mittleren dienen, zwischen 
welch letzteren allein die oszillatorische Entladung stattfindet. 
Sie hat femer den Vorteil, die Symmetrie des Funkeninduktors 
nicht zu stören. 

Tissot hat vergleichende Versuche angestellt, um zu er- 
mitteln, ob die Anzahl und der Durchmesser der Kugeln des 
Erregers Einfluß auf die Übertragung haben und gefunden, 
daß dies nicht der Fall ist. Erreger mit vier, drei und zwei 



96 7. Kapitel. 

Kugeln ergaben gleichmäßig gute Wirkungen. Für nicht sehr 
große Entfernungen zieht der erwähnte Autor jedoch die oben 
beschriebene Anordnung mit vier Kugeln vor. 

Erreger Buhmkorff. Im allgemeinen wurde [jedoch 
auch der Gebrauch der vier Kugeln verlassen und auf die Er- 
regerformen mit einem einzigen Funken zurückgegangen. Man 
benutzt nunmehr einfach den Buhmkorffschen Funkeninduktor 
mit Erregem, welche aus zwei Metallstangen bestehen die, inner- 
halb zweier isolierter und mit den Enden der Entwicklung des 
Funkeninduktors in Verbindung stehenden Metallringen ver- 
schoben werden können. Die beiden Stangen tragen an ihren 
Enden zwei gegenüberstehende massive Messingkugeln, an den 
äußeren Enden zwei Handgriffe aus isolierendem Material, ver- 
mittelst welcher sie einander genähert oder voneinander entfernt 
werden können. Von denselben Metallringen zweigen die Drähte 
ab, welche die Kugeln des Erregers einerseits mit dem Erd- 
boden, anderseits mit dem Sendedraht verbinden. 

In den abgestimmten Oszillatoren besteht der Erreger aus 
zwei Metallkugeln, welche mit den Enden des Stromkreises in 
Verbindung stehen, welcher den Kondensator und die Selbst- 
induktionsspule enthalten (Fig. 45). 

Erreger Armstrong und Orling. Armstrong und 
Orling schlugen einen Erreger aus Hohlkugeln in Ol getaucht 
vor, in welche metallische Kugeln eingeführt werden können, 
um nach der Meinung der Erfinder die Schwingungsperiode 
verändern und mit jener eines gegebenen Empfängers in Über- 
einstimmung bringen zu können. Es ist jedoch nicht wohl einzu- 
sehen, wie die Anwesenheit dieser Kugeln innerhalb eines voll- 
kommen geschlossenen Leiters einen merklichen Einfluß auf die 
Schwingungsperiode des Oszillators haben soll. 

Erreger Slaby-Arco. Der früher von der A.E.G im 
Sendeapparat des Systems Slaby-Arco verwendete Erreger ent- 
behrt der Kugeln und besteht aus zwei senkrechten Messing- 
stäben, deren oberer verschiebbar eingerichtet ist. Der Er- 
reger ist von einem zylindrischen Mantel aus Pappdeckel 
oder Ebonit umgeben, welcher dazu dient, das Geräusch der 
Funken zu dämpfen. 

Im Deckel befindet sich eine Ebonitröhre, welche zur 
Ventilation des Innenraumes dient. 

Von den beiden Polen des Erregers führen Drähte der 
Sekundärwicklung des Induktors, welche im allgemeinen nach 
Fig. 54 senkrecht an der "Wand befestigt ist. 



Apparate für die elektrische Wellentelegraphie 



97 



Da in dieseai System einer der Pole des Funkeninduktors 
immer mit der Erde ia Verbindung ist, so wird für diese Erdver- 
bindung der obere bewegliche Pol des Erregers gewählt, welcher 
demnach ohne Gefahr gehandhabt werden kann, während 
der untere mit dem Sendedraht verbundene unzagänglicb ist. 

Erreger Feeeenden. In diesem (Fig. 6t>) dargestellten 
Erreger geht der Funke nicht in gewöluilicher Luft, sondern in 
Luft mit erhöhtem Druck über. Indem der Luftdruck erhöht 
wird, gelingt es, das Entlad ungspotential und damit die Trag- 
weite der Wellen zu vermeliren, olme dabei die Länge und 
den Widerstand des Funkens zn vergrößern, da bei gleicher 
Potentjaldiüerenz die Fun- 
ken um so kürzer sind, je 
höher der Luftdruck ist. 
In der Anordnung (Fig. 66) 
geht der Funke bei dem 
Punkte a über, innerhalb 

einer .Luftkammer 6, die ^ 

mit einer Luftpumpe nnd 
einem Manometer d in Ver- 
bindung steht, vermittelst 
welcher die Luft auf 6 
bis 7 Atmosphären Druck ] ^-| - 
iuaammengedrückt werden g 

kann. Bis zv. einem Druck 
von 3,3 Atmosphären be- 
obachtet« Fesaenden kei- 



^ 



>7h 




nerlei Zunahme in der Tragweite der Wellen, letztere stieg je- 
doch bei 4 Atmosphären und erreichte bei 6,3 Atmosphären da» 
3Vifach6 des Betrags bei 3,8 Atmosphären. 

Erreger von Lodge und Muirhead. Ein von Lodge 
und Muirhead kürzlich angegebener Erreger besteht in einer Luft- 
kammer, in welcher die beiden Erregerkugeln untei^ebtacht sind 
und in welcher der Luftdruck nach Bedarf geregelt werden kann. 
Die Engeln Verden durch einen außerhalb der Luftkammer be- 
findlichen Motor während des Gebrauchs des Erregers in dauernder 
Umdrehung erbalten, so daß der Fiinkenübergang an stets wech- 
selnden Punkten der Kugeln stattfindet. Die Abnutanng der 
Kngeln durch die übei^ehenden Funken wird daher auf den ganzen 
Eugelnmfang verteilt Zum Zwecke der Zuführung der Elek- 
triötät zu den Kugeln sind letztere mit axialen Bohrungen ^er- 
sehen, in welche QuecksUber eingefüllt ist In das Quecksilber 
Uaziotto. Telegraphle ohne Draht. 7 



98 7. Kapitel. 

tauchen die ruhenden von oben durch den Deckel der Luft- 
kammer kommenden Zuleitungen und führen so den Kugeloiber- 
flächen die zum Funkenübergang erforderlichen Spannungen zu. 

Sende- und Enipfangsdrähte« 

Die Sendedrähte und Erapfangsdrähte bilden einen der wich- 
tigsten Teile in den Einrichtungen für die drahtlose TelegrapMe^ 
sobald es sich darum handelt, einigermaßen erhebliehe Entfer- 
nungen zu gewinnen, insofern die Übertragungsentfernung unter 
gleichen Umständen mit der Höhe des Sendedrahtes zunimmt. 

Marconi fand das Gesetz bestätigt, daß die Übertragungsent- 
fernung mit dem Quadrat der Höhe des Sendedrahtes zunimmt. 

In der Praxis scheint es jedoch, daß für einigermaßen 
lange Sendedrähte die erreichbaren Entfernungen etwas größer 
ausfallen, als dies Gesetz erwarten läßt. In der Tat zeigen die 
in der folgenden Tabelle zusammengestellten Zahlen, wie sie 
sich aus praktischen Versuchen von Tissot mit verschiedenen 
Längen des Sendedrahts ergaben, wesentliche Unterschiede 
zwischen den berechneten und beobachteten Werten. 

raguDgs- Beobachtete Übertragungs- 
g entfemuDg 

km 

1,8 

4,5 

7,5 

13,5 

22,0 

40,0 

Dem Sendedraht an der Sendestation entspricht der Emp- 
fangsdraht an der empfangenden Station. Der Sendedraht hat, 
wie oben ausgeführt die Aufgabe, die Energie in der Form auf- 
einanderfolgender elektrischer Wellen in den Kaum auszu- 
strahlen und den Wellen genügende Länge und Amplitude zu 
geben, um auf große Entfernungen unter Überwindung zwischen- 
liegender Hindernisse übertragen zu werden. Der Empfangs- 
draht dagegen hat die Energie der ankommenden elektrischen 
Wellen aufzufangen, in einem Punkt die Wirkungen sämtlicher 
aufeinanderfolgender Wellen, die eine Zeichengebung ausmachen, 
zusammenzufassen und dem Fritter oder einem andern Wellen- 
anzeiger zuzuführen. 

In den Systemen mit direkter Erregung wird die Wellen- 
länge von der Länge des Sendedrahtes bestimmt, während in 
den Systemen mit Erregung vermittelst Induktion die Wellen- 



L&nge des Sende- 


Berechnete Ub< 


drahtes 


entfern 


m 


km 


12 


1,6 


20 


4,8 


25 


7,5 


30 


10,8 


35 


14,0 


45 


24.0 



Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 



99 




Fig. 67. 



läj^ge, wie kürzUch C. A. Chajat gezeigt bat, nur in geringem Maße 
von der Länge des ßendedrahtes dagegen fast ausschließlich von 
dwn die Kondensatoren enthaltenden Schwingungskreis abhängt. 
Empfangsdraht Popoff. Ein senkrechter Braht am Emp- 
fangsapparat wurde «um erstenmal von Popoff angewendet. Er 
bestand aus einer gewöhnlichen Bützableiterstange, vermittelst wel- 
cher die elektrischen Wellen der Atmosphäre aufgefangen wurden. 
Sende- und Empfangsdrähte Marconi. Dieersten 
von Marconi in London auf eine Entfernung von ungefähr 3 km 

ausgeführten Versuche wurden ohne Sende- 
und Empfangsdrähte mit Parabolspiegeln an 
beiden Stationen unternommen. Später fand 
er es vorteilhaft, mit Metalldrähten am Os- 
zillator und am Fritter Metall-Lamellen anzu- 
bringen, welche sich um so wirksamer erwiesen, 
in je größerer Höhe sie angebracht waren. 
Endlich erkannte er, daß diese Metall-Lamellen 
überflüssig seien, und die emporgeftihrten 
Drähte allein genügten, indem er so die wichtige Erfindung der 
Oszillatoren mit senkrechten Sendedrähten machte. 

Die Sendedrähte in dauernden 
Anlagen für die Funkentelegraphie 
werden von einem kleinen Mast, welcher 
am Ende eines großen senkrechten, 
nach Art der Schiffsmasten gebauten 
Trägers angebracht ist, gehalten oder 
an Türmen und anderen hohen Ge- 
bäuden befestigt. Bei provisorischen 
Anlagen jedoch können die Sende- 
drähte auch durch kleine Luftballone 
oder selbst durch einfache Drachen 
in der Höhe gehalten werden. Auf alle 
Fälle ist es jedoch nötig, daß die Iso- 
lation derselben eine vollkommene sei. 
Infolgedessen ist der obere Teil des Sendedrahts am Mastbaum 
vermittelst Ebonitzylindern befestigt und der kleinere Baum selbst 
ein wenig geneigt angebracht, um Berührungen mit dem Trag- 
baum zu verhüten, wie Fig. 67 zeigt, in welcher der obere Teil 
einer von Marconi in Wimereux verwendeten Sendevorrichtung 
dargestellt ist, welcher Teil an den kleineren Teil Y mit den 
beiden Ebonitzylindern cc verbunden ist und mit dem spiralförmig, 
gewundenen blanken Draht a endigt. Mit ihrem unteren Endo 



Fig. 68. 







100 T. Kapitel. 

dringen die Drähte in den Apparatraum, wobei sie starke Ebonit- 
ringe, die von Porzellanieolatoren getragen werden, durchlsafen. 
Mebrrache Empfangs- und Sendedrähte. Im 
Anfang benatste man Sende- und Empfangs Vorrichtungen, welche 
auB einem einzigen blanken oder mit Isoliennaterial Aberzogenen 
Draht bestanden. In der Folge erkannte man jedoch, daß die 



ng. 69. Fig. 70. 

LeiBtimgefttbigkeit bedeutend erhöht würde, wenn die Sende- 
und Empfangsvorrichtungen aus 3 oder 4 parallelen, durch 
hOlEeme Queratücke in gleichmäßigem Abstand voneinander 
gehaltene oder nach den Erzeugenden eines Zylinders (Slaby 
und Gnarini, Fig. 68 und 69) angeordneten Drahten bestünden 
oder in Kegelfomn mit der Kegelspitae (Ducretet, Fig. 70) nacl» 



Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 101 



4M^ 






^^ 



^n 






r-\ 



^ 








Fig. 71. 



unten angeordnet wird. Braun schlug zur Erhöhung der Leistungs- 
fähigkeit verschiedene andere Formen vor (Fig. 71), welche aus 
parallelen, unter sich an einem oder heiden Enden verbundenen 
Drähten, oder auch aus zwei solcher Anordnungen nebeneinander 
oder hinterein- 
ander verbun- 
den, oder auch 
hintereinander 
mit gekreuzten 
Drähten,oder aus 
einiBm in Form 
eines rechtecki- 
gen Solenoids 
aufgewundenen 
Drahte mit ein em 
metallischen Git- 
ter oder Netz im 

Innern des 
Bechtecks beste- 
hen und die erhöhte Wirkung ohne zu hohe Vermehrung der 
Kapazität des Systems erreichen sollten. 

Nach Popoff besteht eine gute Anordnung aus zwei Masten 
(Fig. 72), deren Höhe der zu überwindenden Entfernung anzu- 
passen ist, und welche voneinander 20 — 25 m entfernt sind. 
Jeder dieser Masten trägt zwei isolierte geneigte Drähte, welche 
über dem Häuschen der Empfangsapparate zwischen den Masten 
endigen. Die gleiche Anordnung benutzt Popoff für die Stationen 
an Bord, in welchen die Empfangsdrähte an den Schiffsmasten 
angebracht sind. 

Lodge und Muirhead benutzen in ihrem Feldapparat eine 
pyramidenförmige Vorrichtung von 15 m Höhe. 

Aus gewissen theoretischen Erwägungen über die Bolle 
der Erde bei der Übertragung der Wellen verlangt Fessenden, 
daß die Sende- und Empfangsvorrichtung mit einem gutleitenden 
Netz verbunden sei, welches sich mindestens 7* Wellenlänge 
nach der Bichtung der Empfangsstation und -noch weiter, wenn 
die Sendestation von Gebäuden, Bäumen oder anderen Hinder- 
nissen umgeben ist, ausdehnen muß. Er benutzt demnach die 
in Fig. 73 dargestellte Anordnung. 

Das untere Ende der Sendevorrichtung ist vermittelst der 
Funkenstrecke an ein Drahtnetz angeschlossen, dessen Drähte 
in einer Entfernung von mindestens V4 Wellenlänge mit der 



10^ 



7. Kapitel. 



Erde m Verbindung stehen. Längs der senkrechten Sende- 
vorrichtung sind Induktionsrollen deren Schwingungsperiode ver- 




Fig. 72. 

schieden ist von der Schwingungsperiode der zu übertragenden 
Wellen, angebracht, durch welche nach der Ansicht Fessendens 
die elektrischen Schwingungen der Atmosphäre und die nicht 





Fig. 73. 



mit dem Empfangsapparat übereinstinamenden Schwingungen ver- 
nichtet werden sollen. 

Drahtgitter. Auf Schiffen werden außer den bei Land- 
stationen üblichen Vorrichtungen zur Entsendung und Aufnahm© 



Apparate für die elektrische Wellentolegraphie. 



103 



elektrischer WeLen Draht«eril»te benutzt, welche aus zwisi^hen 
den Masten ausgeepannten Drahtbandeln bestehen und Über 
dem Apparateniaum zusammenlaofen. Die Fig. 71 und 75 zeigen 
die Gitter, wie sie nacheinander auf dem kiiniglicben Schiff Carlo 
Alberto während der Reiee nach Kruuatadt verwendet wurden. 
Inj Fall der Fig. 74 bestand das Gitter aus vier Drftht«n, welche 
Ewischen zwei Masten von 16 m Höhe ausgespannt waren. Am 




Flg. U. 

Eauptmaat waren die Drähte niedergeführt, um zum Apparat en- 
ranm zu gelangen. Die Flg. 75 zeigt die später aut derselben 
Reise zur besseren Übereinstimmung zwischen der Schwingungs- 
zahl des Senders in Poldhu abgeänderte Anordnung. 

Im letzten Falle bestand das Gitter aus 50 dünnen Kupfer- 
drähten, welche fächerf'innig angeordnet waren und von einem 



Fig. 75. 

zwischen den beiden Masten auHgeapannten Stahldraht hoch ge- 
halten worden. Die Höhe der \'orrichturg, welche im Anfang 46 m 
betrug, wurde in der Folge während der Reise auf B2 m gebracht. 
Diese Gitter sammeln die Wellen aus einem großen Kanm- 
abechnitt, um sie vereinigt dem Emptangsapparat zuzuführen. 



104 7. Kapitel. 

wodurch eine erheblich größere Wirkung als bei der Verwendung 
eines einzigen Drahtes erzielt wird. 

Sendevorrichtungen für große Entfernungen. 
Mit den Übertragungsentfemungen mußte die von der Sende- 
station ausgestrahlte Energie mehr und mehr zunehmen, und 
die Leistungsfähigkeit der Sendevorrichtungen erhöht werden. 

In den Stationen, welche für die Übermittlung von Nach- 
richten vermittelst elektrischer "Wellen über den Ozean dienen, 
wobei die Wellenlänge ca. 300 m erreicht, und die Ausstrahlungen 
von Wechselstrommaschinen von 50 Kilowatt Leistung geliefert 
werden, müssen die Sendevorrichtungen imstande sein, Zehn- 
tausende von Kilowatt in der Zeit von Viooo Sekunde abzugeben. 
Die Sende Vorrichtungen bestehen daher jedenfalls aus einer 
großen Anzahl von Drähten, welche nach Art der Station Glace- 
Bay angeordnet sind. 

Vier in den Ecken eines Quadrats von 70 m Seitenlänge 
aufgestellte, verstrebte und mit Drahtseilen verankerte Türme 
tragen vier horizontal ausgespannte Kabel, deren jedes 100 aus 
7 Drähten zusammengewundene Kupferseile in die Höhe hält. 
Sämtliche Leiter laufen unten an den Seiten eines kleinen 
Quadrats zusammen, von welchem der zum Sende- oder Empfangs- 
apparat gehende Draht abzweigt. Die Spannung, auf welche 
die Sendevorrichtungen dieser Station gebracht wird, ist derart, 
daß Funken von 30 — 40 cm Länge z^'ischen einem der Leiter 
und der Erde erhalten werden. Es ergibt sich hieraus, welche 
schmerige Aufgabe es ist, nicht nur an dem untern Ende der 
Sendevorrichtung, sondern auch an der Aufhängung der 400 Leiter 
die erforderliche Isolation, insbesondere in feuchten Gegenden 
aufrecht zu erhalten. Eine weitere Schwierigkeit für Einrichtungen 
dieser Art besteht in dem ungeheueren Winddruck, welchen das 
Bauwerk auszuhalten hat. 

Sende- und Empfangseinrichtungen mit kon- 
zentrischen Zylindern. Einen anderen Typus der Sende- 
und Empfangsvorrichtung bildet jene, welche aus 2 konzentrischen 
Zylindern besteht, von welchen der innere mit der Erde und 
mit einer der Erregerkugeln, der äußere mit der anderen Erreger- 
kugel verbunden ist. Die Anordnung mit konzentrischen Zy- 
lindern gestattet eine große Kapazität bei verhältnismäßig ge- 
ringer Höhe zu erreichen, und eignet sich daher insbesondere 
für transportable Stationen. (Fig. 76.) 

Es gentigen 6 — 7 m Höhe, um Übertragungsentfernungen 
))is zu 50 km zu erreichen, während bei Übertragungen über das 



Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 



105 



Heer diese Entfernung vennittelst der Anordnung schon bei 
3,25 m Höhe und 40 cm Durchmesser erreicht wird. 

Neue Vorrichtung Fessenden. 

Fessenden hat in jüngster Zeit eine eigenartige Sende- und 
Empfangsvorrichtung angegeben, welche hauptsächlich für den 



A 



CJ 



FiK. 76. 



O 



/v^w/\: 



^ 



<jebrauch auf Schiffen in solchen 
Fällen bestimmt ist, in welchen die 
Anwendung von Masten unmöglich 
oder wie in Seeschlachten durch 
Zerstörung der Mäste unmöglich ge- 
worden ist. Sie besteht darin, daß 
an Stelle des Mastes ein oder mehrere 
Wasserstrahlen verwendet werden, 
welche durch ein Druckwerk in die 
Höhe geschleudert zur Abgabe und 
Aufnahme der elektrischen Wellen 
<]ienen, indem sie am unteren Ende 
mit den Wellenerzeugern bzw. -Emp- 
fängern verbunden werden. 

Empfangsvorrichtung 
O. Squire. Wie O. Squire beob- 
achtete, lassen sich auch lebende 
Bäume als Empfänger elektrischer /T^t* 
Wellen verwenden. Unter den verschiedenen benutzten Anord- 
nungen hat sich als wirksamste die ergeben, bei welcher vom 
Fuß des Baumes eine Drahtverbindung zu einem Telephon als 
Wellenempfänger hergestellt ist, während das andere Ende der 
Telephonwicklung vermittelst eines Drahtes in einer Entfernung 
von ein Viertel Wellenlänge vom Fuß des Baumes geerdet ist» 

Empfangs- und Sende Vorrichtungen für ge- 
richteteWellen. Es fehlte nicht an Versuch en, der Sende Vor- 
richtung eine solche Anordnung zu geben, daß sie die Wellen 
:ganz oder hauptsächlich in einer bestimmten Richtung ausstrahlen, 
«owohl um Energieverlust zu vermeiden, als um ein Auffangen der 
Mitteilungen zu erschweren. Die erzielten Erfolge scheinen jedoch 
bisher der Wichtigkeit der Sache noch nicht zu entsprechen. 

Guarini benutzte den konzentrischen Vorrichtungen ähn- 
liche Anordnungen, in welchem ein zentraler Metalldraht von 
einem Blechzylinder, der mit dem Boden in Verbindung steht 
und einen Läng'sspalt enthält, umgeben ist. Nach der Angabe 
des Urhebers soll die Strahlung nur in der Ebene stattfinden. 



106 T. Kapitel. 

welche durrli den BrahC und den Spalt ^bildet wird, und nnr 
von einem Empfänger, der sich in derselben Ebene befindet, auf- 
genommen werden können. 

Kitsei und Wilson «ichlngen eine Empfangsvonichtung vor 
(Fi([. 77), welche aue einem senkrechten Mast besteht, dessen 
oberes Ende ein horizontal angeordnetes 
Kreuz tr&gt, dessen Balkenenden mit je 
einer Metallplatte versehen sind, von 
welchen jede mit einem besonderen Emp- 
fänger verbunden ist. Nach der Angabe 
der Urheber, sollte der Empfänger am 
meisten beeinflußt werden, welcher mit 
der den ankommenden Wellen zukom- 
menden Metallplatte verbunden ist, vo- 
raus sich die Richtung der ankommenden 
Wellen erkennen ließe. 

Ein anderer Vorschlag der beiden 
Autoren besteht darin, am oberen Endo 
des Mastes eine Kugel in Verbindung 
mit einem Empfänger anzubringen, und 
ein Kugelsegment, welches mit einem 
anderen Empfänger in Verbindung steht, 
darum herum zu bewegen. Wenn das 
Kugelsegment während einer Umdrehung 
sich zwischen der Kugel und der Sende- 
station befindet, so würde der Empfänger 
der Kugel aufhören za wirken, und an des- 
j^ een Stelle der Empfänger des Segments in 

Tätigkeit treten, wodurch dieBichtnngder 
ankommenden Wellen angegeben wäre. 

Es ist jedoch nicht wahrscheinlich, daß zwei so benach- 
barte Empfänger verschiedene Angaben hervorbringen. 

Sendevorrichtung Artom. Eine sehr sinnreiche, kürz- 
lich bekannt gewordene und mit Erfolg angewendete Anordnung, 
die Wellen in bestimmter Richtung zu führen, ist die von Art«m 
in Turin angegebene. Sie besteht darin, daß statt eines einiigen 
Sendemastes zwei aufeinander senkrechte angewendet werden, 
welche von elektrischen Wellen gleicher Amplitude und gleicher 
Frequenz, aber mit einer Piiasen Verschiebung von '/, Periode^ 
durchlaufen werden. Aus der Zusammensetzung dieser beiden 
Schwingungen soll eine einüige Schwingung in der gewollten 
Eirlitnng entstehen. 



Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. lOT 

Um eine Vorstellung davon zu geben, wie zwei Schwingungen 
mit den erwähnten Eigenschaften sich zusammensetzen können,, 
sei auf die Fig. 78, in welcher A und B die beiden aufeinander 
senkrechten Sendedrähte 
bezeichnen, verwiesen. 

Um den Schwingungs- 
zustand der beiden Drähte 
im selben Augenblick dar- 
zustellen, bedeutet inFig. 79 
die ausgezogene Linie den 
Schwingungszustand des 
Drahtes A und die punk- 
tierte Linie jenen des 
Drahtes B. In der Figur 
ist die ganze Schwingung 
in IG Abschnitte zerlegt 
tmd man bemerkt, daß der 
Draht A in den Zeiten 0, 1, 2, 3, 4 etc. in demselben Schwingungszu- 
stande sich befindet, in welchem der Draht B sich zu den Zeiten 
4, 5, 6, 7, 8 usw. befindet, weshalb letzterer immer um 4 Zeit- 
abschnitte d. h. um ^/^ Periode im Rückstände sich befindet. 




Fig. 78. 




17 16 19 20 



Fig. 79. 

Tragen wir die Längen ^0, ^l, A'2f AS senkrecht auf 
Draht A von ab, so erhält man die Längen 040, 0-41, 0^42 etc., 
welche die von dem Draht A in den Augenblicken 0, 1, 2, 3, 
ausgestrahlte elektrische Kraft darstellen. Trägt man in gleicher 
Weise die Längen BO, Bl, B2 senkrecht auf den Draht B auf, 
so stellen die Längen 0, 0^1, 0^2, OBS etc. die elektrische Kraft 
dar, welche von dem Draht B in den Augenblicken 0, 1, 2, 3, 4 
ausgeht. Die elektrische Kraft zu irgend einem Zeitpunkt ist- 



108 7. Kapitel. 

gegeben durch die Diagonale des Parallelogramms, welches aus 
•den die elektrischen Kräfte, die in diesem Augenblick von den 
Drähten ausgehen, darstellenden Geraden gebildet wird. Im 
Augenblicke wird sie daher von der Linie OAO gegeben 
^werden, da in diesem Augenblicke BO gleich ist. Im Augen- 
blicke 1 wird sie dargestellt sein, durch die Linie Cl 0, d. h. die 
JResultante aus OAl und OBl im Augenblicke 2 durch ^20, 
•dann durch C30 etc. Es ergibt sich hieraus, daß die resultierende 
•elektrische Kraft um den Punkt rotiert und so ein sogenanntes 
•elektrisches Drehfeld bildet, welches sich längs der senkrechten 
.auf der Ebene der Drähte A und JB in fortpflanzt. Um daher 
•die Fortpflanzungsrichtung zu verändern, ist nichts nötig als die 
Ebene, in welcher sich die beiden Drähte befinden, zu drehen. 

Durch Versuche, welche Alessandro Artom anfangs, 1905 an- 
.^estellthat, deren Ergebnisse der Accademia deiLincei inBom vor- 
gelegt worden sind, ist nachgewiesen, daß mit dem beschriebenen 
Verfahren die Übertragung von Nachrichten in einer bestimmten 
Richtung möglich ist. So wurden beispielsweise Signale von 
Monte Mario in Kom nach der Maddalenainsel übermittelt, ohne 
•daß der Empfangsapparat für drahtlose Telegraphie auf der Insel 
Ponsa, die nur verhältnismäßig wenig von der Verbindungslinie 
-der beiden genannten Stationen entfernt ist, im geringsten in Mit- 
leidenschaft gezogen wurde. Ferner scheint bei dem Verfahren 
•die Höhe der Sendedrähte verringert werden zu können. 

System Magni. In diesem System werden zwei parallele 
•^endedrähte, welche unten mit einem Draht verbunden sind, 
verwendet. Auf Einzelheiten der Anordnung wird im Kapitel 9 
^zurückgekommen werden. 

Was über die Sendedrähte gesagt ist, gilt auch für Empfangs- 
•drähte, insofern die beiden Bestandteile einer drahtlosen Ver- 
bindung im allgemeinen identisch sind. Auch arbeitet in ein 
und derselben Station ein und dieselbe Einrichtung abwechselnd 
als Empfangseinrichtung und Sendevorrichtung. Man gibt daher 
.auch den beiden Vorrichtungen soweit als möglich dieselbe Länge 
und möglichst parallele Richtung. 

Anfangs glaubte man, daß Sendevorrichtung und Empfangs- 
vorrichtung an Punkten angebracht sein müssen, von welchen 
■der eine vom anderen aus gesehen werden könne. Mit der An- 
iivendung empfindlicher Wellenanzeiger stellte sich jedoch heraus, 
•daß dies keine unerläßliche Bedingung ist. 

Sendevorrichtung ohne Drähte. Blochmann führt 
«ine Reihe von Versuchen drahtloser Telegraphie mit gerichteten 



Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 109* 

Wellen aus, ohne daß in den benutzten Apparaten Sendedrähte- 
verwendet wurden. 

Der Oszillator befand sich im Brennpunkt einer Linse aus- 
Paraffin. Die elektrischen Wellen werden beim Durchgang durch 
die Linse wie Lichtwellen gebrochen und in der Bichtung der- 
Linsenachse fortgepflanzt. Eine gleiche Linse befindet sich am. 
Empfangsapparat und ist derart gerichtet, daß ihre Achse mit 
der Bichtung der ausgesandten Wellen zusammenfällt. Lni 
Brennpunkt befindet sich der Fritter oder ein anderer Wellen- 
anzeiger mit den übrigen erforderlichen Empfangsapparaten. 

Der Erfinder beansprucht für sein System verschiedene- 
Vorteile gegenüber den Systemen mit Sendedrähten. Der erste- 
dieser Vorteile besteht darin, daß die Empfangsstation nicht von. 
Zeichen, welche von fremden Stationen ausgehen, beeinflußt 
wird, daher absichtliche und unabsichtliche Störungen im Empfang- 
der Nachrichten ausgeschlossen sind. Zweitens könnte di& 
Empfangsstation die Bichtung bestimmen, in welcher sich ein& 
gebende Station befindet. Zu diesem Zweck würde es genügen,, 
verschiedene Wellenanzeiger in der horizontalen Linie, welche 
durch den Brennpunkt der Linse geht, anzubringen. Die gesuchte- 
Bichtung wäre von der Geraden gegeben, welche den betätigten 
Wellenanzeiger mit dem Mittelpunkt der Linse verbindet. 

Dem Erfinder gelang es bei Versuchen, welche im Jahre IdOS- 
angestellt wurden, auf eine Entfernung von 1,5 km zu tele- 
graphieren, wobei in der Sendestation eine Energiequelle von 
nicht mehr als 1 Kilowatt angewendet wurde. 

ErdYerbindungen. 

In dem größten Teil der Systeme der drahtlosen Telegraphie- 
ist sowohl der Sendedraht als der Empfangsdraht in guter Ver- 
bindung mit der Erde. Die Anordnung empfahl sich durch die- 
Erfahrung. In der Tat bemerkte Marconi, daß die Übertragungs- 
entfemungen in hohem Maße zunahmen, wenn man eine der- 
beiden mit dem Erreger und mit dem Empfänger verbundenen. 
Lamellen durch Erdverbindungen ersetzte. 

Die Übertragung ist auch ohne derartige Verbindungen 
möglich und in einigen Schaltungen der Systeme Braun, Slaby- 
Ärco und Lodge sind die Erdverbindungen durch Kapazitäten vons 
entsprechender Größe ersetzt. Durch die Einführung derartiger Ka- 
pazitäten wird jedoch die Erdverbindung nicht sowohl unterdrückt^ 
als vielmehr die direkte Verbindung durch eine indirekte ersetzte 



110 7. Kapitel. 

Nach den Versuchen von Ferrit ist die £rd Verbindung des 
Sendcdrahts viel wichtiger als die des Empfangsdrahtes. So 
maßte man beispielsweise die Länge des Sendedrahtes ver- 
doppeln, während die Länge des Empfa^gsdrahtes nur 1 ^/, mal 
«o lang sein mußte, wenn man dieselbe Übertragungsentlernung 
bei Unterdrückung der Erd Verbindungen erreichen wollte. 

Die Erd Verbindung scheint für die Übertragung in erster 
Linie deswegen vorteilhaft, weil sie beinahe eine Verdoppelung 
•der Wellenlänge mit sich bringt, dadurch daß die Kapazität des 
zw^eiten Teils des Oszillators praktisch unendlich groß wird, ferner 
wreil sie, wie oben erwähnt, verhindert, daß sich die Fortpflanzung 
zu sehr von der günstigsten Bichtumg, d. i. der horizontalen ent- 
fernt, endlich weil sie im Empfangsapparat die Störungen durch 
•die Elektrizität der Atmosphäre, insbesondere jene, welche von 
langsamen Potentialänderungen der Luft herrühren, vermindert. 

Um eine gute Erdverbindung zu gewinnen, ist es nötig, 
"daß die betreffenden Apparatteile vermittelst möglichst kurzer, 
dicker Drähte mit großen Metallplatten von möglichst großer 
Oberfläche verbunden sind und daß diese Platten an einem 
Punkte der Erdoberfläche eingegraben werden, wo letztere durch 
Js'atur oder Kunst eine möglichst große Leitungsfähigkeit auf- 
iveist, wobei für die Anlage dieselben Grundsätze Geltung haben, 
welche die Erd verbin düngen für Blitzableiter bestimmen. 

Als ein Beispiel für derartige Anordnungen seien die 
Einrichtungen für die Stationen für drahtlose Telegraphie zwischen 
Biot und Calvi erwähnt. Li Biot wurden vier Erdverbindungen 
hergestellt. Eine in einem benachbarten Bach, zwei andere 
vermittelst je einer Zinkplatte von 2 qm Oberfläche, welche 
horizontal in einer Tiefe von 0,5 m eingegraben wurden. Eine 
vierte aus 5 oder 6 Zinkplatten, welche in eine Tiefe zwischen 
50 cm und 3 m versenkt waren. 

In Calvi wurde zunächst eine Erd Verbindung aus 20 qm 
Zinkplatten, welche horizontal in eine Tiefe von 0,5 m ednge- 
^aben waren, hergestellt; dann die Oberfläche auf 30 qm ver- 
größert, da sich die Station auf felsigem Boden befand, welcher 
nur durch wenige Spalten mit dem Meer verbunden w^ar. 

Man zog vor, die Erd Verbindung auf diese Weise zu be- 
wirken, anstatt bis zum Ufer des Meeres zu gehen, um eine zu 
große Länge des Erddrahtes zu vermeiden. 

Ein Versuch in Biot hatte in der Tat gezeigt, daß die Über- 
mittlung der Zeichen unmöglich wurde, wenn mehr als 30 m 
Erddraht an den Empfänger angeschlossen wurden. 



Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 111 

Transformatoren. 

Die TranBformatoren sind Apparate, welch« den Zweck 
liaben, durch Indofedon die Energie eines Stromes von einem 
StFcankreis auf einen anderen zu übertragen. 

Die elektrische Energie in einem stromdurchflossen&n Leiter 
ist durch das Produkt aus der elektromotorischen Kraft und der 
Stromstärke hestimmt. Die Transformatoren gestatten nun bei 
der Übertragung der Energie von einem Stromkreis Äuf den 
anderen nach Belieben den einen Faktor dieses Produkts auf 
Xosten des anderen zu verändern. Sie gestatten beispielsweise 
die elektromotorische Kraft zu verdoppeln, zu verdreifachen, 
indem zugleich die Stromstärke in dem induzierten Stromkreis 
auf die Hälfte oder ein Drittel herabgesetzt i^drd, oder die 
elektromotorische Kraft auf die Hälfte oder ein Drittel herunter- 
. zusetzen, wobei gleichzeitig eine Verdoppelung oder Verdrei- 
fachung der induzierten Stromstärke erhalten wird, abgesehen 
natürlich von den unvermeidlichen Verlusten, welche bei jeder 
Energieübertragung stattfinden. 

Die Transformatoren bestehen im allgemeinen aus zwed 
auf einem gemeinsamen Kerne aufgewickelten und völlig von- 
einander isolierten Drahtwicklungen. In der einen dieser Wick- 
lungen fließt der primäre, in der anderen der induzierte oder 
sekundäre Strom. Die elektromotorische Kraft des primären 
Stroms verhält sich zu jener des sekundären Stromes wie die 
Anzahl der Drahtwindungen im primären Stromkreis zu der 
Anzahl der sekundären sich verhält, so daß, wenn die beiden 
Spiralen die gleiche Anzahl Windungen aufweisen, auch die in 
beiden Stromkreisen wirksamen elektromotorischen Kräfte gleich 
sind. Hat jedoch die sekundäre Wicklung beispielsweise die 
zehnfache Anzahl von Windungen gegenüber der primären, so 
ist in ersterer auch die elektromotorische Kraft die zehnfache, 
während zugleich die Stromstärke im sekundären Stromkreis 
zehnmal kleiner ausfällt. Umgekehrt erhält man von der 
sekundären Wicklung eine zehnfach kleinere elektromotorische 
Kraft wie im primären Stromkreis, wenn die Anzahl der Win- 
dungen in ersterer zehnmal kleiner ist. 

Die Funfceninduktoren nach RuhmkorfE sind wirkliche Trans- 
formatoren, welche denStrom niedriger Spannung der Elektrizitäts- 
werke in einen Strom von hoher Spannung im Sekundärdraht ver- 
wandeln, weshalb die primäre Wicklung aus einigen wenigen, 
die sekundäre aus einer großen Anzahl Windungen besteht. 



112 



7. Kapitel. 



In der drahtlosen Telegraphie werden die Transformatorea 
hauptsächlich angewendet, nm die Energie des Oszillators ent- 
sprechend umgeformt dem Sendedraht zuzuführen und die am Emp- 
fangsdraht ankommende Energie dem Wellenanzeiger zuzuleiten. 
Wir werden in folgendem sehen, daß der Transformator 
zunächst in den Empfangsapparaten und erst viel später an 
dem Sendeapparat angewendet worden ist. 

Diese beiden Transformatoren arbeiten unter sehr verschie-^ 
denen Bedingungen und weisen daher verschiedene Bauart auf. 
EmpfangstransformatorenMarconi-Kennedy. Schoik 
im Jahre 1898 traf Marconi am Empfangsapparate die Einrichtung,, 
daß er den Empfangsdraht vom Stromkreis des Fritters isolierte und 
letzteren durch Induktion von ersterem beeinflußen ließ. Er er- 
kannte dabei, daß bei dieser Art der Wellenaufnahme die Bauart des- 
Transformators von höchster Wichtigkeit ist, insoferne bei der Ver- 
wendung der gewöhnlichen Transformatoren mit wenigen Win- 
dungen im Primärkreis und vielen im Sekundärkreis die Wirksam- 
keit nicht nur nicht erhöht, sondern verringert wird. Der Transfor- 
mator ist nur in dem Falle von Vorteil, wenn er auf einem Kern 
von bestimmtem Durchmesser aufgewickelt ist, und aus Windungen 
von bestimmter Anzahl und Lage besteht. 

Marconi hat in Verbin- 
dung mit Kennedy eine großa 
Anzahl von Transformatoren, 
untersucht, und unter anderen 
die in den Fig. 80 — 85 darge- 
stellten als die brauchbarsten 
patentieren lassen. 

In diesen Figuren, welche- 
nur die obere Hälfte jedea 
Abschnittes geben, ist die 
primäre Wicklung, welche mit 
dem Empfangsdraht verbun- 
den ist, P, durch starke Linien,, 
die sekundäre mit dem Fritter 
verbundene Wicklung 8, mit 
dünnen Linien dargestellt, ob- 
wohl die beiden Drähte in der 
^^' *^* Regel gleiche Dicke aufweisen. 

Die Wicklungen sind nicht im Schnitt d. h. durch eine oder 
mehrere Punktreihen für jede Wicklung sondern durch Zickzack- 
linien, welche eine bessere Übersicht geben, dargestellt. 




Flg. 80. 




Fig. 81. 




Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 118 



Jede horizontale Linie bedeutet eine Lage der Wicklung 
um ein Glasrohr vom Durchmesser von 0,935 cm im Schnitt zur 
Hälfte mit G bezeichnet^ und die Längen der darüberliegenden 
Linien geben das Verhälttiis zwischen der Anzahl der Windungen, 
welche die aufeinanderfolgenden Drahtlagen bilden. 

Aus den Figuren ist ersichtlich, daß die Anzahl der Win- 
dungen in den verschiedenen Lagen abnimmt, je entfernter diese 
von dem Glasrohr liegen. 

Die besten Besultateer- ^ 

gab unter den geprüften 

Tran sf ormatorenf ormen 
die in Fig. 80 dargestellte. 
Li dieser Anordnung be- 
stehen die beiden Wick- 
lungen aus Draht von 
0,1 mm Durchmesser und 
der Primärdraht besteht 

aus 2 nebeneinander angelegten Lagen von je 160 Windungen, 
Die Verbindung mit den übrigen Teilen der Schaltung der Emp- 
fangsstation wird im nächsten Kapitel behandelt werden. 

Die sekundäre Wicklung ist in drei Teile geteilt, deren 
erster und dritter gleich sind und aus zehn Lagen von 45, 40, 




Figr. 88. 




Fig. 84. 

35, 30, 25, 20, 15, 12, 5 Umgängen in den aufeinanderliegenden 
Lagen bestehen, deren zweiter 12 Lagen aus 150, 40, 39, 37, 35, 
33, 29, 25, 21, 15, 10, 5 Umgängen enthält. 

Eine theoretische Begründung für diese Anordnung läßt sich 
nicht geben. Doch legt Marconi großes Gewicht darauf, da sie 




^ 



A 






^ 



7^vAV,vwy>^v>'.vjvy^y.«y>p/AW^^^ 



T 



Fig. 86. 



seiner Meinung nach verhindert, daß die elektromagnetische In- 
duktion der elektrostatischen an den Enden der Spulen entgegen- 
wirkt. In Kapitel 10 werden wir auf die von Marconi mit der 
Einrichtung erzielten Erfolge zurückkommen. 

Mazzotto, Telegmphie ohne Draht. 8 



114 7. Kapitel. 

Im Jahre 1899 ließ Marconi noch andere Transformatoren- 
arten patentieren, welche von dem erwähnten insbesondere sich 
durch die Einführung eines Kondensators, welcher den Sekundär- 
draht in dessen Mitte unterbricht, unterscheiden. Die Fig. 86 und 87 
stellen bei gleicher Bezeichnungsweise wie in den vorigen Figuren 

^__^^___^ die neuen Anordnungen 

^ i . I ^ dar. Die primäre Wicklung 

^ \ ^1 ' / .'^^ j, ist dieselbe , wie in den 

Fig. 80—85 und steht wie 





AJ^A^ 



Flg. 87. 



l^V^' '^^:i^^:»^^»^-:^"^:_^'':^^^ — gewöhnlich mit dem Emp- 

i fangsdraht und der Erde 

^' in Verbindung, j3 ist ein 

Kondensator, welcher den Sekundärdraht in dessen Mitte unter- 
bricht. Von den Belegungen des Kondensators gehen zwei Drähte 
aus, welche über besondere Induktionen zum Stromkreis der Kelais- 
batterie ftihren, während die vom Kondensator abgewendeten 
Enden mit den Polen des Fritters verbunden sind. Der Trans- 
formator der Fig. 86 hat im Primärstromkreis 100 Windungen 

isolierten Kupferdrahte» 
von 0,37 mm Durchmesser, 
welche auf dem Glasrohr/ 
von 6 mm Durchmesser auf- 
gewickelt sind, während der 
Drahtder sekundären Wick- 
lung nur die Hälfte des 
Durchmessers des primären Drahtes aufweist. Die beiden Wick- 
lungen des ersteren beginnen in der Mitte und sind im gleichen 
Sinne wie die des Primärdrahtes geführt, wobei jede Wicklung 
500 Windungen aufweist, deren Zahl von Lage zu Lage von 77 — 3 
abnimmt, während die primäre Wicklung 17 Lagen umfaßt. In 
dem Transformator der Fig. 87 besteht der primäre Stromkreis 
aus 50 Windungen von 0,7 mm starkem Draht, welcher auf eine 
Glasröhre von 25 mm aufgewickelt ist. Jede Hälfte der sekun- 
dären Wicklung umfaßt 160 Windungen von 0,05 mm Draht 
welcher in einer einzigen Lage aufgewickelt ist. 

Bezüglich dieser Anordnungen, welche mehr durch zahl- 
reiche Versuche als durch theoretische Überlegungen empfohlen 
sind, weiß man nur, daß die besten Resultate dann erzielt werden, 
wenn der Sekundärdraht des Empfängers in einer einzigen Lage, 
wie in Fig. 87 und in gewisser Entfernung (ein paar Millimeter, 
damit die Kapazität vemachläßigt werden kann) aufgewickelt ist 
und die Länge des Sekundärdrahtes der Höhe des Empfangs- 



Apparate für die elektrische Welleatelegraphie. 115 

drahtes gleicbkommt. Dies rUhrt ntuih MareoDi von dem Um- 
stände her, daß ein derartiger Transfonnator eine Schwingungs- 
zahl aurweist, welche nahezu jener des Erapfangsdrahtes ent- 
spricht, indem er die gleiche Länge wie der Empfangedraht 

zeigt. 

Der TraDsforinator Marcuni für die SeudestatioM. 

Die von Marconi für die Sendeatation gewöhnlich ange- 
wendeten Transformatoren zeigen folgende Anordnung: In der 
Mitte eines viereckigen parafßnierien Holzstücke von 30 cm Seit« 
ist eine einzige Windung Braht au%ewickelt, welche den primären 
SiTomkreie bildet. Diese Leitung besteht aus einem bis zehn 
parallel geBchallelen Drähten ; zn beiden Seiten des PrimSr- 
drahts sind in einer Ebene oberhalb des Hol^etUckes eine ge- 
wisse Anzahl von Windungen aus Hehr gut isoliertem Draht 
aufgewickelt, welche den SekundilrHtromkreis bilden. Die Win- 
dungBzahl dieses Drahtes ist größer oder kleiner, je nach der 
Wellenlange, welche hervorgebracht werden kann. Die Enden 
der sekundären Wicklung sind einerseits mit der Erde, anderseits 
mit einer Selbst induktionsspute, in welche nach Belieben eine 
mehr oder minder große Zahl von Windungen zur Regulierung der 
Schwingungszahl des Sende- 
apparats eingeschaltet wer- 
den kann, verbunden. 

Letztere Spule besteht 
aus 1 cm starkem Enpfer- 
draht und ist in Windunger 
von 15 cm Durchmesser auf 
einem Zylinderaus isoliertem 
Material aufgewickelt. 

Der Transformator 
Braun. Auch in dem Sy- ' 
Stern der elektrischen Wel- 

lentelegraphie von Brapn ^.^^ , - -^ ,.. .^ ^^ . ■-- ./ 

wirkt der Oszillator auf den Flg. S8. 

Sendedraht vermittelst eines 

Transformators, in dessen primärem Stromkreis die Funkenstrecke 
sich befindet, während der Sekundäretromkreis mit dem Sende- 
draht verbunden ist. Die Fig. 88 zeigt die Anordnung des Apparats, 
wie sie von der Firma Siemens angegeben ist. Da die Ein- 
richtung unter sehr hoben Spannungen zu arbeiten hat, so ist 
sie in einem veischlossenen, mit ül gefälltem Gef&ß tmterge- 



s 




116 7. Kapitel. 

bracht. Aach in der Emp&ngs Vorrichtung dieses Systems wirkt 
der Empfangsdraht vermittelst eines Transformators auf den 
Stromkreis des Fritters. Da der Apparat in diesem Falle nur 
sehr geringen Spannungsunterschieden ausgesetzt ist, genügt die 
Isolation durch die Luft. 

Transformator Tesla. Einen Transformator, wie er 
insbesondere in den Stationen für die Übertragung auf sehr 
große Entfernungen zur Erhöhung des Potentials der von ge- 
wöhnlichen Wechselstrommaschinen gelieferten Ströme dient, 
zeigt schematisch die Fig. 89. 

In diesem von Tesla angegebenen Transformator durchfließt 
der Strom einer Wechselstrommaschine die primäre Wicklung P. 

In der sekundären Wick- 
■^ ^ ^^ lung S entsteht eine Wech- 

selstromfolge von gleicher 
Periodenzahl, wie sie im 
W^?^ ^<^ ^ <''^ Stromkreis der Elektroma- 

schine Wbesteht, aber von 
Fig. 89. viel höherer Spannung. 

Dieser Strom lädt abwech- 
selnd den Kondensator C, welcher sich über die Funkenstrecke 
entlädt und so elektrische Schwingungen im Primärdraht eines 
zweiten Transformators T erzeugt, welcher in öl eingetaucht 
ist. Der Transformator T bildet die sog. Teslaspule. Die elek- 
trischen Schwingungen des Primärkreises von T sind unendlich 
viel schneller als jene des Maschinenstromkreises, wodurch durch 
Induktion im Sekundärstromkreis von T Ströme von gleicher 
Frequenz, aber von viel höherer Spannung wie im Kondensator 
erzeugt werden. 

Der Transformator, welcher zur ersten Spannungserhöhung 
des von der Maschine gelieferten Wechselstroms dient, ist ein 
gewöhnlicher Transformator, wie er für industrielle Zwecke 
üblich ist. Professor Tuma von Wien, welcher als der erste 
bereits im Jahre 1898 den Teslatransformator in seinen Versuchen 
der drahtlosen Telegraphie anwandte, benutzte statt des ge- 
wöhnlichen industriellen Transformators einen Buhmkorff, welcher 
von einer Batterie gespeist wurde. In den Stationen für sehr 
große Entfernungen, wie jene von Poldhu, werden industrielle 
Wechselstromtransformatoren verwendet, welche die Spannung 
in der Maschine von 2000 Volt auf 20000 Volt erhöhen. Diese 
Transformatoren bedürfen besonderer Vorkehrungen, um eine 
vollkommene Isolation des sekundären Stromkreises zu sichern. 



Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 117 



Der sekundäre Draht ist deshalb, wie dies in den RuhmkorfP- 
induktoren zn geschehen pflegt, in verschiedene Abschnitte 
zerlegt und besteht aus einer Reihe von ebenen Rollen, welche 
auf der primären Wicklung aufgewickelt sind. Jede einzelne dieser 
Rollen ist in folgender Weise angeordnet. Ein Stück Leitungs- 
draht mit sehr hoher Isolation und entsprechender Länge geht 
durch ein in einer Ebonitscheibe angebrachtes Loch derart, 
daß die eine Hälfte des Drahtes auf der einen, die andere Hälfte 
auf der anderen Seite der Scheibe sich befindet. Jede Hälfte 
ist in einer ebenen Spirale auf der zugehörigen Scheibenober- 
fläche aufgewickelt, derart, daß der Sinn der Wicklung auf beiden 
Seiten der Scheibe verschieden ist. Die auf der primären Wicklung 
aufgereihten Scheiben sind untereinander in Hintereinander- 
schaltung verbunden. Man erhält auf diese Weise eine wohl- 
isolierte Sekundärwicklung von geringem Widerstände, welche 
imstande ist, in kürzester Zeit einen Kondensator von hoher 
Kapazität zu laden. 

Transformator Oudin und d'Arsonval. Die Fig. 90 
zeigt schematisch den Transformator Oudin. Die inneren Be- 
legungen zweier Leydener Fla- 
schen LL stehen mit dem Pol 
eines Funkeninduktors in Ver- 
bindung und sind zugleich mit 
den beiden Kugeln des Erregers 
verbunden. Von den äußeren 
Belegungen der Flaschen ist die 
eine mit dem einen Ende einer 
senkrechten Spule P, die andere 
mit einem verschiebbaren Kon- 
takt G verbunden. Durch letz- 
•- teren wird die Spule in zwei aufeinanderfolgende Teile zerlegt, 
deren Längenverhältnis sich ändert, wenn der bewegliche Kontakt 
verschoben wird. Ist die Stellung des Kontakts G derart, daß 
die Schwingungsperiode der Flasche und des ersten Spulen- 
abschnitts übereinstimmt mit der Schwingungsperiode des 
zweiten Spulenabschnitts GP, so ist der Punkt P der Sitz 
elektrischer Schwingungen von sehr hoher Spannung, welche 
sich durch lebhafte Lichtausstrahlungen an diesem Punkte kund- 
geben. 

Wird der Punkt G bis nach P verschoben, so erhält man 
den Transformator d'Arsonval, welcher als eine Abart des Trans- 
formators Tesla aufgefaßt werden kann. 




Fig. 90. 



118 



7. Kapitel. 




o o- 

Fig. 91. 



Kondensatoren. 

Die wesentlichen Teile eines Kondensators sind bekannt- 
ich zwei in geringem Abstand einander gegenüberstehende große 

Metallflächen, welche durch eine 
Isolierschichte voneinander ge- 
trennt sind. Je nach der Größe 
der Flächen oder dem Abstand 
derselben besitzt ein derartiges 
System eine große elektrische 
Kapazität, d. h. es erfordert ver- 
hältnismäßig große elektrische 
Ladungen, bevor es eine hohe 
elektrische Spannung annimmt. 
Beispielsweise haben die 
beiden Kugeln der Fig. 91 eine 
geringe Kapazität. Werden sie 
mit den Polen einer Elektrisier- 
maschine verbunden, so genügt 
eine kleine Menge der von der 
Maschine den beiden Kugeln 
zugeführten Elektrizität verschiedenen Vorzeichens, um letzteren 
eine genügende Spann ungsdifferenz mitzuteilen, daß zwischen 

ihnen ein Funke überspringt. Wird daher 
die Maschine dauernd in Tätigkeit erhalten, 
so entsteht zwischen den beiden Kugeln 
eine Reihe von rasch aufeinanderfolgenden 
schwachen Funken. 

Verbindet man dagegen die Kugeln b b' 
(Fig. 92) mit einem Kondensator, dessen 
Belegungen CC von der Isolierschicht D 
getrennt sind, so entsteht ein System von 
bedeutend größerer Kapazität, so daß die 
Maschine den beiden Kugeln bb' eine viel 
größere Elektrizitätsmenge mitteilen muß, 
bevor die Spannungsdifferenz den zum 
Übergang des Funkens erforderlichen Wert 
erreicht. Wird daher die Maschine in stän- 
diger Tätigkeit erhalten, so wird man in 
diesem Falle in der Zeiteinheit eine geringere 
Anzahl von Funken erhalten, dagegen werden letztere, um so 
kräftiger und geräuschvoller, da die bei jedem Funkenübergang 




Apparate för die elektrische Welle Dtelcgraph je. 119 

sich entladende Elektrizität bedeutend großer ist als im ersten Falle. 

Die Kapazität eines Kondensators nimmt mit der Oberfläche 
der Belegungen zu und mit deren Abstand ab. Je mehr daher 
die Belegungen CC einander genähert werden, in desto größeren 
Zeitabstftnden folgen sich um so lebhaftere Funken, und bei 
gleichem Abstand werden die Funken um so häufiger und um 
BO schwacher, je mehr man die Oberfläche der Belegungen ver- 
mindert. 

Eine der häufigsten Formen der Kondensatoren ist die der 
Leydener Flasche Fig. 93, welche aus einem GlasgeflUI, welches 
innen und auQen bis zu einem gewissen Ab- 
stand vom Band mit Stanniol beklebt ist, be- 
steht. Dielnnere Stanniol schiebt bildet die eine, 
die änOere die andere Belegung, während das 
Glas des Gefäßes die isolierende Zwischenschicht 
darstellt. 

Wie erwähnt, werden in den Anwendungen 
der drahtlosen Telegraphie die Kondenealoren 
hauptsäcbhch im Erregerkreis eingeschaltet, um 
die Schwingungsdauer der in diesem Stromkreis 
entstehenden elektrischen Schwingungen zu ver- 
größern und zugleich die von jeder einzelnen 
Entladung des Funkeninduktors ins Spiel ge- 
brachte Enei^e zu erhöhen. In den abgeatinunt«n ^^' ^^■ 
Systemen ist es zndem, wie erwähnt, nötig, die Schwingui^sdauer 
des Erregers und des Empfängers derart regeln zu können, daß 
sie in Übereinstimmung mit den Schwingungszahlen des Sende- 
drahtee bzw. Empfangsdrahtes stehen, weshalb die angelegten 
Kondensatoren in ihrer Kapazität regulierbar angeordnet sein 
mllseen. 

Auch för diese Anwendungen ist die gebräuchlichste Form 
des Kondensators die einer Batterie Leydener Flaschen, welche 
nebeneinander geschaltet sind, indem sämtliche äußere Bele- 
gungen und sämtliche innere Belegungen miteinander verbunden 
werden. Um die Kapazität einer solchen Batterie nu ändern, 
besteht kein anderes Mitel, als eine mehr oder minder große An- 
zahl von Flaschen ein- oder auszuschalten oder eine Batterie 
durch eine andere zu ersetzen. In beiden Fällen findet die Ver- 
änderung der Kapazität spmngweise statt. Wenn es sich darum 
handelt, die Kapazität kontinuierlich zu ändern, so mfleaen Konden- 
satoren von veränderUcher Kapazität angewendet werden. Ge- 
wöhnlich benutzt man zu diesem Zwecke parallele Platten, deren 



_"J 



120 



7. Kapitel. 



r* 



-OO 






-OO 



Hfe;^ 



Abstand verändert werden kann, oder die in Fig. 94 angegebenen 
Plattensysteme, die mehr oder minder weit ineinandergeschoben 

werden können und die 
dadurch verschiedene Ka- 
pazitäten erhalten. 

Man benutzt auch mit 
Erfolg Kondensatoren aus 
Metallplatten, mit Mikanit- 
zwischenlagen, welche in 
Gefäßen mit Petroleum eingetaucht werden. Es werden dabei 
in kleinem Baum große Kapazitäten erreicht, und durch ver- 
schiedene Zusammenfassungen der einzelnen Platten kann die 
Kapazität des gesamte;n Systems nach Belieben geändert werden. 
Kondensatoren Braun. Unter den verschiedenen Arten, 
die Kondensatoren zu schalten, sei die in Fig. 95 dargestellte, 

von Braun in seinem 
System der drahtlosen 
Telegraphie angewen- 
dete, erwähnt. Jeder 
Kondensator besitzt 
^^' ^^' in dieser Anordnung 

seine eigeneFunkenstrecke, so daß durch Ein- oder Ausschalten 
eines der Elemente die Schwingungszahl der Entladung nicht 
geändert, sondern nur die von der Entladung ins Spiel gebrachte 
Energie verändert wird. 

Die beste Form dieser Anordnung ist nach Braun die in 
Fig. 96 dargestellte, in welcher die eine der Belegungen eines 

Kondensators vollkommen 
* "*■ von der anderen umgeben 

ist und die Kapazität der 
Kugeln und der Verbin- 
dungsdrähte auf einen 
Mindestwert herunterge- 
setzt ist. 
Die endgültige Ausführungsform, welche die Firma Siemens 
und Halske der Braunschen Kondensatorenbatterie gegeben hat, 
ist in Fig. 97 dargestellt. Jeder Kondensator besteht aus einer 
bestimmten Anzahl Leydener Flaschen, deren jede aus einem 
Glasrohr von 25 mm Durchmesser und 2 Vj — 3 nnn Wandstärke 
besteht. Von außen gleicht eine solche Batterie einer Gruppe 
von umgekehrten Beagenzgläschen, welche so angeordnet sind, 
daß die Anzahl der Flaschen mit größter Leichtigkeit vermehrt 




Fig. 96. 



Apparat« für die elektrische Wellentelegraphie. 121 

oder vermindert werden kann und im Fall eines Bruches der 
Ersatz auf das bequemste erfolgt. Die EapazitHt einer einselnen 
Flasche betlägt 0,0004—0,0005 Mikrofarad. 

Diese Kondensatoren werden vermittelst einer Spule ge- 
laden, welche derart gewickelt ist, daß sie nicht sowohl sehr 



hohe Spannungen als groSe ElektrizitAtsm engen liefert Der in 
Verbindung mit diesem Kondensator angewendete Transformator 
ist in Fig. 98 dargestellt. Die bei dem Braunschen Empfangs- 
apparat angewendeten Kondensatoren sind von gleicher Kapazität 
wie die an der Sendestation verwendeten, zeigen jedoch, da sie 
viel geringere Spannungen auszahalten haben , viel geringere 
Abmessungen und 
sind im allgemeinen 
ans einer bestimm- 
ten Anzahl von Be- 
legungen, die durch 
sehr dünne Isolier- 
schichten getrennt 
sind, gebildet 

Die Fig. 98 zeigt 
einen derartigen p,^ ^ 

Kondensator in Ver- 
bindung mit dem zugehörigen Transformator zur Aufnahme 
elektrischer Schwingungen von 200 m Wellenlänge. 



122 7. Kapitel. 

Kondensator Slaby-Arco. Die Flaschen dieser An- 
ordnung sind paarweise ineinandergesetzt, zeigen eine Kapazität 
von je 0,001 Mikrofarad und werden zwischen zwei Holzplatten 
unter Zwischenlage von Filzringen festgehalten. Die äußeren 
Belegungen sind vermittelst eines Stanniolblattes in der unteren 
Holzscheibe miteinander verbunden. Die inneren Belegungen 
sind voneinander getrennt und mit einer in der Mitte angebrachten 
Schaltvorrichtung verbunden, vermittelst welcher die Kontakte 
je nach Bedarf hergestellt werden können. Die Batterie ist von 
einem zylinderischen Mantel aus Pappdeckel oder Mikanit 
umgeben und in dem großen Zylinder des Sendeapparats 
eingesetzt. 

Kondensator von Poldhu. Da bei den Stationen 
auf sehr große Entfernungen sehr erhebliche Energiemengen 
ins Spiel gebracht werden müssen, müssen die im Entladungs- 
stromkreis solcher Stationen angewendeten Kondensatoren eine 
erhebliche Kapazität ausmachen. 

In der Station von Poldhu bestehen die angewendeten 
Kondensatoren aus 20 einzelnen Elementen, welche nebeneinander 
geschaltet sind. Jedes einzelne dieser Elemente besteht aus 
einer Glasplatte, welche auf beiden Seiten von einem quadratischen 
Stanniolblatt von 30 cm Seite bedeckt ist. Zwanzig solcher, in 
einem mit gekochtem Leinöl gefüllten Gefäße aufgestellter Ele- 
mente bilden einen Elementarkondensator, welcher eine Kapazität 
von ungefähr 7ao Mikrofarad aufweist. Der ganze Konden- 
sator besteht aus 20 solchen parallel geschalteten Elementar- 
kondensatoren und zeigt daher eine Kapazität von ungefähr 
1 Mikrofarad. 

Ein aus vielen Elementen zusammengesetzter Kondensator 
bietet den Nachteil, daß die einzelnen Elemente nicht dieselbe 

Stelle im Entladungsstromkreis ein- 
I nehmen, weshalb die partiellen 
Entladungen nicht die gleichen 
Schwingungszahlen aufweisen. 
Dieser Übelstand ist besonders bei 
der Übermittlung mit abgestimm- 
I ' ' ' ■ ten Wellen, bei welcher der Strom- 

kreis, in welchen der Kondensator 
eingeschaltet ist, eine scharf abgestimmte Schwingungszahl auf- 
weisen muß, fühlbar. 

Man sucht diesem Nachteil zu begegnen, indem man die 
einzelnen Elementarkondensatoren nach Fig. 99 anordnet. Die 



Flg. 99. 



ä-pparate fUr die elektrische Wellentelegraphie. 12.^ 

Lange dea Entladungsstromkreises ist dabei für jeden Elementar- 
kondenaator genau dieselbe, so daß alle ihre Einielentladungen 
genau die gleiche Schwingungasahl aufweiaen. 

Abstimmunf^mittel . 

Unter Abstimmuugamittel aind die Apparate verstanden, 
Teiche dazn dienen, die Stronüareise der beiden Stadoneu oder 
verschiedene Stromkreiae derselben Station auf dieselbe Schwin- 
gDngBzahl abzustimmen. Da Resonanz zwiacben zwei Scbwin- 
gungakreisen besteht, wenn 
die Schwingangszahlen bei- 
der Kreise gleich sind, und da 
die 8chwingnngszahl eines 
Kreiaes von dessen Kapazität 
and Selbstinduktion abhängt, 
so müeeen dieae beiden Kreiae 
einzeln oder znsammen ge- 
ändert werden können, um 
die gewünschte Resonanz 
herzn stellen. Die Mittel 
zur Abstimmung beat«hen 
daher im allgemeinen ent- 
weder aus Selbst Induktion a- 
spulen von veränderlicher 
Selbstinduktion oder aua 
Eondenaatoren von regulier- 
barer Kapazität. 

Die Mitt«l, um eine be- 
queme und rasche Verende- Fig. lu». 
ning der Selbstinduktion und 

Kapazität eines StromkreiseK zu erzielen, sind verschieden. 
Fesaenden benulzt z. B. den bereite beschriebenen Tast«r nach 
Mg. 52. Andere verwenden die in Fig. 90 angegebene Anordnung, 
mit dem längs einer Spule P verschiebbaren Kontakt G, dessen 
Stellung die Länge des in den Schwing ungskreis eingeachalteten 
Spulenteila bestimmt. Ducretet benntzt ein großes Wandbrett, 
welches einen blanken Knpferdraht von ca. 100 m in Zickzack 
gewunden tragt, längs welchem Kontakte verachoben werden 
können , durch die eine mehr oder minder große Länge den 
Dtahtea in den Stromkreis eingeschaltet wird. 

Transportable Abstimmungsspule. Dieser von 
Graf Arco angegebene Apparat gestattet, verschiedene Stationen 



124 7. Kapitel. 

vollkommen gegeneinander abzustimmen, ohne daß dieselben 
vorher miteinander in Verbindung treten. 

Fig. 100 zeigt die Einrichtung, welche aus einer zylindrischen 
Kassette besteht, die oben ein Funkenmikrometer trägt, während 
an der Außenwand parallel mit der Zylinderachse eine Skala 
angebracht ist, längs welcher ein Kontakt verschoben werden 

kann. Innerhalb des Zylinders befindet 
sich eine Selbstinduktionsspule. Das un- 
tere Ende der letzteren wird mit dem un- 
teren Ende des Sendedrahtes oberhalb 
der Spule TJ Fig. 101, durch welche im 
System Slaby-Arco der Sendedraht mit der 
Erde in Verbindung steht, verbunden. Das 
jY ' 1^ obere Ende ist mit einer der Spitzen des 
""^[ — Funkenmikrometers verbunden, während 

$ Q ein mittlerer veränderlicher Punkt mit dem 

T äußeren beweglichen Kontakt in Verbin- 

dung steht. Die andere Spitze des Funken- 
mikrometers steht mit dem verschiebbaren 
Kontakt in Verbindung. Längs der Drähte, 
welche von der Spule und dem beweglichen 
Kontakt zum Funkenmikrometer gehen, 
pjg jQj^ ist in Abzweigung ein Kondensator ein- 

geschaltet, welcher dieselbe Kapazität wie 
der in der Empfangsstation verwendete Fritter aufweist. 

Nachdem die Schwingungszahl des Erregers mit jener des 
senkrechten Drahtes, der auf die Selbstinduktion TJ und den 
Kondensator wirkt, abgestimmt ist, wird die Abstimmungsspule 
an das untere Ende des senkrechten Drahtes angelegt und der 
bewegliche Kontakt so lange verschoben, bis die Funken am 
Funkenmikrometer . die größte Länge aufweisen. In dieser 
Stellung stimmt die Schwingungszahl der Abstimmungsspule 
mit jener der Station überein. 

Man stellt hierauf den beweglichen Kontakt in der be- 
treffenden Lage fest, bringt die Spule zu der Station, welche mit 
der anderen in Resonanz gebracht werden soll, legt sie am 
unteren Ende des senkrechten Drahtes an und verändert die 
Selbstinduktion TJ und die Kapazität K des Oszillators solange, 
bis die Funken am Funkenmikrometer der Abstimmungspule 
wiederum die größte Länge erreichen. Nun sind die beiden 
Stationen imstande, Wellen von gleicher Schwingungszahl auszu- 
tauschen. In gleicher Weise wird der Empfänger abgestimmt. 



Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 



125 



indem man den Fritter auf einen Augenblick durch einen Hilfs- 
erreger ersetzt. 

Die Skala dieses Apparates kann auch derart geteilt sein, 
daß sie unmittelbar die Wellenlänge des Erregers angibt, mit 
welchem die Abstimmung vorgenommen wurde. 

Wellenmesser Doenitz. Nach Doenitz kann vermittelst 
des Apparates von Arco die Abstimmung nicht mit genügender 
Schärfe erreicht werden, infolge der zu großen Dämpfung, welche 
die Spule bei offenem Stromkreis bewirkt. Der in Fig. 102 




Fig. 102. 



dargestellte Wellenmesser von Doenitz verwendet daher als 
Schwingungskreis einen geschlossenen Stromkreis mit Selbst- 
induktion und Kapazität, welcher leicht gegen den schwingenden 
Stromkreis, dessen Wellenlänge ermittelt werden soll, abgestimmt 
werden kann. 

Bechts in der Fig. ist die Induktionsrolle dargestellt, welche 
durch zwei andere dem Apparat beigegebene Bollen ersetzt werden 
kann. Die Selbstinduktionen der drei Bollen verhalten sich wie 
V4 : 1 : 4. In der Mitte des Apparates befindet sich ein zylind- 
risches mit öl gefülltes Gefäß, in welchem verschiedene halb- 
kreisförmige parallele Metallamellen befestigt sind, während eben- 
soviele halbkreisförmige Lamellen derart um eine vertikale Achse 
drehbar angeordnet sind, welche vermittelst eines außen an- 
gebrachten Knopfes mehr oder minder weit in die Zwischen- 
räume der festen Platten eingeführt werden können, wodurch 
ein Kondensator von veränderlicher Kapazität etwa nach Fig. 94 
gegeben ist. 



126 



7. Kapitel. 



Links befindet sich die Anzeigevorrichtung, welche aiia 
einem Luftthermometer besteht, in dessen Kolben eine Rolle 
eingeschlossen ist, auf welche durch Induktion eine andere im 
Hauptstromkreis eingeschaltete Rolle wirkt. 

Der Stromkreis, dessen Wellenlänge man bestimmen Avill,. 
wirkt durch Induktion auf die Selbstinduktionsrolle des Wellen- 
messers. Dreht man nun den äußeren Knopf solange bis infolge 
der Änderung der Kapazität des Kondensators das Thermometer 
die höchste Temperatur anzeigt, so ist der Wellenmesser in Reso- 
nanz mit dem schwingenden Stromkreis und die Wellenlänge kann 
an dem am Deckel des Apparates angebrachten ZifEerblatte, dessen 
Zeiger in Übereinstimmung mit dem Knopfe steht, abgelesen 
werden. Das Zifferblatt enthält drei Teilungen, von welchen je^e 
einer der drei verwendeten Selbstinduktionsspulen entspricht* 
Mit geeignet gewählten Kapazitäten und Selbstinduktionen 
können mit dem Apparat Wellenlängen von 140 bis 1200 m ge- 
messen werden. 




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Wellenanzeiger. 

Der Fritter. Das in den Empfangsstationen für die 
elektrische Wellentelegraphie am häufigsten angewandte Mittel 
zur Aufnahme der elektrischen Wellen ist, wie erwähnt, der 

Fritter. Zu gleichem Zweck 
wurde später von Marconi ein 
anderer auf durchaus anderen 
Erscheinungen beruhender 
Apparat, der magnetische Wel- 
lenanzeiger, verwendet. Es 
wurde bereits erwähnt, daß die 
Wirksamkeit des Fritters auf 
der Eigenschaft beruht, daß 
metallische Pulver und andere 
unvollkommene Kontakte 
unter gewöhnlichen Umstän- 
den den Durchgang des elek- 
trischen Stromes beinahe völlig^ 
verhindern, dagegen sofort gestatten, sobald sie von elektrischen 
Wellen getroffen werden, und daß sie den ursprünglichea 
Widerstand wieder annehmen, sobald die Wellen aufhören und 
deren Wirkung durch schwache Erschütterungen wieder beseitigt 
wird. 



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Fig. 103. 





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Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 127 

Die erwähnten Pulver, sind daher unter gewöhnlichen Um- 
ständen nahezu Nichtleiter der Elektrizität, welche unter der 
Wirkung der elektrischen Schwingungen zu Leitern werden. 

Die Pulver werden gewöhnlich in kleine Glasröhrchen G 
(Fig. 103), zwischen zwei metallischen Stromzuführungen unterge- 
bracht, von welch letzteren die Drähte zur Einschaltung einer Batte- 
rie B und einer elektrischen Klingel L abzweigen. Befinden sich 
Fritter und Glocke auf einem gemeinsamen Brett montiert, so genügt 
der Anschlag des Klöppels, um den Fritter derart zu erschüttern, daß 
er beim Aufhören der Wellen auch seine Leitfähigkeit wieder verliert. 

Geschichtliches Die Röhre mit Feilspänen als Wellen- 
anzeiger zu verwenden, wurde von Tx>dge vorgeschlagen, welcher 
der Einrichtung den Namen 
Kohärer gab, da er die unter 
der Einwirkung der Wellen 
hervorgebrachte Leitfähigkeit 
des Pulvers einer Art von 
Kontakt oder Kohäsion zu- 
schrieb, welche sich zwischen 
den einzelnen Kömern des 
Pulvers infolge der elektro- 
statischen Anziehung, oder der zwischen den einzelnen Körpern 
übergehenden Funken ausbilden sollte. Diese Kohäsion sollte 
durch die Erschütterungen wieder aufgehoben werden, wodurch 
der ursprüngliche Zustand hohen Leitungswiderstandes sich 
wieder einstelle Lodge zeigte auch die außerordentliche Emp- 
findlichkeit des Apparates. Doch bestand der anfangs von 
Lodge benutzte Kohärer aus einem einzigen Kontakt^ welcher 
durch zwei außerordentlich benachbarte Kugeln oder durch die 
Metallspitze n (Fig. 104) gegenüber einer Metallfeder gebildet 
wurde, ein Kontakt, zwischen welchem bei der Ankunft der 
elektrischen Wellen ein kleiner Funken überging, welcher die 
elektrische Leitung zwischen den beiden Spitzen hervorrief. Die 
Aufhebung dieser Leitfähigkeit, die Entfrittung, geschah auf 
mechanischem Weg, vermittelst des Rädchens T, welches ver- 
mittelst eines Uhrwerks in dauernder Umdrehung erhalten wurde,» 
und auf welchem die Feder schleifte. Diesen Fritter ersetzte 
Lodge durch das Röhrchen mit Feilspänen, nachdem er von den 
gleichzeitigen Forschungen Branlys Kenntnis erhalten hatte. In 
den Bmnlyschen Röhren liegt ein Fritter mit vielfachen Be- 
rührungspunkten vor, welcher viel bequemer und empfindlicher 
ist als der Fritter mit einem einzigen Kontakt. 



Fig. 104. 






128 7. Kapitel. 

Die Entdeckung der Tatsache, daß mit Metallfeilspänchen 
gefüllte Böbrchen, Metallkörper oder Halbleiter unter der Wirkung 
elektrischer Entladungen oder elektrischer Ströme ihren Wider- 
stand mehr oder minder verringern, reicht l)is zum Jahr 1838 
zurück und ist Munk von Rosenschöld zuzuschreiben, welcher 
auch erkannte, daß die Pulver ihren ursprünglichen Widerstand 
durch mechanische Erschütterungen wieder annehmen. Die 
Erscheinung wurde jedoch vergessen. Im Jahr 1884 — 85 unternahm 
Prof. Oalzecchi-Onesti vom liceo di Fermo, unabhängig von den 
erwähnten Entdeckungen, eine systematifiche Untersuchung über 
die Leitfähigkeit metallischer Pulver, durch welche er feststellte, 
daß die Leitfähigkeit solcher Pulver durch aufeinanderfolgende 
Unterbrechungen des durchgeleiteten Stromes zunahm, eine 
Wirkung, welche auch durch die Entladungen einer Holtzschen Ma- 
schine odei; eines Funkeninduktors oder endlich in geringem Grade 
durch die Influenz eines elektrischen Körpers hervorgebracht wird. 

Calzecchi vernichtete die so erhaltene Leitfähigkeit des 
Röhrchens, indem er es um' seine eigene Achse drehen ließ. 

Im Jahre 1891 nahm Branly ohne Kenntnis der Unter- 
suchungen Calzecchis die Untersuchung des Widerstandes von 
Pulvern wieder auf und dehnte sie auch auf Mischungen 
zwischen metallischen Pulvern und isolierten Körpern, welche 
entweder zusammengedrückt oder zu festen Zylindern zusammen- 
geschmolzen wurden, und auf einfache Kontakte zwischen Stäben, 
Platten und Kugeln aus Metall aus. 

Er stellte nicht nur die Widerstandsverringerungen in den 
von Calzecchi untersuchten Fällen fest, sondern beobachtete 
auch, daß die Wirkung der Entladungen nicht nur stattfanden, 
wenn sie in Leitern die mit den Pulvern in metallischer Be- 
rührung waren, vor sich gingen, sondern auch wenn sich die 
Elektroden in mehr oder minder großer Entfernung befanden 
und sogar, w^nn nicht metallische Körper dazwischen traten. 
Er fand, daß die Wirkung nur dann ausblieb, wenn der Empfangs- 
draht oder die Sendevorrichtung vollkommen in einer metallischen 
Hülle eingeschlossen waren. Femer stellte er fest, daß me- 
chanische Erschütterung oder leichte Erwärmung die durch die 
elektrischen Wirkungen hervorgerufene Leitfähigkeit der Pulver 
wieder beseitigte. Endlich entdeckte er, daß mit besonderen 
Pulvern aus Antimon, Aluminium etc. Röhren hergestellt werden 
können, welche das umgekehrte Verhalten zeigten, d. h. unter 
der Einwirkung der elektrischen Wellen ihren Widerstand ver- 
mehrten, statt ihn zu vermindern. 



■* * 






Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 129 

Lodge zeigte in den Erscheinungen, welche an denBranlyschen 
Röhren beobachtet wurden, eine Wirkung der elektrischen Wellen, 
welche von entfernten Entladungen ausgehen, und gestaltete 
so, wie erwähnt, die Branlysche Röhre zu einem Anzeiger elek- 
trischer Wellen, dem man in der Folge den kleinen Hammer 
zufügte, welcher den Fritter in den ursprünglichen Zustand 
nach dem Aufhören der Wirkung der Wellen zurückführt. 

Das von ihm zunächst benutzte Hämmerchen war der 
Klöppel einer elektrischen Klingel, welche durch den den Fritter 
selbst durchströmenden Strom betätigt wurde. Später ersetzte 
er das elektrisch angetriebene durch ein mechanisch bewegtes 
Hämmerchen, weil er bemerkt hatte, daß die Funken an der 
Unterbrechung der Klingel öfters das Pulver verhinderte, den 
ursprünglichen Widerstand wieder anzunehmen, da auch diese 
Funken von elektrischen Wellen begleitet sind. 

Theorie des Fritter s. Nachdem die große Empfind- 
lichkeit des Fritters erkannt war, versuchte man die Anordnung 
desselben derart zu vervollkommnen, um eine regelmäßige und 
sichere Wirkung zu erzielen, wie sie der wichtigen Aufgabe, die 
der Wellenanzeiger in der praktischen Anwendung auf die draht- 
lose Telegraphie zu erfüllen hat, entspricht. 

Bei den in der Folge angestellten Versuchen entbehrte 
man jedoch einer sicheren Führung, insoferne trotz zahlreicher 
Untersuchungen der Zusammenhang der Erscheinungen mehr 
oder minder bis heute im Dunklen blieb. 

In der Tat zeigt der Fritter eine Mannigfaltigkeit der Er- 
scheinungen, welche schwer durch eine einzige Erklärung ge- 
deckt wird. 

Es gibt vier Arten von Frittern, für welche die Theorie 
eine Erklärung zu. geben hätte. 

1. Die gewöhnlichen Fritter, welche unter der Wirkung der 
elektrischen Wellen an elektrischem Widerstand ver- 
lieren, und denselben durch mechanische Stöße, durch 
leichte Erwärmung oder andere äußere Wirkungen wieder- 
gewinnen. 

2. Die umgekehrten Fritter, welche unter der Wirkung der 
elektrischen Wellen an Widerstand zunehmen und durch 
mechanische Stöße die alte Leitfähigkeit wiedergewinnen. 

o. Die Fritter, welche sich selbst entfritten, d. h. von selbst 
den ursprünglichen hohen Widerstand mit Aufhören der 
elektrischen Wellen wiedergewinnen, ohne daß eine 
äußere Beeinflussung hierzu nötig wäre. 
Mazzotto, Telegraphie ohne Draht. 9 



180 7. Kapitel. 

4. Die umgekehrten Fritter, welche mit Aufhören der 
elektrischen Wellen von selbst den unter der Wirkung 
der Wellen erreichten höheren Widerstand wieder ver- 
lieren, und welche insbesondere dadurch erhalten werden, 
daß das Dielektrikum in den anderen Frittem durch 
einen Elektrolyten ersetzt wird. 

Unter den verschiedenen Theorien zur Erklärung dieser 
Erscheinungen erfreut sich die oben erwähnte von Lodge all- 
gemeinerer Zustimmung. In der Tat gibt sie auf die einfachste 
Weise von der Grunderscheinung der gewöhnlichen Fritter 
Rechenschaft. 

Nach dieser Anschauung verursachen die elektrischen Wellen 
elektrische Schwingungen zwischen den einzelnen Teilchen der 
Feilspäne, infolge deren kleine Funken zwischen diesen Teilchen 
tiberspringen und so zwischen benachbarten Körnern zarte, leicht 
zerstörbare leitende Brücken bilden, die aus den feinsten Körnern 
des Pulvers bestehen und von dem Funken zwischen die großen 
eingefügt werden. Ein mechanischer Stoß oder eine Erwärmung 
durchbricht diese Überbrückungen und stellt den ursprünglichen 
Zustand wieder her. In einigen Körpern wie Kohle und Queck- 
silber, welche die Erscheinung der Selbstentfrittung zeigen, sollen 
diese überbrückungen infolge einer besonderen Struktur der 
Körper außerordentlich zart sein und von selbst ohne äußeren 
Anstoß nach Aufhören der elektrischen Wellen wieder zusammen- 
fallen 

Schwierig läßt sich durch diese Theorie die Wirkungsweise 
der umgekehrten Fritter erklären, die übrigens gering an Zahl 
und unsicher in der Wirkung sind. In einigen derselben kann 
die Erscheinung auf eine chemische Reduktion des Körpers 
zurückgeführt werden, in anderen, wie beispielsweise in den 
umgekehrten Frittern, welche aus einer versilberten mit feinen, 
durch den Diamant hergestellten Strichen bestehen, durch das 
Dasein von metallischen Fäden, welche als Überbrückungen 
zwischen den beiden Seiten eines Striches übrig geblieben sind, 
erklärt werden. Diese Fäden würden entweder infolge der Funken 
abgebrochen, oder durch die Kondensation von Dämpfen her- 
gestellt, oder es tritt die Vermehrung des Widersta-ndes infolge 
der Erwärmung durch die Wirkung der elektrischen Wellen wie 
in gewöhnlichen Metalldrähten auf. Die Theorie von Lodge 
wird ergänzt durch die Annahme von Ferrit, welcher den Fritter 
mit einer Reihe von Kondensatoren vergleicht, welche aus den 
aufeinanderfolgenden Körnern gebildet werden, welche sich selbst 



Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 131 

entladen und durch die Erhöhung der Spannung infolge der 
Wellen zusammenschmelzen, und femer durch die Annahmen 
von Guthe und Trowbridge, wonach die Abnahme des Wider- 
standes auf die unter der Wirkung der elektrischen Wellen ein- 
tretende höhere PotentialdifFerenz und daraus sich ergebende 
Jonisation des Dielektrikums zwischen den einzelnen Fulver- 
teilchen zurückzuführen ist. 

Die Auffassung von Lo4ge wird auch durch eine Reihe unmit- 
telbarer Beobachtungen gestützt, wie beispielsweise durch die von 
Tomasina unter der Wirkung der elektrischen Wellen erhaltenen 
Kömerketten zwischen zwei Elektroden, auf deren einer metal- 
lisches Pulver sich befand, und femer durch die von Arons und 
Malagoli beobachteten Funkenerscheinungen, durch welche die 
günstige Aufnahme der erwähnten Theorie vollauf gerechtfertigt 
ist. Wenn sie auch nicht die Gesamtheit der Erscheinungen 
völlig erklärt, so bringt sie doch einigermaßen licht in das ver- 
wickelte Phänomen der Fritter. 

Dieser Erklärung stellte Branly eine andere gegenüber, nach 
welcher die elektrischen Wellen der zarten isolierenden Zwischen- 
schicht, welche die einzelnen Teilchen des Pulvers trennt, eine 
vorübergehende Leitfähigkeit mitteilen sollen, oder vielmehr den 
Übergang der Elektrizität zwischen zwei Teilchen ermöglichen 
sollen, welche sich in größerer Entfernung voneinander befinden 
als die mit dem Fritter verbundene Batterie überwinden kann. 

In einem Fall wie in dem anderen würde mit Aufhören der 
Wellen der ursprüngliche Zustand zurückkehren. Diese Theorie 
würde sich eher zur Erklärung des verhältnismäßig seltenen Falls 
der Fritter, welche sich selbst entfritten, als zur Erklärung der 
Erscheinungen in dem gewöhnlichen Fritter eignen. 

Die Wirkungsweise der Fritter der Gruppe 4 erklärt sich 
anstatt durch die Theorie von Lodge durch die Annahme, daß 
der Elektrolyt, welcher die Stelle des Dielektrikums vertritt, mehr 
oder weniger, je nach der größeren oder geringeren angewendeten 
SpannungsdifEerenz zersetzt wird, und daß die Widerstandszunahme 
auf die Gasentwicklung zurückzuführen ist. Da jedoch das Gas so- 
fort wieder entweicht, so nimmt auch der Widerstand mit dem 
Verschwinden der Ursache, welche die Spannung erhöht hat, von 
selbst wieder ab, woraus sich ein umgekehrter Fritter mit selbst- 
tätiger Frittung ergibt. 

Praktisches. So scharfsinnig und ausdauernd die Unter- 
suchungen über die Theorie der Fritter geführt wurden, so gaben 
sie doch nicht die erhofften Aufschlüsse über den zur Vervoll- 

9* 



132 7. Kapitel. 

kommnung dieser Apparate einzuschlagenden Weg. Die wirklieb 
in dieser Richtung gemachten Fortschritte gründen sich vielmehr 
im wesentlichen auf die praktischen Erfahrungen in der Anwendung 
des Apparats für die Zwecke der drahtlosen Telegraphie. 

Die ersten Anforderungen, welche ein Fritter für die Zwecke 
der drahtlosen Telegraphie zu erfüllen hat, sind Empfindlichkeit 
und Sicherheit in der Wirkung. Der Fritter muß demnach auf 
ein Minimum von Spannungsmehrung mit einem Maximum der 
Widerstaudsabnahme antworten und bei der geringsten Er- 
schütterung sofort und sicher auf den ursprünglichen Wert des 
Widerstands zurückkehren. 

Einen wertvollen Fingerzeig für die Aufsuchung der besten 
Arbeitsbedingungen eines Fritters bietet die von Blondel beob- 
achtete Tatsache, daß eine Entfrittung durch Erschütterung nicht 
mehr stattfindet, sobald die Spannungsdifferenz zwischen den 
Elektroden des Fritters eine bestimmte Grenze überschreitet. 
Diese Grenze ist nicht scharf bestimmt und wechselt in ihrem 
Wert mit der Natur der Metalle, mit dem Grade der Oxydation 
und mit dem Druck, unter welchem das Pulver steht. 

Es ist daher nötig, im Stromkreis des Fritters eine Batterie 
von ziemlich niedriger Spannung zu verwenden , damit nicht 
durch diese Spannung und durch die von der Selbstinduktion 
im Augenblicke der Unterbrechung des Fritterstromkreises her- 
rührende Spannung jene kritische Grenze erreicht wird, da sonst 
der Fritter auch nach der Erschütterung seine Leitfähigkeit behält. 

Da jedoch die Anwendung einer Batterie von zu kleiner 
elektromotorischer Kraft die Benutzung eines allzuempfindlichen 
Eelais bedingen würde, so sucht man die elektromotorische Kraft 
der Selbstinduktion zu verringern, indem man mit Abzweigdrähten 
die Enden der Spulen des Stromkreises, in welchem sich eine 
solche elektromotorische Kraft entwickelt, verbindet. 

Während der Benutzung des Fritters werden die Metalle,, 
aus welchen er sich zusammensetzt, oxydiert. Es wechselt 
daher auch der Wert der zulässigen Spannungen und die Arbeits- 
bedingungen. Um diesen Übelstand zu vermeiden, schlug Lodge 
vor, die Röhrchen des Fritters statt mit Luft mit Stickstoff zu 
füllen. 

Es scheint jedoch, daß mehr als der Sauerstoff der Luft 
die in den Röhrchen enthaltene Feuchtigkeit für das Pulver 
und die Dauerhaftigkeit des Fritters schädlich ist, weshalb das- 
in der Röhre befindliche Glas vollkommen trocken sein muß. 



Apparate für die elektrische Wellen telegraphie. 133 

Auf die Empfindlichkeit des Flitters sind hauptsächlich von 
Einfluß die Natur der Metalle, des Pulvers und der Elektroden, 
deren Grad der Oxydation, die Feinheit des Pulvers und der 
Druck, welchen letzteres auf die Elektroden ausübt. 

Was die Natur der Metalle betrifft, so ist es nötig und 
genügend für den praktischen Gebrauch, daß das eine derselben 
leicht oxydierbar sei, damit die Grenze der zulässigen Spannung 
nicht zu niedrig liegt. Das Pulver darf nicht allzufein sein, da 
mit zu fein gepulverten Metallen die Ergebnisse unsicher werden. 
Der Druck darf nicht zu schwach und nicht zu stark sein, weil 
sonst der Fritter in dem einen Falle zu empfindlich, im anderen 
dauernd leitend würde. Der Druck wird durch Veränderungen 
der Pulvermenge reguliert, oder indem man auf das Pulver ein 
magnetisches Feld einwirken läßt, im Falle Pulver und Elektroden 
aus magnetischen Metallen bestehen. 

Man darf nicht annehmen, daß die Empfindlichkeit des 
Fritters beliebig weit gesteigert werden kann. Denn die Empfind- 
lichkeit des Fritters, d. h. seine Fähigkeit, auf ein Minimum 
der Spannungserhöhung durch die einfallenden Wellen zu ant- 
worten, wächst im allgemeinen im umgekehrten Verhältnis mit 
der Sicherheit, d. h. mit der Fähigkeit, den ursprünglichen Wider- 
£ftand unter der geringsten Erschütterung wieder anzunehmen. 
Wenn man z. B. den Druck des Pulvers erhöht, bis eine minimale 
elektromotorische Kraft genügt, um die Frittung zu bewirken, 
so kann die Erschütterung, welche ihn hierauf in den Anfangs- 
zustand zurückführen soll, die Dichtigkeit des Pulvers derart 
verändern, daß der Fritter eine dauernde Leitfähigkeit aufweist. 

Eine Bedingung, welche sowohl die Empfindlichkeit als 
auch gleichzeitig die Sicherheit begünstigt, ist die Anwendung 
einer Batterie von geringer Spannung an den Elektroden des 
Fritters. 

Infolge der Schwierigkeiten, welche die Beschaffung von 
gleichzeitig sehr empfindlichen und sehr sicher arbeitenden 
Frittem darbietet, ist man vielfach gezwungen, die erstere Eigen- 
schaft gegenüber der wichtigeren zweiten zurücktreten zu lassen 
und die Fritter derart zu regulieren, daß eine verhältnismäßig 
geringe Empfindlichkeit besteht. 

Die eben erwähnten praktischen Erwägungen lassen die 
Gründe erkennen, auf welchen die die verschiedenen Frittertypen 
kennzeichnenden Unterschiede beruhen. 

Die verschiedenen Arten der Fritter. Die Fritter 
lassen sich in folgende Hauptarten einteilen: 1. gewöhnliche 



134 7. Kapitel. 

Flitter mit Pulver, 2. magnetische Fritter, in welchen die Elek- 
troden und das Pulver aus magnetischen Metallen bestehen, 
welche die Regulierung des Pulverdrucks vermittelst eines Mag- 
netes gestatten, 3. Fritter mit einfachen Kontakten, in welchen 
an Stelle des Pulvers Metallplatten oder Kugeln benutzt werden, 
zwischen welchen nur ein oder wenig Berührungspunkte be- 
stehen. 4. Selbstentfrittende Fritter, 5. umgekehrte Fritter. Der 
Beschreibung der ersten drei Arten von Frittem soll die Er- 
örterung der zur Entfrittung dienenden Kunstgriffe folgen. 

Gewöhnliche Feilsp&nfritter. 

Fritter von Lodge. Wie erwähnt, war es Lodge, welcher 
zuerst den Feilspänfritter als Wellenanzeiger für elektrische Wellen 
benutzte. Er bestand aus nichts anderem als aus einer Branly- 
achen Röhre, welcher Lodge das die Entfrittung bewirkende 
Hämmerchen zugefügt hatte. Wir haben gesehen, daß er in der 
Folge vorschlug, in die Röhre Stickstoff einzuführen, um die 
Oxydation der Feilspäne zu verhindern, und damit die Empfind- 
lichkeit des Apparates zu erhalten. In Verbindung mit Muirhead 
machte er femer den Vorschlag eines magnetischen Fritters, 
dessen nähere Beschreibung folgen soll, in welchem das Pulver 
zwischen Metallplatten ohne Benutzung einer Röhre zusanmien- 
gepreßt ist. 

Fritter Marconi. Eine der ersten Sorgen Marconis in 
seinen Versuchen der drahtlosen Telegraphie war es, die An- 
ordnung der Branlyschen Röhre derait umzugestalten, daß die 
erforderliche Empfindlichkeit und Sicherheit erreicht würde. 

Die Fig. 105 zeigt die Einzelheiten des von Marconi im 
Jahre 1897 angegebenen und seitdem in seinen Apparaten bei 

behaltenen Fritters. Das 

metallische Pulver ist 

zwischen zwei Silberelek- 

pjg 105 troden, von welchen zwei 

in die Glasröhre an den 
Enden eingeschmolzene Platindrähte zum äußeren Stromkreis 
führen, untergebracht. Das Pulver besteht aus einer Mischung von 
4 Teilen Nickelfellspänen auf 100 Teile Silberfeilspäne. Indem 
man die Menge der Silberspäne vermehrt, wird der Fritter emp- 
findlicher. Bei zu hoher Empfindlichkeit macht sich jedoch der 
Einfluß der Elektrizitätsbewegungen in der Atmosphäre zu sehr 
fühlbar. Ein dem Metallpulver zugefügter Quecksilfoertropfen 



> 




Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 135 

erhöht ebenfalls die Empfindlichkeit des Fritters. Die Menge des 
Quecksilbers darf jedoch nicht das Pulver durchtränken. Anstatt 
das Quecksilber dem Pulver beizumischen, können auch die 
Endflächen der Elektroden amalgamiert werden. 

Am günstigsten fand Marconi Röhren von 38 mm Länge 
und 2 — 2 Vj mm innerem Durchmesser. Die Dicke der Silber- 
elektroden beträgt ungefähr 5 mm und deren Abstand 0,55 mm. 
Je geringer dieser Abstand, desto empfindlicher wird der Fritter, 
es besteht jedoch eine Grenze der Annäherung, jenseits welcher 
die Vorrichtung nicht mehr tadellos arbeitet. 

Das Metallpulver lauß aus verhältnismäßig großen und gleich- 
mäßigen Körnern bestehen. Vermittelst entsprechender Siebe 
werden zu große und zu kleine Körnei* ausgeschieden. Die Körner 
müssen häufig gewaschen und getrocknet werden und dürfen 
nur in trockenem Zustande verwendet werden. Die Kömer dürfen 
zwischen den Elektroden nicht zu stark geklemmt werden, damit 
sie sich frei bewegen können, wenn das Hämmerchen anschlägt. 
Die Bohre luftleer zu machen ist zwar nicht nötig, doch empfiehlt 
es sich, den Luftdruck auf Viooo Atmosphäre zu verringern. 

Ein guter Fritter muß von dem Funken einer elektrischen 
Klingel in der Entfernung von 1 — 2 m ansprechen und muß den 
Strom eines induktionsfreien Stromkreises, welcher ein einziges 
Element enthält, sofort unterbrechen. 

Der den Fritter durchfließende Strom darf 1 Milliampere 
nicht überschreiten, weshalb in Verbindung mit dem Fritter nur 
ein einziges Leclanch^-Element verwendet wird. Bei einer elektro- 
motorischen Kraft von mehr als 1,5 Volt würde der Fritter auch 
ohne elektrische Wellen vom Strome durchflössen werden. 

Fritter Slaby. Den von der A. E. G. im System Slaby- 
Arco verwendeten Fritter zeigt die Fig. 106. Er besteht aus 
einer luftleeren Röhre mit 




einer Einschnürung in der 
Mitte, in welch letztere 
zwei Silberzylinder ein- 
dringen. Letztere sind so &■ • 
eingepaßt, daß zwischen der Glaswand und den Zylindern das 
zwischen den Zylindern befindliche Pulver nicht eindringen kann. 

Von den Zylindern gehen zwei Platindrähte ab, welche an 
zwei an den Köhrenenden aufgekitteten Kappen angelötet sind. 

Eine Eigentümlichkeit dieser Röhren besteht darin, daß 
die Empfindlichkeit trotz des vollkommenen Verschlusses reguliert 
werden kann. Zu diesem Zweck sind die gegenüberstehenden 



136 7. Kapitel. 

Flächen der Silberzylinder nicht parallel, sondern eine derselben 
ist schief geschnitten, so daß der Kaum für das Pulver eine 
kegelförmige Gestalt annimmt. Das Pulver nimmt nicht mehr 
als die Hälfte der so gebildeten Kammer ein. Ist der Fritter 
so angebracht, daß der enge Teil des kegelförmigen Kaumes 
nach unten steht, so erreicht das Pulver die größte Höhe, der 
Druck des Pulvers wird ein Maximum, die Empfindlichkeit des 
Apparats ist daher für diese Stellung am größten. Wird der 
Fritter dagegen umgekehrt, so daß der geräumigere Teil des 
Pulverraums nach unten gekehrt ist, so erreicht das Pulver die 
geringste Höhe, übt, daher den geringsten Druck aus, woraus sich 
ein Mindestwert der Empfindlichkeit des Fritters ergibt. Das 
Fritterröhrchen ist derart gelagert, daß es um seine eigene Achse 
gedreht werden kann, so daß man der Vorrichtung jeden be- 
liebigen Grad der Empfindlichkeit geben kann. Diese Regulier- 
barkeit der Empfindlichkeit des Fritters besteht naturgemäß auch 
während des Eingangs von telegraphischen Nachrichten. 

Fritter Blonde 1. In der Fig. 107 ist der von Blondel 
angegebene Fritter dargestellt. Er besteht aus einer luftleeren 



€ 




^ 



j 



Fig. 107. 

zylindrischen Röhre, an welcher ein seitliches, unten ge- 
schlossenes, Feilspäne enthaltendes Rohr angebracht ist und in 
den Raum zwischen den zylindrischen Elektroden mündet 

Indem man das Fritterrohr entsprechend neigt, kann man 
Feilspäne aus dem Zwischenraum zwischen den Zylindern in 
die seitliche Röhre fallen lassen oder neue Feilspäne aus dem 
Seitenrohr in den Zwischenraum zwischen den Zylindern über- 
führen und so durch Veränderung des Drucks die Empfindlichkeit 
regulieren. 

An Stelle des von Marconi benutzten Metallgemisches ver- 
wendet Blondel Legierungen aus einem oxydierbaren und nicht 
oxydierbaren Metall (Silber und Nickel oder Kupfer). Bei ge- 
ringem Zusatz des oxydierbaren Metalls werden Legierungen 
gewonnen, welche sich nur bei Erhitzung oxydieren. Indem 
man die hergerichteten Feilspäne erhitzt, kann man ihnen den 



Apparate für die elektrische Wellen telegraphie. 137 

gewünschten Grad der Oxydation mitteilen, welcher sich dann 
bei gewöhnlicher Temperatur nicht mehr verändert. 

Fritter Ferrit. Ferriö hat den eben beschriebenen 
Fritter unter Beibehaltung des Pulver Vorrats in folgender Weise 
abgeändert : Der Pulvervorrat ist in einer Höhlung H (Fig. 108), 
die in einer Elek- 

H I 



trode eingeschnitten 
ist, enthalten. Ver- 
mittelst eines klei- 
nen Längskanals r 
kann man Pulver 




^ 



m-w'^ 




Fig. 108. 



aus dem Vorratsraum in den Zwischenraum zwischen den Elek- 
troden l überführen oder aus letzterem entfernen. Die Röhre ist 
mit Siegellack geschlossen. Ihre Enden sind mit aufgeschobenen 
Motallkapseln versehen, an welche die von den Elektroden kom- 
menden Drähte angeschlossen sind. Je nach der gewünschten 
Empfindlichkeit benutzt Ferrie Feilspäne aus Gold oder Silber, in 
verschiedenen Mischungsverhältnissen legiert mit Kupfer, reines 
Gold oder reines Silber zwischen Elektroden aus Messing oder 
Stahl. Reines Gold liefert die empfindlichsten Fritter. 

Diese Apparate werden mit einer Batteriespannung von 
0,2 — 1 Volt verwendet. Ein Spannungsregler gestattet, die ver- 
wendete Spannung dem für die Wirkung des Fritters günstigsten 
Wert anzupassen. 

Fritter Ducretet. (Fig. 109.) In der Ebonitröhre T sind 
die beiden Elektroden A und B, zwischen welchen sich die 




Fig. 109. 



Pulverkammer befindet, enthalten. Die eine Elektrode A liegt 
fest und ist an dem Pulverende schief geschnitten, während die 
Elektrode B vermittelst der Schraube Y in der Röhrenachse ver- 
schoben werden kann und am Pulverende senkrecht zur Röhren- 
achse abgeschnitten ist. Das Ganze ist hermetisch geschlossen 
und zerlegbar angeordnet, ohne daß jedoch der Pulverraum luftleer 
gemacht wäre. 



138 



7. Kapitel. 



Durch Verschieben der Elektrode B vermittelet der Schraube V 
kann der Stand de&i Pulvers in dem Zwischenraum zwischen den 
Elektrodenenden und damit die Empfindlichkeit des Fritters 
reguliert werden. 

In diesem Fritter wird vorzugsweise ein Pulver aus Nickel- 
kömern mittlerer Größe, welche leicht oxydiert sind, verwendet. 
Die Oxydierung geschieht derart, daß das Pulver auf einer Stahl- 
platte ausgebreitet und so lange erhitzt wird, bis die Stahlplatte 
goldgelb angelaufen ist. 

Die Fig. 110 zeigt eine andere Form eines Drucretetschen 
Fritters, in welchem die Elektroden aus zwei Platindrähten a und b 

bestehen, welche in eine Glasröhre R' 
eingeschmolzen und auf den Boden des 
Baumes L angebracht sind. In den letz- 
teren Baum bringt man aus der Vorrats- 
kammer R Pulver von der oben erwähnten 
Zubereitung, und bemißt dabei die Höhe 
des Pulvers und damit den Druck nach 
dem Grad der Empfindlichkeit, den man 
zu erreicheü wünscht. Das Beutelchen d 
enthält Substanzen, welche die im Inneren 
der Glasröhre befindlicheLuf t trockenhalten. 
FritterBochefort. Diese Anord- 
nung besteht aus zwei Elektroden, deren 
eine ringförmig einen Zylinder aus nicht- 
leitender Masse umgibt, und deren andere 
in Gestalt eines Stabes die Acihse der ersteren durchdringt und 
in dem isolierenden Zylinder endigt. Der Stab oder Bing ist mit 
zwei Platindrähten, die am Ende der Bohre eingeschmolzen sind, 
verbunden. 

Das Pulver ist derart zwischen die beiden Elektroden ein- 
gebracht, daß es den Stab beinahe einhüllt. Vermittelst eines 
zylinderförmigen Chlorkalciumstückes wird der Inhalt der Bohre 
trocken erhalten, wenn man nicht die Entfernung der Luft vorzieht. 




EBUCRETET 
Wtfu» 

Fig. 110. 



Die magnetischen Fritter« 

Der Fritter Tissot. Diese Anordnung besteht aus zwei 
Elektroden aus weichem Eisen von 3 — 5 mm Durchmesser. Die- 
selben sind schief geschnitten und in eine Glasröhre eingesetzt, 
derart, daß zwischen den Elektrodenenden eine kleine Menge 
Weicheisenfeilspäne sich befindet. Von den Elektroden führen 



Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 139 

Platindrähte ab, welche in den Eöhrenenden eingeschmolzen 
sind. In der Röhre ist die Luft auf ungefähr 1 mm Quecksilber- 
druck verdünnt. Ober der Röhre befindet sich ein Dauermagnet, 
vermittelst dessen der Druck des Pulvers gegen die Elektroden 
geregelt werden kann. 

Die Anordnung gründet sich auf die von Tissot beobachtete 
Erscheinung, daß ein Fritter aus magnetischen Metallfeilspänen 
in einem magnetischen Feld, dessen Kraftlinien parallel zur 
Fritterachse verlaufen, an Empfindlichkeit wesentlich gewinnt 
und auch eine höhere Regelmäßigkeit der Wirkung aufweist. 

Die Anordnung bietet auch den Vorteil, daß man zwischen 
die Elektroden eine Batterie von erheblicher elektromotorischer 
Kraft einschalten kann, weil die Entfernung der Elektroden in 
einem magnetischen Fritter auf 6 — 8 mm ohne Beeinträchtigung 
der Empfindlichkeit gebracht werden kann. 

Fritter Braun. In dem System der drahtlosen Telegraphie 
von Braun werden Fritter mit Stahlpulver zwischen Elektroden 
aus demselben Material verwendet. In der das Pulver um- 
schließenden Ebonitröhre ist die Luft nicht entfernt. 

Eine der Elektroden des Fritters ragt ein wenig aus der 
Röhre hervor, und befindet sich zwischen den Polen eines Huf- 
eisenmagnets, welcher derart verschoben werden kann, daß man 
entweder den einen oder den anderen Pol der Elektrode nähern 
oder letztere symmetrisch zwischen den Polen anbringen kann, 
in welch letzterem Falle deren Wirkungen sich aufheben. Das 
Fritterpülver erhält demnach eine schwache Magnetisierung, 
welche je nach der gewünschten Empfindlichkeit geregelt werden 
kann. 

Fritter mit einfachem Kontakt. 

Fritter Lodge. Die bereits oben erwähnte, in Fig. 104 dar- 
gestellte Anordnung diente als erste Einrichtung zur Feststellung 
ankommender elektrischer Wellen. 

Fritter Orling und Braunerhjelm. Diese Anordnung 
besteht aus einer Reihe gleitender Kugeln, welche in einer ge- 
schlossenen Isolierröhre eine hinter der anderen zwischen zwei 
Elektroden untergebracht sind. In der Röhre ist die Luft teil- 
weise entfernt. Um den Druck der Kugeln gegeneinander zu 
verändern, ist die Röhre derart befestigt, daß sie mehr oder 
minder stark gegen die Horizontale geneigt werden kann. 

Eine ebenfalls von Orling und Braunerhjelm herrührende 
Abänderung dieses Apparates besteht darin, daß die Kugeln in 



140 



7. Kapitel. 



zwei übereinanderliegenden Reihen angebracht sind. Die die 
Kugeln enthaltende Röhre bleibt stets in wagrechter Stellung. 
Der Druck zwischen den Kugeln wird dadurch geändert, daß man 
vermittelst eines im Innern der Röhre befindlichen Eisenstticks, 
welches durch einen außerhalb der Röhre befindlichen Magneten 
verschoben werden kann, die Kugeln der unteren Reihe mehr 
oder minder gegeneinander drückt. 

Fritter Popoff-Ducretet. Diese Konstruktion besteht 
aus den Metallstäbchen EE', welche in einem hermetisch ver- 
schlossenen und zerleg- 
baren Gehäuse mit der 
Trocken Vorrichtung De 
eingeschlossen sind. 
Diese Metallstäbchen 
sowohl, als deren Träger 
können aus verschie- 
denenMetallen beste- 
hen und müssen den- 
selben Grad von Politur 
und Oxydation auf- 
weisen, wie dies für 
den Pulverfritter Ducre- 
tet angegeben wurde. 
Die Urheber benutzen vorzugsweise Stäbe aus geglühtem Stahl, 
in welchem Falle man vermittelst eines Magneten den Druck 
zwischen den Stäben und deren Träger regeln kann. (Fig. 111.) 
Fritter Branly. Dieser Fritter besteht aus einem Drei- 
fuß mit Stahlspitzen, welche auf einer Metallplatte ruhen. Der 
Fritterkontakt wird durch die Berührung der Spitzen mit der 
Metallplatte gebildet. 




SLDÜCBETET 
rAias. 



Fig. 111. 



Yorrichtungen zum Entfritteii« 

Mechanische Entfritter. Der Kürze halber seien 
die Vorrichtungen, welche dazu dienen, die unter den elektrischen 
AVellen gewonnene Leitfähigkeit des Fritters wieder zu vernichten, 
mit Entfritter bezeichnet. Wie erwähnt, benutzte Lodge zu dem 
Zwecke ein mit der Branlyschen Röhre verbundenes Hämmerchen 
eines Elektromagneten und dann eine mechanische Vorrichtung, 
Auch heute noch werden vorzugsweise elektromagnetisch ange- 
triebene Vorrichtungen zur Erschütterung des Fritterpulvers ver- 
wendet Diese Einrichtungen haben eine sehr hohe Bedeutung, 



Apparate für die elektrische AVellentelegraphie. 



141 



da von ihrer Wirksamkeit die Deutlichkeit and Regelmäßigkeit 
der An&eichnung der einlaufenden Signale wesentlich abhängt. 

Popoff benutzte (Fig. 41) ein Hämmerchen .F, ähnlich dem 
Klöppel einer elektrischen Klingel, welches infolge der Anziehung 
des Elektromagneten gegen eine Glocke beim Rückgang des 
Ankers gegen einen Gummiring, welcher das Röhrchen des 
Fritt^rs umschloß, anschlug. 

Marconi verwendet eine ähnliche Vorrichtung, bei welcher 
jedoch das Röhrchen bei der Anziehung des Ankers getroffen 
wird. Der Widerstand des hiebei benutzten Elektromagneten be- 
trägt 500 Ohm. Die Bewegungen des Ankers sind außerordentlich 
gedämpft, so daß das Hämmerchen die Röhre kaum berührt 
Dieser Umstand gestattet eine Spannung anzuwenden, wie sie 
der höchsten Empfindlichkeit des Fritters entspricht, ohne daß 
die Gefahr bestünde, daß durch den Anschlag des Hammers das 
Pulver soweit zusammengedrückt werde, daß es eine unzulässige 
Leitfähigkeit erhielte. 

Bei anderen Empfangsapparaten Marconis geschieht die 
Erschütterung des Fritterpulvers durch den Rückgang des 
Ankers. 

Um die Entfrittung zu erleichtern, unterbricht Slaby den 
Stromkreis des Fritters, bevor letzterer den Entfritterschlag erhält. 
Zu diesem Zweck wird der Apparat der Fig. 112 angewendet. 



H F 



« . • 




Flg. 112. 



Der Hebel NA trägt bei N den Hammer. Sobald dieser Hebel 
von dem Elektromagneten JS nach unten gezogen wird, hebt er 
vermittelst des Metallstücks L die Feder B von der Schraube H 
ab und Öffnet dadurch den Stromkreis des Fritters. 

Eine andere Anordnung von Slaby ist weiter unten be- 
schrieben. 



142 



7. Kapitel. 




Fig. 113. 



Kupp erreicht die Entfrittung, indem er den Fritter dauernd 
um die eigene Achse hewegt und hiefür das Uhrwerk benutzt, 

welches in dem Empfangsmorse- 
apparat den Papierstreifen fort- 
schiebt. 

Magnetische Entfritter. 
In den magnetischen Frittem wird 
im allgemeinen auch die Ent- 
frittung auf magnetischem Wege 
erreicht. Turpain z. B. bringt 
den Fritter Tissot in das Feld 
eines Elektromagneten, welcher 
in demselben Augenblicke, in 
welchem der Fritter leitend wird, 
erregt wird, wodurch der Fritter 
eine Erschütterung erfährt, welche 
die sofortige Entfrittung herbeiführt. Braun umgibt den Fritter 
mit Eiseneletroden mit einem Draht, welcher von einem "Wechsel- 
strom durchflössen wird. Letzterer magnetisiert die Elektroden 
abwechselnd im entgegengesetzten Sinne und bringt das zwischen- 
liegende Nickelpulver in 
^* Bewegung. Die gleiche 

Wirkung wird erzielt, in- 
■^^"*" dem man einen Hufeisen- 
■»^ magneten M vor den Eisen- 
elektroden rotieren läßt. 
(Fig. 113.) 

Die magnetische Ent- 
frittung läßt sich auch auf 
nicht magnetische Fritter 
durch geeignete Kunst- 
griffe anwenden. In dem 
von Lodge und Muirhead im Jahre 1898 patentierten Fritter 
Fig. 114, befindet sich das Pulver zwischen zwei Platten, deren 
eine nahe über den Polen des Dauermagneten E angebracht 
und mit Lack längs eines Streifens h überzogen ist. ce sind 
die Zuführungsdrähte zum Relais, während a und t die Ver- 
bindung zum Empfangsdraht und zur Erdleitung herstellen . Sobald 
die elektrischen Wellen das Pulver leitend machen, durchfließt 
der Strom des Fritters die Platte B und infolge der Wechsel- 
wirkung zwischen dem Strom und dem Magneten wird die Platte vom 
Magneten angezogen, wodurch die Entfrittung des Pulvers eifolgt. 




B 




Fig. 114. 



Apparate für die elektrische Welle ntelegraphie. 143 

Aach der Fritler Orliug wird au£ magnetischem Wege ent- 
frittet. Die Entbittung geschieht durch zwei Elektrom^pieten, 
weiche tibereiaander unter der Röhre angebracht sind und von 
einem besonderen dorch das Fritterrelais geschlosflenen Strom 
erregt werden. 

Auch die Schwingungen von Telephonmembranen wurden 
mehrfach zur Entfrittung verwendet 

Marescal, Michel und Dorvin ließen sich zahlreiche Apparat- 
formen patentieren, weiche sich auf dieses Prinzip gründen. 
Zwei dereelben aind in den Fig. 115 und 116 dai^stellt. Fig. 115 
zeigt einen Fritter mit einfachem Kontakt, welcher aus der 




Schraube d und der darunterliegenden Telephon membrane b be- 
steht Sobald infolge der elektrischen Wellen der Kontakt leitend 
wird, so durchströmt der Strom der Batterie e die Spule des Tele- 
phons a, wodurch die Membrane b angezogen und die Entfrittung 
bewerkstelligt wird. 

In dem Apparat der Fig. 116 besteht der Fritter wie jener 
von Orling (S. 139) aus einer Reihe in einer Röhre aus iso- 
lierendem Material eingeschlossener Kugeln, deren letzte an den 
Enden der Röhre zwei Telephoumembranen berühren. Der den 
leitend gewordenen Fritter durchfließende Strom geht auch durch 
die Telophonspnlen und bewirkt eine Bewegung der Membranen 
und damit die Entfrittung. 

Selbstentfrittende Fritter. 

Schon das Vorhandensein einer so großen Anzahl ver- 
schiedener Apparate zur Entfrittung beweist, daß die bisherigen 
Lösungen der Aufgabe in dem einen oder anderen Punkte zu 



lU 7. Ka|)itel. 

wünachen übrig lassen und daü es wichtig wttre, der Notwendig- 
keit der Entfrittung überhaupt enthoben zn sein. 

Die volltommenste I^sung würde dnrch sei bäte ntfrittende 
Flitter, d. h. durch Fritl«r, welche mit der Ankunft elcktrificher 
Wellen leitend und mit deren Aufhüren von selbst wieder nicht- 
leitend würden, gegeben. Die Ktnpfange Vorrichtung könnte in 
EOlchem Falle aehr einfach gehalten werden, insofeme ex genügte, 
im Stromkreia des Fritiere ein Telephon einauBch alten, und die 
Nachrichten vermittelst des Gehürs aufzunehmen.' 

Man hat verschiedene Fritter mit der Eigenschaft der Selbst- 
entAittung entdeckt, die zwar eine gentigende Empfindlichkeit 
aufweisen, aber binsicblich der Sicherheit und RegelmBüigkcit 
den gewöhnlichen Fritter für einen daaemden Dienst nicht er- 
setzen können. 

Der Körper, welcher bis jetat für die Herstellung von selbst^ 
entfrittondeu Frittem unerläßlich erscheint, ist die Kohle. Sie 
kann allein and in Verbindung 
mit verschiedenen Metallen ver- 
wendet werden. 

Fritter von Hughes. 
Der Hugheseche Fritter ist nichts 
anderes als ein gewöhnlicher 
MUtropbonkontakt, und besteht 
1 aus Kohlenstückchen , welche 
einen losen Kontakt unterein- 
ander bilden, welcher mit einer 
Batterie und einem Telephon zu 
einem Stromkreis verbunden ist. 
Wir werden später sehen, daß 
Hughes bereits im Jahre 1879, 
d, b. noch vor der Entdeckung 
der HertzBCben Wellen, bei Ver- 
suchen mit seinem Mikrophon 
' Erscheinungen entdeckte, welche 

er auf elektrische Wellen zurück' 
führte und zur Übertragung von 
Signalen auf eine Entfernung 
^^' '"' von 400 m benntate. 

Der Telephonfritter Tomasina. Die eben erwähnten 
Beobachtungen wurden von Hughes erst in letzter Zeit veröffent- 
licht, und erst heute kann man sich vollkommen Rechenschaft 
darüber );cbcn, welche ßollc dabei der Mikrophonkontakt spielt. 



f^^ 



Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 145 

Unabhängig von diesen Versuchen wurde von Tomasina be- 
obachtet, daft Fritter aus Kohlenkömem sich von selbst entfritten. 

In einer Ebonitplatte c (Fig. 117) von 2,5 mm Dicke ist ein 
Loch von 2 mm Durchmesser gebohrt, welches von zwei 
Glimmerplatten verschlossen ist. Zwischen den Platten befindet 
sich Kohlenpulver, wie es in den Mikrophonen der Telephon- 
apparate benutzt wird. Zwei Neusilberdrähte d und e tauchen 
in das Kohlenpulver und bilden die Elektroden mit einem Ab- 
stand von ungefähr 1 mm. Der Urheber der Anordnung gab der 
Ebonitplatte auch die Form eines Rechtecks, von 12 und 15 mm, 
so daß sie in dem Gehäuse eines gewöhnlichen Telephons unter- 
gebracht werden konnte. Der Fritter selbst wird im Stromkreis 
der Telephonspule eingeschaltet und die Anordnung so getroffen, 
daß er die Telephonmembrane nicht berührt. Auf diese Weise 
wird ein Frittertelephon erhalten, welches in 
jeder beliebigen Stellung arbeitet und, ans Ohr 
gebracht, bei jedem Funken des Erregers ein 
Geräusch hervorbringt, welches die Aufnahme 
der Nachrichten nach dem Gehöre ermöglicht. 

Der Fritter Popoff. Der von der 
Firma Ducretet ausgeführte Fritter Popoff wird S \ 
in ausgedehntem Maße in der russischen Marine ^ — ' 
verwendet Es ist ein Fritter mit Selbstent- 
frittung und eignet sich daher zur Benutzung ^^ 

des Telephons als Empfänger. Er besteht aus ^** ^^^' 

einer Röhre A (Fig. 118), welche zwei Platinplatten enthält, 
welche die Kohlenkömer oder Kömer aus temperierten Stahl 
von verschiedenem Grad der Oxydation zwischen sich nehmen. 
Die Stahlkörner werden durch Zerbrechen von Stahlkugeln erhalten. 
Um die Empfindlichkeit des Fritters und die Sicherheit seiner 
Lösung zu erhöhen, wird die Röhre in mehrere Abschnitte 
vermittelst nichtleitender Diaphragmen geteilt. 

Das Telephon T kann direkt in den Stromkreis eingeschaltet 
werden oder befindet sich in dem sekundären Stromkreis einer 
Induktionsspule, deren Primärstromkreis den Fritter und eine 
Batterie enthält. 

Dieser Fritterkonstruktion wurde auch eine Form, ähnlich 
jener des Fritters Popoff-Ducretet der Fig. 111 gegeben, mit dem 
Unterschied, daß nun die Elektroden EE aus Kohle bestehen 
und auf einer derselben die Metalldrähte aufruhen. 

Fritter der italienischen Marine. Diese Anordnung 
besteht aus zwei Elektroden, aus Kohle oder Eisen, zwischen 
Mazsotto. Telegraphie ohne Draht. 10 



:^ 



L 



146 



7. Kapitel. 




welche ein Tropfen Quecksilber (Fig. 119) gebracht ist. An 
Stelle der zwei Eisenstücke und des einen Quecksilbertropfens 
können auch zwei Quecksilbertropfen und drei Eisenstücke nach 
Fig. 120 verwendet werden. Daß Quecksiber mit Kohle die Er- 
scheinung der Selbstentfrit- 
tung zeigt, wurde zum ersten- 
mal von Tomasina beobachtet. 
In der Praxis der drahtlosen 
Telegraphie wurde dieser Frit- 
ter von Castelli vorgeschlagen 
und von Kapitän Bonomo in 
der Installation zwischen Pal- 
maria und Livomo unter dem 
Namen des Fritters der itali- 
enischen Marine angewendet. Marconi benutzte diesen Fritter 
in der ersten transatlantischen Übertragung. 

Aus den Beobachtungen bei der Station Palmaria ergab 
sich, daß für einen gut eingestellten Fritter der Art die elektro- 
motorische Kraft zwischen 1 und 1,5 Volt betragen soll. Die 
Selbstentfrittung tritt um so sicherer ein, je reiner und freier von 
Amalgamen das Quecksilber ist, je trockener und glatter das 
Innere der Köhre und je kleiner die Tropfen des Quecksilbers 
sind. Die Tropfen des Quecksilbers sollen zwischen 1,5 und 




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Fig. 120. 




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Fig. 121. 



3 mm Durchmesser aufweisen, während die Röhre einen inneren 
Durchmesser von 3 mm zeigt. Diese Anordnung geht auch unter 
dem Namen eines Wellenanzeigers Solan. 

Selbstentf rittender Fritter Lodge. Die Anordnung 
wird in dem System der drahtlosen Telegraphie Lodge-Muirhead 



Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 147 

verwendet und besteht (Fig. 121) aus einem rotierenden Rad 
mit scharfem Rande aus Stahl, welches in ein Gefäß eintaucht, 
das Quecksilber enthält, dessen Oberfläche durch eine kleine 
ölschicht bedeckt ist. Zwischen dem Rad und dem Quecksilber 
besteht trotz des Eintauchens keine Berührung infolge der öl- 
zwischenschicht Allein eine Spannungsdifferenz von weniger als 
1 Volt zwischen Rad und Quecksiber, genügt bereits, die ölschicht 
zu durchbrechen und den Stromkreis zu schließen, welcher je- 
doch sofort wieder infolge der Umdrehung des Rades geöffnet wird. 

Da die Spannung eines galvanischen Elements zu groß ist, 
wird sie derart durch einen Spannungsregler herabgesetzt, daß 
sie nicht mehr als ^/^^ Volt beträgt, wobei das Quecksilber mit 
dem negativen, das Rad mit dem positiven Pol verbunden ist. 
In dem Augenblick, in welchem die Frittung stattfindet, wird ein 
Empfänger von niedrigem Widerstand betätigt, welcher mit großer 
Sicherheit die Zeichen der sendenden Station wiedergibt. Als 
Empfänger kann auch der >Syphon-Recorder<, wie er in der 
transatlantischen Telegraphie verwendet wird, benutzt werden. 
Auch kann die Aufnahme der Zeichen durch das Gehör ver- 
mittelst des Telephons erfolgen. Lodge erklärt, daß die An- 
ordnung eine Abänderung des von Lord Rayleigh vor einigen 
Jahren beschriebene und von Rollo Aplleyard umgebauten Queck- 
silberfritters ist. 

Trotz seiner hohen Empfindlichkeit gestattet dieser Fritter 
eine ungemein leichte Regulierung. Eine Mikrometerschraube h 
gestattet den Quecksilberspiegel beliebig zu erhöhen oder herunter- 
zusetzen, so daß die Einstellung des Apparats in wenigen Sekunden 
erreicht ist. 

Fritter Dormann. In dieser Anordnung dringen zwei 
Metallelektroden in die beiden Enden einer Glasröhre ein und 
nehmen zwischen sich einen Tropfen Quecksilber, welcher zu- 
nächst mit einer Schicht Mineralöl, dann von außerordentlich 
feinen Stäubchen aus Eisenoxyd, Schmirgel, Kohle oder ver- 
schiedenen Metallen tiberzogen wird. Der Urheber beansprucht 
für die Anordnung eine energischere und regelmäßigere Wirkung 
und eine geringere Empfindlichkeit gegen atmosphärische Wellen, 
als sie die übrigen selbstentfrittenden Fritter aufweisen. 

Umgekehrte Fritter. 

Wie erwähnt, bestehen die umgekehrten Fritter aus un- 
vollkommenen Kontakten, welche ihren Widerstand unter der 
Wirkung der elektrischen Wellen erhöhen. Die umgekehrten 

10* 



14Ä 



7, Kapitel. 



h 

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5 



6'" 



I 



Fig. 122. /ph- 



a. 



Flitter von Branly bestehen aus Röhren mit Bleisuperoxyd, aus 
platiniertem Glas, oder mit Goldblättchen belegtem Glas. Nach 
Arons erhält man einen Fritter derart, indem man einen Stanniol- 
streifen auf Glas aufklebt, durchschneidet und den Schnitt mit 

metallischen Feilspänen bedeckt. Neu- 
gschwendners Anordnung besteht aus 
einer versilberten Glasplatte, deren 
Silberschicht auf die Breite von. un- 
gefähr ^/, mm unterbrochen wird. Die 
Unterbrechung wird mit Feuchtigkeit 
bedeckt, indem man die Platte an- 
haucht. Die Einrichtung von AschMnaü 
besteht aus einem gewöhnlichen Fritter 
aus Feil späten, dessen Zwischenräume 
mit Wasser etc. angefeuchtet sind. Die 
umgekehrten Fritter, welche einiger- 
maßen Anwendung in der drahtlosen 
Telegraphie gefunden haben, sind die 
Schäfersche Platte und der Apparat 
von De Forest und Smithe. 

Die Schaf ersehe Platte. Die 
Schäfersche Platte ist eine Abänderung 
der Neugschwenderschen Anordnung 
und besteht aus einer Glasscheibe, 
welche mit Stanniol bedeckt ist. Letz- 
teres ist durch einen außerordentüch feinen Schnitt in zwei 
voneinander isolierte Teile geteilt. 

Solange der Spalt zwischen diesen beiden Teilen trocken 
ist, kann der Strom einer angelegten Batterie nicht tibergehen. 

Haucht man jedoch gegen den 
Spalt, so bilden die feinen Wasser- 
tröpfchen, welche sich an den Bän- 
dern des Spalts absetzen, leitende 
Brücken, welche den Durchgang 
des Stroms- ermöglichen. Unter der 
Wirkung der elektrischen Wellen fließen die kleinen Tröpfchen 
25U größeren zusammen, die jedoch zu weit voneinander entfernt 
sind, um den Stromdurchgang zu gestatten. 

Lodge beobachtete einen ähnlichen Einfluß der elektrischen 
Wellen auf Seifenblasen. Zwei sich berührende Seifenblasen 
flößen in eine einzige große zusammen, sobald sie von elek- 
trischen Wellen getroffen wurden. 




Mg. 128. 



Mit* 



Apparate für die elöfctrische Wellentelegraphie. 149 

In der praktischen Anwendung wird die Schaf ereche Platte 
nicht angehaucht, sondern in der Nähe eines angefeuchteten 
Tuches oder eines Wassergefäßes angebracht. Für den Apparat 
wird gegenüber dem gewöhnlichen Fritter größere Empfindlichkeit 
und weiterhin größere Einfachheit in Anspruch genommen, da 
er keinerlei äußerer Einwirkungen bedarf, um in den ursprüng- 
lichen Zustand zurückzukehren. Schäfer, Benz und lippold haben 
in der Folge eine Schäfersche Platte mit mehreren Lamellen, 
nach Fig. 122 patentieren lassen. Die Metallstreifen qre werden 
von den isolierenden Stützen t* innerhalb eines Gehäuses c, welches 
zudem feuchte, poröse Körper und die Klemmen hr enthält^ 
getragen. 

Der untere Teil der Figur gibt die Verbindung der Platte / 
mit dem Relais r, dem Empfangsdraht a, der -Batterie und Erde. 

Die Anordnung De Forest und Smithe. Die in 
Fig. 128 dargestellte Konstruktion besteht aus einer kleinen 
Ebonit- oder 'Glasröhre, in welcher sich die beiden Elektroden 
€i Cj aus Metall von 3,2 nmi Durchmesser und eine Hilfselek- 
trode c3 von gleichen Durchmesser befinden. 'Die einander zu- 
gewendeten Flächen der Elektroden stehen 1,6 mm voneinander 
ab. Die Zwischenräume zwischen den Elektroden sind mit einer 
besonderen Paste aus ziemlich groben Feilspänen zu gleichen 
Teilen gemischt, mit Bleioxyd unter Zugabe von Glyzerin oder 
Vaselin oder einer Spur von Wasser oder Alkohol angefüllt. 

Nach Angabe der Erfinder lösen sich beim Durchgang des 
Stromes kleine Metalheilchen von der Anode ab, und gehen 
durch die Zwischenlage zur Kathode über, indem sie sich mit- 
einander verbinden und so leitende Fäden zwischen den Elek- 
troden bilden. Wenn sich auf den so bestehenden Ortstrom die 
elektrischen Wellen überlagern, so schieben sich kleine Wasser* 
fitoffbläscben infolge der Zersetzung des Wassers zwischen die 
Kathode und die Fäden und zwischen die Teilchen der Fäden 
selbst, wodurch der Widerstand erheblich vermehrt wird. Mit 
dem Aufhören der elektrischen Wellen wirkt das Bleioxyd als 
Depolarisator, beseitigt die Wasserstoffbläschen und stellt die 
leitenden Fäden in ihrem ursprünglichen Zustande wieder her. 

Der Apparat wird nach einigen Tagen unwirksam, da der 
Sauerstoff der depolarisierenden Masse sich erschöpft. Gleich- 
gültig, ob diese Erklärung den tatsächlichen Vorgängen in der 
Anordnung entspricht oder nicht, der Apparat scheint vorzüglich 
zu arbeiten, indem er sehr rasch und ohne äußere Hilfsmittel 
sofort nach dem Aufhören der elektrischen Wellen in den ur- 



I 
i 



l&O 7. Kapitel. 

sprünglichen Zustand zurückkehrt» und damit eine sehr be- 
schleunigte Übermittlung der Signale zuläßt. 

Verschiedene Wellenanzeiger« 

Wellenanzeiger Rutherford. Der von Rutherford 
im Jahre 1896 angegebene Wellenanzeiger beruht auf einer durch- 
aus anderen Erscheinung wie die Fritter, nämlich auf der Tat- 
sache, daß Wechselströme von sehr hoher Wechselzahl, wie sie 
z. B. bei den Entladungen einer Leydener Flasche erhalten werden, 
dauernd die Magnetisierung eines magnetisierten Stahlstabs ver- 
ändern. Die von Lord Rayleigh entdeckte Erscheinung wurde von 
Rutherford zur Konstruktion eines Apparates benutzt, welcher 
elektrischen Wellen gegenüber eine ähnliche Empfindlichkeit 
wie die Fritter aufweist. 

Der Apparat besteht aus einem Bündel feiner Stahldrähte 
von ca. 1 cm Länge, welche durch Siegellack voneinander isoliert 
und kräftig magnetisiert sind. Um dies Bündel ist eine lange 
Wicklung von Kupferdraht gewunden, dessen Enden zu einem 
sehr empfänglichen Spiegelgalvanometer führen. 

Wird das Drahtbündel von elektrischen Wellen getroffen, so 
ist eine plötzliche Entmagnetisierung zu bemerken, infolge welcher 
in der Drahtspule ein von dem Galvanometer angezeigter In- 
duktionsstrom entsteht. Wird das Bündel hierauf von neuem 
magnetisiert, so ist es imstande, die Ankunft eines neuen Wellen- 
zuges durch einen erneuten Liduktionsstrom anzuzeigen. Nach 
der Angabe des Erfinders zeigt der Apparat elektrische Wellen 
auf 800 m an, auch wenn sich zwischen den beiden Stationen 
Häuser befinden. 

Wellenanzeiger Wilson. Beinahe zur gleichen Zeit 
bediente sich Wilson einer dem Rutherfordschen Apparat ähn- 
lichen Einrichtung zur Aufnahme elektrischer Wellen. Der 
Unterschied bestand darin, daß die Magnetisierung des Draht- 
bündels keine dauernde, sondern eine zyklische war, indem neben 
dem Bündel ein permanenter Magnet nach Fig. 124 in Umdrehung 
erhalten wurde. Sobald eine das Bündel umgebende Draht- 
wicklung von elektrischen Wellen durchfloßen wurde, zeigte sich 
eine plötzliche Änderung der Magnetisierung des Bündels, welche 
an einem Galvanometer oder einem Telephon, das in einer 
zweiten über das Bündel geschobenen Spule eingeschaltet war, 
durch den erzeugten Induktionsstrom wahrnehmbar wurde. 

Wellenanzeiger Mareen i. Der Apparat von Rutherford, 
welcher konstruiert wurde, bevor die elektrischen Wellen ihre 



Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 



151 



fA 




Fig. 124. 



Anwendung auf die drahtlose Telegraphie gefunden hatten, wurde 
von Marconi zur Aufnahme rasch aufeinanderfolgender Wellen 
in die Fig. 124 angegebene Form gebracht. Die Drahtrolle steht 
nicht mit einem Galvanometer, 
sondern mit einem rascher an- 
sprechenden Telephon in Ver- 
bindung, und um das Draht- 
bündel wurde eine Spule ge- 
wickelt, welche einerseits mit 
dem Empfangsdraht, anderseits 
mit der Erde in Verbindung 
gebracht wurde, um die Wirkung 
der elektrischen Wellen, welche 
vom Empfangsdraht aufgefan- 
gen wurden, besser auf das 
Drahtbündel zu vereinigen. 

Das Drahtbündel ist, wie 
in dem Wellenanzeiger Wilson, in dem Feld eines Hufeisen- 
magnetes C untergebracht, welch letzterer durch einen kleinen 
Elektromotor in ständiger Umdrehung um die eigene Achse und 
damit in dauernder Empfangsbereitschaft gehalten wird. 

Marconi bemerkte, daß die Zeichen im Telephon kräftiger aus- 
fielen, wenn die Drähte sich dem Magneten näherten, d. h. wenn 
die Magnetisierung im Zunehmen ist. Um diese Erscheinung 
nutzbar zu machen, traf er folgende Anordnung. 

Das feststehende Eisendrahtbündel ist dabei durch ein Eisen- 
drahtseil, welches durch einen Elektromotor ständig über zwei 
KoUen geführt wird, ersetzt. Der untere Lauf des Seils geht 
durch eine Spule, welche die beiden Wicklungen enthält, von 
welchen die eine mit Empfangsdraht und Erde, die andere mit 
dem Telephon in Verbindung steht, und tritt unmittelbar nach 
dem Verlassen der Spule in das Feld eines kräftigen Hufeisen- 
magneten. Infolge dieser Anordnung sind die die Induktions- 
rolle durchlaufenden Punkte des Seils in einem Zustand wachsen- 
der Magnetisierung, insofern sie sich dem festen Pol des Mag- 
neten nähern, wodurch die günstigsten Bedingungen für die 
Wirkung des Apparats erreicht werden. 

Marconi gründet die Wirkungsweise seiner Anordnung auf 
die von Gerosa und Finzi beobachtete Tatsache, daß ein von 
Wechselströmen hoher Wechselzahl durchflossenes Eisejistück der 
Wirkung eines magnetisierenden Feldes rascher folgt, als ein 
stromloses, welch letzteres die Erscheinung der Hysteresis zeigt, 



152 



7. Kapitel. 



r* 



infolge welcher das Eieen nur unter Verssögerung eine Magneti- 
Bierung annimmt, welche zudem geringer ausfällt, als der magneti- 
Bierenden Stromstärke entspricht. £in Drahtbündel, welches nicht 
von elektrischen Wellen durchflössen wird, befindet sich daher 
während der Drehung des Magneten infolge der Hysteresis auf 
einem anderen Grad der Magnetisierung als der augenblicklichen 
Stellung des magnetisierenden Magneten entspricht. Durch das 
Zwischentreten der Wellen nimmt dagegen die Magnetisierung 
augenblicklich den entsprechenden Wert an, und die schnelle 
Veränderung in der Magnetisierung des Bündels verursacht einen 
entsprechend kräftigen Ton im Telephon. 

Wellenanzeiger Tissot. Die in Fig. 125 dargestellte 
Anordnung von Tissot ähnelt einem Grammeschen Binge. Ein 

Ring aus Stahldrähten be- 
wegt sich zwischen den 
Polen eines feststehenden 
Elektromagneten und trägt 
zwei übereinander aufge- 
brachte Drahtwicklungen. 
Die eine wird durch eine 
einzige Lage feinen Drahtes 
gebildet, deren beide En- 
den mit zwei voneinander 
isolierten, auf der Umdre- 
hungsachse aufgebrachten 
Bingen in Verbindung 
stehen, welche vermittelst 
zweier Schleiffedern einer- 
seits mit dem Emplangs- 
draht, anderseits mit der 
Erde verbunden ist. Die zweite Bewicklung steht auf gleiche 
Art mit einem Telephon in Verbindung, Werden gleiche Bewick- 
lungen an mehreren Punkten des drehbaren Binges aufgebracht, so 
wird sich in irgend einem gegebenen Moment eine Bolle um so 
sicherer in der günstigsten Stellung für die Wellenaufnahme befin- 
deu, je größer die Anzahl der Bollen auf dem Binge gewählt wird. 
Tissot benutzt auch einen Wellenanzeiger in welchem anstatt 
eines Hufeisenmagnets ein einfacher Magnet oder Elektromagnet 
benutzt ^drd. Die passendste Umdrehungsgeschwindigkeit beträgt 
1—5 Umdrehungen pro Sekunde. 

Tissot bemerkte, daß die Schwingungszahl der Wellen keinen 
unmittelbaren Einfluß auf die Wirkungsweise solcher Wellen- 




Fig. 126. 



Apparate ftlr die eleknischo Wellen lelegraphie. 



158 



anieiger aueübe. Bei gleicher Energie scheint es jedoch, dafi 
die stark gedämpften Wellen die grOßte Wirkung zeigen, wobei 
die Wirkung der eines von den ersten Schwingungen ausgeübten 
Stoßes vergleichbar ist. Die Stärke der am Wellenanzeiger be- 




Ffg. 12fi. 



obacbteteu Wirkung zeigte sich dabei proportional der Maximal- 
«tKrfce des im Empfangedrsbt induzierten Stromes. 

Wellenanzeiger Ewing- Walter. Der von Ewing 
und Waltor in letzter Zeit der Royal Society vorgelegte Apparat 



164 7. Kapitel. 

besteht aus einer Spule von mit Seide isoliertem StaMdraht, welche 
zwJHclien den keilförmigen Polen eines Elektromagneten ange- 
bracht von Wechselströmen durchfloeeen und an einer Benkrechten 
Achse angeordnet ist. (Fig. 126.) 

Infolge der Hysteresie sucht sich die Spule zu drehen, wird 
jedoch von eioer Feder festgehalten und weicht um einen be- 
stimmten Winkel aus der Buhelage ab. Sobald die Spule von 
elektrischen Wellen durchflössen wird, so nimmt in diesem FaUe 
die Hysteresis merkbar zu und damit auch die Ablenkung. Die 
Zunahme der Ablenkung zeigt nicht nur die Wellen an, sondern 



Hg. 127. 

gestattet auch, deren Stärke zu messen, was zur Ermittlung der 
besten Arbeitsbedingungen für die Praxis der elektrischen Wellen- 
telegraphie von Wichtigkeit ist. 

Wellen an zeiger Arno. Die Anordnung besteht (Fig. 127) 
aus zwei Eisen- oder Nickelplatten DD', welche an den Enden 
eines bifilar aufgebtkngten Stabes angebracht sind. Die obere 
Scheibe unterliegt der Wirkung der Elektromagnet« ABC, welche 
von Wechselströmen mit '/j Phasenverschiebung durchfloaeen 
werden. Die Wirkungen der letzteren vereinigen sich ähnlich 
wie in dem Falle der polarisierten Wellen des Systems Artom 
und eraeugen ein Ferrarisches magnetisches Drehfeld, welches 
die Scheibe zu drehen versucht. Die untere Scheibe befindet 
sich unter der Wirkung eines gleichen entgegengesetzten, von den 
Elektromi^neten A' B' C hervorgebrachten Drehfelds. Das auf- 



Apparate für die elektrieche Wellentelegraphie. 



155 



gehängte System ist daher im Gleichgewicht. Die obere Scheibe 
wird jedoch von einer Spule mugeben, welche einerseits mit dem 
Empfangsdraht, anderseits mit der Erde verbunden ist. Wird 
demnach die Spule von elektrischen Wellen aus dem Empfangs- 
diabt duTcbfloBson, so wird die Hysteresis der oberen Scheibe 
geändert und das Gleichgewicht zwischen den Wirkungen der 
beiden Drehfelder aufgehoben, wodurch eine Ablenkung des be- 
weglichen Systems erzielt wird. 

Die magnetischen Wellenanseiger sind unter Umständea 
empfindlicher als die Flitter und übertreffen letztere auf alle 
Falle hinsichtlich der Zuverlässigkeit der Wirkung. Tn ihrer 



e gegenüber den Frittem den Nachteil, 



einfachen Gestalt haben 
daÜ sie keine selbst- 
tätige Aufzeichnung 
der Signale bewir- 
ken , letstere viel- 
mehr vermittelst des 
Gehörs durch das 
Telephon aufgenom- 
men werden müssen. 
Der thermi- 
sche Wellcnan- 
zeiger Fessenden 
(Fig. 128). Die An- 
ordnung von Fesaen- 
den beruht auf der 
Eigenschaft der Me- 
talle, daß deren elek- 
trischer Widerstand 
mitihrer Temperatur 
zuninunt. Ein in 
Gestalt eines V ge- ~" ^^ ^^s. 

bogener Silberdraht 

von 0,15 mm Durchmesser enthält einen Kern aus Platindraht 
von 0,0015 "n" Durchmesser , dessen unteres Ende in Sal- 
petersäure eingetaucht wurde , wodurch nach Auflösung des 
Silbers ein kurzes Stück des Platindrahts freigelegt ist. Der 
V-förmig gebogene Draht ist von der silbernen Kapsel 18 um- 
schlossen, welch letztere wieder von dem Glasgef&ß 17 umgeben 
ist. Aus dem allseitig geschlossenen Gefäß ist die Luft entfernt. 
Zwei eingeschmolzene Drähte 16 sind mit den Enden des Silbcr- 
drahtes verlötet. Sobald der Draht 11 von elektrischen Wellen 




156 7. Kapitel. 

durchflössen wird, wird er in rascher Folge erwärmt und beim 
Aufhören der Wellen wieder abgekühlt, welche Temperatur- 
schwankungen, Widerstandsschwankungen in einem den Silber- 
draht, eine Batterie und Telephon enthaltenden Stromkreis und so 
der Dauer der Wellenentsendung entsprechend mehr oder minder 
lange Töne im Telephon hervorbringen. 

Mehrere derartig gebaute Glasgefäße mit verschiedener Emp- 
findlichkeit des Drahtes 14 sind an einer Scheibe aus Ebonit 28 
angebracht, welche vermittelst des Knopfes 29 gedreht werden kann 
und mit irgend einem der Gefäße die Stromabnehmer 22 in Ver- 
bindung bringt, eine Einrichtung, welche eine Anpassung des Emp- 
fangsapparates an die Stärke der ankommenden Wellen ermöglicht. 

Die Überlegenheit eines solchen Wellenanzeigers beruht 
in erster Linie auf der größeren erreichbaren Tlbertragungs- 
geschwindigkeit, welche durch die Schnelligkeit der Erwärmung 
und Abkühlung des Drahtes gegeben ist, in zweiter Linie in der 
erhöhten Möglichkeit, die Eesonanz zwischen Sende- und Emp. 
fangsstation herzustellen. In der Tat behauptet Fessenden, daß 
mit seinem System 65 Worte in der Minute aufgenommen werden 
können, während man mit gewöhnlichen Frittern über eine 
Schnelligkeit von 15 Worten nicht hinauskommt. Femer sammelt 
sich im Empfänger unter der Form der Wärme die ganze, von 
den Schwingungen übertragene Energie, wodurch es möglich ist, 
Schwingungen niedriger Spannungen und großer Dauer anzu- 
wenden an Stelle der hochgespannten Wellen, welche zur Er- 
regung des Fritters, der hauptsächlich auf die Maximalwerte der 
Energie antwortet, notwendig sind. Es genügen daher kürzere 
Sende- und Empfangsdrähte, und es wird angegeben, daß mit 
dem System Fessenden auf eine Entfernung von 160 km mit 
Funkeninduktoren von 6 mm Funkenlänge und einfachen Emp- 
fangs- und Sendedrähten von 12 m Höhe Zeichen ausgetauscht 
werden können. 

Neuerdings ersetzte Fessenden den Platindraht seines ther- 
mischen Wellenanzeigers durch ein Flüssigkeit. Dieser neue 
Wellenanzeiger besteht aus einem kleinen Gefäß mit einer Flüssig- 
keit, in welcher ein Diaphragma mit einem sehr feinen Loch 
eingetaucht ist. Vor dem Loch befindet sich eine äußerst feine 
Drahtspitze, welche mit dem Empfangsdraht in Verbindung steht. 
Unter der Wirkung der auf den Empfangsdraht treffenden elek- 
trischen Wellen wird die dünne in dem Loch des Diaphragmas 
befindliche Flüssigkeitsschicht erwärmt und spielt nun dieselbe Rolle 
wie der Platindraht in dem oben beschriebenen Wellei;anzeiger. 



Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 157 

Der neue Wellenanzeiger soll den Vorteil bieten, daß er 
nicht der Gefahr unterliegt, abgeschmolzen zu werden, und keiner 
Schutzhülle aus leitendem Material bedarf. 

Da femer die Flüssigkeiten mit der Zunahme der Tempe- 
ratur im Gegensatz zu den festen Körpern ihren Widerstand ver- 
ringern, ist der zur Aufnahme dienende Strom in dem Augen- 
blick, in welchem die Wellen die Flüssigkeit treffen, größer als 
während der wellenlosen Zeit und kann daher besser zur Auf- 
nahme ausgenutzt werden. 

Die Widerstandsschwankungen in dem thermischen Wellen- 
anzeiger mit Draht betragen nach Fessendens Angabe ^4^/0 des 
ursprünglichen Widerstandes, während die Schwankungen bei 
dem Wellenanzeiger mit Flüssigkeit unter gleichen Bedingungen 
12*/o d. h. das 50 fache betragen. 

Wellenanzeiger L. H. Walten. Diese Anordnung 
besteht aus einem Quecksilberbehälter, in welchem eine Glas- 
kapillare eintaucht. Letztere enthält einen Platindraht, der bis 
auf */ip mm Abstand von der unteren Röhrenöffnung, reicht. Über 
dem Quecksilber befindet sich eine Wasserschicht, welche als 
Isoliermittel dient. Das Quecksilber und der Draht stehen mit dem 
Pol einer Batterie in Verbindung. Der Strom kann jedoch nicht 
übergehen, weil das Quecksilber infolge der Kapillarität zu tief 
steht, um den Draht zu berühren. Sobald jedoch eine elektrische 
Welle den Apparat trifft, ändert sich die Kapülarkraft, das 
Quecksilber steigt, die Berührung mit dem Draht wird hergestellt 
und der Strom geschlossen. Zu gleicher Zeit wird ein Elektro- 
magnet durch den Strom geschlossen, hebt auf einen Augenblick 
die Röhre, wodurch der Strom unterbrochen wird und das Gauze 
in den ursprünglichen Zustand zurückkehrt bereit zu einer 
neuen Aufnahme. 

Wellenanzeiger Schloemilch. Die Anordnung von 
Schloemilch beruht auf einer noch nicht eingehend bekannten 
Erscheinung, welche auftritt, wenn ein sehr feiner als Anode in 
einem Säurevoltmeter dienender Platindraht einer elektromoto- 
rischen Kraft ausgesetzt ist, welche gerade hinreicht, um die 
Elektrolyse einzuleiten. In diesem Fall geht ein außerordentlich 
schwacher Strom über, welcher jedoch augenblicklich zunimmt, 
wenn der Apparat von elektischen Wellen getroffen wird. Ein 
in den Stromkreis eingeschaltetes Telephon zeigt die von den 
ankommenden Wellen bewirkten Stromschwankungen an. 

Elektrokapillarer Wellenanzeiger >Armorl<. Dieser 
Apparat wird vorzüglich als Relais benutzt, weshalb er bei der 



I 

L 



158 



7. Kapitel. 



Besprechung dieser Apparate näher erwähnt werden soll. Ins- 
besondere fand er bisher seine Anwendung in der drahtlosen 
Telegraphie durch die Erde, doch soll die Empfindlichkeit hin- 
reichend sein, um seine Anwendung auch für die drahtlose 
Telegraphie durch die Luft an Stelle des Fritters zu ermöglichen. 
Wellenanzeiger PI ach er. Die für die drahtlose Tele- 
graphie bestimmte Anordnung soll Kap. 11 näher besprochen 
werden. 

Empfindlichkeit der Wellenanzeiger. 

Prof. Fessenden gibt die folgende Übersicht über die Emp- 
Endlichkeit der verschiedenen bisher zur Aufnahme Hertzscher 
Wellen in der drahtlosen Telegraphie verwendeten Wellen- 
Anzeiger. Die Zahlen geben die zur Erzeugung eines Zeichens 
notwendige Energie in Erg an. 

Fritter Marconi aus Nickel, Silber, Quecksilber . . . 4,000 

Legierung aus 25 Vo Crol<i ^n<i 5*/o Wismut .... 1,000 

Wellenanzeiger Solari, Kohle, Stahl, Quecksilber . . . 0,220 

Thermischer Wellenanzeiger Fessenden mit Draht . . 0,080 

Derselbe mit Flüssigkeit 0,007 



Relais. 

Die Relais werden in der gewöhnlichen Telegraphie im 
großen Umfange verwendet, wenn die an der Empfangsstation 

ankonmienden Ströme zu 



W 








schwach sind, um unmittelbar 
die Empfangsapparate zu be- 
tätigen. 

Fig. 129 zeigt die An- 
wendung in Verbindung mit 
einem Fritterstromkreis. 

Bedeutet M den zu be- 
tätigenden Empfangsapparat 
beispielsweise ein Morse- 
schreibwerk und PBB den 
Stromkreis, welcher von dem 
zu schwachen ankommenden 
Strom durchflössen wird, so 
wird in letzteren das Relais R eingeschaltet. Das Relais be- 
steht aus einem Elektromagneten mit dem Anker aus Weich- 
eisen a. Wenn der Stromkreis BPB von dem schwachen Strom 
durchflössen wird, so zieht das Relais B den Anker a an, welch 




,^^M 



Fig. 129. 



Apparate für die elektrieche Wellentelegraphie. 159 

letzterer den Strom der Ortebatterie i" scbliefit. Dieser Strom 
reicht hin, den Elektromagnet des Schreibwerks M zu betätigen. 
Hört der schwache Strom in B auf, ho fällt Anker a ab, öffnet 
den Kontakt m, unterbricht damit den Strom der Batterie P' und 
bringt den Anker des Schreibwerka M zmn Abfallen. 

Aach in der drahtlosen Telegraphie spielen die Beiais eine 
bedeutende Rolle. In Fig. 129 befindet sich das Beiais R im Strom- 
kreis des Fritters B einer Empfangsstation. Das Eelaia wurde 
bereits in den ersten Schaltungen von Popoff angewendeL 

Um die Empfindlichkeit des Fritters nicht zu gefährden, 
ist, wie erwähnt, die Anwendung einer Batterie P von geringer 
elektromoterischer Kraft geboten, weshalb der im Augenblick der 
Erregung des Fritters in dem Stromkreis BP£ fließenden Strom 
nur von geringer Stärke sein kann, doch hinreichen muß, nm 
das Beiais zn betätigen. 

In einigen Fällen bedient man sich als Relais eines Galvano- 
meters, dessen Nadel in dauernder Verbindung mit der Ortabatt«rie 
sich befindet, wälirend der andere Pol mit einem Draht in ' 
Verbindung steht, 
dessen Spitze der 
Galvanometemadel 
gegen fibersteht. E)er 
schwache, das Gal- 
vanometer durchflie- 
ße nde Strom lenkt 
die Nadel ab, bringt 
sie in Berührung mit 
der Metallspitze und 
schließt so den 
Stromkxeis des Emp- 
fangsapparatfl. 

Polarisierte Belais, Die Relais werden in sehr zahl- 
reichen Formen ausgeführt Die für die Zwecke der drahtlosen 
Telegraphie verwendeten Apparate der Art mtlssen eine hohe 
EmpfindUchkeit aufweisen, da nur eine geringe Stromstärke, ins- 
besondere beim Gebrauch von Frittem mit niediger Spannung, 
zur Verfügung steht. 

Die Fig. 130 zeigt ein von der Firma Siemens für das 
System Braun ausgeführtes Beiais. Auf einem gemeinsamen 
Grundbrett befindet sich außerdem der Fritter mit magnetischem 
Regulator und die EntfrittungBvorrichtnng, 



FiR. na. 



Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 161 

Auch in dem System Slaby-Arco wird ein Belais nach der 
Anordnung des polarisierten Belais Siomeiis in. der Zusammen- 
setzung der Fig. 181 benutzt. Die Wirkungsweise ist folgende: 
Ein Dauermagnet aus Stahl magnetisiert die Eisenkerne PI P2, 
auf welche die Spulen derart aufgeschoben sind, daß die Enden 
gleiche Polarität annehmen. Außerdem . befindet sich zwischen 
den Polenden eine freibewegliche Lamelle aus weichem Eisen, 
welche entgegengesetzt zu den Eisenkernen magnetisiert wird. 
Diese Lamelle wird von den beiden Schrauben D 1 D 2, deren eine 
die Buhesteliung, die andere die Arbeitsstellung bestinmit, in 
bestimmter Lage erhalten. ] 

Sobald die Bewicklung des Relais von d^m schwachen Strom 
der Fritterbatterie durchflössen wird, wir(^;die Magnetisierung 
des Eisenkerns P2 vermehrt, jene des Kernes PI vermindert 
und die in labilem Gleichgewicht zwischen den Polen befindliche 
Lamelle wird von P2 angezogen, schließt den Kontakt D2 und 
damit den Ortsstromkreis. Ein ähnliches Kelais wird auch von 
Marconi angewendet. >. 

Relais mit beweglicher Bewicklung. In Frank- 
reich verwendet man vorzugsweise Relais mit beweglicher Be- 
wicklung nach dem T3rpus Deprez. Das Modell Claude emes 
solchen Relais besteht aus einem Rahmen, auf welchem der 
Draht aufgewickelt ist, der mit dem Fritter und der zugehörigen 
Batterie verbunden ist. Der Rahmen ist zwischen den Polen 
eines Dauermagneten aufgehängt. Sobald der Draht von einem 
Strom durchflössen wird, wird der Rahmen gedreht und ein 
Kontakt geschlossen, welcher den Ortsstromkreis vervollständigt. 
In den Versuchen von Tissot wurden Relais dieser Bauart ange- 
wendet, welche bereits bei einem Strom von 0,25 Milliampere 
ansprachen. 

Im allgemeinen haben die in der drahtlosen Telegraphie 
benutzten Relais sehr hohe und im Verhältnis zum Fritterwider- 
stand • verschiedene Widerstände. Marconi benutzt Relais mit 
Widerständen zu 10000 Ohm. Das oben beschriebene Relais 
des Systems Slaby zeigt einen Widerstand von 2000 Ohm, der 
dem des Fritters gleichkommt. Ferrit blieb nach vielen Ver- 
suchen bei elinem Relaistypus von 500 Ohm. 

Das^ elektrokapillare Relais >Armorl<. Das von 
Armstrong und Orling angegebene Relais kann auch an Stelle 
des Fritters als Wellenänzeiger benutzt werden. 

Es beruht auf der Tatsache, daß die Kapillärkräfte im Be- 
Tührungspunkt zwischen Quecksilber und Schwefelsäurelösung 
Mazzotto. Telegraphie ohne Draht. 11 



i 



sich ändern, wenn dieee BerUhrungsetelle von einem elektriBchen 
Strom dnrchäoBBen wird, eine ErBcheinung, welche bekanntlich dem 
aullerordetiüich emp- 
findlichen Ktipillu- 
elektrometer von Lipp- 
mann KttgTonde Hegt. 
In dem BeUis Är- 
mori, Fig. 182. wird 
mit / ein Hebeirohr 
bezeichnet, dorcb wel- 
ches aus dem Behäl- 
ter a Quecksilber in 
den SchwefelBänre ent- 
haltenden tiefertiegen- 
den BehKltoT b überzn- 
treten sndit. Da je- 
doch das Ende k der 
HeberrOhre anileror- 
dentlich dünn ausge- 
EOgen iet, wird das 
Qaecksilber durch die 
K apillarkraft zurückge- 
halten. Wird jedoch 
zwischen Punkt i, der 
mit dem Quecksiber in Verbindung steht , und dem Fankt j 
der Sftm-e eine elektrische Spannungsdifferenz hervorgebracht, so 
verschiebt sich das 
Quecksilber in dem 
Sinne , in welchem 
der Strom fließen wür- 
de. Ist i daher posi- 
tiv, 80 treten kleine 
Tropfen von Qaeck- 
silber aas dem Heber- 
rohr, treffen auf das 
Ende des Hebels i^ 
welch letzteror den 
Kontakt bei c und 
damit den Stromkreis 
einer Ortsbattcoie und eines MorseBchreibwerks schließt. 

Der Behälter r bildet eine Art Maiiottescber Flasche und 
halt den Stand des Quecksilbers in dem Gef&ß a unveränderlich. 



ng. 132. 




Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 163 

Dieser Wellenempfänger erwies sich als sehr empfindlich 
und kann auch als Übertrager für die Zwecke der elektrischen 
Wellentelegraphie dienen. Eine Abart des Apparats zeigt die 
Fig. 133. Die zum Empfangsdraht und Erde führenden Drähte 
endigen an den Ständern der Gefäße 5,5. An einem Wagbalken 
sind an den beiden Enden nach abwärts gekehrte Eöhrchen, 
welche angesäuertes Wasser und einen Tropfen Quecksilber ent- 
halten, angebracht. Sobald ein Strom ankommt, verschiebt sich 
das Quecksilber im Sinne der Stromrichtung, wodurch der Wag- 
balken sich neigt und den Kontakt des Ortsstromkreises schließt. 

Sehreiby orrich tungen • 

Die in der elektrischen Wellentelegraphie am häufigsten an- 
gewendete Schreibvorrichtung ist das gewöhnliche Morseschreib- 
werk welches in den Ortsstromkreis des Relais eingeschaltet 
ist. In diesem Apparat werden bekanntlich die Zeichen des 
Alphabets in der Form von Punkten und Linien auf einem 
Papierstreifen, welcher durch ein Uhrwerk an einem Schreib- 
rädchen vorbei bewegt wird, hervorgebracht. Das eingefärbte 
Schreibrädchen ist mit dem Anker des Schreibwerks verbunden und 
wird gegen die Mitte des laufenden Papierstreifens angedrückt, 
solange der Elektromagnet des Schreibwerks erregt ist. Hört 
die Erregung infolge Unterbrechung des Ortsstromkreises auf, 
so wird das Schreibrädchen von dem Papierstreifen abgehoben 
und die auf letzterem aufgezeichnete Linie unterbrochen. 

Die in der drahtlosen Telegraphie verwendeten Morse- 
schreibwerke ähneln jenen in der gewöhnlichen Telegraphie 
verwendeten mit dem Unterschied, daß infolge der geringeren 
Übertragungsgeschwindigkeit der Papierstreifen in den Apparaten 
für drahtlose Telegraphie nur ungefähr 60 cm in der Minute, d. h. 
viel langsamer als in den gewöhnlichen Morseapparaten fort' 
bewegt wird. 

Um die Wirkungsweise des Morseschreibwerks bei den An- 
wendungen in der drahtlosen Telegraphie vollkommen zu ver- 
stehen, muß man im Auge behalten, daß in diesen Anwendungen 
jedes einzelne Signal aus so vielen Wellenentsendungen besteht, 
als während der Hervorbringung des Zeichens Unterbrechungen 
durch den Unterbrecher des Funkeninduktors der Sendestation 
stattfinden, und daß daher das Schreibwerk jedes einzelne Signal 
aus einer Beihe sehr benachbarter Punkte zusammensetzt. Erst 
infolge der Trägheit der bewegten Teile des Schreibwerks fließen 

11* 



164 7. Kapitel. 

diese Punkte zu einer einzigen zusammenhängenden Linie zu- 
sammen. Im allgemeinen wird das Morseschreibwerk neben den 
Elektromagneten; dessen Anker die Entfrittung befördert, ge- 
schaltet und der Widerstand der beiden Elektromagnete ent- 
sprechend gewählt. 

In einer von Slaby Arco patentierten Anordnung trägt der 
Anker des Schreibwerkselektromagneten eine Kugel^ welche gegen 
den Fritter schlägt und letzteren entfrittet. 

Zammarchi hat beobachtet, daß die Aufzeichnungen von Nach- 
richten durch elektrische Wellen mit gewöhnlichen Morseappa- 
raten nicht genügend ausfielen, da die Trägheit des Ankers nicht 
hinreichte, die aufeinanderfolgenden Punkte zu einer zusammen- 
hängenden Linie zu vereinigen, und die Bewegung des Ankers 
genau in dem Momente aufzuhalten, in welchiem der ankommende 
Wellenzug aufhörte. Anderseits stellte er fest, daß die Zeichen 
einer elektrischen Klingel, welche an Stelle des Morseapparates 
eingeschaltet wurde, diese Übelstände nicht aufwiesen. Er änderte 
demnach das Morseschreibwerk derart, daß der Hebel, welcher 
das Schreibrädchen gegen den Papierstreifen drückt, während der 
Dauer eines Zeichens, Punktes oder Striches, nicht ununterbrochen 
angedrückt bleibt, sondern leicht und schnell wie der Klöppel 
einer elektrischen Klingel schwingt. Um diese Schwingungen zu 
erzielen, wurde dasselbe Mittel wie bei den elektrischen Klingeln, 
d. h. die Unterbrechung des erregenden Stromkreises durch die 
Ankeranziehung verwendet. 

Die vermittelst dieser Einrichtung hervorgebrachten Zeichen 
bestehen aus zusammenhängenden Punkten und Linien, welche 
genau in dem Augenblicke beginnen und aufhören, in welchem 
das Relais den Stromkreis der Schreibwerkelektromagnete schließt 
oder öffnet. 

Schreibwerk Hughes. Der in der gewöhnlichen Tele- 
graphie nach dem Schreibwerk Morse am häufigsten angewendete 
Empfangsapparat ist der Drucktelegraph Hughes, welcher die 
eihlaufenden Zeichen in gewöhnlichen Drucklettern widergibt. 
Die Anordnung besteht darin, daß in der Sendestation und Emp- 
fangsstation je ein in ständiger Bewegung befindlicher Apparat 
aufgestellt ist, deren Bewegungen vollkommen synchron ver- 
laufen. Wird in der Sendestation die Taste des zu übermittelndien 
Buchstabens gedrückt, so wird in der Empfangsstation derselbe 
Buchstabe auf einem fortlaufenden Papierstreifen abgedruckt. 
Die Übertragungsgeschwindigkeit ist bei der Verwendung dieser 
Apparate eine erheblich größere, als bei der Morsetelegraphie, 



Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. lf>5 

insofern bei letzterer jeder Bachstabe durch die Zusammenfügung 
einer größeren und geringeren Anzahl von Punkten und Strichen, 
d. h. einer mehr oder minder großen Anzahl von Stroment- 
sendungen, sich zusammensetzt, während bei den Hughesappa- 
raten zur Übermittlung eines jeden Buchstabens nur eine einzige 
sehr kurz andauernde Stromentsendung erforderlich ist. 

Um die Übertragungsgeschwindigkeit in der drahtlosen Tele- 
graphie zu erhöhen, wurde auch versucht, den Hughesapparat 
zu benutzen 

Die Möglichkeit dieser Benutzung wurde von K. Strecker 
im Jahre 1899 nachgewiesen und im Jahre 1903 wurden in Gegen- 
wart Marconis und unter der Leitung des Leutnants Sullino ver- 
mittelst Hughesapparate Telegramme zwischen den funkentele- 
graphischen Stationen von Monte Mario und dem Marinemini- 
sterium in Rom ausgetauscht. Die Einzelheiten der verwendeten 
Anordnung wurden, soweit bekannt, nicht veröffentlicht. Es 
scheint, daß auf der Station Monte Mario ein Tastensender Hughes 
im Synchronismus mit einem Druckapparat im Marineministerium 
aufgestellt war. 

Der erste Apparat bewirkte die Entsendung der elektrischen 
"Wellen, welche auf der zweiten Station vermittelst Fritter und 
Beiais auf den Druckapparat wirkten. 

Andere Druckapparate. In neuester Zeit wurden 
auch noch andere Druckapparate für den Gebrauch bei der draht- 
losen Telegraphie vorgeschlagen. 

Einer derselben rührt von Ingenieur Kamm her, doch sind 
darüber nur wenige Angaben bekannt geworden. Der Apparat 
soll äußerlich von einer gewöhnlichen Schreibmaschine sich nicht 
unterscheiden. Er soll nach der Angabe seines Urhebers mit 
seinem Gegenüber so vollkommen und empfindlich abgestimmt 
werden können, daß die Übertragung vollkommen geheim und 
ein Auffangen der Nachrichten unmöglich ist. Der Apparat 
wurde im Laboratorium des Erfinders vor dem Chefingenieur der 
Marconigesellschaft vorgeführt. 

Ein anderer Apparat derselben Art wurde von Giuseppe 
Musso in Vado Ligure angegeben und beruht wie jener von 
Hughes auf dem Synchronismus zweier Apparate an der Sende- 
und Empfangsstation. Die Apparate sind zu verwickelt gebaut, 
als daß hier eine genaue Beschreibung gegeben werden könnte. 
Es muß auf L'Elettricita vom 9. August 1903 bezüglich ein- 
gehender Beschreibung verwiesen werden. Erwähnt sei nur, 
daß der Erfinder beansprucht, Stationen, mit welchen nicht ver- 



166 7. Kapitel. 

kehrt werden kann, oder nicht verkehrt werden will, ausschließen, 
und das System als Duplex, d. h. zur gleichzeitigen Übertragung 
zweier Nachrichten in entgegengesetzter Richtung arbeiten lassen 
zu können. 

Schreibvorrichtung Lodge-Muirhead. 

In dem System Lodge-Muirhead seiner letzten Ausführungs- 
phase wird als Schreibvorrichtung der in der transatlantischen 
Telegraphie benutzte Syphon-Recorder verwendet. 

Bei diesem System ist kein Relais im Stromkreis des Fritters 
benutzt. Der Fritter und der Spannungsregler (8. 146) sind 
unmittelbar mit dem Schreibapparat in Reihe geschaltet. Die 
Schreibfeder besteht aus einem kleinen Glasheberröhrchen, 
welches an dem beweglichen Rahmen eines Galvanometers auf- 
gehängt ist. Dieser Rahmen wird von dem Strom, welcher bei 
der Ankunft der Wellen den Fritter durchfließt, bewegt. 

Das eine Ende des Heberöhrchens taucht in ein Tinten- 
gefäß, während das andere über dem Papierstreifen liegt, welcher 
die ankommenden Zeichen aufzunehmen hat. Solange keine 
Zeichen ankommen, führt die Feder eine feine, gerade Linie über 
den Papierstreifen, welche in eine Zickzacklinie durch die Ab- 
lenkungen des Galvanometerrahmens übergeht,, sobald Zeichen 
von der entfernten Station einlangen. Aus der mehr oder minder 
langen Dauer der Ablenkungen ergeben sich die den Punkten 
und Strichen des Morsealphabets entsprechenden Zeichen. 

Die Empfindlichkeit und Genauigkeit des Apparats ist derart, 
daß man aus der auf dem Papierstreifen aufgezeichneten Linie 
erkennen kann, ob der Funkenübergang in der Sendestation 
gleichmäßig oder ungleichmäßig vor sich geht, da jede XJngleich- 
mäßigkeit sich in mehr oder minder starker Aufkräuselung der 
Linie auf dem Papierstreifen äußert. 

Übertrager. 

Man bezeichnet mit dem Namen Übertrager in der gewöhn- 
lichen Telegraphie Apparate, welche zwischen der Sende- und 
Empfangsstation eingefügt werden, wenn letztere zu weit von- 
einander entfernt sind, als daß mit den verfügbaren Mitteln die 
Zeichen unmittelbar von einer Station zur anderen übertragen 
werden könnten. Sie bestehen aus Relais, ähnlich den S. 158 u. ff. 
beschriebenen, welche anstatt einen Empfangsapparat zu betätigen 
an dem Ort ihrer Aufstellung selbsttätig die bei ihnen ein- 



Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 1^" 

laufenden Zeichen in einen Stromkreis weitergeben, indem sie 
den Strom einer in der Hilfsstation aufgestellten zweiten Strom^ 
quelle in der die Hilfsstation und die Empfangsstation yer* 
bindenden Leitung schließen. Offenbar können mehrere derartige 
Ubertragestationen hintereinander in passender Entfernung an- 
geordnet werden und so immer größere Übertragungsentfemungen 

I erreicht werden. 

I 

Obgleich die drahtlose Telegraphie Übertragungen auf außer- 
ordentlich große Entfernungen zuläßt, so ist dies doch nur durch 
einen bedeutenden Energieaufwand an der Sendestation und 
daher durch die Benutzung sehr kräftiger Apparate erreichbar. 
Man hat daher auch in der drahtlosen Telegraphie Übertragevor- 
richtungen, vermittelst welcher mit Apparaten von bescheidener 
Wirkung bedeutende Entfernungen sollen überwunden werden 
können, vorgeschlagen und versucht. Im allgemeinen kann jede 
Funkentelegraphenstation, in welcher ein Sende- und Empfangs- 
apparat sich befindet, zu einer Übertragestation verwendet werden. 
Es genügt zu diesem Zweck, daß das im Fritterstromkreis liegende 
Relais statt den Stromkreis eines Schreibwerks den eines Funken- 
induktors, der mit dem Sendedraht verbunden ist, schließt Der 
Funkeninduktor wird demnach dieselben Zeichen weitergeben, 
welche bei der Station von der Sendestation her angekonunen 
sind. Die von dieser Übertragestation wiederholten Zeichen 
können von einer zweiten, dritten u. s. f. weitergegeben werden, 
bis sie in der Bestimmungsstation wirklich aufgezeichnet werden. 

Im Falle der drahtlosen Telegraphie bietet jedoch die An- 
wendung von Übertragern Schwierigkeiten, welchen man in der 
gewöhnlichen Telegraphie nicht begegnet. Diese Schwierigkeiten 
rühren daher, daß die funkentelegraphischen Zeichen sich in 
allen Richtungen um den Sendedraht übertragen, infolgedessen 
ein von einer Zwischenstation wiederholtes Zeichen nicht nur 
von der folgenden, sondern auch von der vorausgehenden Station 
aufgenommen wird. Letztere würde daher das Zeichen ein 
zweites Mal abgeben, so daß eine unlösbare Verwirrung der Zeichen 
die Folge wäre. Es wurden verschiedene Vorschläge gemacht, 
diesem Übelstand abzuhelfen. 

System Cole-Cohen. Cole und Cohen empfehlen zu 
diesem Zweck entweder den Übertrager derart anzuordnen, daß 
er nicht unmittelbar das zurückkommende Zeichen aufnehmen 
kann, oder ihn unfähig zu machen, Zeichen unmittelbar nach 
seiner Tätigkeit als Übertrager aufzunehmen, wobei jedoch die 
Fähigkeit für eine neue Übertragung nach einiger Zeit wieder 



168 T. Kapitel. 

ristreWn maß. Für den zweiten Fall wird an die Verwendung 
von Sjncbronkommutatoren gedacht. In einem dritten System 
BoUen tür jede Station zwei Lnftdrähte angewendet werden, deren 
jeder von einem metallischen Halbzylinder, der durch eine 
Kappe gedeckt ist, geschützt sein soll. Werden diese Halb- 




eylinder entsprechend gerichtet, so können nur die von einer 

Richtung kommenden Zeichen angenommen werden, nm ver- 
mittelst des anderen Lufttirahts in der entgegengesetzten Richtung 
weiter gegeben zu weiden. 

Die Fig. 184 Keigt die Apparate und die Schaltung einer 
UbertragungBStation Cole Cohen ; a a, stehen bzw. mit dem Emp- 
fangsdraht und dem wiederholenden Draht in Verbindung, c ist 
der Funk eninduktor, d dieFunken8trecke,/und/' sind die Fritter, 
h und A, die Übertragerrelais, s deren Batterie, l, i^ sind zwei 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 169 

Hilfsrelais, t eine Batterie, u und u' die Entfrittungshämmerchen, 
C ein Kondensator und E die Erdverbindung. 

Die Endstationen sind in gewöhnlicher Weise geschaltet. 
Bei Ankunft eines Zeichens, welches nach der Behauptung der 
Erfinder einen Strom nur in dem Luftdraht a hervorbringt, geht 
dieser Strom über den Kontakt m des Hilfsrelais ly den Kontakt c, 
von hier zum Fritter / und endlich zur Erde bei E. Der Strom- 
kreis des Eelais h wird geschlossen, der Anker k schließt den 
Kontakt bei i und die Batterie erregt das Relais V, Über m' 
und n- werden die Kontakte p^ und r' geschlossen. Durch den 
Anker w' wird die Verbindung zwischen dem Fritter/' und dem 
Draht a' unterbrochen und die Verbindung von a' mit einer der 
Erregerkugeln d hergestellt. Zu gleicher Zeit wird der Kontakt 
bei r' und daher die Batterie s über die Hämmerchen m, u' 
und den Primärkreis von e geschlossen. Die Zeichen werden 
daher von dem Draht a' der folgenden Station zugeführt und 
sollen nach Angabe der Erfinder keineswegs mehr zur voraus- 
gehenden Station zurückkehren. 

System Guarini. Der Übertrager Guarini enthält einen 
einzigen Luftdraht, welcher zu gleicher Zeit mit dem Empfänger 
und dem Übertrager derart verbunden ist, daß die Verbindung 
des Luftdrahts mit dem Empfänger unterbrochen ist, wenn der 
Luftdraht als Sender arbeitet. 

Über die mit dem Übertrager Guarini zwischen Brüssel, 
Antwerpen und Malines angestellten Versuche wird im Kap. 10 
zu sprechen sein. Guarini hält die Anwendbarkeit hauptsächlich 
für die drahtlosen Übertragungen über Land für gegeben. 

System Armorl. Armstrong und Orling halten ihre 
Relais mit Kapillarelektrometer nach Fig. 130, wie erwähnt, für 
geeignet als Übertragungsvorrichtung zu dienen. 



8. Kapitel. 

Verschiedene Systeme der elektrischen 

Wellentelegraphie. 

Allgemeines« 

Die Systeme der drahtlosen Telegraphie vermittelst elek- 
trischer Wellen sind heute schon ziemlich zahlreich und man 
kann sagen, daß beinahe jede Nation ihr eigenes System ver- 



l 



170 8. Kapitel. 

wendet, wenn es auch im Grunde nicht leicht ist, festzustellen, 
welcher Grad von TJrsprtinglichkeit den einzelnen Systemen zu- 
zusprechen ist. 

In Italien verwendet man ausschließlich das System Marconi; 
das System Artom befindet sich noch im Versuchsstadium, das 
Duddel-Campos ist noch im Projekt. 

In England ist das System Marconi vorherrschend, welches 
von der Marconi -Wireless telegraph signal Cie. ausgebreitet 
wird (englische Patente Nr. 12039 [1896], 29306 [1897], 12325 
[1898], 12326 [1898], 5647 [1899], 6982 [1899], 25186 [1899], 5387 
[1900], 20576 [1900]). Außerdem besteht das System Lodge und 
Muirhead (englische Patente Nr. 18644 [1897], 11575 [1897], 29069 
[1897]), dann das System Armstrong und Orling (englische Patente 
Nr. 19640 [1899], 14841 [1900]), das System Preece und der Fleeming 
Wireless Tel. Co. (engüsche Patente 20576 [1902], 3481 [1902]). . 

In Frankreich benutzt man die Apparate Rochefort-Tissot 
(französisches Patent Nr. 301615 vom 25. Juni 1900) und Ducretet 
(englische Patente Nr. 9791 [1899], 23047 [1899]) ; außerdem hat 
man das System Marconi und das von Popp-Pilsoudski versucht, 
während das System Valbreuze in Vorschlag gebracht wurde. 

In Deutschland bekämpften sich die Systeme Slaby-Arco 
(deutsche Patente Nr. 12720 [1898], 113285 [1889], 7021 [1900], 
13342 [1900], 13648 [1900]), welches von der allgemeinen Elek- 
trizitätsgesellschaft in Berlin ausgebildet wurde, das System 
Ferdinand Braun (deutsche Patente Nr. 111578 [1898], 115081 
[1898], 104511 [1898], 13221 [1900]), welches von der Firma Siemens 
und Halske in Berlin verwertet wurde. Die beiden Gesellschaften 
vereinigten sich zu einer einzigen Gesellschaft für drahtlose 
Telegraphie, welche ihr System mit Telefunkon bezeichnet. 

In Belgien wurden Versuche mit dem System Guarini mit 
Wechselstrom (englische Patente Nr. 1555 [1900]) und mit dem 
Übertrager desselben Erfinders angestellt; doch bestehen auch 
einzelne Anlagen, die von der Marconi-Gesellschft eingerichtet 
wurden. 

In Spanien benutzt das Kriegsministerium das System des 
Genie-Hauptmanns Julio Cervera Baviera (englische Patentnummer 
20084 [1899]). 

In der Schweiz wird der Telephonempfänger Tommasina 
(französisches Patent Nr. 299855 [1900]) gebraucht. 

In Eußland bedient sich das Landheer und die Marine des 
Systems Popoff (englisches Patent Nr. 2797 [1900]), in der AuB- 
führungsform von Ducretet. 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 171 



In Österreich-Ungarn verwendete man das Patent Schäfer 
(englische Patente Nr. 6002 [1899], 1224 [1901]), und macht gegen- 
wärtig auch mit dem System Marconi Versuche. 

In Argentinien wurde das Patent Eicaldoni (englisches 
Patent Nr. 15870 [1900]) angewendet. 

In den Vereinigten Staaten von Amerika sind die Systeme 
Fessenden (englisches Patent Nr. 17706 [1902]), und das System 
De Forest (englisches Patent Nr. 10452) in Ge- 
brauch; die Systeme Tesla und Cooper-Hewitt 
scheinen über das Stadium des Projekts nicht 
hinausgekommen zu sein. 

Zunächst soll das System Marconi, welches 
zuerst das Feld der praktischen Funkentelegraphie 
betrat, und heute noch die bedeutendsten Erfolge 
und umfassendsten Anordnungen aufweist, be- 
schrieben werden. In der zeitlichen Eeihenfolge 
ihres Auftretens sollen die einzelnen Vervoll- 
kommnungen, welche das System später erfuhr, 
dargestellt werden. Auch hinsichtlich anderer 
Systeme, welche mehr oder minder von der 
Marconischen Anordnung abweichen, soll die 
zeitliche Folge ihres Auftretens die Eeihenfolge der Beschreibung 
bestimmen, wenn auch letztere gelegentlich verlassen werden muß> 
in den Fällen, in welchen sich die Zusammenfassung nach dem 
Grade der Ähnlichkeit der Systeme unter sich empfiehlt. 



G H 

rO O-i 



^^^ 



e^ 



Fig. 135. 



Die Systeme Harconi, 

Marconis Apparate des ersten Systems. 

Versuchs-Apparate. Die Apparate, wie sie von Marconi 
bei den ersten Versuchen auf dem Gebiete der drahtlosen Tele- 
graphie verwendet wurden, sind in den Fig. 135 und 136 dar- 
gestellt. Den Sender zeigt schematisch die Fig. 135. Die Enden 
des Sekundärstromkreises des Funkeninduktors J sind mit zwei 
Metallkugeln G und B, deren Abstand den Übergang der Funken 
gestattet, verbunden. Der primäre Stromkreis des Funken- 
induktors enthält die Batterie E und einen Telegraphentaster. Wird 
letzterer niedergedrückt, so geht zwischen den Kugeln G und H 
ein Funkenstrom über und erzeugt, wie Kap. 6 angegeben 
eine Eeihe elektromagnetischer Wellen, welche von dem Zwischen- 
raum zwischen den beiden Kugeln nach allen Richtungen aus- 
gestrahlt werden. Bleibt der Taster längere Zeit niedergedrückt, 



172 



8. Kapitel. 



so ist die Wellenentsendung andauernd, kurz dagegen, wenn der 
Tastendruck rasch vorübergeht. 

Der Empfangsapparat in Fig. 186 schematisch dargestellt, 
besteht aus einem Feilspänfritter, dessen Enden mit den beiden 

Metallplatten M und M' verbun- 
den sind. Letztere haben solche 
Abmessungen, daß die Schwin- 
gungszahl des die Platten enthal- 
tenden Stromkreises der Schwin- 
gungszahl der vom Sender aus- 
gehenden Wellen entspricht. 

Der Fritter ist in den Strom- 
kreis 1 der Batterie K einge- 
schaltet. In diesem Stromkreis 
befindet sich ferner in Reihen- 
schaltung der Empf angsapparatL. 
Dem Fritter ist ein in der Zeichnung nicht angegebenes Häm- 
merchen einer elektrischen Klingel beigefügt, dessen Schwin- 
gungen den Fritter fortwährend erschüttern und entfritten. 

Das sind die auf ihre 





M 






M 












F 

1 ■ ■ 1 










t IJI t 

Pf .1 







Fig. 136. 



"'Hb yy 9^ 




einfachste Form gebrachten 
Apparate, wie sie zur Über- 
tragung auf kurze Entfer- 
nungen dienen können. In 
der Praxis müssen andere 
Formen angewendet wer- 
den, welche die solchen Ver- 
suchsapparaten anhaften- 
den TJnvollkommenheiten 
nicht aufweisen. 

Apparate mit Re- 
flektoren. Die Fig. 137 
zeigt einen der ersten Sende- 
apparate, wie sie Marconi 
für die Versuche im Freien 
benutzte. Zwei Kugelpaare 
aus Quecksilber oder Kupfer 
kk ee werden von den Ebonitarmen d' d' gehalten. Die Ent- 
fernung zwischen den Armen dd kann vermittelst Schrauben ge. 
regelt werden. Um die Kugeln ee ist ein Stück Pergamentpapier 
gewickelt, welches eine Art Behälter bildet, der mit Vaselin ge- 
füllt ist. Das Ganze bildet so eine dem Righischen Oszillator 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 173 




ähnliche Einrichtung, in welcher die die beiden Kugeln um- 
gebende Flüssigkeit die strahlende Kraft erhöht und gleich- 
mäßigere Wirkungen erzielen läßt. 

Der Abstand zwischen den Kugeln k e hängt von der elektro- 
motorischen Kraft, welche zum Betrieb des Apparats verwendet 
wird, ab. Die Wir- 
kung nimmt mit 
dem Abstand zwi- 
schen k und e zu, 
solangeder Funken- 
übergang ungehin- 
dert vor sich geht. 
Mit einem Funken- 
induktor von 20 cm 
Funkenlänge soll 
der Abstand zwi- 
schen k und e 25mm, 
der zwischen e und 
e ungefähr 1 mm 
betragen. 

Die Abmessun- 
gen der Kugeln sind 

ebenfalls von bedeutendem Einfluß auf die mögliche Übertragung»- 
entfemung. Unter sonst gleichen Umständen ist die Über- 
trägungsentfernung um so größer, je größer die Kugeln sind. 

Hinter dem Erreger befindet sich ein zylindrischer Spiegel/ 
aus Metallblech mit parabolischem Querschnitt, in desseil Brenn- 
linie die Funkenstrecke sich befinden muß. Der 8piegi?l dient 
dazu, dem Strahlenbündel eine bestimmte Richtung zu geben. 

Die Enden des Sekundärdrahts des Funkeninduktors J sind 
mit den äußeren Kugeln kk verbunden. Der Funkeninduktor 
muß mit einem guten Selbstunterbrecher versehen sein ; in dem 
von Marconi verwendeten Unterbrecher wird ein Kpntakt- 
zylinder von einem kleinen Motor in dauernder Umdrehung er- 
halten. 

. An Stelle der Kugeln k, Ä, c, e mit der beschriebenen An- 
ordnung verwendete Marconi auch den in Fig. 65 dargestellten 
Oszillator, bei welchem die Funkenstrecke zwischen ce- bequem 
in die Brennlinie gebracht werden kann. 

Etwas ausgeprägter ist der Unterschied zwischen der schema- 
tischen Darstellung nach Fig. 136 und der praktischen Aus- 
führung. Bei den großen zu überwindenden Entfernungen und 



I 

i 



174 



8. Kapitel. 



dem kleinen Bruchteil der Energie des Senders, welcher in der 
Empfangsstation ankommt > muß die Empfangs vorrichtang die 
äußerste Empfindlichkeit aufweisen. Um so soi^fältiger muß 
daher auch vermieden werden, daß in der empfangenden Station 
selbst elektrische Wellen hervorgerufen werden, welche auf den 
Fritter wirken könnten und daher die einlaufenden Zeichen ver- 
wirren würden. Es müssen daher die Funken des Extrastroms 
im Morse- Apparat, im Kelais, in der Entfrittungsvorrichtung usw. 
vermieden werden. 

Die Fig. 138 stellt die von Marconi verwendete Anordnung 
der Empfangsvorrichtung dar, wie sie in Verbindung mit der 
Sendevorrichtung der Fig. 137 verwendet wurde. Der Fritter K 
ist im Stromkreis der Batterie B, welche aus bereits er- 
wähnten Gründen aus einem einzigen Element besteht, einge- 
schaltet. In demselben Stromkreis befindet sich das Relais i2, 
welches durch die Batterie B jedesmals betätigt wird, wenn der 
Fritter durch die ankommenden Wellen seinen Widerstand sinken 
läßt. Der Relaisanker schließt die mehrzellige Batterie B* über 
die Schreibvorrichtung M. Von diesem Stromkreis zweigt ein 
zweiter ab, durch welchen die Entfrittungsvorrichtung E, die aus 
dem Klöppel, ähnlich wie in einer gewöhnlichen elektrischen 
Klingel, besteht, betätigt wird. Beim Aufhören der Wellen kehrt 

der Anker des Relais in 
die Ruhelage zurück und 
unterbricht die beiden 
Stromkreise der Batterie B\ 
so daß sowohl das Schreib- 
werk, als das Hämmerchen 
der Entfrittungsvorrich- 
tung ihre Tätigkeit einstel- 
len, bis ein neuer Wellen- 
zng ankommt und eine 
neue Tätigkeit von Relais 
und Entfrittungsvorrich- 
tung hervorruft. 
Die bifilar gewickelten Widerstände pX, p2, pS und jp4, wie 
sie an der Entfrittungsvorrichtung am Relais und am Schreib- 
werk angebracht sind, verhindern die Funkenbildung infolge der 
Extraströme und damit die Erzeugung von elektrischen Wellen 
an den betreffenden Unterbrecherstellen, durch welche die Leit- 
fähigkeit des Fritters gerade in dem Augenblick wieder hergestellt 
würde, in welchem sie vernichtet werden muß. 




Flg. 139. 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 1 75 



Ein anderer Widerstand 8 ist zwischen der Batterie B* und 
dem Arbeitskontakt des Relais eingeschaltet. Man benatzt hiezu 
vorzugsweise einen Flüssigkeitswiderstand, welcher eine gegen- 
elektromotorische Kraft von 10 — 15 Volt aufweist und einem 
Widerstand von 20000 Ohm entspricht. Der Flüssigkeitswider- 
stand besteht aus mit angesäuertem Wasser angefüllten Glas- 
röhrchen, in deren Enden Platindrähte eingeschmolzen sind. 
Dieser Widerstand muß den hochgespannten Strömen, welche 
bei der Unterbrechung des Stromkreises auftreten können, Durch- 
laß gewähren und infolge der gegenelektromotorischen Kraft der 
Polarisation, welche zwischen den Platinelektroden auftritt, eine 
Stromabgabe aus der Batterie B* verhindern. 

Marconi hält es für unerläßlich, daß der Fritterstromkreis 
mit der Schwingungszahl des Sendestromkreises abgestimmt werde, 
um den Vorteil der elektrischen Re- 
sonanz zu gewinnen. Er benutzt 
daher bei K einen Fritter mit regulier- 
barer Schwingungszahl. 

Mit den ebenbeschriebenen Ap- 
paraten machte Marconi die ersten 
Versuche in London im Jahre 1896 
auf eine Entfernung von ungefähr 
2 km. 

Apparate mit strahlenden 
Flächen. In der Folge benutzte 
Marconi zur Vergrößerung der Über- 
tragungsentfemung und zur Überwin- 
dung zwischenliegender Hindemisse 
einen Sender, von der in Fig. 139 an- 
gegebenen Einrichtung und stellte fest daß je höher, größer und 
weiter voneinander entfernt, die beiden Platten t^ waren, desto 
größer die erreichte Übertragungsentfemung ausfiel. Ähnliche 
Platten wurden auch in der Empfangsstation angewendet. 

Mit der Erde verbundene Apparate. Später wurde 
die Übertragungsentfemung dadurch bedeutend erhöht, daß die 
eine der beiden Platten durch eine Erdverbindung ersetzt wurde, 
wie Fig. 140 angibt. In dieser Schaltung ist eine der Kugeln d 
in Verbindung mit der Erde bei E und die andere in Verbindung 
mit der in beträchtlicher Höhe vom Boden aufgehängten Platte u, 
eine Anordnung, welche sich der von Edison (Fig. 15) nähert. In 
je größerer Höhe die Platte u sich befindet, auf um so größere 
Entfernung gelingt die Übertragung. 




Fig 140. 



176 



8. Kapitel. 




Die dieser Sendevorricbtung entsprechende Empfangsvorrich- 
tnng zeigt Fig. 141, in welcher die Einzelheiten der Konstruktion, 
die mit jener der Fig. 138 übereinstimmen, weggelassen sind. 
Ein Ende des Fritters I ist mit der an dem langen Mast x auf- 
gehängten Metallplatte w verbunden. Das 
andere Fritterende führt zur Erdplatte E. 
Mit den beschriebenen Apparaten führte 
Marconi seine Versuche über den Kanal 
yon Bristol im Jahre 1897 aus. 

Apparate mitMast. In der Folge 
bog Marconi die Metallplatten TJW der 
Fig.^ 140 und 141 zu einem oben ge- 
schlossenen Zylinder und setzte letzteren 
als Kappe auf das Kopfende des Mastes. 
Er bemerkte jedoch bald, daß die erreich- 
bare Übertragungsentfernung in erster Linie 
von der Höhe, in welcher sich die Zylindeir 
befanden und nicht von der am Ende des hochgeführten Drahtes 
angebrachten Kapazität abhing. Er gab daher die Anwendung 
von Kappen überhaupt auf und verwendete nur mehr einfache 




*-M 



»• 



Mg. 141. 




Fig. 142 



-797 



vertikale Drähte, welche von Masten, Luftballonen oder Drachen 
in die Höhe gehalten wurden. Die Platten, welche dazu dienen 
sollten, durch ihre Kapazität die Resonanz zwischen Sende- und 
Empfangsstation herzustellen, wurden nun auch insoferne ent- 
behrlich, als gegenüber der durch die neue Sendedrahtanordnung 



Verschiedene Systeme der elektaisclien Wellentelegraphie. 177 



einerseits und durch die Erdverbindung anderseits eingeführten 
Kapazität die Kapazität der Platten verschwand. 

Die Fig. 142 zeigt die bisher beschriebenen Abänderung^oi 
der Einrichtung. Der Fritter F ist einerseits mit dem Emp- 
fangsdraht, anderseits mit der 
Erde verbunden ; K K* sind 
Widerstände, g die Batterie, n 
das Beiais, o die Entfrittungsvor- 
richtung des Fritters, b ist die 
Ortsbatterie des Schreibwerks, 
P*' P' Q> * si^d Nebenschlüsse, um 
die Funkenbildung an dem be- 
treffenden Magnete zu verhin- 
dern. Als Unterschied gegen- 
über der Fig. 138 ist zu bemerken, 
daß der Flüssigkeitswiderätand in 
der letztgenannten Schaltung 
durch einen bifilargewickelten 
Widerstand^' ersetzt ist. Jeder 
der angewendeten Nebenschlüsse ^^' ^^^' 

zeigt das vierfache des Widerstandes des Elektromagneten, dessen 
Funkenbildung er zu verhindern hat. Außer der Verhütung 
der Funkenbildung haben diese Nebenschlüße noch den Zweck, 
einen schwachen Strom in dem zugehörigen Elektromagneten 





Flg. 144 



zu unterhalten und so eine gewisse Magnetisierung hervorzu- 
bringen, auch wenn der Relaisanker den eigentlichen Ortsstrom 
unterbricht. 

Dieser Kunstgriff bewirkt zusammen mit der Trägheit des 
Ankers des Schreibwerks, daß die Aufeinanderfolge der Wellen 
vom Schreibwerk als mehr oder minder lange, zusammenhängende 
Linie aufgezeichnet wü*d und daß Relais n und Entfrittungsvor- 
richtung eine größere Empfindlichkeit aufweisen. 

Mazzotto, Telegraphie ohne Draht 12 



178 8. Kapitel. 

Doppelte Stationen. Zum Aastausch von Nachrichten 
genügt es nichts daß die eine Station nur als Sendestation, die 
andere nur als Empfangsstation arbeitet, sondern es ist nötig, 
daß jede Station sowohl Nachrichten senden, als auch aufnehmen 
kann. Jede Station umfaßt daher sowohl eine Sende Vorrichtung 
als eine Empfangs Vorrichtung. Lediglich der in die Luft empor- 
geführte Draht ist beiden gemeinsam. Dieser Draht ist in dauernder 
Verbindung mit einem der Pole des Sekundärkreises des Funken- 
induktors Fig. 143, ist jedoch zu gleicher Zeit auch bei m ver- 
mittelst des Tasters mit dem Drahte e, welcher zum Fritter führt, 
verbunden. In der Ruhestellung des Tasters ist daher die Station 
zum Empfang einlaufender Nachrichten bereit Wird dagegen 
der Taster gedrückt, um Zeichen in die Ferne zu geben, so wird 

^ bei m die Verbindung 
I zwischen Sendedraht 
und Fritter aufgehoben 
und ersterer bleibt nur 
mit dem Oszillator ver- 
banden, um die ent- 
stehenden Wellen aus- 
zustrahlen. Eine be- 
sondere Vorrichtung 
verhindert , daß der 




4 




J f H 
L-VWVV 

G p f Sendedraht, solange er 

als solcher wirkt, mit 
Flg. 145. dem Fritter in Berüh- 

r rung gerate. Die 

Fig. 144 zeigt eine Station in ihrer Doppeleigenschaft, als 
Empfangs- und Sendevorrichtung, wobei die Sendevorrich- 
tungen in ihrem wesentlichen Teil dargestellt sind. Mit Aus- 
nahme des Tasters und des Morse-Schreibwerks sind sämtliche 
Apparate in metallische Gehäuse eingeschlossen, welche mit 
dem Erdboden in Verbindung stehen. Auch der Kontakt 
des Morse-Tasters ist von einer geerdeten Metall Schutzhülle 
umgeben. 

Empfänger mit vom Fritter isoliertem Luftdraht. 
Seit dem Jahre 1898 brachte Marconi eine erhebliche Abänderung 
an dem Empfangsapparat an, welche er erst später auf den 
Sendeapparat übertrug. Sie besteht in der Unterdrückung der 
dauernden Verbindung zwischen Empfangsdraht und Fritter und 
Übertragung der Wirkung aus dem Empfangsdraht auf den Fritter- 
stromkreis durch Liduktion. 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 179 



o 






QZTB: 




%^ 



Er hatte nämlich erkannt, daß die Wirkung der elektrischen 
Wellen auf den Fritter mehr von der elektromotorischen Kraft 
der Schwingungen als von der Zahl der Wellen, welche den 
Fritter in der Zeiteinheit treffen, abhängt. Er suchte daher die 
elektromotorische Kraft auf Kosten der Intensität zu erhöhen, 
und gelangte daher zum Gebrauch eines Transformators, wie die 
Schaltungsfigur 145 angibt. Der Fritterstromkreis ist sowohl vom 
Empfangsdraht A als von der Erde ^ vollkommen isoliert Der 
Empfangsdraht bleibt über Gt mit der Erde in Verbindung und 
zwischen E und A befindet sich die primäre Wicklung p des 
Transformators IB, eingeschaltet. Der Fritter K ist einerseits mit 
der sekundären Wicklung J b^ des Transformators und ander- 
seits mit dem Stromkreis des Relais E verbunden.. Das zweite 
Ende J der Sekundärwicklung geht zur Batterie By welche ihrer- 
seits in Verbindung mit /^ 
dem Beiais steht. Z> 1, B 

Z>2 sind die gewöhn- . |L 

liehen Drosselspulen, 
welche die in 9 erregten 
Schwingungen derart 
dämpfen, daß sie nicht 
auf das Beiais wirken 
können. 

Zwischen zwei 
Punkten der Drähte, 
welche einerseits vom 
Fritter zur Spule Dl 
und anderseits von der 

Sekundärstromkreis- Flg. 146. 

Wicklung zum Wider- 
stände J>2 führen, ist in Abzweigung ein Kondensator C ein- 
geschaltet, welcher die Aufgabe hat, die abwechselnden Poten- 
tialdifferenzen, welche in der Sekundärwicklung des Transformators 
auftreten, zu neutralisieren, wenn die Primärwicklung von den 
elekrischen Wellen, die vom Sendedraht kommen, durchfiossen wird. 

Die Fig. 146 zeigt eine ähnliche Schaltung, welche von der 
vorigen Figur sich nur dadurch unterscheidet, daß der Fritter K 
in der Abzweigung, der Kondensator C dagegen im Hauptstrom- 
kreis eingeschaltet ist. Doch scheint diese zweite Anordnung 
weniger gute Besultate als die erste zu geben. Ein weiterer 
Vorteil, welchen nach Marconi die Trennung des Empfangs- 
drahtes vom Fritterstromkreis mit sich bringt, besteht in der Be- 

12* 



CR 
J s n 
^WW\/ — ' 

rVWW- 
G p f 



180 8. Kapitel. 

seitigung etwaiger Gefahren infolge atmosphärischer Störungen» 
insofeme der Empfangsdraht in dauernder Verbindung mit der 
Erde steht und daher die Schutzwirkung eines Blitzableiters leistet. 

Bei dieser Schaltung hat nach der Meinung Marconis die 
Anordnung des Transformators eine große Bedeutung. Die ge- 
wöhnliche Form der Induktionsspulen mit einer Primärwicklung 
aus dickem, km^en, und einer Sekundärwicklung aus dünnem, 
langen Draht, kann hier nichts nützen. Wir haben bereits auf 
S. 112 die Bemühungen kennen gelernt, durch welche Marconi 
dem Transformator die für die Zwecke der drahtlosen Telegraphie 
geeignetste Form zu geben versuchte. 

Abgestimmte Apparate mit konzentrischen 
Zylindern. Wir haben gesehen, wie durch die Anwendung 
der Resonanz zwischen Sende- und Empfangsstation die Über- 
tragungsentfernung zunimmt und wie vielleicht vermittelst dieses 
Kunstgriffs auch nicht nur der unabhängige Verkehr mehrerer 
in demselben Wirkungsbereich liegender Stationen, sondern auch 
die Geheimhaltung dieses Verkehrs ermögUcht werden kann. 

Marconi bemerkte bereits in seinen ersten Versuchen die 
Vorteile der Resonanz. In der Tat haben wir gesehen, daß der 
von ihm seit 1897 angewendete Fritter Einrichtungen zur Regu- 
lierung der Schwingungszahl besaß. Mit der Zunahme der Kapazität 
der Sendevorrichtung durch Einführung des Sendedrahts und der 
Erdverbindung hatten jedoch die kleinen Kapazitätsänderungen, 
welche durch den Regulator am Fritter hervorgebracht werden 
konnten, nur eine unbedeutende Wirkung, weshalb der Regulator 
aufgegeben wurde. 

Ein erster von Marconi unternommener Schritt zur Ab- 
Stimmung war die Verwendung von zwei oder drei Sendern nach 
der Fig. 143, welche Sendedrähte von sehr verschiedener Länge 
enthielten, und die Verwendung eines Sekundärdrahts von ver- 
änderlicher Länge im Empfangstransformator beispielsweise nach 
Fig. 145, vermittelst welches letztereü der primäre Empfangsstrom- 
kreis auf die Länge der ankommenden Wellen abgestimmt werden 
konnte. Dabei wurde beobachtet, daß die besten Ergebnisse 
erzielt wurden, wenn die Länge des Sekundärdrahts SJ des 
empfangenden Transformators gleich dem vertikalen Draht der 
Sendestation war. 

Über die tatsächlich erreichten Erfolge mit dieser Anordnung 
wird im Kap. 10 weiter die Rede sein. So zufriedenstellend 
dieselben auch ausfielen, so sah Marconi darin doch keine er 
schöpfende Lösung der Aufgabe, insofeme er beispielsweise in 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 181 







Fig. 147. 



A* 



«iner Empfangsstation nicht zwei verschiedene Telegramme auf- 
nehmen konnte^ wenn die beiden Sendestationen in gleicher 
Entfernung von ersterer sich 
befanden , gleichgültig wie 
groß der Längenunterschied 
-in den Sendedrähten bemes- 
sen wurde. 

Wir haben gesehen, daß 
es sich zur Erreichung der 
Resonanz empfiehlt , eine 
möglichst scharf begrenzte 
ßchwingungszahl der von der 
Sendestation ausgehenden 
Wellen und eine möglichste 
Veiringerung der Dämpfung 
der Wellen anzustreben. 

Marconi vermehrte zu 
diesem Zweck . die Kapazität 

der Erregervorrichtung, ohne //>/■ 

im gleichen Maß auch deren strahlende Kraft, d.h. die infolge 
einer jeden Entladung auftretende Anfangsintensität der ent- 
sandten Wellen zu vergrößern. Er begann einen vertikalen 
Draht Ä' Fig. 147, welcher in der Nähe des gewöhnlichen 
Drahtes A mit dem Erdboden 
verbunden war, zu verwenden. 
Das so gebildete System aus 
zwei Drähten stellt einen Kon- 
densator von bedeutend grö- 
-ßerer Kapazität als sie der ein- 
zelne Sendedraht aufwies, dar, 
ohne daß dabei die Oberfläche 
des Drahtes A' vermehrt wurde, 
was eine erhöhte Ausstrah- 
lungsfähigkeit des letzteren 
während der ersten Schwin- 
gungen bewirkt hätte. 

Die gleiche Anordnung 
bat Marconi in der Empfangs- 
station angewendet, die Fig. 148 zeigt, in welcher der zweite 
Draht A' an den Transformator der Empfangsvorrichtung an- 
geschlossen ist. — Bei den weiteren Versuchen, die Kapazität 
der Luftdrähte zu vermehren, gelangte Marconi zu der Fig. 76 



- F 




A' 



Fig. 148 



J. 



182 8. Kapitel 

S, 105 dargestellten am 21. März 1900 patentierten Form, in welcher 
der Leiter A \ welcher mit der Erde verbunden ist, aus einem 
Zinkzylinder besteht, der von einem zweiten Zinkzylinder als 
strahlendem Leiter umgeben ist. Letzterer steht vermittelst der 
Induktionsrolle mit der Funkenstrecke in Verbindung, deren 
Kugeln mit dem Funkeninduktor verbunden sind. Die Voraus- 
setzung der Wirksamkeit dieser Anordnung besteht darin, daß die 
Selbstinduktion des Drahtes, welcher Ä ' mit der Erde verbindet, 
kleiner sei, als jene des Drahtes, welcher A mit der Funken« 
strecke verbindet, eine Bedingung, welche die Anbringung der 
Induktanzrolle erklärt. Nach Marconi ist die Induktanzrolle not- 
wendig, weil eine Phasenverschiebung zwischen den Schwingungen 
der beiden zylindrischen Leiter nötig ist, damit eine Ausstrahlung 
und nicht eine Neutralisierung statthabe. 

Wie dem auch sei, Tatsache ist, daß sehr erhebliche Erfolge 
erzielt wurden. Mit der Induktanzrolle wurde es nach Marconi 
möglich, die Schwingungen des Empfängers mit jenen irgend 
einer von drei Sendestationen derartig in Resonanz zu bringen, daß 
nur die von letzterer ausgehenden Zeichen aufgenommen wurden. 

Mit Zinkzylindem von nur 7 m Höhe und 1,5 m Durch- 
messer konnten Zeichen auf 50 km ausgetauscht werden, welche 
von irgend einer anderen in der Nähe eingerichteten Station 
für drahtlose Telegraphie weder wahrgenommen, noch gestört 
wurden. Die große Kapazität des Empfängers antwortete nur 
auf deutlich ausgesprochene Schwingungszahlen und wurde weder 
von den nicht in Eesonanz befindlichen Sendern noch von den 
atmosphärischen Entladungen beeinflußt. 

Der Empfänger ist nicht figürlich dargestellt, besteht jedoch 
aus denselben Zylindern, wie sie im Sender der Fig. 76 vei^ 
wendet sind. Ersetzt man in dieser Figur die Funkenstrecke 
und die zugehörige Spule G durch den Fritter F mit dem Trans- 
formator der Fig. 148, so entsteht die Empfängerschaltung. 

Apparate Marconi, zweites System. 

In den bisher beschriebenen Apparaten war der Erreger 
in direkter Verbindung mit dem Sendedraht und der Erde. Ein 
sehr wichtiger Fortschritt wurde damit verwirklicht, daß Marconi 
begann, den Erreger vom Sendedraht zu trennen und die Wirkung 
des ersteren auf letzteren durch Induktion zu übertragen. Der 
so fast geschlossene Erregerstromkreis lieferte damit sehr wenig 
gedämpfte Wellen von leicht regulierbarer Schwingungszahl. 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 183 




Durch diese grundlegenden Änderungen sind die Apparate 

des zweiten Systems scharf von jenen des ersten unterschieden. 

Einen der Übelstände des letzteren bildete die rasche 

Dämpfung der Schwingungen infolge der starken Strahlung des 

Sendedrahts. 

Durch Lodge lernte man den Sender der Fig. 149 kennen, 
welcher sich von der gewöhnlichen Schaltung durch den Konden« 
sator c unterscheidet. Mit dieser Sendevorrichtung in Verbindung 
mit einem gleichen Stromkreis lassen sich 
leicht die Erscheinungen der abgestimmten 
Leydener Flaschen nach S. 71 nachbilden. 
Für die Zwecke der drahtlosen Telegraphie 
mußte dieser Apparat zu einer wirksamen Aus- 
strahlungsvorrichtung umgewandelt werden. 
Marconi erfüllte diese Bedingung, indem er 
die Schaltung mit einem Sendedraht nach 
Fig. 150 durch Induktion verband. Zu diesem 
Zweck ist ein Teil des sekundären Strom- 
kreises der Lodgeschen Anordung zur Spule 
aufgewunden und bildet den primären Draht 
eines Tesla-Transformators T, dessen sekundäre 
Wicklung einerseits mit der P>de, anderseits 
mit dem Sendedraht verbunden ist. Durch einen verschiebbareri 
Kontakt G kann vermittelst einer zwischen Transformator und 

Sendedraht eingeschalteten Spirale J die Schwin- 
gungszahl des Sendekreises und Kondensator- 
kreises in Resonanz gebracht und das Auf- 
treten schwächender Differenzen zwischen den 
Schwingungen des Kondensatorkreises und des 
Sendekreises verhindert werden. Gleicherweise 

kann die Kapazität des Kon- 
densators geändert und da- 
durch die Schwingungszahl 
des aus dem Kondensator- 
stromkreis und Sendestrom- 
kreis bestehenden durch 
Induktion verbundenen Sv- 
stcms geregelt werden. 

Wir sehen in dieser 

Schaltung auch zwischen 

dem Sendedraht und dem Erreger des Sendeapparats jene direkte 

Verbindung aufgehoben, welche vom Empfangsapparat schon aus 



Flg. 149. 




/7>7 



Fig. 160. 



184 



8. Kapitel. 



anderen Gründen beseitigt war, auch wenn die Resonanz nicht 
in Ansprach genommen wurde. Es bedurfte daher für die Emp- 
fängerschaltung nur der Einführung einer veränderlichen Selbst- 
induktion zwischen Sendedraht und Empfangstransformator, und 
der Hinzufügung eines Kondensators im Nebenschluß zum Fritter 
zur Regulierung der Schwingungszahl zwischen Empfangsstrom- 
kreis und Ortsstromkreis, um die beiden Schaltungen in Emp- 
fangsstation und Sendestation für die Verwendung vermittelst 
abgestimmter Wellen nahezu übereinstimmend zu machen. 

Vermittelst dieser Einrichtungen kann man die verschiedenen 
Stromkreise derselben Station vollkommen gegeneinander ab- 
stimmen und mit denen der anderen Stationen in Resonanz 
bringen, sodaß die größte Wirksamkeit der Übertragungen er- 
reicht wird. 

Damit die Resonanz zwischen den vier Stromkreisen, d. h. 
den beiden Empfänger- und den beiden Sendestromkreisen statt- 
findet, ist es theoretisch nötig, daß, wie erwähnt, der Leitungs- 
widerstand nahezu verschwindet und daß das Produkt aus der 
Kapazität mit der Selbstinduktion in allen vier Stromkreisen 
denselben Wert aufweist. 

In. Wirklichkeit ist es nicht leicht, die Kapazität und noch 
weniger leicht, die verwendeten Induktanzen zu messen. Man 
kann jedoch annäherungsweise durch den Versuch auf folgende 
Weise die Abstimmung erreichen. Nach der Angabe auf 
Seite 180 sind die Schwingungszahlen des Empfangs- 
drahtes und des Empfangstrahsformators gleich, wenn 
Empfangsdraht und Sekundärdraht die gleiche Länge 
aufweisen. Man kann daher, indem man in beiden 
Stationen Luftdrähte von gleicher Länge und von der 

Xiänge des sekundären Transfor- 
matordrahtes der Empfangsstation 
verwendet, bereits drei abgestimmte 
Stromkreise erhalten, so daß nur noch 
die Kapazität des Kondensators 
(Fig. 150) des Senders eingestellt wer- 
den muß, um die Resonanz zwischen 
den vier Stromkreisen zu erzielen. 
Indem man. auf die Schaltung 
(Fig. 151) die konzentrischen Zink- 
zylinder der Fig. 76, anwendet, ent- 
steht die in Fig. 152 angegebene Anordnung, vermittelst welcher 
es gelang, auf 50 km bei einer Zylinderhöhe von nur 1,25 m 




4-1 l-K 




/f//} 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 185 



und einem Durchmesser der Zylinder von 1 m Nachrichten auszu- 
tauschen. 

Marconi versuchte später festzustellen, bei welcher geringsten 
Entfernung ein zweiter auf eine gewisse Schwingungszahl ab- 
gestimmter Sender dieser Art von einem Empfänger anderer 
Schwingungszahl angebracht sein 
konnte, ohne daß letzterer be- 
tätigt würde. Bei den Versuchen 
mit Wellen sehr verschiedener 
Schwingungszahl ergab sich, daß 
ein Sender, welcher auf 50 km 
mit einem abgestimmten Emp- 
fänger zusammenarbeiten konnte, 
nicht abgestimmte Empfänger 
schon in einem Abstand von 
50 m nicht mehr beeinflußte. 

Wenn die Schwingungszah- 
len weniger von einander ver- 
schieden sind, so findet eine Be- 
einflussung nicht abgestimmter 
Empfänger auch auf mehrere 
Kilometer statt 

Transportable Stati- 
onen. Die Verwendung der 
konzentrischen Zylinder gestat- 
tete, wie erwähnt, die Höhe der Sende- und Empfangsvorrich- 
tungen erheblich zu verringern, was Marconi zur Konstruktion 
transportabler Apparate, wie sie in verschiedenen Fällen, ins- 
besondere für militärische Zwecke, vorzügliche Dienste leisten 
können, veranlaßte. 

In einer von Marconi angegebenen Anordnung befindet 
sich auf dem Dache eines Automobils ein 6 — 7 m hoher Zy- 
linder, welcher während der Fahrt niedergelegt werden kann 
and zum Nachrichtenaustausch auf eine Entfernung von 50 km 
genügt. Ein Streifen Drahtgitter, welcher auf den Boden aus- 
gelegt wird, dient als Erdverbindung, welche von dem Wagen 
während der Fahrt dadurch aufrecht erhalten wird, daß der 
Wagen das Gitter hinter sich herzieht. Man kann die Erd- 
verbindung auch vermittelst des Kessels des Motors bewirken. 

Zur Erzeugung der elektrischen Wellen genügt ein Funken- 
induktör von 25 cm Funkenlänge, welcher von einer Akkumula- 
torenbatterie gespeist wird und ca. 100 Watt beansprucht. Die 




///// 



Fig. 152. 



186 



8. Kapitel. 




Fig. 153. 



Akkamnlatoren werden von einer kleinen Dynamomaschine, die 
vom Motor des Automobils angetrieben wird, geladen. Man kann 
anch auf erhebliche Entfernungen bei horizontaler Stellung des 
Zylinders telegraphieren. 

Apparate großer Tragweite. Mit den bisher be- 
schriebenen abgestimmten Apparaten gelangte Marconi im 
März 1901 auf eine Übertragungsentfernung von 300 km zwischen 
lizard in Comwallis und Santa Katharina auf der Insel Wight 
unter Aufwand einer Arbeit von 150 Watt. XJm größere Ent- 
fernungen zu erzielen, erbaute er in der Folge Stationen, in 
welchen bedeutend erheblichere Energiemengen zur Anwendung 
kamen. Die erste dieser Stationen war die von Poldhu in Corn- 

wallis, welche im Jahre 1902 
für die Versuche mit dem Carlo 
Alberto und die ersten trans- 
atlantischen Übertragungen, 
d. h. auf Entfernungen von 
mehr als 1500 km diente. 

In der Station von Poldhu 
besteht die Elektrizitätsquelle 
aus einer Wechselstromma- 
schine A (Fig. 153) von 50 Kilowatt Leistung, welche einen 
Strom von 25 Ampere bei 2000 Volt Spannung hervorbringt. 

Dieser Strom durchfließt die beiden Drosselspulen J8-K' 
und den Primärdraht des Transformators T, durch welchen die 
Spannung auf 20000 Volt erhöht wird. 

Der Sekundärdraht dieses Transformators steht vermittelst 
der beiden Schutzkondensatoren CG mit der Funkenstrecke JE, 
welche im Nebenschluß zu einem zweiten den Kondensator C 
von einer Kapazität von 1 Mikrofarad und den Primärdraht 
eines zweiten Tesla-Transformators T' enthaltenden Stromkreis 
angebracht ist, in Verbindung. Zur Erregung des primären 
Stromkreises des Tesla-Transformators T' steht dabei eine Kapa- 
zität von 1 Mikrofarad, welche auf eine Potentialdifferenz von 
20000 Volt geladen werden kann, zur Verfügung. 

Ein ähnlicher Stromkreis wie der, welcher den Sekundärdraht 
des Transformators T mit dem Primärdraht von T' verbindet^ 
verbindet den Sekundärdraht von T' mit dem Primärdraht eines 
dritten Tesla-Transformators T", dessen sekundäre Wicklung einer- 
seits mit dem Sendedraht, anderseits mit der Erdeverbunden ist. 
Als Sendedraht wurde bei diesen Versuchen die auf S. 104 
dargestellte Anordnung verwendet. Zwischen dem Transfer- 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 187 



r^M'M'l'l'i'M'I'I'I'M'h- 



\ 



mator T" und den Sendedrähten können weitere Tesla-Transfor- 
matoren eingeschaltet werden, oder es kann der Transformator T" 
unterdrückt und die Verbin- 
dung zwischen Sendedraht und 
Sekundärdraht des Transforma- 
tors T direkt hergestellt werden. 
Die beiden Kondensa- 
toren CC wurden nach dem 
Vorgang von d'Arsonval zu dem 
Zwecke eingeführt, um eine 
dauernde Bogenbildung zwi- 
schen den Kugeln der Funken- 
strecke zu vermeiden. Teilweise 
dient dem gleichen Zweck auch 
ohne Anwendung der Konden- 
satoren CC die Drosselspule B, 
deren Kern soweit eingetaucht 
wird, daß die dauernde Bogen- 




Fig. 154. 



bildung bei E verhindert wird, ohne daß die Erscheinungen der 
oszillatorischen Entladung des Kondensators C gestört würden. 
Die Anwendung der Kon- 
densatoren CC gestattet 
jedoch, die Bogenbildung 
vollkommen sicher zu 
unterdrücken. 

Die Drosselspule B\ 
deren Eisenkern während 
der eben erwähnten Ein- 
stellung des Eisenkerns 
von R völlig herausgezo- 
gen bleibt, bildet zusam- 
men mit dem Taster ilf die 
Gebevorrichtung nach 
Angabe von S. 80, vermit- 
telst welcher dem Morse- 
Alphabet entsprechende 
längere oder kürzere 

Wellenentsendungen 
hervorgebracht werden. ^^^' ^^^ 

Die Kondensatoren CC sind nach Fig. 99 angeordnet. 

Anordnungen der Apparate. Die Fig. 154 und 155 
geben die Schaltung der Apparate nach Marconis zweitem System, 




188 8. Kapitel. 

wie sie in Biot bei den Versuchen zwischen Frankreich und 
Korsika (s. Kap. 10) angewendet wurde. 

Um von der Entsendung zum Empfang der Nachrichten 
oder umgekehrt überzugehen, wird das Ende des Luftdrahts 
abwechselnd mit der einen oder anderen der beiden Schaltungen 
verbunden. 

Sendeschaltung. Die Schaltung ist in Fig. 154 dar- 
gestellt. Die Akkumulatorenbatterie Q ist mit den Primärdrähten 
der beiden Spulen Bl, B2 verbunden. Eine dieser beiden 
Spulen kann ausgeschaltet werden, wenn die andere genügt. 
Der Stromkreis OCi, welcher die Funkenstrecke 0, den Konden- 
sator Cj und die primäre Wicklung des d'Arsonvaltransforma- 
tors 8 enthält, darf nur eine sehr geringe Selbstinduktion auf- 
weisen, damit die Schwingungen eine mögUchst große Intensität 
erreichen. Zu diesem Zweck wird die Länge der Drähte dieses 
Stromkreises möglichst herabgedrückt und die Drahtstärke 
möglichst erhöht. Um die Apparate dieses Stromkreises ein- 
ander zu nähern, wird der Transformator 8 über dem Konden- 
sator C 1 angebracht. Die Regulierung der Schwingungszahlen 
geschieht vorzugsweise ausschließlich durch Veränderung der 
Kapazität C 1. Der Transformator 8 ist gewöhnlich in ein mit 
Petroleum oder Leinöl gefülltes Gefäß zur Sicherung der Iso- 
lation eingetaucht. 

Empfangsschaltung. Wie in der Anordnung auf 
S. 177 sind sämtliche Empfangsapparate mit Ausnahme des 
Morse -Schreibwerks und der Glocke im Innern eines Metall- 
gehäuses B (Fig. 155), welches mit der Erde in Verbindung steht, 
untergebracht. 

Doch wurden in den in Rede stehenden Apparaten ver- 
schiedene Änderungen in den Einzelheiten, namentlich in den 
verwendeten Widerständen und Nebenschlüssen angebracht. 
Um den Stromverbrauch der Batterie P, welche das Morse-Schreib- 
werk M und die Entfrittungsvorrichtung T über die Abzweigung 
am Relais betätigt, zu vermeiden, ist letztere durch einen mit 
einem kleinen Kondensator K2 in Reihe geschalteten induktions- 
losen Widerstand E von 1000 Ohm gebildet. Gleicherweise 
besteht, damit der ganze durch die Leitfähigkeit des Fritters 
hervorgerufene Strom über die Spulen des Relais von 10000 Ohm 
fließe, der Nebenschluß über diese Spulen aus dem induktions- 
losen Widerstand C in Reihe geschaltet mit dem kleinen Konden- 
sator Kl, Werden jedoch Fritter von hoher Empfindlichkeit 
verwendet, so müssen die Kondensatoren beseitigt werden. 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 189 



Ein weiterer Kondensator KS liegt im Nebenschluß zu der 
Selbstinduktion, welche dazu dient, die von dem Morse-Apparat 
kommenden Schwingungen aufzuhalten und diejenigen Schwin- 
gungen, welche die Selbstinduktion selbst etwa erreichen, zur 
Erde abzuleiten. 

Neueste Empfängerschaltung Marconi. Die 
neueste Empfängerschaltung Marconis verfolgt den doppelten 
Zweck, einmal eine genauere Abstimmung zu erzielen und dann 
die störenden Einflüsse der atmosphärischen Elektrizität möglichst 
unschädlich zu machen. Die Fig. 156 und 157 
zeigen die schematische Anordnung. Der Luft- 
draht Ä Fig. 156 ist mit der Rolle L vermittelst 
eines Gleitkontakts verbunden. Das untere Ende der 
Rolle L führt zu dem Kondensator C, dessen zweite 
Belegung mit dem einen Ende der einen Be- 
wicklung der Induktionsrolle D, deren anderes Ende 
geerdet ist, in Verbindung steht. Die zweite Bewick- 
lung von D führt zum Wellenanzeiger. Längs der 
Rolle L kann ein zweiter, mit Erde verbundener 
Gleitkontakt E verschoben werden. Behufs Her- 
stellung der Resonanz wird zunächst der Gleit- 
kontakt E abgenommen und der mit dem Luftdraht A verbun- 
dene solange verschoben, bis die Zeichen mit einem Maximum 
der Deutlichkeit ankommen. Hierauf wird auch der Gleit- 
kontakt E angelegt und so eingestellt, daß wieder jenes Maximum 
der Deutlichkeit der Zeichen ein- 
tritt. Der Gleitkontakt E steht 
dann an einem Knotenpunkt der 
ankommenden Wellen. Kommen 
nun Wellen anderer Wellenlänge 
an, für welche der Punkt E 




Fig. 166. 



/VVWNA— (g.^ 




Fig. 157. 



keinen Knotenpunkt bildet, so 
werden sie von E direkt zur 
Erde abgeführt. Durch Vervielfachung der Anordnung der 
Fig. 156, wie sie Fig. 157 zeigt, kann man die Auslese einer 
bestimmten Wellenlänge aus einer Vielheit verschiedener an- 
kommender Wellen verschiedener Länge soweit treiben, daß 
eine beinahe vollkommene Ablenkung fremder Wellen und 
völlige Beseitigung atmosphärischer Störungen erreicht wird. 



190 8. Kapitel. 



Die Systeme Lodge-Huirhead. 

Lodge, dem die drahtlose Telegraphie die Entdeckung der 
außerordentlichen Empfindlichkeit des Fritters gegen elektrische 
Wellen verdankt, trägt auch einen großen Teil des Verdienstes 
für die nach den ersten Versuchen Marconis gemachten Fort- 
schritte. Er war es, welcher in der Folge in einer gründlichen 
Erörterung der Bedingungen, welchen die elektrischen Wellen 
für die Zwecke der drahtlosen Telegraphie auf große, Entfernungen 
zu genügen haben, die Voraussetzungen für die wichtigsten, 
späteren Vervollkommnungen schuf. Aus diesem Grunde 
glauben wir seine Anordnungen unmittelbar nach denen Marconis 
darstellen zu sollen, wenn auch deren praktische Anwendung 
nicht den weiten Umfang angenommen hat, wie dies für andere 
Systeme der Fall. 

Abgestimmte Apparate vermittelst Induktion. 

Die ersten Versuche Lodges auf dem Gebiete der draht- 
losen Telegraphie reichen bis zum Jahre 1898, d. h. bis zur Zeit 
der ersten Erfolge Marconis zurück. Er ging von dem Gedanken 
aus, daß die Telegraphie durch Induktion vermittelst Wechsel- 
strömen von niedriger Wechselzahl zwischen geschlossenen ab- 
gestimmten Stromkreisen gegenüber der Telegraphie ohne Draht 
vermittelst elektrischer Wellen verschiedene Vorteile darbiete, 
unter anderen den der Überwindung von Hindernissen zwischen 
den Stationen (eine Möglichkeit, welche sich später auch bei 
der Anwendung elektrischer Wellen von großer Wellenlänge 
herausstellte), und den, die Wirkung durch die Verwendung 
geschlossener Stromkreise von großer Ausdehnung erhöhen zu 
können. 

Fig. 156 zeigt die Anordnung einer Sendestation auf dieser 
Grundlage. Eine elektromagnetisch angetriebene Stimmgabel F 
dient dazu, den Strom der Akkumulatorenbatterie jB in regel- 
mäßigen Zwischenräumen zu unterbrechen. Dieser Strom durch- 
fließt die rechteckige Wicklung C von 150 m und 30 m Seiten- 
länge, zwischen dessen Enden im Nebenschluß der Kondensator 8 
angebracht ist. 

Ein in der Fig. nicht dargestellter Morse-Taster gestattet den 
Strom in mehr oder minder großen Zeitabschnitten zu unter- 
brechen und wieder herzustellen. 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 191 



In der Empfangsstation befindet sich ein Apparat, welcher 
dieselben Abmessangeu der Spule und des Kondensators aufweist 
und yermittelst Hilfsspulen in vollkommene Kesonnanz mit 
dem Sendeapparat gebracht ist. An Stelle der Stimmgabel und 
der Batterie ist dagegen ein Telephon eingeschaltet. 

Der Apparat stellt, wie ersichtlich, die Lodgesche Anordnung 
mit abgestimmten Flaschen im großen dar, doch sind dabei in- 
folge der hohen Kapazität des Kondensators und der starken 
Selbstinduktion der Spulen die Entladungen sehr langsam, d. h. 
von einigen Hundert in der Sekunde und von der Ordnung 
der Schwingungszahlen der Töne, weshalb sie auch vermittelst 
des Telephons wahrgenommen werden. 



y^ 



L 



t^:^*- 






HF- 



B 




Fig. 168. 



Mit einer Stromstärke von 10 — 20 Ampere konnten hör- 
bare Zeichen bis auf 3 km übertragen werden. Später hat Lodge 
berechnet, daß eine Länge von 2 km Kupferdraht auf der Spule 
und eine elektromotorische Kraft von 100 Volt bei 400 Perioden 
in der Sekunde und bei Verwendung geeigneter Kondensatoren in 
der Entfernung von 100 km ein Induktionsstrom von 0,05 Milli- 
ampere in dem abgestimmten Empfangsdraht hervorrufe, welche 
Stromstärke mehr als hinreicht, um ein gewöhnliches Telephon, 
noch besser aber eins der Telephone oder Mikrophone zu er- 
regen, wie sie der Schwingungszahl der beiden Stromkreise ent- 
sprechend von Lodge selbst für ein Maximum der Empfindlichkeit 
gebaut wurden. 

Trotz dieser Aussichten verließ Lodge nach dem ersten 
Versuch, wie es scheint, seinen Plan, welcher ein System 
zwischen der Übertragung vermittelst einfacher Induktion und 
jener vermittelst elektrischer Wellen darstellt, um sich der Ent- 
wicklung des letzteren zuzuwenden, wobei er sich mit Muirhead 
verband, welcher seit 1894 elektrische Wellen für die Telegraphie 
zu verwerten suchte. 



192 



8. Kapitel. 



Lodge erkannte sofort die wesentlichen Bedingungen, unter 
welchen elektrische Wellen sich für die Übertragung auf große 

Entfernungen eignen, vor 
allem die Wichtigkeit 
h« der Resonanz zwischen 
Sende- und Empfangs- 
station. Ihm sind auch 
die ersten Versuche in 
dieser Richtung zu ver- 
danken, in welcher die 
verschiedenen Systeme 
der elektrischen Wellen- 




Pig. 159. 



telegraphie spätei so verheißungsvoll von den verschiedenen 
Forschem ausgebildet wurden. 




Fig. 160. 



Abgestinmite Apparate für elektrische Wellen. 

Einen der von Lodge für die abgestimmten Übertragungen 
angegebenen Apparate zeigt die Fig. 159, welche gestattet, wenig 

gedämpfte Schwingungen von 
hoher Spannung und scharf 
begrenzter Schwingungszahl zu 
erzielen. 

Die von den Enden des 
Sekundärstromes des Funken 
induktors abgehenden Drähte 
sind mit den Kugeln der Funkenstrecke, jedoch auch mit den 
inneren Belegungen zweier Leydener Flaschen verbunden, deren 
äußere Belegungen zu den Kugeln h^ und h^ geführt sind. 

Letzteren stehen zwei 
andere Kugeln gegen- 
über , von welchen 
Drähte zu den Selbst- 
induktionen h^ h^ füh- 
ren und an zwei weite- 
ren gegenüberstehen- 
den Kugeln enden. 
Sobald der Funke an der Funkenstrecke des Funkeninduktors 
überspringt, entladen sich auch die äußeren Belegungen der 
Flaschen, wodurch zwei Funken in Äj h^ und einer zwischen h^ 
und hg entsteht. Die äußeren Belegungen der Platten sind je- 
doch auch mit einer Drosselspule K verbunden, welche den 




Fig. 161. 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 1^98 




h, h. 




Flg. 162. 



Zweck hat, den Flaschen zu gestatten', ; volle Ladung aufzu- 
nehmen. Während der Entladung wirkt diese Spule als Neben- 
schluß, ohne jedoch zu hindern, 
daß Funken an der Funkenstrecke 
übergehen. 

Um die strahlende Kraft des 
Sendeapparats zu erhöhen, wurden 
an den Enden des Drahtes, welcher 
die Funkenstrecke h^ h^ enthält, zwei 
strahlende Luftplatten, ähnlich den 
mit h und h^ in Fig. 160 dargestell- 
ten, angebracht. Die letztere Figur 
zeigt eine etwas abgeänderte Ansf üh- 
rungsform des Lodgeschen Erregers. 

Die Fig. KU zeigt die Anordnung des Apparats, wie sie 
sowohl als Sender, wie als Empfänger benutzt werden kann. 
Ag h^ sind Drähte welche von einem Induktionsapparat von 
hoher Spannung kommen. Die beiden dicken horizontalen Drähte 
wirken als Oberflächenkapazitäten, h^ ist eine Drosselspule, welche 
wie im Fall der Fig. 160 in einem Gefäß mit isolierender Sub- 
stanz eingebettet ist. 

Der Bügel h^ dient dazu, die Funkenstrecke zu überbrücken, 
wenn der Apparat als Empfänger dienen soll. In e ist der 
Fritter, in / die Ortsbattorie, in g das Relais dargestellt 

Die Fig. 162 ^^_^ 1^ 

zeigt die Schaltung 
zweier abgestimm- 
ter Stationen, die 
eiue als Sende- die 
andere als Emp- 
fangsstation. In 
dieser Anordnung 
sind die Flügel ÄÄj Figr.ies. 

durch zwei Kegel h h^ ersetzt. Ein Oszillator mit vier Kugeln 
bewirkt im Sendeapparat die oszillatorische Entladung zwischen 
den beiden mittleren Kugeln Ä, und Äj, welche mit den Kegeln 
vermittelst Drosselspulen verbunden sind. 

Der Empfangsapparat hat nahezu dieselben Abmessungen, 
Kapazitäten und Selbstinduktionen wie der Sendeapparat, um 
eine möglichst genaue Resonanz zu erhalten. 

Doch kann die Schwingungszahl innerhalb gewisser Grenzen 
geregelt werden, indem die Selbstinduktion der Spulen verändert 
Mazzotto. Telegraphie ohne Draht. 13 




194 



8. Kapitel. 



wird. Zu diesem Zwecke benutzt man entweder mehrere Spulen, 
nach Fig. 163, welche vermittelst der Stromschlußstücke AI, Bl, Cl 

je nach Bedarf ein- oder ausgeschaltet 
werden können. Doch kann auch eine 
einzige Spule verwendet werden, deren 
Windungszahl oder Windnngsabstand 
verändert werden kann. 

Fig. 164 zeigt eine andere An- 
ordnung des Empfangsapparats, in 
welcher der Stromkreis des Fritters 
von den Luftleitungen isoliert ist, und 
von letzteren durch Induktion beein- 
flußt wird. Die Luftleitungen h h 
führen die Wellen dem Primärdraht h 
eines Transformators zu, in dessen Se- 
kundärdraht U in gewöhnlicher Weise 
der Empfangsapparat eingeschaltet 
wird. Man begegnet hier der Ver- 
bindung des empfangenden Schwin- 
gungskreises mit dem Fritterstromkreis durch Induktion, eine An- 
ordnung, welche später von Marconi zu großem Vorteil, sowohl im 
Empfangsapparat als auch im Sondeapparat angewendet wurde. 




Flg. 164. 




j Fig. 16öa. 

Es ist nicht bekannt geworden, daß das System Lodge, wie 
es eben beschrieben wurde, in größerem Maßstabe angewendet 
worden wäre. 

Neuer Apparat Lodge-Muirhead. Die Apparate, 
welche die Ausrüstung einer Station bilden, sind eine Ak- 
kumulatorenbatterie, ein Syphonempfänger mit dem selbst- 
entfrittenden Rädchenfritter, der Funkenstrecke, dem Funken- 
induktor, dem Taster, dem selbsttätigen Sender mit Papierdurch- 
lochungen und dem Unterbrecher für den Funkeninduktor von 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 195 

der Konstruktion S. 89. Die Fig. 165 a, 165 b, 166 a und 166 b 
gebeii schematisch zwei für den Sender, bzw. den Empfänger 
eingerichtete Schaltungen, welche sich leicht aus dem erstange- 
führten System ableiten. 

In AA ist die Anordnung für größere Leistungen dargestellt, 
in welcher Schaltung c und r bzw. den Kädchenfritter und den 
Syphonschreiber bedeuten, a sind die Luftleitungen» bei E ist 
die Erde angelegt. 

Das hervorstechendste Merkmal in diesen Schaltungen be- 
besteht in dem Mangel einer direkten Erdverbindung. 

Wir haben gesehen, daß nach einer weitverbreiteten An- 
sicht die Erde nichts anderes als die zweite Belegung eines Konden- 
sators darstellt, dessen andere Belegung durch den Luftdraht mit 




t 



fib 



Im»! 



n». 



? 



9 



Fig. 166 b. 

seinen angeschlossenen Kapazitäten, gebildet wird. Lodge und 
Muirhead scheinen diese Vorstellung zu teilen, insofern in ihrem 
System ebenfalls eine zweite Kapazität, jedoch von der Erde 
isoliert, angewendet ist. 

Li diesen Schaltungen sehen wir den Fritter, den Erreger, 
die Selbstinduktion etc. in verschiedenen gegenseitigen Stellungen, 
wie wir auch schon beobachtet^ daß der Transformator verwendet 
und nicht verwendet wird, und daß sich die Schwingungen, wie 
in Ä im offenen Stromkreis oder wie in £ im geschlossenen 
Stromkreis entwiekela. 

Welche der verschiedenem dieser Schaltungen anzuwenden 
ist, richtet sich in dem einzelnen FaU nach dem Zwecke und 
nach den äußeren Bedingungen, unter welchen sie zu arbeiten 
hat, da eine jede Schaltung unter bestimmten Umständen ihre 
besonderen Vorteile aufweist. 

Mit dem erwähnten System w'irden zwei Versuchsstationen, 
die eine in Eimers End, die andere in Downe in einem Abstand 

13* 



196 8. Kapitel. 

von ca. 10 km im Binnenland eingerichtet. Unter Berück- 
sichtigung der örtlichen Umstände kann diese Entfernung der 
achtfachen bis zehnfachen bei der Übertragung über das Meer 
gleichgeachtet werden. 

Bei der Wertschätzung eines Systems treten jedoch gegen- 
wärtig die Bücksichten auf die Entfernungen in die zweite Linie 
zurück, insbesondere seit Marconi klar gezeigt hat, daß man 
unter Aufwand einer entsprechenden Energiemenge beinahe jede 
beliebige Entfernung überwinden kann* Wichtiger sind die 
Sicherheit und Deutlichkeit des Zeichenaustausches und die 
Möglichkeit der Abstimmung, Gesichtspunkte, unter welchen das 
System Lodge-Muirhead zu den au ssichts vollsten gerechnet wird. 

Felddienstapparate. Lodge und Muirhead haben 
ihrem neuen Apparat auch eine für den Gebrauch im Felde 
passende Ausführungsform gegeben. Die für die beiden Stationen 
verwendete Schaltung ist die der Fig. 165 a und 166 b mit dem 
Unterschied, daß in der Sendestation der Kondensator x fehlt, 
so daß die eine der Kugeln der Funkenstrecke unmittelbar mit 
dem Luftdraht in Verbindung steht, welcher in Form einer 
nach abwärts gerichteten viereckigen Pyramide von 15 m Höhe 
ausgebildet ist. Die geringe Höhe erklärt sich daraus, daß Lodge 
der Ansicht ist, daß ein rascher Synchronismus zwischen Sende- 
und Empfangsstromkreis bedeutend wichtiger ist als die einfache 
Höhe der Luftleitung. 

Die vier Seiten der Pyramide sind aus vier im Dreieck 
gebogenen voneinander isolierten Drähten gebildet, welche durch 
Löcher im oberen Teil der Pyramide laufen und längs der Achse 
der Pyramide zurückkehren, um zu den Apparaten zu gelangen, 

Diese Pyramiden werden auf dem Dach eines Wagens, in 
dessen Innerem die Apparate untergebracht sind, fortgeführt 
Der Wagen wiegt mitsamt der Apparatausrüstung 500 kg, der 
Luftdraht 18 kg, die ganze Auffangvorrichtung 200 kg und ein 
Kupferdrahtnetz, welches zur Herstellung der Erd Verbindung auf 
dem Boden ausgebreitet wird, wiegt ca. 150 kg. Der Hauptvorzag 
der Anordnung besteht in der Schnelligkeit der Installation und 
des Transports. In 40 Minuten ist die Einrichtung dienstbereit^ 
in 45 abgerüstet und eingepackt. 

Der Apparat wurde bei den großen englischen Mailövem 
im Jahre 1903 benutzt und ist für Entfernungen über Land von 
32 km berechnet. 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 197 



6 Ö 



Kg. 167. 



Die Systeme Braun. 

Übertragungen durch das Wasser. 

Prof. Braun in Straßbarg begann seine Untersuchungen 
über die drahtlose Telegraphie im Jahre 1898, indem er das 
Wasser als Übertragnngsmittel benutzte. 

Grundlage des Verfahrens. — Berücksichtigt man, 
daß ein Gleichstrom in einem zylindrischen Leiter gleichförmig 
den Querschnitt des Leiters durchströmt, 
ein Wechselstrom dagegen nur in einer 
oberflächlichen Schicht sich fortpflanzt, 
deren Tiefe um so geringer ist, je rascher 
die Stromwechsel aufeinanderfolgen, so ist 
klar,, daß eine in eine große Wassermasse 
eingetauchte, elektrische Schwingungen er- 
Mirende Metallplatte Ströme in dem Wasser "■ 
bewirkt, welche nur auf einer verhältnis- 
mäßig geringen Tiefe wahrnehmbar bleiben. 

Braun ist der Ansicht, daß diese Tiefe unter 2 m zurück- 
bleibt Er dachte daher, die Versuche, welche von anderen ver- 
mittelst Gleichstrom für die drahtlose Telegraphie durch das 
Wasser früher angewendet wurden, unter Ver- 
wendung elektrischer Wellen wieder aufzu- 
nehmen. Mit der Verwendung der elektrischen 
Wellen wurde nicht nur der Vorteil erreicht, 
daß die Stromlinien sich nur in einer dünnen 
Schichte des Wassers fortpflanzen, sondern 
auch der andere, daß für die Übertragung nur 
eine zusammenhängende Wasserfläche erforder- 
lich war, bei welcher Inseln und Halbinseln 
kein Hindernis bilden würden. 

Apparate. — In seinen ersten Versuchen 
erzeugte Braun die elektrischen Wellen im 
Wasser, vermittelst der in Fig. 167 dargestellten 
Anordnung. Die beiden Pole der sekundären Bewicklung eines 
Funkeninduktors I stehen zwei Kugeln gegenüber, welche ver- 
mittelst zweier Leiter an zwei voneinander entfernten Punkten 
mit dem Wasser verbunden sind. Sobald die Funken zwischen 
den Kugeln übergehen, werden in den Verbindungsdrähten elek- 
trische Schwingungen hervorgerufen, welche teils in der Luft, 
teils im Wasser verlaufeu. 




Flg. 168. 




198 8. Kapitel. 

Sehr bald bemerkte jedoch Braun, daß es nötig sei, dem 
Entladungsstromkreis eine scharf bestimmte Schwingungszahl 
bei geringer Dämpfung zu geben. Er benutzte daher statt des 
einfachen Funkeninduktors beinahe geschlossene Stromkreise 
mit scharf regulierbarer Kapazität und Selbstinduktion, wie 
Fig. 168 angibt. Die beiden Kugeln / bilden den Hertzschen 

Erreger ; in Verbindung mit dem Funken - 
Induktor C und C ^ sind zwei Konden- 
satoren e und Ci, deren äußere Bele- 
gungen vermittelst der Selbstinduktion s 
gleichmäßig verbunden sind, von deren 
Enden die beiden Kugeln /^ /, ab- 
zweigen, welche sich auf die ins Wasser 
getauchten Leiter entladen. 
In der Empfangsstation bilden zwei ins Wasser getauchte 
T^eiter Teile eines Stromkreises, welcher außerdem den Fritter k, 
den Kondensator c und das Relais 8 und eine Batterie e enthält, 
wie dies schematisch die Fig. 169 und 170 anzeigen. 

Praktische Versuche. Im Sommer 

•H|-N 1898 führte Braun mit diesem System der 

r^ U f y \ I Übertragung Versuche aus, indem er Sende- 

i^^'C/^ yjj^ Empfangsdrähte an den Enden der 
gewundenen Gräben der alten Straßburger 
Befestigungen versenkte. Später wurden 

_. die Versuche in größerem Maßstabe in 

Fig. 170. ^ , , f «„ , - 

Kuxhaven nahe der Elbemündung fort- 
gesetzt. Trotz der provisorischen Anlage gelang in letzterem 
Fall die Übertragung bei einer Entfernung von 3 km. 

Zahlreiche Kontrollversuche tiberzeugten, daß die Über- 
tragung ausschließlich durch die vom Wasser fortgeleiteten 
elektrischen Wellen und nicht durch I^eitung oder Induktion 
zwischen den geschlossenen Stromkreisen oder durch elektrische 
Wellen durch die Luft zustande kam. 

Trotz der guten Erfolge setzte Braun die Versuche nicht 
fort, sondern wandte sich der Übertragung vermittelst elektrischer 
Wellen durch die Luft zu. 

Übertragn^ng durch die Iiuft. 

Grundsätzliche Neuerungen. Aus den Patenten 
von Braun zu schließen, war er der erste, welcher die Sende- 
apparate von der erheblichen Dämpfung befreite, die durch die 
direkte Verbindung des Sendedrahts mit der Erregervorrichtung 



6 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 199 

entsteht, und welcher die Länge der verwendeten Wellen zu 
yergrößem suchte. Die Anwendung eines Oszillators mit geringer 
Dämpfung in unabhängigem Stromkreis vom Sendedraht brachte 
für Braun infolge der außerordentlich geringen strahlenden Kraft 
eines derartigen Oszillators die Notwendigkeit mit sich, den 
Oszillator auf den Sendedraht durch Induktion wirken zu lassen 
und daher zwischen beiden einen Transformator einzuschalten. 

Braun bestinunte genau die Schwingungszahl seiner Sender 
und fand durch den Versuch, daß die Länge des Sendedrahtes 
zur Erzielung der Besonanz zwischen der Schwingungszahl des 
Oszillators und dem Sendedraht V4 der Länge der Grundwelle 
des Oszillators betragen müsse. (Siehe S. 59, Kap. VI). Es ist 
leicht zu sehen, daß diese Neuerungen auf denselben theoreti- 
schen Grundlagen beruhen, wie die von Marconi an seinen 
Apparaten beim Übergang von seinem ersten System zu seinem 
zweiten angebrachten Veränderungen. Dieser Sachverhalt führte 
naturgemäß für beide Forscher zu Apparatenformen, welche sich 
nur in untergeordneten Punkten voneinander unterscheiden. 

Es handelt sich an dieser Stelle nicht darum, die Ansprüche 
des einen oder des anderen der beiden Forscher auf die Priorität 
zu untersuchen. Wir gehen daher ohne weiteres zur Beschreibung 
der grundlegenden Schaltungen Brauns für die drahtlose Tele- 
graphie über. 

Grundschaltungen. Eine der ersten und 
einfachsten Anordnungen Brauns zeigt die Fig. 171. 
Der Entladungsstromkreis ist beinahe geschlossen 
und enthält den Kondensator C und die Selbst- 
induktion 8. Die Kugeln der Funkenstrecke sind 
wie gewöhnlich an die Enden des Sekundärdrahts 
eines Buhmkorff, der in der Figur weggelassen ist, 
angeschlossen. 




\ 



T 



Von den beiden Enden der Selbstinduktion pig. 171. 
steht die eine mit einer der Kugeln der Funken- 
strecke und dem Luftdraht A, die andere mit einer der Bele- 
gungen des Kondensators C und der Erde T in Verbindung. 
Braun zeigte durch den Versuch, daß, wenn auch der Stromkreis CS 
eine schwache strahlende Kraft hat, doch die in direkter Veiv 
bindung damit stehende Luftleitung A der Sitz kräftiger Schwin- 
gungen wird, welche frei ausstrahlen, wenn deren Länge V4 der 
Wellenlänge des Oszillators beträgt. 

Braun bediente sich später der symmetrischen Anordnung 
der Fig. 172, welche als ein Lech erscher Stromkreis bezeichnet 



200 



8. Kapitel. 



\ 



werden kann, mit dem Unterschied, daß der resonierende, aus 
der Luftleitung A und dem mit der Erde verbundenen Draht be- 
stehende Stromkreis direkt an die zweiten Belegungen der Kon- 
densatoren angelegt ist, anstatt von zwei diesen Belegungen 
benachbarten Punkten der Selbstinduktion S abzuzweigen. 

Bekanntlich sind in der Schaltung von Lecher 
die Resonanzwirkungen um so kräftiger, je länger 
der Bügel ist, welcher die parallelen Drähte ver- 
bindet Im Falle der Fig. 172 kann die ganze 
Selbstinduktion 8 als Bügel aufgefaßt werden. In 
der Folge fand es jedoch Braun wenigstens für 
den Sender überflüssig, die Verbindung mit der 
Erde herzustellen, weshalb er zur Verminderung 
des Einflusses atmosphärischer Entladungen den 
einen der vom Ende der Selbstinduktion aus- 
gehenden Drähte isoliert ließ und ihm der Symmetrie halber eine 
dem Sendedraht gleiche Länge gab, während das andere Ende 
mit dem Sendedraht verbunden blieb. (Fig. 173). 

Braun vermehrte in der Folge die Anzahl der Konden- 
satoren, indem er sie in der S. 120 beschriebenen Art zusammen 
schaltete, so daß im Augenblicke der Entladung die Funken 
zwischen den Belegungen eines jeden Kondensators überspringen, 
wodurch die Möglichkeit, große Energiemengen ins Spiel zu 




Fig. 172. 



- iL 



e 




O^O 








Fig. 173. 

bringen, erreicht wird, ohne Beeinträchtigung des oszillatorischen 
Charakters der Entladungen und ohne Änderung der Schwin- 
gungszahl. 

An Stelle der direkten Verbindung des Sendedrahts mit 
dem Oszillator benutzte Braun jedoch femer die Kupplung durch 
Induktion vermittelst eines Transformators LS, wie Fig. 174 
angibt, derart, daß der Erregerstromkreis CCFL sowohl von 
der Erde als vom Sendedraht vollkommen isoliert bleibt. DiiB 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 201 



Sekundärwicklung S des Transformators steht einerseits mit dem 
8endedraht, anderseits mit einem gleichlangen isolierten Draht 
in Verbindung. 



C^ 



5. 





L 




Fig. 175. 



Flg. 174. 

Der Transformator ist in einem mit öl gefüllten Glasbe- 
hälter untergebracht. Zusammengefaßt hat man auch hier im 
Sendeapparat zwei wesentliche miteinander verbundene Teile: 
den beinahe geschlossenen Erregerstromkreis von scharf begrenzter 
Schwingungszahl, welcher infolge 
der geringen Dämpfung gewisser- 
maßen als Energiebehälter dient, 
und der Sendekreis im engeren 
Sinne, welcher oifen ist und den 
Sitz von Schwingungen bildet, 
welche infolge der dauernden 
Energieausstrahlung stark gedämpft werden. 

Der symmetrische Draht der Fig. 174 ist in jedem Augen- 
blick von gleichen, denen im Luftdraht im gleichen Augenblick 
entgegengesetzt gerichteten Wellen durch- 
flössen. Er kann daher durch einen Kon- 
densator oder eine passende Spule gleicher 
Wirkung ersetzt werden. 

Auch die Erde könnte zu diesem 
Zwecke dienen, was jedoch die Unbequem- 
lichkeit der Herstellung einer guten Erd- 
Verbindung und Störungen der Über- 
tragung durch atmosphärische Einflüsse mit sich brächte. 

Auch mit dem System der Erregung durch Induktion nach 
Fig. 174 können mehrere Kondensatoren nach der Schaltung der 




Fig. 176. 



202 



8. Kapitel. 



Fig. 95 und 96 verbunden werden, wobei ein jeder über die 
eigene Belegung sich entlädt und mit einer besonderen AbteOung 
der primären Bewicklung des Transformators nach Fig. 175 in 
Verbindung steht. Man kann jedoch die Schaltung der Fig. 176 
anwenden und die primäre Schwingung auf eine gewisse Anzahl 
parallel geschalteter induzierender Drähte, welche auf ebensoviele 
einerseits mit dem Sendedraht, anderseits mit der Erde verbundener 
induzierter Drähte wirken, verteilen. 

Der Empfänger, welchen man als Umkehrung des Senders 
auffassen kann, ist in Fig. 177 dargestellt. Das hervorstechendste 
Merkmal der Anordnung besteht darin, daß sie sehr empfindlich 
für die Wellen von der Schwingungszahl des Senders und fast 




F 



K 



^ 



Fig. 177. 

unempfindlich gegen Wellen anderer Schwingungszahl sich verhält 
Die Wellen werden von einem Luftdraht, welcher sie dem 
Resonanzkreis CCJ zuführt, aufgenommen. Der Stromkreis GCJ 
sammelt die ihm zukommende Energie, bis sie imstande ist, 
auf den Fritter F zu wirken. Die Schwingungszahl des Strom* 
kreises CCJ muß in Übereinstimmung mit der des Stromkreises von 
F sich befinden, welch letzterer die Transformatorwindung, den 
Fritter, die Batterie und das Relais K enthält. Für den Trans* 
formator des Empfängers ist auch hier infolge der geringeren 
Spannungen die Luftisolation als genügend zu erachten. (Siehe 
Fig. 98). Auch im Empfangsdraht kann der Symn;Letriedraht 
entbehrt und durch einen passenden Kondensator, welcher 
jedoch als eine indirekte Verbindung mit der Erde angesehen 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 2QS 



werden kann, ersetzt werden. Damit nimmt das System Braun 
die in Fig. 178 dargestellte Form an, in welcher mit 81 und 82 
die die Symmetriedrähte 



ai 




a2 



an den Luftleitungen a 1 
und a 2 ersetzenden 
Kapazitäten darstellen. 
Andere Schal- 
tun ge n. -^In dereben- 
falls von Braun benutz- 
ten in Fig. 179 sche- 
matisch dargestellten 
Schaltung wird der 
Sendedraht A vermit- 
telst des Kondensators 
K erregt, dessen eine 
Belegung mit dem 
Sendedraht, dessen andere mit einer der Kugeln der Funken- 
strecke O verbunden ist. Der Kondensator 10 im Nebenschluß 
zur Funkenstrecke dient zur Regulierung der Schwingungszahl. 
In den Draht der Erdverbindung T ist eine zweite Funken- 
strecke Cy eingeschaltet. Es scheint jedoch, daß diese Schaltung 
weniger günstige Resultate, als die mit der Erregung vermittelst 
Induktion ergibt , welch 




Figr. 178. 



B 

/\/wwwv\ 

ik: 




oo 




letztere außer den bereits 
erwähnten Vorzügen noch 
den bietet, den Sendedraht 
ungefährlich zu machen. 
Es treten nämlich in dem 
Sendedraht Tesla • Ströme 
auf, welche sich bei der 
Berührung unangenehm 
bemerkbar machen. Auch 
die zufälligen Isolations- 
fehler am Sendedraht wer» 

den bei der letztgenannten ^ T ^^' ^'*' 

Schaltung weniger nachteilig empfunden. 

Braun benutzt auch für den Empfänger außer der Schaltung, 
mit der Erregung durch die Induktion (Fig. 177), die Anordnung 
der Fig. 180, in welcher der Stromkreis des Fritters direkt mit 
der einen Belegung des Kondensators verbunden ist, welcher 
ebenfalls in direkter Verbindung mit dem Sendedraht steht, femer 
die gemischte Schaltung der Figur 181, in welcher der Stromkreis 



20i 



8. Kapitel. 



des Flitters einerseits mit dem Sekundärdraht des Transformators, 
anderseits mit der Belegung des Kondensators und dem Empfangs- 
draht A in Verbindung steht. 

Praktische Ausführung. — Die Fig. 182 zeigt den 
Stromlauf der Verbindungen im Empfangsapparat. Bei der 
linken ersten Klemme der Fig. 182 wird der Empfangsdraht an- 




Fig. 180. 

gelegt, dessen Schwingungen den Stromkreis des Kondensators C 
und der Induktanz L erregen (s. Fig. 182). Von der zweiten 
Klemme links zweigt der Verbindungsdraht zu der Platte ab, 
welche den zum Empfangsdraht symmetrischen Draht ersetzt. 

Der punktiert gezeichnete Stromkreis verbindet den sekun- 
dären Draht des Transformators mit dem Fritter COH, Der 

strichpunktierte 
Stromlauf enthält 
das Beiais E, wäh- 
rend der Ortsstrom- 
kreis des letzteren 
durch Striche , die 
mit zwei Punkten 



4 



4 




L 



Flg. 181. 

abwechseln, dargestellt ist. 

Kpf bedeutet die Entfrittungs Vorrichtung, Kl die Anruf - 
glocke, während bei M das Morse- Schreibwerk angelegt ist. 

Die Fritter bestehen aus Stahlpulver, wie es in Verbindung 
mit den übrigen Fritterformen beschrieben ist. 

Die Buchstaben Wl, W2, WS bezeichnen die Induktions- 
widerstände, welche die Funkenbildung bei der Öffnung der 
Stromkreise des Relais, der Frittervorrichtung und der Bufglocke 
zu verhindern haben. 

Parabolische Sender. — In neuerer Zeit hat Braun 
Sender für die drahtlose Telegraphie in der Form von Zylindern 
mit parabolischem Querschnitt, welche aus einer Reihe senk- 
rechter, nach den Erzeugenden des Zylinders angeordneten 
Stäben bestehen, angegeben. Jeder Stab ist vermittelst eines 
geradlinigen Drahtes mit einer Kugel verbunden, welche sich in 



Verschiedene Systeme der elekkriecben Wellentelegraphie. 2(Ä 



löJ 



der Brennlinie des Zylinders befindet. Zwei gleiche Apparate 
sind derart miteinander verbunden, daQ sich die Kngeln zu je 



206 



8. Kapitel. 



zweien in geringer Entfernung voneinander befinden und so 
eine Reihe von Funkenstrecken bilden. 

Sämtliche Stäbe werden gleichzeitig erregt, die Schwingungs- 
phase eines jeden Stabes hängt dabei jedoch von der Länge des 
Yerbindungsdrahtes ab. Die Gesamtwirkung sämtlicher Stäbe 
bewirkt ein der Achse genau parallel verlaufendes Strahlenbündel. 

Die Kapazität jedes Drahtes kann durch die Hinzufügung 
von Kondensatoren beliebig erhöht werden, wodurch die Aus- 
strahlung größerer Energiemengen ermöglicht wird. Die Kapa- 
zitäten und Selbstinduktionen der Stäbe sind so gewählt, daß 
deren Schwingungszahlen sämtlich gleich ausfallen. 

Dieser Sender eignet sich für ein System der drahtlosen Tele- 
graphie vermittelst gerichteter elektrischer Wellen, ähnlich dem 
auf andere Weise arbeitenden System von Blochmann (S. 109). 

System Slaby-Arco. 

Slaby, Prof. am Polytechnikum in Charlottenburg, stellte 
seine ersten Versuche auf dem Gebiete der drahtlosen Telegraphie 
im Jahre 1897 an, kurz nachdem er den ersten Versuchen Mar- 
conis in England beigewohnt hatte, wobei er zunächst die von 
Marconi benutzte Apparatenanordnung verwendete. 

In der Sendestation gebrauchte er einen Funkeninduktor der 
Firma Siemens & Halske von 25 — 30 cm Funkenlänge, welcher von 
8 Akkumulatoren gespeistwurde. Als Oszillator diente eine Einrich- 
ttung vom Typus Righi (Fig. 65), deren innere Kugeln sich in einer 
unveränderlichen Entfernung von 2 mm befanden, während der Ab- 
stand der äußeren zwischen 3 und 15 mm geregelt werden konnte. 
In der Empfangsstation enthielt der Primärsfcromkreis in 
Reihenschaltung den Fritter, ein Trockenelement und ein 
Westongalvanometer, dessen Zeiger die Rolle eines Relaisankers 

übernahm. Von den 
induktiven Widerstfta- 
den, wie fä& Marconi an- 
^ wendet, um Störungen des 
Relais durch ^ktromag- 
netische WeUen zu ver- 
hindern, ward abgesehen. 
Der Sekundärstrom- 
^*' ^^' kreis bestand aus den. in 

Fig. 183 dargestellten Teilen. 

Die Batterie j>, die Entfrittungsvorrichtung t und der Zeiger B 
des Westongalvanometers sind in Reihe geschaltet. Der Um- 




Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 207 



Schalter C gestattet die Glocke S und den Morse- Apparat M 
parallel zu schalten. 

Mit dieser Einrichtung erreichte Slaby unter Verwendung 
eines Sendedrahts von 100 m Länge, welcher durch einen 
Fesselballon hochgehalten wurde, Übertragungen bis zu 21 km 
Entfernung. Infolge seiner späteren eingehenden Arbeiten über 
die Bedingungen der elektrischen Wellentelegraphie, brachte 
Slaby ziemlich einschneidende Änderungen an dieser ursprüng- 
lichen Anordnung an, welche seinen Einrichtungen einen ge- 
wissen Grad von Ursprünglichkeit verliehen. Als Mitarbeiter 
war auch dabei Graf Arco beteiligt, weshalb das schließlich er- 
reichte System später den Namen des Systems Slaby-Arco führte. 

Grundlagen des Systems. — Die Erwägung, von 
welcher Slaby bei seinen Abänderungen ausging, bestand darin 
daß der Fritter am oberen Ende des Emp&ngsdrahts angebracht 
werden müsse, weil hier die Spannungsänderungen ihren 
höchsten Wert erreichen, da sich der Schwingungsknoten am 
unteren Ende, der Schwingungsbauch jedoch am oberen befinde, 
anderseits aber der Fritter nicht sowohl auf Stromschwankungen 
als vielmehr auf die Spannungsänderungen reagiert 

Wenn trotz der ungünstigen bisherigen Stellung des 
Fritters doch verhältnismäßig gute Erfolge erzielt wurden, so 
rührt das nach Slaby zum Teil von der großen Empfindlichkeit 
des Apparats, zum Teil von sekundären Wellen her, welche 
Spannungsschwankungen auch in dem Punkt erzeugen, in 
welchem sich der Elnotenpunkt der Wellen befinden soll. Endlich 
bewirke die Unsymmetrie des Systems, daß ein wirklicher 
Knotenpunkt in keinem Punkte auftreten kann. Die Befestigung 
des Fritters am oberen Ende des Empfangsdrahts brachte jedoch 



&t 




a« 



a'a 



Af 






e 



Fig. 184. 



in der praktischen Anwendung erhebliche Schwierigkeiten mit 
sich. Slaby fand jedoch einen Ausweg, [um die Spannungs- 



208 8. Kapitel. 

Schwankungen, welche am oberen Ende des Empfangsdraht» 
auftreten, an günstigere Stelle, an welcher der Fritter bequem 
angebracht werden kann, zu übertragen. 

In Fig. 184 a ist der Fritter in der günstigsten Stellung, a2, 
dargestellt. Wird neben dem senkrechten Draht ein geneigter 
von gleicher Länge, wie Fig. 184 b zeigt, angebracht, so werden 
am Ende des zweiten Drahtes ähnliche Spannungsschwankungen 
auftreten wie am Ende des ersten, in gleicher Weise, wie durch 
Erregung einer Zinke einer Stimmgabel die andere von selbst 
erregt wird. Die Erregung des zweiten Drahtes findet unabhängig 
von dem Winkel statt, welchen dieser mit dem ersteren bildet, 
weshalb er auch die horizontale Lage einnehmen kann, wie 
dies Fig. 184 c angibt. 

Die erste von Slaby ausgeführte Änderung an der Empfangs- 
vorrichtung besteht demnach darin, daß vom unteren Ende des 
Empfangsdrahts ein horizontaler Draht von gleicher Länge ab- 
zweigt und daß am Ende dieses Verlängerungsdrahts der Sender 
angebracht ist. Ist jedoch der Empfangsdraht von erheblicher 
Höhe, so bietet die Anordnung eines gleichlangen horizontalen 
Drahtes, nach Fig. 184 c, einige Unbequemlichkeiten. Der hori- 
zontale Draht kann jedoch auch zur Spule aufgewickelt werden 
und an dem einen Ende an den Flitter anschließen, wie dies 
Fig. 184 d angibt. Wenn das freie Ende des Fritters nach 
Fig. 184 e mit dem Boden verbunden wird, so schwanken die 

Spannungsunterschiede , welche den 
Fritter erregen, zwischen und -[-F 
und zwischen O und — Y und sind 
daher im Maximum gleich F, voraus- 
gesetzt, daß die größste Potentialsch wan- 
M» kung +^ y beträgt. Slaby hat die an 

fjTb oöoo 61^^ jei^ Ende des Fritters wirkende Po- 
tentialdifferenz verdoppelt, indem er die 
beiden Fritterenden mit den Enden einer 
Spule M 2 (Fig. 185) von ungefähr doppel- 
ter Länge der Spule Ml verband derart, 
daß die Länge M2 einer halben Wellenlänge entsprach. Während 
der Schwingung befindet sich der Punkt D immer um Vi Peri- 
ode im Vergleich mit dem Punkt F im Verzug, weshalb die 
beiden Punkte immer in entgegengesetzter Phase sich befinden 
und die den Fritter erregende Potentialdifferenz zwischen 4- V 
und — F, d. h. 2 F oder das Doppelte gegenüber dem vorigen 
Fall, beträgt. 




Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 209 

Die Spule M2 kann anstatt direkt auch vermittelst des 
Kondensators K mit dem Punkte F des Fritters in Verbindung 
stehen. In diesem Falle ist es nötig, daß die Schwingungszahl 
des Stromkreises M2 K der Hälfte der Schwingungszahl des 
Sendestromkreises entspricht. Bei der Verwendung der Spule M2 
bemerkte Slaby, daß dieselbe die für den Fritter wirksame 
elektromotorische Kraft noch über Erwarten steigerte, weshalb 
er die Spule mit Multiplikator bezeichnete. 

Murani hält die Theorie, vermittelst welcher Slaby die 
Anwendung des Verlängerungsdrahts rechtfertigt, nicht für zu- 
treffend. Er bemerkt vielmehr, daß der Schwingungsknoten in 
der Tat am unteren Ende des Empfangsdrahts auftritt, an 
welchem Marconi den Fritter anbringt, sobald der Empfangs- 
draht in direkte Verbindung mit der Erde gebracht wird. Da 
jedoch zwischen dem Empfangsdraht und der Erde der Fritter 
mit seinem sehr hohen Widerstand eingeschaltet ist, muß der 
Empfangsdraht als isoliert vom Erdboden angesehen werden. 
Murani zeigt nun durch den Versuch, daß in einem derartig 
isolierten Empfangsdraht ein Knoten in der Mitte und ein 
Bauch an beiden Enden auftritt. Im System Marconi befindet 
öich daher der Fritter, bevor er leitend wird, an einem Schwingungs- 
bauch, d. h. am günstigsten Punkt zur Aufnahme der Wellen. 
Der Verlängerungsdraht wäre daher nicht nur nicht notwendig, 
sondern infolge der dadurch veranlaßten Energiezerstreuung 
schädlich. 

Abgestimmte Systeme. — Die Wirkung des Multi- 
plikators, welche von der Form der Wicklung abhängt, vermehrt 
nicht nur den Einfluß auf den Fritter und damit die Sicherheit 
der Übertragung und die Übertragungsentfernungen, sondern ver- 
mindert auch den Einfluß von Wellen fremder Schwingungsiahl 
auf den Fritter und trägt damit ausgiebig zur Resonanz zwischen 
Sende- und Empfangsapparat bei. Damit die Abstimmung des 
Empfängers Slaby-Arco auf eine bestimmte Wellenlänge den 
Zweck möglichst großer Empfindlichkeit erreichen kann, ist es 
nötig, daß die Sendestation Wellen von der Schvringungszahl ab- 
gibt, auf welche der Empfänger abgestimmt ist. 

Die erste Anordnung zu diesem Zweck, wie sie von Slaby 
verwendet wurde, zeigt die Fig. 186. Sie besteht aus zwei Luft- 
drähten Ay welche durch eine hohe Selbstinduktion D ver- 
bunden sind und von welchen der eine zur Erde, der andere 
zu einer Belegung des Kondensators C geführt ist, dessen zweite 
Belegung mit einer der Kugeln der Funkenstrecke F in Ver- 
Mazzotto, Telegraphie ohne Draht. 14 



210 



8. Kapitel. 



D 



B 



Fig. 186. 



bindung steht. Die zweite Kagel der Funkenetrecke ist geerdet 
Der Draht A bildet den Sendedraht, weil nach Slaby die Induktion D 

den durch die Entladung hervorgebrachten 
Schwingungen einen zu großen Widerstand ent- 
gegensetzt, als daß letztere in den zweiten Draht 
übergehen könnten. Der Kondensator C hat die 
doppelte Aufgabe, die für jede Entladung ver- 
fügbare Elektrizitätsmenge zu vermehren, sowie 
die Schwingungszahl zu verkleinern. Letztere 
ist durch die Kapazität des Kondensators und 
r*i ^ durch die Länge des Sendedrahtes bestimmt, 

I [Ij ^ so daß man ohne allzu lange Sendedrähte durch 

Vermehrung der Kondensatorkapazität Wellen 
von größerer Schwingungsdauer erzielen kann. 
Slaby bemerkte jedoch bald die Übelstände, 
welche mit dieser Anordnung verbunden sind. 
Damit nämlich der Draht, welcher dazu dienen 
soll, die Schwingungszahl schärfer zu bestimmen 
und die Schwingungen auf einen fast ge- 
schlossenen Stromkreis zu beschränken, die Wir- 
kung des Drahtes A nicht beeinträchtigt, muß 
die Induktanz so groß sein, um den Übergang von Schwingungen 
von A zum zweiten Draht zu verhindern. Ist dies jedoch der 

Fall, so finden die Schwingungen 
ausschließlich im Draht A statt, wo- 
durch man wieder bei dem offenen 
Sendedraht mit großer Dämpfung und 
daher wenig scharf bestimmter Schwin- 
gungszahl angelangt ist. 

Slaby führte daher an der ursprüng- 
lichen Schaltung verschiedene Abände- 
rungen aus, welche endlich zu dem in 
Fig. 187 dargestellten System führten. 
Der Stromkreis, in welchem die 
]| C Schwingungen erzeugt werden, besteht 
aus der Funkenstrecke Fy deren beide 
Kugeln mit der Erde in Verbindung 
stehen, und zwar die eine vermittelst 
der Spirale Z, die andere vermittelst 
des Kondensators mit beweglichen Be- 
legungen C und der Selbstinduktion S. Da der Stromkreis ge- 
schlossen ist, so zeigt er eine scharf bestimmte Schwingungszahl. 



f 




Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 211 





An diesen Stromkreis ist der Sendedraht angelegt and 
nimmt daher an den Schwingungen teil, wobei die größte Wirkung 
dann erzielt wird, wenn 

die Schwingungszahl A 

des Stromkreises mit 
der ' Schwingungszahl 
des Sendedrahts über- 
einstimmt. Man er- 
reicht die Überein- 
stimmung, indem man 
entweder die Länge des 
Sendedrahts oder die 
Schwingungszahl des 
geschlossenen Strom- ^ 
kreises durch Verände- 
rung der Kapazität des 
Kondensators C oder 
der Anzahl der Win- 
dungen der Selbstin- 
duktionen Z und S 
verändert. 

Vermutlich ist jedoch bei dieser Schaltung die vom Sende- 
draht ausgestrahlte Energie etwas geringer als die verfügbare 
Energie infolge der direkten Verbindung zwischen Sendedraht 
und Erde. Die Fig. 188 und 189 zeigen 
eine andere von Slaby angewendete 
Schaltung: die erste für 
die Sendestation, die zweite 
für die Empfangsstation. 
In letzterer Zeit wurde der 
Schwingungskreis dadurch 
symmetrischer gemacht, 
daß auch neben der zweiten 
Kugel der Funkenstrecke, 
wie Fig. 190 zeigt, eine 



7m 

Fig. 189. 







Fig. 191. 



Fig. 190. 

Kapazität angebracht wurde, wodurch die Schaltung in jene von 
Braun S. 200 Fig. 172 übergeht. 

Auf den Kriegsschiffen wird die Fig. 191 dargestellte Schaltung 
verwendet. Der Erreger F\ befindet sich an einem geschützten 
Ort im Innern des Schiffes und arbeitet mit verhältnismäßig 
niedrigen Spannungen. Im gleichen Stromkreis liegt die Kapa- 

14* 



212 



8. Kapitel. 



2ität K und die Selbstinduktion 81, Ein isolierter Draht verbindet 
den Erreger mit einer Selbstinduktion F^ mit großen Windungen, 
welche als Multiplikator dient und am Sendedraht B endigt; 
innerhalb der Spirale F*d befinden sich zwei metallische Kugeln, 
die eine in Verbindung mit dem Sendedraht , die andere in 
Verbindung mit der Erde. Die Wirkung des Multiplikators besteht 
darin, das Potential am Ende des Sendedrahts wesentlich zu er- 
höhen, so daß die Funken bei m 10 mal länger sind als bei Fl. Die 
Schaltung der Empfangsstationen ist in Fig. 185 S. 208 dargestellt 



Die praktischen Ansfühningsfornxea der Apparate. 

Sendeapparat. — Im Sendeapparat sind zwei Teile zu unter- 
scheiden: der Stromkreis von niedriger Spannung, in welchem 
sich der Primärdraht des Funkeninduktors befindet, und der Strom- 
kreis von hoher Spannung, welcher den Sekundärdraht des Funken- 
induktors mit den Kondensatoren, Induktanzen etc., welche zur Re- 
gelung der Schwingungszahl der Sendevorrichtung dienen, umfaßt. 

Der Stromkreis mit niedriger Spannung ist in Fig. Id2 
dargestellt und umfaßt den Induktor, welcher vom Gleichstrom aus 

♦ 

Q 



Induktor 



r^SSÄR^ 



Schaller dei \ 
4 Cmpfanesapparaie« 



fastep 




mitte 



Turbin« 



A/VWWVi'-A/WVW- 



Fig. 192. 



der Leitung und dem Turbinenunterbrecher gespeist wird. Sind 
erhebliche Stromstärken erforderlich, so wird, um die Verwendung 
des Quecksilbers zu vermeiden, der Gleichstrom vernüttelst eines 
Grisson-Umwandlers in Wechselstrom verwandelt. Außerdem 
befinden sich im Stromkreis ein Morse-Taster mit magnetischer 
Funkenlöschung und ein Regulierwiderstand von 8 Stufen, mn 
die Stromstärke der Übertragungsentfemung anpassen zu können. 
Vermittelst eines Hebelumschalters können die verschiedenen 
Widerstandsstufen erreicht werden. 



Verschiedene Systeme der elektriachen Wellentelegraphie. 213 




Der HochapaimuiigBsIroinkeis umfaßt den Kondensator, die 
Fuokenstrecke und den Sendedraht, den Se1bstunt«rbrecbeT, die 
AbBtimmungsspuie und einen SicherheitBunterbreciier. 



214 8. Kapitel. 

Der Kondensator besteht aus 3, 7 oder 14 Leydener Flaschen 
von je Viooo Mikrofarad, je nachdem der Sendedraht weniger als 
20 oder 40 oder mehr als 40 m Länge aufweist. 

Die Erregervorrichtung besteht in der auf S. 96 beschrie- 
benen Einrichtung. 

Der Sendedraht ist ein isolierter Leiter, dessen oberes Ende 
auf ca. Vio dör CJesamtlänge in Form einer zylindrischen EoUe 
aufgewickelt ist. 

Der Selbstunterbrecher ist zwischen Sendedraht und der 
Flaschenbatterie angeordnet und dient dazu, den Hochspannungs- 
stromkreis selbsttätig vom Empfänger während der Dauer der 
Entgegennahme von Zeichen abzutrennen. 

Die Abstimmungsspule besteht aus einigen Windungen des 
Drahtes, welcher auf dem zylindrischen Gehäuse, das die Flaschen- 
batterie enthält, aufgewunden ist. Ein Sicherheitsunterbrecher, 
zwischen dem Sendedraht und der Apparatausrüstung einge- 
schaltet, wird während eines Gewitters benutzt. 

Empfangsapparat. — Der allgemeine Stromlauf des 
Empfangsapparats ist in Fig. 193 dargestellt. Er enthält eben- 
falls zwei Stromkreise : den Stromkreis der Fritterbatterie und den 
Ortsstromkreis, welcher durch das Relais geschlossen und geöffnet 
wird und den Schreibapparat betätigt. 

Die dem ersten Stromkreis zugehörigen Leitungen sind in 
der Fig. 193 mit Strichen, die dem zweiten zugehörigen mit 
Strichen und Punkten gekennzeichnet. 

Im Stromkreis des Fritters sind eingeschaltet: der Fritter Äy 
der Unterbrecher ü, das Fritterelement F, die Windungen des 
Relais RR, der Kondensator C, der Hilfswiderstand W und der 
Unterbrecher Seh. 

Als Fritter ist die S. 135 angegebene Form mit her- 
metischem Verschluß und regulierbarer Empfindlichkeit ver- 
wendet. 

Die Verbindung des Federunterbrechers ü ist nach S. 141 
zur Vermeidung der Funkenbildung innerhalb des Fritterpulvers 
eingerichtet. Das Relais hat die S. 159 angegebene Bauart. Der 
Kondensator ist parallel mit der Trockenbatterie und den Win- 
dungen des Relais eingeschaltet. Seine Kapazität beträgt 
0,01 Mikrofarad, ist daher unendlich größer als jene des Fritters 
und dient dazu, den Spannungsüberschuß aufzunehmen, welcher 
infolge der Selbstinduktion des Relais auf den Fritter wirken 
würde, wodurch die Entfrittung erleichtert wird. Der Kondensator 
besteht aus Stanniolblättern mit Glimmerzwischenlagen. 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 215 

Die Erdverbindung, welche bei E 1 angelegt ist, wird direkt 
zum Flitter vermittelst des Kondensators geführt und passiert den 
Unterbrecher ü. Der Hilfswiderstand dient dazu, in beweglichen 
Stationen den Empfangsstrom zu schwächen, wenn die Über- 
tragung auf kurze Entfernungen stattfindet. Durch Verstellung 
des Handgriffs kann die Abstimmung gestört und damit die 
Wirkung der Wellen auf den Fritter verringert werden. Das 
Beiais betätigt außer der Entfrittungsvorrichtung eine Rufglocke 
und das Morse-Schreibwerk. Die letzten beiden Apparate, wie 
auch die zugehörige Batterie von 4 Trockenelementen sind in 
der Figur nicht dargestellt. 

Solange die Batterie nicht arbeitet, ist sie über eine Reihe 
Flüssigkeitswiderstände Q geschlossen, welche einerseits die Er- 
schöpfung der Batterie, die bei Verwendung von Drahtneben- 
schlüssen aufträte, verhindern, anderseits die Extraströme infolge 
der Unterbrechungen der vom Relais abhängigen Stromkreise 
unschädlich machen und die Funkenbildung an den Relais- 
kontakten vermindern. Sobald der Relaisanker den Ortsstrom- 
kreis schließt, durchfließt der Ortsstrom die Windungen der 
Entfrittungsvorrichtung, deren Widerstand ungefähr 6 Ohm be- 
trägt; gleichzeitig laden sich die Polarisationszellen, welche vom 
Relais kurzgeschlossen waren. Beim Abfallen des Relaisankers 
▼erzehren die Polarisationszellen die durch die Selbstinduktion 
der Entfrittungsvorrichtung und der Elektromagnete des Morse - 
Schreibwerks bei der Stromunterbrechung auftretende elektrische 
Energie, infolgedessen bei D2 kein schädlicher Unterbrechungs- 
funke entsteht. 

Die Elektromagnete des Morse-Schreibwerks sind parallel 
zur Entfrittungsvorrichtung geschaltet. Das Morse-Schreibwerk 
ist mit 4 zu je 2 parallel verbundenen Spulen ausgerüstet, von 
welchen ein Paar vermittelst eines Unterbrechers ausgeschaltet 
werden kann. Eine Abzweigung von den ausschaltbaren Spulen 
führt zu einer Rufglocke, welche eingeschaltet wird, solange 
niemand zur Bedienung der Apparate im Apparatenraum an- 
wesend ist. 

Auch die Unterbrecherfunken der Rufglocke werden von 
einer Polarisationsbatterie aufgenommen, welche auf dem Grund- 
brett der Glocke selbst angebracht ist. 

Zur Abstimmung der Stationen hat Slaby die S. 123 be- 
schriebene Abstimmungsspule angegeben. 



System Popoff-Uacntet. 

Die allgemeinen Grundzüge dieses Systems stimmen mit 
denen des Systems Marconi überein, wie auch bekanntermaSea 



der Empfiknger Popott' vor dem Eui]>fünger Marconi entstanden 
ist, mit welchem er alle weBentlichen Teile gemeinsam hat. 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellontelegraphie. 217 

Doch zeigt das System PopofE-Ducretet in den Einzelheiten 
einige Besonderheiten. Die hauptsächlichste derselben besteht 
in der Anwendung des regulierbaren Fritters Ducretet (s. S. 140), 
welcher in gewöhnlicher Weise in den Stromkreis des Eelais 
eingeschaltet ist. Bei Entfernungen, für welche die Sicherheit 
der Übertragung vermittelst des Eelais nachzulassen beginnt, 
wird der Fritter durch das Radiotelephon PopofP-Ducretet, Fig. 118, 
S. 145, ersetzt. Als Heiais wird das von Ducretet abgeänderte 
Siemens-Eelais (s. S. 159), zur Aufzeichnung der Signale ein Morse- 
Schreibwerk benutzt. 

Die Fig. 194 zeigt den Sendeapparat. Die beiden Kugeln 
des Erregers stehen bzw. mit dem Sendedraht bei P und mit 
der Erde bei T in Verbindung. Bei 1 ist der Quecksilberunter- 
brecher mit seinem Elektromotor, bei M der Taster, dessen nähere 
Beschreibung auf S. 81 gegeben ist, dargestellt. 

Auch in diesem System werden für die Übertragungen auf 
große Entfernungen abgestimmte Stromkreise verwendet. Dabei 
steht der Sendedraht nicht direkt mit einem der Pole des Funken- 
induktors, sondern mit dem Sekundärdraht eines Tesla-Trans- 
f ormators, dessen Primärdraht zu einem Kondensator und zu dem 
Erreger geführt ist, in Verbindung. 

In der Empfangsstation wird die Abstimmung dadurch be- 
wirkt, daß im Fritterstromkreis vermittelst Gleitkontakte mehr 
oder minder große Abschnitte parallel auf einem Wandbrett aus- 
gespannter Drähte eingeschaltet werden. 

Die Luftdrähte zeigen die besonderen in Fig. 70 und 72 dar- 
gestellten Anordnungen. Das System gestattet den Nachrichten- 
austausch zwischen SchifEen und Küsten auf Entfernungen von 
mehr als 200 km beim Gebrauch des Eelais als Empfängers. Bei 
Benutzung des Eadiotelephons und unter Anwendung bedeuten- 
derer Energiemengen am Sendeapparat werden diese Entfernungen 
noch wesentlich übertroffen. 

System Fessendeii« 

Der auf S. 102 beschriebene Luftdraht ist an einem Ende mit 
dem sekundären Draht einer Liduktionsrolle, deren zweites Ende 
geerdet ist, verbunden. Sobald ein Hebelumschalter die Induktions- 
rolle dauernd einschaltet, zeigt der Apparat die Sendestellung, 
Zur Hervorbringung der Morse-Zeichen wird in gewöhnlicher 
Weise ein Taster, wie er auf S. 82 näher beschrieben ist, ge- 
hoben und gesenkt. Letzterer schließt und unterbricht nicht 



218 8. Kapitel. 

den Erregerstrom des Funkeninduktors, sondern ändert die Kapa- 
zität und die Selbstinduktion der schwingenden Stromkreise und 
stört damit die Abstimmung zwischen Sender und Empfänger 
oder stellt dieselbe wieder her. 

Um von der Sendestellung in die Empfangsstellung über- 
zugehen, genügt es, den Hebelumschalter umzulegen. 

Der Empfangsstromkreis enthält den Luftdraht, einen Kon- 
densator, eine Kapazität mit Induktanz, welche aus parallel 
ausgespannten, unter öl liegenden Drähten besteht, und den Hitz- 
drahtwellenanzeiger nach der Beschreibung S. 155. Wie erwähnt, 
ist neuerdings an Stelle des Hitzdrahts die S. 1.^)6 beschriebene 
Einrichtung mit dem Flüssigkeitswellenanzeiger getreten. 

Parallel zum Wellenanzeiger ist ein Telephon geschaltet, 
in welchem die Widerstandsänderungen im Wellenanzeiger, wie 
sie unter dem Einfluß der elektrischen AVellen stattfinden, in 
hörbare Zeichen umgewandelt werden. 

Um die Empfindlichkeit des Apparats zu erhöhen und 
letztere auch zum hörbaren Anruf brauchbar zu machen, ist di6 
Membrane des Telephons mit einem Mikrophonkontakt ver- 
sehen, welcher mit der Primärwicklung eines Transformator» 
verbunden ist, dessen Sekundärdraht zu einem lautwirkenden. 
Telephon führt. 

Der Apparat ist gegen atmosphärische Entladungen durch 
einen Fritter, welcher als Blitzableiter dient, geschützt. 

Besondere Anordnungen werden getroffen, um festzustellen 
ob eine Station beschäftigt oder frei ist. 

Weitere Eigentümlichkeiten des Systems Fessenden sind 
die folgenden: die unter Luftdruck arbeitende Funkenstreckd^ 
(s. S. 97), welche für Entfernungen von 450 km mit gewöhnlichen 
Sendedrähten benutzt wird. Dieselbe Funkenstrecke wird an- 
gewendet bei Entfernungen von mehr als 180 km, wenn dabei 
Luftdrähte von 7,5 m Höhe gebraucht w^erden. Ferner eine 
Anordnung, bei welcher kurze Sendedrähte zusammen mit der 
Funkenstrecke in einer mit Wasser oder einer anderen Flüssigkeit 
von hoher Dielektrizitätskonstante umgebenen Röhre unter- 
gebracht sind, eine Anordnung, welche nach der Angabe ihre» 
Urhebers die Energie der elektromagnetischen Wellen und deren 
Tragweite erheblich vermehren soll. 

Wie erwähnt, gestattet das System eine große Übertragungs- 
geschwindigkeit und erfordert unter sonst gleichen Umständen 
eine geringere Länge der Luftdrähte im Vergleich zu anderen 
Systemen. 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 219 

Fessenden ließ sich außer der beschriebenen Anordnung 
noch andere patentieren, welche hauptsächlich in der Empfangs-^ 
Vorrichtung verschieden sind. Für letztere wurde dabei die Er- 
regung durch Induktion verwendet und damit die Aufschreibung 
der iSeichen durch einen Syphonschreiber oder durch ein phono- 
graphisches Verfahren verbunden. Ferner wurden von Fessenden 
noch andere Mittel zur Herstellung der Resonanz zwischea 
Sende- und Empfangsstationen angegeben. 

Eines derselben beruht auf dem Gebrauch von zwei oder 
mehr Luftdrähten ab cd auf der einen Station und ebensovielen 
a' b' c' d' in der zweiten, welche paarweise, d. h. a mit a', b mit 
b* etc., abgestimmt sind, wobei jedoch die Schwingungszahlen 
von ab c d unter sich sehr verschieden sind. Auf der Sende- 
station befindet sich ein Strom Wechsler mit rotierendem Zylinder,. 
auf welchem Metallkontakte derart angebracht sind, daß der 
Eiregerstrom abwechselnd durch den einen oder den anderen 
der die einzelnen Luftdrähte oder mehrere gleichzeitig erregenden 
Stromkreise fließt. Die Umdrehungsgeschwindigkeit des Strom- 
wechslers muß in enger Beziehung zur Bewegung des Papier- 
streifens auf der Empfangsstation stehen. 

Auf der Empfangsstation sind die einzelnen Luftdrähte 
mit einem Fritter verbunden, welcher erregt wird, gleichgültig 
welcher Sendedraht oder welche Gruppe von Sendedrähten in 
Schwingungen gebracht sind. 

System Forest. 

Das System Forest, welches sich rasch in den Vereinigten 
Stoaten von Amerika und in Kanada ausbreitet und hierselbst 
der Anwendung der Marconi-Apparate Abbruch tut, wurde von^ 
seinem Urheber als eine Anwendung des Lecherschen Strom- 
kreises auf die drahtlose Telegraphie bezeichnet. 

Die Fig. 195 zeigt schematisch die Sendeschaltung an. In 
T sind die Primär- und Sekundärspulen des Funkeninduktors 
angedeutet. Die Sekundärwicklung des letzteren ist parallel 
mit der Funkenstrecke F und dem Kondensator C verbunden,, 
welche zusammen den Erreger bilden. Vom Kondensator gehen 
femer zwei Drähte ab, welche auf eine Länge gleich der halben 
Wellenlänge dem Erreger parallel verlaufen. Am Ende, wa 
der Schwingungsknoten sich befindet, biegt sich der eine 
Draht nach oben zur Luftleitung, der andere nach unten zur 
Eide ab. 



220 8. Kapitel. 

Da es in der Praxis unbequem wäre, die beiden horizontalen 
Drähte in der in Fig. 195 angegebenen Weise zu benutzen, so 
D ersetzte Forest sie durch zwei nebeneinander- 

liegende isolierte Drähte, aus welchen ein Kabel 
gebildet ist, das über eine Spule in Schraüben- 
windungen von nicht zu starkem Gang aufgewunden 

wird. Gute Erfolge 
wurden mit einer An- 
ordnung erzielt, in 
welcher der Schrau- 



^777- 




Fig. 195. 



A 

ß ^ J ^ bengang 8 mm be- 

trug, und die Spule 
75 mm Durchmesser 
aufwies. 

Fig. 196 gibt die 
Schaltung an, wie sie von Forest zur Erregung des Oszillators 
angewendet wird. An Stelle des Funkeninduktors ist ein von 
einer Wechselstrommaschine gespeister Transformator benutzt. 
Der Primärstrom von 110 Volt und 120 Strom wechseln, wird im 
Sekundärstromkreis auf eine Spannung von 25000 Volt erhöht. 
Die Zeichen werden durch Schließen und öfEnen des Priraär- 
stromkreises vermittelst eines in Ölbad arbeitenden Unter- 
brechers hervorgebracht. 

Der Funke geht zwischen zwei Metallkugeln , welche 
parallel zu einem geeigneten Kondensator geschaltet sind, über. 

Die Platten sind einerseits 




W ^>T ^F[jl|C 



A 



mit dem Sendedraht, ander- 
seits mit der Erde verbunden, 
unter Zwischenschaltung der 
Doppeldrahtspule, welche in 
der Figur weggelassen ist. 
Die Fig. 197 zeigt eine der 
verwendeten Schaltungen an 
der Empfangsstation. 

Die wichtigste Neuerung 
besteht in der Anwendung 
des de Forest - Smitheschen 
Wellenanzeigers, welcher wie 

erwähnt, als umgekehrter Fritter mit selbsttätiger Entfrittung 

arbeitet. 

Dieser Wellenanzeiger bietet für gewöhnlich einen geringen 

elektrischen Widerstand, und ermöglicht daher im Stromkreis 



Fig. 196. 



^ 



rrrr 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellen telegraphie. 221 



I — ^ r^n 



des Telephons eine ziemlich hohe Stromstärke. In dem Moment» 
in welchem der Empfangsdraht von elektrischen Wellen ge- 
troffen wird, nimmt der Widerstand des umgekehrten Fritters- 
rasch zu und das Telephon erzeugt einen Ton, welcher hei 
Ankunft eines jeden neuen Wellenzuges sich erneuert. 

Anstatt eines einzigen Wellenanzeigers, können deren 
zwei, wie Fig. 197 angibt, verwendet werden, was die Anwendung 
einer höheren elektromotorischen Kraft ermöglicht. 81 und 82 
sind gewöhnliche Drosselspulen ; B stellt die Batterie dar, R einen 
Widerstand, welcher einen Nebenschluß zu Telephon und Kon- 
densator bildet. 

In anderer Schaltung trennt de Forest den Ortsstromkreis 
des Telephons vom Stromkreis des Sendedrahts und läßt beide 
Stromkreise durch Induktion vermittelst eines Transformator» 
wirken. Auch wird ge- yyyy 
legentlich das Tele- 
phon durch ein Relais 
ersetzt, welches einen 

Morseschreibapparat 
betätigt. 

In den neuesten 
Versuchen mit seinem 
System, benutzte de 
Forest einen elektroly- 
tischen Wellenanzeiger, 
über welchen jedoch 
nähere Einzelheiten 
nicht bekanntgeworden 
sind. 

Es erübrigt auch die besondere Anordnung der Luftdrähte 
zu erwähnen. Sie besteht aus fünf 60 m hohen, am oberen 
Ende miteinander metallisch verbundenen und vermittelst eines 
ausgespannten Seils in einem gegenseitigen Abstand von 3 m 
gehaltenen Drähten. Am unteren Ende sind 4 Drähte metallisch 
miteinander verbunden und zu einer kleinen Metallkugel geführt. 
Der fünfte, davon getrennte Draht, führt zu einer zweiten Metall- 
kugel. Zwischen den beiden Kugeln befindet sich eine dritte, 
die mit der Funkenstrecke verbunden ist. 

Wenn die Vorrichtung zum Entsenden elektrischer Wellen 
dient, so gehen die Funken leicht zwischen der mittleren und 
den beiden Seitenkugeln über, so daß die Sendevorrichtung in 
gleicher Weise wirkt, wie wenn sie aus 5 parallelen Drähten 



riPr 



1 



R 

Flu. 197. 



B 



:222 8. Kapitel. 

bestünde. Dient die Einrichtung jedoch zur Aufnahme der 
Wellen, so bleibt das Bündel der 4 Drähte in Reihe geschaltet, 
mit dem fünften verbunden und bildet so mit den Erdverbindungen 
einen geschlossenen Stromkreis. 

De Forest erhebt für seine Anordnung keinen Anspruch 
*uf Besonanz und ist im übrigen der Meinung, daß eine voll- 
kommene Abstimmung zwischen Sende- und Empfangsstation 
iatsächlich unmöglich ist. Er reguliert einfach die Stromkreise 
bis ein Maximum der Wirkung erzielt wird. Dabei wird nicht 
behauptet, daß eine Empfangsvorrichtung auf fremde Wellen 
nicht antworte, doch könnten letztere von den ersteren im all- 
gemeinen wohl unterschieden werden. 

Um die Apparate auf ein Maximum der Wirkung einzu- 
stellen, schaltet de Forest vermittelst eines Gleitkontaks in den 
Schwingungskreis eine mehr oder minder große Anzahl von 
Drahtwindungen ein, welche rings eines Zylinders von 45 cm 
Durchmesser aufgewickelt sind. Infolge der außerordentlich 
hohen Schwingungszahl genügt schon eine geringe Verschiebung 
des Gleitkontakts, um eine erhebliche Änderung in der Natur 
der entsandten Wellen hervorzubringen. 

Als ein wesentlicher Vorteil gegenüber anderen Systemen, 
wird eine beträchtlich höhere Ubertragungsgesch windigkeit, welche 
25—30 Worte in der Minute betragen soll, in Anspruch ge- 
nommen. 

Das System eignet sich auch zum Nachrichtenaustausch nüt 
anderen Systemen. So hat beispielsweise die Station von Coney- 
Island Telegramme bis zu 112 km Entfernung dem Dampfer 
Deutschland zugesandt, welcher mit Marconiapparaten ausge- 
rüstet war. 

Neben den zahlreichen Anlagen in den Vereinigten Staaten 
von Amerika und von Kanada läßt die de Forest-Gesellschaft 
im Augenblick Maschinen von 150 KW lieistung bauen, welche 
in Kalifornien, auf Honolulu, in Manila und Hongkong für 
den Dienst der drahtlosen Telegraphie über den Stillen Ozean 
aufgestellt werden sollen. Ferner hat die New York Central 
Railway nach den befriedigenden Ergebnissen vorläufiger* Ver- 
suche, das System de Forest angenommen, um ihre direkten 
Züge während der Fahrt in Verbindung mit den Stationen zu 
halten. 



Yerschiedene Systeme der elektrischen Wellen telegraphie. 223 

System Telefunken. 

Obwohl das System Telefunken im wesentlichen aus einer 
Vereinigung der in den Grundzügen bereits beschriebenen Sy- 
steme Braun und Slaby-Arco besteht, erschien eine zusammen- 
lassende Darstellung für die deutsche Bearbeitung des vorliegenden 
Werkes aus mehrfachen Gründen wünschenswert Zunächst 
kann das System als das deutsche System bezeichnet werden, 
insoferne die in Deutschland bestehenden Anlagen für drahtlose 
Telegraphie ausnahmslos sich der Telefunkenapparate bedienen. 
Dann übertrifft nach dem augenblicklichen Stand der Dinge die 
praktische Ausbreitung des Systems an Zahl und Umfang der 
Einrichtungen nicht nur alle übrigen Systeme im einzelnen, 
43ondern deren Gesamtheit, wonach die auf S. 171 bezüglich des 
Marconisystems befindliche Angabe zu berichtigen ist. Endlich 
entspricht es dem Plan der vorliegenden Sammlung, von Einzel- 
-darstellungen in einem abgerundeten Beispiel zu zeigen, welche 
konstruktive Ausgestaltung die Gesamtheit der zahlreichen zu- 
sammenbestehenden Arbeitsbedingungen in ihrer letzten Vollen- 
dung gefunden hat. Dabei schien es zur Verdeutlichung des 
Zusammenhangs des Systems mit anderen, wie er sich dessen 
Vertretern darstellt, zweckmäßig, den Ausführungen der letzteren 
möglichst zu folgen, selbst auf die Gefahr hin, daß der Vortrag 
-eine leichte Tonänderung erfährt. 

1. Iiuftleiteranordnungen. 

Im Gegensatz zu den sonst üblichen Anordnungen be- 
vorzugt das System Luftleitergebilde mit viel Selbstinduktion. 
Diese ist sowohl gleichmäßig im Luftleiter verteilt, wie in Spulen 
in der Gegend des Strommaximums konzentriert. Meist werden 
Tiicht trichter- oder harfenförmige Gebilde mit vielen parallel ge- 
schalteten divergierenden Einzelleitern, sondern ein einfacher 
Luftleiter von großer Leitfähigkeit (für Ströme schneller Frequenz), 
welcher am obersten Ende mit einer großen Endkapazität aus- 
gerüstet ist, benutzt. Hierdurch wird gegenüber den bisherigen 
Anordnungen beträchtlich an Höhe gespart. Beispielsweise können 
bei nur 15 m Masthöhe Strecken von 75 — 100 km über Wasser 
gut überbrückt werden. Die eigenartigen, die Energie langsam 
Ausstrahlenden Luftleitergebilde sind vorteilhafterweise nur an- 
wendbar in Verbindung mit den speziellen Einrichtungen für 
lose Koppelung des Senders und Empfängers, wie sie weiter 
«"nten beschrieben sind. 






224 8. Kapitel. 

Für eine rationelle Energieausgabe bei langsamer Strah- 
lang ist ein Haupterfordernis die größtmögliche Herabsetzung 
der Ohmschen Widerstände in allen Schwingungssystemen^ daher 
auch im Luftleitersystem. Da für Landstationen in der Regel 
eine Erdverbindung mit sehr niedrigem Ohmschen Widerstände 
überhaupt nicht zu erzielen ist, wird hier statt einer Erdverbin- 
dung die Anordnung eines elektrischen Gegengewichtes, welches 
etwa gleich große oder größere Kapazität besitzt als das Luft- 
leitergebilde, verwendet. Als erwünschte Nebenwirkung wird 
noch eine erhebliche Veringerung von atmosphärischen Störungen 
für den Empfänger und eine absolute Konstanz der Wellenlänge 
auch bei starken Feuchtigkeitsschwankungen des Erdreiches 
erzielt. 

2. Sender. 

Für »Senden und Empfangen« wird, wie allgemein üblich, 
ein und dasselbe Luftleitergebilde benutzt. Bei den Einrichtungen 
genügt ein Handgriff zur Umschaltung vom »Geben« zum »Em- 
pfangen« und umgekehrt. Beim Geben sind die Empfangsappa- 
rate durch einen Hauptausschalter vom Luftleiter getrennt, beim 
Empfang dagegen ist der Sender mit seinen Kondensatoren, 
Selbstinduktionsspulen u. s. w. vom Empfänger abgetrennt. Zur 
Erzielung dieser Vorgänge durch einen einzigen Handgriff ist 
eine »Umschaltfunkenstrecke« im Luftleiter angeordnet. Beim 
Senden gehen in dieser Funken über und verbinden den Luft- 
leiter leitend mit den Sendeapparaten, beim Empfangen dagegen 
gehen keine Funken über und der Sender ist automatisch vom 
Luftleiter abgeschaltet. 

Die Konstruktionen der Induktoren bezw. Transformatoren 
zur Ladung der Leydener Flaschen oder des Luftleiters zeigen 
keine besondere Eigenart, wohl aber die elektrische Dimensio- 
nierung ihrer Wicklungen. Einerseits wird die Besonanz zur 
Erzielung einer sekundären Spannungserhöhung und anderseits 
eine relativ »lose Koppelung« zwischen dem Induktor und der 
Stromquelle benutzt. Durch die Kombination dieser beiden ent- 
steht eine ganz erhebliche primäre Energieerspamis, gegenüber 
den sonst gebräuchlichen Einrichtungen. 

Die Pole der Sekundärwicklung des Induktors sind in be- 
kannter Weise mit den als Hochspannungskondensatoren die- 
nenden Leydener Flaschen verbunden. Ihr Ohmscher Wider- 
stand ist gering. Daher ergibt sie entsprechend ihrer Selbstin* 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 225 

duktion mit der Kapazität der Leydener Flaschen zusammen 
eine ausgesprochene elektrische Eigenschwingung hestimmter 
Periode. Ple Kombinationen von Selbstinduktionen der Induk- 
toren und Kapazitäten der Leydner Flaschen sind so gewählt, 
daß diese Eigenperiode = 50 per Sekunde ist. Diese Eigen- 
periode stimmt also überein mit der gebräuchlichsten Perioden- 
zahl der üblichen Wechselstrom * Installationen. Schließt man 
daher einen solchen Induktor mit zugehöriger Flaschenkapazität 
an eine normale Wechselstromleitung an, so ist zwar die Eigen* 
Schwingung des Sekundärsystems des Induktors mit dem pri- 
mären Wechselstrom in Resonanz, diese ergibt aber weder reso- 
natorische Spannungserhöhung, noch eine Energieerspamis. 
Hierzu ist ein zweites wichtiges Moment, die passende Koppe- 
lung des Induktors oder Transformators mit der Stromquelle, ei> 
forderlich. Unter >Koppelung€ versteht man die elektrische 
Verbindung zweier Wechselstromkreise. Nehmen wir zwei auf 
gleiche Periode gestimmte Kreise, so geht bei > fester« Koppe- 
lung die Energie schnell, d. h. bereits nach wenigen Schwingungen, 
aus dem einen Kreise in den andern Kreis hinüber ; umgekehrt 
bei »loser Koppelung«, d. h. > loser elektrischer Verbindung«, 
wird die Energie langsam von Kreis zu Kreis übertragen. 

Die auf Resonanz gestimmten Induktoren sind mit der 
Stromquelle relativ >lose« gekoppelt. Die Stromquelle ist eine 
Wechselstrommaschine, welche in ihrem Anker einen bestimmten 
Betrag von Selbstinduktion enthält. Eine Drosselspule ist zwischen 
der Maschine und der Primärwicklung des Induktors in den 
Stromkreis eingeschaltet. Durch die richtige Bemessung dieser 
zwei Selbstinduktionen im Verhältnis zu der primären des In- 
duktors wird der geeignetste Koppelungsdraht eingestellt So- 
lange die Koppelung >fest< ist, geht bei jedem Wechsel des 
primären Wechselstromes stets eine Funkenentladung an den 
Leydener Flaschen vor sich, also bei normalem Wechselstrom 
von 100 Wechseln per Sekunde gehen 100 Funken per Sekunde 
über. Sobald wir >loser< koppeln, erreichen wir, daß die Energie 
von zwei, drei oder mehreren aufeinanderfolgenden Wechseln 
in der Magnetisierungsarbeit des Induktors oder Transformators 
akkumuliert wird, und erst, wenn die akkumulierte Energie einen 
bestimmten Energiebetrag erreicht hat und damit eine bestimmte 
Spannungsdifferenz zwischen den Polen der Sekundärwickelung 
erzeugt ist, setzt ein Entladefunken ein. Das Phänomen 
welches entsteht, ist: per Sekunde entstehen weniger Funken 
an den Flaschen als primäre Wechsel des Wechselstromes oder 
Mazzotto, Telegraphie ohne Draht. 15 



2-26 8. Kapitel. 

kurz ausgedrückt »langsame Funken c. Versuche haben gezeigt, 
daß 20 — 30 Funken per Sekunde ftir die Wellenanzeiger der Em- 
pfangsstelle vollkommen ausreichen. Die Koppelung wird daher 
stets so eingerichtet, daß 20 — 30 Funken per Sekunde erhalten 
werden. Da die primäre Energie nicht mehr zur Erzeugung von 
100, sondern nur von 20 — 30 Funken per Sekunde benutzt wird, 
so ist ihr mittlerer sekundlicher Wert im gleichen Verhältnis wie 
die Verringerung der sekundlichen Funkenzahl reduziert, also auf 
**/ioo t)is *7ioo' Es ist bekannt, daß die zur überbrtickung einer be- 
stimmten Entfernung notwendige Primärenergie bei verschiedener 
BeschafEenheit der Atmosphäre stark schwankt, und daß man an 
ungünstigen Tagen die zweifache, ja die dreifache Energie braucht 
als an günstigen. Wir haben hier durch Veränderung der Koppe- 
lung und noch weitere Verringerung der Funkenzahl ein Mittel 
an der Hand, um an solchen ungünstigen Tagen durch Verringe- 
rung der Funkenzahl die Energie des einzelnen Funkens steigern 
zu können, ohne mehr Primärenergie zu brauchen. Allerdings 
muß die Telegraphiergeschwindigkeit bei einer Funkenfolge 
von 5 — 10 per Sekunde vermindert werden. Ein bei dieser An- 
ordnung noch nebenbei erzielter Vorteil sei kurz erwähnt : 
vollkommen funkenfreies Arbeiten der Morse-Taster. Diese mit 
Resonanz und loser Koppelung arbeitenden Induktoren, welche 
von kleinen Gleichstrom - Wechselstrom - Umformern gespeist 
werden, werden bei einer Primärenergie von 0,5 KW aufwärts 
angewendet. Die Umformeraggregate sind außerordentlich klein, 
nicht viel größer als die sonst üblichen Motorunterbrecher. Ihre 
elektrische Verbindung mit dem Hauptschalter des Empfängers 
ist derart, daß sie beim Einstellen auf »Empfange stets stehen 
bleiben, und beim Umschalten auf > Senden < anlaufen. 

Ein ähnliches Prinzip der langsamen Energieübertragung, 
wie es zwischen den beiden Wechselstromkreisen des Induktors 
angewendet wird, ist auch zwischen Leydenerflaschenkreis und 
Luftleitersystem benutzt. .Bei dieser hier mittels elektrischer 
Schwingungen erfolgenden Energieübertragung kommt eine noch 
erheblich »losere Koppelungc zur Anwendung. Dies wurde erst 
durch die Serienfunkenstrecke, dann durch eine eigentümliche 
Gestaltung der Elektroden dieser Funkenstrecke, sowie durch 
Anwendung von Leitungsmaterial in den Schwingungskreisen, 
welches auch bei sehr hoher Schwingungszahl einen kleinen 
Ohmschen Widerstand besitzt, möglich. Bei allen losen Koppe- 
lungen bedeutet ein Ohmscher Widerstand irgendwo im Schwin- 
gungskreise, sei es im metallischen Leiter oder in einer Funken- 



Verschiedene Systeme der elektrisches Welle ntelegnipbie. 227 

strecke, eine wesentlich ^Qere Energievergeudung als bei festen 
Koppelungen. Denn bei >lo8er( Eoppelnng bleibt die Ener^ 
länger in dem Kreise und muß daher After den beti«ffendea 
Ohmschen 'Wideratand paBsieren und Wärmeenei^e in ihn ab- 
geben. Die Veringerung dieser Verluste durch die oben an- 
gefOhrten Mittel bildet demnach die VorauBBetznng fflr die ratio- 
nelle Anwendbarkeit von losen Koppelungen bei SchwingnngS' 
kreisen. Eine weitere Verbesserung der Funkenstreeke besteht 
in der Vergröüerung ihrer Elektroden. Hierdurch werden die 
Temperaturerhöhungen beim Funkenübergang verringert, eodaß 
die Einsatzspaunungen der Funken auch bei längerem Tele- 
graphieren konstant bleiben. Die Verwendung neuer Leitungs- 
materialien von größerer Leitfähigkeit für die Wechselströme 
echnellei Frequenz besteht darin, daß überall nach besonderem 



Fifr. 198, 

Fabrikationsverfahren hergestellte, aae sehr feinen isolierten 
Einzeldrähten bestehende Knpferieiter verwendet werden. Bei 
den bisher angewandten massiven Leitern wurde der Leitunga- 
querschnitt nur sehr unvollkommen ausgenutzt. Denn das 
Magnetfeld der Ströme hoher Frequenz drängt, wie bekannt, die 
gesamte Stromleitung auf die äußerste Oberfläche zylindrischer 
Leiter hinaus. Das innere Kupfer ist elektrisch Oberhaupt nicht 
benatzt. Messungen haben ergeben, daß der verwendete Spesial' 
If.» 



228 8. Kapitel. 

draht etwa sehnfache Leitfähigkeit für SchnellfreqaenEBtettm« 
besitzt als der flbliche Maeidv- oder litzendraht gleichen Qner- 
schnitte. Die Fig. 198 zeigt eine Erregerselbstindnktiousspnle 
flr eine 1000 km-8tation. 

Solche Sender geben nun einen anhalteaden, aber leisen 
elektrischen Ton, der nicht ohne weiteres mehr von jedem auf- 



Hg. IM. 

gelangen werden kann. Anderaeita werden mit diesen Bendem 
in Verbindung mit den lose gekoppelten Empfängern, welche 
weiter unten bescbrieben werden, Abstimmschärfen nnd eine 
Störungafreibeit erzielt, welche fast unglaublich Iclingt Ein 
weiterer Vorteil dieser Sender bei Übertragungen aber Land, 
welches mit Energie absorbierender Bewaldung aberzogen ist, ist 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wcllentelegraphie. S29 

der, daß die Verluste geringer sind als bei den sonst üblichen 
fest gekoppelten Sendern mit schneller Strahlung. 

Die heutige Konstruktion der Senderapparate weist eine 
große Zahl von Verbesserungen gegen früher auf. Erwähnt sei 
nur eine neue Anordnung von Leydener Flaschen, welche in 
Verbindung mit einer elektrischen Vorwärmung zu einer recht 
brauchbaren Hochspannungskondensatortype geführt hat. Femer 
sei noch einmal auf die oben bereits erwähnte Serienfunken- 
fiti^cke mit großen ringförmigen Elektroden, welche selbst bei 
Anwendung beträchtlicher Energiemengen ohne Gebläse konstant 
arbeitet, und einer Einstellung nicht bedarf, hingewiesen. (Fig. 199.) 
Schließlich stellt auch die Anordnung der variablen Selbstinduk- 
tion des Erregerkreises eine Konstruktion dar, welche zum ersten 
Male in An Wendung gebracht wird und welche es gestattet, bei jeder 
normalen Station die ausgesandten Wellenlängen in dem [sehr 
großen Intervall von X = 100 m bis A = 1000 m zu verändern. 

3. Empfänger. 

Es ist eine Eigenart des Systems, fast stets zwei Empfänger 
gleichzeitig zur Aufnahme eines Telegrammes zu benutzen, 
nämlich einen Telephonempfänger mit einer elektrolytischen 
Zelle als Detektor. Dabei werden folgende Vorteile erreicht : 

1. Kann mittels des Telephonempfängers der Empfangsluft- 
leiter in weniger als einer Minute auf irgend eine unbe- 
kannte Wellenlänge eines fernen Senders abgestimmt werden. 

2. Kann die Länge dieser Welle auf 3 % genau (je nach der 
Dämpfung des Senders) an der Empfangsstelle gemessen 
und in Metern Wellenlänge angegeben werden. Es kann 
auch hierbei der Koppelungsgrad des unbekannten Senders 
oder sein > Spektrum« analysiert werden. 

•3. Es ist hiermit bereits die Hälfte der gesamten Empfangs- 
abstimmung des Schreibempfängers erledigt, nämlich die 
Abstimmung des Luftleiters. Da hierbei auch die Wellen- 
länge bekannt geworden ist, so ist die Einstellung des den 
Kömer -Fritter enthaltenden sekundären Schwingungs- 
systems auch in ca. 1 — 3 Minuten fertigzustellen und damit 
der Schreiber ebenfalls in Arbeit. 

4. Es gehen nunmehr beide Detektoren gleichzeitig, und es 
kann daher, wenn zwei Bedienungspersonen vorhanden 

' sind, jedes Telegramm der Sicherheit wegen, auf zwei 
Arten aufgenommen werden. 



l 



280 8. Kapitel. 

Dieses gleichz^eitige Arbeiten zweier Empfänger ist nur 
dadurch möglieb, daß beide lose mit dem Luftleiter gekoppelt 
sind. Die lose Koppelung wird bei der Zelle durch zwei ver- 
schiedene Schaltungsweisen erreicht. Bei der einen liegt die 
Zelle in bekannter Weise im Luftdraht. Neu ist hierbei die 
Parallelschaltung eines Kondensators beträchtlicher Kapazität 
zur Zelle. £s wird dadurch erreicht, daß trotz des hohen Ohmschen 
Widerstandes die Zelle den Empfangsdraht nur wenig dämpft, 
da durch den parallelen Kondensator für die Schwingungen ein 
ungedämpfter Nebenweg geschaffen ist und von der gesamten 
im Empfangsdraht schwingender Energie pro Schwingung nur 
ein kleiner Betrag entsprechend der kleinen, am Kondensator 
großer Kapazität entstehenden Spannung durch die Zelle ab- 
sorbiert wird. Durch einfache Schalthebeldrehung kann indessen 
diese Schaltungsweise in eine solche mit noch wesentlich ver- 
schärfter Abstimmung mitten im Betriebe verändert werden. 
Bei der letzten liegt die Zelle nicht im Luftleiter selber, sondern 
ebenso wie der Kömer-Fritter in einem sekundären geschlossenen 
Schwingungssystem, welchem durch variable, lose induktive 
Koppelung durch einige im Empfangsdraht liegende Primär- 
windungen die Empfangsenergie zugeführt wird. Ebenso wie 
beim Kömer-Fritter liegt zur Zelle parallel ein Kondensator. Der 
Zweck ist indessen hier ein etwas anderer. Während dieser 
beim Kömer-Fritter eine resulierende, möglichst konstante Kapa- 
zität im Sekundärsystem ergeben soll (er ist hierfür etwa 5 mal 
so groß als die Eigenkapazität des Körner-Fritters), so dient er 
parallel zur elektrolytischen Zelle in der Hauptsache wieder dazu^ 
deren dämpfenden Einfluß auf das sekundäre System zu ver- 
ringern. In diesem Falle richtet sich die Größe des Konden- 
sators nach der Dämpfung der Schwingungskreise und wird um 
so größer, je kleiner diese ist. Eine ebenso wichtige Maßnahme 
wie der Kondensator, parallel zum Detektor, ist die Benutzung 
von aus isolierten sehr feinen Einzelleitern bestehenden Litzen- 
draht zur Bewickelung der Sekundärspulen. Bei Verwendung 
gewöhnlichen Drahtes können Empfangskoppelungen nicht 
annähernd so lose ausgeführt werden, wie bei dieser An- 
ordnung. 

Mit diesen sehr losen Koppelungen werden (in Verbindung 
mit den wenig gedämpften Sendern) sehr hohe Abstimm- 
schärfen, und daher große Freiheit gegen atmosphärische Störungen 
oder gegen solche fremder Sender anderer Wellenlänge, ja selbst 
bei gleicher Wellenlänge aber anderer Dämpfung erzielt. Es 



VerBchiedene Systeme der elektrischen Wellontclegraphie. 231 

erscheint heute möglich, die gleichzeitigen Telegramme der ver- 
Bchiedenen Sender von gleicher Wellenlänge an ein uml der- 
selben Stelle getrennt zu empfangen, venn beide Sender nur 
sehr verschieden gedämpft eind, Nehmen wir zwei gleichzeitig 
arbeitende Sender gleicher Intensität und gleicher Dampfung 
an, so kann beute nach Belieben auf dem einen oder andern 
empfangen werden, bei einer IKssonanz von 

a) 5*/o i^t dem Schreibapparat, 

b) 2'/,% mit dem Hörapparat. 

Wenn ferner berücksichtigt wird, daß man aus einem Luft- 
drabt mit der Grundschwingung 300 m beute jede Wellenlänge im 
Intervall von etwa: 150 — 800 m fast ohne IntensitatHachwäclinng 
und etwa bis 1500 m mit nur geringer Inten sitätsBChwäcIiung 
hervorgehen lassen kann, so ersieht sich eine sehr grolle Zahl 
gegenseitig (unter oben angedeuteten Verbältniasen) störungsfrei 
arbeitender Wellenlängen. Ein konkretes Beispiel sei noch an- ' 
geführt. Zwei Sender seien von etwa 100°/, Dissonanz und ziemlich 
gleicher Intensität; der Empfänger ist 0,15 km von dem einen 
dieser beiden Sender entfernt, und kann von diesem tiota dieser 
großen Nähe nicht darin 
gestört werden, die Tele- 
gramme des anderen Sen- 
ders gut zu empfangen, 
welcher 25 km entfernt ist. 

Da für beide Emp- 
fänger die Konstruktionen 
der Koppelungen sukzes- 
sive Veränderung des 
Koppel ungsgrades leicht 
ermöglichen, kann je nach 
Intensität und Dämpfung 
des Senders mit festerer 

und loserer Koppelung P^ 200 

empfangen werden. 

Die konstruktive Anordnung des Ganzen Ist folgen denn allen 
gekennzeichnet : 

1. Der komplette Doppelempfänger mit allen HiHsapparaten 
ist auf einem Brett montiert. 

2. Eine einzige Hauptschalterwalze bedient alle Leitungen. 
a. Alle Hauptteile, wie Detektoren, Klopfer, Relais usw. sind 

nicht verschraubt, sondern nur eingestöpselt, sie sind 
daher mit einem einzigen Griff auswechselbar. 



232 8. Kapitel. 

4. Die Betektoren, sowohl Fritter wie elektrolytische Zelle, 
haben keine justierbaren Einzelteile und sind vollkommen 
luftdicht abgeschlossen; das letztere gilt auch für das 
Relais. 

5. Auf dem Apparatenbrett sind Prüfanschlüsse und Prüf- 
widerstände angebracht, sodaß man jederzeit die Empfind- 
lichkeit der Einstellung kontrollieren, bezw. einen Fehler 
sehr schnell finden kann. 

6. Ausser der Koppelung ist auch die Empfangswellenlänge 
in sehr weiten Grenzen regulierbar, nämlich etwa von 
100—1100 m. Die Fig. 200 zeigt die Vorrichtung zur Ver- 
änderung der Eigenschwingung des Luftdrahtes. 

4. Hilfsapparate. 

Seit dem Jahre 1901 war es das Bestreben, die Stationen 
mit Einrichtungen zu versehen, welche eine stetige Veränderung 
der ausgesandten und aufzunehmenden Wellenlänge gestatten. 
Zunächst wurden bei allen Schwingungskreisen die eingeschalteten 
Selbstinduktionsspulen (sowohl beim Sender wie Empfänger), 
durch verschiebbare Schleifkontakte auf den Windungen dieser 
Spulen stetig variabel gemacht. Es stellte sich indessen im Laufe 
der Zeit heraus, daß bei diesen Konstruktionen für den Em- 
pfänger bisweilen Unzuträglichkeiten hieraus resultierten. Die 
Kontaktstellen hatten bisweilen, namentlich bei ungenügender 
Einstellung, hohe Ohmsche Übergangswiderstände und diese 
dämpften durch Energieabsorption. Diese Spulen mit Schleif- 
k9ntakten für die Empfänger werden nur noch in verbesserter 
Form bei den Sendern beibehalten. Man begnügt sich beim 
Empfänger mit zahlreichen Stöpselanschlüssen, durch welche die 
Selbstinduktionswerte sprungweise verändert werden. 

-Trotzdem wird auch für den Empfänger eine stetige Ver- 
änderung der Wellenlänge erhalten, da bei ihnen ein stetig vari- 
abler Kondensator benutzt wird, bei welchem Übergangswiderstände 
^iher Konstruktion nach ausgeschlossen sind. Diese variablen 
Kondensatoren, welche bei jeder Station in 4-— 5 Exemplaren 
angewendet werden, bestehen aus zwei Systemen halbkreisförmiger 
Platten, von denen das eine System feststeht, während das an- 
dere auf einer drehbaren Achse angeordnet ist, derart, daß man 
nach Belieben diese Platten entweder so einstellen kann, daß 
sie sich gegenseitig ganz, teilweise oder gar nicht decken. Die 
Kapazität ist stets proportional der Größe der sich deckenden 



VerscLiedene Systeme der oloktrischen ^\'oIlontelegrB^lhie. 233 

Flachen. Ats Dieloktrikum zwischen den Platten wird entweder 
Lnft oder ein Öl von hoher elektriecher DnrchschlitgefeBtägkeit 
benntzL Das letztere kommt dann zar Anwendung, wenn diese 
Kondeneatoren durch Hochspannung beansprucht werden sollen. 
Ein Zeiger an der drehbaren Achse und eine in Grade geteilte 
Skala gestatten, die jeweilige Einstelli^^ genau abznIeBen. 

Seit dem Jahre 1901 werden die Wellenlängen der Sender 
und Empfänger gemessen. Das einfachste MeQinstrunient ist eine 
Selbstinduktion Bspulc, deren Windungszahl variabel ist, und in 
welcher von dem zu messenden Schwingungssystem aus Schwin- 
gungen erregt werden, welche in dem Moment, wo die Mettspule 
auf gleiche Schwingungszahl gestimmt ist, durch Resonanz eine 
maximale Spannung erhalten. Diese Spannung wird sichtbar 
gemacht nach Professor Slaby durch eine fluoreszierende Substanz. 



Flg. 201. 

Die Länge der in Resonanz kommenden Meßspule bietet ein Matt 
fflr die Wellenlänge. Genauer als diese Meßstähe arbeiten wegen 
ihrer geringen Dämpfung die als geschlossene Schwingungskreise 
ausgeetaltelen Wellenmeseor nach Dönitz, (s. S. 125), bei welchen 
der Eintritt einer maximalen Stromstärke bei Resonanz durch ein 
Hitzdrahtthermometer angezeigt wird. Bei diesen Wellenmessera 
wird die Wellenlünge aus der Eapazitätseinstellung eines variablen 



234 8. Kapitel. 

Koudeneators nach der (im vorigen Absatu) beschriebenen KqD' 
Btmktion abgelesen. Ein WeltenmeBser umfaßt einen Mefibereich 
von 150-1100 m Wellenlänge. 

Die letzte Form des Qaecksilberturbinen Unterbrechers zeigt 
Fig. 202. 

6. Oesaiater neuer StatloDBaufbao. 

Die heutige neue Stadonatype nuteracheidet eich im wesent- 
lichen von den bisherigen in folgenden Punkten : 



Die neue Station bildet ein Glanzes in Form. eines schreib- 
tischartigen Autbanes. (Fig. 202.) Im Innern sind die Apparate 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 235' 

des Senders excl. des, bezw. der an der Wand zu befestigenden 
Induktoren, außen auf der Tischplatte oben stehen die Apparate 
des Empfängers. Mittels bequemer Drehschalter kann jede be- 
liebige Wellenlänge des Senders und Empfängers eingestellt werden. 
Der eigentliche Empfangsapparat als selbständiger Apparat ist 
verschwunden, die Einzelteile desselben sind in bequem tiber- 
sichtlicher und leicht auswechselbarer Weise oben auf der 
Schreibtischplatte montiert. Ein Hör- und ein Schreibempfänger 
zusammen bilden die Empfangsstation. Die Hochspannungsteile 
des Senders sind im Innern des Tisches so eingebaut, daß selbst 
bei starker Feuchtigkeit der Atmosphäre Isolationsschwierigkeiten 
nicht mehr entstehen können. Das Geräusch der Senderfunken, 
ist fast vollkommen nach außen abgedämpft. Normal ist diese 
Stationstype für 200 km über Wasser bestimmt. Die Reichweite 
kann indessen auf 500 km erweitert werden, indem einfach die 
Größe der Leydener Flaschenbatterie, welche ebenfalls im Innern 
des Schreibtischaufbaues eingesetzt ist, auf das Dreifache ver- 
mehrt wird und dementsprechend zur Ladung derselben zwei 
Induktoren statt eines Verwendung finden. Ein Wellenmesser 
neuester Konstruktion, im Apparatentische innen eingebaut, aber 
mit außen liegender Ablesevorrichtung, ermöglicht jederzeit, die 
Länge der gesandten, wie der aufgenommenen Wellen genau- 
estens ablesen [zu können. 

Der Empfangsapparat« 

Der Empfangsapparat ist ein Schreibempfänger unter Be- 
nutzung eines Körnerfritters als Wellenanzeiger. 
Der Apparat enthält folgende Stromkreise : 

1. Stromkreis des Empfangsluftleiters (primärer Schwingungs- 
kreis, Farbe des Leitungsdrahtes braun). 

2. Stromkreis des geschlossenen Sekundärsystems (sekundärer 
Schwingungskreis, Farbe des Leitungsdrahtes bi^aun). 

3. Stromkreis für den Gleichstrom des Fritters (Farbe 'der 
Leitungsdrähte braun). 

4. Stromkreis des Klopfers bzw. Morse (Farbe der Leitungen 
schwarz bzw. rot). 

5. Stromkreis des Gebers zur Blockung deselben beim^Geben,. 
(Farbe der Leitung schwarz). 

Die Zahlenbezeichnungen beziehen sich auf die Schema» 
Fig. 203 und 204 und zwar diejenigen unter 33 auf das erster e,. 
die höheren auf das letztere. 



230 8. Kapitel. 

Der Apparat ist so konstruiert, daß durch Umle^n des 
Hauptschalters beim Geben der eigenen Stationen: 

a) der Luftleiter abgenommen und isoliert ist, 

b) der Primärstrom des Induktors geschlossen, 

c) sämtliche Stromkreise des Fritters und Klopfers bzw. 
Morsestromes geöffnet sind. 

Umgekehrt beim Empfang ist der Primärstrom des Induk- 
tors geöffnet, dagegen sind sämtliche Stromkreise des Emp- 
fängers geschlossen. 

Um zu verhindern, daß während des Gebens der eigenen 
Station überhaupt Induktionsströme durch das Pulver des Fritters 
fließen, wird der an dem Hauptschalter des Apparates angebrachte 
Fritter beim Geben senkrecht und aufwärts gestellt. 

Ein Nachstellen des Klopfers bei Verdrehungen von un- 
runden Frittem mit Keilspalt, D. R. P. Nr. 116 113 um die Längs- 
achse zur Veränderung ihrer Empfindlichkeit ist dadurch un- 
nötig geworden, daß der Fritter fest nur in der Mitte aufliegt, 
während seine beiden Enden, von elastischen Federn gehalten 
nachgeben. Der Abstand zwischen Klopferkugel und Berührungs- 
fläche des Fritters ist daher auch bei unrunden Frittem in jeder 
Stellung des Fritters konstant. 

Der Anschluß des Empfangsapparates an den Morse wird 
durch Kontaktfedem beim Aufsetzen des Apparates auf den 
Morse selbsttätig bewirkt, ohne daß Drahtanschlüsse vorzuneh- 
men sind. 

Die Schaltungsweise des Klopfers ist nach D. R. P. Nr. 113285 
derart ausgeführt, daß der Klopfer automatisch den Fritterstrom 
stets unmittelbar vor dem Klopferschlage öffnet. Hierdurch wird 
die Auslösung des Fritters wesentlich erleichtert und das Arbeiten 
desselben sehr sicher. (S. 141.). 

1. Stromkreis des Empfangsluftleiters. Der 
Luftleiter L (Flg. 203) wird an das linke Ende des Hauptschalters 
bei 1 angelegt. Dieses ist durch einen braunen Draht mit 
Klemme 2 verbunden. Mit 2 wird das eine Ende der Primär- 
wicklung des Empfangstransformators 3 verbunden, während 
das andere Ende 4 desselben entweder direkt oder durch einen 
variablen Plattenkondensator (12 bis 24 Platten), sei es mit Erde 
oder mit einem Gegengewichte, verbunden wird. Beim Senden 
wird durch öffnen des Hauptschalters der Luftleiter bei 1 iso- 
liert und die Leitung der Primärspule des Empfangstransforma- 
tors unterbrochen. 



VerHchiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 237 




^^WAn 



■WVWWWW^ 



Flg. 203. 



2. Stromkreis des geschlossenen Sekundäremp- 
fa.ngssystems. Die sekundäre Transformatorwicklung 6 ist 
einerseits durch den Stöpsel- 
anschluß 5 und die Leitung 18 
durch den linken Fritteraus- 
schalter mit der Haltefeder 16 
und dem linken Fritterpol 15 
verbunden. Der andere Fritter- 
pol 14 ist durch die Halte- 
feder 13 und den rechten 
Ausschalter 12 an den (un- 
veränderlichen) gegenüber 
dem Fritterapparat großen 
Kondensator 11 (0,01 Mf.) im 
Empfangsapparat geführt und 
durch den Ausschalter 10 mit 
der zweiten Anschlußklemme 8 

an die Sekundärwicklung des Transformators angeschlossen. 
Parallel zu dieser liegt der variable sekundäre Plattenkondensator 7 
(1 bis 3 Platten). Während des Gebens wird dieser Kreis durch 
Öffnung des Hauptschalters in den drei Punkten: 16/17, 10, 13/14 
unterbrochen. 

3. Der Stromkreis des Frittergleichstromes ist 
▼on den beiden Polen des Kondensators 11 abgezweigt. Vom 
Punkte 19 beginnend geht die Leitung durch den Unterbrecher 
am Klopfer 20/21 durch die Relaisspulen 22/23, welche einen 
Widerstand von ca. 20000 Ohm haben, zum Fritterelement 24 
und vom anderen Pole desselben 25 zu einem induktionsfreien 
Widerstand 26 (ca. 6000—10000 Ohm) nach 27 und kommt über 
den Anschluß 12 nach dem anderen Pol des Apparatekonden- 
sators 11 zurück. 

In diesem Kreise ist durch den Kontaktknopf 5 auch der 
im Empfangsapparat eingebaute Relais-Prüfwiderstand 30, 31, 32 
einschaltbar. Die Schaltung ist derart, daß beim Niederdrücken 
des Knopfes 5 der Fritter ausgeschaltet wird und an seinerstatt 
der Prüf widerstand eingeschaltet wird. Dieser ist in zwei Hälften^ 
31 — 32, 31 — 30, gewickelt, von denen jede entweder 50 000 oder 
25000 Ohm Widerstand hat und von denen die eine, nämlich 
die Hälfte 31/30, durch den Kippschalter 28/29 kurz geschlossen 
werden kann. Beim Niederdrücken des Kontaktstöpsels 5 wird 
die Verbindung 18 zum Fritterpol 15 gelöst und statt dessen 
die Leitung über 33, 32, 30 nach 27, 12, 11 hergestellt. Die 



•238 



8. Kapitel. 




Fig. 204. 



Prüfung ist in diesem Falle mit 100000 bzw. 50000 0hm aus- 
^führt. Wird dagegen der Kippschalter 28/29 und damit der 
Widerstand 31/30 geschlossen, so erfolgt die Prüfung nur mit 
WOOO bzw. 25000 Ohm. Während der Prüfung ist die sekundäre 
Transformatorspule stets in den Prüfkreis eingeschlossen, so daß 
«twaige schlechte Kontakte in dieser sofort wahrgenommen werden. 
4. Der Stromkreis des Klopfers. Die Wicklung 37 
<ier Klopfermagnete (2 mal 6), Fig. 204, ist durch den vom Haupt- 
ausschalter betätigten 
Kontakt 36/35 einerseits 
mit dem Arbeitskontakt 
des Relais 34 verbunden 
: und anderseits durch die 
Leitung 38/39 und die im 
Apparate liegende, aus 
4 Trockenelementen be- 
stehende Batterie 40/41 
und den Schalter 42/43 
mit der Relaiszunge 44 
Beim Rechtsausschlag 
der Zunge wird demnach 
■der Stromkreis der Batterie 40/41 geschlossen. Parallel zur Klopfer- 
wicklung ist die Morsewicklung (2 mal 5 Ohm) 46 geschaltet, deren 
-einer Pol bei 45 mit der Klopferwicklung 38, deren anderer Pol 
durch Leitung 47 an die Klopferwicklung bei 48 angeschlossen 
ist. Die Kapazität einer Polarisationsbatterie, welche bei 47 und 39 
parallel zur Klopfer- und Morsewicklung geschaltet ist, beseitigt die 
Selbstinduktion dieser Spulen und bewirkt daher ein Verschwinden 
des zwischen den Relaiskontakten 44, 34 auftretenden Öffnungs- 
funkens, der ein exaktes Auslösen des Fritters unmöglich macht. 
5. Der Niederspannungskreis des Gebers ist zum 
Zwecke der Blockierung des Gebers bei der Empfangsstellung durch 
die Stöpselleitung 49/52 und die Kontakte 50/51 mit dem Haupt- 
schalter des Empfangsapparates derart in Verbindung gebracht, 
<iaß nur bei Vertikalstellung des Empfangsschalters die letztgenann- 
ten Kontakte und damit der primäre Strom des Senders geschlos- 
sen sind. 

Einstellung. 

a) Der Starkstrom wird geschlossen durch Anlegen der einen 
beim Versand gelösten Verbindung an die am Apparatekasten 
befindlichen Starkstrombatterien. 



Verschiedene Systeme der elektrischen AVellentelegraphie. 239 

b) Durch leichtes Hinüberdrücken des Relaisgegengewichtes 
bei niedergelegtem Hauptempfangsschalter nach links wird der 
Kelaiskontakt geschlossen^ wobei Klopfer- und Morseanker an- 
gezogen werden. Beim Loslassen des Gegengewichtes müssen 
beide gleichzeitig abreißen. Tritt das Anziehen beider nicht ein, 
«o ist ein Punkt derjenigen Leitungen defekt, welcher zum Ver- 
zweigungspunkte beider Elektromagnetwicklungen führt. Wird 
dagegen nur ein Anker angezogen, so ist ein Punkt der Leitung 
von den Verzweigungspunkten bis zu der einen Wicklung defekt 
oder die eine der beiden Ankerregulierfedem ist zu stark ange- 
spannt. 

c) Nach Herstellung der Verbindungen mit dem Empfangs- 
transformator wird (ohne eingesetzten Fritter) der Fritterstrom- 
kreis untersucht. Die an einem Pole der sekundären Transfor- 
matorwicklung zu befestigende grüne Schnur, welche mit dem 
Stöpsel 5 endigt (Fig. 203), wird aus dem Stöpselloch heraus- 
gezogen und mit diesem die Kontaktfeder 13 berührt. Alsdann 
wird der Relaiskonus so lange in der Pfeilrichtung > empfind- 
licher« gedreht, bis der Klopfer zu rasseln anfängt, immer schneller 
rasselt und schließlich angezogen kleben bleibt. Dieser Zustand 
des Klebenbleibens darf keinesfalls längere Zeit dauern, da hierbei 
die Starkstrombatterie durch die Klopfer- und Morsewicklung 
kurz geschlossen zu stark beansprucht wird und hierdurch leicht 
verdirbt. Es ist daher der Konus sofort um so viel wieder zurück- 
zudrehen, bis das Kleben aufhört Sollte das Kleben des 
Klopfers eintreten, ohne daß der Klopfer vorher gerasselt hat, 
so ist entweder der Unterbrecher des Klopfers unrichtig ein- 
gestellt, oder die Leitung des Fritterstromkreises an irgend 
«iner Stelle defekt. Man untersuche zunächst den Unterbrecher. 
Dieser soll so eingestellt sein, daß ein öffnen erst etwa Va mm 
vorher eintritt, ehe die Klopferkugel gleiche Höhe mit dem 
oberen Rande des zur Auflage des Fritters dienenden mittleren 
Bockes hat. Ist diese Einstellung kontrolliert und in Ordnung 
befunden, und tritt das Rasseln des Klopfers trotzdem nicht 
ein, so ist entweder die Leitung des Fritterkreises oder das Relais 
in Unordnung. Das Auffinden des Fehlers geschieht am leich- 
testen mit Hilfe eines Telephons oder empfindlichen Galvano- 
skops. Ein solches wird zunächst zwischen 13 und 5 geschaltet 
und das Vorhandensein eines Stromes von ca. 0,05 Milliampere 
konstatiert ; ist ein solcher Strom vorhanden, so liegt der Fehler 
für das Nichtansprechen im Relais ; die Untersuchung im Relais 
wird weiter unten beschrieben werden. Ist kein Strom nach- 



240 8. Kapitel. 

weisbar^ so muß die ganze Leitung abgesucht werden. Hierzu 
verfährt man zweckmäßig in folgender Weise : 

Der eine Pol eines solchen Instrumeintes wird^ nachdem 
man sich überzeugt hat, daß der Kontakt 12—13 Schluß macht 
und in Ordnung ist, mit 13 verbunden, der andere Pol zunächst 
mit dem Punkte 24. Von 24 ausgehend, sucht man, falls bei 
Punkt 24 Spannung festgestellt ist, allmählich die Leitung ab 
durch nacheinander Anlegen an 23, 22, 21, 20, 19, 10, 8 und 
schließlich an 5. Es ist hierbei durch einpoliges Abschalten des 
Kondensators 11 zu prüfen, ob dieser Kondensator vielleicht 
Kurzschluß hatte. 

Bei diesem Vorgehen wird ein Fehler am schnellsten ge- 
funden. Nichtsystematisches Herumprobieren führt wesentlich 
langsamer zum Ziel. 

Ist trotz des Vorhandenseins von Strom zwischen 5 und 13 
der Klopfer nicht zum Easseln zu bringen, so liegt die Schuld 
am Relais. Es sind hier folgende Möglichkeiten vorhanden: 

Gegengeschaltete Relaisspulen. 

Zur Kontrolle ist eine Spule kurz zu schließen. 

Klemmen der Relaiszunge im Lager. 

Zur Kontrolle sind die Polschuhe des Relais zu entfernen 
und die beiden Zungenkontakte weit auseinander zu stellen. Als- 
dann muß die Zunge bei Berührung mit dem Finger leicht spielen 
und darf an der Ausführung des Gegengewichtes nicht anschlagen. 

Verschmutzung der Relaiskontakte. 

Dieselben sind durch die Lupe zu besichtigen und müssen 
hochglanzpolierte Flächen zeigen. 

Beim Entfernen der Polschuhe ist stets der rechte zuerst 
abzunehmen. 

Das Relais ist in folgender Weise nach Beseitigung des 
Fehlers neu einzustellen: 

Man schraube den Ruhekontakt soweit hinein, daß seine 
Kontaktspitze etwa in der Mitte steht. Alsdann wird der linke 
Polschuh aufgesetzt und an die Zunge bis auf einen Abstand 
von 2 — 4 mm genähert. Dann wird der rechte Polschuh auf- 
gesetzt und vorsichtig genähert, bis die Relaiszunge vom Ruhe- 
kontakt abreißt. Hierauf wird der rechte Polschuh soviel zurück- 
gezogen, bis die mit dem Finger ;an den Ruhekontakt zurück- 
gedrückte Zunge an diesem gerade noch haften bleibt. Nun 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 241 

wird sehr vorsichtig der Arbeitskontakt soweit hineingeschraubt, 
bis er mit der Zunge Kontakt machte und dann nur um soviel 
zurückgedreht; daß dieser Kontakt wieder aufhört. 

Soll ein Relais wenig auf Erschütterung und Schwankungen 
reagieren, so muß der Luftzwischenraum zwischen den Polschuhen 
und der Zunge noch kleiner gemacht werden. Desgleichen emp- 
fiehlt es sich in diesem Falle, nach der Entfernung der Pol- 
schuhe und bei auseinander geschraubten Kontakten das Relais 
hin und her zu bewegen und die Gegengewichtskugel so lange zu 
verstellen, bis die Zunge völlig ausbalanziert ist. 

Bei Relais, bei denen die Zunge im Lager Luft hat, ist es 
vorteilhaft, den Polabstand größer zu wählen, bei solchen, wo 
die Zunge schwer geht, möglichst klein. Die Empfindlichkeit 
des Relais steigt, wenn die Bewegung der Zungen zwischen den 
Kontakten klein ist. Auf die möglichst enge Einstellung dieser 
ist daher viel Wert zu legen. Da eine enge Einstellung ohne 
häufiges >Kleben< des Relais nur bei Abwesenheit von Funken 
erreichbar, so muß man bei schlechten Relais nach dem Vor- 
handensein eines solchen mit der Lupe genau nachforschen. Ein 
Offnungsfunke kommt häufig durch Verunreinigung der Kontakte 
durch Ol zustande, oder ist veranlaßt dadurch, daß die Kontakt- 
fläche der Zunge durch ungeschicktes Zusammenpressen der 
Kontaktschrauben uneben gemacht ist. Solche Unebenheiten 
müssen durch Reiben mit feinster Schmirgelleinwand beseitigt 
und hinterher muß die Fläche mit Wiener Kalk oder Pariser Rot 
poliert werden. Das Einstellen der Kontaktschrauben ist daher 
sehr vorsichtig vorzunehmen. 

Das Schmieren der Relaislagerung mit öl oder Petroleum 
ist unzulässig. Eine Reinigung desselben oder eine Reparatur 
soll nur durch einen Uhrmacher erfolgen. 

Das feine Einstellen des Relais erfolgt nur durch Drehung 
des Stellkonus in der Pfeilrichtung so lange, bis der Klopfer 
rasselt und klebt, und durch Zurückdrehen um soviel, daß das 
Kleben aufhört. Es empfiehlt sich, beim Zurückdrehen auf den 
Empfangsapparat leicht zu klopfen. 

d) Wir setzen den Fritter jetzt ein und überzeugen uns, 
daß beim Niederdrücken des Klopferankers von Hand die Klopfer- 
kugel den Fritter schon berührt, wenn der Klopferanker noch 
ca. */j mm von den Klopferstiften, welche in den Eisenkernen 
der Klopfermagnete sitzen, entfernt ist. Außerdem überzeugen 
wir uns von der Öffnung des Klopferunterbrechers in dem 
Moment, wo die Klopferkugel noch ca. 1 mm vom Fritter ab ist. 
Mazzotto, Telegraphie ohne Draht. 16 



242 8. Kapitel. 

e) Prüfung des Relais und Klopfers mit dem Widerstand. 
Der Stöpsel 5 wird in das Kontaktloch 18 eingesteckt und durch 
Umkippen des Knopfschalters die Kontakte 28 — 29 kurz ge- 
schlossen. Jetzt wird Knopf 5 niedergedrückt und so das Relais 
mit Klopfer geprüft. Alsdann wird durch Umlegen des Schalters 
die Verbindung 28 — 29 geöffnet und dann Knopf 5 wieder nieder- 
gedrückt. Die Konusregulierung des Relais wird solange gedreht, 
bis der Klopfer beim Drücken und Loslassen des Knopfes 5 
ganz exakt Morsezeichen wiedergibt. Bei der Einstellung des 
Klopfers ist folgendes zu beachten: 

Der Hub der Klopferkugel wird am besten ca. 2 — 8 mm 
groß gemacht. Das Aufwärtsgehen des Klopferankers soll durch 
den Anschlag an die mit einem Gummipolster versehene Stell- 
schraube begrenzt sein. Gleichzeitig mit dem Klopfer wird der 
Morse einreguliert, bis er beim Drücken und Loslassen des Prüf- 
knopfes gute Morsezeichen schreibt. 

Bei der Regulierung des Morse ist folgendes zu beachten: 
Die Begrenzung des Hubes des Morseankers nach unten 
soll stets durch Aufschlagen des Hebels auf die untere Stell- 
schraube, nicht etwa durch Aufschlagen auf das Eisen der Elektro- 
magnete oder durch das Schreibrad erfolgen. Der Anschlag ist 
so einzustellen, daß beim Niederdrücken des Ankers von Hand 
das laufende Papierband beim Schreiben nicht gebremst wird. 
Schreibt der Morse statt glatter Striche nur Punktreihen, so ist 
die Abreißfeder des Morseschreibers loser zu stellen. Ist hier- 
mit der Fehler noch nicht beseitigt, so muß durch Anziehen der 
Stellschraube im Innern des Morse der Schreibhebel mehr ge- 
streckt werden, so daß sich der Morseanker dem Magneten nähert. 
Zur Beseitigung solcher Punktreihen genügt es unter Umständen 
schon, die Unterbrechungsfeder am Klopfer so einzustellen, daß 
der Klopfer den Fritterstrom später öffnet. Hat umgekehrt der 
Morse Neigung, die einzelnen Zeichen beim schnellen Tele- 
graphieren ineinanderlaufen zu lassen, so ist die Trägheit des 
Morse zu verringern durch Mehreinspannung der Abreißfeder, 
durch Vergrößerung des Luftabstandes zwischen Anker und Magnet 
und eventuell durch vorzeitiges öffnen des Klopferunterbrechers. 

f) Nunmehr wird der Gesamtapparat mit der Lockklingel 
geprüft. 

Diese ist vom Empfänger stets so weit abzuhalten, daß ihre 
Wirkung gleich stark ist, wie die der Fernwirkung. Das Tempo 
des Lockens muß außerdem genau gleich dem zu erwartenden 
Telegraphiertempo sein. Man suche durch Drehen des Fritters 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 248 

tun die Längsachse jetzt diejenige Stellung aus, wo derselbe bei 
größter Empfindlichkeit noch exakt arbeitet. Meistens wird die 
allerempfindlichste Stellung desselben (Auspumpansatz nach 
unten) nicht verwendbar sein. Wenn alsdann der Apparat exakt 
arbeitet und gut schreibt, so muß er es unbedingt auch bei der 
Fern Wirkung. 

g) Jetzt wird der Empfangsluftleiter an den Apparat gelegt 
und aufs neue gelockt. Arbeitet der vorher exakte Apparat nicht 
mehr exakt, so können hieran nur Störungen von außen Schuld 
haben, sei es atmosphärische Elektrizität oder Störungen eines 
fremden Gebers. 

Ob es zulässig ist, zur Eliminierung dieser Störungen den 
Fritter oder den Belaiskonus oder beide unempfindlicher zu stellen, 
richtet sich nach der Stärke der zu empfangenden Intensität und 
der Stärke der Störungen. Das Prüfen des Empfängers mittels 
Lockklingel einerseits bei angeschaltetem, anderseits bei abge- 
schaltetem Luftleiter ermöglicht stets den Ursprung der Störungen 
von außen im Apparat zu erkennen. 

Es empfiehlt sich, einen 1 — 2 m langen Draht im Apparate 
mit der Lockkhngel zu verbinden. Dieser Draht muß dann so 
installiert sein, daß er auf den Luftdraht allein wirkt, so daß 
nach Entfernen des Luftleiters der Apparat nicht anspricht. 
Diese Anordnung hat den Zweck, einmal ein Maß für die Emp- 
findlichkeit des gesamten Apparates zu haben und zweitens er- 
kennen zu lassen, ob die Leitung vom Luftdraht zur primären 
Transformatorwicklung und von hier zur Erde in Ordnung oder 
vielleicht unterbrochen ist. 

Wie oben beschrieben, soll das Einregulieren des Empfängers 
nur mit der Lockklingel geschehen, keinesfalls aber dadurch, 
daß minutenlang ein und dasselbe Zeichen von ferne verlangt 
wird. Dies soll nur geschehen zur empirischen Ermittlung der 
richtigen Empfängerabstimmung. In diesem Falle darf natürlich 
während einer Versuchsserie an der Empfindlichkeit des Appa- 
rates nichts verstellt werden. 

Der Hörempfänger. 

Der Empfangsapparat ist ein Hörempfänger unter Benutzung 
eines elektrolytischen Wellenanzeigers. 

Der Apparat enthält folgende Stromkreise: 
1. Stromkreis des Empfangs-Luftleiters (Farbe des Leitungs- 
drahtes rot). 

16» 



241 8. Kapitel. 

S. Der Batteriestromkraie (Farbe des Leitungadrabtes ecbwaiz). 

3. Der StarkstromkreiB des Gebers, biw. die kurzen Zu- 

fahmugsdrfthte zur Verblockung. 

Diejenigen Leitungen, welche sowohl für Hochfreqnenz als 

BDch BatteriestromkreiB gemeinschaftlich sind, haben branne 

Farbe. 

Der Apparat ist so tonsrtmiert, daß durch Umlegen des 
Hauptschalters beim Geben der einen Station 

a) der Laftleit«r at^nommen nnd iBoliert ist, 

b) der PrimtlrBtromkreiB des Induktors geachlosBen, 

c) der Wellenanzeiger doppelpolig abgeBchaltet, sowie der 
Batteriestromkreis geö&net und die Erdverbindung ge- 
ICBt ist. 

Umgekehrt ist beim Empfangen der PrimUrstromkreis ge- 
öffnet, d^egen sind aämtlicbe Stromkreiae des Empfai^ssj'stemeB 
geBchloBBen. 

BeBohTeibung der einaelnen BtromkreiBe des Apparates. 

1. Stromkreis des EmpfangslnftleiterB. (Weg der 
Hochfrequenzscbwingungen.) Fig. 205. Die Hocbfrequenzströme 
gelangen nach Anschloß des Luftleiters und Umlegen des Haupt- 
schalters durch den Federkontakt 1, 2 zu einem Eondeneator 3, i von 
größerer Kapazi- 
tät, welcher be- 
stimmt ist, die 

Batterieetrom- 
kreise mehrerer 
parallel geschal- 
teter EmpfangB- 
apparat«, die ge- 
meinschaftlich 
arbeiten sollen, 
zu verriegeln, so- 
^5^ »Hftl-SnMlter wie einen Kura- 



Plg. 205. 



Schluß der Zelle 



durch die später 
zu erläuternde Entladnngsspule 20,19 zu verhindern. Die Schwin- 
gungen passieren alsdana die Abstimmspule 5, 6 und den variablen 
Kondensator 7, 8. Die erstere dient dazu, den I.uftdraht nötigen- 
falls zu verlängern, der variable Kondensator umgekehrt zur 
VerkflrzungderEigenschwingungdesLuftdrahteB. Für gewöhnlich 
Bind die Klemmen T, 8 durch ein Kurzschi ußatück direkt ver- 



Verschiedene Systeme der elektnschen Wellentelegraphie. 246 



banden. Von Punkt 9 verzweigt sich die Leitung für die Hoch- 
frequenzschwingungen. Sie geht einerseits durch den Schal- 
ter 10, 11 über den Wellenanzeiger oder Detektor 12, 13 und 
durch den Schalter 14, 15, den Erdschalter 16, 17 zur Erd- 
klemme und von da zur Erde, anderseits führt eine Ver- 
zweigung über den Stöpselkontakt 21 nach dem variablen 
Kondensator 22 zum Punkt 23, und von dort durch die Schalter- 
klemme 15 zum anderen Pole des Detektors zurück. Mit Stöpsel- 
kontakt 9 , 21 
kann der zur Ab- 
stmimung die- 
nende variable 
Parallelkonden- 
sator 22, 23 nö- 
tigenfalls ganz 

abgeschaltet 
werden. 

Um atmos- 
phärische La- 
dungen direkt 
nach der Erde 




Fig. 206. 



Abfließen zu lassen, ist an der Einführungsstelle des Luft- 
leiters in den Apparat eine Drosselspule 20, 19 angelegt, welche 
durch den Schalter 16, 17 und die Erdklemme mit Erde ver- 
bunden ist. 

2. Der Batteriestromkreis. Die Batterie Fig. 206 besteht 
a.us drei parallel geschalteten Trockenelementen, welche dauernd 
durch den Schiebewiderstand 27, 36 geschlossen sind, und zwei 
in Serie geschalteten Elementen, welche mit dieser Kombination 
in Reihe liegen. Die Spannung der ersteren Gruppe läßt sich 
-durch den Widerstand in Grenzen von bis 1,5 Volt variieren 
und einer dieser Beträge zu derjenigen der Serienelemente nach 
Belieben hinzufügen. 

Von den Parallelelementen 29, 30 gelangt der Strom durch 
•den Schalter 31, 32 zur negativen Prüfklemme 33. Der Schalter 
■31, 32 ist bestimmt, den Dauerstromkreis in unbenutztem Zu- 
stande des Apparates (also z. B. beim Transport, bei welchem 
•der Schalthebel vorsichtshalber geschlossen werden muß) , zu 
unterbrechen, um eine unnötige Erschöpfung der Elemente zu 
verhindern. Nachdem der Strom den Schalter 34, 35 passiert hat, 
gelangt er durch den Schiebewiderstand 36, 27 zur positiven 
Prüfklemme 28, und von da zur Ausgangsklemme 29 zurück. 



246 8. Kapitel. 

Nachdem wir diesen Nebenstromkreis betrachtet haben, 
kommen wir zum eigentlichen Hauptstromkreis, in welchem da« 
Telephon nnd der Detektor liegt 

Gehen wir von letzterem aus, so gelangen wir von dessen 
Klemme 12 dm'ch die braune Leitung nach dem Schalter 11, 10 
und von da durch den schwarzen Draht zum Telephon 24, 25. 
Die Anschlußkontakte des letzteren sind so gebildet, daß man 
in der Lage ist, sowohl ein bis zwei Telephone parallel zu be- 
nutzen, als auch zwei in Reihe geschaltete zu verwenden. 

Der Kontakt 25 steht weiterhin mit dem Begulierschieber 2G 
in Verbindung, welcher einen Teil des Begulierwiderstandes 
bildet und durch den Punkt 27, die Prüfklemme 28 und die 
Klemme 29 zum positiven Pol der parallel geschalteten Elemente 
führt. Von diesem weitergehend gelangen wir durch die beiden 
Serienelemente zum Punkt 87 und von da durch 23, den Schalter 15, 
14 zur negativen Klemme des Detektors 18 zurück. 

A. G^brauchBaninreisiing. 

a) Die Handhabung des Apparates ist eine äußerst einfache. 
Man schließe zuerst die nach Offnen des Deckels zugängliche 
Klemme 81, 82 des Batteriestromes und so zu dem Detektor derart 
ein, daß sich die auf ihm angegebenen Polzeichen mit denjenigen 
der Kontaktstücke auf den Apparat decken. 

Für das Telephon sind, zwischen dem Detektor und dem 
Starkstromstöpselanschluß gelegen, vier symmetrisch angeordnete 
Steckkontakte vorgesehen, von denen die beiden nach dem Be- 
schauer zu gelegenen mit den Leitungen direkt verbunden sind, 
die anderen zwei indessen zu diesen entweder parallel oder 
hintereinander geschaltet werden können. Das Parallel- und 
Hintereinanderschalten läßt sich vermittelst der an der unteren 
Seite des Deckels sichtbaren Federkontakte in einfacher Weise 
vornehmen und hat den Zweck, die Telephone mit Rücksicht 
auf ihre ev. verschiedenen Ohmschen Widerstände sowie bei 
großen Telegraphierdistanzen schwach werdenden Stromände- 
rungen so schalten zu können, daß man das Maximum der 
Lautstärke aus ihnen erhält. 

Um den Detektor nunmehr auf seine maximale Empfind- 
lichkeit einzustellen, lege man das Telephon an das Ohr und 
verändere die Stellung des Begulierschiebers solange, bis das bei 
einem zu reichlichen Verschieben desselben nach links auf- 
tretende, leichte Sausen im Telephon gerade verschwindet. Die 
richtige Einstellung des Schiebers wird sich bei neuen Apparaten 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 247 

nahe an der Grenze des geringsten Spannungsbereiches (von 
vom gesehen auf der rechten Seite) vorfinden, da bei der 
Dimensionierung der Apparate auf ein späteres Sinken der Element- 
spannung und ein hierdurch nötig werdendes Verstellen des 
Schiebers nach links Bücksicht genommen ist. 

Nachdem die Einstellung auf diese Weise erfolgt ist, über- 
zeuge man sich von dem Funktionieren des Detektors dadurch, 
daß man das Gehäuse eines Fritterprüfers (das einfache Nähern 
desselben genügt nicht) mit einer Detektorklemme in Berührung 
bringt und das Ansprechen der Zelle selbst im Telephon be- 
obachtet. 

B. Abstunmung beim Empfang. 

Die Inbetriebsetzung des Apparates erfolgt, da kein weiteres 
Material an Spulen oder dgl. nötig und der gesamte Bestand 
an Abstimmaterial (mit Ausnahme eines ev. Erdkondensators) 
in ihm vereinigt ist, einfach dadurch, daß man die Stöpselleitung 
des Hartgummihebels an den Luftdraht anschließt und die Erd- 
klemme E mit der Erde verbindet. 

Um den Apparat in Verbindung mit dem Luftleiter auf die 
Wellenlänge der Gegenstation abzustimmen, lasse man die letztere 
eine Zeitlang ein vorher verabredetes Zeichen des Morsealphabets 
mit mittlerer Litensität geben und verschiebe alsdann den Schieber 
der Abstimmspule solange, bis die Lautstärke im Telephon ein 
Maximum erreicht. 

Bei einfachen Luftdrähten von mittlerer Kapazität empfiehlt 
es sich, den Parallelkondensator vorher auf eine Kapazität ein- 
zustellen, welche auf der Skala 40° entspricht. Verändert man 
nunmehr sowohl die Selbstinduktion der Abstimmspule als auch 
den Parallelkondensator mehr oder weniger, so wird sich die 
günstigste Kombination in kurzer Zeit finden lassen. Weiß man 
im voraus, daß die Welle der sendenden Station eine kürzere 
ist als diejenige der Empfangsstation, oder ersieht man dies 
daraus, daß bei der Abstimmung die Schiebespule nahezu aus- 
geschaltet werden muß, um das Maximum der Lautstärke im 
Telephon zu erhalten, so öffne man die auf der linken Seite der 
Spule befindliche IHemmenverbindung (Nr. 7, 8) und schließe an 
die frei werdenden Pole einen Kondensator an, welcher geeignet 
ist, die Eigenschwingung des Empfangsdrahtes um einen be- 
liebigen Wert zu verkürzen. Da der Kapazitätswert des Parallel- 
kondensators in diesem Falle einen geringeren Betrag annehmen 
wird als bei der Abstimmung mit der Selbstinduktionsschiebe- 



248 8. Kapitel. 

spnle, wiederhole man das Verfahren nochmals in der oben an- 
geführten Weise, nur daß in diesem Falle an Stelle des letzteren der 
Kondensator tritt. Hat man die günstigste Abstimmung gefunden, 
so verändere man die Einstellung des Spannungsregulierschiebers 
um einen geringen Betrag, da sich die Detektorspannung erst beim 
Abstimmen auf ihren richtigen Wert mit Sicherheit einstellen läßt 

C. Allgemeines. 

1. Findet man nach längerer Betriebsperiode, daß die richtige 
Einstellung des Spannungsregulators njchi mehr möglich 
ist, da die Schieberstellung zu viel nach Unks rückt, so 
müssen die im Kasten befindlichen Parallelelemente er- 
neuert werden. Die Klemmenspannung der Elemente, 
welche ca. 1,4 bis 1,5 Volt betragen soll, wird zweckmäßig 
jeden Monat an den links vom Detektor befindlichen 
Parallelelemente erneuert werden. Die Klemmenspannung 
der Elemente, welche ca. 1,4 bis 1,6 Volt betragen soll, 
wird zweckmäßig jeden Monat an den links vom Detektor 
befindlichen Prüfklemmen gemessen. 

2. Macht sich im Telephon ein beständiges Rauschen be- 
merkbar, so ist entweder unterlassen worden, die Batterie- 
klemme (Nr. 31, 32) im Kasten zu schließen oder der 
Detektor ist mit verkehrten Polen eingesetzt worden. 

3. Im Interesse eines guten Empfanges empfiehlt es sich, 
die Empfindlichkeit des Telephons gelegentlich zu prüfen, 
sowie das Ohr gegen äußere Nebengeräusche durch Gummi- 
kappen zu schützen, welche auf den Muscheln des Hörers 
befestigt werden. 

4. Ein Defektwerden des Detektors erkennt man daran, daß 
sich beim Einstellen desselben durch den Batterieregulator 
nicht mehr die Grenze herstellen läßt, an welcher das 
Rauschen im Telephon aufhört. Ursache für die Zer- 
störung des Detektors ist fast inmier nur ein in den Apparat 
hineingeschlagener starker Funke. 

Tragbare Stationen. 

Allgemeines. 

Diese Stationen sind konstruiert auf Grund der im Laufe 
des letzten Jahres durch eingehende Versuche und Proben in 
der Praxis gemachten Erfahrungen. Es wurde hierbei besonders 
Gewicht gelegt auf: 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 249 

1. Leichtigkeit und bequeme Handhabung der Apparate. 

2. Äußerste Betriebssicherheit. 

3. Erreichung eines hohen Wirkungsgrades bei relativ ge- 
ringen Mitteln. 

4. Kriegsbrauchbarkeit 

5. Erstklassiges Material, elegante und dauerhafte Konstruktion 
aller Apparate und Zubehörteile. 

Die erwähnten Versuche haben ergeben, daß man mit drei 
Masten von ca. 10 m Höhe mit einer speziellen Antennen- 
anordnung betriebssicher eine Beichweite von 25 km über flaches 
Land und dementsprechend mehr über See erzielen kann. 

Eine komplette Station setzt sich folgendermaßen zusammen : 

I. AuDeiere Ausrüstung. 

Die zur Befestigung der Luftleiter dienenden Mäste be- 
stehen aus Stahlrohren, welche teleskopartig ineinander ge- 
schoben werden können. In zusammengeschobenem Zustande 
sind dieselben ca. 3,8 m lang. Sie können auf bequemste 
Weise auf ca. 10 m auseinander gezogen und infolge ihrer 
Leichtigkeit (ca. 20 kg pro Mast einschließlich Spannvorrichtung 
und Drahtseil) bequem aufgestellt werden. Die Masten sind 
mit Rücksicht auf Stabilität mit gußeisernen Fußplatten versehen 
und zweimal nach 3 Richtungen hin durch in der Erde zu ver- 
ankernde Drahtseile abgestützt. Außerdem ist jeder Mast gegen 
Zerknickung durch eine einfache Spannvorrichtung geschützt. 
Sowohl beim Luftleitergebilde als auch beim Gegengewichte 
kommt verzinntes Kupferseil, bestehend aus 8 Drähten von je 
0,4 mm Durchmesser zur Verwendung. Die Isolierung geschieht 
durch leichte und sehr haltbare Glasisolatoren, welche sich zu 
diesem Zwecke außerordentlich bewährt haben. Zur äußeren 
Ausrüstung gehört außerdem noch eine Seiltrommel, auf welcher 
Luftleiter und Gegengewicht aufgewickelt sind. 

n. Stromquelle. 

Bezüglich dieser besteht die Wahl zwischen: 

a) Dynamo. Eine kleine Gleichstromdynamo mit einer 
Leistung von ca. 100 Watt ist auf einem Fahrradgestell montiert 
(Fig. 207). Von dem Tretrade wird die Bewegung auf die Dynamo 
mittels einer Schnur unter Benutzung einer entsprechend aus- 
gebildeten, aus Aluminium bestehenden Scheibe übertragen. 
Das Übersetzungsverhältnis ist so gewählt, daß man bei normalem 



260 8. Kapitel. 

Treten eine Funkenlänge von 4 mm am Induktor erzielt. Dbb 
Gewicht der Tretdynamo betrtkgt ca. SO kg. 

b) Batterie. Die Batterie besteht aus 8 Zellen zu 16 Volt 
mit einer Kapazität von ca. 80 Ämperestanden bei fünfstündiger 
Entladung. Die znläasige EntladeBtromstärke übertrifft die normal 
benötigte Leistung um ca. 25°/«. Die Elemente befinden sich 
in geschlossenen Hartgummikästen, welche wiederum auf zwei 
Holzkästen verteilt sind. Diese haben eine Höhe von ca. 290 mm, 
eine Breite von ca. 175 mm and eine Länge von ca. 340 mm 
and wiegen pro Stück ca. 30 kg. 

c) Motorfahrrad mit Dynamo. (Fig. 208.) 

HL Telegrapliia^ie Apparate. 

A. Der Geber. (Gewicht ca. 20kg.) Die Apparate des 
GieberB sind übersichtlich in einem mit Tragriemen versehenen 
Holckasten von &40mal 230mal SäOmm montiert. 

Der Geberkasten (Fig. 209) enthalt: 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphle. 261 

a) den Moraetaster, der aut der Innenseite der beiden kleinen 
Seitenflächen des Kastens angebracht ist. 

Diese ist zur Vereiniachnng der Bediennng des Tasters durch 
ein Scharnier aufklappbar gemacht. Anßerdem enthalt der Geber : 

b) Induktor mit Hammerunterbrecher. Dieser ist so be- 
messen, daß er das Doppelte bis Dreifache dec verlangten Leiatang 
ohne weiteres anszohalten vermag. Er ist mit der Maschine 
zosammen so dimensioniert, daß er die Betriebsleistnng mit 
minimalem Wattverbranche (80 Watt) ergibt and am Hammer- 
nnterbrecher fast gar keine Fnnken auftret«n kOanen. Parallel 
zun Unterbrecher ist ein Fiimlxkondensator geschaltet. 

c) Leidener Flaschenbatterie , bestehend ans fi BOhren- 
flaschen. 

d) Erregerspnle, welche mit dem Flasche ngestell auf eine 
Welle von 400 m al^stimmt ist. 

e) Funkenstrecke (Ziukpole.) 

f) Anschlußdose für Lnftdraht und Gegengewicht mit Ver- 
blockung, d. h. automatischer Unterbrechui^ des PrimärstiomeB 
beim Abschalten von Lnftdraht nnd Gegengewicht. 

g) Steckkontakt tum AnschloH an die zur Stromquelle 
führenden Leitungen aaw. 

B. DerEmpfäQger. (Fig. 209.) (Gewicht ca. 16 kg.) Die 
Apparate sind ebenfaÜB in einem Rasten von 400 mal 250 mal 
230 ■um angeordnet. 



253 8. Kapitel 

Der Kasten enthält: 
a.) Eineii HOrempfänger fQr elektrolytiscben Detektor. 

b) Ein Doppelkopftelephon. 

c) Einen variablen Eondeneator. 

d) Vier Trockenelemente. 

e) Eine Gleichstromblockiernng, d. h. eine automatische Unter- 
brechung des Gleicbatromes beim Abschalten von Luflr 
diaht und Gegengewicht. 

f) Eine ÄnBchlnßdose nsw. 

Der in Anwendung kommende Wellenanzeiger ist der be- 
kannte elektrolyüeche Welle ndetektor nach Schloemilch. Der- 



PlK. 309. 

sellio benötigt keine mechanische Erechtittoning und ist im- 
stande, auf jede Entfernung betriebBsicber anzusprechen, ohne 
daß es nötig ist, ihm von selten des Personals besondere Auf- 
merksamkeiten zu widmen. Ferner ergibt er in unserer hier zur 
Verwendung gelangenden Spczial Schaltung einen hohen Grad 
von Störungstreiheit gegen atmosphärische Einflüsse. 

Die Fig. 309 zeigt die Zusammenstellung der Apparate. 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 258 



Transport der Stationen. 

Für den Transport der kompletten Station sind bei Ver- 
wendung der Tretdynamo als Stromquelle 10 Mann, bei Ver- 
wendung der Akkumulatorenbatterie 11 Mann erforderlich. Die 
Lastverteilung erfolgt in der Weise, daß 6 Mann die drei Mäste, 
ein Mann die Seiltrommel und je ein Mann den Gebekasten, 
den Empfangskasten und die Tretdynamo tragen. Für den 
Transport der Batterie sind zwei Mann erforderlich, so daß in 
diesem Falle im ganzen 11 Mann benötigt werden. Bei Be- 
nutzung von drei Pferden erfolgt der Transport in der Weise, 
daß ein Pferd die Mäste und die Seiltrommel, das zweite die 
Gebe- und Empfangsstation und das dritte die Tretdynamo bzw. 
die Akkumulatorenbatterie trägt. Ev. läßt sich der Transport 
der kompletten Station auch durch zwei Pferde bewirken. Zum 
bequemen Tragen bzw. Befestigen an dem Sattelzeug werden 
die einzelnen Teile während des Transportes in Tragtaschen 
aus wasserdichtem Segeltuch untergebracht. Schließlich kann 
der Transport der Station auch mit Hilfe eines von Hand ev. 
durch ein Pferd bewegten Karrens erfolgen. 

Das Gesamt-Nettogewicht pro Station beträgt bei Ver- 
wendung der Akkumulatoren für die Station 230 kg, bei Ver- 
wendung der Tretdynamo ca. 200 kg. 



Die fahrbaren Militär-Stationen. 
I. Allgemeines. 

Die Station ist für zwei Wellenlängen eingerichtet, und 
zwar für eine kurze Welle von 350 m und eine lange von 1050 m. 
Der Luftdraht bleibt für beide Wellenlängen derselbe. Bei der 
kurzen Welle schwingt er in 'Z^, bei der langen in ^/^ Welle. 
Die Ausbalanzierung des Luftleiters findet im ersteren Falle durch 
ein Gegengewicht von ca. 6, im letzteren durch ein solches von 
ca. 24 qm Kupfergaze statt, welche in einer Höhe von ca. 1 m 
vom Erdboden entfernt ausgespannt sind. 

Zum Tragen des Luftleiters dienen Drachenballons oder 
Leinwanddrachen. Erstere haben einen Inhalt von 10 cbm und 
einen Auftrieb von ca. 3 kg, letztere eine nutzbare Windfläche 
von 1,1 qm, so daß es schon bei leichtem Winde möglich ist, der 
Gaserspamis halber diese anzuwenden. 



254 8. Kapitel. 

Die Station setzt sich zusammen aus drei zweiräderigen 
Karren, und zwar: 

A) aus dem Kraftkarren, 

B) dem Apparatekarren, 

C) dem Gerätekairen. 

Jeder Karren hat ein Gewicht von nur ca. 600 kg und kann 
Ton einem Pferd oder Maultier mit I^eichtigkeit fortbewegt werden. 

A. Der Kraftkarren. 

enthält die Stromquelle, bestehend aus einem Benzinmotor von 
ca. 4 PS, direkt gekuppelt mit einem Wechselstromgenerator von 
ca. 1 KW Nutzleistung und der Erregermaschine. Die Kühlung 
des Motors geschieht durch Wasser, welches in einem oberhalb 
der Benzind3niamo gelagerten Behälter mitgeführt wird. Die 
Zirkulation des Wassers wird automatisch durch eine kleine Zahn- 
radpumpe bewirkt, und das Wasser durch ein Rippenrohrsystem 
und durch einen Ventilator gekühlt. Das zum Betriebe erforder- 
liche Benzin wird in einem neben dem Wassergefäß gelagerten 
Behälter von ca. 30 1 Inhalt mitgeführt. Der Inhalt ist so be- 
messen , daß er für einen ca. 30 stündigen ununterbrochenen 
Telegraphiedienst ausreicht. 

Die Zündung des Motors ist elektrisch, Kerzenzündung mit 
Akkumulatorenbetrieb. Die Zündakkumulatoren werden von der 
Erregerdynamo des Wechselstromgenerators automatisch aufge- 
laden. 

Zum Einholen des Ballons dient eine leicht ein- und aus- 
rückbare konische Reibungskoppelung, die durch Kettenüber- 
tragung eine an der Außenseite des Schutzkastens befindliche 
Kabeltrommel in Drehung versetzt. Zubehör und Reserveteile 
befinden sich in reichlicher Menge in dem an der Außenseite 
befestigten Werkzeugkasten. Außerdem enthält der Eraftkarren 
an den Seitenwänden angeschnallt die beiden Gegengewichte 
nebst Stangen zum Aufhängen derselben. (Fig. 210.) 

B. Der Apparatekarren 

ist durch ein Gestell in zwei Teile geteilt und enthält die Sende- 
und Empfangsapparate. Im vorderen Teile, vor Berührung ge- 
schützt, liegen die Hochspannungsapparate: der Induktor, die 
Flaschenbatterie mit veränderlicher, mehrfach unterteilter Funken- 
Strecke und Hochspannungstransformator. Letztere drei sind 
-durch eine herausnehmbare Klappe an der Seitenwand sehr leicht 
jsugänglich gemacht, so daß ein Auswechseln von Flaschen und 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 255 

Verstellen der Funkenstrecke hequem bewerkstelligt werden kann. 
Im hinteren Teile liegen auf dem Boden der Morsetaster und 
auf einem gut federnd gelagerten Brett zwei Empfangsapparate 
und ein Morseschreiber. Auf dem Brett des letzteren hat auch 
der kleinere Empfangstransformator Platz gefunden. An dem 
den Karren teilenden Gestell ist der große Empfangstransfor- 
mator, der Empfangsstöpsel, sowie ein Gegengewichtsumschalter 
mit zwei Hebeln angebracht. An der einen Seitenwand befindet 
sich der Hörapparat mit elektrolytischem Detektor und Telephon ; 
an der Tür ist die leichtabnehmbare Lockklingel befestigt. Dabei 
ist bei der Installation dieser Apparate berücksichtigt worden^ 
daß der Oberbau ohne Entfernung von Leitungs Verbindungen 
abgehoben werden kann. Der zur Beleuchtung, welche im Ober- 
bau installiert ist, benötigte Akkumulator ist, in einem Kasten 
geschützt, an der linken Außenseite untergebracht. 

C. Der Gerätekarren. 

Dieser ist zur Aufnahme der Gasbehälter und des erforder- 
lichen Schanzzeuges, sowie der Ballons und eines Keserve-Benzin- 
reservoirs bestimmt. Die Gasbehälter sind in dem Karren direkt 
eingebaut und fassen je ca. 5 cbm Inhalt bei 120 Atm. Gasdruck. 
Sie sind gemäß den gesetzlichen Bestimmungen auf 200 Atm. 
geprüft und mit entsprechenden Ventilen verschlossen. Zwei 
Behälter genügen zur Füllung eines Ballons. Diese erfolgt mittels 
des mitgegebenen Füllschlauches. 

Schanzzeug wird nicht mitgeliefert, da dieses bei einzelnen 
Staaten verschieden ist. 

IL Anpreisung für die Inbetriebsetzung der Station. 

A. Der Kraftkarren. 

1. Der Benzinmotor. Vor Inbetriebsetzung achte man 
darauf, daß der Kühlwasserbehälter vollständig mit reinem 
Wasser gefüllt ist. Seewasser ist für die Füllung nicht zu ver- 
wenden, ebenso ist Brunnenwasser nicht empfehlenswert, da die 
kalkigen Rückstände desselben leicht zu Störungen im Wasser- 
umlauf Anlaß geben können. 

Die Füllung des Wasserbehälters geschieht vom Dache des 
Schutzgehäuses aus mittels eines Trichters. Nach dem Auffüllen 
ist der Wasserbehälter wieder durch die hierfür bestimmte Ver- 
fichraubung zu verschließen. Neben dem Wasserbehälter befindet 
sich der Benzinbehälter, dessen Füllung in gleicher Weise vom 



356 8. Kapitel. 

Bache aus geschieht. Das spez. Gewicht dea Benzins muß 0,68 
betragen. 

Der links neben dem Motor anfgestellte Schmierapparat ist 
mit nicht zu dünnem reinen Mineralöl za füllen. Man treibt 
mit Hilfe der auf dem Ölbehälter befindlichen Olspritze eine 
volle Fnllnng in das Gehäuse des Motors , die für ungefähr 
zwei Stunden ausreicht. Nach dieser Zeit wird das verbrauchte Ol 
durch den an der tiefsten Stelle dea Motors befindlichen Hahn 
abgelassen und neues in besagter Weise zugeführt. Wahrend 
des Betriebes echmiere man alle zehn Minuten durch ungefähr 
zweimaliges Drücken auf den Olerknopf des Ölbehälters nud achte 
auch darauf, daß auch die Lager des Motors gut geschmiert werden. 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 257 

Durch Tupfen auf den hinten am Vergaser befindlichen 
Knopf bringt man für die Inbetriebsetzung einen gewissen Über- 
schuß von Benzin in den Vergaser. Der Benzinhebel des Vergasers, 
mit >gaz< bezeichnet, wird nun auf (ouvert) und der Lufthebel, 
mit >air< bezeichnet, auf / (ferm^) gestellt, während der Hebel 
zur Regulierung der Zündung so weit wie möglich nach rechts 
geschoben wird. Nach Schließen wird der Motor kräftig einige 
Male mit der Andrehkurbel herumgedreht. Der Motor läuft nach 
einigen Umdrehungen an. Alsdann gibt man Vorzündung, indem 
man den Zündungshebel langsam nach links bewegt und gleich- 
zeitig den Lufthebel öffnet. Der Zündungshebel darf jedoch 
nur soweit nach links gedreht werden, daß der Motor nicht 
stößt oder klopft. 

Die größte Leistung des Motors ist bei 1000 Touren, jedoch 
abhängig von der Einstellung des Zündungshebels und der Ge- 
mischhebel gaz und air. Genaue Normen lassen sich hierfür 
nicht angeben, da von den jeweiligen atmosphärischen Verhält- 
nissen abhängig; doch findet man sehr bald die günstigsten 
Stellungen heraus. Der Vergaser wird beim Probieren der 
Maschine hier so eingestellt, daß ein Nachregulieren nicht nötig 
sein wird, sondern nur ein einfaches Bedienen des Benzin- und 
Zündungshebels. 

2. Stromerzeugende Maschinen. Wechselstrom 
maschine nebst Erregerdynamo brauchen außer der nötigen 
Schmierung der Lager so gut wie gar keine Wartung. Die Lager 
sind mit Bingschmierung versehen. ^Eine Füllung derselben hält 
lange Zeit vor. 

Das Laden der Akkumulatoren geschieht für jeden einzelnen 
von der Erregerdynamo aus. Es ist darauf zu achten, daß der 
mit plus (-|-) bezeichnete Apparat mit der Plusklemme und der 
mit minus ( — ) bezeichnete mit der Minusklemme des zu ladenden 
Akkumulators verbunden ist. 

3. Das Schaltbrett. Ein auf diesem angebrachter 
Automat schaltet den zum Laden der Akkumulatoren dienenden 
Strom ein und aus, so daß ein Entladen beim Stillstehen der 
Maschinen ausgeschlossen ist. 

Zum Schutze der Strom erzeugenden Maschine, sowie der 
Isolation der Primärleitungen gegen auftretende Überspannungen 
sind auf dem Schaltbrett hinter den Spannungssicherungen der 
Wechselstrommaschine zwei Sicherheitslampen angebracht, von 
denen die eine zwischen den beiden Leitungen, die andere 
zwischen einer Leitung und dem Körper der Maschine gelegt ist. 
Mazzotto, Telegraphle ohne Draht. 17 



258 8. Kapitel. 

Zwischen diesen Lampen kann also ein Aasgleich der ey. auf- 
tretenden Überspannungen erfolgen. Es ist daher darauf zu 
achten, daß die Lampen stets eingeschaltet sind. 

Bechts vom Schaltbrett befindet sich noch der Anschluß 
für die Stromleitung nach dem Apparatekarren. 

B. Der Apparatekarren. 

Allgemeine Bestimmungen. Der Apparatekarren 
trägt an seiner Außenseite eine Steckdose zum Anschluß des vom 
Kraftkarren herführenden Stromleitungskabels. An beiden Seiten 
des Oberbaues befinden sich Kabeltrommeln. Auf einer von 
diesen ist das stärkere Ballonkabel, auf der anderen das schwächere 
Drachenkabel aufgewickelt. Dieselben dienen als Luftleiter und 
werden von einem Ballon bzw. Drachen hochgenommen. Sie 
sind 200 m lang und dürfen, da auf ihre Länge die Systeme ab- 
gestimmt sind, nicht durch leitende Materialien beim Hochlassen 
der Drachen bzw. Ballons verlängert werden, wenn auch eine 
Verlängerung zum ruhigen Stand dieser wünschenswert wäre. 
Nachdem die Kabel von der Trommel gänzlich abgelassen sind, 
wird ihr Ende an die durch das Dach des Schutzkastens gehende 
Luftdrahtklemme 1 angeschlossen. 

Die Gegengewichte dienen zur Ausbalanzierung des ent- 
sprechenden Luftleiters und ersetzen die Erdung. Dieselben 
werden zur rechten Seite des Karrens aufgestellt und mittels 
der hierzu bestinmiten stark isolierten Gummikabel an die unter 
dem Karren befindlichen Gegengewichtsdurchführungen so an- 
geschlossen, daß das große Gegengewicht mit der äußeren und 
das kleinere mit der inneren Durchführung verbunden ist. 

Nach erfolgtem Anschluß des Apparatekarrens mit dem 
Kraftkarren durch das Stromzuführungskabel ist die Station nun- 
mehr funktionsbereit. 

m. Das Telegraphieren« 

A. Geben. 

1. Mit der langen Welle. Beim Arbeiten mit langer 
Welle sind die gesamten Windungen des Hochspannungstrans- 
formators einzuschalten. Es wird zu diesem Zwecke der Stöpsel St 
(siehe Fig. 211) der von der Funkenstrecke nach dem Hoch- 
spannungstransformator führenden Leitung in den unteren An- 
schluß Y der seitlichen Hartgummileiste des Transformators ge- 
stöpselt. Von den Hebeln des am eisernen Rahmen rechts 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 259 



sitzenden Umschalters, die im Ruhestand horizontal stehen, wird 
der rechte Hebel nach oben eingele^ um das für die große 
Welle vorgesehene große Gregengewicht einzuschalten. 

Um zu verhindern, daß die Empfangsapparate beim Geben 
versehentlich eingeschaltet bleiben, ist der Maschinenstromkreis 
durch die Ausschalter der Empfangsapparate verblockt und wird 
erst geschlossen durch Offnen dieser Schalter. Die Schalter 
sind daher zum Geben aufrecht zu stellen. Sie schalten so 
gleichzeitig Fritter, Starkstrombatterien und Gegengewicht vom 
Empfangsapparat ab. Mit dieser Bewegung des Schalters aln 
rechten Empfangs- 
apparat wird gleich- 
zeitig der für alle 

Emp&ngsapparate 

gemeinschaftliche 

Empfangsanschluß- 
stöpsel herausgezogen. Es 
kann also weder im einge- 
schalteten Zustande gegeben, 
noch ein Abschalten der Luft- 
leiter von diesen beim G^ben 
vergessen werden. 

Nach diesen Vorkeh- 
rungen ist die Station zum 
Geben bereit. 

2. Mit der kurzen 
Welle. Es ist der oben 
genannte Stöpsel St am Geber- 
transformator in den oberen 
Anschluß der Hartgummi- 




Fig. 211. 



leiste X desselben zu stecken. Der rechte Hebel des Umschalters 
bleibt in der Buhestellung (horizontale Lage), während der linke 
nach oben umgelegt wird. Es wird in dieser Schaltung das kleinere 
Gegengewicht angeschlossen. Die sonstigen Handhabungen sind 
genau dieselben, wie für Geben mit langer Welle vorgeschrieben. 

B. Empfangen. 

1. Mit der langen Welle (s. Fig. 212). Der rechte Hebel 
des Umschalters wird nach unten gelegt ; dadurch wird das große 
Gegengewicht mit dem links an dem eisernen Bahmen sitzenden 
für die lange Welle bestimmten Empfangstransformator verbunden. 
Darauf wird der mit dem großen Transformator verbundene linke 

17» 



260 



8. Kapitel. 



EmpfangBapparat durch Niederlegen seines Schalters angeschlossen. 
Es ist dann noch der Schalter des rechten Empfangsapparats 
schräg zn stellen, so daß der gemeinschaftliche Empfangsan- 
schlnßstöpsel in die am Gestell befindliche Dnrchführung gesteckt 
werden kann. Nach Anschloß des Morseschreibers dnrch den sa- 
gehörigen Stöpsel an die rechts vom Relais des linken Empfangs- 




Flg. 212. 



apparates befindlichen Stöpsellöcher ist die Station zmn Empfangen 
bei großer Welle bereit. 

2. Mit der kurzen Welle (siehe Fig. 213). Der linke 
Hebel des Umschalters wird nach unten gelegt und dadurch das 
kleine Gegengewicht an den auf dem Brett des Morseschreibers 



Verschiedene Systeme der elektriachen Welleotelegraphie. 361- 

befestigten kleinen Empfangstransformatoi angeechloBaen. Mit 
diesem ist der reclite EmpfaDgsappiirat verbunden, und muH 
daher dessen Sehalthebe! niedergelegt werden, während der des 
linken Apparates hochgestellt bleibt. Sie übrigen Handhabungen 
sind auch hier dieselben wie für Empfang mit langer Welle. 




IV. Fonktlon und B^Landlung der Apparate. 

A. Intensitätsreguliernngen. 
Bei sa 8tart:er Intensität, d. h. bei zu geringer Entfernung 
der korrespondierenden Staüonen, wird der Fritter gefährdet. 



262 8. Kapitel. 

Man muß daher sowohl beim Geber wie beim Empfänger 
Schwächlingen vornehmen, beim Geber dadurch, daß man die 
drei Funkenstrecken entweder gleichmäßig verkleinert oder nnr 
mit 1 oder 2 Fankenstrecken durch Kurzschließen der anderen 
arbeitet. 

Beim Empfänger gibt es drei Möglichkeiten der Intensitäts- 
schwächung : 

1. Eine Regulierung durch den Fritter. Derselbe besitzt 
einen Keilspalt, so daß er sich in seiner empfindlichsten Lage 
befindet, wenn die schmälste Öffnung unten ist und umgekehrt. 

2. Durch eine Änderung des Koppelungsgrades der Emp- 
fangstransformatoren. Man verringert die Intensität, wenn man 
die äußere Spule, die Primärspule, des Empfangstransformators 
nach oben bewegt, so daß sie die Sekundärspule nur wenig oder 
gar nicht mehr umschließt. 

3. Bei sehr großer Intensität (2 — 10 km Entfernung) schwächt 
man durch Nichtanlegen der Gegengewichte am Geber oder 
Empfänger. 

4. Bei Entfernungen zwischen 0,5 — 2 km darf der Luftleiter 
nicht mehr in den Empfangsapparat eingestöpselt werden. Unter 
0,5 km Abstand darf nie ein Empfangsapparat beim Geben ein- 
geschaltet sein. 

Bei schwacher Intensität, d. h. an der Grenze der Leistungen 
der Station, müssen natürlich alle Apparate, welche eine Kegu- 
lierung der Intensität ermöglichen, auf ihre entsprechende Höchst- 
empfindlichkeit eingestellt sein. 

B. Der Empfangsapparat. 

Der Apparat ist beim Ausgang in allen seinen Teilen auf 
das sorgfältigste einreguliert. Irgend welche Verstellungen, mit 
Ausnahme der Regulierung am Relais, sind nur dann auszu- 
führen, wenn man sich überzeugt hat, daß ein gutes Arbeiten 
durchaus sonst nicht zustande kommen will. 

Die Spannung der in den Empfangsapparat eingebauten 
Batterie für Klopfer und Morseschreiber darf nicht unter 5 Volt 
betragen. Die Batterie ist hierauf häufig zu prüfen. 

1. Einstellung des Relais. Im allgemeinen genügt 
die Regulierung an der Konusschraube. Man schließe, um sich 
zu überführen, wie das Relais arbeitet, mittels eines an die 
linke Polklemme des Fritters angeschlossenen Drahtes durch 
Berührung mit der rechten Polklemme des Fritters den Fritter- 
Stromkreis. Man drehe das Relais so lange empfindlicher, bi» 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 263 

der Klopfer kräftig zu arbeiten anfängt, und dann wieder zurück, 
bis der Klopfer wieder still wird. In dieser Belaisstellung wird 
durch Zwischenschaltung von Ohmschen Widerstand zwischen 
dem oben bezeichneten Draht und dem rechten Fritterpol die Emp- 
findlichkeit des Beiais gemessen. Dieselbe muß mindestens 
100000 Ohm betragen. Ist dies durch Drehen der Regulier- 
schraube des Beiais nicht zu erreichen, so versuche man eine 
vorsichtige Verstellung der rechten Kontaktschraube des Beiais 
um höchstens Vs Umdrehung nach rechts oder links. Hierauf 
versuche man aufs neue die Einstellung mit dem Konus. Ist 
das Relais auch dann noch nicht einstellbar, so müssen die 
Polschuhe entfernt werden, und zwar erst der rechte und dann 
der linke. Alsdann stelle man den rechten Kontakt so dicht an 
die Zunge, daß beinahe eine Berührung erfolgt. Jetzt setze man 
erst den linken Polschuh wieder auf und nähere ihn auf ca. 4 mm 
an die Relaiszunge. Dann setzt man den rechten Polschuh 
auf und nähere ihn solange, bis durch seine Anziehung die 
Relaiszunge an den Arbeitskontakt kommt und der Klopfer zu 
arbeiten beginnt. Alsdann schiebe man den Polschuh sehr vor- 
sichtig um einen ganz geringen Betrag zurück, daß der Klopfer- 
strom unterbrochen ist. Die feine Einregulierung erfolgt jetzt 
wieder mit dem Konus. Falls die gewünschte Empfindlichkeit 
zwar eintritt, aber das Relais sich sehr empfindlich gegen 
Erschütterungen zeigt, versuche man die Polschuheinstellung 
wie oben beschrieben aufs neue. Sehr kleine Veränderungen 
in dieser können sehr große Unterschiede in der Erschütterungs- 
empfindlichkeit herbeiführen. 

2. Der Klopfer. Die Einstellung des Klopfers geschieht 
durch Drehen des Klopfergehäuses mittels des Schneckengetriebs. 
Der Klöppel des Klopfers darf den Fritter im Ruhestand nicht 
berühren. Es genügt ein sehr leichter Schlag, um den Fritter 
exakt auszulösen. Die Trommel des Klopfers ist einzustellen, 
daß der Klöppel beim Arbeiten den Fritter nur gerade berührt. 

3. Morse. Der Morseanker wird auf ca. 1 mm Hub ein- 
gestellt und durch Drücken mit dem Finger auf dem Anker 
festgestellt, daß das Schreibrädchen einen Strich von passender 
Stärke schreibt, wobei der Gegendruck durch die untere An- 
schlagschraube aufgenommen werden soll, so daß das Farbräd- 
chen nicht tief in das Papier eindrückt Nun werden durch 
Schließung des Fritterkreises in unter 1 beschriebener Weise 
Punkte und Striche gemacht und die richtige Wiedergabe des 
Morse kontrolliert. Die Veränderung am Morse erstreckt sich 



264 8. Kapitel. 

daim nur noch auf passende Einstellung der den Anker hoch- 
haltenden Federspannung. 

4. Einstellung des Fritterkreises. Man errege den 
Fritter durch die in seine Nähe gebrachte Lockklingel durch 
Niederdrücken des auf ihrem Deckel vorgesehenen Knopfes. Die 
an der ünterbrechungsstelle der Klingel entstehenden Funken 
bewirken alsdann die Erregung. Falls jetzt der Klopfer unexakt 
arbeitet, obgleich der Hammer regelmäßig gegen den Fritter schlägt, 
so kann die Ursache hierzu entweder in irgend einer Funken- 
bildung am Relais liegen oder aber an der Unexaktheit des Fritters. 

Der Anschlag des Hammers gegen die Röhren ist dann gut, 
wenn eine ganz leise Bewegung im Pulver wahrnehmbar ist. 
Da vor dem Klopfer ein Ohmscher Widerstand von ca. 20 Ohm 
vorgeschaltet ist, so ist die Anziehung des Klopfermagneten 
schwach und ebenso der Schlag. Trotzdem genügt derselbe zur 
exakten Auslösung. Die Polarisationszellen sind hierbei un- 
mittelbar an die Enden der Klopferspule geschaltet, der Morse 
dagegen mit einem Pol mit dem einen Ende der Klopferspule, 
mit dem anderen Pol mit dem äußeren Ende des Yorschalt- 
widerstandes verbunden. Der Morseanker muß während des 
Striches angezogen bleiben und darf nicht vibrieren. Falls ein 
Vibrieren noch bemerkbar ist, muß die Zugfeder des Morse nach- 
gelassen werden. 

V 

C. Hörempfänger mit elektrolytischem Detektor 

nach Schloemilch. 

1. Zweck des Apparates. Der Empfangsapparat mit 
elektrolytischem Detektor nach Schloemilch ist der zurzeit voll- 
kommenste Hörempfänger für drahtlose Telegraphie. Sein durch- 
aus sicheres Arbeiten, seine große Empfindlichkeit einerseits, 
die verblüffende Einfachheit anderseits, machen ihn für jede 
funkentelegraphische Anlage unentbehrlich. 

2. Erklärung des Apparates. Der Apparat besteht 
im wesentlichen aus dem Detektor, dem Telephon und einer 
Stromquelle. Alle drei sind zu einem Stromkreis in Serie ge- 
schaltet. Da die Spannung der Stromquelle regulierbar sein 
muß, ist zu den vier Trockenelementen ein Ohmscher Widerstand 
parallel geschaltet, von welchem ein fester und ein verschieb- 
barer Abzweig zur Zelle bzw. Telephon führt. 

Im Telephon T entstehen infolge der beim Ansprechen 
des Detektors auftretenden Stromschwankungen Geräusche. 
Diese sind die übertragenen Morsezeichen. 



Verschiedene Systeme der elekMschen Wellentelegraphie. 265 

Um den Empfänger beim Senden der eigenen Station vor 
den Geberwirkangen zu schützen, ist der Hartgummihebelschalter 
mit einer Feder versehen, welche den Hebel ständig aasgeschaltet 
hält. Man muß daher während des Empfangs mit diesem Appa- 
rat seinen Schalter mit dem in diesen eingeführten Empfangs- 
stöpsel ständig mit einer Hand eingeschaltet festhalten. 

3. Einstellen des Apparates. Nach Anschluß des 
Telephons and dem Einsetzen des Detektors vermehre man die 
Spannang vermittelst des Gleitkontaktes so lange, bis sich in 
dem Kopftelephon ein leichtes Bauschen bemerkbar macht. 
Geht man nunmehr wiederum um einen kleinen Betrag zurück, 




Fig. 214. 

so verschwindet dieses Geräusch wieder, und der Detektor hat 
das Maximum seiner Empfindlichkeit. Man überzeuge sich jetzt 
von dem guten Ansprechen der Zelle vermittelst eines Fritter- 
Prüfers, dessen Eisengehäuse man zu diesem Zwecke mit dem 
Stöpselanschluß des Hartgummihebelausschalters durch einen 
Draht leitend verbindet. 

Die Zelle selbst wird in zwei Empfindlichkeitsgraden her- 
gestellt, und zwar besitzt die eine Type bei größerer Lautstärke 
eine etwas geringere Empfindlichkeit, die andere bei geringerer 
Lautstärke eine sehr hohe Empfindlichkeit. Der Boden des 
Detektorgefäßes trägt als Unterscheidungsmerkmal entweder ein 
E (empfindlich) oder ein H (hochempfindlich). 



266 8. Kapitel. 

Wenn auch der sänredichte Verschluß der Zellen ein vor- 
züglicher ist, so empfiehlt es sich doch, die Zelle in gefülltem 
Zustande möglichst stehend aufzubewahren , um ein Eni- 
weichen von Säurespuren zu verhindern. 

4. Schaltung beim Empfang. Die zweckmäßigste 
Einschaltung des Detektors in den Hochfrequenz -Empfangs- 
Schwingungskreis erläutert die beistehende Skizze (Fig. 214). Der 
Apparat wird auf den jedesmaligen Luftleiter durch einige 
Windungen Selbstinduktion der Spule 8 und den variablen 
Kondensator c so lange abgestimmt, bis sich im Telephon ein 
Maximum der Lautstärke ergeben hat. Die Größe des Konden- 
sators c, welcher parallel zum Detektor liegt, sowie der Wert der 
Selbstinduktion richtet sich nach der jeweiligen Wellenlänge der 
Sendestation sowie den elektrischen Eigenschaften des Empfangs- 
drahtes, und lassen sich dessen vorteilhafteste Abmessungen in 
kürzester Zeit auffinden. Ist die Empfangsintensität eine sehr 
geringe, so kann man nach erfolgter Abstimmung in der Regel 
noch dadurch eine Verbesserung der telephonischen Wiedergabe 
erzielen, daß man durch geringes Verschieben des Gleitkontaktes 
eine ev. noch feinere Spannungsabstufung herstellt. 

Der mit E bezeichnete Fritter wird allein für normalen 
Betrieb verwendet. Der parallel zum Fritter zu schaltende Kon- 
densator hat am günstigsten ca. 200 cm Kapazität. Als Selbst- 
induktion in den Luftleiter wird eine passende Windungszahl 
der Schiebespule hineingenommen. 

Der mit H bezeichnete Fritter wird nur (wegen der Schwäche 
der hörbaren Zeichen) dann eingeschaltet, wenn die Intensität 
für den gewöhnlichen Schreibapparat bereits zu schwach ist. 
Der parallel zu schaltende Kondensator muß ungefähr 100 — 150 
cm Kapazität haben. Bei der Abstimmung ist auf das Eintreten 
der Resonanz genau zu achten, da die erstere eine derartig 
scharfe ist, daß dieselbe bei Veränderung des Kondensators 
bzw. der Selbstinduktion leicht übergangen werden kann. 

D. Der Morsetaster. 

Der Morsetaster zum Geben der Morsezeichen schließt den 
Hauptstrom beim Niederdrücken und öffnet ihn beim Loslassen. 
Zum Zwecke der Funkenbeseitigung ist der Platinkontakt an 
einem kleinen Hebel befestigt, welcher am Arbeitshebel gelagert 
ist und durch eine Feder an diesen gedrückt wird. Dieser 
Hebel trägt einen Anker, dem ein Elektromagnet gegenüber 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 267 

steht Wird der Taster niedergedrückt, so wird der Hauptstrom 
geschlossen. Derselbe durchfließt auch die Windungen des Elektro- 
magneten. Wird der Taster geöffnet zu einer Zeit, wo der unter- 
brochene Gleichstrom oder Wechselstrom einen gewissen Wert 
hat, so bleibt der Anker so lange angezogen, bis der Strom 
wird. Dann erst werden die beiden Platinkontakte durch die 
auf den Anker drückende Feder voneinander getrennt, so daß 
eine Lichtbogenbildung zwischen den Kontakten nicht eintreten 
kann. 

E. Induktor. 

Die niedergespannte elektrische Energie wird mit Hilfe 
spezieller Transformatoren (Induktoren) in hochgespannte um- 
geformt. Diese Transformatoren sind für bestimmte Eapazitäts- 
belastungen und Spannungsübersetzungen hergestellt und so be- 
messen, daß sie bei gegebener sekundärer Kapazitätsbelastung 
und einer gegebenen primären Periodenzahl mit elektrischer 
Kesonanz arbeiten. Eine Auswechslung eines Transformators 
gegen einen anderer Konstruktion ist daher nicht ohne weitere» 
möglich. 

F. Die Erregerfunkenstrecke. 

Die Erregerfunkenstrecke ist dreiteilig und regulierbar. 
Parallel zu den einzelnen Teilen liegen kleine Kondensatoren, 
welche die gesamte an die Funkenstrecke gelegte Spannung^ 
gleichmäßig auf drei Einzelfunkenstrecken verteilen. Die Konden- 
satoren sind genau gleich. Desgleichen sollen auch alle drei 
Teilfunkenstrecken genau gleich eingestellt sein. Die Maximal- 
leistung der Maschine beträgt 3 mal 4 mm Funken. 

V. Die Schaltungen der Apparate. 

A, Der Niederspannungs kreis. (Hierzu Fig. 215.) 

Die Leitungsführung ist folgende : Die eine von der Steck- 
dose kommende Leitung passiert auf ihrem Wege zum Induktor 
die beiden Verblockungen EE des Empfangsapparätes, durchläuft 
nach dem Induktor die Verblockungen an dem Gegengewichts- 
umschalter, um dann durch den Taster zur Steckdose zurückzu- 
kehren. Der Zweck der Verblockungen am Gegengewichtsum- 
schalter ist der, beim Umschalten der Apparate von Emp- 
fangen auf Geben das Vergessen, die Gegengewichte umzu- 
schalten, auszuschließen. 



268 



8. Kapitel. 



B. Der Hochspannungskreis (siehe Fig. 216). 

Von den Bekundären Klemmen des Induktors führen Hoch- 
spannungsleitungen zu den beiden Belegungen der Leydener 





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Fig. 215. 




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Fig. 216. 



Flaschenbatterie LF. Diese bildet mit der Funkenstrecke F 
und den primären Windungen P des Gebertransformators einen 
geschlossenen Windungskreis, welcher, wie im Abschnitt B aus- 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 269 

geführt, durch Stöpselang von St in X oder Y so abgestimmt 
ist, daß seine Schwingungen entweder der kürzeren oder der 
längeren Welle entsprechen. An diesem Schwingungskreis ist 
einerseits der Luftdraht angeschlossen, anderseits sind an ihm 
noch die sekundären Windungen 8 des Gebertransformators nebst 
jeweiligen Gegengewichten durch den Stöpsel St geführt. 

C. Der Empfangsstromkreis. 

Der Luftdraht wird, wie unter nia erwähnt, durch Nieder- 
legen des Hebels des Empfangsapparates mit dem einen Ende 
der Primärspule des Fmpfangstransformators verbunden; beim 
Arbeiten mit kurzer Welle liegt zwischen Luftdraht und Primär- 
wickelung eine Drosselspule. An das andere Ende wird durch 
Stöpsel ung das Gegengewicht angeschlossen. An diesem Punkt 
ist auch das eine Ende der Sekundärspule angelegt. Der zweite 
Pol der Sekundärspule führt zu der einen Elektrode des Fritters, 
dessen andere Elektrode über einen Kondensator von 0,01 Mikro- 
farad Kapazität mit dem Gegengewicht in Verbindung steht. 
Parallel zu dem Kondensator von 0,01 Mikrofarad Kapazität liegt 
das Fritterelement und die Magnetspulen des Relais, denen ein 
Widerstand von 6000 Ohm vorgeschaltet ist. Zur Vei-meidung 
der Funkenbildung an der Kontaktstelle der Relaiszunge ist 
parallel zu den Magnetspulen des Relais ein Kondensator gelegt. 
Der Arbeitsstrom durchläuft, von den 4 Elementen ausgehend, 
die Kontaktstelle des Relais, die Relaiszunge, den Klopfer und 
die Magnetspule des Morseschreibers, die parallel zum Klopfer 
geschaltet sind. Zur Erzielung eines leichten Schlages liegt mit 
den Spulen des Klopfers in Serie ein bifilar gewickelter Wider- 
stand von 20 Ohm. Das Auftreten eines Abreißfunkens an der 
Unterbrechungsstelle des Klopfers wird durch eine parallel zu 
den Klopferspulen angelegte Batterie von 5 Polarisationszellen 
vermieden. 

Verschiedene Systeme. 

Einige dieser Systeme begründen ihren Anspruch auf Ur- 
sprünglichkeit lediglich dadurch, daß sie den einen oder anderen 
Bestandteil der bereits beschriebenen Systeme durch einen anderen 
ersetzen, oder den einen oder anderen dieser Bestandteile mehr 
oder minder verändern. Andere beanspruchen sie wegen be- 
sonderer Abstimmungsverfahren, der Geheimhaltung der aus- 
getauschten Nachrichten und anderer Vervollkommnungen prak- 
tischer Art. 



270 



8. Kapitel. 



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Fig. 217. 



System Bochef ort-Tissot. Der Sender Kochefort unter- 
scheidet sich nicht von der Anordnung, wie sie Marconi im 
Jahr 1897 patentieren ließ. Der Sekundftrstromkreis eines 
Funkeninduktors, dessen Primärstromkreis einen Taster und 
eine Stromquelle enthält, ist einerseits mit der Erde und einer 

A der Erregerkugeln, anderseits 
mit der zweiten Erregerkugel 
und dem Sendedraht verbunden. 
In der Folge wurde der 
Funkeninduktor durch einen uni- 
polaren Transformator ersetzt 
(s. S. 85), in welchem die ganze 
Spannung auf einem Pol des 
Sendedrahts konzentriert wird, 
wodurch die Funkenlänge durch 
die Erdung des Pols von niedriger 
Spannung nicht verringert wird. 
Der Empfänger Rochefort 
ist vom Tjrpus Popoff, welcher 
in Rußland seit 1895 erprobt ist. 
Beide Organe zeigen jedoch eine 
sorgfältig ausgearbeitete Ausfüh- 
rungsform. Der Luftdraht ist mit dem Boden über einen Fritter 
verbunden, in dessen Stromkreis ein Relais Claude (s. S. 161) 
und eine Batterie eingeschaltet ist. Das Relais betätigt eine 
Entfrittungsvorrichtung und einen Morse-Apparat. Als Fritter 
werden die Anordnungen Tissot und Rochefort (s. S. 138) an- 
gewendet. Tissot verwendet auch die in Fig. 217 dargestellte 
Schaltung, welche die Sicherheit der Übertragung zu erhöhen 
scheint. Der Empfangsdraht A ist mit der Erde direkt über die 
Selbstinduktion 8 verbunden, während der Fritter c einerseits 
geerdet, anderseits über den Kondensator C mit dem Sendedraht 
verbunden ist. Die Firma Ducretet, welche die Apparate Roche- 
fort -Tissot baut, hat den letzteren manche besondere Züge 
verliehen. 

System Popp-Pilsoudski. In diesem System erhebt 
sich der Empfangsdraht nicht in die Luft, sondern ist im Boden 
eingebettet und besteht aus einem Draht, welcher an eine Metall- 
platte anschließt, die auf einer im Ölbad befindlichen und am 
Boden aufgestellten Glasplatte ruht. An der Sendestation ist der 
Draht mit einer der Erregerkugeln verbunden, während die andere 



'0 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 271 

Kugel mit der Erde vermittelst eines Drahtes und einer tiefein- 
gegrabenen Erdplatte von großer Oberfläche in Verbindung steht. 

In der Empfangsstation ist die gleiche Anordnung getroffen. 
Der Draht, welcher an die Platte anschließt, ist mit einem sehr 
empfindlichen Fritter, dessen zweite Elektrode geerdet ist, ver- 
bunden. 

Der Apparat beruht auf der Fortpflanzung der elektrischen 
Wellen durch die Erde. 

Die Einrichtung könnte dazu verwendet werden, um die 
Lage metallischer Schichten im Erdboden vermittelst elektrischer 
Wellen festzustellen. Zu diesem Zweck müßten zwischen zwei 
Punkten, zwischen welchen die Anwesenheit von Mineralien ver- 
mutet wird, zwei Stationen eingerichtet werden. Sind solche 
Minerallager vorhanden, so bilden sie infolge ihrer Leitfähigkeit 
einen Schirm gegen die elektrischen Wellen, und die von einem 
Punkte entsandten Wellen können nicht zum andern gelangen. 

Ln Juli 1901 wurden in V^sinet mit diesem System Ver- 
suche angestellt, bei welchen Übertragungen zwischen zwei 
Stationen, welche 500 m voneinander entfernt und inmitten von 
Wohnhäusern gelegen waren. 

System Guarini. Guarini beabsichtigt in erster Linie, 
drahtlose Verbindungen über Land mit einem Minimum von 
Stromaufwand zu erreichen. In der Tat gelapg es ihm zwischen 
Malines und Antwerpen, auf eine Entfernung von 22 km mit 
einem Aufwand von nur 35 Watt Nachrichten auszutauschen. 
Dies Ergebnis wurde hauptsächlich dadurch erzielt, daß an Stelle 
des Funkens, welcher die Hertzschen Wellen erzeugt, Wellen 
von niedriger Frequenz benutzt wurden, die vermittelst inter- 
mittierender oder Wechselströme erhalten wurden und auf lose 
Kontakte wirken. 

Guarini benutzt den Grundgedanken seines Systems in ver- 
schiedener Weise, doch lassen sich zwei Hauptverfahren erkennen, 
auf welche die verschiedenen Anwendungsarten zurückgeführt 
werden können : 1. Das Verfahren, bei welchem am Sender und 
am Empfänger offene Stromkreise verwendet sind. 2. Das Ver- 
fahren mit geschlossenen Stromkreisen. 

In der ersten Anordnung Guarinis ist ein verbesserter Em- 
pfänger Popoff verwendet, und der Sender besteht aus einer 
Induktionsspule (ohne Oszillator), deren Sekundärdraht einerseits 
mit der Erde, anderseits mit dem Sendedraht verbunden ist. 



272 8. Kapitel. 

In der zweiten Anordnung von Guarini für Wechselströme 
ist als Sender eine regulierbare Stromquelle benutzt, welche direkt 
oder vermittelst einer Induktionsrolle mit einem geschlossenen 
Stromkreis, beispielsweise einer Sendevorrichtung Guarini Fig. 69, 
verbunden ist. An der Empfangsstation ist eine ähnliche Anord- 
nung verwendet, in welcher Fritter, Batterie und Relais an die 
Stelle der Wechselstromquelle treten. 

Guarini wendete femer auf sein System den automatischen 
Übertrager an, wie er S. 69 beschrieben ist. 

System Cervera. Das System Cervera gleicht dem von 
Rochefort-Tissot. Der Sendeapparat unterscheidet sich von der 
letztgenannten Einrichtung durch die Einschaltung von Konden- 
satoren zwischen Luftdraht und Erdverbindung. Das System 
ist ferner durch die auf S. 80 beschriebenen Sendetasten ge- 
kennzeichnet. 

Der Empfänger Cerveras nähert sich der letzten Aus- 
führungsform des Empfängers Marconi, Fig. 151, S. 184, mit 
konzentrischen Zylindern zur Wellenaufnahme und Erdverbindung 
über den Primärdraht eines kleinen Transformators. Die Batterie, 
welche im Stromkreis des Fritters ein Relais betätigt, schließt 
vermittelst des letzteren den Stromkreis eines zweiten Relais, 
welches vier Aufgaben zu erfüllen hat: 1. betätigt es das Morse- 
schreibwerk, 2. die Entfrittervorrichtung, 3. unterbricht es den 
Fritterstrom vermittelst des Ankers der Entfrittungsvorrichtung, 
4. unterbricht es den Stromkreis eines Elektromagneten, welcher 
die EmpfindUchkeit des Fritters regelt. 

Das Morseschreibwerk, die Entfrittungsvorrichtung und der 
letztgenannte Elektromagnet werden von je einer Batterie erregt, 
so daß in der Empfangsstation Cervera im Ganzen mit der 
Fritterbatterie und der Batterie des ersten Relais 5 Stromquellen 
vorhanden sind. Trotzdem sollen mit dem System Übertragungs- 
geschwindigkeiten bis zu 25 Worten in der Minute erreicht 
worden sein. 

System Armorl. Der kennzeichnende Zug dieses Systems 
besteht in dem Kapillar-Quecksilberrelais, wie es auf S. 161 be- 
schrieben wurde. Obgleich eingehende Nachrichten über die 
praktischen mit dem System erzielten Erfolge nicht vorliegen, 
so scheint doch das Relais wohl geeignet zur Entdeckung der 
mikroskopischen Ströme, welche in einer entfernten Station bei 
der Telegraphie durch den Erdboden ankommen. 

SystemPreece. Das System beruht auf elektrodynamischer 
Induktion und wurde S. 33 bereits beschrieben, zusammen mit 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 273 

verschiedenen anderen Verfahren, welche vor der Anwendung 
der elektrischen Wellen versucht wurden. 

System Schaffe r. Soviel bekannt geworden ist, unter- 
scheidet sich das System von der Anordnung Marconis nur durch 
die Verwendung der auf 8. 148 beschriebenen Schaff ersehen Platte, 
anstatt des Fritters zur Aufnahme der Wellen. Die Anordnung 
wurde von Schaff er und Rola im Jahr 1899 zwischen Triest 
und Venedig und später im Kanal von Bristol und anderwärts 
praktisch versucht. 

System Blochmann. Die Anordnung entbehrt der 
Luftdrähte und bedient sich, wie auf S. 108 erwähnt, elektrischer 
Wellen, welche vermittelst Linsen aus dielektrischen Stoffen, 
beispielsweise Paraffin, gerichtet werden. Wie die übrigen Systeme 
mit gerichteten Wellen könnte die Anordnung dazu dienen, die 
Richtung, aus welcher die Wellen kommen, festzustellen und 
beispielsweise die Lage eines Schiffes, das sich im Nebel verirrt 
hat, an der Küste zu erkennen, wenn die vom Schiff entsandten 
Wellen von zwei Stationen der Küste aufgenommen würden. 

Der Urheber dieses Systems hat gezeigt, daß es gar nicht 
besonders großer Linsen bedürfe, wie dies auf den ersten Blick 
scheint. Es gelang ihm in der Tat, Nachrichten auf 1 km Ent- 
fernung mit Linsen von 80 cm Durchmesser und Wellen von 
20 cm bei einem Arbeitsaufwand von weniger als 1 KW im 
Primärstromkreis zu übertragen. 

System Tesla-Stone. Mit dem System ist in erster 
Linie beabsichtigt, die Sicherheit des Nachrichtenaustausches 
zu erhöhen und ein Abfangen der Telegramme durch Unbefugte 
zu verhindern. Es beruht auf folgender Grundlage. 

Die Sendestation gibt die Zeichen vermittelst zweier oder 
mehrerer Systeme gleichzeitiger Wellen von verschiedener Schwin- 
gungszahJ. Die Empfangsstation enthält ebensoviele Wellen- 
anzeiger, von welchen ein jeder mit der Schwingungszahl des 
einen der erwähnten Wellensysteme abgestimmt ist. Der Emp- 
fangsapparat antwortet jedoch nur dann, wenn sämtliche Wellen- 
anzeiger gleichzeitig erregt werden. Die Empfangsstation kann 
daher von einer fremden Station, welche nur Wellen von einer 
einzigen Schwingungszahl aussendet, nicht gestört werden, weil 
diese Wellen nur einen einzigen der Wellenanzeiger, nicht aber 
die anderen betätigen. Auch eine fremde Station, welche Wellen 
von verschiedener Schwingungszahl aussendet, kann die erste 
Station nicht stören, solange nicht die von der fremden Station 
Mazzotto, Telegraphie ohne Draht. 18 



L 



274 



8. Kapitel. 



auBgeBandten Wellen dieselbe Schwingungszahl aufweisen, auf 
welche diese Station abgestimmt ist. 

Die Emfinpdlichkeit des Empfangsapparats gegenüber von 
Zeichen, die nicht für ihn bestimmt sind, kann jedoch noch 
vermindert werden, indem nicht nur die Anzahl der Wellenarten, 
deren Zusammenwirken zur Betätigung des Empfängers erforder- 
lich ist, vermehrt wird, sondern auch dadurch, daß diese Schwin- 
gungszahl und die Reihenfolge, in welcher sie hervorgebracht 
werden, passend gewählt werden. 

Die Fig. 218 und 219 zeigen den Stromlauf einer Sende- 
und einer Empfangsstation für den Fall, daß nur zwei ver- 
schiedene Wellensysteme erzeugt werden sollen, eine Be- 



cx 



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schränkung, welche jedoch be- 
reits einen so hohen Grad von 
Sicherheit gewährt, daß sie in 
der Mehrzahl der praktischen 
Fälle als ausreichend angesehen 
werden kann. 

In der Fig. 218 sind Si und 
8^ in ebenen Spulen aufgewun- 
dene Drähte, welche mit ihrem 
inneren Ende mit den an den 
Kapazitäten D^ D, endigenden 
Luftdrähten, mit den äußeren 
Enden mit der Erde E verbunden 
sind. Die elektrischen Schwin- 
gungen werden auf die sekun- 
dären Drähte D^ Sj^ E und 
D, S^E von den primären Wicklungen Pj P, , welche die 
Spulen umgeben, übertragen. 

Die Spulen Pj Pj sind in Reihe in zwei unabhängigen 
Stromkreisen eingeschaltet, welche die Kondensatoren C^ C,, 
die Spulen mit regelbarer Selbstinduktion L^ i, und die Schleif- 
stücke Pi P, enthalten. Gegen letztere gleiten die Zähne des 
Rades PP , welches mit dem Leiter F und mit der Erde in 
Verbindung ist. Eine Elektrizitätsquelle 8 von hoher Span- 
nung besorgt die Ladung der Kondensatoren C^ Cg, indem sie 
in den beiden Stromkreisen, von verschiedener Kapazität und 
von verschiedener Selbstinduktion, elektrische Schwingungen 
von verschiedener Periode hervorbringt, welche in rascher 
Folge bei jeder neuen Berührung eines Zahnes des Rades 
mit den Gleitstückchen sich erneuern. Die beiden Sende- 



Flg. 218. 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 275 



drahte strahlen daher gleichzeitig Wellenztige von verschiedener 
Periode aus. 

Die Empfangsstation enthält nach Fig. 219 zwei gleiche 
Loftdrähte, welche oben mit zwei Kapazitäten d^ d^ endigen und 
an zwei ebene Drahtspiralen anschließen, die zwei Schwingungs- 
systeme von verschiedener Periode bilden. Ein jedes dieser 
Systeme ist mit einem der beiden Schwingungssysteme der Sende- 



st 

o 



Station abgestimmt. Parallel mit den 
Spiralen sind zwei Empfängerstrom- 
kreise geschaltet, deren jeder einen 
Wellenanzeiger a, a, , beispielsweise 
einen Fritter, eine Batterie b^ 6, 
einen Regulierwiderstand r^ r, und 
ein Eelais M^ JB, enthält. 

Die Anker l^ l^ der beiden Relais 
sind mit einem Draht W verbunden 
und berühren in der Arbeitsstellung 



Ö 




Fig. 219. 



bei CiC, zwei Kontakte, welche vermittelst des Relais U, den 
Kontakt c, und so einen dritten Ortskreis schließen, welcher eine 
Batterie und das Schreibwerk m enthält. Damit dieser Stromkreis 
geschlossen wird und das Schreibwerk anspricht, ist es jedoch 
nötig, daß die beiden Relaisanker gleichzeitig angezogen werden, 
da sonst der Stromkreis an dem offenen Kontaktdes nicht an- 
gezogenen Ankers unterbrochen bleibt. Es ist daher auch nötig, 
daß die ankommenden Wellen gleichzeitig die an den beiden 
Empfangsdrähten angeschlossenen Fritter betätigen. 

18» 



276 



8. Kapitel. 




System Artom. Das System ist durch zwei im rechten 
Winkel aufeinanderstehende Sendedrähte gekennzeichnet, welche 
von elektrischen Schwingungen gleicher Amplitude durchflössen 
werden, in deren einem jedoch die Schwingungen gegenüber den 
Schwingungen im andern um eine Viertelsperiode im Rückstand 
sind. Das Zusammenwirken beider Schwingungen erzeugt, wie 
auf 8. 106 gezeigt wurde, gerichtete Wellen, welche vom Schnitt- 
punkt der beiden Sendedrähte in einer auf der Ebene dieser 
Drähte senkrechten Richtung verlaufen. Die Fig. 220 zeigt den 
Stromlauf der Schaltung. MNP sind drei Entladungskugeln, 
welche in den Ecken eines rechtwinkeligen Dreiecks mit gleichen 
Katheten angeordnet sind. Zwischen N und X ist die Kapazität C 
und zwischen X und P die Selbstinduktion 8 eingeschaltet. Die 
Punkte X und M sind mit den Enden der Sekundärwicklung eines 

Funkeninduktors B verbunden. Die beiden 
Sendedrahtstücke stehen direkt oder vermittelst 
Induktionsrollen, die eine mit der Kugel M, 
die andere mit der Kugel N in Verbindung. 
Wird die Kapazität C und die Selbstinduk- 
tion 8 entsprechend gewählt, so läßt sich 
erreichen, daß die zwischen M und N und 
zwischen N und P stattfindenden Entladungen 
gleiche Amplitude aufweisen, in der Phase je- 
doch um eine Viertelsperiode verschoben sind. 
Die gleiche Wirkung kann auch erzielt 
werden, wenn die Sendedraht- Abschnitte einen 
anderen Winkel einschließen, vorausgesetzt, 
daß die Selbstinduktion in 8 derart gewählt 
wird, daß die Phasenverschiebung nicht mehr 
eine Viertelsperiode beträgt sondern einen an- 
dern rechnungsmäßig zu bestimmenden Wert aufweist. In diesem 
System hat man daher zur Abstimmung der beiden Stationen 
außer den gewöhnlichen Elementen der Kapazität und der Selbst- 
induktion, noch die Veränderung zur Verfügung, welche^ man 
im Wert der Phasenverschiebung in den beiden Schenkeln des 
Sendedrahts hervorbringen kann, während man außerdem die 
Wellenlänge der beiden Schwingungen durch verschiedene Längen 
der Sendedraht-Abschnitte verändern kann. 

Die aus der Gleichheit all dieser Elemente hervorgehende 
Abstimmung kann von nicht Eingeweihten viel schwerer entdeckt 
und nachgebildet werden, wodurch die Geheimhaltung der Nach- 
richten wesentlich erleichtert wird. 




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o 



^ 






Fig. 220. 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 277 



SystemDuddell-Campos. G. Campos untersuchte die 
Möglichkeit, die im singenden Lichtbogen von Duddell auftretenden 
elektrischen Schwingungen auf die drahtlose Telegraphie anzu- 
wenden. 

Auf S. 39 wurden die Einrichtungen beschrieben, vermittelst 
welcher, der Duddellsche Stromkreis zur Wiedergabe der Sprache 
verwendet werden kann. Einfacher gestaltet sich die Anordnung zur 
Entsendung eines einfachen Tones vermittelst des Lichtbogens. 
Es genügt zu dem Zweck (Fig. 221), die Pole des Lichtbogens A 
mit einem Stromkreis zu verbinden, welcher einen Kon- 
densator c und die Induktionsspulen II\ enthält. 

Unter bestimmten Versuchsbedingungen wird beim 
Entzünden des Lichtbogens der Kondensator geladen 
und entladen mit einer Schnelligkeit, 
welche der Schwingungszahl des 
Stromkreises, in dem er eingeschaltet 
ist, entspricht, wodurch Wechsel- 
ströme entstehen, welche sich dem 
Lichtbogenstrom überlagern und den 
Bogen mit der Periodenzahl des 
Wechselstroms schwingen lassen. 
Erhält sich diese Schwingungszahl 
in den Grenzen der Schallschwin- 
gungen, so erzeugt der Lichtbogen 
einen regelmäßigen Ton. Die Schal- 
tung AICl' pflegt man als Duddell- 
ficher Stromkreis zu bezeichnen. 

Da der Gleichstrom des Licht- 
bogens dem schwingenden Strom- 
kreis ununterbrochen die Energie, welche dieser verliert, wieder 
ersetzt, so sind diese Schwingungen viel anhaltender, als jene 
der Hertzschen Stromkreise, welchen die Schwingungsenergie 
von den Entladungen zwischen den Erregerkugeln zugeführt wird. 

Bei der Erläuterung der in Resonanz miteinander befind- 
lichen Schwingungen, wurde auf die Notwendigkeit hinge- 
wiesen, daß die Erregerschwingungen eine bestimmte Zeit an- 
dauern, damit die Erscheinung der Eesonanz eintreten könne. 
Daher zeigen sich die Schwingungen des Duddellschen Strom- 
kreises besonders geeignet, zur Übertragung telegraphischer 
Zeichen im Raum vermittelst abgestimmter Apparate. Duddell 
wies schon seit seinen ersten Versuchen im Jahre 1900 auf diese 
Anwendung für die drahtlose Telegraphie hin. 




Fig. 221. 



rTTTTT 



278 8. Kapitel. 

G. Oampos hat neuerdings den Vorschlag Duddells wieder 
aufgenommen und bei näherer Untersuchung gefunden, daß der 
Duddellsche Stromkreis, eben deswegen weil er einen ausge- 
zeichneten Oszillator bildet nur von geringer strahlender Kraft 
sein kann, weil er die Energie im wesentlichen im Innern ver- 
zehrt, ohne sie nach außen auszustrahlen, während es bei der 
drahtlosen Telegraphie gerade darauf ankommt, daß die aus 
gestrahlte Energie möglichst groß ist. 

Campos schlägt vor, die Schwierigkeit wie bei den übrigen 
Systemen der elektrischen Wellentelegraphie zu umgehen, indem 
die offenen Oszillatoren durch beinahe geschlossene Schwingungs* 
kreise ersetzt werden. Es müßte daher die Übertragung von 
einem geschlossenen Erregerstromkreis auf den offenen des 
Sendedrahts durch Induktion bewirkt werden. 

Zu diesem Zwecke genügt es, die Selbstinduktionsspule I 
des Duddellschen Stromkreises, Fig. 221, als Primärwicklung eines 
Transformators zu verwenden, dessen sekundäre Windungen 
einerseits mit der Erde, anderseits mit dem Sendedraht in Ver- 
bindung stehen. 

Der Duddellsche Stromkreis, wie er gewöhnlich verwendet 
wird, zeigt jedoch den Übelstand, daß er nur verhältnismäßig 
geringe Energiemengen, welche für die drahtlose Telegraphie 
auf große Entfernungen nicht hinreichen, ins Spiel zu bringen, 
gestattet. In einem von Campos berechneten Fall betrüge diese 
Energie nicht mehr als 40 Watt, während die Energiemengen des 
Erregers von Poldhu für die transatlantischen Übertragungen im 
Mittel auf 30 000 Watt berechnet werden. Duddell und Campos 
schlugen zur Vermehrung der nutzbaren Energie im Duddellschen 
Stromkreis vor, mehrere Lichtbogen hintereinander oder parallel 
geschaltet an Stelle des einen zu verwenden. Bei 10 Lichtbogen 
würde beispielsweise die verfügbare Energie auf 2170 Watt 
steigen. Doch wären bei solcher Anordnung noch besondere 
Vorkehrungen zu treffen, um die Lichtbogenwirkung gleichmäßiger 
zu gestalten, was durch Anwendung eingeschlossener Lichtbogen 
angestrebt werden könnte. 

Unter anderen Auskunftsmitteln erwähnt Campos den Ersatz 
des Lichtbogens durch eine Cooper - Hewitt - Lampe, Villardsche 
Kathoden-, Grätzsche elektrolytische Verriegelungen oder Geißler- 
sche Röhren, wie sie von Righi zur Erzjelung ähnlicher Schall- 
wirkungen, wie sie beim singenden Lichtbogen auftreten, ver 
wendet wurden. 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelcgraphie. 279 

Infolge seiner verschwindend geringen Dämpfung eignet 
sich der Daddellsche Lichtbogen vorzüglich zur Abstimmung mit 
einem zweiten Schwingungskreis. Die Resonanz wäre sehr kräftig 
im Falle vollkommener Übereinstimmung der Schwingungszahl 
der beiden Stromkreise und würde rasch gestört, sobald diese 
Übereinstimmung um einen geringen Betrag nachließe. Dieser 
Umstand erleichtert nicht nur den Verkehr zwischen abgestimmten 
Stationen, sondern gestattet auch die Zahl der verschiedenen 
Stationen, welche gleichzeitig in ein und demselben Wirkungs- 
kreis unter Verwendung verschiedener Wellenlängen miteinander 
verkehren können, erheblich zu vermehren, ohne dabei die 
Sicherheit und Ausschließlichkeit der Übertragungen zu gefährden. 

Auf diese Anpassungsfähigkeit des Systems an die Voraus- 
setzungen vollkommener Resonanz gründet Campos sein Ver- 
fahren der Zeichengebung, bei welchem ununterbrochene Ent- 
ladungen hervorgebracht werden und die Zeichen dadurch zu- 
stande kommen, daß die Resonanz zwischen Sendestation und 
Empfangsstation abwechselnd aufgehoben und wieder her- 
gestellt wird. 

Die Zeichengebung auf diese Art könnte außer vermittelst 
der gewöhnlichen Kunstgriffe, auch dadurch erreicht werden, 
daß man einen der primären Drähte P der Spule der Fig. 221 
des kernlosen Transformators des Duddellschen Stromkreises von 
einem Hilfsstrom durchfließen läßt. Letzterer kann ein Wechsel- 
strom oder regelmäßig unterbrochener Gleichstrom sein. Ver- 
mittelst eines besonderen Tasters könnte der Hilfsstrom unter- 
brochen und wieder hergestellt werden, wodurch die Schwingungs- 
zahl des Duddellschen Kreises verändert würde und so die 
Resonanz zwischen den beiden Stationen in den zu übermittelnden 
Zeichen in entsprechenden Zeitabständen gestört und wieder 
hergestellt würde. 

System Cooper-Hewitt. Das System Cooper - Hewitt 
unterscheidet sich von dem eben beschriebenen System nur da- 
durch, daß an Stelle des Lichtbogens eine Quecksilberdampflampe 
Cooper-Hewitt verwendet wird. 

Diese Lampe besteht aus einer mit Quecksilberdämpfen 
erfüllten Glasröhre, mit 2 Elektroden, deren positive aus Eisen, 
deren negative aus Quecksilber gebildet ist. Die Lampe zeigt 
unter anderm die Eigentümlichkeit, daß sie, in einen Wechsel- 
stromkreis eingeschaltet, den Durchgang des Stroms nur bei einer 
sehr hohen Spann ungsdifferenz von bestimmtem Betrage zwischen 
den beiden Elektroden gestattet. Ist der Stromübergang einmal 



280 



8. Kapitel. 




-^ 



UUULUJUU 



eingeleitet, so wird er nur neuerdings unterbrochen, wenn die 
Spannungsdifferenz unter einen bestimmten Betrag gesunken 
ist, neuerdings aber wieder hergestellt, wenn die Spannungs- 
differenz von neuem den kritischen Wert erreicht. 

Cooper - Hewitt kam daher auf den Gedanken, diese Eigen- 
schaft seiner Lampe zur Erzeugung rasch aufeinanderfolgender 
elektrischer Wellen für die Zwecke der drahtlosen Telegraphie 
zu verwenden. 

Wie sich aus Fig. 222 ergibt, ist die Lampe im Sekundär- 
draht eines Wechselstromtransformators eingeschaltet. Parallel 
zur Lampe sind zwei regulierbare Kapazitäten EF und die 

regulierbare Selbstinduktion G angebracht. 
Letztere steht einerseits mit der Erde, ander- 
seits mit dem Sendedraht L in Verbindung. 
In den Augenblicken, in welchen die 
Lampe den Stromdurchgang versagt, ladet 
der Wechselstrom die Kondensatoren, wel- 
che sich hierauf unter Erzeugung elek- 
trischer Schwingungen in dem Augenblicke 
entladen, in welchem die Lampe leitend 
wird. Dieser Zustand dauert jedoch nur 
weniger lang als eine halbe Periode des 
Wechselstroms, weil beim Sinken der 
Spannung unter den kritischen Punkt der 
Lampenstrom von neuem aufhört. Die 
Kondensatoren laden sich hierauf neuer- 
dings, es erfolgt eine zweite Entladung u. s. f. 
Die Lampe wirkt daher als Unter- 
brecher vermittelst dessen man eine un- 
geheuere Schnelligkeit in der Aufeinander- 
folge der Unterbrechungen eiTeichen kann, welche zudem nach 
Belieben geregelt werden kann. Die im luftleeren Raum der 
Lampe stattfindenden Entladungen sind nicht denselben 
Störungsursachen unterworfen, wie die Entladungen in der Luft, 
und geben daher ein Mittel ab, absolut regelmäßige, anhaltende 
Schwingungen, wie sie in der drahtlosen Telegraphie nötig sind, 
hervorzubringen. 

Simon und V. Reich untersuchten beinahe gleichzeitig mit 
Campos die Verwendbarkeit des Duddellschen Stromkreises und 
der Quecksilberlampe zur Erzeugung andauernder Schwingungen 
von großer Schwingungszahl, wie sie nötig sind, um Resonanz- 
erscheinungen in der abgestimmten drahtlosen Telegraphie mög- 




Fig. 222. 



Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 281 



liehst ausgeprägt zu erhalten. Die beiden Forscher schätzen die 
Schwingungszahl des singenden Lichtbogens auf 20000 Perioden 
pro Sekunde^ gelangten jedoch auf eine Million Schwingungen 
in der Sekunde, mit einer Hewittschen Quecksilberlampe. Sie 
sind der Ansicht, daß noch bessere Ergebnisse mit einer Funken- 
strecke im luftleeren Baum, welche von einem Gleichstrom von 
großer Energiemenge (mehrere tausend Pferdekräfte), welche 
auch entsprechend höhere Wirkungen hervorbrächte, erhalten 
würden. 

System Valbreuze. Auch bei diesem System ist es 
wie bei den beiden vorhergehenden in erster Linie auf die Er- 
zeugung außerordentlich rascher, regulierbarer und wenig ge- 
dämpfter elektrischer Schwingungen abgesehen. 

Den wesentlichen Bestandteil der Anordnung bildet eine 
Röhre CD mit Quecksilberelektroden, Fig. 223, welche in Reihe 



/^ 



mit einer Gleichstromquelle A 
und der Selbstinduktionsspule D 
geschaltet ist. Im Nebenschluß 
befindet sich der Kondensator E. 

Die Spule D bildet die 
Primärwicklung eines eisenlosen 
Transformators, dessen sekundäre 
Wicklung aus der Spirale D 1 be- 
steht, welche einerseits ndt der 
Erde, anderseits mit dem Sende- 
draht verbunden ist. Der Taster T 
gestattet, den Stromkreis der 
Selbstinduktion J, in welche eine 
weitere Rolle D2 eingeschaltet 
ist, zuschließen und zu öffnen, 
und damit die Zeichengebung ohne Unterbrechung des Haupt- 
stromkreises zu bewirken. 

Die Wirkungsweise des Apparates beruht auf der von 
Warren de la Ruc entdeckten Erscheinung, daß eine luftleere 
Glasröhre in Verbindung mit einer Batterie von 1080 Elementen 
geschichtetes Licht erzeugt, wenn ein Kondensator im Neben- 
schluß angesetzt wurde und daß der Stromkreis von einem undu- 
latorischen Strom von kurzer Periode durchflössen wurde. 

Genau unter denselben Bedingungen befindet sich die 
Röhre CD und die wellenförmigen Ströme, welche auf diese 
Weise zu Stande kommen , dienen zur Hervorbringung der 
Schwingungen in D2. 




Fig. 223. 



382 9. Kapitel. 

Ein Sender der Art ist im Stande eine große Energiemenge 
auszustrahlen, weil die Quecksilberröhren für Ströme von Hun- 
derten von Ampere gebaut werden können, und im Falle noch 
stärkere Ströme erforderlich sind, zu mehreren parallel geschal- 
teten angewendet werden können. 

Andere Systeme. Blondel, Anders, Bull, Tommasi, Ascoli 
und andere haben verschiedene Arten der Abstimmung vor- 
geschlagen. Die betreffenden Anordnungen sollen besonders 
in dem nächsten Kapitel über die verschiedenen Abstinmaungs- 
verfahren besprochen werden. 



9. Kapitel. 

Abstimmung und Mehrfachverkehr. 

Wir haben bei verschiedenen Gelegenheiten auf die hohe 
Wichtigkeit aufmerksam gemacht, welche für die elektrische 
Wellentelegraphie der Aufgabe der Abstimmung der Apparate, 
d. h. die Erreichung des Ziels, daß die von dem Sendeapparat 
einer Station ausgehenden AVellen nur den Apparat einer be- 
stimmten anderen Station zum Ansprechen bringen, besitzt. 

Erst durch die Lösung dieser Aufgabe könnte man wirklich 
voneinander unabhängige Stationen in beliebiger Anzahl errichten, 
ohne daß sich dieselben gegenseitig stören. Durch die Lösung 
wäre zugleich die Ausschließlichkeit des Verkehrs sowohl als die 
Möglichkeit des Mehrfachverkehrs gegeben. 

Eine vollkommene Abstimmung ist jedoch sehr schwierig, 
wenn nicht unmöglich. Denkt man sich, daß die verschiedenen 
Gruppen von Gästen an den verschiedenen Tischen eines großen 
Restaurants sich plötzlich auflösten und im Lokal sich verteilten 
und dann mit lauter Stimme ihre Gespräche fortsetzen wollten, 
mit dem Anspruch, weder von Unbeteiligten verstanden, noch 
gestört zu werden, so hat man damit ein Bild, welches der Auf- 
gabe der Abstimmung verschiedener drahtloser Stationen desselben 
Wirkungskreises, die beliebig miteinander verkehren sollen, ent- 
spricht. 

Auf S. 70 wurde erörtert daß die Erscheinungen der elek- 
trischen Resonanz, wie sie jenen der akustischen Resonanz 
ähneln, einen der Wege gezeigt haben, auf welchem die Lösung 
der Aufgabe wenigstens für den Einzelfall einer beschränkten 



Abstimmung und Mehrfach verkehr. 2SS 

Anzahl von Stationen versucht werden kann. Bei den Unter- 
suchungen in dieser Richtung wurde nun wenigstens die Tat- 
sache festgestellt, daß zwischen zwei auf dieselbe Wellenlänge 
abgestimmten Stationen der Zeichenaustausch mit Apparaten von 
geringerer Empfindlichkeit, als wie sie ohne die Resonanz er- 
forderlich wären, erreicht werden kann. Wie wir femer sehen 
werden, kann bei der Verwendung sehr verschieden langer Wellen 
von sehr verschiedener Energie, im Verhältnis von 1 zu 2 un- 
gefähr, mit einem einzigen Luftdraht, Entsendung und Aufnahme 
von Nachrichten gleichzeitig von zwei verschiedenen Stationen 
erreicht werden, während anderseits schon von dem Gelingen 
der Übertragung unter noch schwierigeren Versuchsbedingungen 
berichtet wird. Im Augenbhck ist man jedoch von der erwünschten 
völligen Lösung noch sehr weit entfernt. 

Die Bedingungen, welche für eine wirksame Abstimmung 
bestehen, sind folgende: 1. daß der Sendeapparat wenig oder 
gar nicht gedämpfte Wellen von scharf bestimmter Periode aus- 
sendet, 2. daß die Schwingungszahlen der wirksamen Stromkreise 
in den beiden Stationen leicht derart geregelt werden können^ 
daß eine vollständige Übereinstimmung statt hat. 

Von der Beschreibung der verschiedenen versuchten und 
vorgeschlagenen Systeme haben wir als Mittel zur Erfüllung der 
ersten Bedingungen die Verwendung geschlossener Stromkreise 
als Erreger, die Wechselstrommaschinen an Stelle der Funken- 
induktoren, den Duddellschen Lichtbogen und die Cooper-Hewitt- 
sche Quecksilberdampflampe an Stelle der gewöhnlichen Funken- 
induktoren, kennen gelernt. In der Mehrzahl der erwähnten 
Systeme versucht man die zweite Bedingung dadurch zu erfüllen, 
daß man die Regelung der Kapazität oder der Selbstinduktion 
der schwingenden Stromkreise und der Luftdi'ähte, solange ver- 
ändert, bis die vier Schwingungskreise nämlich der Schwingungs- 
kreis der Funkenstrecke und des Sendedrahtes, des Empfangs- 
drahtes und des Fritters, dieselbe Schwingungszahl aufweisen. 
Besteht der Schwingungskreis der Funkenstrecke, wie beispiels- 
weise in den weittragenden Stationen, aus mehreren hinter- 
einander geschalteten aufeinander wirkenden Kreisen, so ist 
es nötig, daß diese einzelnen Kreise sämtlich unter sich und 
mit den bezüglichen Luftdrähten abgestimmt seien. Zu diesem 
Zwecke dienen die regulierbaren Kapazitäten, und Selbst- 
induktionen. 

Die Systeme Fessenden und Tesla unterscheiden sich in 
dieser Hinsicht von den übrigen Systemen insofeme, als in ersteren 



284 9. Kapitel. 

vermittelst eines besonderen Tasters die Resonanz zwischen den 
beiden verkehrenden Stationen im Augenblick der Zeichengebung 
aufgehoben wird, im zweiten die Zeichen vermittelst zweier ver- 
schiedenen Wellenzüge, deren jeder mit einem Schwingungskreis 
des Empfangsapparates abgestimmt ist, übermittelt werden. 

Auch das System Artom (Fig. 276) benutzt ein besonderes 
Verfahren, die Abstimmung zu erreichen. Unter den übrigen 
im folgenden zu beschreibenden Verfahren zur Abstimmung 
sind die, welche sich der elektrischen Resonanz bedienen, und 
jene, welche die Ausschließlichkeit dadurch erreichen, daß zwei 
Apparate nur dann Zeichen austauschen können, wenn in ihren 
Bestandteilen gewisse mechanische Bedingungen erfüllt sind, zu 
unterscheiden. 

Yerschiedene Abstimmanggyerfahren. 

Abstimmungsverfahren Blonde 1. — Blondel hat 
im Jahre 1898 ein Abstimmungsverfahren angegeben, bei welchem 
nicht sowohl die Frequenzen der elektrischen Schwingungen des 
Senders und des Empfängers selbst, sondern künstliche, viel 
niedriger liegende, willkürlich gewählte Schwingungszahlen von 
der Größenordnung der Schallschwingungen und unabhängig 
von den Luftdrähten , d. h. die Frequenz der Ladungen des 
Sendedrahts und die eines abgestimmten Empfänger beispiels- 
weise eines Mercadierschen Monotelephons in Übereinstimmung 
gebracht werden. Es genügt für diesen Zweck die Frequenz 
des Unterbrechers konstant und gleich der Eigenschwingungs- 
zahl des Empfangsapparates zu erhalten. Bei diesem Verfahren 
muß selbstverständlich das Telephon mit einem selbstentfrittenden 
Fritter verbunden sein. 

Bei dieser Anordnung wirkt jede Wellengruppe von hoher 
Frequenz und starker Dämpfung, welche zwischen zwei Strom- 
unterbrechungen entsteht, als ein einfacher Stoß auf das Telephon 
von verhältnismäßig geringer Schwingungszahl. Bei dieser 
Schaltung empfiehlt es sich, im Nebenschluß zum Wellenanzeiger 
eine derart berechnete Kapazität anzuwenden, daß mit der Sende- 
station eine Art elektrischer Resonanz besteht. Durch das Ver- 
fahren können in einer Empfangsstation fremde Zeichen ver- 
hältnismäßig leicht ausgeschlossen werden, da die akustische 
Resonanz im allgemeinen viel schärfer als die elektrische her- 
gestellt werden kann. Doch sind hierzu Selbsten tfrittende 
Fritter nötig, die in ihren jetzt zur Verfügung stehenden Formen 



Abstimmung und Mehrfachverkehr. 285 

noch viel zu empfindlich und unzuverlässig sind, als daß da& 
Verfahren auf größere Entfernungen anwendbar wäre. 

Auch die Verwendung der gedämpften Wellen, wie sie 
erforderlich sind, weil in jedem Wellenzug in erster Linie der 
erste Stoß zur Wirkung kommt, bringt es mit sich, daß die 
erreichbare Übertragungsentfemung klein ausfällt, da die Emp- 
findlichkeit der Fritter für andauernde Wellen viel größer ist, 
als für derart stark gedämpfte. 

Abstimmungsverfahren Ascoli. — Ascoli bemerkt, 
daß die Zeichengabe zwischen zwei nicht abgestimmten Apparaten 
nur durch Öffnung und Schließung des Primärstromkreises des 
Funkeninduktors möglich ist. Sind jedoch die Apparate ab- 
gestimmt, so kann der Zeichenaustausch auch auf andere Weise 
zustande kommen. 

Nehmen wir an, daß der Sender mit einem der Empfänger, 
auf welchen er wirken soll, nicht abgestimmt ist. Will man 
mit einer Station A verkehren, so wird der Unterbrecher des 
Funkeninduktors in Tätigkeit gesetzt, welche auch die ganze 
Zeit des Zeichenaustausches ununterbrochen andauert. Um die 
Zeichen zu entsenden, wird nicht der Primärstromkreis des 
Funkeninduktors beeinflußt, sondern die Abstimmung der Station A. 
Die Störung dieser Abstimmung wird auf eine der unten be- 
schriebenen Arten erreicht. 

Man erreicht daher wie in dem System Fessenden und 
Campos-Duddell, daß ein in den Wirkungskreis der sendenden 
Station kommender nicht abgestimmter Apparat die Nachrichten 
nicht aufnehmen kann, da im letzteren eine fortlaufende Folge 
von unentwirrbaren Zeichen und eine zusammenhängende Linie 
anstatt der Punkte und Striche des Morse-Apparates erscheinen 
wird. Zur Herstellung und Aufhebung der Abstimmung empfiehlt 
sich nach Ascoli mehr der folgende Vorschlag: 

Ln Stromkreis des Senders ist eine senkrechte zylindrische 
Spule angeordnet, welche eine solche Windungszahl aufweist, 
daß keiner der Empfänger anspricht, wenn die ganze Spule 
eingeschaltet ist. Im Innern der Spule kann ein massiver 
Kupferzylinder verschoben werden, welcher als Sekundärdraht 
von unendlich kleinem Widerstand wirkt und die Selbstinduktion 
der Spule verringert. Durch Verschieben dieses Zylinders kann 
daher ohne Beeinflussung des Sekundärkreises des Funken- 
induktors die Abstimmung mit irgendwelchem der Empfänger 
erreicht werden. Es genügen schon ganz kleine Verschiebungen, 
um die Abstimmung zu stören. 



286 9. Kapitel. 

Will man mit der Station A verkehren, so wird der Zylinder 
etwas tiefer als für die Abstimmung nötig eingestellt. Ist dann 
die Funkenstrecke in Tätigkeit, so genügt es, den Zylinder eine 
Kleinigkeit zu heben, um die Resonanz herzustellen und das 
Signal zu geben. Durch abwechselndes Heben und Senken des 
Zylinders können daher die gewünschten Morse-Zeichen hervor- 
:gebracht werden. Die Verschiebungen des Zylinders können 
vermittelst eines Hebels ähnlich einem gewöhnlichen Morse- 
Taster bewirkt werden. Da der Taster in diesem Falle keinen 
Stromkreis zu öffnen noch zu schließen hat, kann er von außer- 
ordentlich einfacher Bauart sein. 

Man kann den Zeichenaustausch auch dadurch vorbereiten, 
<iaß man eine bestimmte Anzahl der Spulenwindungen kurz 
schließt, statt den Zylinder zu verschieben, und zum Zeichen- 
austausch selbst die Abstimmung durch kleine Bewegungen des 
Zylinders herzustellen und aufzuheben. 

Weniger vorteilhaft verfährt man zu gleichem Zweck nach 
Ascoli, indem man vermittelst eines Tasters die bewegliche Be- 
legung eines Kondensators verschiebt, oder den Abstand verschie- 
dener Windungen der Selbstindnktionsspule voneinander verändert 

Vermittelst des Tasters könnte auch eine Anzahl der 
Windungen der Selbstinduktionsspule kurz geschlossen werden, 
wenn nicht die Aufhebung des Kurzschlusses bei der Verwendung 
hoher Spannungen starke Funkenbildung befürchten ließe. Ascoli 
verwendete jedoch auch dieses Verfahren zur bequemen Vor- 
führung der Erscheinungen mit Erfolg. 

Abstimmungsverfahren Stone. — Das von Stone 
vorgeschlagene Verfahren zur Erzielung einer vollkommenen 
Besonanz zwischen Sende- und Empfangsstation beruht auf 
folgenden Tatsachen: 

Erstens, daß die magnetische Hysteresis und deren analoge 
Erscheinung in den Stromkreisen, die elektrische Hysteresis, die 
Wirkungen der Eesonanz beträchtlich vermindern. 

Zweitens, daß die Resonanz um so kräftiger ausfällt, je 
regelmäßiger die Periode der Schwingungen ist. 

Stone beseitigt daher die magnetische Hysteresis, indem 
er in den Stromkreisen die Verwendung von Spulen mit Eisen- 
kernen ausschließt und an Stelle der Leydener Flaschen Luft- 
kondensatoren verwendet. 

Um die Schwingungsperiode harmonisch zu machen, reinigt 
er die Schwingung, wie sie ziemlich unregelmäßig von der Spule 
kommt, indem er sie gewissermaßen durch verschiedene auf- 



Abstimmung und Mehrfach verkehr. 287 

einanderfolgende Schwingungskreise, die vermittelst Induktion 
aufeinander wirken und sämtlich auf dieselbe Periode abgestimmt 
werden, filtriert und den letzten dieser Schwingungskreise durch 
Induktion auf den Sendedraht wirken läßt. 

Nach dem Prinzip der Resonanz greift ein Schwingungskreis 
von scharf bestimmter Schwingungszahl aus einer Schwingung 
gemischter Perioden die Schwingungen heraus, welche seiner 
eigenen Schwingungszahl am nächsten kommen. Man hat so 
eine Schwingung von reinerer Periode, und indem man diese 
Schwingungen auf einem zweiten Stromkreis wirken läßt, wird 
dieser eine noch reinere Periode an den nächsten abgeben usw. 

Stone hat gefunden, daß für die Zwecke der Praxis zwei 
aufeinanderfolgende abgestimmte Stromkreise genügen, um end- 
gültig der Schwingung den Charakter einer beinahe vollkommen 
harmonischen zu verleihen. Die Anordnung der Stromkreise in 
dem Stoneschen Verfahren ist ähnlich jener der Fig. 153 mit 
dem Unterschied, daß an Stelle des Transformators T' ein ge- 
wöhnlicher Funkeninduktor verwendet ist. Der erste Strom- 
kreis CC TT' enthält die Funkenstrecke E, der zweite Strom- 
kreis CC" T'T" dient dazu, die vom ersten Stromkreis kommenden 
Schwingungen harmonischer zu machen. 

Die Anordnung des Empfangsapparats entspricht der des 
Sendeapparats, nur findet sich an der Stelle der Funkenstrecke 
der Fritter mit dem zugehörigen Stromkreis des Schreibwerks. 
Die am Empfangsdraht einlaufenden Schwingungen wirken durch 
Induktion auf einen ersten Stromkreis und von diesem auf 
einen zweiten mit dem ersten abgestimmten und gelangen daher, 
harmonischer gemacht, zum Fritter. 

In Versuchen zwischen Cambridge und Lynn wurde mit 
diesem System auf eine Entfernung von 20 km der Zeichen- 
austausch derart erreicht, daß eine Abweichung von 10 '/q in 
der Schwingungsperiode die Wirkung auf die Empfangsapparate 
vom Höchstbetrag auf Null herunterdrückte. 

Abstimmungs verfahren Anders Bull. — Das Ver- 
fahren beruht auf der Anordnung der mechanischen Abstimmung 
und unterscheidet sich daher grundsätzlich von den Systemen 
Marconis und ähnlichen. 

Zur Zeichengebung werden bei diesem Verfahren nicht 
einfache elektrische Impulse, sondern Gruppen von Impulsen, 
welche in bestimmter Anzahl in bestimmten Zeitabständen auf- 
einanderfolgen, verwendet. Angenommen, jedes Zeichen bestünde 
aus fünf verschiedenen durch vier Zeitzwischenräume ti t^ t^ t^ 



288 



9. Kapitel. 



getrennten Impulsen, wobei diese Zeitabstände verschiedene 
Werte erhalten, so erhält man eine unendliche Anzahl von 
Impulsgruppen, wie sie zur Zeichenübermittlung dienen können. 



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Fig. 224. 

Soll z. B. von einer Station T zu einer Station Ä ein Punkt 
des Morse- Alphabets übermittelt werden, so wäre eine Reihe von 
fünf von den vorher bestimmten Zeitabständen i\ t\ i\ t\ 
getrennten Impulsen zu entsenden. Ist auf diese Folge der 



r 



Abstimmung und Mehrfachverkehr. 289 

Empfänger in R^ vorher abgestimmt, so wird er nur einen 
Punkt aufzeichnen. Soll dieselbe Station T mit einer anderen B^, 
welche auf eine andere Folge der Zeiträume t'\ f", t'\ t"^ ab- 
gestimmt ist, verkehren, so wird die Station T die Abstimmung 
des eigenen Senders derart abändern, daß er die Impulse nach 
den letztgenannten Zeitabständen abgibt, und das Zeichen wird 
von Station i?,, nicht aber von Bj^ und auch nicht von irgend 
einer anderen anders abgestinmiten Station erhalten werden. 

Zur praktischen Verwertung dieses Grundgedankens werden 
von Anders Bull zwei Apparate verwendet, welche selbsttätig 
die beiden Aufgaben, die von einem gewöhnlichen Morse-Taster 
hervorgebrachten Bewegungen in eine Reihe von fünf durch 
bestimmte Zeitzwischenräume getrennte Impulse aufzulösen und 
diese fünf Impulse wieder zu einem einzigen Zeichen zusammen- 
zusetzen, erfüllen. 

Die Fig. 224 zeigt schematisch in Grund- und Aufriß die 
wesentlichen Teile einer Sendestation. Durch Druck auf den 
Taster 1 gelangt der Strom der Batterie 2 über die Wicklung 
des Elektromagneten 3, dessen Anker mit dem Haken 4 verbunden 
ist, welcher den Zahn einer Scheibe 6 festhält. Die Scheibe 
wird durch einfache Reibung auf einer Achse festgehalten, 
welche sich mit einer Geschwindigkeit von fünf Umdrehungen 
in der Sekunde dreht, so daß die Scheibe mitgenommen wird, 
so oft sie von dem Haken des Elektromagnetankers freigegeben 
wird. Bei der Umdrehung der Scheibe gerät der Zahn 4 in 
Berührung mit der Feder 8 und schließt einen Stromkreis der 
Batterie 9 über den Elektromagneten 10. Wird der Taster zur 
Übermittlung eines Punktes nur sehr kurze Zeit gedrückt, so 
vollzieht die Scheibe in dieser Zwischenzeit nur eine vollkommene 
Umdrehung und der Elektromagnet 10 wird nur einmal erregt. Wird 
dagegen der Taster länger gedrückt, so wird der Stromkreis des Elek- 
tromagneten öfters in Abständen von ^/g Sekunde durchflössen. 

An eine Scheibe 11 sind eine große Anzahl vertikaler, 
konzentrisch angeordneter Stahlfedern, 12, befestigt, deren obere 
Enden frei sind und in radialen Schlitzen, welche in der 
Scheibe 13 angebracht sind, sich in radialer Richtung bewegen 
können. Die beiden Scheiben 11 und 13 sitzen auf derselben 
Achse und drehen sich mit dem Rahmen 14, an welchem ein 
Ring 15 derart angebracht ist, daß er als Führung für die Federn 
dient und letztere während der Umdrehung längs des Rings 
oder in der fl förmig gebogenen am Ring 16 angebrachten Führung 
laufen müssen. 

Mazzotto, Telegraphie ohne Draht. 19 



l 



290 



9. Kapitel. 



Ein Stück des Rings entsprechend dem Winkel nr, ist ausge- 
schnitten und durch ein Bronzestück 17 ersetzt, welches die 
Federn gegen die Pole des Magneten 18 hinbiegt. Letzterer ist 
dauernd von dem Strom der Batterie 9 erregt, zieht die Stahlfeder 
unter Überwindung ihrer Elastizität an und führt sie aus der 
Kuhelage bis zu der durch Punkt 20 bezeichneten Stelle. 
Wird jedoch auch der Magnet 10 erregt, so zieht der Anker 19 
das Folstück, zurück vermittelst dessen der Magnet 18 seine 
eigene Wirkung auszuüben hätte. Die Stahlfedern, welche zu 
dieser Zeit längst des Bronzesttickes 17 vorbeigehen, kehren in 
ihre vertikale Stellung zurück, und legen sich innerhalb der 



T'.. 




ij" r 



n 



Fig. 225. 



-T^ 



Führung an i\ an in der Stellung 21, ohne auf die Dauer eines 
ganzen Stromganges wieder hervorzutreten. 

Eine bestimmte Anzahl von Kontakten 22 sind rings am 
Umfange des Apparates angebracht und bestehen aus je 2 von- 
einander isolierten Federn 23, welche vermittelst Schrauben in 
beliebige Stellung gebracht werden können. Die Anordnung ist 
so getroffen, daß die in der Führung festgehaltenen Federn 
während der Umdrehung den Kontakt hervorbringen, während 
der Untätigkeit des Elektromagneten 10, während welcher alle 
Federn hervortreten, dagegen die Kontakte nicht hergestellt 
werden. Wenn dagegen ein Strom von kurzer Dauer den Mag- 
net 10 durchfließt, wird eine Feder in der Führung in beschrie- 
bener Weise festgehalten, und kann hierauf nacheinander mit jedem 
der auf dem Umfang verteilten Federpaare Kontakte herstellen. 



Abstimmung und Mehrfach verkehr. 291 

Die Eontakfedem sind, wie die Figur zeigt, elektrisch der- 
art miteinander verbunden, daß bei jedem Stromschluß der Strom 
einer Batterie 24 den Magneten eines Unterbrechers 25 erregt, 
dessen Anker eine Batterie 26 über dem Primärstromkreis des 
Funkeninduktors 27 schließt. Bei der folgenden Unterbrechung 
dieses Stromkreises findet eine Entladung in der Funkenstrecke 
statt, und damit die Entsendung eines elektrischen Impulses. 
Bei jeder Betätigung des Magneten 10 werden daher soviele 
Impulse abgegeben, als Kontaktfedempaare rings an der Peri- 
pherie des Rades angebracht sind. Da die Scheibe mit gleich- 
förmiger Geschwindigkeit umgeht, so sind die Zeichenabstände, 
welche die verschiedenen Entladungen trennen, proportional den 
Winkelabständen, in welche die Kontaktfedern verteilt sind. 

Die Fig. 225 zeigt die Anordnung der Empfangsstation. 
Die Schwingungen, welche von dem Luftdraht 28 aufgenommen 
werden, beeinflussen den Fritter 29, wodurch in gewöhnlicher 
Weise das Relais 30 betätigt wird. Der vom Relais geschlossene 
Ortsstrom betätigt auch den Magnet der Entfritterungsvorrich- 
tung 31, und den Magnet 32, dessen Windungen parallel mit 
jenen des Elektromagneten 31 geschaltet sind. Die Empfangs- 
vonichtung hat dieselbe Einrichtung wie die Sendevorrichtung, 
80 daß bei der Ankunft eines jeden elektrischen Impulses eine 
Feder innerhalb der Führung des Ringes 33 beeinflußt wird. 
Eine Reihe von 5 von der Sendestation ankommenden Impulsen 
bewegt 5 Federn in der Führung, deren Winkelabstand den von 
einem Impuls zum anderen verflossenen Zeiten entspricht, da 
auch die Umdrehungsgeschwindigkeit am Empfangsapparat eine 
gleichförmige ist. Auch am Empfangsapparat werden vorzugs- 
weise doppelte Kontaktfedern in gleicher Anzahl und in den 
gleichen Abständen wie im Sendeapparat angewendet. Die Kon- 
takte sind, unter sich in Reihe geschaltet, wie ,Fig. 225 zeigt, so 
daß der Strom zu dem Morse-Apparat 35 nicht gelangen kann, 
wenn nicht sämtliche Kontakte gleichzeitig geschlossen sind. 
Letzteres kann jedoch nicht eintreten, wenn die Winkelabstände 
zwischen den in der Führung angelegten Federn nicht gleich 
den Winkelabständen der festen Kontakte sind. Ist diese Be- 
dingung erfüllt, so wird der Morse-Apparat erregt und gibt ein 
Zeichen, d. h. einen Punkt. Wenn die Abstände zwischen den 
doppelten Federn in den beiden Apparaten nicht genau überein- 
stimmen, so finden sich die beweglichen Federn in verschiedenen 
Abständen voneinander wie die festen ; ein gleichzeitiger Kontakt 
kann nicht stattfinden, der Morse-Apparat bleibt unbetätigt. 

19» 



L 



292 9, Kapitel. 

Der Antrieb des Absenders erfolgt durch einen kleinen Elek- 
tromotor, dessen Geschwindigkeit durch einen Begnlator geregelt 
werden kann. Die Scheibe mit den Stahlfedern macht 30 Um- 
drehungen in der Minute, während die Zahl der Federn 400 beträgt. 
Das Relais ist für eine rasche Aufnahme der Zeichen gebaut, 
daher mit einem leichten unterteilten Anker ausgerüstet. Das 
Relais spricht bei einem Strom von 0,1 Milliampere an. 

Anders Bull führte seine Versuche mit einer einzigen 
Sende- und Empfangsstation aus. Vermittelst 3 verschiedener 
Kontaktgruppen für die Aufnahme konnte jedoch die Zeichen- 
gabe an 3 verschiedene Morse-Empfänger vermittelst desselben 
Gebers, welcher für 3 verschiedene Sendestromkreise eingerichtet 
war, von welchen jeder auf einen der Empfänger abgestimmt 
war, bewirkt werden. In den vom Urheber des Systems ver- 
anstalteten Versuchen, betrug die Anzahl der Kontakte und der 
jede Reihe bildenden Impulse drei. Doch war die Übertragungs- 
entfernung sehr klein und gleichzeitige Übertragungen wurden 
nicht versucht. Die erreichte Übertragungsgeschwindigkeit betrug 
50 Buchstaben in der Minute. Doch zweifelt der Erfinder nicht, 
diese Geschwindigkeit leicht erhöhen zu können. Das Haupt- 
gewicht wird auf die vollkonmiene Ausschließlichkeit der Über- 
tragung und auf die Möglichkeit, die Anordnung für die Nach- 
richtenaufnahme vermittelst des Typendruckapparates Hughes 
zu verwenden, gelegt. 

Eine öffentliche erfolgreiche Vorführung des Systems fand 
im Dezember 1902 am Polytechnikum in Christiania statt. 

Die Ausschließlichkeit der Mitteilung zu sichern, gibt Anders 
Bull noch zwei andere Verfahren an. 

Das erste Verfahren besteht darin, daß die zwischen zwei 
Impulsen derselben Reihe auftretenden Zeitzwischenräume hin- 
reichend lang gewählt werden, um den Zeitraum zwischen zwei 
aufeinanderfolgenden Reihen zu überbrücken, so daß letztere 
sich übereinander lagern, und unter sich verketten. Das andere 
Verfahren besteht in der gleichzeitigen Absendung abgestimmter 
Zeichen und von Zeichen von verschiedener Periode. Dabei 
würde die Übereinanderlagörung der beiden Zeichensysteme eine 
fast ununterbrochene Reihe von tatsächlich unentzifferbaren 
Punkten ergeben. 

Abstimmungsverfahren Walter. — Das Verfahren 
gleicht dem eben beschriebenen von Anders Bull. Auch in 
diesem Verfahren besteht jedes Zeichen aus einer Reihe von 
Impulsen, und aus der Entsendung getrennter Wellenzüge, 



Abstimmung und Mehrfachverkehr. 293 

welche sich in bestimmten, aber nicht gleichen Zeitintervallen 
folgen. 

Der Sendeapparat dieser Anordnung wird von einem be- 
sonderen Taster betätigt, welcher den Stromkreis des Funken- 
induktors schließt und zugleich eine Scheibe freigibt, welche in 
rascher Umdrehung vermittelst unregelmäßig am Bande an- 
gebrachter Vorsprünge kurze Stromschlüsse hervorbringt. Die 
andere Station enthält im Stromkreis des Fritters eine ähnliche 
Scheibe, welche durch den ersten von der Sendestation an- 
kommenden Impuls freigegeben wird, und auf ihrem Bande 
ähnliche Vorsprünge wie die Scheibe der Sendestation aufweist. 
Da beide Scheiben mit gleicher Schnelligkeit sich drehen, so 
wird jeder von der Sendestation ankommende Impuls vom 
Empfänger aufgenommen, in dem die Welle, welche den Fritter 
erregt, einen der Eontakte durchfließt. 

Der Schreibapparat ist derart angeordnet, daß er nur auf 
Impulse antwortet in einem Bhythmus, welcher der Zahl und 
der Stellung der Eontakte auf den beiden synchron sich drehenden 
Scheiben entspricht, infolgedessen Wellen von anderem Bhythmus 
nicht aufgezeichnet werden. 

Verwendung des Hughes-Apparats, — Auch die 
Empfänger, welche unter der Verwendung des Typendruck- 
apparats Hughes arbeiten, können als Empfänger mit mechanischer 
Abstimmung betrachtet werden, insofern hierbei ebenfalls nötig 
ist, daß Sendeapparat und Empfangsapparat die gleiche Um- 
drehungsgeschwindigkeit aufweisen. Diese Geschwindigkeit kann 
in verabredeten Zeitabständen beiderseits geändert werden, um 
zu verhindern, daß von unbefugter Seite diese Geschwindigkeit aus- 
geforscht und zum Auffangen der Nachrichten ausgenutzt werde. 

Mehrfachyerkehr. 

Eann die Abstimmung der Stationen bis zu dem Grade 
erreicht werden, daß die empfangende Station nur auf Wellen 
von der Schwingungszahl der sendenden Station anspricht, so 
können auch mehrere Empfangsstationen, von welchen eine 
jede auf eine andere Schwingungszahl der elektrischen Wellen 
anspricht, von einer Sendestation, welche die den einzelnen 
Empfangsstationen zugehörigen Schwingungszahlen kennt, durch 
Abstinunung der eigenen Apparate so angerufen werden, daß 
nur eine bestimmte dieser Stationen, auf welche die Abstimmung 
erfolgt ist, die Nachricht erhält. Femer kann durch Änderung 



294 9. Kapitel. 

der Abstimmung die sendende Station nach einander die ver- 
schiedenen Empfangsstationen einzeln aufrufen. Die Aufgabe 
des Mehrfachverkehrs, d. h. des gleichzeitigen Verkehrs mehrerer 
Stationen in jeder Richtung und in derselben Richtung, ist daher 
mit der anderen Aufgabe der Abstimmung enge verbunden. 

Bei allen Systemen der elektrischen WeUentelegraphie, 
welche eine weite praktische Verwendung gefunden haben,, 
wurde versucht, den Mehrfachverkehr zu erreichen, und heute 
noch dauern die Bemühungen fort, die bezüglichen Verfahren 
immer wirksamer zu gestalten. In der Tat ist leicht einzusehen,, 
daß eine Station auch vom wirtschaftlichen Gesichtspunkt au& 
um so wertvoller ist, je größer die Zahl der Stationen ist, mit 
welchen sie verkehren kann. 

An erster Stelle möge das System des Mehrfachverkehrs 
von Slaby-Arco erwähnt werden, da vermittelst desselben zuerst 
erfolgreiche öffentliche Versuche gelangen. 

Mehrfachverkehr Slaby-Arco. — Vermittelst der 
abgestimmten Schaltungen Slaby-Arco wie sie auf S. 206 be- 
schrieben sind, kann die Resonanz zwischen einer Empfangs^ 
^ ^ Station und mehreren Sende- 

i Stationen erreicht werden. Da 

in der Drahtleitung die elek- 
trischen Schwingungen des En- 
des des Luftdrahts mit gleicher 
-. Stärke am Ende des Verlänge- 
rungsdrahts (Fig. 184 c, S. 207 
auftreten, ist es nach Slaby 
nicht unerläßlich, daß die Ab- 
schnitte CD und CE Fig. 226 gleich seien, sondern es genügt,, 
daß die Gesamtlänge CD, CE gleich sei dem doppelten des 
Sendedrahts ^J?, d. h. gleich der Hälfte der Wellenlänge. Das. 
bedeutet nichts anderes, als daß im Falle der Ungleichheit von 
CD und CE der Schwingungsknoten statt in C beispielsweise 
in G auftritt. 

Wenn daher in der Empfangsstation ein und derselbe 
Empfangsdraht CD Fig. 227 mit Verlängerungsdrähten ver- 
schiedener Länge CE CF CG, an deren Enden ein Fritter an- 
gebracht ist, verbunden wird, so wird jede der letzteren in erster 
Linie von einer bestimmten Wellenlänge erregt werden, und 
zwar der Fritter in E von Wellen, welche doppelt so lang sind,, 
als DC-j- CE der Fritter F von Wellen der doppelten Länge 
von DC -\- CF usw. Bezeichnen die in der Fig. eingetragenen 



A&' 



'^^.ia^ 



I 



Fig. 226. 



I 



Abstimmung und Mehrfachverkehr. 



295 



kn 



Zahlen die Drahtlängen, so würden die Fritter EFG auf Wellen- 
längen von 240, 200 und 160 m ansprechen. Werden diese 
Wellenlängen von verschiedenen Stationen ausgesandt, so würde 
der Empfangsapparat die verschiedenen Nachrichten 
^ getrennt aufzeichnen und daher einen Mehrfach- 

verkehr zulassen. Die Verlängerungsdrähte können 
selbstverständlich durch gleichwertige Spulen ersetzt 
werden, wie auch Multiplikatoren nach Fig. 226 D E 
hinzugefügt werden können. 

Die Ausladung des Schwingungsbauchs in EFG 
hängt nur in geringem Maße davon ab, ob der Punkt C 

mit Erde ver- 
bunden ist oder 
nicht. Es könn- 
ten daher als 
Empfangsdraht 
bereits vorhan- 
dene Luftleiter 
wie Blitzableiter 

verwendet werden, auch wenn sie nicht eine Länge von V* 
der Wellenlänge aufweisen. 

Mit einer Anordnung der beschriebenen Art führte Slaby 
im Dezember 1900 den ersten öffentlichen Versuch des draht- 
losen Mehrfachverkehrs aus, über welchen in Kapitel 10 weiteres 
zu sagen ist. 

Die Fig. 228 zeigt die von Slaby für diese Versuche an- 
gewendete Schaltung. Der in der Mitte abgebildete Empfangs- 




Fig. 227. 



azt 




tti 



^ ^^:H^, 







V»07 



apparat enthält einen einzigen Luftdraht a,, a',, welcher einer- 
seits mit dem Mittelpunkt der Selbstinduktion S und dem 
Fritter/, anderseits mit der Selbstinduktion Ä' und dem Fritter/' 
verbunden ist. Der Schwingungskreis a^ Sf ist mit dem Sende- 
ßchwingungskreis a' und der Schwingungskreis a\8^f* mit dem 
Sendeschwingungskreis a, abgestimmt, so daß der erstere nur die 



296 



9. Kapitel. 



von a! ausgehenden, der zweite die von a, ausgehenden Nach- 
richten erhält 

In der Folge benutzten Slaby-Arco zur besseren Abstimmung 
der Stationen, die auf S. 123 beschriebene Anordnung. 

Mehrf achverkehr Marconi. — Auch das abgestimmte 
System Marconi eignet sich zum Mehrfachverkehr. Die Fig. 229 
zeigt die Schaltung einer Sendestation, welche mit 2 verschieden 
abgestimmten Stationen verkehren kann. Anstatt erst im Augen- 
bUcke der Nachrichtenübermittlung die Kapazität und Induktion 
der Sendestation auf die Empfangsstation abzustimmen, verbindet 
Marconi der größeren Bequemlichkeit und Sicherheit halber den- 



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Fig. 229. 



selben Sendedraht A mit Schwingungskreisen von verschiedener 
Kapazität und Induktanz nach Fig. 228, welche mit den Emp- 
fangsschwingungskreisen der Stationen, mit welchen verkehrt 
werden soll, abgestimmt sind. Die Übertragung zu den ver- 
schiedenen Empfangsstationen kann auf diese Weise auch gleich- 
zeitig stattfinden. 

Marconi erreichte auch die mehrfache Übertragung zwischen 
zwei bestimmten Stationen, d. h. die gleichzeitige Übertragung 
mehrerer Nachrichten von ein und demselben Luftdraht, indem 
er an dem Luftdraht der empfangenden Station dieselben In- 
duktanzen wie am Luftdraht der mehrfach sendenden Station 
anbrachte und jede mit einem Empfänger gleicher Schwingungs- 



Abstimmung und Mehrfachverkehr. 



297 



l\/wl Un/n^i 



zahl verband, wie Fig. 230 zeigt. Bei dieser Schaltung kann 
jeder Sender in Verbindung mit einem einzigen Sendedraht gleich- 
zeitig verschiedene Nachrichten abgeben, welch letztere eben- 
falls gleichzeitig in der Empfangsstation von den entsprechend ab- 
gestimmten Apparaten aufgenommen werden. 

Im Jahre 1901 während der Versuche einfacher Übertragung 
zwischen Biot und Calvi, von welchen im Kapitel 10 des weiteren 
die Rede sein wird, wurden mit den eben beschriebenen Anord- 
nungen, jedoch unter Anwendung drei verschiedener Wellen- 
längen, von 300, 150 ^ 
und 70 m Länge, Ver- 
suche des Mehrfach - 
Verkehrs angestellt. 
Bei der Verwendung 
verschiedener Luft- 
drähte gelang es zu 
verhindern, daß die 
mit der Schwingungs- 
zahl 1 ausgeführten 
Übertragungen von 
dem auf die zweite 
Schwingungszahl ab- 
gestimmten Empfän- 
ger und umgekehrt 
aufgenommen wer- 
den. Benutzte man jedoch zwei an denselben Luftdraht an- 
geschlossene Empfänger, so wurden alle beide erregt, obwohl in 
dem Stromkreis des einen Selbstinduktionen und Kapazitäten 
eingeschaltet wurden. Bei den Versuchen der doppelten Über- 
tragung nahm einer der Empfänger wohl eine der Nachrichten 
auf, aber die verkehrte, oder er nahm beide auf oder keine. Die 
Einführung der dritten Schwingungszahl verbesserte die Resul- 
tate nicht, da der neue Empfänger, welcher die kürzesten Wellen 
aufzeichnen sollte, überhaupt nicht ansprach. 

Bessere Resultate ergaben die Versuche bezüglich des Mehr- 
fachverkehrs, welche im Mai 1903 von dem Schiffsleutnant Villarey 
der italienischen Marine zwischen der Station von Spezia und 
der 5 km entfernten Station von Palmaria und der 70 km ent- 
fernten Station von Livorno ausgeführt wurden. Die Sende- 
apparate konnten Wellen von zwei verschiedenen Schwingungs- 
zahlen aussenden. Der eine dieser Apparate A war auf Über- 
tragungsentfemungen bis zu 150 km, der andere B auf Ent- 




Fig. 230. 



298 9. Kapitel. 

fernungen bis zu 300 km berechnet. In dem zweitgenannten 
Apparat betrug sowohl die Stärke der Energiewellen als die 
Kapazität der Kondensatoren das Doppelte gegenüber dem ersten^ 
woraus auch eine größere Wellenlänge im Falle des zweiten 
sich ergab. 

Die beiden auf dieser Schwingungszahl abgestimmten, mit 
einer einzigen Luftleitung verbundenen Apparate in Spezia 
zeichneten gleichzeitig von Palmaria und von Livomo ausgehende 
Nachrichten auf, nicht nur, wenn die Schwingungszahl der größeren 
Tragweite von der entfernteren Station ausging, sondern auch, 
wenn diese die schwächeren und die andere Station die stärkeren 
Schwingungen entsandte. 

Marconi erklärte bei seinem Aufenthalt in Rom 1904, daß 
es ihm im November 1903 gelungen sei, gleichzeitig von einer 
einzigen Station (Poole an der englischen Küste bei London) 
5 verschiedene Telegramme an 5 verschiedene innerhalb eines 
Radius von 20 bis 50 km gelegenen Stationen zu übermitteln. 
Li der Sendestation waren hierbei 5 Apparate von verschiedener 
Abstimmung, je mit einem eigenen Sendedraht verbunden. Von 
den Telegrammen gelangte jedes ohne geringste Zeichenver- 
mischung an seiner Bestimmungsstation an. Marconi fügte bei, 
daß er im Augenblick über 50 wohl unterschiedene Abstimmungen 
verfüge, vermittelst welcher er gleichzeitig und unabhängig an 
25 Stationen Übertragungen ausführen könne. 

Mehrfachverkehr Tommasi. — Ein von Tommasi 
vorgeschlagenes Verfahren, bezweckt hauptsächlich die Geheim- 
haltung der Nachrichten, im Fall dieselben vermittelst sehr 
empfindlicher Empfänger aufgefangen werden könnten, d. h. 
wenn die auffangende Station Fritter verwendet, welche auf alle 
Schwingungsstärken, gleichgültig welche Schwingungszahl die 
betreffenden Wellen zeigen, ansprechen. 

Das Verfahren besteht darin, daß die Sendestation mit zwei 
Oszillatoren ausgerüstet wird, von welchen der eine wirksamer 
für die abgestimmte Übertragung auf größere Entfernung, der 
andere weniger wirksam ist. Die Aufgabe des letzteren ist es, 
unzusammenhängende Zeichen, welche sich denen für die größere 
Entfernung bestimmten überlagern und für die benachbarte Gre- 
gend die Zeichen der eigentlichen Nachrichten verwirren, zu 
entsenden, wobei diese Zeichen jedoch infolge ihrer geringen 
Intensität nicht imstande sind, auf den weiteren entfernten ab- 
gestimmten Empfänger zu wirken. 



Abstimmung und Mehrfachverkehr. 29^ 

Mit doppelten Oszillatoren von verschiedener Wirkungs- 
kraft, d. h. verschiedener Funkenlänge, kann man daher beliebige 
Verbindungen mit Stationen verschiedener Entfernung erreichen» 
Das System gestattet jedoch keinen Schutz gegen Empfänger 
jenseits der Zone, in welcher die Schwingungen des weniger 
kräftigen Oszillators wahrnehmbar sind, welche Zone durch all- 
mähliche Verringerung der Fritterempfindlichkeit eingeschränkt 
werden kann. 

Verfahren Jegou^ — Das Verfahren unterscheidet sich 
von jenem von Tommasi insbesondere dadurch, daß es statt der 
Veränderung der Tragweite durch Veränderung der Funkenlänge 
zum gleichen Zwecke Unterschiede in der Luftdrahtlänge ver- 
wendet. 

In jeder Empfangsstation befinden sich zwei Luftdrähte, 
ein langer und ein kurzer. Der erste hat genau die Länge, 
welche zur Übertragung auf die größte beabsichtigte Entfernung 
nötig ist. Die beiden Luftdrähte sind mit getrennten Strom- 
kreisen verbunden, deren jeder einen Fritter, eine Batterie und 
eine Spule enthält. 

Diese beiden Spulen sind im entgegengesetzten Sinn auf 
demselben Eisenkern aufgewickelt und bilden den Primärdraht 
eines Transformators, dessen Sekundärdraht mit einem Relais 
oder einem Stromanzeiger verbunden ist. Die von der entfern- 
teren Station ankommenden Wellen beeinflussen nur die Primär- 
spule, welche mit dem längerem Luftdraht in Verbindung stehen, 
wodurch eine Aufzeichnung der Nachricht stattfindet. Bei der 
Ankunft von Wellen aus einer benachbarteren Station werden 
beide Spulen erregt, deren Wirkungen auf den Sekundärstromkreis 
wieder sich aufheben. Will man indes mit einer benachbarteren 
Station verkehren, so verwendet man in der Sendestation einen 
Luftdraht von geringer Höhe, welcher derart reguliert ist, daß 
die entsandten Wellen nur auf den höheren Luftdraht der 
Empfangsstation wirken können. 

Verfahren Magni. — Magni ist der Ansicht, daß die 
Abstimmung der Stationen nicht hinreicht, um den Mehrfach- 
verkehr zu erreichen, weil auch vollkommen abgestimmte Stationen 
nicht nur auf Wellen, auf deren Schwingungszahl sie abgestimmt, 
sondern auch auf Wellen ähnlicher Schwingungszahl antworten, 
wie in der Akustik ein auf einem bestimmten Ton abgestimmter 
Resonator auch auf etwas höhere oder etwas tiefere anspricht. 
Magni schlägt daher vor, außer dem Prinzip der Resonanz auch 
jenes der Literferenz der Wellen zu benutzen, nach welchem 



300 9. Kapitel. 

zwei Wellen von gleicher Periode, welche sich nach dem Durch- 
gang durch verschieden lange Räume treffen, entweder je nach 
dem Treffpunkt, zu einer Maximalwirkung (Schwingungszentrum) 
verstärken, oder sich gegenseitig unter Bildung eines Schwingungs- 
knotens aufheben. Damit ein Fritter betätigt wird, genügt es 
daher bei solcher Anordnung nicht allein, daß er in einem mit 
dem Sender abgestinmiten Stromkreis liegt, sondern er muß sich 
auch an einem Schwingungsbauch der Welle befinden. Da 
jedoch die Stellung der Schwingungsbäuche mit der Länge der 
anlangenden Wellen sich ändert, so bleibt ein Fritter in einer 
gegebenen Stellung gegenüber Wellen, auf die er nicht abgestinmit 
ist, aus doppeltem Grunde unwirksam und scheidet unter allen 
ankommenden Wellen nur die ihm entsprechenden aus. 

Magni schlägt für sein Verfahren die Verwendung von je 
zwei Luftdrähten in der Empfangs- und Sendestation vor. 

In der Sendestation befinden sich die beiden Luftdrähte 
in einer Entfernung von ^/^ Wellenlänge voneinander und 
werden von Wellen durchflössen von gleicher Schwingungszahl, 
Intensität und Phase. Die Wellen pflanzen sich nach allen 
Richtungen fort, in der Ebene jedoch, welche die beiden Luft- 
drähte enthält, vernichten sich die von den Luftdrähten an- 
kommenden Wellen gegenseitig durch Interferenz, weshalb die 
Wirkung in dieser Ebene Null ist, während ein Maximum der 
Wirkung in der senkrecht auf der erwähnten Ebene stehenden 
Linie stattfindet, welche in der Übertragungsrichtung gelegen 
ist. Es ergibt sich hieraus ein weiteres Mittel, gerichtete Wellen 
zu erhalten. 

In der Empfangsstation sind die unteren Enden der beiden 
Luftdrähte durch einen Draht verbunden, welcher sich rechts 
und links ausstreckt, und zwei Verlängerungsdrähte bildet. Die 
Länge der Luftdrähte, der Verlängerungsdrähte und des Ver- 
bindungsdrahtes können derart gewählt werden, daß im Mittel- 
punkt zwischen den beiden Luftdrähten die Wellen, auf welche 
der Fritter abgestimmt ist, einen Schwingungsbauch bilden, und 
die Wellen von nur wenig verschiedener Länge an dieser Stelle 
einen Knoten bilden. Der Fritter wird an diesem Punkte an- 
gebracht und daher nur von ihm zukommenden Wellen beein- 
flußt. 

Der gewünschte Erfolg tritt z. B. ein, wenn man den Luft- 
drähten und Verlängerungsdrähten Längen von 74 Wellenlänge 
und den beiden empfangenden Luftdrähten einen Abstand von 
*/, Wellenlänge gibt. 



Praktische Versuche und Anwendungen. 301 

Magni machte private Versuche auf Entfernungen zwischen 
3 und 3000 m, bei welchem eine zufriedenstellende Unabhänig- 
keit der verschiedenen Paare von Stationen erreicht wurde. 

Mehrfachverkeh-r Cohen-Oole. Für die Zwecke der 
Mehrfachtelegraphie vermittelst elektrischer Wellen benutzen 
Cohen-Cole eine Anordnung ähnlich jener, wie sie in gewissen 
Systemen der Vielfachtelegraphie verwendet wird. Ein Bewe- 
gungsmechanismuB verbindet verschiedene Sendeapparate nach- 
einander in kurzen und gleichmäßigen Zeitabständen, mit dem 
Sendedraht, während in der Empfangsstation ein gleicher synchron 
laufender Bewegungsmechanismus eine gleiche Anzahl von Emp- 
fangsapparaten zu gleicher Zeit und auf die gleiche Dauer mit 
dem Empfangsdraht verbindet. 

Eine andere Vorrichtung derart benutzt den Durchfluß von 
Quecksilbertropfen längs einer geneigten isolierenden Eöhre zur 
Stromentsendung. Die Tropfen stellen vorübergehende Kontakte 
zwischen einem längs der Röhre angebrachten leitenden Streifen 
und einer Reihe von Platinspitzen die mit den verschiedenen 
telegraphischen Apparaten verbunden sind, her. Besondere Vor- 
kehrungen dienen dazu, zwischen den Verteilern der beiden 
Stationen einen vollkommenen Synchronismus aufrecht zu er- 
halten, wodurch ein jeder Sendeapparat immer mit einem und 
demselben Empfangsapparat in Verbindung gebracht wird. Folgen 
die Stromschlüsse mit genügender Schnelligkeit aufeinander, so 
arbeitet jeder Sender mit seinem entsprechenden Empfänger, wie 
wenn zwischen beiden eine dauernde Verbindung bestünde. 



10. Kapitel. 

Praktische Versuche und Anwendungen. 

In der bisherigen Beschreibung der verschiedenen Systeme 
der drahtlosen Telegraphie haben wir hauptsächlich die von den 
einzelnen Forschern an ihren Apparaten angebrachten mecha- 
nischen Verbesserungen hervorgehoben. In der Beschreibung 
der Versuche soll so viel als möglich die zeitliche Reihenfolge 
festgehalten werden, um einen geschichtlichen Überblick über 
den Werdegang dieses wunderbaren Erfolges des Menschen in 
der Verwertung der Naturgesetze zu geben. 

Welches war der erste Versuch der drahtlosen Telegraphie 
vermittelst elektrischer Wellen? 



d03 10. Kapitel. 

Vor einiger Zeit wurde eine Nummer einer alten franzö- 
sischen Zeitung, La Libertä, vom 26. April 1876 ausgegraben, in 
welcher berichtet war, daß ein gewisser Loomis, ein amerika- 
nischer Meteorolog, bei Versuchen im Felsengebirge vermittelst 
Drachen, deren Schnüre einen leitenden Draht enthielten, auf 
«ine Entfernung bis zu 16 km Zeichen ausgetauscht hatte. Die 
Übertragung der Zeichen geschah vermittelst Morse -Apparate, 
<loch wurde nichts Näheres über diese Versuche bekannt, so daß 
«s zweifelhaft ist, ob es sich um eine wirkliche Übertragung ver- 
mittelst elektrischer Wellen oder durch ein anderes elektrisches 
Mittel handelte. Es bleibt wohl unentschieden, ob der Notiz 
überhaupt eine tatsächliche Grundlage zuzusprechen ist. 

Zweifellos auf elektrische Wellen sind dagegen die im 
Jahre 1879 von Hughes, dem Erfinder des Typendrucktelegraphen 
und des Mikrophons, angestellten Versuche zurückzuführen. 
Obwohl diese Versuche in Gegenwart vieler Gelehrter stattfanden, 
80 wurden sie doch erst vor einigen Jahren veröffentlicht zu einer 
Zeit, da die drahtlose Telegraphie nach dem System Marconi sich 
bereits lebhaft entwickelt hatte. 

Hughes hatte beobachtet, daß ein mit einem Mikrophon 
-ohne Batterie in einem Stromkreis eingeschaltetes Telephon Töne 
von sich gab, wenn ein Funkeninduktor in einigen Metern Ent- 
fernung betätigt wurde, und daß die Wirkung auf die Extraströme 
zurückzuführen sei, welche bei jeder Unterbrechung des primären 
Stromes und Funkeninduktors auftreten. Dieselbe Wirkung wurde 
von den Entladungen einer Elektrisiermaschine hervorgebracht, 
was Hughes sogleich elektrischen Wellen zuschrieb, welche von 
den Entladungen hervorgebracht in der umgebenden Luft sich 
fortpflanzten, Wellen, deren Existenz 8 Jahre später von Hertz 
experimentell nachgewiesen wurde. Hughes konnte die Töne, 
welche vermittelst seines Mikrophonkontaktes, der offenbar als 
selbstentfrittender Fritter arbeitete, von den vom Funkeninduktor 
ausgehenden Wellen hervorgebracht wurden, nicht nur in allen 
in seiner Behausung möglichen Entfernungen, sondern auch von 
einem Stockwerk zum andern und sogar auf Entfernungen von 
ungefähr 500 m wahrnehmen, indem er die Straße, in welcher 
seine Wohnung lag, mit dem Telephon am Ohr und dem Emp- 
fänger in der Hand durchlief. 

Da Hughes eine ihn befriedigende wissenschaftliche Er- 
klärung über die wahre Natur der Erscheinung sich nicht zu 
geben wußte, unterließ er die Veröffentlichung seiner Versuchs- 
resultate, deren von ihm geahnte Erklärung in den späteren 



Praktische Versuche und Anwendungen. 308 

Versuchen von Hertz und Marconi ihre volle Bestätigung finden 
sollte. 

Abgesehen von diesen Versuchen von Hughes, welche eine 
vereinzelte, der wissenschaftlichen Welt unbekannt gebliebene 
Tatsache blieben, muß man, um den ersten Teil des gegen- 
wärtigen Verfahrens der drahtlosen Telegraphie bloßzulegen, auf 
die ersten Versuche von Hertz zurückgehen. 

Zweifellos kann man behaupten, daß an dem Tage, an 
welchem Hertz aus seinen Besonatoren die ersten Funken ohne 
direkte Verbindung mit dem Oszillator hervorbrachte, die Grund- 
lagen der drahtlosen Telegraphie gelegt waren, insofeme Hertz 
selbst kurz darauf einen Versuch ausführte, dessen Gelingen, so 
sehr es vorausgesehen war, den Forscher, wie er selbst angibt, 
lebhaft erregte : Er brachte nämlich den Besonator und den 
Oszillator in zwei verschiedenen aneinanderstoßenden Zimmern 
an, schloß die Verbindungstüre und bemerkte, wie jedem Funken 
im ersteren ein Funke in letzterem entsprach. 

Vielleicht kannte Hertz den Gebrauch eines Morsetasters 
nicht, aber der einfachste Telegraphist, welcher dem Versuche 
beigewohnt hätte, wäre imstande gewesen, sofort eine Begrüßung 
der großen Entdeckung in der Morsesprache vom Ort des Oszil- 
lators zu jenem des Besonnators zu geben. 

Doch Hertz hatte alles andere im Sinne als eine industrielle 
Verwertung. Er mußte den wissenschaftlichen Gedanken, welcher 
ihn zu der bedeutungsvollen Entdeckung geführt hatte, verfolgen, 
d. h. experimentell die Gleichheit in dem Verhalten und der 
Natur der elektrischen und der Lichtwellen nachweisen. Der 
große Plan gelang und der Wissenschaft wurde ein weites Feld 
in der Erforschung der Wahrheit, der Menschheit für die Er- 
oberung des Baumes eröffnet. 

Bighi und Marconi, um von anderen zu schweigen, betraten 
das Feld, ein jeder von eigenen Ideen erfüllt, mit gleichem 
Buhme. Und wenn die Erfolge des ersten weniger Widerhall 
gefunden als die des zweiten^ so liegt das nur daran, daß die 
Erforscher der Wahrheit stets eine geringere Schar der Bewun- 
derer um sich sehen als die Förderer der praktischen Anwendungen 
der Ergebnisse der Wissenschaft. 

Die von Hertz benutzten Wellen hatten das Zehnmillionen- 
fache der Wellenlänge des Lichtes. Es fehlte ihnen die Ge- 
schmeidigkeit sozusagen, welche den Lichtwellen gestattet, die 
zartesten optischen Erscheinungen hervorzubringen. Unter den 
Händen Bighis wurden die elektrischen Wellen kleiner und 



304 10. Kapitel. 

kleiner, bis sie in Apparaten von nicht viel größeren Abmessungen, 
als bei den gewöhnlichen optischen Versuchen verwendet werden, 
alle die mannigfachen Eigenschaften zeigten, die vermittelst 
unseres Auges bei den verwickeltsten optischen Erscheinungen 
wahrgenommen werden. Mit Becht kann man daher mit Righi 
nach seinen glänzenden Leistungen von einer Optik der elek- 
trischen Schwingungen sprechen. Bighis Freund Marconi wohnte 
einer Reihe von Versuchen in des ersteren Laboratorium bei, 
wo er wahrscheinlich im Anblick der Leichtigkeit, mit welcher 
die Bighischen Resonatoren auf die Entfernung auf die elek- 
trischen Schwingungen des Oszillators wie in dem oben erwähnten 
Versuch von Hertz ansprachen, den Plan faßte, vermittelst der 
elektrischen Wellen die Aufgabe der drahtlosen Telegraphie 
zu lösen. Marconi war übrigens schon seit seiner Kindheit oft 
nach England gekommen, wo man mit so großem Eifer das 
Problem studierte und wo man bereits zu einer teilweisen 
Lösung durch die drahtlose Verbindung vermittelst Induktion 
zwischen Lavernock Point und dem Leuchtturm von Fiat Holni 
auf eine Entfernung von 5 km gekommen war. 

Das Feld war bereit für die große Entdeckung. 

Schon seit zwei Jahren hatte Lodge 1894 berichtet, daß sein 
Fritter so empfindlich gegen elektrische Wellen sei, daß er solche 
auf eine Entfernung von ungefähr 800 m anzuzeigen imstande 
sei, und seit einem Jahre hatte Popoff den Fritter zur Aufnahme 
der elektrischen Wellen eines Hertzschen Oszillators auf eine 
Entfernung von 5 km vermittelst des auf S. 67 beschriebenen 
Apparats angewendet. Letzterer enthielt bereits alle für den 
Empfangsapparat der drahtlosen Telegraphie erforderlichen Be- 
standteile, d. h. einen Empfangsdraht, einen Fritter, Drossel- 
spulen, ein Beiais, eine Entfrittungs Vorrichtung und ein Schreib- 
werk. Es fehlte nur noch der Mann, welcher der vollkommenen 
Lösung eine mächtige Geisteskraft und eine staunenswerte Tat- 
kraft leihen konnte und wollte. Dieser Mann war Marconi. 

Die ersten Versuche machte Marconi in seiner eigenen 
Villa bei Bologna mit Apparaten, welche er sich durch die 
Unterstützung seiner Familie verschaffen konnte. Über diese 
Versuche ist wenig oder nichts bekannt geworden. Sie mußten 
den Weg seiner Vorläufer wiederholen. In der Tat sein erstes 
Patent (engl. Patent Nr. 12039 vom 2. Juni 1896) zeigte als 
Sender den Bighischen Oszillator mit drei Funken und einem 
Empfänger nach der Anordnung von Popoff. (Siehe S. 67.) 
Die von ihm nach und nach eingeführten Abänderungen, unter 



] 



Praktische Versuche und Anwendungen. 305 

welchen die wichtigste die Einführung des Luftdrahts bei der 
Sendestation, welcher in der Anordnung von Popoff nur in der 
Empfangsstation vorhanden war, wurden bereits eingehend be- 
schrieben, ebenso wie die von anderen Forschem angebrachten 
Verbesserungen. Es erübrigt nur die Schluübemerkung, daß durch 
die wichtigsten der in der Folge ausgeführten Versuche die 
Übertragungsgrenze für drahtlose Telegraphie von einigen Kilo- 
metern auf die ungeheure Entfernung von 4000 km hinaus- 
gerückt wurde. 

Marconis Yersuche in London und im Kanal yon 

Bristol im Jahre 1896. 

Nach den in Bologna angestellten Versuchen, bei welchen 
eine Übertragungsentfemung von 2400 m erreicht wurde, begab 
sich Marconi im Juli 1896 nach England, wo er dem Chef der 
englischen Telegraphen, W. Preece, sein System erklärte. Letzterer 
leitete schon seit mehreren Jahren die Untersuchungen und 
Versuche drahtloser Telegraphie zwischen der Küste und den 
Ijeuchttürmen vermittelst der Induktion zwischen geschlossenen 
Leitern (siehe S. 24 u. ff), Preece nahm den jungen Erfinder freund- 
lich auf und machte mit ihm in London selbst im .Jahre 1896 die 
ersten Versuche von den Räumhchkeiten des Postoffice mit 
einer 100 m entfernten Station und später mit Salisbury Hain 
auf eine Entfernung von 6,4 km. 

Preece berichtete in einer wissenschaftlichen Versammlung 
in London von diesen Ereignissen, welche bei der primitiven 
Ausführung der von Marconi selbst gebauten Apparate eine be- 
deutende Zukunft der Sache versprachen. In seinem Vortrag legte 
Preece auch die Apparate selbst vor, ließ jedoch nur zwei Käst- 
chen sehen, mit der Erklärung, die Einzelheiten der Apparate 
nicht zeigen zu können. Er führte jedoch an, daß ein Funken- 
induktor von 25 cm Funkenlänge in Verbindung mit einem 
Lodgeschen Erreger und einem parabolischen Reflektor verwendet 
werde. 

Sender und Empfänger waren, so viel man damals erfuhr, 
vom Typus der Fig. 137 und 138. S. 172 und 173. 

Die Nachricht verbreitete sich schnell und bevor nur Mar- 
coni die Konstruktion seines Apparates veröffentlichte, wieder- 
holten verschiedene Forscher, gestützt auf das, was über die Er- 
zeugung und Aufnahme elektrischer Wellen schon bekannt war, 
unmittelbar die Versuche der drahtlosen Telegraphie mit Appa- 
Mazzotto, Telegraphie ohne Draht. 20 



306 10. Kapitel. 

raten, welche sich später als ähnlich denen, die Marconi benutzt 
hatte, herausstellten. 

Unter diesen Forschern seien erwähnt: Lodge, welcher im 
September die Mitglieder der Abteilung A der British Association 
einlud in seinem Laboratorium Versuchen beizuwohnen, welche 
ähnliche Ergebnisse wie die von Marconi erreichten zeitigten, 
mit einem Apparat, welchen sein Assistent aufgestellt hatte ; 
Ascoli, welcher im April 1897 in Rom einen Vortrag über den- 
selben Gegenstand hielt, wobei er die Möglichkeit der Telegra- 
phie mit elektrischen Wellen nachwies ; Tissot, welcher in Frank- 
reich einen Tag nach der Nachricht von den Versuchen Marconis 
dieselben Versuche ausführte. 

Im Mai 1897 wurden vergleichende Versuche mit dem 
System von Preece, welches im Kanal von Bristol in der Nähe 
von Cardiff, zwischen Lavemock-Point und der Leuchtturminsel 
Fiat-Holm, auf eine Entfernung von ungefähr 5,3 km von der 
Küste, und zwischen Lavernock-Point und Brean Down, auf der 
anderen Seite des Kanals in gerader Linie mit den beiden ersten 
Stationen und ungefähr 8,f) km von Fiat-Holm und ca. 14 km von 
Lavemock-Point entfernt, versuchsweise verwendet war, angestellt. 
Bei diesen Versuchen wurden die Apparate der Fig. 140 und 141, 
S. 175 und 176, in welchen die Reflektoren durch Luftdrähte an 
27 m hohen Masten mit plattenförmigen Endkapazitäten ersetzt 
waren, verwendet. Die benutzten Wellen sollen 120 cm Länge 
und eine Frequenz von 250 Millionen pro Sekunde gehabt haben. 
Fiat-Holm war die Sendestation, in welcher ein Funkeninduktor 
von 50 cm Funkenlänge, der von einer Batterie von 8 Akkumu- 
latoren gespeist wurde, benützt wurde. 

Am 11. Mai 1897 begannen nach einem Versuche mit der 
Methode von Preece die Übertragungs versuche zwischen Fiat- 
Holm und Lavernock mit dem System Marconi, welches zu ar- 
beiten begann, nachdem die Länge der Luftdrähte auf 25 m ge- 
bracht war. Nach einer weiteren Verlängerung der Luftdrähte 
gelang die Übertragung mit vollem Erfolg. Am 14. Mai wurden 
auch die Verbindungen zwischen Lavernock und Brean-Down 
hergestellt und die Versuche fortgesetzt. 

Diese Versuche zeigten nicht nur die Anwendbarkeit des 
Systems überhaupt, sondern auch den Einfluß, welchen die Höhe 
der Luftdrähte auf die erreichbare Übertragungsentfemung hat. 
Auf Grund dieser Versuche formulierte Marconi das S. 98 ange- 
führte Gesetz, welches die Höhe der Luftdrähte mit der Über- 
tragungsentfernung verbindet. Bei dem Bericht über diese Ver- 



Praktische Versuche uini Anwendungen. 307 

suche vor der Royal - Institution am 4. Juni 1897 bemerkte 
Preece die auffallende Tatsache, daß Hügel und andere schein- 
bare Hindemisse die Übertragung nicht unmöglich machen, wahr- 
scheinlich weil die Kraftlinien diese Hindemisse meiden ; ferner 
daß das Wetter keinen Einfluß auf die Regelmäßigkeit der Über- 
tragung habe, welche gleich gut während des Nebels, des Regens, 
des Schneegestöbers und des Windes sich vollziehe. 

Inzwischen hatte Marconi seine eigene Erfindung paten- 
tieren lassen und im August 1897 bildete sich eine Aktiengesell- 
schaft mit 2 500 000 Francs Kapital unter dem Namen Wireless 
Telegraph and Signal Co. zur Verwertung der Patente. 



Versuche Ton Marconi in Rom und in Spezia im 

Juli 1897. 

Im Juni 1897 kam Marconi nach Rom und führte auf die 
Veranlassung des Marineministeriums Versuche zwischen zwei 
Stockwerken mit einem Leiter von 3 m Höhe aus, infolge deren 
er von dem Marineminister Brin eingeladen wurde, vor einer 
besonderen aus Offizieren der kgl. Marine zusammengesetzten 
Kommission neue Versuche vorzuführen. Als Schauplatz der 
letzteren wurde der Golf von Spezia gewählt. Die Versuche 
fanden vom 11. bis 18. Juni statt. 

Die verwendeten Sende- und Empfangsapparate waren die 
selben, wie sie in den Versuchen auf dem Bristolkanal benutzt 
wurden, d. h. die Luftleitungen trugen an ihrem oberen Ende 
noch Metallplatten (Fig. 140 und 141). Dagegen wurde ein 
schwächerer Funkeninduktor von nur 25 cm Funkenlänge an- 
gewendet. 

Der Sendeapparat befand sich während des ganzen Verlaufs 
der Versuche in dem elektrischen Laboratorium von S. Barto- 
lomeo und war ursprünglich mit einem Sendedraht von 25 m, 
dann von 30 m verbunden, welcher oben an einer Metallplatte 
von 40 cm im Quadrat anschloß. 

In den ersten drei Tagen, am 11., 12. und 31. Juli, wurden 
Versuche über Land angestellt, bei welchen eine vorzügliche Ver- 
ständigung bis auf 3,6 km erzielt wurde. Am 14. Juli wurde der 
Empfänger auf einem Schleppdampfer mit einem Mast von 16 m 
Höhe, welcher einen ebensolangen Luftdraht mit einer Platte 
von 40 cm Seitenlänge am oberen Ende trug, eingebaut. 

20* 



308 10. Kapitel. 

Die Sendestation sollte folgendermaßen verfahren: 

10 Minuten nach Abfahrt des Schleppdampfers sollten 
15 Minuten lang Punkte und Striche in einem Zeitabstand von 
10 Sekunden abgegeben werden. Dann sollte ein Satz übermittelt 
werden, unter Beibehaltung eines Zeitabstandes von 10 Sekunden 
zwischen den einzelnen Zeichen. Hierauf sollte die Zeichen* 
gebung auf 5 Minuten unterbrochen und hierauf in Abständen 
von 5 Minuten wiederholt werden bei einem Abstand von 10 Se- 
kunden zwischen den einzelnen Zeichen. 

Nach der Abfahrt des Dampfers aus dem Hafen von St. Barto- 
lomeo erschienen am Empfangsapparat einige Zeichen, bevor 
noch die Zeich engebung von der Landstation aus begonnen 
hatte, eine Erscheinung, welche offenbar in äußeren Gründen 
ihre Ursache hatte. Bei der Fortsetzung der Fahrt liefen weitere 
Zeichen ein, jedoch nicht in der Reihenfolge und in den Zeit- 
abständen wie vereinbart war, sondern viel häufiger. 

In der Feme bemerkte man Wetterleuchten und der Himmel 
war von Gewitterwolken bedeckt, woraus zu schließen ist, daß 
die von der Sendestation abgegebenen Zeichen mit Wirkungen, 
welche durch die atmosphärische Elektrizität hervorgebracht 
wurden, sich vermischten, ein Vorgang, welcher die Schrift auf 
dem Papierstreifen des Morseapparates unleserlich machte. 

Als die Versuche wieder aufgenommen wurden, nachdem 
sich die Gewitterwolken verstreut hatten, ergab sich eine voll- 
kommen deutliche Übertragung an dem verankerten Dampfer 
bis zu einer Entfernung von 5500 m. 

Der Dampfer setzte nun die Fahrt fort, bis sich zwischen 
ihm und der Station St. Bartolomeo die Landspitze delle Castagne 
eingeschoben hatte, um festzustellen, welchen Einfluß dieses 
Hindernis auf die Zeichenübertragung ausüben würde. Die 
Zeichen verschwanden in dem Augenblick, in welchem die 
Landspitze zwischen Dampfer und Sendestation trat, und er- 
schienen wieder, sobald das Hindernis wieder aus der Richtung trat. 

Auf der Rückfahrt blieb die Zeichengebung klar und 
deutlich. 

Am 17. Juli fanden Proben zwischen derselben Station in 
St. Bartolomeo und dem Panzerschiff St. Martine, welches in einer 
Entfernung von 3200 m von der Sendestation ankerte, statt. Hier- 
bei wurde der Sendedraht auf 34 m erhöht, während auf dem Panzer- 
schiff der Empfangsdraht anfangs 18, später 28 m Länge aufwies. 
Die Übertragung gelang vollkommen, gleichgültig an welcher 
Stelle des Schiffes Fritter und Schreibwerk sich befanden, selbst 



Praktische Versuche und Anwendungen. 309 

wenn letztere gegen die Sendestation geschirmt und von metal- 
lischen Massen auf Deck umgeben oder unterhalb der Wasser- 
linie angebracht waren. 

Am folgenden Tag wurden Versuche mit dem in Fahrt 
begriffenen St. Martino angestellt, wobei, eine vollkommen ge- 
lungene Übertragung bis auf eine größte Entfernung von 16300 m 
erreicht wurde. Das Zwischen treten der Insel Palmaria jedoch 
unterbrach die Zeichenübermittlung völlig, auch wenn die Ent- 
fernung zwischen San Bartolomeo und dem Schiff kaum die 
Hälfte betrug, und das Schiff nicht hinter der Insel sondern 
ein paar Kilometer von letzterer entfernt war. 

Bei diesen Versuchen zeigte sich, daß die Mäste des Schiffes, 
das Tauwerk, die Kamine, die Kommandobrücken etc., welche 
zwischen dem Empfangsdraht und der Sendestation sich ein- 
schoben, die nutzbare Übertragungsentfemung auf 6500 m ver- 
ringern. 

Diese Entfernung war sowohl bei dem Schleppdampfer als 
wie bei dem Panzerschiff kleiner auf der Rückfahrt als wie auf 
der Hinfahrt Diese Beobachtung ist zum Teil auf die zwischen 
Luftdraht und Sendestation liegenden Masten, zum Teil aber 
auch auf die veränderte gegenseitige Lage der beiden Drähte 
zurückzuführen, infolgedessen sie sich auf der Hinfahrt mehr 
dem Parallelismus näherten als auf der Rückfahrt. 

Versuche mit anderen Systemen. 

Versuchevon Lodge und Muirhead. — Während 
Marconi seine Anordnung auf Grund seiner Versuchsergebnisse 
zu verbessern suchte, bemühten sich Lodge und Muirhead auf 
theoretischem Wege die Bedingungen festzustellen, welche zu 
weiteren Fortschritten führen konnten. Unter letzteren ist in 
erster Linie die Einführung des Prinzips der Resonanz zu 
erwähnen. Wir haben gesehen, daß Lodge und Muirhead (siehe 
S. 190 u. ff.) die Resonanz zwischen Sende- und Empfangsapparat 
durch die Einführung geeigneter Selbstinduktionen und Kapazitäten 
in den beiden Stromkreisen und durch die Trennung des Fritter- 
stromkreises vom Empfangsdraht ermöglichten. Wenn unter dem 
Gesichtspunkte der Theorie die Apparate des ersten Systems 
Lodge-Muirhead von großer Wichtigkeit sind, irisoferne sie die 
Keime der gegenwärtig fortgeschrittensten Systeme der elektrischen 
Wellentelegraphie enthalten, so ist damit nicht gesagt, daß mit 
dem -System Versuche im großen Maßstab angestellt worden wären. 



310 10. Kapitel. 

Versuche von Slaby in Deutschland, im Sep- 
tember und Oktober 1897. Slabys Versuche begannen, wie 
erwähnt, unmittelbar nach seiner Rückkehr aus England wo er 
einigen Versuchen Marconis im Kanal von Bristol (siehe S. 306) 
beigewohnt hatte. Die verwendeten Apparate glichen jenen 
Marconis. 

Nach einigen gelungenen Versuchen in Charlottenburg, 
wobei es sich um Übertragung in benachbarte Stationen handelte, 
wurden die Versuche in größerem Maßstab in den kaiserlichen 
Gärten von Potsdam wiederholt. Die Sendestation wurde 
unter dem Säulengang der ELirche von Sakrow, aufgestellt, und 
zwar mit einem Metalldraht an einer von der Plattform des 
Turmes in einer Höhe von 23 m herausragenden Stange verbunden. 
Die Empfangsstation wurde in der Nfthe der Brücke von Glienicke 
über die Havel in einer Entfernung von 16 km von der Kirche 
von Sakrow eingerichtet und war mit einem Luftdraht von 26 m, 
welcher durch einen senkrechten Mast getragen wurde, ausge- 
rüstet. Der Luftdraht entbehrte die bisher von Marconi verwen- 
deten, später auch von ihm verlassenen Platten am oberen Ende. 

Die Übertragungen gelangen in der Kegel vollkommen, mit 
Ausnahme, wenn der Sendedraht hinter Bäumen oder in deren 
Nähe gebracht wurde, da nach der damaligen Meinung Slabys 
die Stationen im beiderseitigen Gesichtsfelde liegen müssen, und 
schon die Segel eines Bootes oder der Bauch eines Dampfschiffes 
zwischen den beiden Drähten genügt, die Zeichengebung zu 
unterbrechen. 

Ln Oktober 1897 veranstaltete Slaby Übertragungsversuche 
im freien Gelände zwischen dem Polygon von Schöneberg bei 
Berlin und der Militärstation von Raugsdorf in einer Ent- 
fernung von 21 km, wobei letztere als Empfangsstation diente. 
Als Luftdrähte wurden Kupferdrähte von 300 m Länge, welche 
von Fesselballons in die Höhe gehalten wurden, aber von den 
Bleikabeln zum Festhalten der Ballons isoliert waren, angewendet. 
Bei gutem Wetter wurde gute Verständigung erzielt, während 
bei schlechtem Wetter die Versuche infolge der elektrischen 
Störungen in der Atmosphäre nicht ohne Gefahr für die 
Beobachter blieben. Man bemerkte dabei, daß die gewöhnlichen 
in der Telegraphie verwendeten Blitzschutzvorrichtungen auch 
im Fall der drahtlosen Telegraphie gegen die Gefahren der 
elektrischen Entladungen gute Dienste leisten können. 

Diese Versuche zeigten zum erstenmal die Möglichkeit, mit 
elektrischen Wellen auch über Land auf große Entfernungen 



Praktische Versuche und Anwendungen. 311 

zu telegraphieren. In der Tat wurde im freien Gelände eine 
Verständigung auf 21 km erreicht, während die größte bisher 
erzielte Entfernung in den Versuchen von Spezia über das freie 
Meer bei 16,3 km beobachtet worden war. 

Die Wirkung der Wellen auf dem Fritter war in diesen 
Versuchen derart, daß nach Slaby an Stelle des Dralits von 300 m 
ein solcher von 100 m ausreichend gewesen wäre. 

Versuche der Jahre 1898 und 1899. 

Versuche Marco nis im Jahre 1898. Die Versuche 
Marconis im Jahre 1898 bezweckten in erster Linie die Anwend- 
barkeit des Systems im Dauerbetrieb unter den verschiedensten 
atmosphärischen Bedingungen und unter allen Umständen, 
welche auftreten können, festzustellen. Die verwendeten Apparate 
waren im wesentlichen dieselben, wie sie in den Versuchen 
von Spezia gebraucht worden waren, mit dem Unterschiede, 
daß die Verwendung der Kapazitäten am oberen Ende der Luft- 
drahte aufgegeben wurde, und daß der Oszillator Righi mit vier 
Kugeln durch einen Oszillator mit zwei Kugeln in der Luft von 
2,5 cm Durchmesser und 1 cm Abstand ersetzt wurde, während 
der Funkeninduktor 7,5 cm Funkenlänge aufwies. 

Im Anfang des Jahres wurden zwei Versuchsstationen 
zwischen Alun Bay bei S. Catherine auf der Lisel Wight und 
Boumemont, in einem Abstand von ca. 23 km errichtet. Dieser 
Abstand vergrößerte sich später auf 29 km, indem die Station 
von Bournemont nach Poole in Hampshire verlegt wurde 

Man begann mit Luftdrähten von 36 m Höhe, welche jedoch 
nach und nach mit der fortschreitenden Vervollkommnung der 
Apparate auf 24 m verkürzt wurden. 

Während der 14 Monate ununterbrochener Versuche zwischen 
den erwähnten Stationen und zwischen der Station auf Wight 
und einem Dampfer mit einem Mast von 18 m Höhe wurde die 
Zeichengebung bis auf Entfernungen von 23 km erreicht, wobei 
festgestellt wurde, daß schlechtes Wetter und der elektrische 
Zustand der Atmosphäre den Betrieb einer derartigen Station 
nicht unterbrechen oder ernstiich stören kann. Dabei wurden 
im Mittel 1000 Worte im Tag in den beiden Richtungen über- 
tragen. Während des Juli desselben Jahres richtete die Wireless 
Company unter persönlicher Leitung Marconis einen neuartigen 
Nachrichtendienst ein, welcher ein weites Echo in der Tages- 
presse erweckte. Es handelte sich dabei, von hoher See aus 



312 10. Kapitel. 

dem Daily Express in Dublin die Vorgänge einer Begatta bei 
Eingstown mitzuteilen. Die drahtlosen Depeschen wurden von 
dem Dampfer Flying Huntress, welcher der Begatta folgte, einer 
Landstation mit 33 m hohem Sendedraht zugeführt, von wo sie 
nach Dublin telephoniert wurden, um in der Abendausgabe des 
Blattes zu erscheinen. Die Sendeapparate waren auf dem Dampfer 
in der Kapitänskajüte untergebracht und standen mit einem 
Sendedraht von 22,5 m Höhe in Verbindung. 

Auf diese Weise wurden die gegenseitigen Stellungen der 
verschiedenen Yachten bis auf eine Entfernung von 16 km von 
der Landstation während der Begatta telegraphisch mitgeteilt 
und viel früher veröffentlicht, als die Yachten zum Hafen zu- 
rückgekehrt waren. 

Während der Dauer dieses Nachrichtendienstes wurden 
700 Depeschen vom Dampfer zur Landstation gegeben. 

Bei den Versuchen mit größeren Entfernungen zeigte es 
sich, daß mit einem Luftdraht von 24 m an Bord und von 36 m 
in der Landstation eine Verständigung auf ca. 40 km möglich 
blieb, eine Entfernung, in welcher die Erdkrümmung bereits einen 
erheblichen Betrag erreicht. 

Unter den von der Wireless - Company in diesem Jahr 
ausgeführten Übertragungen ist noch die zwischen der königlichen 
Yacht Osbome, auf welcher sich der Prinz von Wales befand, 
und Osbome House, der Besidenz der Königin, bemerkenswert. 
Der Nachrichtenaustausch fand nicht nur statt, während die 
Yacht in Cowes Bay ungefähr 3 km von Osborne House, das 
infolge der zwischenliegenden Hügel von East Cowes nicht sichtbar 
war, vor Anker lag, sondern auch während der verschiedenen 
Fahrten des Prinzen. 

Bei diesen Versuchen wurden Übertragungsentfernungen 
von 13,6 km erreicht, trotz der Hügel von 50 m Höhe, welche 
sich zwischen den beiden Luftdrähten befanden. Der Luftdraht 
auf der Yacht reichte auf 25 m Höhe über die Brücke, der im 
Schloß verwendete erreichte eine Höhe von 31 m. Die mittlere 
Übertragungsgeschwindigkeit betrug 15 Worte in der Minute. 

Verbesserungen an den Apparaten. — Während 
bei diesen und anderen Versuchen die Marconi'-GeseUschaft die 
Einzelheiten ihrer Apparate auf Crund der Versuchsergebnisse 
verbesserte, wurde das Problem der Zeichenübertragung ver- 
mittelst elektrischer Wellen von einer Eeihe von Gelehrten wie 
Lodge , Braun , Slaby etc. untersucht, und wurden dabei die 
Grundsätze der Theorie der Resonanz, wie sie der Wissenschaft 



Praktische Versuche and Anwendungen. 313 

für die akustischen Anwendungen bereits bekannt waren, auch 
auf die elektrische Resonanz angewendet 

Marconi hatte insbesondere die Vervollkommnung des 
Empfängers im Auge. Im Juni 1898 suchte er ein Patent auf 
den Fig. 148, S. 181 dargestellten Empfangsapparat nach, ohne 
die Stange A\ in welchem der Empfangsdraht vom Fritter ge- 
trennt ist und auf letzteren durch Induktion wirkt, während 
zugleich die Schwingungszahl des Fritterstromkreises regulierbar 
gemacht ist. Inzwischen hatte man jedoch insbesondere durch 
die Arbeiten von Braun die Notwendigkeit erkannt, den Sende- 
stromkreis zweckmäßig umzugestalten, hauptsächlich in der Rich- 
tung einer Verminderung der allzuraschen Dämpfung der Schwin- 
gungen, weshalb Marconi im Sommer 1898 den ersten Versuch 
mit der im Oktober desselben Jahres patentierten Anordnung 
des Sendeapparates nach Fig. 150, S. 183, mit geschlossenem 
Erregerstromkreis machte, der durch Induktion auf denSendedraht 
gleicher Periode wirkt. Das Prinzip der Resonanz, wie es auf 
diesen Sendeapparat angewendet ist, kehrte in der Folge auch 
in den Apparaten wieder, welche Marconi im Jahre 1900 paten- 
tieren ließ. 

Versuche Marconis im Ärmelkanal (März und 
Juni des Jahres 1899). — Um den Franzosen die Anwendbarkeit 
ihres Systems klar zu machen, wünschte die Marconi-Gesellschaft 
eine Verbindung zwischen Frankreich und England über den 
Ärmel -Kanal einzurichten. Die Wahl der Stationen fiel auf 
Wimereux an der französischen Küste, 5 km nördlich von 
Boulogne und das Elektrizitätswerk des Leuchtturms South- 
Foreland, 6 km östlich von Dover auf der anderen Seite des 
Kanals. 

Marconi wählte diese Stationen an Stelle von Calais und 
Dover, weil ihr Abstand 46 km betrug, während die Entfernung 
zwischen Calais und Dover sich nur auf 32 km beläuft, daher 
nur wenig die Entfernung der Stationen von Poole und Alunbay 
übertrifft. 

Die Marconi-Gesellschaft erhielt die Ermächtigung zur Er- 
richtung der Stationen im Februar 1899 unter folgenden Be- 
dingungen. Eine französische Kommission sollte sämtlichen 
Versuchen beiwohnen, und die französische Station sollte nach 
Beendigung der Versuche wieder beseitigt werden. 

Die Luftdrähte waren von beiden Stationen aus sichtbar 
und hatten im Anfang eine Höhe von 45 m, welche später auf 
37 m heruntergesetzt wurde. 



814 10. Kapitel. 

Die Luftdrähte waren vermittelst eines zweiten Leiters, der 
neben den ersten geschaltet wurde, verdoppelt 

Außerdem war östlich von South-Foreland in einer Ent- 
fernung von 19 km eine dritte Station eingerichtet, welche einige 
Monate vorher an Bord des Leuchtschiffes E. S. Goodwin ein- 
gebaut war und zum regelmäßigen Nachrichtendienst zwischen 
diesem Schiff und der Küste diente. Der Luftdraht des Goodwin 
war 24 m lang, das Schiff, die Masten und das Seilwerk be- 
standen völlig aus Eisen. 

Die Empfangsapparate zeigten die Anordnung nach Fig. 145 
und 146, S. 178 und 179, während die Sendeapparate keine 
wesentlichen Änderungen seit den Versuchen von Spezia er- 
fahren hatten, daher die Schaltung der Fig. 143, S. 177, aufwiesen. 

Während der Versuche wurden femer provisorische Li- 
stallationen an Bord des Aviso Ibis und des Transportschiffs 
Vienne eingebaut, die erste mit einem Luftdraht von 22 m, 
die zweite mit einem Luftdraht von 31 m. Die erzielten Ergeb- 
nisse waren die folgenden: 

Die Verständigung zwischen South-Foreland, Wimereux 
und dem Goodwin und umgekehrt war bei jedem Wetter, Nebel, 
Wind, Regen und Sturm sehr zufriedenstellend. 

Die Verbindungen zwischen den beweglichen Stationen des 
Ibis und der Vienne und den drei festen Stationen gelangen 
ebenfalls vortrefflich, gleichgültig ob die Schiffe in Ruhe oder 
in der Fahrt waren. Die größten erreichten Entfernungen waren 
zwischen Ibis und Goodwin 20 km, zwischen Ibis und South- 
Foreland 25 — 30 km, zwischen der Vienne und South-Foreland 
und der Vienne 52 km. Der Grund, warum in den beiden letzten 
Fällen die Übertragungsentfernung in der einen Richtung größer 
ausfiel als wie in der anderen, bestand nach Marconi darin, daß 
der Empfänger der Vienne auf die höchste Empfindlichkeit 
eingestellt war, während der Empfänger von South-Foreland 
nur zum Verkehr mit Wimereux auf eine Entfernung von 46 km 
einreguliert war und daher für wesentlich höhere Entfernungen 
nicht genügte. 

Außer diesen Versuchen der einfachen Nachrichtenüber- 
mittlung im offenen Meere wurden auch solche mit zwischen- 
liegenden Hindernissen veranstaltet. So wurde der Ibis in der 
Nähe der roten Boje östlich vom Cap Gris-Nez, 19 km von 
Wimereux postiert, wobei es möglich war, zwischen den beiden 
Stationen Nachrichten auszutauschen, obwohl das Massiv des 
Cap Gris - Nez mit einer Höhe von ca. 100 m dazwischen trat. 



Praktische Versuche und Anwendungen. 315 

In gleicher Weise konnte auch die im Hafen von Boulogne 
vor Anker liegende Vienne mit Wimereux auf eine Entfernung 
von 5 km mit Luftdrähten von 12 bzw. 37 m verkehren, trotzdem 
das Massiv der Cräche von 75 m ungefähr und sämtliche elek- 
trische Anlagen des Hafens von Boulogne sich zwischenschoben. 

Es wurden auch Versuche des Mehrfachverkehrs mit ab- 
gestimmten Apparaten beabsichtigt, die jedoch infolge Erkrankung 
Marconis nicht stattfanden. 

Im September des Jahres 1899 wurden gelegentlich der 
Kongresse der British Association in Dover und der Association 
Fran^aise pour l'avancement des Sciences in Boulogne Nach- 
richten zwischen Dover und Wimereux ausgetauscht, trotzdem 
zwischen den beiden 50 km voneinander entfernten Stationen 
bedeutende Felsmassen und Klippen gelagert waren. 

Die größten Entfernungen in dieser Versuchszeit wurden 
bei den Verbindungen zwischen Wimereux und zwei in der 
Provinz Essex gelegenen Stationen Harwich und Chelmsford, 
jenseits des Kanals und 136 km von Wimereux entfernt, erreicht. 
Dabei war die erste der letztgenannten Stationen an der Küste, 
die zweite 15 km landeinwärts, d. h. in weniger günstiger Lage 
für das Gelingen der Versuche postiert. Unter Anwendung von 
Luftdrähten von 45 m Lufthöhe gelangen die Versuche voll- 
kommen. 

Marconis Versuche zwischen Schiffen auf der 
Fahrt im Oktober 1899. Der Nachrichtenaustausch zwischen 
Schiffen auf der Fahrt bildet eine der wichtigsten und aussichts- 
vollsten Anwendungen der drahtlosen Telegraphie, sowohl für 
geschäftliche wie militärische Zwecke. In Rücksicht auf letztere 
ließ die Marineverwaltung der Vereinigten Staaten von Amerika 
im Oktober 1899 von Marconi selbst geleitete Versuche mit 
Apparaten anstellen, welche einerseits auf dem Kreuzer New 
York, anderseits auf dem Panzer Massachusetts eingebaut waren. 
Der Kreuzer konnte Nachrichten von der Massachusetts auf 
eine Entfernung bis zu 57 km erhalten, während die Zeichen 
in entgegengesetzter Richtung, jedoch nur in einer Entfernung 
von 27 km wahrnehmbar blieben. 

Während der englischen Flottenmanöver desselben Jahres 
würden bessere Resultate erzielt. Die beiden sprechenden 
Schiffe waren mit Luftdrähten von 45 bzw. 38 m Höhe aus- 
gerüstet. 

Die Zeichen wurden auf Entfernungen von 50 und 80 km, 
in einem Fall auch auf 100 km übertragen. In letzterem Falle 



i 



B16 10. Kapitel. 

konnte infolge der Erdkrümmung keines der Schiffe von dem 
anderen aus gesehen werden. Die Sendedrähte hätten eine 
Höhe von 200 m erreichen müssen, am solche Möglichkeit zu 
bieten. Will man nicht annehmen, daß die elektrischen Wellen 
in gerader Linie das Wasser durchdringen, so bleibt nur die 
Erklärung übrig, daß sie durch Diffraktion längs der Oberfläche 
des Meeres hinglitten. 

Im folgenden Jahre 1900 gelang es, während der englischen 
Flottenübungen den beiden Schiffen Juno und Europa auf 106 km 
Entfernung Nachrichten auszutauschen. 

Versuche von Schäfer im Sommer 1899. Die 
ungarischen Ingenieure Schäfer und Bola führten zu dieser 
Zeit Versuche zwischen Triest und einem auf dem Weg nach 
Venedig befindlichen Dampfer Massimiliano aus. Die allgemeine 
Einrichtung bestand aus Apparaten vom Typus Marconi, wobei 
jedoch als Wellenanzeiger die S. 148 beschriebene Schäfersche 
Platte diente. Der Sendeapparat befand sich auf dem Leucht- 
turm in Triest, während der Empfangsapparat in einer besonderen 
Kajüte des Dampfers eingebaut war. 

Jede Viertelstunde wurde vom Leuchtturm in Triest nach 
dem Dampfer, welcher um Mittemacht vom 19. auf den 20. Juli 
von Triest nach Venedig in See gegangen war, Zeichen ab- 
gegeben. Bis zu 65 km kamen die Zeichen deutlich und klar 
an. Darüber hinaus blieben sie aus oder sie wurden unleserlich. 
Auf der Rückfahrt des Massimiliano nach Triest wurden die 
Versuche mit gleichem Erfolge wiederholt. 

Erste Versuche mit abgestimmten Apparaten. 

Versuche von Braun im Sommer 1899. — Zu 
dieser Zeit hatte Braun bereits die Grundzüge seines Systems 
entworfen , vermittelst dessen er die drahtlose Telegraphie, 
die sich bisher im wesentlichen im Anschluß an die in den 
praktischen Versuchen gewonnenen Erfahrungen entwickelt hatte, 
wissenschaftlich zu begründen versuchte. Die Hauptmerkmale 
dieses Systems bestehen wie erwähnt in der Verwendung von 
Wellen von großer Wellenlänge und geringer Dämpfung im 
Erregerkreis, in der Trennung dieses Stromkreises von dem der 
Luftleitung, auf welche der erstere durch Induktion wirkt, und 
der Abstimmung der letztgenannten zweiten Kreise unter sich und 
mit den zwei entsprechenden Stromkreisen der Empfangsstation. 



Praktische Versuche und Anwendungen. 317 

In seinen ersten Versuchen beabsichtigte Braun in erster 
Linie den Nachweis, daß seine Anordnung der bisher verwendeten 
von Marconi überlegen sei. Zu diesem Zwecke wurden ver- 
gleichende Versuche, zunächst im Jahre 1898 in Straßburg, dann 
während des Jahres 1899 in Cuxhaven und später bis zum 
Herbst 1900 an verschiedenen Punkten der Elbemündung, welche 
einerseits unter sich, anderseits mit der Insel Helgoland ver- 
kehrten, angestellt. 

Trotz mancherlei Schwierigkeiten gelangen gegen das Ende 
des Jahres 1899 interessante Übertragungs versuche sowohl 
zwischen den Stationen des Festlandes und Helgoland als wie 
zwischen den Landstationen und Schiffen, welche sich auf der 
Fahrt in der Nordsee befanden. 

Während des Winters 1899/1900 gelang der tadellose 
Nachrichtenaustausch auf eine Entfernung von 82 km, zwischen 
einer Landstation mit einem Luftdraht von 29 m Höhe und dem 
Dampfer Silvana, welcher mit einem Luftdraht von nur 15 m 
Höhe ausgerüstet war. Auch auf eine Entfernung von 50 km 
konnten noch Zeichen wahrgenommen werden. 

Indem Braun diese Ergebnisse mit jenen von Marconi im 
Frühjahr desselben Jahres bei der amerikanischen Marine an- 
gestellten verglich , fand er , daß bei letzteren unter beinahe 
gleichen Umständen hinsichtlich der Luftdrahtlängen nur Über- 
tragungen auf 14 km erreicht wurden. Er schloß daraus, daß 
die Nachteile geringer Luftdrahthöhe durch Entsendung größerer 
Energiemengen ausgeglichen werden können. 

Im September 1900 fanden neuerdings Versuche zwischen 
Helgoland und dem Festland statt, um die Wirksamkeit der 
Marconischen Anordnung — der Oszillator besteht aus zwei 
von einem Funkeninduktor erregten Kugeln, deren eine direkt 
mit dem Sendedraht, die andere mit Erde verbunden ist — mit 
der von Braun zu vergleichen. Die Höhe der Luftdrähte betrug 
29 und 31 m, während die Stationen 62 km voneinander entfernt 
waren. Die Versuchsbedingungen waren genau dieselben hin- 
sichtlich der angewendeten Fritter, Luftdrahtlängen, Funken- 
induktoren und Akkumulatorenbatterien. Von 450 Zeichen wurde 
mit der Marconischen Einrichtung kein einziges an der Empfangs- 
station erhalten, während mit der Braunschen Schaltung sämt- 
liche Zeichen ankamen. 

Braun schloß natürlich aus diesen und ähnlichen Versuchs- 
ergebnissen und dem Vergleich mit den Erfolgen, welche die 
Wireless-Company unter ähnlichen Umständen erzielt hatte. 



318 10. Kapitel. 

auf die unbestreitbare Überlegenheit seiner Schaltung. In der 
Folge wurden jedoch auch an dem Marconischen System Ver- 
besserungen angebracht, wodurch es sich den Eigenschaften dos 
Braunschen wesentlich näherte. 

DiePatente von Slaby. — Um soviel als möglich die 
chronologische Folge in der Darstellung festzuhalten, ist an dieser 
Stelle zu erwähnen, daß am 3. November 1899 Slaby die Schal- 
tung Fig. 185 und 186 seines Systems zum Patent anmeldete, 
daß aber erst im Sommer 1900 die Versuche angestellt wurden, 
welche die Anwendbarkeit des Systems nachweisen sollten. 
Femer ist zu bemerken, daß die allgemeine Elektrizitätsgesell- 
schaft ihre Patente im Herbst 1900 einreichte, d. h. nachdem 
die Wireless-Company ihre neuen Patente angemeldet hatte. 

Die Anlagen Marconis und dessen Patente be- 
züglich des neuen Systems vom Jahre 1900. — In 
diesem Jahre verbreiterte die Wireless-Company erheblich die 
Grundlagen ihrer Anwendungen des Systemes Marconi. Aus 
den zahlreichen zu Land und auf Schiffen eingerichteten Anlagen 
sollen im folgenden nur die von besonderer Wichtigkeit erwähnt 
werden. 

Im Jahre 1900 schloß die Wireless-Company einen Vertrag 
mit der englischen Admiralität auf Lieferung von 32 drahtlosen 
Stationen, welche teils für Kriegsschiffe, teils für Hafenstationen 
bestimmt waren. Die Apparate sollten den Nachrichtenaustausch 
zwischen zwei 105 km voneinander entfernten Schiffen ermög- 
lichen, von welchen das eine bei Portland, das andere im Hafen 
von Portsmouth sich aufhalten sollte. Zwischen den Stationen 
lag ein Landstrich mit den Höhen von Dorsetshire. Die Lieferung 
wurde unter zufriedenstellender Erfüllung dieser Bedingungen 
ausgeführt. 

Zu gleicher Zeit, im Mai 1900, wurde ein ständiger Nach- 
richtendienst vermittelst drahtloser Telegraphie zwischen dem 
Leuchtturm der Insel Borkum in der Nähe der Emsmündung 
und dem Leuchtschiff Borkumriff, welches nach Borkum die 
Ankunft der Dampfer des Norddeutschen Lloyd zu signalisieren 
hatte, eingerichtet. Von Borkum gelangten die Nachrichten 
vermittelst einer besonderen Telegraphenlinie nach Emden und 
von da nach Bremen. Die Entfernung zwischen Leuchtturm 
und Schiff betrug ungefähr 39 km, während am Leuchtturm ein 
Luftdraht von 38 km und am Schiff ein solcher von 30 m Länge 
benutzt wurde. Der Luftdraht des Leuchtturms war femer mit 
einem Metallnetz von 1 m Länge und 1 m Breite versehen. Der 



Praktische Versuche und Anwendungen. 319 

Verkehr zwischen den beiden Stationen und zwischen ihnen 
und auf der Fahrt befindlichen Schiffen ist sehr lebhalt. Der 
Dampfer Kaiser Wilhelm der Große vermochte Nachrichten mit 
der Station auf eine Entfernung von 74 km auszutauschen und 
lesbare Zeichen bis auf eine Entfernung von 93 km abzugeben. 
Die von Marconi in der Zwischenzeit angebrachten Verbesserungen 
haben wir unter der Bezeichnung des zweiten Systems Marconi 
zusammengefaßt, wie es in den Figuren 149 und 150, S. 183, dar- 
gestellt ist. 

Versuche von Slaby. — Zu dieser Zeit hatte Slaby 
zusammen mit dem Grafen Arco sein System bereits ausgearbeitet, 
welches einer öffentlichen Prüfung am 22. September 1900 in 
Berlin in Gegenwart des Kaisers Wilhelm unterzogen wurde. 
Bei dieser Gelegenheit war es, daß die ersten Versuche des 
Doppelverkehrs stattfanden. 

Versuche in Frankreich und Rußland. — Es ist 
nicht möglich an dieser Stelle eine genauere Darstellung der 
zahlreichen Versuche der drahtlosen Telegraphie, welche in 
diesem Zeitraum allerorten angestellt wurden, zu geben. Es 
sei nur erwähnt, daß in Frankreich unter der Leitung des Schiffs- 
leutnants Tissot in Brest zahlreiche Versuche stattfanden, und 
daß ähnliche von einer Kommission unter dem Vorsitz des Schiffs- 
kapitäns Gadaut zwischen den Semaphoren, von Ouesant-Stiff und 
Keramezee, veranstaltet wurden. Am 20. September fanden vor 
dieser Kommission Versuche auf hoher See zwischen Ouesant- 
S^tiff und dem Panzerkreuzer Bruix, welcher von Brest nach 
Rochefort fuhr, statt. Der Kreuzer blieb in ununterbrochener 
Verbindung während der ganzen drei Stunden dauernden Fahrt. 

Zahlreich waren auch die Versuche, welche von Popoff 
im finländischen Golf während des Winters 1899/1900 zwischen 
den Inseln Kotka und Kohland auf eine Entfernung von 47 km 
angestellt wurden. Die beiden Inseln waren bis dahin von joder 
Art telephonischer und telegraphischer Verbindung infolge ihrer 
außerordentlichen Unzugänglichkeit ausgeschlossen. In 84 Tagen 
wurden dabei zwischen den beiden Stationen mit großer Pünkt- 
lichkeit 440 amtliche Telegramme ausgetauscht. 

Versuche Guarini-Poncelet im Januar bis März 1901. 
Im Anfang des Jahres 1901 führten Guarini und Poncelet Über- 
tragungsversuche über Land zwischen Brüssel, Malines und 
Antwerpen mit dem System Guarini und dem von Guarini ange- 
gebenen Übertrager aus. (Siehe S. 169.) 



320 10. Kapitel. 

In Brüssel wurde der Laftdraht an der Kongreßsäole in 
Antwerpen und Malines an den Türmen der dortigen Kathe- 
dralen angebracht. Zunächst wurden mit gutem Erfolg Nachrichten 
zwischen Brüssel und Malines auf eine Entfernung von 21,9 km 
ausgetauscht. Als sich dann herausstellte, daß mit der Empfind- 
lichkeit der angewendeten Apparate ein direkter Verkehr zwischen 
Brüssel und Antwerpen auf 62 km Entfernung nicht erreichbar 
sei, wurde in Malines, das ein wenig seitlich von der Geraden 
zwischen Antwerpen und Brüssel liegt, ein Übertrager aufgestellt. 

Aus dem Berichte Poncelets über die Versuche läßt sich 
entnehmen, daß das System manches zu wünschen übrig ließ. 
In der Tat wurde nur ein Teil der von Brüssel ausgehenden 
Zeichen von dem Übertrager in Malines weitergegeben und in 
Antwerpen aufgenommen. Ein anderer Teil kam weder in 
Malines noch weniger in Antwerpen an. Auch stimmten die 
in Antwerpen anlangenden Zeichen nicht vollkommen mit den 
in Malines übertragenen überein. 

Es ist nicht bekannt geworden, ob das System später 
neuerdings versucht wurde. 

Angesichts der heute direkt zu erreichenden Übertragungs- 
entfernungen scheint auch die Anwendung von Übertragern 
gegenstandslos geworden zu sein. 

Versuche mit dem zweiten System Marconi im 

Jahre 1901. 

Versuche zwischen S. Catherine und Lizard. — Nach der 
Abänderung seines Systems setzte sich Marconi sofort die Er- 
reichung der größtmöglichen Übertrag angsentfernung zum Ziele. 
Er baute zu diesem Zweck eine Station in Lizard in Cornwallis, 
welche sofort den Verkehr mit Marconis Versuchsstation, 
auf der Insel Wight bei S. Catherine auf eine Entfernung von 
300 km aufnahm. Dabei wurde eine aus vier vertikalen, 1,5 m 
voneinander abstehenden Drähten bestehende Luftleitung von 
48 m Länge, welche durch Querdrähte zu einem Streifen eines 
Drahtnetzes ausgebildet war, verwendet. Mit der neuen An- 
ordnung ließ sich die zur Nachrichtenübermittlung auf eine ge- 
gebene Entfernung erforderliche Energie wesentlich herabdrücken, 
so daß 150 Watt für den Verkehr auf 300 km genügten. Auf 
die Veranlassung Marconis berichtete in einem Vortrag vom 
12. Februar 1901 vor den Mitgliedern der Handelskammer von 
Liverpool Flemming von dem Ergebnis dieser Versuche mit der 



Praktische Verfluche und Anwendungen. 321 

Nachricht, daß das erste Telegramm zwischen den beiden Stationen 
am ersten Tag der Regierung Eduards VII. übermittelt wurde 
Später richtete Marconi einen so vollkommenen Verkehr zwischen 
Lizard und S. Catherine ein, daß nach der Angabe Flemmings 
zwei und mehr gleichzeitige Telegramme in jeder Station auf- 
genommen werden können. 



Tersuche zwischen Frankreich und Korsika. 

Anfangs April 1901 veranstaltete die Wireless-Company 
eine Reihe interessanter Versuche zwischen der Station Biot 
bei Antibes an der französischen Küste und der Station Calvi 
in Korsika, welche sich in einem Abstand von 175 km freier 
Seelinie befanden. 

Die verwendeten Apparate gehörten dem zweiten System 
Marconis an (s. Fig. 149 und 150). Der Funkeninduktor lieferte 
25 cm Funkenlänge und wurde von einer Akkumulatorenbatterie, 
die von 100 Trockenelementen gespeist wurde, betrieben. 

Je nach der Anzahl der Levdener Flaschen, welche den 
Kondensator c bildeten (s. Fig. 150), d. h. je nach der verwendeten 
Wellenlänge, änderte sich auch Form und Größe des Trans- 
formators T, welcher nach den Angaben von S. 115 gebaut 
war. Der am häufigsten zur Verwendung gekommene Trans- 
formator, bei welchem mit 13 Flaschen eine Wellenlänge von 
300 m sich ergab, hatte eine einzige Windung im Primärstrom- 
kreis, im Sekundärstromkreis sechs Windungen, welche zu je 
dreien auf jeder Seite des Primärdrahts in einer ebenen Spirale 
auf dem Holzrahmen, auf dem der Primärdraht aufgewickelt 
war, angebracht waren. 

Als Luftdrähte wurden vier nebeneinander geschaltete, 1,5 m 
voneinander entfernte Drähte nach der (S. 99) gegebenen Be- 
schreibung angewendet. Die vier Drähte vereinigten sich am 
unteren Ende mit sorgfältig isoliertem Draht, welcher in die 
Station eingeführt wurde. Die Höhe des Leitleitungsdrahtes be- 
trug 52 m in Biot und 55 m in Calvi. 

Berücksichtigt man die Längen der beiden Luftdrähte und 
die Erdkrümmung, so ergibt sich die Stellung der Luftdrähte aus 
Fig. 231, welche zeigt, daß die vom Luftdraht A an den die 
beiden Luftdrähte enthaltenden Hauptkreis gezogene Tangente 
die Verlängerung des Luftdrahtes A^ in bedeutender Höhe über 
letzterem schneidet. 

Mazzotto, Telegraphie ohne Draht. 21 



322 10. Kapitel. 

Berücksichtigt man aach die Refraktion, so ergibt sich, 
daß, wenn ein von A in der Richtung der erwähnten Tangente aus- 
gehender Lichtstrahl 1860 m über der Spitze des Luftdrahts A' 
hinwegginge, keiner def beiden Luftdrähte daher von dem Auf- 
stellungsort des anderen gesehen werden kann. Anderseits 
würde die die beiden oberen Enden der Luftdrähte verbindende 
Gerade AA' ungefähr 500 m unter dem Wasserspiegel verlaufen. 

In beiden Stationen wurde große Sorgfalt auf die Herstel- 
lung der Erdverbindungen verwendet und die Zuleitung der 
Erd Verbindung zu den Apparaten so kurz als möglich angeordnet. 

Der Transformator des Empfängers entsprach dem soeben 
beschriebenen, zeigte auch eine Wellenlänge von ca. 300 m und 
war nach den Angaben S. 112 gebaut. 




Fig. 281. 

Die Station von Biot befand sich 200 m vom Meere ent- 
fernt, ohne daß irgend welches Hindernis des Gelingens zwischen 
Küste und Station sich einschob. Die Apparate waren im Erd- 
geschoß eines alleinstehenden Hauses untergebracht, während 
die Luftleitung etwa 20 m vom Hause entfernt war. Zwischen 
der Luftleitung und dem Meer lief eine Eisenbahnlinie mit einer 
Anzahl von Telegraphenleitungen längs der Geleise. 

Die Station von Calvi war außerhalb des Befestigungs- 
gürtels 50 m vom Meere angelegt. Auch hier befanden sich 
zwischen der Luftleitung und dem Meere zahlreiche Telegraphen- 
leitungen. Die Apparate waren im ersten Stock eines Hauses 
eingebaut, während der Luftdraht 30 m davon entfernt war. 

Die einfachen Übertragungen wurden zwischen den beiden 
Stationen mit drei verschiedenen Schwingungszahlen immer mit 
zufriedenstellendem Erfolge ausgeführt. Am besten gelangen 
die Übertragungen bei Benutzung der größten Wellenlänge von 
100 m bei 13 Flaschen, was einerseits auf die bessere Abstimmung 
in der Sendestation, anderseits auch auf die Diffraktion, welche 
die Übermittlung durch längere Wellen begünstigt, zurückzu- 
führen ist. 



Praktische Versuche und Anwendungen. 323 

Nicht alle Stunden des Tages waren gleich günstig für die 
Übertragungen. Im Vormittag war der Verkehr schwieriger und 
wurde öfters ganz unmöglich. Wie auch immer das Wetter war, 
so wurden zu bestimmten Stunden des Tages zwischen 11 Uhr 
vormittags und 6 Uhr abends, am meisten aber um 2 Uhr, von 
den Empfängern fremde Zeichen aufgenommen, welche von 
atmosphärischen und tellurischen Einflüssen herrührten und die 
Telegraphiergeschwindigkeit herabsetzten. 

Zu diesen atmosphärischen Störungen gesellten sich manch- 
mal mehr oder minder deutliche Zeichen, welche von dem Verkehr 
zwischen Kriegs- oder Handelsschiffen auf hoher See herrührten. 
Es wurde beobachtet, daß die Aufzeichnung all dieser fremden 
Zeichen unglücklicherweise um so leichter vor sich ging, wenn 
zwischen den beiden Stationen Nachrichten gewechselt wurden, 
da sich in dieser Zeit der Fritter der empfangenden Station in 
dem Zustand einer Art Übererregung befindet. 

Endlich wurden auch darauf Versuche angestellt, um die 
Un Veränderlichkeit der einmal eingestellten Apparate festzustellen. 
Die Ergebnisse waren zufriedenstellend. So gelang es beispiels- 
weise zweimal auf 3 Stunden aufeinanderfolgende Nachrichten 
zu wechseln, ohne daß die Einstellung der Apparate häufig nach, 
reguliert werden mußte. Doch blieb es unerläßlich, ab und zu 
den Unterbrecher des Funkeninduktors, die Entfrittungsvor. 
richtung und das Kelais nachzustellen, eine Arbeit, welche ein 
sehr erfahrenes Personal erfordert. 

Was die Übertragungsgeschwindigkeit anlangt, so gelang 
es 14mial in der Minute das Wort > Paris« aufzunehmen. Ein 
Telegramm von 46 Worten konnte in 4 Minuten und 50 Sekunden 
aufgenommen und in der gleichen Zeit wiederholt werden. Doch 
zeigte sich, daß unter gewöhnlichen Umständen, namentlich in- 
folge der unregelmäßigen Wirkung des Fritters, nicht auf eine 
höhere Geschwindigkeit als 6 — 8 Worte in der Minute im Mittel 
gerechnet werden konnte. 

Die Versuche wurden unter der Aufsicht einer amtlichen 
Kommission ausgeführt, welche Bevollmächtigte der Ministerien 
der Telegraphen, der Kolonien, des Kriegs und der Marine 
umfaßten. 

Erste transatlantische Tersuche Dezember 1901. 

Ermutigt durch die Ergebnisse der Versuche zwischen 
S. Catherine und Cap Lizard auf eine Entfernung von 300 km 

21» 



324 10. Kapitel. 

wandte sich Marconi mit aller Kraft der Aufgabe zu, einen 
drahtlosen Telegraphenverkehr über den Ozean einzurichten. 

Nun haben wiederholte Versuche gezeigt, daß die langen 
Wellen, sei es durch aufeinanderfolgende Keflexion oder durch 
Diffraktion der Krümmung der Erdoberfläche folgen konnten, 
wodurch die Übertragung auf sehr große Entfernungen sich auf 
eine Frage der Energie der Sende Vorrichtungen und der Emp- 
findlichkeit der Empfangsvorrichtung zurückführte. Dazu be- 
durfte es freilich großer finanzieller Mittel, die aber einem Manne 
nicht fehlen konnten, dessen industrieller Scharfsinn nicht 
weniger erstaunlich war als seine Kunst des physikalischen 
Experiments. 

Unter reichlicher Unterstützung seitens der Marconi Wireless 
Company Limided in London begann Marconi zu Beginn des 
Jahres 1901 insgeheim seine Versuche, indem er zwei besonders 
mächtige Stationen in Poldhu bei Cap Lizard in Corn Wallis auf 
der einen Seite des Ozeans und am Cap Cod in Massachusetts auf 
der anderen Seite errichtete. Die Ergebnisse der ersten Ver- 
suche sind nicht bekannt geworden, scheinen jedoch, aus dem 
Schweigen darüber zu schließen, ohne Erfolg gewesen zu sein. 
Die beiden Stationen, welche 378000 Francs gekostet hatten, 
wurden von einem Unwetter im September desselben Jahres 
zerstört. 

Marconi ließ die Station von Poldhu wieder herstellen, mit 
mächtigen Sendevorrichtungen versehen , und faßte nun den 
Entschluß, einen Verkehr mit St. John in Neufundland, auf eine 
etwas geringere Entfernung wie vordem, d. h. auf ca. 3400 km, 
zu versuchen. 

In St. John in Neufundland, wo Marconi alle Förderung 
seitens der Landesbehörde erfuhr, war die Anlage sehr einfach, 
insoferne es sich nur um eine Empfangsstation handelte. Der 
Luftdraht wurde von einem Drachen auf eine Höhe von 135 m 
emporgeführt. 

Marconi hatte mit der Station von Poldhu vereinbart, daß 
täglich um 6 Uhr abends eine lange Reihe von S, welcher Buch- 
stabe im Morsealphabet durch drei Punkte dargestellt wird, ge- 
geben werden solle. 

Der Sender in Poldhu hatte dieselbe Einrichtung wie der 
zwischen Biot und Calvi war jedoch von kolossalen Abmes- 
sungen, während der Empfänger aus einem Elektroradiophon 
(siehe S. 37) in Verbindung mit einem Marconi-Transformator be- 
stand, oder auch durch einen Fritter mit Selbstentfrittung nach 



Praktische Versuche and Anwendungen. 325 

Castelli gebildet wurde. Die Zeichenaufnahme geschah ver- 
mittelst des Telephons. 

Marconi meldete am 12. Dezember 1901, daß er die ver- 
schiedenen Signale in den bestimmten und gleichen Zeitabständen 
erhalten habe und versicherte, daß es praktisch physikalisch 
und mathematisch unmöglich gewesen sei, daß die Zeichen 
anderswo her als vom Cap Lizard ausgegangen waren. 

Auch das große Ansehen Marconis reichte nicht hin, daß 
dies Ergebnis allgemein als Tatsache genommen wurde. Der 
Umstand der telephonischen Aufnahme erregte vielfache Zweifel, 
welche sich daran festklammerten, äußere Ursachen für die ein- 
gegangenen Signale zu finden. Man schrieb sie der atmo- 
sphärischen Elektrizität, entfernten Blitzschlägen irgendwelcher 
Telegraphenstationen auf dem Festland von Amerika, Schiffen, 
die mit Apparaten für die drahtlose Telegraphie ausgerüstet sein 
sollten und in der Nähe verkehrten, ja sogar dem Mutwillen 
irgend eines Spaßvogels zu. 

Marconi hatte jedoch genug gehört, um sich zur Rückkehr 
nach Europa und zur Aufnahme der Vorbereitungen neuer Ver- 
suche zu entschließen, welche ihn, wie wir sehen werden, ein 
Jahr später in den Stand setzen sollten, am 20. Dezember 1902 
an den König von England und von Italien die ersten draht- 
losen Telegramme über den atlantischen Ozean zu senden. 

Yersuche Marconis an Bord der Philadelphia im 

Februar 1902. 

Im Februar 1902 stellte Marconi bei der Überfahrt von 
Southamptön nach New York an Bord der Philadelphia der 
American Line neue Versuche zwischen der Sendestation von 
Poldhu und einer Empfangsstation an Bord der Philadelphia an. 

In der Station von Poldhu war das Ladungspotential des 
Luftdrahtes erhöht worden. Das Gitter der Sendedrähte war 
vergrößert worden und bestand nun aus 15 Leitungen. Das 
Potential, auf welches diese Leitungen geladen werden konnten, 
reichte hin, um 30 cm lange Funken vom oberen Ende der 
Drähte zu einem geerdeten Draht übergehen zu lassen. 

In der Empfangsstation auf dem Dampfer bestand der 
Empfangsdraht aus vieir 60 m über den Meeresspiegel empor- 
ragenden Leitungen, welche zum Primärdraht des Transformators 
führten, dessen Sekundärdraht in Abstimmung mit der Sende- 
station mit dem Fritter verbunden war. 






326 10. Kapitel. 

Die Mitarbeiter Marconis in Poldhu sollten eine Reihe von 
S und eine kleine Nachricht mit einer gewissen, voraus verein- 
barten Geschwindigkeit, alle 10 Minuten bei 5 Minuten langen 
Pausen, während folgenden Stunden abgeben : Von 12 — 1 Uhr 
mittags, von 6 — 7 Uhr vormittags, von 12 — 1 Uhr mittags und 
von 6 — 7 Uhr nachmittags Greenwicher Zeit, und zwar jeden 
Tag vom 23. Februar bis zum 1. März einschließlich. 

Bemerkenswert ist, daß Marconi bei diesen Versuchen zum 
erstenmal bemerkte, daß das Tageslicht die Übertragung erschwerte 
(siehe S. 75), indem es eine Schwächung im Empfang der Zeichen 
hervorbrachte, die mit der Zunahme der Tageshelligkeit in Poldhu 
zuzunehmen schienen. 

In einer Abhandlung, welche Marconi der Royal Society 
am 12. Juni 1902 vorlegte, wurde ausgeführt, das spätere 
zwischen der Station von Poldhu und anderen Empfangsstationen 
ausgeführte, den Versuchen nach der Philadelphia in jeder Be- 
ziehung ähnliche Versuche dieselbe schädliche Wirkung des 
Tageslichts auf die Übertragungen erkennen ließen. So wurde 
beispielsweise an der Station von North Haven in einer Ent- 
fernung von ungefähr 243 km von Poldhu, von welchem 109 
auf das Meer und 43 auf das Land trafen, beobachtet, daß die 
Zeichen von Poldhu mit vier senkrechten, 12 m hohen Empfangs- 
drähten während der Nacht vollkommen deutlich ankamen, 
während beim Tage unter gleichen Umständen eine Länge von 
18,5 m der Empfangsdrähte zu gleich deutlichem Zeichenempfang 
nötig waren. 

Auf Seite 75 und 76 wurde bereits von den Erklärungsver- 
suchen für diese Erscheinung gesprochen. Marconi beabsichtigte 
die Frage eingehend zu untersuchen, indem er versuchte zu ermitteln, 
ob die gleichen Wirkungen aufrteten, wenn Sendedrähte mit einem 
isolierenden, undurchsichtigen Überzug verwendet werden. 

Die Tersuche mit dem Carlo Alberto im Sommer 1902. 

Diese Versuche werden in der Geschichte der drahtlosen 
Telegraphie denkwürdig bleiben, insoferne sie Ergebnisse zei- 
tigten, welche die hoffnungsvollsten Aussichten übertrafen. 
Es gelang in der Tat Zeichen von Poldhu nach Cagliari, d. h. 
auf eine Entfernung von 1580 km, wovon zwei Drittel über das 
Festland von ganz Frankreich, und vollkommene Telegramme, 
von Poldhu nach Gibraltar auf eine Entfernung von 1500 km. 



Praktische Versuche und Anwendungen. 327 

wovon eine gute Hälfte über das Festland am gebirgigsten Teil 
von Spanien, zu übertragen. Die Hauptabschnitte dieser Ver- 
suche mögen nach dem Bericht des Leutnants Solari an das 
Marineministerium geschildert werden. 

Im Juni 1902 mußte das königliche Schiff Carlo Alberto eine 
Reise nach der Nordsee ausführen. Das Schiff war mit Mär- 
coni-Apparaten alten Modells ausgerüstet, vermittelst welcher es 
sofort bei der Ankunft in den englischen Gewässern in Verkehr 
mit der Station Cap Lizard trat, wo sich Marconi befand. Mit 
letzterem wurde der Ersatz dieser Apparate durch wirksamere 
und empfindlichere des zweiten Systems Marconi vereinbart. 

Am 26. Juni begab sich Marconi an Bord des Carlo Al- 
berto und brachte seinen magnetischen Wellen anzeiger mit, 
welcher zum erstenmal in Wettbewerb mit dem Fritter als Emp- 
fangsorgan treten sollte. 

Die ersten Versuche wurden auf der Reise des Carlo Alberto 
nach Kronstadt unternommen. 

Als Empfangsdraht diente zunächst die Anordnung nach 
Fig. 74. Die Einführung des Luftdrahts zu den Empfangs- 
apparaten war vermittelst einer Ebonitröhre vollkommen gegen 
etwaige Seitenentladungen geschützt. Die Erdverbindung wurde 
so sorgfältig als möglich ausgeführt, indem an verschiedenen 
Punkten des Schiffes und an verschiedenen Teilen der Schiffs- 
maschine angeschlossen wurde. 

In der Station des Carlo Alberto, welche nur als Empfangs- 
station diente, waren zwei Marconi-Fritter mit Metallpulver und 
drei magnetische Wellenanzeiger an drei Telephonapparaten, 
welche zur Aufnahme der Zeichen bestimmt waren, angeschlossen. 

Der mit den Frittern verbundene Transformator war so gut 
als möglich mit der Schwingungszahl der von der Station Poldhu 
ausgehenden Wellen abgestimmt. Zur besseren Abstimmung 
zwischen Sende- und Empfangsapparat wurde in der Folge das 
fächerförmige Drahtgitter nach Fig. 75, S. 103, angewendet. Die 
Einzelheiten der Versuche waren von Marconi im voraus auf 
folgende Weise geregelt worden. Von der Station von Poldhus, 
sollten von 12 — 3 Uhr nachmittags und von 1—3 Uhr vormittags 
mittlerer Greenwicher Zeit jeden Tag während der ersten zehn 
Minuten jeder Viertelstunde das Zeichen für den Carlo Alberto 
(C. B.), eine lange Reihe von S und ein Satz aus den interessan- 
testen Tagesneuigkeiten abgegeben werden. 

Am 7. Juli schiffte sich Marconi in Dover ein, worauf 
sofort die Übertragung auf eine Entfernung von 848 km, wo- 



328 10. Kapitel. 

yon ca. "/lo über Land und Küsten, versucht wurde. Kaum 
war die Abstimmung hergestellt, so konnten im Telephon die 
kennzeichnenden Geräusche der von Comwallis abgegebenen 
Zeichen vernommen werden. Die Zeichen fielen jedoch schwach 
aus, teils infolge mangelhafter Abstimmung, teils infolge der 
schädlichen Wirkung des Tageslichts. Am folgenden Tag ver- 
besserte sich die Aufnahme derart, daß die einlaufenden Tele- 
gramme mit dem Morse- Apparat aufgenommen werden konnten. 

Bei zunehmender Entfernung scheinen die Aufnahmen 
während des Tages aufgehört zu haben, wurden jedoch während 
der Nacht bei einer Entfernung von 900 km von Poldhu zunächst 
am Telephonempfänger, später auch am Morse-Apparat vermittelst 
des Fritters wieder ermöglicht. 

Am folgenden Tage um Mittag war eine Entfernung von 
1000 km erreicht, doch konnten infolge der störenden Wirkung 
des Sonnenlichts nur die charakteristischen Töne einiger S am 
Telephon, nicht aber Zeichen am Morse-Apparat erhalten werden. 
In der Nacht verbesserte sich die Aufnahme und es gelang auch 
mit dem Fritter und dem Morse-Schreiber Zeichen zu erhalten. 
So wurde fortgefahren bis zum 12. Juli, an welchem Tage der 
Carlo Alberto im Hafen von Kronstadt vor Anker ging, obwohl 
zwischen Sende- und Empfangsstation England, Dänemark und 
die gebirgige Skandinavische Halbinsel lagen und der Abstand 
ca. 2000 km betrug. In Kronstadt waren jedoch die Zeichen ana 
Telephon ziemlich schwach und konnten nicht mehr mit dena 
Morse-Apparat aufgezeichnet werden. Nachdem jedoch an dem 
Drahtgitter des Empfangsvorrichtung weitere Drähte zur besseren 
Abstimmung mit der Station Poldhu hinzugefügt waren, gelang 
es während der Nacht, die Reihen der übersandten S deutlich 
warzunehmen. 

Auch in den folgenden Nächten wurden zufriede asteilende 
Ergebnisse erzielt, bis in der Nacht vom 22. auf den 23. der Anker 
zur Rückkehr nach Kiel gelichtet wurde. 

In der Nacht vom 24. Juli befand sich der Carlo Alberto 
im inneren Teil der Kieler Reede. Die Zeichenaufnahme war 
infolge der verminderten Entfernung sowohl unter Anwendung 
des magnetischen Wellenanzeigers als beim Gebrauch des Fritters 
und Morse-Schreibwerks vollkommen zufriedenstellend, so schwierig 
sich dieselbe während der Reise aus unbekannten Gründen ge- 
staltet hatte. 

In der Nacht des 26. fand die Zeichenaufnahme unter 
einem heftigen Sturm mit starken atmosphärischen Entladungen 



r 



Praktische Versuche und Anwendungen. 329 

statt. Die Störungen durch die atmosphärische Elektrizität wurden 
dadurch beseitigt, daß in die Empfangsapparate entsprechende 
Selbstinduktionen eingeschaltet wurden. Man versuchte dabei 
auch den Fritter Castelli (S. 146) zu verwenden, doch mußte der 
Versuch aufgegeben werden, da der Apparat durch jede atmo- 
sphärische Elektrizitätsentladung gestört wurde. 

Während der Nacht der Reise von Kiel nach England 
zeigten sich trotz der raschen Abnahme der Entfernung keine 
wesentlichen Unterschiede in der Aufnahme der Zeichen. 

Nach einer Rast von 20 Tagen bis zum 25. August und 
nach Vervollkommnung des Empfangsdrahtgitters, welches nun 
aus 54 Drähten, welche von der Deckbrücke aus 50 m hoch 
emporführten, bestand, wurde der Rückweg nach Italien ange- 
treten. Als sich das Schiff am 30. August auf der Fahrt in der 
Nähe von Cadiz befand, zeigte sich, daß die Entfernung, auf 
welche die Übertragung während des Tages deutlich und sicher 
war, 1000 km betrug. 

In der Nacht vom 30. auf den 31., wurde die Wirkung des Um- 
standes, daß sich [das spanische Festland in die gerade Linie 
zwischen den beiden Stationen eingeschoben hatte, beobachtet. 
Dieser Umstand verhinderte es nicht, daß Telegramme mit Nach- 
richten über die in diesen Tagen Europa interessierenden Vor- 
gänge vom Carlo Alberto aufgenommen wurden, auch wenn 
sich das Schiff im innersten Teil der Reede von Gibraltar in 
einer Entfernung von 1500 km von Poldhu befand, trotzdem der 
gebirgigste Teil der Iberischen Halbinsel überwunden werden 
mußte. Die Aufnahmen wurden auch nicht unterbrochen, als 
das Schiff* ins Mittelmeer einfuhr, und gelangen bis Cagliari und 
Spezia, wo die Fahrt ihr Ende fand. 

Im folgenden seien die Schlußbemerkungen des Berichts 
des Leutnants Solari als Zusammenfassung der Beobachtungen 
gegeben, obgleich dieselben in einigen Punkten etwas voreinge- 
nommen oder zum wenigsten voreilig erscheinen. 

1. Es besteht keine Übertragungsgrenze für die elektrischen 
Wellen auf der Erdoberfläche, wenn die zur Übertragung aufge- 
wendete Energie der zu erreichenden Übertragungsentfernung 
angepaßt wird. 

2. Landstrecken zwischen Sende- und Empfangsstationen 
unterbrechen den Verkehr nicht. 

3. Das Sonnenlicht vermindert den Wirkungsbereich der 
elektrischen Wellen und fordert daher während des Tags die 
Anwendung größerer Energiemengen als während der Nacht. 



330 10. Kapitel. 

Der Einfluß der atmoBphärischen elektrischen Entladungen zwingt 
zur Verminderung der Empfindlichkeit der Apparate, um diese 
von ersteren unabhängig zu machen, woraus die Notwendigkeit 
einer Vermehrung der Energie hervorgeht. Zuverlässigere Wir- 
kungen werden daher mit weniger empfindlichen Apparaten erzielt. 

4. Die Wirksamkeit des magnetischen Wellenanzeigers 
erwies sich durch den positiven Versuch derjenigen irgendeines 
Fritters überlegen, sowohl infolge der Entbehrlichkeit jeder 
Regulierung als auch infolge der absoluten Unveränderlichkeit 
und der außerordentlichen Einfachheit und Handlichkeit der 
Einrichtung. 

5. Die drahtlose Telegraphie nach dem System Marconi 
ist infolge der neuesten Verbesserungen in das Feld der größten 
praktischen Anwendungen, sei es für die Zwecke des Handels 
oder des Heerwesens eingetreten, ohne daß eine Grenze der 
Übertragung festgestellt wäre. 

Trotz der denkwürdigen Versuche mit dem Carlo Alberto 
ist doch an eine Tatsache zu erinnern, welche ungeachtet der 
überraschenden und vielversprechenden Versuche zeigt, welch 
erhebliche Schwierigkeiten noch zu überwinden sind, bis der 
Grad von Sicherheit und Ausschließlichkeit erreicht ist, welche 
der telegraphische Verkehr erfordert. 

Maskelyne, der Direktor einer Station für drahtlose Tele- 
graphie in Porthcurnow, 280 km von Poldhu, berichtet in der 
Nummer des Electrician vom 7. November 1902, daß die von der 
Station Poldhu dem Carlo Alberto zugesandten Zeichen und 
Telegramme von den Apparaten von Porthcurnow derart ge- 
treulich aufgezeichnet wurden, daß in dieser Station der Verlauf 
jener Versuche Schritt für Schritt verfolgt werden konnte. In 
Porthcurnow kamen die an den Carlo Alberto gerichteten 
Nachrichten anfangs vermischt mit anderen durch schwächere 
gleichzeitig von Poldhu ausgesandte Wellen hervorgebrachten 
Zeichen an. Die letzteren Wellen sollten dazu dienen, die 
Depeschen von Poldhu in kürzeren Entfernungen unleserlich 
zu machen. Indem jedoch Maskelyne die Empfindlichkeit des 
Fritters herabsetzte, konnte er die Wirkung dieser letztgenannten 
Wellen unterdrücken, worauf nur die kräftigen, für Carlo Alberto 
bestimmten zur Aufnahme kamen. 

Bei näherer Prüfung fand Maskelyne, daß die Übertragungen 
vermittelst elektrischer Wellen noch mit Schwierigkeiten un- 
bekannter Ursache zu kämpfen haben, insofeme die Zeichen- 
aufnahme auf dem Carlo Alberto einer von Poldhu entsandten 



Praktische Versuche und Anwendungen. 331 

Nachricht erst am 9. September, während der Fahrt von Cagliari 
nach Spezia, des Morgens möglich wurde, während diese Nach- 
richt wiederholt von Poldhu seit dem Abend des 6. September 
abgegeben worden war. Das Empfangsorgan des Carlo Alberto 
muBte daher zwei ganze Tage lang fremden Einflüssen unterlegen 
haben, welche die Aufnahme der Nachrichten verhinderte. 

Auf alle Fälle bewiesen die mit dem Carlo Alberto aus- 
geführten Versuche die Möglichkeit, mit dem Apparat Marconi 
Nachrichten auf mehr als 1500 km Entfernung trotz zwischen- 
liegender ausgedehnter gebirgiger Landstrecken zu übertragen, 
doch bewiesen sie auch, daß noch wesentliche Verbesserungen 
erforderlich waren, bevor die für einen regelmäßigen tele- 
graphischen Verkehr unerläßliche Sicherheit erreicht wurde. 



Transatlantische Übertragungen im Dezember 1902. 

Nach den Versuchen von Neufundland (siehe S. 324), bei 
welchen es Marconi gelungen war, vermittelst des Telephons die 
von Poldhu abgegebenen Morse-S aufzunehmen, mußte er weitere 
Versuche in der Richtung aufgeben infolge des Einspruchs 
der Anglo- American Telegraph - Company , welche Gesellschaft 
nicht nur das Monopol des transatlantischen Telegraphenver- 
kehrs vermittelst Kabel sondern auch durch die Luft, das Meer 
und die Erde beanspruchte. 

Dagegen veranlaßte die Regierung von Kanada Marconi, 
seine transatlantischen Versuche mit «einer Endstation in diesem 
Lande fortzusetzen, schlug ein besonderes Übereinkommen vor 
und bot ihre Unterstützung an. Marconi nahm das Anerbieten 
an und begann den Bau einer großen Station in Table Head 
auf der Insel des Cap Breton bei der Halbinsel von Neuschott- 
land, welche zwei Stunden von Sydney und 3800 km von 
Poldhu entfernt auf einer der östlichsten Vorgebirge der Insel 
an der Mündung der Glace-Bay gelegen war. 

Die Sendevorrichtung stimmte mit der von Poldhu (S. 104) 
beschriebenen überein und bestand demnach aus vier 71 m 
hohen in den Ecken eines Quadrats von 70 m Seite aufgestellten 
hölzernen Türmen, deren obere Enden durch 4 Kabel verbunden 
waren, von welchen die Sendedrähte nach unten in das Apparaten- 
häuschen führten. 

Die italienische Regierung genehmigte, daß das königliche 
Schiff Carlo Alberto an den Einrichtungsarbeiten der Station 



332 10. Kapitel. 

Glace-Bay sich beteiligte. Das Schiff lichtete daher am 30. Sep- 
tember 1902, nachdem es instand gesetzt war, mit seinen 48 m 
hohen Masten den Winterstürmen des Atlantischen Ozeans zu 
trotzen, in Spezia die Anker nach der Küste von Cornwallis, 
wo es Marconi an Bord nahm. Am 20. Oktober warde von 
Plymouth die Reise nach Sydney angetreten, wo die Ankunft 
am 31. Oktober stattfand. 

Während der Beise erhielt das Schiff regelmäßig die Zeichen 
von Poldhu, auch während der heftigsten Stürme. Auch in der 
inneren Reede von Sydney dauerte der Zeicheneingang fort. 

Sofort nach seiner Ankunft begann Marconi die Station 
einzurichten, und nach 1 V» Monaten Vorbereitungen und Vor- 
versuchen sah er sich am 20. Dezember imstande, die ersten 
an die Könige von England und Italien gerichteten Telegramme 
mit der Anzeige des Ereignisses und den Huldigungen Marconis 
an die beiden Souveräne von Table -Head nach Poldhu zu 
übermitteln. 

Nach Erfüllung seiner wissenschaftlichen Aufgabe fuhr 
das Schiff Carlo Alberto in anderer Sendung nach den Gewässern 
von Venezuela, während Mafconi in Table-Head mit dem Leut- 
nant Solari als dem Vertreter der italienischen Regierung zu- 
rückblieb und den Verkehr mit Poldhu fortsetzte, um die Be- 
dingungen zu ermitteln, unter welchen die Regelmäßigkeit, 
Sicherheit und Schnelligkeit der Übertragung erhöht werden könne. 
Inzwischen wurde auch in Cape-Cod in den Vereinigten 
Staaten von Amerika einQ gleiche Station wie in Table-Head, 
jedoch für 4800 km von Poldhu, d. h. 1000 km weiter als Table- 
Head eingerichtet 

Am 16. Januar wurde auch die Station von Cape-Cod er- 
öffnet, indem eine vollständige Depesche vom Präsidenten 
Roosevelt an den König von England übermittelt wurde. 

Weitere Versuche Marconis. 

Nach dem grandiosen Versuch der transatlantischen Über- 
tragungen wandte Marconi seine bewundernswerte Tatkraft der 
Untersuchung der besten Bedingungen zu, die der Telegraphie 
vermittelst elektrischer Wellen eine ausgedehnte und unbestreitbare 
kommerzielle Anwendung sichern sollten. Zu diesem Zwecke 
unternahm er zahlreiche Reisen zwischen Europa und Amerika 
und zwischen den europäischen Häfen auf Schiffen, welche mit 



Praktische Versuche und Anwendungen. 333 

seinen Apparaten ausgerüstet waren, und welche teils mit den 
Stationen von Poldhu, Table-Head und Cape-Cod, teils mit ge- 
wöhnlichen Küstenstationen verkehrten. Die reichsten Ergebnisse 
wurden an Bord der Lucania, des Duncan und der Campania erzielt. 

Versuche auf der Lucania. — Die Lucania der 
Cunard Linie verließ am 23. August 1903 Liverpool auf der 
Fahrt nach New York mit Marconi und dem Schiffsleutnant Solari 
an Bord. Die Lucania war außer mit einer Station für kleine 
Tragweite, die für den kommerziellen Verkehr zwischen der 
Lucania und den Küsten Stationen und für den Gebrauch des 
Kapitäns und der Passagiere bestimmt war, mit einer Empfangs- 
station für große Entfernungen zur Aufnahme der von Poldhu 
und Table-Head einlaufenden Nachrichten ausgerüstet, vermittelst 
welcher die Wirksamkeit der beiden verschieden angelegten 
Sendevorrichtungen beurteilt werden konnten. 

Die wichtigsten Ergebnisse waren die folgenden: 

1. Der drahtlose Verkehr auf große Entfernung im offenen 
Ozean vollzieht sich regelmäßig, ohne mit dem Zeichenaus- 
tausch zwischen den Schiffen und Küstenstationen, welche sich 
schwächerer Apparate bedienen, in Gegensatz zu geraten. In 
der Tat, während Poldhu Nachrichten zur Lucania gab, blieb 
die Station Lizard, 10 km von Poldhu entfernt, in Verbindung 
mit anderen auf der Fahrt nach New York befindlichen Schiffen. 

2. Die Anordnung der Luftdrähte von Poldhu zeigte sich 
der von Table-Head überlegen, insoferne die erstere Zeichen an 
die Lucania bis auf 4000 km Entfernung gelangen lassen konnte, 
während die zweite eine viel geringere Wirksamkeit aufwies, 
obwohl das Luftdrahtsystem die gleiche Höhe hatte und eine 
Funkenstrecke von dreifacher Länge benutzt wurde. 

3. Der Einfluß des Sonnenlichts steht mit bestimmten 
Einzelheiten der Zeichensendung in Verbindung, eine Abhängig- 
keit, welche die Entdeckung von Mitteln zur Bekämpfung des 
störenden Einflusses vorschrieb. 

4. Das angewendete Abstimmungsverfahren bewirkt, daß 
eine nicht abgestimmte Station selbst in einer Entfernung von 
nur 100 m nicht beeinflußt wird. 

Während auf der Lucania diese technischen Versuche aus^ 
geführt wurden, verkehrten die Passagiere vermittelst der Station 
für kleine Entfernungen mit den Küsten und anderen Schiffen 
während der ganzen Überfahrt und erhielten täglich eine an 
Bord gedruckte Zeitung, welche die einlaufenden Telegramme 
über die wichtigsten Weltereignisse enthielt. 



334 10. Kapitel. 

Nach der Ankunft in Amerika führten Marconi und Solan 
Versuche auf dem Michigan bei Chicago aus, welche zeigten, 
daß das Süßwasser nicht weniger als das Seewasser die draht- 
losen Übertragungen ermöglicht. 

Auf der Rückfahrt nach Europa wurden die auf der Hin- 
fahrt gewonnenen Ergebnisse bestätigt. Jeden Abend erhielten 
die Passagiere der ersten Klasse das Cunard Bulletin, wie es 
mit langen Depeschen aus New- York, aus London und von 
Ottawa an Bord gedruckt wurde. 

Versuche auf dem Duncan. — Unmittelbar nach 
Marconis Ankunft in England stellte ihm die englische Admiralität 
das Schiff Duncan zur Verfügung, um Versuche im Beisein der 
Offiziere der englischen Marine auszuführen. Es wurde eine 
Fahrt von Portsmouth nach Gibraltar unternommen, während 
welcher der Duncan täglich Nachrichten von Poldhu bekam. 
Versuche, durch welche die seinerzeit mit dem Carlo Alberto 
erzielten Ergebnisse bestätigt wurden. (Siehe S. 326 u. ff.) In der 
Bucht von Biscaya entstand ein Schaden an der Empfangsvor- 
richtung infolge heftigen Windes, wodurch die Höhe des Emp- 
fangsdrahts vermindert wurde. Nichtsdestoweniger erlitt der Ein- 
lauf der Nachrichten keine Unterbrechung. 

Vom 28. Oktober bis zum 3. November 1903 blieb das 
Schiff in Gibraltar vor Anker, während welches Aufenthalts un- 
unterbrochen Nachrichten von Poldhu eingingen. 

Auf dem Duncan verfolgte der Kapitän im Namen der 
englischen Admiralität den Gang der Versuche an Bord, während 
ein Leutnant der englischen Marine der Nachrichtenentsendung 
in Poldhu beiwohnte. 

Zu gleicher Zeit fanden andere Versuche zwischen Poldhu 
und der Station Roccia bei Gibraltar statt, durch welche die 
Möglichkeit des Verkehrs zwischen England und Gibraltar trotz 
der spanischen Halbinsel mit ihren hohen Gebirgsketten bestätigt 
wurde. 

Auch diese Versuche zeigten, daß die von den St^-tionen 
für große Entfernungen ausgesandten elektrischen Wellen den 
Verkehr zwischen den Stationen für kleine Entfernungen nicht 
störten. 

Versuche auf der Campania. — Im Juni 1904 stellte Mar- 
coni auf dem Dampfer Campania der Cunard-Line neue Versuche 
an, von den Stationen Poldhu und Table-Head Nachrichten auf- 
zunehmen. Er untersuchte dabei vier verschiedene Anordnungen 
der Aufnahmeapparate, aus welchen er die besten auswählte. 



Praktische Versuche und Anwendungen. 335 

vermittelst welcher leicht Nachrichten auf eine Entfernung von 
ungefähr 3000 km aufgenommen werden können. Dieser Erfolg 
ermöglichte es, einen Vertrag mit der Cunard-Gesellschaft auf Ein- 
richtung eines täglichen Nachrichtendienstes auf den den Ozean 
durchfahrenden Schiffen der Gesellschaft abzuschließen. Marconi 
verpflichtete sich dabei, wie es scheint, täglich ungefähr 200 Worte 
zu liefern. 

Auf dieser Heise blieb Marconi nicht nur in ständiger Ver- 
bindung zunächst mit England, dann mit Kanada, sondern auf 
drei Tage erhielt er gleichzeitig Nachrichten von den beiden 
Stationen an den beiden Ufern des Atlantischen Ozeans. 

Pläne neuer Versuche. — Bisher waren die Über- 
tragungen auf sehr große Entfernungen, d. h. auf Entfernungen 
von 1000 bis 4000 km zwischen Land- und Schiffsstationen aus- 
schließlich einseitig, insoferne die Schiffsstation nur Nach- 
richten von der Landstation aufnehmen, nicht aber an diese 
abgeben konnte. Die Ursache hierfür liegt in den Schwierig- 
keiten, auf den Schiffen die ungeheuren Drahtgitter der Sende- 
drähte, von welchen die Tragweite der Stationen abhängt, ein- 
zurichten. 

Die letzten Untersuchungen Marconis scheinen ihn jedoch 
zu der Ansicht geführt zu haben, daß auch mit viel niedrigeren 
und weniger ausgedehnten Drahtsystemen für die Sendevor- 
richtung Übertragungen auf sehr große Entfernungen erreicht 
werden können. 

Marconi soll, wie verlautet, von der italienischen Regierung 
ein ausrangiertes Schiff erbitten wollen, an welchem mit ge- 
ringem Aufwand die erforderlichen Umänderungen für einen 
ersten Versuch des doppelseitigen Verkehrs an Bord eines 
Schiffes angebracht werden könnten. 

Das Gelingen des Versuches hätte eine unermeßliche 
Bedeutung für den Verkehr mit entfernten Geschwadern. 

Die Schiffe eines Geschwaders wären im allgemeinen mit 
Apparaten für geringe Entfernungen, von 300 km ungefähr, aus- 
zurüsten, während eines derselben einen Sendeapparat für große 
Tragweite auf 5000 und vielleicht 6000 km zu erhalten hätte. 
Dieses Schiff hätte die Nachrichten der anderen Schiffe zu 
sammeln, um sie einer an Land gelegenen Station für große 
Entfernungen, wie z. B. die, welche in Coltano nahe bei Pisa ent- 
stehen soll, zuzusenden. Ferner hätte das Schiff die von dieser 
Landstation einlaufenden Nachrichten des Hauptkommandos 



336 10. Kapitel. 

den anderen SchifEen zuzuführen. Sollte sich der Plan durch- 
führen lassen, so wäre damit eine unübersehhare Ersparnis an 
Zeit, Kreuzern und Avisos erzielt. 

Nene Versuche mit anderen Systemen. 

Die verschiedenen Systeme der drahtlosen Telegraphie, 
welche sich neben dem Marconis entwickelten, beschränkten 
sich der Mehrzahl nach auf Übertragungen für kleine und 
mittlere Entfernungen bis 500 km etwa, welche das ausgedehnteste 
Anwendungsgebiet für das neue Verkehrsmittel zu bilden scheint. 
Die Versuche richteten sich daher besonders darauf, die Über- 
tragungen in diesem Umkreis möglichst sicher und bequem zu 
gestalten, ein Bestreben, hinter welchem die Erweiterung des 
Wirkungskreises der Stationen zurücktrat. Wenn auch diese 
Bemühungen des Beizes der Neuheit und Kühnheit der Ver- 
suche Marconis entbehren, so sind sie darum nicht weniger 
von höchster praktischer Bedeutung, insofern e auch sie zur Er- 
weiterung der Grundlagen für künftige Fortschritte beitrugen. 
Insbesondere sind in dieser Beziehung die Versuche, die Über- 
tragungen vermittelst der elektrischen Wellen mit einem geringsten 
Aufwand an Energie zu erreichen, von Wichtigkeit. 

So wurde mit dem System Fessenden beispielsweise im 
Jahre 1903 eine drahtlose Verbindung zwischen New York und 
Philadelphia auf eine Entfernung von 130 km mit T-.uftleitungen 
von 40 m eingerichtet, bei welcher nur eine Arbeitsleistung von 
V4 Pferdekraft benutzt wurde. Während der Dienststunden 
wurden zwischen den beiden Stationen 40 Telegramme ausge- 
tauscht, obwohl 135 andere Stationen für drahtlose Telegraphie 
in der Nähe sich befanden, ein Beweis für die Wirksamkeit des 
von Fessenden angewendeten Abstimmungsverfahrens. 

Anderseits gelang es einer französischen Gesellschaft der 
drahtlosen Telegraphie, nach dem System Branly-Popp zwischen 
den beiden Stationen von Amsterdam und Kampen an der Zuider- 
see, auf eine Entfernung von 100 km von einem Morse-Apparat 
aufgezeichnete Telegramme zu übertragen, und dabei mit einer 
Funkenlänge von 1 mm und einem Aufwand an elektrischer 
Energie auszukommen, wie er dem in einer 8 kerzigen Glühlampe 
stattfindenden Verbrauch entspricht. 

Unter den Verbindungen auf größere Entfernungen über 
Ijand sei die nach dem System Telef unken zwischen Berlin und 
dem Hafen von Karlskrona auf 500 km Entfernung erwähnt. 



Praktische Versuche und Anwendungen. 337 

Mit dem gleichen System wurden zwei 50 km von einander 
entfernte Stationen auf den Lofotenineeln in Norwegen eingerichtet, 
eine Verbindung, bei welcher hohe Felamassen sich der Wellen- 
bewegung entgegenstellen. Dabei worden zuMedeastelleude 
Ubertr^ungBeTgebniBBe mit einem Ener^eaufwand von nur 
200 Watt erzielt. 



f.. 



\ 



A 



ü 



Gegenwärtig ist die gesamte Küste der Nord- und Ostsee 

von Amsterdam bis Memel von einer zusammenhängenden Reihe 

von Stationen nach dem System Telefunken besetzt, welche 

den in diesen Gewässern verkehrenden , mit Apparaten aus' 

Jlaziiotto. Telegruphie ohne Drabt. 22 



888 10. Kapitel 

gerüsteten Schiffen ennOglichen , in ständiger telegraphisclier 
Verbindung mit dorn Festlande zu bleiben. 

Die auf deutachem Bodeo befindlichen Stationen sind Eigen- 
tum der Deutachon Marino Verwaltung und werdea von dieser 
betrieben. Jedes in einem Umkreis von etwa 150 km aufgegebene 
Telogramm wird ohne Rücksicht auf die Nationalität des auf- 
gebenden Schiffes oder auf das gebende Apparateystem auf- 
genommen und — ein Telegramm von 10 Worten 7.u 80 Pf. — 
weiterbefördert. 

Als jttngste AtistQhrungsbcispiele nach diesem System seien 
die in Fig. 232 und 233 dai^stellten Einrichtungen der Station 



ng. 288. 

Scheveningen angeführt. Fig. 934 zeigt die Einrichtung des 
Lloyddampters Bremen. 

Über den Umfang der nach dem System Telefnnken ein- 
gerichteten Anlagen geben die folgenden Zahlen Aufschluß: 

Mit Ende Februar 1906 waren folgende feste Stationen in 
Betrieb bzw. in Vorbereitung, und zwar in Deutschland 22, öater- 
teich-Ungam 6, Türkei 2, Spanien 12, Portugal 6, Frankreich 2, 
Holland 4, Schweden 5, Norwegen i, Dänemark 2, Rußland 12, 
Voreinigte Staaten von Amerika 96, Brasilien 3, Mexiko 4, Kuba 2, 
Argentinien 3, Uruguay 1, Peru 2, Slam 2, Tongking 2, China Ei, 
Bosnien 2, Finnland 2, Niederländisch Indien 4, Schwein; 2. 



Praktische Verariche und Anwendungen. 339 

Ferner Stationen aufSchitfen: Argentinien 4 Kriegeschilfe, 
Brasilien 4 KriegsscliifFe, Dänemark 9 Kriegsschiffe, 3 Leucht- 
schiffe, Deutschland 110 Kriegsschifle, 21 andere Schifie, Hol- 
land 4 KriegBBchi&e, 4 Übungsstationen, Niederländisch Indien 
2 KriegsechiSe, 1 Handeleschiff, Norwegen 8 Kriegsschiffe, Öster- 
reich-Ungarn und Rumänien 14 Schiffe, Rußland 92 Kriegsschiffe, 
Schweden 17 Kriegsschiffe, Spanien 2 Kriegsschiffe, Vereinigte 



Flg. 284. 

Staaten von Nordamerika 35 Kriegsschiffe und 2 andere Schiffe. 
Transportable Stationen waren geliefert : Argentinien 2 , Bra- 
silien 2, China 4, Deutschland 10, England 2, Holland 3, Indien 2, 
Österreich -Ungarn 5, Rußland 8, Schweiz 4, Schweden 2, Spanien 2, 
Vereinigte Staaten 2. Insgesamt 518 Stationen. 

Auch die englischen, franzüsi sehen, italienischen und amerika- 
nischen Küsten sind mit einer mehr oder minder dichten Reihe 
von Stationen für drahtlose Telegraphie der verschiedenen Systeme 
beeetat, die Ausrüstung der Ozeandampfer, welche den Verkehr 



340 10. Kapitel. 

zwischen Europa und Amerika vermitteln, ist heute schon so 
weit vorgeschritten, daß die Dampfer verschiedener Linien auf 
die ganze Dauer der Überfahrt durch begegnende und vorfahrende 
Schiffe in ununterbrochener Verbindung mit beiden Kontinenten 
bleiben. 

Das System Popoff, mit welchem die Hauptschiffe und 
Festungen Rußlands ausgerüstet sind, hat seine Feuerprobe in 
Ostasien im Kriege mit Japan bestanden. So stand Port Arthur 
während der monatelangen Belagerung ununterbrochen mit der 
Station des russischen Konsuls in Tschifu in Verbindung, Auch 
die japanische Flotte benutzt die drahtlose Telegraphie nach einem 
besonderen System, um die Befehle des Admiralschiffs den 
anderen Schiffen mitzuteilen und auch mit den japanischen 
Häfen zu verkehren. Sowenig Einzelheiten bekannt geworden, 
so zweifellos ist es, daß die drahtlose Telegraphie im russisch- 
japanischen Kriege eine überaus wichtige Rolle gespielt hat, 
deren Bedeutung für das Schlußergebnis, namentlich für die 
Vernichtung der russischen Flotte bei Tsushima erst eine 
künftige Geschichtsschreibung ins wahre Licht stellen wird. 

Ein Erfolg des Systems Forest während des russisch- 
japanischen Krieges verdient vielleicht erwähnt zu werden. 
Der Korrespondent der Times, welcher sich auf dem Dampfer 
Haimun mit Apparaten dieses Systems aufhielt, sendete seit 
Beginn des Krieges der englischen Station von Wei-hai-wei lange 
Telegramme zu, welche von Punkten des Gelben Meeres, wo 
sich der Haimun zum Sammeln von Nachrichten befand, ab- 
gesandt worden waren. 

Die Regelmäßigkeit, womit diese Telegramme in der Times 
veröffentlicht wurden, beweist, wie sicher das System auch unter 
schwierigen Umständen arbeitet. 

Die drahtlose Telegraphie in der italienischen Marine. 

An verschiedenen Stellen des bisherigen Berichtes war be- 
reits davon die Rede, welchen Anteil die italienische Marine- 
verwaltung und deren Offiziere an den Versuchen und Erfolgen 
Marconis genommen haben. Es erübrigt auf die ununterbrochenen 
Bemühungen, welche in der italienischen Marine seit dem Jahre 
1897 aufgewendet wurden, um die gewonnenen Ergebnisse für 
die Zwecke des Marinedienstes zu verwerten, zurückzukommen. 

Unmittelbar nach den Versuchen Marconis in Spezia im 
Jahre 1898 wurde eine ständige Station für drahtlose Telegraphie 



Praktische Versuche und Anwendungen. 341 

auf der Insel Palmaria im Golf von Spezia in der Nähe des 
Semaphors eingerichtet. Im Jahre 1899 erfolgte die Errichtung 
zweier weiterer ähnlicher Stationen, die eine auf dem höheren 
Gipfel der Insel Gorgona, die andere in Li vorn o, auf dem Grund- 
stück der Kgl. Schiffsakademie. 

Unter der Leitung dos Prof. Pasqualini und des Schiffs- 
leutnants Simion wurden zwischen den beiden Stationen eine 
Reihe von Versuchen angestellt zu dem Zwecke, die hierdurch 
gewonnenen Erfahrungen zu einer Verbindung zwischen sämmt- 
lichen Semaphoren des Königreichs zu verwerten. 

Die Station von Palmaria, welche innerhalb des Forts in 
einer Höhe von 192 m über dem Meeresspiegel gelegen ist, 
besteht aus einem Häuschen aus Holz, welches einen Petroleum 
motor (Winterthur) und eine kleine Dynamo von 1,5 Kilowatt 
Leistung zur Ladung der Akkumulatoren eines großen Funken- 
induktors von 60 cm Funkenlänge enthält. 

Der zweiteilige Mast für die Sendedrähte ist 54 m hoch. 

Die Sendevorrichtung besteht aus 19 isolierten Kupfer- 
drähten von 0,914 mm Durchmesser mit einer Gesamtoberfläche 
von 12,47 qm. Die Erdverbindung wird durch eine im Erdreich 
eingegrabene, von Holzkohle umgebene Kupferplatte von großer 
Oberfläche gebildet. 

Die Station von Gorgona ist auf einem Abhang in 255 m 
Höhe über dem Meere neben dem Semaphor angelegt. Sende- 
vorrichtung und Apparatausrüstung stimmen mit denen der 
Station Palmaria überein. Die Ladung der Akkumulatoren ge- 
schieht durch eine Dynamo von 30 Ampere und 65 Volt Leistung, 
die von einem 3 pferdigen Petroleummotor System Otto ange- 
trieben wird. 

Die Station von Livorno ist auf dem Platz der Schiffs- 
akademie errichtet und erhebt sich nur 4,5 m über dem Meeres- 
spiegel. Die Ausrüstung ist dieselbe wie die der beiden anderen 

« 

Stationen, nur wurde hier der Mast in 3 statt in 2 Abschnitten 
ausgeführt. 

In den Jahren 1898 und 1899 wurden in diesen Stationen 
viele Ubertragungsversuche angestellt, wobei das erste System 
Marconi zur Anwendung kam. Man untersuchte die Einzelheiten 
der Luftleitung, deren Höhe und den Einfluß, welchen etwa 
Dicke und Struktur des Drahtes auf die Übertragungen haben 
könnten. Es wurde dabei festgestellt, daß ein erheblicher Vorteil 
in der Verlängerung des Empfangsdrahts zu suchen sei, während 
eine Erhöhung des Sendedrahts von verhältnismäßig geringerem 



342 10. Kapitel. 

Einfluß war. Es zeigte sich, daß die Entfernung zwischen den 
beiden Stationen nicht proportional dem Produkt aus den beiden 
Längen der Luftdrähte anzunehmen sei, und daß zwischen ge- 
wissen Grenzen das Gesetz Marconis über die Proportionalität der 
Sendedrahtlängen zur Quadratwurzel der Entfernung Geltung habe. 

Es konnte auch als erwiesen angenommen werden, daß der 
Querschnitt und die Natur des Leiters keinen wesentlichen Ein- 
fluß auf die Übertragungen habe und daß die Anbringung einer 
Kapazität am oberen Ende des Luftdrahts nicht gerechtfertigt sei. 

Trotz der angewendeten Vorsichtsmaßregeln und der an 
den Apparaten angebrachten Verbesserungen gelang es erst im 
Jahr 1900 einen wirklichen telegraphischen Verkehr zu erzielen. 
Manchmal gelangen die. Übertragungen auch bei schlechtem 
Wetter, manchmal nicht einmal bei gutem. 

Als im Jahre 1900 die Leitung der Versuche dem Korvetten- 
kapitän Bonomo anvertraut wurde, gelangten dieselben in ein 
besseres Fahrwasser, insoferne durch systematische Versuche 
der Anteil festgestellt wurde, welchen die Regulierung der ein- 
zelnen Apparate auf die Zuverlässigkeit der Übertragungen hatte. 

Kapitän Bonomo erhöhte die Spannung der Akkumulatoren- 
batterie, untersuchte genau die Isolierung des Luftdrahts und 
der Apparate, verwendete einfache Fritter mit hoher Luftver- 
dünnung, ersetzte den einfachen Luftdraht durch mehrere, führte 
andere Verbesserungen ein, welche die Unsicherheit der Eelais- 
regulierung beseitigten und wodurch eine zuverlässige Über- 
tragung erzielt wurde. 

Mit all dem blieb die Übertragungsentfernung auf 70 km 
beschränkt, und die höchsterreichte Übertragungsgeschwindigkeit 
überstieg nicht 24 Buchstaben in der Minute. 

Die wichtigste Verbesserung bestand jedoch in der An- 
wendung des selbstentf rittenden Fritters von Castelli (siehe S. 146), 
durch welchen die telephonische Aufnahme ermöglicht und eine 
große Vereinfachung des Empfangsapparates erreicht war. Auch 
die Sicherheit der Übertragung, sowie die Übertragungsentferung 
und Übertragungsschnelligkeit war durch diese Maßregeln wesent- 
lich erhöht worden. 

Es gelang den Nachrichtenaustausch zwischen Palmaria 
und Livomo auf eine Entfernung von 69 km mit einer Funken- 
länge von nur 4 mm zu erreichen. Ferner wurden am Leucht- 
turm von Porto Ferraio von Livorno, Gorgona und Palmaria 
ausgesandte Nachrichten auf eine maximale Entfernung von 
143 km aufgenommen. 



Praktische Versuche und Anwendungen. 348 

Infolge der Anwendung des Fritters Castelli konnte im 
September 1901 eine klare und deutliche Zeichenübertragung 
auf eine Entfernung von 200 km zwischen einer Station auf dem 
Monte Telajone der Insel Caprera und einer anderen Station am 
Semaphor des Monte Argentario verwirklicht werden. Die beiden 
Stationen wurden nach diesen Versuchen abgebrochen. 

Die Station von Telajone, die den atmosphärischen Ent- 
ladungen zu sehr ausgesetzt war, wurde durch eine andere in 
geringer Entfernung davon auf der Landspitze Becco di Vela 
der Insel Caprera ersetzt. Letztere wurde mit Marconi- Apparaten 
des zweiten Systems ausgerüstet, und befindet sich seit vier 
Jahren in drahtloser Verbindung mit der Station Monte Mario 
bei Rom und mit der von Livomo auf Entfernungen von 230 
bzw. 260 km. 

Die Sendevorrichtung der Station von Becco di Vela be- 
steht aus vier nebeneinander geschalteten Drähten, wie sie in der 
Station von Biot verwendet sind. Die Gesamtnutzhöhe beträgt 
55 m bis zur Einführungsstelle zum Apparatenraum. Letzterer 
befindet sich in einem kleinen Gebäude, welches zwei Räume 
enthält. In dem einen Raum ist ein Gasmotor und eine Dynamo 
zur Ladung der Akkumulatoren von 18 Elementen untergebracht, 
der zweite enthält einen Tisch, auf welchen die Apparate an- 
geordnet sind. 

Rechts befinden sich zwei parallelgeschaltete Funkeninduk- 
toren von 25 cm Funkenlänge und nahe dabei der Taster. Dann 
folgt eine kloine Batterie von vier Flaschen für den Gebrauch 
im Sendestromkreis zur Entsendung von Wellen von ungefähr 
90 m Länge. Hierauf eine andere Batterie von sechs größeren 
Flaschen zur Entsendung von Wellen von 150 m Länge. 

Links von den Batterien steht das Gehäuse mit dem 
magnetischen Wellenanzeiger. Den übrigen Raum des Tisches 
zur Linken nimmt der Fritter und das Morseschreibwerk ein. 

Die Station ist demnach auf die Abstimmung auf zwei 
verschiedene mit A und B bezeichnete Wellenlängen eingerichtet. 
Je nachdem die eine oder die andere dieser Wellenlängen zur 
Aufnahme in Anwendung kommen soll, ist der Empfangsapparat 
mit dem entsprechend abgestimmten Transformator zu verbinden. 

Im Juni 1903, als der Verfasser die Station besuchte, 
arbeitete dieselbe nur mit der Abstimmung A auf lange Wellen. 
Der Dienst war nur für militärische Zwecke eingerichtet, die 
mittlere Übertragungsgeschwindigkeit auf Entfernungen von 
250 km betrug 40 Buchstaben in der Minute, wobei jedoch die 



344 10. Kapitel. 

Zeichen nicht immer klar und deutlich erschienen, und die 
Apparate ständiger Regulierung hedurften. 

Die Aufnahme am Telephon vermittelst des magnetischen 
Wellenanzeigers war deutlich, aber ziemlich schwach. 

In der Folge wurde auch die Abstimmung B angewendet, 
wobei die Übertragung bedeutend besser ausfiel. 

Von anderen Versuchen der Offiziere der Marine war bereits 
im Kapitel 9, S. 297, die Rede. Von den jüngsten Arbeiten der 
italienischen Marine auf dem Gebiete der drahtlosen Telegraphie 
sind die von Kapitän Bonomo an Bord des Kreuzers Marcan- 
tonio Colonna zur Bestimmung des Wirkungsbereichs der italieni- 
schen Küstenstationen zu erwähnen. Während dieser Versuche 
ermittelte Kapitän Bonomo, daß es möglich ist, auf die bis vor 
kurzem für unentbehrlich gehaltenen Luftdrähte von 50 m auf 
den Schiffen zu verzichten. Vom Marcantonio Colonna aus 
konnten sichere Übertragungen bis auf 300 km mit 14 m vertikaler 
Höhe und einer Gesamtentwicklung von 50 m in horizontaler 
Richtung des Sendedrahts erreicht werden. 

Die italienische Marine hat auch kürzlich Versuche mit dem 
System Artom angestellt, von welchem bereits S. 276 nähere An- 
gaben gemacht wurden. 

Drahtloser Telegraphenverkehr in Italien. 

Dem italienischen Marineministerium ist die Einrichtung 
eines vollkommenen drahtlosen Telegraphendienstes zu danken, 
welcher das ganze festländische und insulare Italien mit dem 
umgebenden Wasserspiegel auf eine Entfernung von 300 km 
von den Küsten umgibt. 

Diesem Dienst sind 15 Stationen, deren jede einen Wirkungs- 
bereich von ungefähr 300 km aufweist, gewidmet. 

Die Stationen sind: 

Capo Mele in Ligurien — Palmaria in Spezia — Forte 
Spuria am licuchtturm von Messina — Cozzo Spadaro am Cap 
Passero — Cap Sperone, Sardinien Becco di Vola auf Caprera 

— Monte Mario in Rom — Campo alle Serre auf Elba — Ponza 

— S. Maria di Leuca — Asinara Sardinien, Gargano — Monte 
Capuccini bei Ancona — Malamocco bei Venedig — S. Giulano 
bei Trapani. 

Die Anlage ist derartig getroffen, daß ein in den italienischen 
Gewässern befindliches Schiff immer im Wirkungskreise wenig- 



Praktische Versuche und Anwendungen. 345 

stens einer dieser Stationen sich befindet, und daß die Wirkungs- 
kreise der einzelnen Stationen sich derart schneiden, daß eine 
zusammenhängende Verkettung über ganz Italien gegeben ist. 

Die Wirkungskreise dieser Stationen und die von etwaigen 
Hindernissen herrührenden Schattenkegel wurden von Bonomo 
auf einer Fahrt an Bord des ICreuzers Marcantonio festgestellt 
und in einer besonderen Seekarte veröffentlicht. 

Diese sämtlichen Stationen mit Ausnahme jener von 
S. Giuliano sind in Betrieb. Auch sind bereits die Bestimmungen 
erlassen, auf Grund welcher die Benutzung der Stationen durch 
das Publikum zum Austausch von Telegrammen mit Schiffen, 
welche sich in einem Umkreis von 300 km von der Küste be- 
finden und mit Marconiapparaten ausgerüstet sind, zugelassen ist. 

Der Tarif für Telegramme der Art bestimmt eine Gebühr 
von 63 Cent, für das Wort. Der Dienst ist nicht für den Mehr- 
fachverkehr eingerichtet, weshalb zahlreiche Bestimmungen die 
Reihenfolge festsetzen, in welcher die einzelnen Schiffe unter 
sich und mit den Küstenstationen verkehren können. Die 
Reihenfolge richtet sich nach dem Tonnengehalt, der Zeit der 
Abfahrt, der Richtung und der Geschwindigkeit der Schiffe 
derart, daß z. B. das Schiff, welches auf seiner Fahrt zuerst den 
Wirkungsbereich einer Station voraussichtlich verläßt, den Vorzug 
erhält. 

Verbindung Bari-Antivari. — Am 3. August des Jahres 1904 
wurde der Verkehr zwischen der italienischen Station Bari und 
der montegrinischen Station Antivari für die Benutzung durch 
das Publikum eröffnet. Die beiden auf Kosten Marconis ein- 
gerichteten Stationen sind mit gewöhnlichen Telegraphenlinien 
verbunden und können daher zum internationalen Austausch 
von Telegrammen auf diesem Wege benutzt werden. 

Bei der Eröffnung soll vermittelst des magnetischen Wellen- 
anzeigers eine tJbertragungsgeschwindigkeit von 37 Worten in 
der Minute erreicht worden sein. 

Die italienische Station ist ca. 3 km nordwestlich vom Hafen 
von Bari (siehe Fig. 235) bei S. Cataldo errichtet. 

Wenige Meter entfernt vom Meere erheben sich zwei 
hölzerne Türme von ca. 50 m Höhe in einem Abstand von 50 m 
voneinander, deren obere Enden mit einem Stahlseil verbunden 
sind, welches die Luftleitungen hochhält. Diese Leitungen 
laufen in einer Höhe von 8 m vom Erdboden zusammen und 
bilden einen einzigen Leiter, welcher wohl isoliert in das 
Stationsgebäude eingeführt sind. Das Gebäude enthält die Sende- 



346 10. Kapitel. 

und Empfaugsapparate, die g«wölinliche mit der Zentrale von Bari 
verbundene Telegraphenatation nnd die für die Eraengunf; der 
Wellen und zur Beleuchtung dienenden Maechinenanlagen. 

Letztere besteht aas einem Petroleiiinmotor von ungefähr 
fünf Pferden, welcher eine WechselBtrom- und eine Gleichatrona- 
maschine antreibt, aus einer Akkimiulatorenbatterie von 100 Ele- 
menten, welche einen von den Maschinen unabhängigen Betrieb 



auf ungefähr drei Stunden gestattet. ITerner ist ein Benzinmotor 
von 10 PS in Verbindung mit einer Dynamo und eine zweite 
Wcchselstrommaschine vorhanden. 

Die montenegrinische Station liegt an der Landspitze 
Volovotza in der Nähe von Pristan und ist in gleicher Weise wie 
die von Bari ausgerüstet und von letzterer 200 km entfernt. 

Der Wirkungekreis beider Stationen überschreitet 500 km. 



Praktische Versuche und Anwendungen. 347 

Sende- und Empfangsapparate sind auf drei Schwingungs- 
zahlen abgestimmt, auf die Zahl A, auf die Zahl B, wie sie in 
den auf S. 343 erwähnten Stationen der italienischen Marine 
auf Entfernungen von 100 bzw. 300 km verwendet werden und 
auf die dritte Zahl C, wie sie auf Entfernungen von 500 km ge- 
braucht wird, und der Verbindung Bari- Anti van eigentümlich ist. 

Die Taxe für Telegramme von Italien nach Montenegro 
beträgt 9 Cts. per Wort, von welchen 5 an Marconi für die 
drahtlose Übertragung fallen, zu welcher Gebühr noch 1 Frc. 
Grundgebühr für jedes Telegramm hinzukommt. Es ergibt sich 
hieraus eine Ersparnis von ungefähr der Hälfte des Preises, 
welcher nach den früheren Tarifen zu entrichten war. 

Die Verbindung kann außer für den Verkehi zwischen 
Italien und Montenegro auch für den internationalen Durch- 
gangsverkehr dienen, für welchen sie in vielen Fällen eine Er- 
sparnis bietet, ferner für Verbindungen mit Schiffen zu dem 
gewöhnlichen Tarif von 63 Cts. für das Wort 

Das für die Anlage aufgewendete Kapital beträgt ungefähr 
100000 Mark. Vor der Einrichtung der Verbindungen soll die 
italienische Regierung das Projekt eines Unterseekabels zwischen 
beiden Stationen untersucht haben, dessen Ausführung eine 
einmalige Ausgabe von 2 Millionen und eine jährliche Ausgabe 
für Unterhaltung von ungefähr 50 000 Frs. verursacht hätte. Die 
Anlage rechtfertigt die finanziellen Erwartungen insoferne nicht, 
als die österreichische Telegraphenverwaltung ihren Verkehr nach 
Montenegro nicht über die drahtlose Verbindung Bari-Antivari 
leitet. 

Station für große Entfernungen von Coltano. 
— Bis jetzt ist die Station von Bari die weitreichendste der 
italienischen Stationen für .drahtlose Telegraphie. Doch schon 
nach den ersten Versuchen, mit den Stationen von Poldhu und 
Table-Head faßte Marconi den Plan Italien mit Argentinien ver- 
mittelst zweier Stationen für große Entfernungen direkt zu ver- 
binden, wobei die zu überwindende Entfernung 10000 km, 
d. h. ungefähr das Doppelte von der Entfernung zwischen den 
oben genannten transatlantischen Stationen, betrüge. 

Die italienische Regierung unterstützte den Plan Marconis 
und das Parlament genehmigte ein Gesetz, durch welches für 
die Einrichtung der italienischen Station ein Betrag von 800000 
Frs. unter der Bedingung genehmigt wurde, daß innerhalb drei 
Jahren gleichzeitig auch die entsprechende argentinische Station 
errichtet würde. 



348 11. Kapitel. 

Marconi wählte für die neue Station die Ortschaft Coltano 
bei Pisa. Es wurden bereits die Pläne für die Gebände ausge- 
arbeitet und die Leistung der elektrischen Anlagen festgestellt, 
welche die von Poldhu um das 2- bis 2 Vi fache übertreffen 
wird, insoferne eine Energie von mehreren Hunderten von 
Pferdekräften nötig ist. Doch stellten sich dem Unternehmen 
von Anfang an schwere Hindernisse entgegen, da die argen- 
tinische Regierung die Vorschläge der Marconi-Gesellschaft hin- 
sichtlich der in ihrem Gebiete zu errichtenden Station zurück- 
wies. Gegenwärtig untersucht man, ob die Errichtung der 
Station von Coltano, auch unabhängig von einer Station in 
Argentinien dazu verwendet werden könnte, Italien in direkte 
Verbindung mit den übrigen bereits in Europa und in Nord- 
amerika bestehenden Stationen auf große Entfernungen zu 
bringen. 

Da hierzu jedoch eine Abänderung des vom italienischen 
Parlament genehmigten Gesetzes nötig ist, haben die Abge- 
ordneten Crespi und Battelli bereits einen entsprechenden An- 
trag zur Abänderung angeregt. 

Es haben sich jedoch auch Stimmen erhoben, welche die An- 
sicht vertreten, daß vor der Inangriffnahme einer derartig um- 
fangreichen Anlage besser die Ergebnisse einer längeren Er- 
fahrung mit den bereits vorhandenen Stationen auf große Ent- 
fernungen abgewartet werden sollten. 



11. Kapitel. 

Drahtlose Telephonie. 

Die Telephonie unterscheidet sich von der Telegraphie 
darin, daß erstere die Übertragung der Sprache sich zur Aufgabe 
macht, während die letztere sich auf die Übertragung von Zeichen 
beschränkt, welche die Grundlage des Nachrichteninhalts bilden. 

Für die Nachrichtenübermittlung auf telegraphischem Wege 
ist die in jedem Falle verwendete Anzahl der Stromwirkungen 
gleichgiltig, während bei der Telephonie die Wiedergabe all der 
Schwingungen, aus weichen sich der mit der menschlichen 
Stimme hervorgebrachte Schall zusammensetzt, notwendig ist. 

Wie man in der drahtlosen Telegraphie vor dem Versuch 
mit den elektrischen Wellen verschiedene Mittel anwandte, so 



Drahtlose Telephonie. 349 

verschieden waren auch die Mittel, welche zum drahtlosen Tele- 
phonieren versucht wurden, bevor in der Entdeckung Marconis 
ein neuer Weg zur Lösung der Aufgabe sich eröffnete. 

Verschiedene Systeme. 

Versuche von Gavey und Preece. — Wie es 
scheint reichen die ersten gelungenen Versuche der Telephonie 
ohne Draht bis auf das Jahr 1894 zurück. Sie wurden von 
Gavey durch den Neß-See in Schottland ausgeführt. In der 
Entfernung von ungefähr 2 km wurden zwei parallele Drähte von 
6,5 km Länge mit beiderseits geerdeten Enden ausgespannt. In 
einem dieser Drähte war ein Mikrophon Deckert mit einer 
Trockenbatterie von 14 Volt eingeschaltet, im anderen ein Tele- 
phon, welches genau die ins Mikrophon gesprochenen Worte 
wiedergab. 

Als Preece im Jahre 1899 die Versuche wiederholte, be- 
merkte er eine bedeutende Verbesserung in der Übertragung, 
wenn die Drahtenden in Verbindung mit ins Meer versenkten 
Platten gebracht wurden. Bald wurde in England eine praktische 
Anwendung der Einrichtung gemacht, indem der Leuchtturm 
der Skerriesinseln mit der Küstenstation Cemlin in einer Ent- 
fernung von 4,5 km telephonisch verbunden wurde. 

Auf den Inseln errichtete man eine Leitung von ungefähr 
700 m und in der Station von Cemlin eine Parallele von 5,6 km. 
Die beiden Leitungen endigten an einer in Wasser versenkten 
Platte, während das andere Ende mit einer gewöhnlichen Tele- 
phonstation verbunden war. 

Seit mehreren Jahren besteht ein regelmäßiger Nachrichten- 
dienst zwischen beiden Stationen, wobei sich die Übertragung so 
sicher vollzieht, wie wenn eine Verbindungsleitung zwischen den 
beiden Punkten vorhanden wäre. 

Kurz darauf errichtete Gavey eine ähnliche Anlage, aber 
auf größere Entfernung (13 km), zwischen der Insel Rathlin und 
Irland. Ein kurze auf der Insel angelegte Leitung von 2 km 
Länge gestattet vom Leuchtturm von Rathlin telephonisch mit 
einer 9 km langen am Festland gelegenen Leitung zu verkehren. 
Die beiden Stationen waren mit Endplatten im Wasser versehen. 
Die Übertragung geschieht nach den in Fig. 1, Seite 8, darge- 
gestellten Vorgängen. 

Versuche Ducretet und Maiche. — Eine ähnliche 
Anordnung versuchte Ducretet im Jahre 1902, um über Land 



350 11. Kapitel. 

zu telephonieren. Die Endplatten der beiden Stationen waren 
in Erde eingegraben, wobei sich herausstellte, daß je größer die 
Entfernung der beiden Stationen war, desto größer der Abstand 
der Erdplatten gewählt werden mußte, und daß dieser Abstand 
von der Art des zwischenliegenden Erdbodens abhängig ist. Mit 
einer Basis von 60 m konnte Ducretet zwischen 1000 m vonein- 
ander entfernten Stationen, zwischen welchen kleine Gebüsche 
gelegen waren, verkehren. 

Auf ähnlicher Grundlage beruhen die von Maiche im 
Jahre 1903 in dem Schloss Marcais des Fürsten von Monaco an- 
gestellten Versuche. 

Zur Übertragung auf 400 m genügte eine Basis von 20 m. 
Indem letztere verlängert wurde, gelangte man bei 450 m auf 
eine Übertragungsentfernung von 7000 m. Bei dieser Entfernung 
verlor die zu übertragende Sprache ihre Klarheit, es konnten je- 
doch noch Zeichen von hinreichender Schärfe für eine tele- 
graphische Übermittlung wahrgenommen werden. 

Versuche vonRuhmer. — Wenn auch in den bisher 
beschriebenen Versuchen ein Verbindungsdraht zwischen den 
beiden Stationen nicht vorhanden ist, so sind doch parallele 
Leitungen von einer Gesamtlänge erforderlich, welche nicht 
viel hinter der Entfernung zwischen den beiden Stationen 
zurücksteht. 

Wirkliche telephonische drahtlose Übertragungen sind da- 
gegen die in Kapitel 4 und 5 beschriebenen, bei welchen be- 
friedigende Übertragungsentfernungen erreicht wurden. Unter 
den dort beschriebenen Anordnungen erzielte die von Simon 
und Reich in der Verbesserung von Ruhmer bemerkenswerte 
praktische Ergebnisse. Die wesentliche Verbesserung, welche 
Ruhmer anbrachte, bestand in einer Vervollkommnung der Selen- 
zellen, insoferne er eine Herstellungsart fand, vermittelst welcher 
die Zellen für die blauen und violetten Strahlen des Lichtbogens 
empfindlich gemacht werden konnten, während die gewöhnlichen 
Zellen ihre größte Empfindlichkeit für die roten Strahlen aufweisen. 
Die von Ruhmer im Jahre 1902 auf dem Wannsee bei Berlin 
vermittelst eines Lichtbogens von 8 — 10 Amp. und einem 
Reflektor von 35 cm Durchmesser angestellten Versuche ge- 
statteten eine Übertragung auf eine Entfernung von 7 km auch 
an regnerischen und nebeligen Tagen. Später wurden im 
selben Jahre in Gegenwart des Deutschen Kaisers weitere Ver- 
suche in Kiel zwischen dem stationären Schiff Neptun und dem 



Drahtlose Telephonie. 351 

Panzer Kaiser Wilhelm ausgeführt. Die an Bord des Neptun 
gesprochenen Worte wurden deutlich gehört, bis der Panzer bei 
Stollergrund eine Entfernung von 30 km erreicht hatte. 

Systeme Yermittelst elektrischer Wellen* 

Nach der Entdeckung der drahtlosen Telegraphie vermittelst 
elektrischer Wellen wurden mehrfache Versuche gemacht, um 
dasselbe Prinzip auf die Telephonie anzuwenden. Da jedoch 
die telephonischen Apparate die Anwendung so gewaltiger Ent- 
ladungen, wie sie in der drahtlosen Telegraphie benutzt werden, 
nicht zulassen, so suchte man ein Mittel, welches sich besser 
als die letzten zur Übertragung der Ätherschwingungen eignete. 
Im Anschluß an die Tatsache, daß feste und flüssige Körper den 
Schall besser leiten als gasförmige, versuchte man das Wasser 
und den Erdboden als Leiter der elektrischen Wellen. 

EmpfangsapparatPlecher. — Als Empfangsapparate 
für die drahtlose Telephonie durch elektrische Wellen können 
nur solche von der Art der selbstentfrittenden Fritter in Betracht 
kommen, da die Schnelligkeit der Aufeinanderfolge der die 
Sprache zusammensetzenden Schwingungen ein den mechanischen 
Entfrittungsvorrichtungen ähnliches Mittel ausschließt. 

Eine diese Bedingungen erfüllende Vorrichtung ist der 
Empfangsapparat Plecher, welcher wie die Empfänger Walten 
und »Armorlc sich auf die Erscheinungen der Elektrokapillarität 
gründet. Die als Elektrometer dienende Kapillarröhre schließt 
an einen Rezipienten an, welcher von einer Membrane in zwei 
Teile geteilt ist. Die Veränderungen des Flüssigkeitsstandes, wie 
sie von den einlaufenden elektrischen Wellen am Apparat be- 
wirkt werden, bringen die Membrane in Schwingungen und 
damit auch die in dem zweiten Teil des Rezipienten befindliche 
Luft, deren Schwingungen durch zwei Scballrohre dem Ohr 
zugeführt werden. Als Elektrolyt wird eine Lösung von Kalium- 
cyanür mit 1% Silbercyanür und 10 ^/o Kalihydrat verwendet. 

SystemLonardi. — Kurze Zeit nach den ersten Erfolgen 
Marconis im Jahre 1897 schlug Lonardi zur drahtlosen Über- 
tragung der Sprache vor, vermittelst der zu übertragenden Schall- 
schwingungen die beiden in Öl getauchten Kugeln des Oscil- 
lator Righi in Schwingungen zu versetzen, während an den 
Klemmen des Funkeninduktors oder der Elektrisiermaschine eine 
unveränderliche Spannungsdifferenz erhalten werden sollte. In- 
soferne die Stärke der Schwingungen- von dem Abstand der 



352 11. Kapitel. 

Kugeln abhängt, sollten aal diese Weise Schwingungen in der 
elektrischen Ausstrahlung im Einklang mit dem Ton erhalten 
werden, durch welchen die Kugeln des Oscillators in Schwingung 
geraten. Lonardi ist der Ansicht, daß als Empfänger ein Fritter 
dienen könnte, welcher so empfindlich sein müßte, daß er seinen 
Widerstand mit den Schwingungen des elektrischen Strahls 
änderte, und glaubt, daß ein Selenempfänger, welcher sich dieser 
Eigenschaft hinsichtlich des Lichts erfreut, die gleiche Eigen- 
schaft auch gegenüber den elektrischen Wellen zeigt und daher 
zu dem Zweck verwendet werden könne. 

Ein Empfänger dieser Art müßte mit dem Empfangsdraht ver- 
bunden und durch einen für die Lichtstrahlen undurchlässigen, für 
die elektrischen Wellen durchlässigen Schirm geschützt, zusammen 
mit einer Batterie im Primärkreis einer Induktionsspule eingeschal- 
tet werden, deren Sekundärdraht das die Sprache wiedergebejide 
Telephon zu enthalten hätte. Wie es scheint, blieb es bei dem 
Vorschlag, ohne daß praktische Versuche die Folge gewesen wären. 

System CoUins, — Die ausgedehntesten Versuche auf 
dem Gebiete wurden bis jetz in Amerika von A. F. Collins aus- 
geführt. Die Anordnung besteht aus einem Sende- und einem 
Empfangsapparat, welche zu einer Station verbunden sind. Die 
etwas unklare Beschreibung des Erfinders gibt folgendes an: 
Der Primärdraht der sendenden Liduktionsspule ist mit dem 
Sender, wie es scheint einem gewöhnlichen Mikrophon, einer 
Batterie, einem Variator und einem Unterbrecher hintereinander- 
geschaltet. Die Enden des Sekundärdrahts der Spule sind mit 
einer Erdplatte und einer Kompensationkapazität verbunden. In 
Abzweigung zu den Enden des Sekundärdrahts ist eine Leydner 
Flasche angeordnet. Der Empfänger besteht aus einem ge- 
schlossenen Stromkreis, in welchen in Reihe geschaltet ein 
Telephonempfänger, eine Trockenbatterie und der Sekundärdraht 
eines Transformators sich befinden, dessen Primärdraht mit 
Erde, wie der Sekundärdraht der Sendespule, verbunden ist. 

Nach der Auffassung des Urhebers der Anordnung werden 
im Sekundärdraht des Sendeapparats elektrische Wellen von 
großer Länge, d. h. von geringer Schwingungszahl und hoher 
Spannung, erzeugt, und es würden zwischen der Spule und der 
Erde über den Draht und die Platte Entladungen erzeugt, anstatt 
der explosiven Entladungen, welche in der freien Luft bei der 
gewöhnlichen drahtlosen Telegraphie stattfinden. 

Die Fortpflanzung vollziehe sich durch die Erde und sei 
nach der Ansicht CoUins durch den Umstand begünstigt, daß 



Drahtlose Telephonie. 353 

die Wellenlänge groß und die Wellen daher weniger der Ab- 
sorption durch wägbare Körper ausgesetzt seien, genau wie die 
roten Strahlen die Luft und den Nebel leichter durchdringen als 
die kürzeren violetten Wellen. Die größere Leitfähigkeit der Erde 
für die von seinem Apparat ausgehenden Wellen schreibt CoUins 
der größeren Dichtigkeit des Äthers in der Umgebung der Atome 
der wägbaren Materie zu. 

In einem homogenen Mittel, wie das Wasser, soll der mit 
dem Mittel verbundene Äther der elektrischen Wellen weiter, 
leichter und mit geringerer Verdrehung sich fortpflanzen wie in 
einem heterogenen Mittel wie es die Erde ist. Daraus schließt 
Collins, daß das Wasser das beste Mittel für die drahtlose Tele- 
phonie wie für die drahtlose Telegraphie darbietet. 

Collins' Versuche begannen in Philadelphia gegen Ende 
des Jahres 1899, und im Jahre 1900 gelang dem Forscher die 
Übertragung durch die Erde auf ungefähr 60 m Entfernung. 
Später wurde Narberth in Pennsylvanien als Versuchstation ge- 
wählt. Im Jahre 1901 wurde ein neuer Apparat zur Übertragung 
über den Fluß Delaware auf eine Entfernung von 16U0 m ver- 
sucht, welche Entfernung im Jahre 1902 auf ca. 5000 m ausge- 
dehnt wurde. Die Apparate wurden auf zwei Hügeln, zwischen 
welchen sich das Flußtal, eine Felsenhöhle, verschiedene Eisen- 
bahn- und Telephonlinien befanden, aufgestellt. Die Übertragungs- 
stärke war gering, die Artikulierung jedoch vollkommen. 

Im Jahre 1903 wurden zahlreiche Versuche am See Rock- 
land im Staate New York angestellt. Wenn dabei auch nicht 
versucht wurde, die erwähnte Entfernung zu erhöhen, so wurden 
die Apparate doch in der Art verbessert, daß die Übertragung 
deutlich und von hinreichender Schallstärke bis auf 5 km Ent- 
fernung ausfiel. 

Um die Anwendung für den täglichen Gebrauch zu ermög- 
lichen, wurden die beiden Stationen mit Anrufglocken, welche 
ohne Vorbindungsdraht betätigt werden konnten, ausgerüstet. 
Collins sieht den Hauptwert der drahtlosen Telephonie in der 
Möglichkeit, von einem Schiff zum anderen zu sprechen. Es 
lassen sich aber auch andere Fälle der Verwendbarkeit denken, 
wie z. B. wenn die Verbindung mit einer Insel durch ein Kabel 
zu kostspielig würde, oder wenn das Aufstellen von Stangen und 
das Spannen von Drähten aus irgendwelchem Grunde untun- 
lich ist. 

Neuere Nachrichten wissen von Versuchen mit dem System 
Collins zwischen auf der Fahrt befindlichen Booten auf dem 
Mazzotto, Telegraphie ohne Draht. 23 



354 11. Kapitel. 

!N^orth zwischen Jersey und Xew York zu erzählen. Zwischen den 
beiden in entgegengesetzter Bewegung befindlichen Schüfen 
konnten auf 150 — 180 m Entfernung Gespräche ausgetauscht 
werden, indem ein Ende des Telephons mit dem Wasser, das 
andere an dem Flaggenmast befestigt war. 

Systeme Russo d'Assar. — Xoch vor den Arbeiten 
Marconis hatte Russo d'Assar in den Golfen von Neapel und 
Genua Versuche der drahtlosen Tolephonie angestellt, welche 
bezweckten, einem Schiffe das Nahen eines Dampfers und dessen 
Richtung anzuzeigen. 

Das Verfahren war mechanischer Art und gründete sich auf 
die Eigenschaft des Wassers, wahrnehmbare Schallwellen auf 
große Entfernungen zu übertragen. Der Apparat bestand aus 
zwei Mikrophonen, welche von zwei an den Seiten des Schiffes 
angebrachten Röhren das Geräusch der Schraube des Dampfers 
aufnahmen und es einem Telephon zuführten, welches angab, auf 
welcher Seite des Schiffes der Dampfer sich befand. Die An- 
wesenheit eines solchen war sogar auf eine Entfernung von 80 
und mehr Kilometer wahrnehmbar. 

Die Versuche wurden später an Bord des Aviso >Rapido<, 
welcher vom Marineministerium zur Verfügung gestellt worden 
war, wiederholt. 

In der Folge scheint d'Assar dies System verlassen zu haben, 
um eine auf der Verwendung elektrischer Strahlungen beruhende 
Anordnung zu versuchen. In der Tat machte er im Jahre 1903 
bei Nürnberg Versuche drahtloser Telephonie zwischen einem 
Turm von Fürth und einem 4 km entfernten Hügel. Ge- 
naueres über die Versuche ist nicht bekannt geworden, doch 
soll es sich um eine Übertragung gehandelt haben, welche auf 
der Entsendung paralleler elektrischer Strahlenbündel beruhte. 

System Capeder-Telesca. — In diesem System ist 
eine Membrane am Ende eines Gehäuses angebracht, gegen 
welches gesprochen wird. Mit der Membrane verbunden ist ein 
Mikrophonkontakt in den Stromkreis einer kräftigen Batterie 
eingeschaltet. Der Kontakt besteht aus zwei sich innerhalb 
eines Wassergefäßes mit l°/oiger Salzlösung berührenden Stahl- 
federn. Im Stromkreis der Batterie ist die primäre Windung 
«iner Induktionsrolle eingeschaltet, deren sekundäre Windung mit 
zwei, einige Millimeter voneinander entfernten, die Erregerbiiden- 
den Kugeln verbunden ist. Die beiden Kugeln sind mit den 
inneren Belegungen zweier Kondensatoren verbunden, deren 



Drahtlose Telephonie. 355 

äußere Belegungen einerseits mit dem Sendedraht, anderseits 
mit der Erde in Verbindung stehen. 

Wird gegen die Membrane gesprochen, so erzeugt der 
Mikrophonkontakt starke Schwankungen im Batteriestrom, woraus 
im Sekundärstromkreis der Spule eine Reihe von Strömen ver- 
änderlicher Spannung sich ergeben, infolgedessen im Erreger 
Funken übergehen, deren Stärke nach Maßgabe der Schwingungen 
der Feder des Mikrophons schwankt. Die Funken sind mit 
elektrischen Schwingungen verbunden, welche sich auf den 
Luftdraht fortpflanzen und von diesem in den Raum ausgestrahlt 
werden. 

In der Empfangstation werden die ankommenden Schwin- 
gungen vom Empfangsdraht einem Fritter mit Silber- oder Zinn- 
elektroden, welche von einer Zwischenschicht aus Graphit ge- 
trennt sind, zugeführt. Der Fritter wird von einem Uhrwerk 
in ständiger Umdrehung erhalten und in den Stromkreis einer 
Batterie eingeschaltet; in Abzweigung von diesem Stromkreis 
werden ein oder zwei Telephone angelegt. 

Die ankommenden Wellen von schwankender Stärke ver- 
ursachen Schwankungen in der Stärke des das Telephon durch- 
fließenden Stromes, infolgedessen letzteres Töne in Überein- 
stimmung mit den vor der Membrane der Sendestation hervor- 
gebrachten erzeugt. Es gelang eine Wiedergabe des Schalls 
auch mit feststehenden Graphitfrittern, jedoch nur schwach und 
unvollkommen, zu erhalten. 

System Pansa. — In dem System wird außer den be- 
kannten Gesetzen der Übertragung elektrischer Wellen in die 
Ferne eine Eigenschaft verwendet, welche einige Metalle zeigen, 
wenn sie elektrischen Entladungen oder Schwingungen unter- 
worfen werden. 

Die Sendestation besteht aus einer elektrodynamischen 
Maschine von 4 KW Leistung, einem Funkeninduktor von 25 cm 
Funkenlänge, einem Rhigischen Oszillator und einem Elektro- 
motor, welcher einen Quecksilberturbinenunterbrecher antreibt. 

Die von dem Oszillator erzeugten elektrischen Wellen 
werden einer umgekehrten Drahtpyramide, ähnlich der von Poldhu 
jedoch nur 25 m hoch, zugeführt und von letzterer ausgestrahlt. 
Die Übertragung der Sprache geschieht vermittelst eines noch 
geheimgehaltenen Apparats, welcher als Stromunterbrecher funk- 
tioniert. 

Die Schwingungen des unterbrochenen Stromes erzeugen 
im Oszillator ebenfalls unterbrochene elektrische Schwingungen, 

23* 



356 11. Kapitel. 

welche in der Empfangsstation den Fritter durchlaufen, welcher 
einen Stromkreis öffnet und schließt, in dem eine Akkumulatoren- 
batterie eingeschaltet ist. Letztere ist an einen Rhigischen 
Oszillator angeschlossen, welcher die ursprünglichen Schwin- 
gungen wiederholt. 

Ein zweiter ebenfalls noch geheimgehaltener Apparat ge- 
rät unter der Wirkung derartiger Wellen in Schwingungen und 
gibt nach Art einer schwingenden Membrane die übertragenen 
Ströme wieder. Gegenwärtig soll das Telephon Pansa auf einige 
Kilometer Entfernung wirksam sein. 

System Campos. — Campos, welcher, wie erwähnt, die 
Möglichkeit der Anwendung des singenden Lichtbogens auf 
die drahtlose Telegraphie untersuchte, unternahm auch den Ver- 
such, den Lichtbogen für ein System der drahtlosen Telegraphie 
zu verwenden. Er verwendet zu diesem Zweck ein von Mizuno 
gefundenes Gesetz, demzufolge ein ohmscher Widerstand im. 
Nebenschluß zu einer in einen Schwingungskreis eingeschalteten 
Liduktanz die Eigenschwingungszahl des Systems derart beein- 
flußt, daß bei bestimmten Werten dieses Widerstandes kleine 
Änderungen desselben bedeutende Änderungen der Schwingungs- 
zahl hervorrufen. 

Campos zieht daraus den Schluß, daß ein im Nebenschluß 
zur Induktanz des Duddellschen Stromkreises angebrachtes 
Mikrophon gestatten würde, die er^^ähnten Änderungen des 
ohmschen Widerstandes durch die das Mikrophon treffenden 
Schallwellen hervorzubringen und so die Eigenschaften des 
Duddellschen Stromkreises zu einem System der drahtlosen 
Telephonie zu verwerten. 

System De Forest. — Auch De Forest soll an der 
Lösung der Aufgabe der drahtlosen Telephonie arbeiten und 
dieselbe vermittelst hochgespannter Gleichströme zu erreichen 
hoffen, indem er wie Campos von der Erscheinung des sprechen- 
den Lichtbogens ausgeht 

SystemMajorana. — Die jüngsten Untersuchungen 
über den Gegenstand wurden von Q. Majorana am Istituto 
fisico der Universität von Rom angestellt. Majorana ist der 
Ansicht, daß zur Lösung der Aufgabe die Anwendung elektro- 
magnetischer Dauerwellen, wie sie z. B. im Duddellschen Strom- 
kreis, auch wenn letzterer von einer Hewitt-Lampe in Schwingung 
gesetzt wird, erhalten werden, infolge dier Geringfügigkeit der 
verfügbaren elektrischen Energie nicht zum Ziele führt. Er 



Drahtlose Telephonie. 357 

greift daher auf die Entladungen elektrostatischer Maschinen 
oder besser noch von Funkeninduktoren zurück. 

Die wirksamste unter den von Majorana vorgeschlagenen 
Methoden bestünde in einer Verwirklichung des Vorschlags 
Lonardi (S. 351), in welchem die Schallwellen die Länge der 
Funkenstrecke in dem ursprünglichen Apparat Marconi verändern. 

Der Wechselstrom des städtischen Elektrizitätswerks von 
40 Perioden in der Sekunde hätte den Primärstromkreis eines 
Funkeninduktors zu speisen. Die Funkenstrecke bestünde aus 
einer feststehenden Elektrode und aus einer in den Sekundär- 
stromkreis eines Transformators eingeschalteten Quecksilber- 
elektrode. Der Primärstromkreis des Transformators soll von 
den Mikrophonströmen durchflössen werden. 

Die transformierten Mikrophonströme setzen den Queck- 
silberstrahl in Schwingungen, indem sie manchmal bedeutende 
Verschiebungen des letzteren hervorbringen, wodurch die unab- 
lässig zwischen der festen Elektrode und dem Strahl übergehenden 
Funken rhythmische Längenänderungen erfahren, welche mit 
dem vor dem Mikrophon hervorgebrachten Ton übereinstimmen. 
In der Funkenstrecke wird ein starker Luftstrom unterhalten, 
welcher die erforderliche Regelmäßigkeit im Funkenübergang 
aufrechterhält. 

Unter Benutzung eines magnetischen Wellenanzeigers 
konnte eine genaue und vollkommen verständliche Wiedergabe 
der Sprache vermittelst der elektrischen Schwingungen des 
Luftdrahts erzielt werden. 

Der Sendedraht war außerhalb des Gebäudes angebracht, 
während der Empfangsdraht aus einem ungefähr 1 m langen 
Drahtstück bestand und vollkommen innerhalb des Gebäudes 
eingeschlossen war. Majorana ist der Ansicht, daß im Freien, 
bei Anwendung eines gleich langen Sende- und Empfangsdrahts, 
die telephonische Übertragung auf einige Kilometer möglich 
gewesen wäre. Die geschilderte Anordnung zeigt den Übelstand, 
daß das Quecksilber durch die Entladungen derart verändert 
wird, daß es nicht mehr für spätere Versuche verwendet werden 
kann. Majorana beabsichtigt daher die elektrischen Schwingungen 
auf anderem Wege zu erreichen , unter anderem ein Mikrophon 
zu suchen, welches imstande ist mit hochgespannten Strömen 
zu arbeiten und welches in einer der Verbindungen der Funken- 
strecke mit dem Sendedraht eingeschaltet werden kann. 

Da von der Leitungsfähigkeit dieser Verbindungen die 
Menge der auszustrahlenden Energie abhängt, so könnten die 



358 12. Kapitel. 

WiderstandsBchwankungen eines derartigen Mikrophons analoge 
Schwankungen in den ausgestrahlten Wellen hervorrufen und 
ein neues Mittel der Übertragung für die drahtlose Telephonie 
bilden. 



12. Kapitel. 

Verschiedene Anwendungen und Schlufs- 

folgerungen. 

Die Anwendungen der drahtlosen Telegraphie beschränken 
sich nicht auf den Austausch von Zeichen in die Feme, sondern 
erstrecken sich auf eine große Anzahl von Dienstzweigen, von 
welchen einige auch der gewöhnlichen Telegraphie anvertraut 
sind, andere ausschließlich der drahtlosen Telegraphie vorbehalten 
bleiben. Die Anzahl dieser Anwendungen wächst natürlich mit 
der Zahl und der Tragweite der Stationen und der Zuverlässig- 
keit der Verbindungen. 

Verbindungen auf dem Meere. — Das Meer kann 
als das eigentliche Wirkungsfeld der drahtlosen Telegraphie an- 
gesehen werden, einerseits weil das Meerwasser für die elek- 
trischen Wellen ein besseres Übertragungsmittel bildet als die 
Erde, anderseits weil auf dem Meere die Möglichkeit und da& 
Bedürfnis des Verkehrs zwischen schwimmenden Stationen vor- 
handen ist, Bedingungen, wie sie für die gewöhnliche Telegraphie 
fehlen. Wir haben gesehen, daß infolge der drahtlosen Tele- 
graphie die Abgeschlossenheit der den Atlantischen Ozean durch- 
fahrenden Schiffe aufgehört hat, insofern diese, abgesehen von 
den Stationen für drahtlose Telegraphie auf große Entfernungen,, 
mit den Küsten Mitteilungen austauschen können vermittelst 
eines Netzes von Stationen, welche an den Küsten und auf den 
Inseln in wenigen hundert Kilometer Entfernung von der Route 
der Ozeandampfer eingerichtet sind. 

Bis zu welchem Grade diese Abgeschlossenheit ver- 
schwunden ist, zeigt nichts deutlicher als die täglich an Bord 
der Ozeandampfer der Cunard -Linie erscheinende Zeitung mit 
den laufenden Nachrichten über die Weltereignisso. 

Durch die Möglichkeit, beinahe ununterbrochen Nachrichten 
austauschen zu können, ist aber auch die Fahrtsicherheit für die 
Schiffe erheblich gestiegen , insofern in der Gefahr und bei 
Beschädigungen Hilfe verlangt und Nachricht erhalten werden 



Verschiedene Anwendungen und Schlußfolgerungen. 359 

kann, von welcher Seite her die nächste Hilfe zu erwarten ist. 
Aber nicht nur die Schüfe, sondern auch die auf kleinen Inseln 
errichteten Leuchttürme finden in der drahtlosen Telegraphie ein 
bequemes Mittel, die Abgeschlossenheit, welche die Ungunst der 
AVitterung auf lange Zeit verhängt, mehr oder minder zu durch- 
brechen. 

Fahrten in unbesuchten Meeren, wie die Polarfahrten, 
werden ebenfalls von der drahtlosen Telegraphie Nutzen ziehen 
können, indem sie Nachricht in die bewohnte Welt gelangen 
lassen oder Hilfe verlangen können. So soll die von Scholl 
beabsichtigte Nordpolexpedition durch eine auf Spitzbergen von 
der Gesellschaft Braun-Siemens zu errichtende drahtlose Station 
derart unterstützt werden, daß das Schiff mit dieser Station in 
ununterbrochener Verbindung bleiben kann, wie der eine Nord- 
polexpedition von Amerika aus vorbereitende Polarfahrer Peary 
durch drahtlose Telegraphie in ständiger Verbindung mit der 
Heimat zu bleiben hofft. 

Ein anderer wichtiger Dienst, welchen die drahtlose Tele- 
graphie den auf der Fahrt begriffenen Schiffen zu leisten vermag, 
besteht in der Mitteilung der Zeit, was zur genauen Bestimmung 
des Orts des Schiffes von höchster Wichtigkeit ist. Die Angabe 
der Zeit kann ein Schiff auf Verlangen von den Küsten er- 
halten, es wäre jedoch auch möglich, dafür ein ähnliches Ver- 
fahren zu benutzen, wie es in großen Städten durch Abfeuern 
eines Kanonenschusses zur bestimmten Zeit geübt wird. Man 
könnte z. B von einer Station für große Entfernungen ein Signal 
vermittelst drahtloser Telegraphie ablassen, welches nahezu in 
demselben Augenblick in allen Richtungen von allen Schiffen 
aufgenommen werden könnte. 

Man hat auch daran gedacht, die drahtlose Telegraphie dazu 
zu verwenden, automatisch die Schiffe vor irgendeiner Gefahr, 
wie Klippen etc., zu warnen und Leuchttürme und Semaphore 
bei nebligem AVetter anzukündigen. Anwendungen dieser Art 
wurden in Frankreich von Kapitän Moritz und in England von 
J. Gardener gemacht. Es genügt an einem bestimmten Platz 
einen Sender mit automatischer Sende Vorrichtung anzubringen, 
welch letzterer aus einem Rad mit in Strichen und Punkten 
geteilten Umfang besteht und durch die Umdrehung jedesmal 
dem Schiffe den Namen der signalisierenden Station in Morse - 
zeichen angibt. 

Eine andere Anwendung besteht in der soeben, März 1906, 
bekannt gewordenen Lenkung von Torj)edos vermittelst elek- 



360 12. Kapitel. 

trischer Wellen von Küstenstationen oder von Stationen auf 
Schlachtschiffen aus, wie sie im Hafen von Antibes gelungen 
sein soll. Der Torpedo besteht aus zwei übereinander angeord- 
neten Teilen, von welchen der obere über dem Wasser hervor- 
ragende zwei Auffangstangen für die elektrischen Wellen trägt 
und dem untern Teil deren Wirkung vermittelt. 

Anwendungen für den meteorologischen Dienst. — ' 
Es ist bekannt, wie die Wettervorhersagungen in den zentralen 
Observatorien auf Grund täglich aufgezeichneter meteorologischer 
Karten geschehen, welch letztere die atmosphärischen Verhält- 
nisse eines möglichst großen Teils der Umgebung darstellen. 
Für den festen Teil der Erdoberfläche liefern die ständigen 
telegraphisch mit der Zentrale verbundenen Observatorien reich- 
liche Angaben, während von dem meeresbedeckten Teil der 
Erde die gleichen Mitteilungen fast völlig fehlen, weshalb dieser 
Teil der Karten auf dem wenig zuverlässigen Weg der Vermutung 
ergänzt werden muß. Diese Angaben werden nun durch draht- 
lose Telegraphie von auf der Fahrt befindlichen Schiffen geliefert 
werden, wodurch die Wettervorhersagungen an Sicherheit wesent- 
lich gewinnen würden. 

Es wird berichtet, daß der Daily Telegraph mit der Marconi- 
Gesellschaft einen Vertrag abgeschlossen hat, um von den mit 
den drahtlosen Stationen von Irland, Schottland und England in 
Verbindung stehenden Dampfern Angaben über die Temperatur, 
die Windrichtung und den Zustand des Himmels zu erhalten 
und so die eigene meteorologische Spalte zu verbessern. 

Überlandverbindungen. — Obwohl die Verbindungen 
vermittelst drahtloser Telegraphie über Land schwieriger und 
nur auf kürzere Entfernungen wie über den Spiegel des Meeres 
ausführbar sind, so können sie doch in einzelnen Fällen, welche 
sich der gewöhnlichen Telegraphie entziehen, erhebliche Dienste 
leisten. 

Fast überall wurden auch auf dem Festlande Anlagen für 
drahtlose Telegraphie eingerichtet, welche übereinstimmend er- 
geben, daß die Übertragung auf mehr als 60 km schwierig ist, 
daß die erreichbare Entfernung übrigens sehr mit den Terrain- 
verhältnissen zwischen den Stationen wechselt. Nach den von 
Marconi zwischen Froserburg in Schottland und Poldhu ange- 
stellten Versuchen scheint es, daß die Übertragung längs der 
Küsten, welche einen Fall zwischen der reinen Übertragung 
über Land und über Meer darstellt, leichter auf größere Ent- 
fernungen gelingt als wie die reinen Überlandverbindungen. 



Verschiedene Anwendungen und Schlußfolgerungen. 361 

Im übrigen sind die neuesten Ergebnisse wohl dazu an> 
getan, auch der Überlandtelegraphie vermittelst elektrischer 
Wellen eine hervorragende Zukunft zu eröffnen. So wurden 
kürzlich, März 1906, vermittelst des Eiffelturms Versuche zwischen 
Paris und Beifort angestellt, welche so günstige Resultate er- 
gaben, daß die Verbindung in ständigen Gebrauch genommen 
werden soll. In Chile wurden auf große Entfernung in be- 
deutenden Abständen Stationen für drahtlose Telegraphie ein- 
gerichtet, welche einen Verkehr zwischen Orten zulassen, welche 
infolge der Wälder nicht durch gewöhnliche Telegraphenleitungen 
verbunden werden können. 

Für die nächste Ausstellung in Nürnberg ab Mai 1906 soll 
eine drahtlose Verbindung zwischen dieser Stadt und Dresden 
und Berlin eingerichtet werden. 

Verbindungen zwischen auf der Fahrt begrif- 
fenen Zügen. — Von der Aufgabe war schon bei Besprechung 
Änderer Systeme der drahtlosen Telegraphie, S. 23 u. 26, die Rede. 
Die Telegraphie vermittelst elektrischer Wellen bietet jedoch 
einfachere und wirksamere Lösungen. So wurden beispielsweise 
in letzter Zeit erfolgreiche Versuche auf der Militäreisenbahn 
Berlin — Zossen und auf verschiedenen amerikanischen Eisenbahn- 
linien angestellt. 

In Amerika wurde in einigen Fällen die Anlage als ständiges 
Verkehrsmittel unter die Betriebseinrichtungen aufgenommen. 

Ferner sind nähere Einzelheiten über Versuche bekannt 
geworden, welche von Prof. Biskan an der Station Teplitz aus- 
geführt wurden. Der die Apparate mit sich führende Wagen 
war am Ende des Zuges angebracht und mit zwei außen befind- 
lichen Drähten versehen. Sobald sich der Zug auf eine Ent- 
fernung von 7 km der Station Teplitz näherte, von welcher aus 
zusammenhängende Depeschen gegeben werden sollten, begann 
der Telegraphenapparat in vollkommen gleicher Weise wie ein 
gewöhnücher Telegraphenapparat zu arbeiten. 

In New York wurde das Verfahren in Verbindung mit einem 
Zug von sehr hoher Geschwindigkeit (96 km in der Stunde) ver- 
sucht, wobei es gelang, mit den Stationen auf eine Entfernung 
von 13 km zu verkehren. 

Verbindungen in Gebirgen mit Luftballons 
etc. — Auch zwischen Tälern und den Spitzen hoher Berge und 
zwischen der Erde und Luftballons gelang es, vermittelst der 
drahtlosen Telegraphie Nachrichten auszutauschen. So wurde 
zwischen Chamonix und dem Montblanc eine dauernde Anlage 



362 12. Kapitel. 

hergestellt, um mit dem Observatoriam Janssen, welches auf 
dem Gipfel angebracht ist, zu verkehren. 

In London soll man beabsichtigen, die drahtlose Telegraphio- 
im Dienste der Feuerwehr zu verwenden. Guarini hat zu diesem 
Zweck eine Einrichtung vorgeschlagen, welche selbsttätig die 
Feuerwehrstation von dem Orte eines ausbrechenden Brande» 
benachrichtigen würde. Der Apparat besteht aus einem Thermo- 
meter, welches bei der Temperaturerhöhung ein Relais schließt» 
Letzteres setzt ein Uhrwerk in Gang, welches vermittelst eines- 
Kontaktdrahtes ähnlich der Besehreibung 8. 359 den Stromkrei» 
eines Wellenentsenders abwechselnd öffnet und schließt, so daß- 
den Abständen der Kontakte entsprechend in den Empfangs- 
stationen die Chiffre derjenigen Station erscheint, von welcher 
Meldung ausging. 

In Wien ist eine Einrichtung im Werk, die vermittelst 
elektrischer Wellen eine von einer Zentrale ausgehende Stellung^ 
der Uhren ermöglichen soll. 

Drahtlose Telegraphie im Felddienst. — Über- 
landverbindungen vermittelst drahtloser Telegraphie haben für 
die Operationen im Felde eine hohe Wichtigkeit nicht nur wegen, 
der Schwierigkeit der raschen Herstellung gewöhnlicher Tele- 
graphenverbindungen, sondern auch deshalb, weil der Verkehr 
häufig mit belagerten Städten und Festungen oder andern un- 
zugänglichen Orten stattzufinden hat. Jede Nation benutzt heute 
einen besonderen Typus von Apparaten. Allseits wird der Ver- 
besserung der Eimichtung für diesen Zweck die lebhafteste 
Aufmerksamkeit zugewendet, wie aus den S. 185, 196, 253 ent- 
haltenen näheren Angaben hervorgeht. 

Es ist selbstverständlich, daß über die betreffenden Arbeiten 
nur wenig in die Öffentlichkeit dringt. Welche hervorragenden. 
Leistungen unter Umständen von der Benutzung der drahtlosen. 
Telegraphie erzielt werden können, beweist die Belagerung von 
Port Arthur, welche Festung trotz monatelanger völliger Zer- 
nierung beinahe bis zu dem Punkt der Übergabe in Verbindung^ 
mit der Außenwelt blieb. 

MechanischeAnwendungen. — Zweifellos stellt die 
drahtlose Telegraphie ein Verfahren der Energieübertragung in 
die Ferne dar. Gewiß ist die im Fritter anlangende und zur 
Verwertung kommende Energiemenge außerordentlich geringe 
doch ist die Hoffnung nicht aufzugeben, daß vermittelst der 
elektrischen Wellen auch Energiemengen in die Ferne über- 



Verschiedene Anwendungen und Schlußfolgerungen. 363 

tragen werden können, welche zur Leistung mechanischer Ar- 
beiten in größerem Umfange verwendet werden können. 

Dieser Hoffnung wurde durch den internationalen Luft- 
öchifferkongreß der Weltausstellung von Saint Louis im Jahre 
1904 dadurch Ausdruck gegeben, daß ein Preis von 15000 Franken 
für den ausgesetzt wurde, dem es gelänge, die Energie von 
ungefähr Vio PS auf 300 m Entfernung durch die Luft zu 
übertragen. Der Preis wurde indes, wie bekannt, nicht gewonnen. 
Ja es ist nicht einmal von Versuchen etwas bekannt geworden, 
welche den Gewinn angestrebt hätten. 

Es ist ohne weiteres einleuchtend, welche ungeheure Be- 
deutung die Möglichkeit der Übertragung bedeutender Energie- 
mengen in die Ferne für das gesamte Kulturleben der Mensch- 
heit haben würde. 

Doch bietet auch schon die bestehende Möglichkeit einer 
Übertragung kleiner Energiemengen in die Ferne reichliche Ge- 
legenheit, durch Auslösung lokaler Energiequellen von der Ferne 
aus eine Reihe von wertvollen Wirkungen zu erreichen. In der 
Tat kann das Eelais, welches bei dem üblichen Verfahren den 
Ortsstromkreis eines Morseapparats schließt, ebensowohl den 
Stromkreis eines Motors öffnen und schließen und so auf die 
Entfernung dessen Tätigkeit bestimmen oder auf Entfernung 
elektrische Lampen entzünden oder auslöschen oder durch die 
Erregung von Elektromagneten Wirkungen der verschiedensten 
Art hervorbringen. 

Physiologische Anwendungen. — Nach Versuchen 
von Gallerani an der Universität Camerino zeigt das Nerven- und 
Muskelsystem eine deutlichere Empfindlichkeit gegen elektrische 
Wellen wie irgendein Wellenanzeiger. 

Gallerani benutzt als Sender einen Apparat mit Sendedraht, 
wie Marconi, und als Empfänger einen nach Galvanis Vorgang 
zubereiteten Frosch. Vermittelst eines Tastenunterbrechers gelang 
es ihm, aus der Entfernung Zuckungen des Frosches hervor- 
zubringen, welche auf einem besondem Registrierapparat auf- 
gezeichnet werden konnten. 

Nimmt man eine ähnliche Wirkung auf das Nerven- und 
Muskelsystem des Menschen an, so wird sich daraus ungezwungen 
der häufig beobachtete Einfluß ferner elektrischer Entladungen 
erklären. 

Endlich wird soeben durch die Marinebehörde in Tokio 
bekanntgegeben, daß ein japanischer Marineoffizier Kimura ein 



364 12. Kapitel. 

brauchbares System der drahtlosen Telephonie vermittelst elek- 
trischer Wellen erfunden habe. 

Schlußbemerkungen. — So überraschend sich die in der 
kurzen Zeit seit Marconis bahnbrechenden Arbeiten errungenen 
Fortschritte der drahtlosen Telegraphie darstellen, so ist doch 
nicht zu leugnen, daß der gegenwärtige Stand von Wissenschaft 
und Technik noch weit entfernt ist, alle Wünsche zu befriedigen. 

Die Wirkungen der atmosphärischen Elektrizität, die Stö- 
rungen durch das Sonnenlicht, die Zartheit und Kompliziertheit 
der selbst für kleine Entfernungen erforderlichen Apparate, die 
geringe Übertragungsgeschwindigkeit und vor allem die außer- 
ordentliche Schwierigkeit, eine vollkommene Unabhängigkeit der 
Stationen zu erreichen, bilden noch eine Reihe ernsthafter 
Schwierigkeiten. 

Trotzdem hat sich die drahtlose Telegraphie bereits ihren 
Platz als unentbehrliches Verkehrsmittel, insbesondere in solchen 
Fällen, in welchen andere Verkehrsverfahren ausgeschlossen 
sind, erobert. Nach dem jetzigen Stande der Telegraphie kann 
die drahtlose Telegraphie nicht als ein Ersatz, sondern nur als 
ein einfacher Ausweg für solche Fälle betrachtet werden, die 
sich der gewöhnlichen Telegraphie entziehen. Wo die letztere 
möglich ist, wird auf deren Anwendung auch dann zurückgegriffen 
werden müssen, wenn die Kosten der Anlage die einer drahtlosen 
Verbindung übertreffen, da die Zuverlässigkeit, Ausschließlich- 
keit und Einfachheit der Übermittlung in letzterem Fall un- 
vergleichlich größer sind, als sie mit den gegenwärtigen Mitteln 
der drahtlosen Telegraphie erreicht werden können. Doch ist 
es heute schon in vielen Fällen nur mehr eine Geldfrage, welches 
der beiden Verkehrsmittel anzuwenden sei. Insbesondere sind 
es Verbindungen über das Meer, bei welchen die Kosten für 
eine Kabelverbindung eine Anlage in Rücksicht auf den zu er- 
wartenden Verkehr häufig unmöglich machen würden, während 
eine Anlage für drahtlose Telegraphie infolge ihres niedrigeren 
Preises eine Verbindung ermöglicht, welche sonst überhaupt 
ausgeschlossen ist. 

Island und Spitzbergen z. B. hätten nie darauf zu rechnen, 
durch ein Kabel in den Weltverkehr einbezogen zu werden, 
während die drahtlose Telegraphie eine solche Möglichkeit in 
greifbare Nähe gerückt hat. Ebenso scheint der Tag nicht ferne, 
an welchem der im Eise eingeschlossene Nordpolfahrer tägliche 
Nachrichten der Heimat zusenden kann. 



Verschiedene Anwendungen und Schlußfolgerungen. 365 

Anders liegt die Sache in dem Fall, daß ein genügender 
Verkehr die Anlage einer Kabelverbindung rechtfertigt. Obwohl 
ein Kabel unvergleichlich teuerer sich stellt als ein paar Stationen 
für drahtlose Telegraphie, so stellt es doch in der Regel nicht 
nur eine einzige sondern mehrere unabhängige Verbindungen 
zwischen den beiden Stationen her, wodurch eine 8— 10 fach 
höhere Leistungsfähigkeit gegenüber einer drahtlosen Verbindung 
erzielt wird. 

Zwar könnte die Leistungsfähigkeit einer drahtlosen Ver- 
bindung erhöht werden, wenn die Versuche des Mehrfach Verkehrs, 
wie sie im Laboratoriumsmaßstabe gelungen sein sollen, die An- 
wendbarkeit in der Praxis erweisen würden. In der Tat, wenn 
ein und dieselbe Station gleichzeitig mit derselben Sendevorrichtung 
10 verschiedene Nachrichten entsenden könnte, deren jede von 
einem besonderen Empfangsapparat in der Ankunftstation auf- 
genommen werden könnte, so wäre die Leistungsfähigkeit der 
Linie verzehnfacht. Die Lösung der Aufgabe, welche die Theorie 
möglich erscheinen läßt, zeigte sich jedoch in der Praxis derart 
schwierig, daß, was auch von gelungenen Versuchen des Doppel- 
verkehrs berichtet wurde, in praktischen Anlagen doch nur der 
Einfach verkehr zur Anwendung kam. 

Was wirklich in der Praxis vermittelst der Abstimmung 
bisher erreicht worden ist, beschränkt sich darauf, daß in der 
Nähe der äußersten Grenzen der Leistungsfähigkeit der Über^ 
tragung ein mit dem Sender abgestimmter Empfangsapparat die 
Zeichen besser aufnimmt als ein nicht abgestimmter. 

Das stimmt auch vollkommen mit den Erscheinungen der 
Akustik überein. Beobachtet man von der Ferne den Ton eines 
Instruments, bis die Entfernung derart ist, daß man das Instrument 
mit bloßem Ohre hören kann, so sind sämtliche Töne wahr- 
nehmbar. Entfernt man sich jedoch so weit, bis der Ton nicht 
mehr gehört wird, und hält nun einen Resonator ans Ohr, 
welcher imstande ist, einen bestimmten Ton zu verstärken, so 
wird man nur diesen einzigen Ton mit Leichtigkeit wahrnehmen. 

Hieraus geht hervor, daß zur Erzielung der Wirkungen der 
Resonanz es nicht genügt, die Töne der beiden Stationen gleich- 
zumachen, sondern, was viel schwieriger ist, die Stärke der 
Schwingungen der Übertragungsentfernung derart anzupassen, 
daß sie hinreicht, einen abgestimmten Empfänger noch zu er- 
regen, dagegen einen nicht abgestimmten unbeeinflußt zu lassen. 

In der Tat sehen wir in der Praxis auch in den neuesten 
und sorgfältigst ausgeführten Anlagen für drahtlose Telegraphie 



366 12. Kapitel. 

die verschiedenen Schwingungszahlen mehr zur Übertragung auf 
verschiedene Entfernungen als zum Mehrfachverkehr auf gleiche 
Entfernungen angewendet, weshalb beispielsweise die Dienst- 
ordnung für den drahtlosen Verkehr in Italien, trotzdem die 
einzelnen Stationen zwei verschiedene Schwingungszahlen zur 
Verfügung haben, eine Reihenfolge festsetzt, bei welcher gleich- 
zeitig nur eine einzige Übertragung zwischen den Schiffen unter 
sich und den Küstenstationen stattfinden kann. 

Wenn nun auch die großartigen Versuche Marconis die 
Möglichkeit des drahtlosen Verkehrs über den Ozean gezeigt 
haben, und so klar es ist, daß die enormen elektrischen Wellen, 
wie sie von den Stationen auf große Entfernungen ausgehen, 
den Verkehr auf kurze Entfernungen nicht stören, wie der Donner 
der Kanonen die Wahrnehmung einer musikalischen Melodie 
nicht hindert, so scheint es doch ausgeschlossen, daß die draht- 
lose Telegraphie der Kabeltelegraphie ernsthaft Abbruch tun 
oder gar sie ersetzen könnte. Daran ist festzuhalten, so sehr 
das Gegenteil wünschenswert wäre. In der Tat könnte ein Ersatz 
der Kabel durch drahtlose Verbindungen nur unter der Bedingung 
stattfinden, daß das neue Verfahren wesentliche wirtschaftliche 
und praktische Vorteile gegenüber dem alten aufwiese, und daß 
diese Vorteile den ungeheuren mit dem transatlantischen Verkehr 
verbundenen Interessen zugute kämen, im Vergleich zu welchen 
der Schaden, welchen einige Kapitalisten erlitten, verschwände. 

Bis jetzt hat allein die Marconi-Gesellschaft die Aufgabe 
der transatlantischen Verbindungen zu lösen versucht, welchem 
Beispiel, wie es scheint, die Gesellschaft de Forest zu folgen 
beabsichtigt. Wenigstens wird von einem Vertrag zwischen 
dieser Gesellschaft und der Regierung der Vereinigten Staaten 
berichtet, nach welchem New York mit Japan verbunden werden 
soll. Die Bemühungen beider Gesellschaften bilden jedoch 
vereinzelte Versuche von bisher noch zweifelhafter wirtschaft- 
licher Bedeutung, während der Hauptteil der von diesen und 
anderen Gesellschaften ausgeführten Anlagen sich ein viel be- 
scheideneres Feld gewählt hat, das aber sich in der Beschränkung 
auf kleine und mittlere Entfernungen von 100 — 500 km voraus- 
sichtlich bedeutend fruchtbarer erweisen wird. 

Unglücklicherweise entbrennt auf diesem Feld außer dem 
Kampf gegen die großen und zahlreichen täglichen Schwierig- 
keiten ein anderer zwischen den Interessen der einzelnen Ge- 
sellschaften, ein Kampf, welcher durch die besonderen Betriebs- 
bedingungen der drahtlosen Telegraphie verschärft wird. 



Verschiedene Anwendungen und Schlußfolgerungen. 367 

Hier handelt es sich nicht wie in anderen industriellen 
Unternehmungen um einen einfachen Wettbewerb, welcher die 
Höhe der Dividende bedroht, sondern um einen wahren Kampf 
Tims Dasein, insofern der Betrieb einer Gesellschaft den einer 
anderen in derselben Gegend nahezu völlig ausschließt. Auch 
wenn nicht die böswillige Absicht vorliegt, von einer Station 
aus die von einer anderen ausgehenden Nachrichten unleserUch 
2U machen, so macht die einfache gleichzeitige Entsendung 
aweier Depeschen von zwei benachbarten Stationen die Aufnahme 
an den zugehörigen Empfangsstationen sehr schwierig und 
liäufig unmöglich, wenn nicht besondere Übereinkommen zwischen 
•den rivalisierenden Gesellschaften getroffen werden. 

Eine Lösung ließe sich durch internationale Übereinkommen 
für die Ausübung des drahtlosen Nachrichtenverkebrs finden, 
^ine zu solchem Zweck in Berlin im August 1903 abgehaltene 
Konferenz führte nicht zum Ziele. Auch die diplomatischen 
Bemühungen in dieser Richtung blieben bisher erfolglos. 

Es begreift sich leicht, daß unter den eigentümlichen 
Arbeitsbedingungen, welchen die Ausübung der drahtlosen 
Telegraphie unterliegt, die großen Gesellschaften, in erster Linie 
<üe Marconi-Gesellschaft, den Versuch, ein Monopol zu schaffen, 
:gemacht haben. Bei der wachsenden Macht der konkurrierenden 
Gesellschaften und bei der Unterstützung, welche dieselben 
von den einzelnen Staaten erfahren, ist es heutzutage jedoch 
nicht mehr möglich, daß sich ein ausschließüches allgemeines 
Anwendungsrecht zugunsten irgendeiner der Gesellschaften ent- 
entwickeln könnte. 

Dagegen sind offenbar Teilmonopole denkbar. In Italien 
beispielsweise hat sich die Marconi-Gesellschaft ein Monopol 
zu schaffen gewußt, insofern die Dienstordnung des drahtlosen 
italienischen Netzes (S. 345) bestimmt, daß die Küstenstationen 
nur Nachrichten aufnehmen dürfen, welche von Schiffen her- 
rühren, die mit Marconi-Apparaten ausgerüstet sind. 

Auch in England hat das Marconi-System eine derartige 
Verbreitung gefunden, welche einem tatsächlichen Monopol 
gleichkommt. Um so mehr, wie es scheint, als die Bestimmung 
■durchgesetzt wurde, daß Konzessionen für neue Stationen nur 
unter der Bedingung statthaben können, daß die Konzessionäre 
den Nachweis liefern, daß ihr Betrieb den der bestehenden 
Stationen nicht stört, eine Auflage, welche bei dem gegen- 
wärtigen Stand der Dinge nichts weniger als leicht zu er- 
füllen ist.